Zum Inhalt der Seite

Tod im Turm

Der28. Fall Lord Sesshoumarus
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Heute schon, denn ich bin dann mal weg:)

Das letzte Kapitel, die Auflösung, kommt allerdings dann pünktlich am Sonntag, 21.6.... Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sakura

Wie konnte Kameko an einen Brief gelangen, den Yuudai vor Jahren an eine Frau hier im Haus schrieb?“

Sakura dachte hastig nach, wohl wissend, dass der Hundeprinz nicht die Geduld gepachtet hatte. Wenn diese Frau, die Adressatin, offenkundig hier im Schloss gelebt hatte – sonst hätte Yuudai sie kaum gekannt – musste Kameko in den letzten beiden Monaten an diesen Brief gekommen sein. Entweder, sie hatte alle Zimmer durchsucht in der Hoffnung etwas zu finden – sehr risikoreich, denn Diebstähle innerhalb eines Hauses wurden stets hart bestraft, und die Chance, dass jemand, gleich ob Mensch oder Dämon sie erblickte war enorm. Hatte sie nicht anders gekonnt? Es gab Menschen, denen war Diebstahl zu einer zweiten Natur geworden, sie hatte davon gehört. Oder aber, der Brief war Kameko bei ihrem Amt als Hausmeisterin in die Hände gefallen. Hm. Yuudai....„Anzu, Lord Sesshoumaru?“ Nein, das war keine direkte Antwort auf seine Frage und sie zuckte instinktiv zusammen als er sich umdrehte. Fast drei Meter Distanz boten bei einem Dämon seiner Kraft keinerlei Schutz.

Was um alles in der Welt wusste sie, dass er nicht wusste? Hielt sie ihn für einen Hellseher? Oder, schlimmer, war das einfach Allgemeinwissen unter allen weiblichen Wesen dieser minderen Art und er stände als töricht da, wüsste er das nicht? „Ich kenne den Namen nicht,“ gab er dennoch zu.

Natürlich nicht. Es handelte sich um menschliche Frauen. Sie musste ja froh sein, dass Seine Eisigkeit geruhte sich ihren Namen zu merken, ja, zu verwenden. „Äh, soweit ich weiß, Euer Lordschaft, ist Anzu die einzige Frau in Yuudais Alter, die in den vergangenen Wochen verstarb.“ Und die sie für die Beerdigung hergerichtet hatte. Ihr Lehrer war froh ihr diese Arbeit bei Menschen überlassen zu können.
 

Und jetzt? Der Hundeprinz hob die Rechte und betrachtete angelegentlich seine Krallen.
 

Nein, Geduld war seine Sache nicht. Und sie sollte aufpassen, wollte sie nicht wieder an der Wand landen oder Ärgeres: „Äh...ich bitte um Vergebung, ich nahm als selbstverständlich an, dass Euer Lordschaft die Regel im Schloss bekannt ist. - Wenn eine alleinstehende Frau stirbt, ordnet die jeweilige Hausmeisterin ihre Sachen, schickt sie unter Umständen an eine noch bekannte Verwandtschaft und räumt ansonsten das Zimmer frei. Dabei sichtet sie natürlich auch die Papiere.“

Damit war klar, wie Kameko an den Brief gekommen war, ihn gelesen hatte – und ihre letzte Chance erkannt hatte, koste es, was es wolle, und sei es auch durch ein Verbrechen wie Erpressung, doch noch an einen Ehemann zu gelangen. Hm. So wandte er sich wieder um und blickte aus dem Fenster. Er musste noch einmal gründlich seine Gedanken ordnen, die Aussagen aller durchgehen. Moment. „Die Yamamotos kamen in keinem Clan unter. Warum?“

Ach du je. Sie blickte lieber zu Boden: „Ich....das kann ich wiederum nur vermuten, Euer Lordschaft.“ Und Mutmaßungen wollte er eigentlich nicht, schon gleich nicht in dieser Gemütsverfassung.

Ihre Vermutungen waren aller Voraussicht nach näher an der Realität als seine, war sie doch ebenfalls ein Exemplar dieser enervierenden Spezies: „Ich höre.“

„Wenn Menschen ihren Clan verloren haben suchen sie nach einem anderen, der sie aufnimmt. Natürlich bemüht man sich dann sich in die neue Familie einzufügen, keine Fehler zu begehen und so dort auch bleiben zu können. Darum wunderte es mich auch...“ Halt, Sakura, keine persönliche Meinung, schön sachlich bleiben: „Ich meine, es fällt daher auf, dass es den beiden Yamamotos in all den Jahren nicht gelang irgendwo aufgenommen zu werden, sondern sie fortgesetzt weiter von Schloss zu Schloss zogen. Das kann nur bedeuten, dass es entweder zu wie auch immer gearteten Zwischenfällen kam oder Taro Yamamoto seine Schreibarbeiten nicht zur Zufriedenheit der Herren ausführte.“ Immerhin hatte der ja nur BEGONNEN Schreiber zu lernen, bei all den Schriftzeichen war das schwer. Und sie hatte bereits als Sechsjährige damit begonnen, ehe er Überfall auf ihr Dorf mit zehn alles ausgelöscht hatte, was sie bis dahin als Heimat kannte. Nun lernte sie bei Neigi.

