Zum Inhalt der Seite

Paraplegia

querschnittsgelähmter Held
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Frage

Katsuya erwachte in seinem Zimmer und war einen Moment lang völlig desorientiert. Er starrte minutenlang fast regungslos an die Zimmerdecke und versuchte zu ergründen, wo er sich eigentlich befand und was passiert war. Bis ihm einfiel, dass er unten im Labor gewesen war und die Ärzte diesen Test mit dem Mikrochip und den elektrischen Impulsen an ihm durchgeführt hatten. Kaiba war da gewesen. Er hatte ihn nicht gesehen, aber dumpf seine Stimme gehört. Kaiba hatte die Ärzte darauf hingewiesen, dass Katsuya keine Luft bekam, die elektrischen Impulse hatten aufgehört und dann musste er wohl das Bewusstsein verloren haben und irgendwer hatte ihn wohl zurück in sein Zimmer gebracht.
 

Katsuya schaute sich im Zimmer um. Ja. Das war definitiv das Gästezimmer, das Kaiba für ihn vorgesehen hatte, das mit dem behindertengerechten Badezimmer. Sein Rollstuhl stand neben dem Bett, die Vorhänge waren zugezogen und im Zimmer war es nur leicht dämmrig. Eine genaue Uhrzeit war also nicht auszumachen. Wie spät mochte es sein? Katsuya suchte nach einer Uhr, aber auf seinem Nachtschränkchen stand kein Wecker oder ähnliches und eine Armbanduhr trug er nicht. Sein Handy musste irgendwo in seiner Jackentasche sein und die Jacke hing an der Tür an einem Garderobenständer. Katsuya hätte sich aus seinem Bett in den Rollstuhl quälen müssen, um dorthin zu gelangen und dafür fühlte er sich momentan nicht in der Lage.
 

Noch immer dröhnte es in seinem Kopf und er konnte einen dumpfen Schmerz in seinem oberen Rücken spüren, seine Finger hatten aufgehört zu kribbeln und auch seine Atmung lief wieder regelmäßig, aber Katsuya war definitiv erschöpft von diesem ersten Test. Aber er war noch mehr verwirrt. Verwirrt aufgrund der Tatsache, dass er sich nicht erklären konnte, warum Kaiba beim Test dabei sein wollte. Das hatte er so nicht erwartet. Wollte Kaiba wirklich nur nach dem Rechten sehen, weil er befürchtete, die Ärzte könnten es mal wieder übertreiben? Oder steckte da mehr dahinter?
 

Hatte er sich Sorgen gemacht? Er hörte sich nicht besorgt an, viel eher machte er eine überaus sachliche Feststellung darüber, dass der Patient keine Luft bekam, um überhaupt schreien zu können. Fakt war allerdings, dass Katsuya ihm aufgrund dessen vermutlich das Leben verdankte, den Ärzten wäre Katsuyas Atemnot wahrscheinlich gar nicht rechtzeitig aufgefallen, da sie viel mehr damit beschäftigt waren, auf Katsuyas Beine oder auf den Monitor des Impulsgerätes zu starren.
 

Die Frage, warum Kaiba letztendlich unten im Labor gewesen war, blieb für Katsuya dennoch unbeantwortet, aber er würde fürs erste vermutlich einfach die Erklärung akzeptieren, die dieser den beiden Ärzten gegeben hatte. Und dennoch, Katsuya war Kaiba erneut dankbar und auch wenn er diese Dankbarkeit gegenüber Kaiba nicht in Worten oder Taten ausdrücken würde, es blieb eine Tatsache, die Katsuya mürrisch die Stirn runzeln ließ.
 

