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Comatose

Sasori x Deidara/Deidara x Sasori
von

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Prolog

Sasoris Körper wurde von einem gewaltigen Stoß erfasst, während seine Ohren von berstenden Geräuschen erfüllt wurden, sodass es ihm erschien, als würde sein Kopf explodieren. Helle Lichtblitze tanzten vor seinen Augen, bevor alles in Dunkelheit getaucht wurde. Ein pochender Schmerz durchfuhr ihn, immer und immer wieder, auch wenn es um ihn herum ganz still geworden war. Die frische Abendluft roch nun ganz anders als zuvor. Ölig, schwer und ein eiserner Geschmack lag in seinem Mund. Nur ein leises gleichmäßiges Knistern begleitete die Stille, die nach einer gefühlten Ewigkeit urplötzlich von einer Sirene, dann von hektischen Stimmengewirr und Gebrülle zerrissen wurde. Müde wollte er seine Augen öffnen, was ihm allerdings nicht gelang. Jemand berührte seine schmerzende Schulter, ehe er vollkommen das Bewusstsein verlor.
 

„Schnell, schnell, schnell! Ist der zweite OP frei? Bringt ihn dort hin!“

Das war alles, was er hörte, wobei es sich so anfühlte, als würde er diese Welt bereits verlassen wollen und er fragte sich, wo seine Eltern überhaupt waren. Im Dunklen konnte er nichts erkennen, zumal er sich nicht daran erinnerte, was überhaupt geschehen war. War er nicht woanders gewesen? Hatte er nicht in dem Auto seines Vaters gesessen? Wieso lag er also in einem Bett?

Je mehr Momente verstrichen, desto leichter fühlte sich Sasori und dann sah er auf einmal dieses Licht hinter seinen geschlossenen Augen, welches ihn regelrecht blendete, sodass ihm warm wurde. Er zuckte zusammen, woraufhin ihm jedoch bewusst wurde, dass er sich urplötzlich an einen anderen Ort befand. Der Sand unter seinen nackten Füßen fühlte sich ungewohnt an.

„Und? Was ist dein Traum? Was möchtest du einmal werden, wenn du groß bist?“

Von irgendwoher drang die sanfte Stimme einer Frau zu ihm. Sasori konnte sich das Lächeln auf ihren Lippen bildlich vorstellen, aber als er in ihre Richtung schaute, erschien es, als hätte sie kein Gesicht. Doch noch bevor er darüber nachdenken konnte, griff jemand nach seiner Hand. Er spürte, die zierlichen warmen Finger, an denen Sand klebte.

„Ich will Sasori-kuns Braut werden!“, antwortete eine piepsige Mädchenstimme, woraufhin er neben sich blickte, aber auch dort stand nur eine gesichtslose kleine Gestalt mit honigblonden Haar, das straff nach hinten gebunden war. Ein gerader Pony, sowie zwei lange Haarsträhnen umrandeten ihr Gesicht, welches nur sehr langsam eine andere Form annahm bis ihm endlich zwei tiefblaue Augen voller Entschlossenheit entgegen blinzelten.

„Du willst Sasori-kun heiraten?“, wiederholte die erwachsene Frauenstimme und das Mädchen nickte, wobei sich der Griff an seiner Hand verfestigte.

„Ja! Ich liebe~ Sasori-kun! Ich liebe ihn noch viel~ doller als Mamas Essen und Omas Kekse!“

Erst jetzt bemerkte er, dass seine Hand ebenfalls klein und zierlich war. Es war nicht viel mehr als eine Kinderhand, weshalb er das Mädchen erschrocken losließ. Was ging hier vor? Wo war er?

„Sasori-kun!“

Ohne Verwarnung brach das hübsche Mädchen in Tränen aus. Seine Umgebung verschwamm und der Sandkasten, in dem er gestanden hatte, verschwand ebenfalls.

„Sasori-kun... Er ist der letzte Teil meiner Familie, der mir geblieben ist!“

Die Mädchenstimme hatte sich verändert. Sie war auf einmal alt geworden, während im Hintergrund ein monotones Piepen erklang.

„Ihr Enkel wird wohl nie wieder aufwachen. Man sagt doch, je länger jemand im Koma liegt, desto unrealistischer wird es, dass sie jemals wieder zurückkommen. Tun Sie sich und ihm einen Gefallen und lassen Sie die Ärzte die Maschinen abschalten. Das, was er dort hat, ist doch kein Leben. Er hätte genau, wie seine Eltern bei diesem Unfall damals sterben sollen.“

„Aber!?“

Eine Tür wurde geknallt und Sasori verstand immer noch nicht, was um ihn herum passierte. Träumte er? Bisher hatte er noch nie so seltsame Träume gehabt, weshalb es nun wohl endlich Zeit war wieder aufzuwachen. Immer noch müde schlug er deshalb seine Augen auf und blickte zur Zimmerdecke, die ihn mit ungewohnt kunstvollen Verzierungen begrüßte; neben seinem Bett wachten seltsame Maschinen. Er wusste nicht wo er war, aber er erkannte, dass er sich nicht in seinem Zimmer befand und er fühlte sich zu schwach, um herauszufinden, wo er wirklich war. In seinen Gedanken hing dabei immer noch dieses Bild des blonden Mädchens, welches ihm nun, im Nachhinein, irgendwie bekannt vorkam. Woher kannte er dieses hübsche Gesicht?