Selbst Akimaru Mawashi, den er als mehr als weichherzigen Grundherrn kennengelernt hatte, war etwas aufgefallen und er hatte die beiden vermeintlichen Geschwister zur Überprüfung an Vater geschickt, ja. Aber laut Myouga machte Taro keinen Fehler, bislang zumindest. Logischerweise konnten die Zwischenfälle dann nur auf Kamekos Konto gehen. Vielleicht war sie mit ihrer Art nicht nur in diesem Schloss angeeckt, vielleicht hatte sie zu aufdringlich nach einem Ehemann gesucht, so dass sich der Eine oder die Andere beim jeweiligen Herrn beschwert hatten. Und da galt im Zweifel des Wort eines Clanmitglieds mehr als das eines Fremden.

Er unterbrach seine Gedanken, als er ein leises Knurren hörte. In der Tat. Sakura hatte den gesamten Tag seine Anweisungen befolgt und wohl seit dem Frühstück nichts mehr zu sich genommen. Immerhin fiel es ihm jetzt noch auf. Vater würde bei seiner Rückkehr sicher merken, dass sie Hunger oder Durst hatte, und ihm selbst das übel anrechnen. Zusätzlich zu Kamekos Tod. Nein, das brauchte er wirklich nicht. Ihm reichten noch seine letzten Bestrafungen oder eher natürlich Sonderaufgaben: „Du darfst gehen.“

„Danke, Euer Lordschaft.“ Sie verneigte sich höflich, ehe sie aufstand und das Arbeitszimmer des Fürsten verließ. Schade, dass sie heute keine Aufklärungsrede erhalten würde, was passiert war – aber immerhin konnte sie sich jetzt in der Küche versorgen und zu ihrem Lehrer gehen, der sicher auf sie wartete. Vielleicht erfuhr sie morgen, was los war, wenn der Herr zurückkehrte. Oder auch nie. Seine Lordschaft oder gar der Fürst war ihr schließlich keine Rechenschaft schuldig.
 

Sesshoumaru wandte sich erneut zum Fenster um.

Fakt war, dass Vater offenbar auf Mawashis Bitte hin diese beiden verdächtigen Yamamotos eingestellt hatte, um sie zu überprüfen. Tatsache war auch, dass Taro laut Myouga seine Aufgabe erledigte, unauffällig war, und in einem persönlichen Gespräch auch weder besonders intelligent noch mit krimineller Energie gesegnet wirkte. Da hatte seine Schwester mehr davon zu bieten. Die Idee mit dem angeblichen Ehepaar stammte ebenso von ihr wie der Versuch sich in Schlössern einen möglichst reichen Ehemann zu angeln. Sie hatte überdies einen nicht an sie gerichteten Brief unterschlagen und versucht Yuudai zu einer Heirat zu erpressen, in der sie offenkundig ihre letzte Chance sah doch noch zu einem Clan zu gehören. Mit fortschreitendem Alter war sie wohl immer nachdrücklicher und verzweifelter geworden. Nachdem Yuudai den Brief gegessen hatte, hatte sie nichts in der Hand, und sie musste begriffen haben, dass sie nicht nur keinen anderen Mann hier finden würde, sondern auch in ihrem an sich angesehenen Amt als Hausmeisterin nicht unbedingt erfolgreich war. Allein, verzweifelt im alten Turm beging sie Selbstmord.

Soweit so gut.

Nach Neigis Aussage war ein Selbstmord mit diesem Stichkanal bei Frauen selten - aber nicht unmöglich.

Die Frage war nur, wollte ein Mörder, dass die Sache so gesehen wurde?

Yuudai, zum Beispiel, der als Erpressungsopfer sie ganz sicher nicht mochte? Eine der anderen menschlichen Frauen, die sie verärgert hatte? Nicht zuletzt Chiyoko Ito?