Seit wann war er Kaiba für irgendetwas dankbar? Kaiba war immer ein rotes Tuch für Katsuya gewesen. Was lief hier plötzlich schief? Was war jetzt auf einmal anders? Warum ließ er es zu, dass Kaiba ihn so in der Hand hatte? Warum hatte er ohne zu zögern Kaibas Angebot angenommen, ohne es irgendwie zu hinterfragen und ohne irgendwelche Absicherungen zu haben? Warum hatte er sich völlig ausgeliefert? War es wirklich nur aufgrund der winzigen Chance, wieder laufen zu können? Oder war da noch ein Grund? War es vielleicht die Tatsache, dass Kaiba ihn nicht anders behandelte, als sonst auch? War es, weil Kaiba keinerlei Mitleid für Katsuyas Situation zeigte? Sich noch nicht einmal die Mühe machte, Mitleid zu heucheln?
 

Katsuya wollte kein Mitleid, wollte nicht, dass sich jemand um ihn sorgte, es machte ihn krank und schwach. Es trieb ihm regelmäßig die Tränen in die Augen, wenn er an die mitleidigen Blicke von Yuugi, Anzu und Hiroto dachte und es machte ihn wütend, wenn er sich den schuldbewussten Blick seines Vaters und die stinkfreundliche Stimme seiner Mutter ins Gedächtnis zurückrief. Und er fühlte sich elend, wenn er an die Aufopferungsbereitschaft seiner kleinen Schwester Shizuka zurückdachte. Selbst der schüchterne Blick von Mokuba am Frühstückstisch war Katsuya zu viel.
 

Kaiba war anders. Er zeigte kein Mitleid, weder echtes, noch geheucheltes. Er sorgte sich auch nicht um Katsuya, zumindest hatte Katsuya nicht den Eindruck, dass Kaiba das tat. Er sorgte sich vielleicht höchstens darum, dass Katsuya als Testobjekt unbrauchbar wurde und er sich ein neues Versuchskaninchen suchen müsste oder in diesem Fall einen Versuchsköter. Katsuya hatte das Gefühl, dass es Kaiba völlig egal war, ob Katsuya nun im Rollstuhl saß oder nicht. An dessen Verhalten hatte sich insofern nur etwas geändert, dass er nun für Kaiba in gewisser Weise nützlich war, aber mehr auch nicht.
 

Katsuya war in Kaibas Augen vom nutzlosen Köter zum nützlichen Köter aufgestiegen, das war alles. Aber vielleicht war genau das ja der Grund, warum Katsuya sich so bereitwillig dazu entschlossen hatte, quasi sein Leben in Kaibas Hände zu legen. Er war für Kaiba auf einmal wichtig. Zumindest wichtiger als zuvor. Er war für Kaiba mehr als nur ein Dorn im Auge. Mehr als nur ein unwichtiger Loser. Mehr als nur ein unterbelichteter Idiot. Mehr als ein überdurchschnittlich schlechter Duellant. Mehr als ein dreckiger Straßenköter.
 

Er war für Kaiba nun Patient K., ein wichtiges Testobjekt, das er brauchte. Katsuya hatte die Worte deutlich vernommen.
 

‚wir brauchen ihn noch‘
 

Kaiba hatte nicht gesagt, dass er Katsuya brauchte, sondern wir, aber für Katsuya spielte es keine Rolle. Er wurde noch immer gebraucht. Trotz seiner Behinderung war er noch immer nützlich, er war nicht unbrauchbar, nicht völlig nutzlos. Der Gedanke daran brachte Katsuya zum Lächeln.
 

Und die Frage, warum Kaiba sich so wie immer verhielt, warum sich sein Verhalten ihm gegenüber absolut nicht verändert hatte, wurde von Katsuya in den Hintergrund gedrängt. Es war egal, warum Kaiba so war wie er war. Solange er es weiterhin blieb. Solange er weiterhin daran festhielt, Katsuya als nützlich einzustufen, anstatt als nutzlos.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Herzloser
2015-05-25T02:55:36+00:00 25.05.2015 04:55
Joey ist irgendwie weniger "Puppig" wie vorher. Man kann sich gut in ihn hinein versetzen, finde ich. Bin gespannt wie es weiter geht :3
Von:  Lunata79
2015-05-23T16:18:02+00:00 23.05.2015 18:18
Na, der muss ja wirklich unter starken Depris leiden, wenn er sich als nutzlos sieht. *kopfschüttel*


Zurück