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Paraplegia

querschnittsgelähmter Held
von

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Das Labor

Die Ärzte brachten Katsuya zum Fahrstuhl und fuhren mit ihm in den Keller der Villa, wo sich ein riesiges unterirdisches Labor befand. Katsuya hatte darum gebeten, Noah sehen zu dürfen, damit er sich ein Bild davon machen konnte, was hier eigentlich auf dem Spiel stand und wofür Kaiba ihn so dringend brauchte. Er wurde durch eine große Eisentür geschoben, die sich nur mit Hilfe einer Zahlenkombination auf einer Schalttafel und einer elektronischen Chipkarte öffnen ließ. Der Anblick, der sich Katsuya bot, war erschütternd.

Noah, oder dessen seelenloser Körper, wie Katsuya sich selbst berichtigte, lag in einer Art Kapsel, die mit einer merkwürdigen Flüssigkeit gefüllt war, in der Sauerstoffblasen aufstiegen. Etliche Kabel und Schläuche schienen aus dem kleinen und vollkommen nackten Körper zu ragen, ebenso liefen Kabel und Schläuche aus der Kapsel heraus und zu etlichen elektronischen Geräten, an denen zwei Mitarbeiter saßen, die anscheinend die Vitalwerte von Noahs Körper überprüften.

Katsuya erinnerte sich an den Noah, den er in der virtuellen Welt kennengelernt hatte und es fiel ihm schwer, diesen verzogenen, arroganten Bengel mit diesem bemitleidenswerten, hilflosen Jungen in Einklang zu bringen. Die Tatsache, dass sich Noah am Ende selbst in dieser virtuellen Welt geopfert hatte, um Gozaburo, seinen eigenen Vater, endgültig aufzuhalten, machte es Katsuya jedoch leichter, seinen aufkommenden Zorn zu verdrängen und stattdessen das Mitleid zuzulassen, das er gerade empfand.

Er fuhr selbstständig mit seinem Rollstuhl nah an die Kapsel mit Noahs Körper heran, darauf bedacht, dass er keine Schläuche oder Kabel beschädigte und legte seine rechte Hand auf das dicke Sicherheitsglas der Kapsel. Und er dachte an das kleine Mädchen, das er aus dem brennenden Haus gerettet hatte und das ungefähr so alt war wie Noah, der sich in diesem beinahe leblosen Zustand befand. Für das Mädchen, das er nicht einmal gekannt hatte, hatte er seine Beine aufs Spiel gesetzt, um es zu retten. Und jetzt würde er vermutlich auch den Rest seines Körpers aufs Spiel setzten, um Noah eine zweite Chance zu geben und gleichzeitig sich selbst zu heilen.
 

Vielleicht war er selbst als querschnittsgelähmter Held noch zu etwas nütze, vielleicht konnte er auch mit diesem an den Rollstuhl gefesselten Körper jemanden retten und selbst wenn die Experimente an ihm selbst keinen direkten Erfolg hatten, reichten sie vielleicht, um den beiden Ärzten, die Katsuya still beobachteten, die Möglichkeit zu geben, Noah aus diesem leblosen Zustand zu holen. Auch wenn er selbst dabei vermutlich drauf ging, wäre es ihm wert, um diesem bemitleidenswerten, hilflosen Jungen eine neue Chance auf ein Leben zu geben.
 

Katsuya seufzte leise, schob sich ein Stück von der Kapsel weg, drehte seinen Rollstuhl und fuhr zurück zu den Ärzten, die in der Nähe der großen Eisentür stehen geblieben waren.
 

„Danke, dass Sie mir die Möglichkeit dazu gegeben haben, ihn zu sehen. Das macht es mir leichter, mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren. Wie Kaiba bereits sagte: Tun Sie was nötig ist. Egal was.“, sagte er, fuhr an den beiden Ärzten vorbei und hinaus in den Gang.
 

Dr. Shamal warf einen herausfordernden Blick auf Dr. Akari, der diesen Blick mit einem kalten Lächeln erwiderte.
 

„Ein interessanter Patient.“, meinte er kühl, worauf Dr. Shamal zustimmend nickte.
 

„Ich kann verstehen, warum Mr. Kaiba ausgerechnet ihn ausgesucht hat. Selbst in diesem mehr oder weniger hilflosen Zustand denkt er nicht an sich selbst zuerst. Mr. Kaiba muss davon gewusst haben, von dieser Aufopferungsbereitschaft.“, erwiderte er, Dr. Akari zuckte beiläufig mit den Schultern.
 