Nein, suche nicht das Warum, suche das WIE. Wenn ein Mord, gleich auf welche Art auch immer, unmöglich war, musste es Selbstmord gewesen sein. Er selbst wäre soweit aus der Sache heraus und höchstens die Krieger, die das Opfer nicht durchsucht hatten, hatten einen Tadel des Herrn aller Hunde zu befürchten.
 

Der alte Turm war immer verschlossen. Yuudai, aber auch Shinichi und Yoshiku hatten in getrennten Verhören versichert, dass der Riegel vorlag und das Schloss zu war, als sie mit Kameko ankamen. Der Hausmeister schloss auf und der Riegel wurde weggenommen. Unmöglich, dass sich jemand zuvor darin verstecken konnte. Dann ging Yuudai zurück zum Schloss, nachdem er das Licht angezündet hatte und die beiden Krieger legten den Riegel vor und hielten Wache. Als sie erneut den Riegel wegnahmen, fanden sie die Tote. Es gab keinen anderen Weg hinein in den Turm, selbst der unbequeme Weg durch die Latrine war mit Spitzen und Bannkreisen abgesichert. Ein Geheimgang war auszuschließen, schon, weil Vater dort Geiseln unterbrachte und denen ganz sicher keine Gelegenheit zum Verschwinden liefern wollte.

Nun, wie er es drehte und wendete: alles sprach für Selbstmord, inklusive der Tatsache, dass die Krieger sie nicht durchsucht hatten und es schon in ihrer Eigenschaft als Hausmeisterin möglich war, dass sie stets wie ein Beamter solch ein Messer zum Öffnen von Briefen bei sich trug.

Zu allem Überfluss hatte ER ja das Urteil über Kameko gesprochen und das hatte niemand vorhersehen können, geschweige denn, dass er sie in den alten Turm schickte.

Nun gut. Niemand, und schon gar nicht sein verehrter Vater, sollte ihm Nachlässigkeit unterstellen können. Er musste alles noch einmal durchgehen, dann konnte er morgen früh Vater Bericht erstatten und alles war in Ordnung.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wir nehmen also mal die bequeme Lösung. Wie...menschlich Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kerstin-san
2020-05-10T13:43:26+00:00 10.05.2020 15:43
Hallo,
 
also entweder Selbstmord oder Taro wars, der eine günstige Gelegeneheit sah seine dominante Schwester loszuwerden und zu verhindern, dass sie demnächst wieder zum nächsten Schloss ziehen müssen. Da ich nur so gar keine Möglichkeit sehe, wie er in den Turm reingekommen sein soll, da seine Eisigkeit meine Geheimgangtheorie ja schon verworfen hat und selbst ein Täter, der sich vorab im Turm in einem anderen Zimmer versteckt hat, selber keine Möglichkeit mehr gehabt hätte nach dem Mord unbemerkt herauszukommen (außer er stürzt sich durch die mit Stacheln bewachsene Latrine herab) und Sesshoumaru ja festgestellt hat, dass Taro ihn nicht angelogen hat, als er ihm versicherte, dass er nicht der Mörder wäre, muss ich wohl oder übel bei der Selbstmordtheorie bleiben. Ich hab zwar keine wirkliche Idee warum sie sich getötet haben sollte (außer sie hat dadrin irgendwie Panik vor ihren eingebildeten Gespenstern bekommen und statt an die Vordertür zu klopfen und die Wachen zum aufmachen zu bewegen, hat sie sich in ihrer Panik selbst erstochen), aber na ja. Bin sehr gespannt, wie es wirklich war :)
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Minerva_Noctua
2015-10-15T10:07:35+00:00 15.10.2015 12:07
Eigentlich hat Taro das beste Motiv.
Er sagte, er könne jederzeit jemanden heiraten. Er hat eine Arbeit, auch wenn er sich nicht hervortut.
Kameko war die dominante und u.U. nich gerade diplomatisch, wenn es darum ging ihren Willen durchzusetzen.
Sie scheint alle vorherigen Versuche sesshaft zu werden, ruiniert zu haben.
Nur dieses eine Mal scheint alles gut zu laufen. Sie wurde dem Herrn der Hunde empfohlen.
Und gerade wo alles so schön ist, verkackt es die Schwester (schon wieder) und Taro hängt mit drin und droht alles zu verlieren.
Klar, man soll nicht nach dem Warum suchen...
Jetzt stand da etwas von Bannkreisen, aber vielleicht könnte man das Messer ja durch die Latrine hochwerfen und eine Nachricht daran befestigen, die Kameko dazu zwingt Selbstmord zu begehen.
Problem ist, dass die Hunde nicht weit davon bewachten und trotz ihres Unmutes eigentlich gehört haben müssten, wenn jemand unter der Latrine herumkraxelt und Messer wirft.
Es wird wohl einen Grund haben, warum keine Youkai befragt wurden. Und Kameko schien Lichtjahre von der Erkenntnis, dass sie für sich und ihren Bruder Sch...e gebaut hat, entfernt, sodass ich mir einen plötzlichen Sinneswandel schlecht vorstellen kann.
Ja, vielleicht hatte sie das Messer bei sich, aber zumindest eingeredet hat man ihr doch den Tod.
... ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis und bete für Sakura...

