[04] - »Warten.«
Krankenhäuser mochte sie nie. Dasselbe galt für nächtliche Anrufe. In Kombination ergaben beide ihr persönliches Worst-Case-Szenario. Zweimal hatte es seinen Tribut eingefordert.
Nun, mit 24, befand Nami sich neuerlich in ihrem Alptraum. Wartend in einem leeren, drückenden Wartesaal, der kleiner wurde je länger sie hier ausharrte. Im Ticken der Uhr wippten ihre Fußballen. Eine unkontrollierte Bewegung gegen die sie machtlos war.
Die Angst stand hinter ihr, schloss sie in eine lieblose Umarmung. Sekunden lag ihre Handflache an ihrer Brust, nahm das stark schmerzende Herz wahr. Hoffend das Gefühl würde versiegen bohrten sich ihre Fingernägel in die Haut. Nichts half, nichts ließ sie aufwachen.
Die letzte Zwischenmeldung erhielt so vor ungefähr einer Stunde. Keine Nachrichten galten aus gute, richtig? Der Tod durfte seine Trumpfkarte kein weiteres Mal ausspielen. Warum hatten sie diesen Streit angefangen? Eine Lappalie, grundlos hochgepusht. Was, wenn das die letzten Worte zueinander waren?
Wie abermals zuvor verbarg Nami das Gesicht in den Handflächen, unterdrückte die Tränen, das Schluchzen. Seit sie hier war, gingen sie in Lauerstellung. Alle möglichen Szenarien schossen ihr durch den Kopf, die den Unfall gar verhindert hätten, aber am Ende brachten sie nichts. Es war geschehen. Wenn und Abers taten nichts zur Sache.
Eine Hand legte sich auf ihren Rücken, strich sanfte Kreise. Mehrmals blinzelte Nami, erwachte aus ihrer Gedankenwelt, die sie allmählich zu ersticken drohte. Kaum merklich neigte sie den Kopf, fand das Augenpaar ihrer Begleitung. Nachdem sie den Anruf erhalten hatte, wusste sie, dass sie nicht in der Lage war alleine hierher zu kommen. Dafür war die Angst vor dem Verlust eines weiteren geliebten Menschen wahrlich groß. Wie in Trance hatten ihre Finger die Nummer des einzigen Menschen gewählt den sie in solch einer Situation an ihrer Seite wollte, akzeptierte: Robin.
Vier Worte reichten aus und Robin brachte sie hierher, wartete mit ihr, wenngleich Nami die Anwesenheit der anderen oftmals ausblendete.
Flehend suchte sie in den blauen Augen nach der einen, hilfreichen Antwort, die ihr die Angst nahm, ihr sagte, alles ginge gut aus. Doch blieb ihr diese verwehrt. Abwarten war die einzige Option. Kraftlos sackte sie gegen den Körper der Schwarzhaarigen. Die Nacht war noch lange nicht durchgestanden und der Ausgang ungewiss.