„Aufopferungsbereitschaft in allen Ehren, aber in seinem Fall ist es einfach nur töricht und bemitleidenswert. Als hätte er mit seiner Fähigkeit auf seinen eigenen Beinen zu stehen auch jeglichen Lebenssinn verloren.“, stellte er klar.
 

Dr. Shamal warf einen Blick auf Katsuya, der mit seinem Rollstuhl mitten im Gang stehen geblieben war und sich nicht mehr zu rühren schien, als wäre ihm egal was jetzt mit ihm passierte.
 

„Vielleicht hat er das ja, Dr. Akari. Was wir hier sehen, ist mit Sicherheit nicht der junge Mann, den Mr. Kaiba einmal gekannt hatte. Das hier ist nur noch eine leere Hülle, wie unser Patient A. dort hinten in der Kapsel.“, sagte er, Dr. Akari runzelte die Stirn.
 

„Warum eigentlich Patient A.? Heißt der Junge nicht Noah?“, fragte er, Dr. Shamal lachte leise.
 

„Der Name war Mr. Kaibas Idee. Er bestand auf das A. für Arche Noah.“, erwiderte er und ging nun endlich in Richtung Katsuya, der sich noch immer nicht vom Fleck bewegt hatte.
 

Dr. Akari stand noch etwas unschlüssig im Labor, warf einen Blick zurück zu dem leblosen Körper des Jungen, den er retten wollte und ging dann entschlossen durch die Eisentür zurück in den Gang.
 

„Arche Noah also, unpassender Name für dieses Projekt. Andererseits überaus passend, wenn Mr. Kaiba gedenkt, nur seine Familie zu retten.“, murmelte er kopfschüttelnd und folgte Dr. Shamal, der Katsuya gerade durch eine andere kleinere Eisentür in ein anderes Labor schob.
 

Katsuya selbst bekam von der Unterhaltung der beiden Ärzte nichts mit, er starrte nur mit leerem Blick vor sich her und ließ sich von Dr. Shamal zu einer Krankenliege fahren. Er ließ es sogar zu, dass der Arzt ihn aus dem Rollstuhl hob, um ihn auf der Liege abzulegen. Selbst als der Arzt damit begann, Katsuya fast vollständig zu entkleiden, rührte er sich nicht. Katsuya hatte einen Entschluss gefasst und nichts konnte ihn mehr von diesem Entschluss abbringen. Sein eigenes Leben war ihm gleichgültig geworden, aber wenn er mit seinem Leben noch das Leben eines kleinen Jungen retten konnte, so würde er das tun.
 

Und das Einzige, was er noch vor Augen hatte, war, wie sich der kleine Mund von Noah zu einem ‚Danke, starker Held‘ verformen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Kemet
2015-04-18T22:33:20+00:00 19.04.2015 00:33
Das ist nicht Katsuya! Dieser würde kämpfen, egal wie scher es wird und sich mit aller Macht gegen dieses Schicksal stemmen! Nein, es ist doch Katsuya. Irgendwo wird dieser Funke zu finden sein, dessen bin ich mir sicher.
Was mir seltsam vor kommt ist, dass die Ärzte seltsam betont von ihren Patienten sprechen, wenn es denn als solches zu betrachten ist. Versuchskaninchen trifft es eher. Auch denke ich nicht, dass Kaiba ihn einfach verrecken lassen würde... Nein... Jetzt vielleicht noch, aber nein... *grübel*
Der Name 'Arche Noah' passt sehr wohl. Im Grunde ist momentan der leblose Körper Noahs wie eine Hülle - ein Schiff - zu verstehen; Eine spätere Zuflucht für die Seele.

Wie dem auch sei, ich freue mich auf das nächste Chapter.

LG
Von:  Onlyknow3
2015-04-18T19:16:34+00:00 18.04.2015 21:16
Wenn Seto wirklich weiß wie Joey vor seinem Unfall war, dann wird er verhindern das Joey ernstlich Schaden nimmt bei den Test die die Ärzte vornehmen. Auch wird er nicht wollen das Joey sich einfach aufgibt, sondern weiter Kämpft.
Mach weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Lunata79
2015-04-18T19:12:35+00:00 18.04.2015 21:12
Das ist wirklich schlimm.
Katsuya hat sich echt selbst aufgegeben.
Da weiß man echt nicht, was man schreiben soll. Ich bin fassungslos.
Bin gespannt, wies weitergeht.

Lg
Lunata79


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