Liebe Grüße,

Minerva
Von:  Flecki49
2015-06-12T18:16:22+00:00 12.06.2015 20:16
Ich bin immer noch der Meinung, das es yori war... kann aber wirklich nicht sagen, weshalb dem so ist.
Interessant... gab es eine Möglichkeit für einen Menschen, die beiden Wachen gleichzeitig so abzulenken, das man hineingehen und die Tat vollbringen konnte? Eher unwahrscheinlich... und außerdem saß sie, wenn ich micht recht erinnere, mit dem Rücken zur Tür in den Flur, also bleibt die Latrine der einzige Aus und Eingang...
Hm. Mysteriös!
Und ein Stück von Sakuras Vergangenheit! Oder hatte ich das einfach nur vergessen? ich wills nicht ausschließen...
Jetzt bin ich aber mal gespannt, was das so gibt^^
Liebe Grüße!
Flecki^^
Antwort von:  Hotepneith
12.06.2015 20:20
Danke, ja Sakuras Vergangenheit kam ja im ersten Krimi zum Tragen.
Mal sehen, was der Herr Detektiv im nächsten Kapitel von sich gibt und wie sein Papa darauf reagieren wird...
Der kommt ja nach Hause.

bye

hotep
Von:  Mimiteh
2015-06-12T17:35:57+00:00 12.06.2015 19:35
Vorsicht, Hotepneith, den Kommentar dürfte Sessy als böse Beleidigung auffassen^^
Vor allem, wo er LEICHT angenervt ist.
Ist aber auch kein Wunder. Er ist zwar wieder bei seiner gewohnten Suche nach dem WIE angekommen, aber viel weiter sind wir nicht und es scheint keine andere Schlussfolgerung in Sicht... oder?
Man sei gespannt aufs nächste Kapitel. Ob Sakura dann bei der Auflösung dabei sein darf?
Antwort von:  Hotepneith
12.06.2015 20:19
Ich erzähle es nciht weiter...
Sakura darf bei der Auflösung nicht dabei sein, warum wird dann schon klar werden...

bye

hotep

Von: abgemeldet
2015-06-11T20:53:52+00:00 11.06.2015 22:53
Eine neue Idee kam mir noch nicht, außer dass Taro vielleicht Anzu mochte? Die war ledig und Kamekos Tat könnte sie besudelt haben ... das, was der Stichkanal sagt, war die Größe des Täters/Täterin. Und Kameko brachte offenbar das Mordinstrument selbst in ihr Verlies (ein wenig gemein, erst stiehlt sie den Brief, dann der Brieföffner ...).
Also, ich bleibe dabei, und glaube Kameko hat finanziell etwas verschwurbelt, was Taro aufgrund mangelnder Fertigkeit nicht zu verbergen vermochte. Hinzu kommt bestimmt noch Chidori, Anzu und etwas, was Yuudais Weigerung zur Ehe anstachelte. Selbstmord? Nein, nein, nein. Kameko konnte davon ausgehen, nicht geheiratet zu werden, doch sie hatte einen ausreichend bezahlten Unterhalt. Das ist nicht das, was sie an Lebensstandard wollte, aber besser als ohne Arbeit und ohne Clan!
Und die Latrine fällt als Zugang aus? Hm. Waren es zwei Mörder?

Ich lese das später noch einmal in einem Rutsch.
Von:  DuchessOfBoredom
2015-06-11T18:57:40+00:00 11.06.2015 20:57
Ja, nach dem Motiv zu fragen, ist bei diesem Fall wirklich besonders verlockend...
Wenn Zeit ist, werde ich es Sesshoumaru gleichtun und auch alles noch mal durchgehen...vielleicht komme ich ja mal auf die Lösung - ich habe die letzten Krimis ja eher durchkonsumiert, als dass ich wirklich mitgeraten hätte... ich könnte es ja mal wieder versuchen ;)

Ich bin schon auf die Auflösung gespannt,
LG,
die killerniete
Antwort von:  Hotepneith
11.06.2015 21:00
Danke. Ich bin neugierig.
Unddu hast mitkommenteiert, daraus schleisse ich auch mitraten...

bye

hotep


Zurück