Kraftlos glitt er mit einer Hand über die steril-weiße Bettdecke. Die Nadel einer Infusion steckte in seinem Arm und nach und nach wurden ihm noch die anderen Schläuche bewusst. An seinem Hals, an seinem Bauch. Sie waren überall und gerade, als er sich einen dieser seltsamen Störenfriede herausziehen wollte, wurde die Zimmertür geöffnet. Ein faltiges Gesicht tauchte dahinter auf, welches er bisher nur auf einigen Bildern bei seinen Eltern gesehen hatte.

„Großmutter?“, murmelte der Rotschopf tonlos.

„Sasori? Oh Gott, Sasori! Du bist wach?! Er ist wach! Holt einen Arzt! Sofort! Sasori ist aufgewacht.“

Das erste Treffen

Das sanfte Klopfen an der Zimmertür weckte Sasori auf.

Es waren nun schon einige Wochen vergangen, seitdem er aus seinem Koma erwacht war; die Ärzte, sowie seine Großmutter hatten ihm die Situation erklärt. Sie hatten ihm von dem Autounfall erzählt und dass seitdem zwanzig Jahre vergangen waren. Er glich demnach einem medizinischen Wunder, was ihn allerdings nicht kümmerte. Wegen seiner geistigen Verfassung, dem Desinteresse, das er allem und jeden entgegenbrachte, waren ihm von seine Großmutter neben normalen Ärzten noch Psychologen zur Seite gestellt worden, aber auch daran zeigte Sasori kein Interesse. Worüber sollte er mit denen auch reden? Er hatte zwei Jahrzehnte lang geschlafen, es gab nichts, worüber er sich mit diesen Fremden unterhalten sollte. Er war nun kein Kind mehr, auch wenn sein Körper schwach und so schmal wie der eines jungen Heranwachsenden war. Zumal hatte das, was er den anderen Menschen entgegenbrachte, in seinen Augen nichts mit Emotionslosigkeit zu tun. Er sah lediglich keinen Sinn darin über belanglose Dinge zu reden, wo doch ohnehin jedes einzelne Wort schmerzte, das aus seiner Kehle kam.

„Guten Morgen, Sasori-sama!“ Nachdem seine Zimmertür geöffnet wurde trat eine der Bediensteten ein und Miyako war die Maid, die sich die meiste Zeit um ihn kümmerte. Sie wechselte regelmäßig die Verbände der zurückgebliebenen Wunden an seinen Körper, wo die Ärzte die Plastikschläuche eingeführt hatten, um ihn zu ernähren und am Leben zu erhalten. Außerdem umsorgte sie ihn den restlichen Tag. Sie setzte ihn in einen Rollstuhl und fuhr mit ihm in großen Garten spazieren, oder besuchte mit ihm die Bibliothek des Hauses, wo sie ihm verschiedene Bücher heraussuchte, von denen eins langweiliger war als das nächste, ohne Verstehen zu wollen, dass Sasori lieber in seinem Bett liegen würde, denn die aufgesetzt freundliche Art von Miyako machte ihn krank.

„Heute ist so ein schöner Tag!“, verkündete sie wie jeden Morgen mit einem Säuseln, als sie die schweren Vorhänge an den Fenstern zurückschob, sodass sie das grelle Sonnenlicht hereinließ. Danach öffnete sie einen der Fensterflügel und lauschte einen Moment lang dem Vogelgezwitscher, das in das totenstille Zimmer eindrang.

„Sie können es sicherlich kaum erwarten nach draußen in die Sonne zu kommen. Nicht wahr, Sasori-sama?“

Während sich Miyako umdrehte und ihn mit einem strahlenden Lächeln anschaute, erwiderte er ihren Blick ausdruckslos. Es war offensichtlich, was für einen Schwachsinn sie soeben von sich gab, immerhin war sie Diejenige, die es kaum erwarten konnte, draußen in der warmen Frühlingssonne zu sitzen; zusammen mit Tee und Gebäck, sowie ihrem Liebsten, dessen Ring sie an ihrem rechten Ringfinger trug. Weit entfernt von diesem Haus und Sasori, der sie mit seiner schweigenden Art innerlich an dem Rande der Verzweiflung trieb, während er ihr die wertvolle Zeit ihres Tages stahl. Sie wusste, dass sie beide nicht hier sein wollten und doch musste sie es tun.

„Dann wollen wir uns beeilen, dass Sie Frühstücken können!“, flötete sie, woraufhin er ihr antwortete, indem er die Augen schloss, ehe er seinen Kopf in die entgegengesetzte Richtung drehte, damit sie sich ungehindert an ihre Arbeit machen konnte.
 

„Sasori-sama, Sie sollten noch etwas essen!“

Obwohl Sasori nur kühl auf den Löffel schaute, den Miyako ihm entgegen hielt, erlosch ihr Lächeln nicht.

„Nur noch ein bisschen.“, versuchte sie ihn wie ein kleines Kind zu überreden, weshalb sie vermutete, dass er sich nun erst recht weigerte noch weiter zu essen. Immerhin war es jeden Tag die gleiche komplizierte Prozedur, sodass sie letztlich nachgab, um ihm stattdessen eine Teetasse anzureichen, die er sogar eigenständig annahm. Sie hatte herausgefunden, dass ungesüßter Tee das Einzige war, was er stillschweigend zu sich nahm und ihr selbst kam diese Erkenntnis ebenfalls zu Gute, da sie sich in der Zwischenzeit um andere Dinge kümmern konnte.

„So, dann lass ich Sie eine Zeit alleine. Ich habe Ihnen ein Buch mitgebracht und wenn etwas sein sollte, brauchen Sie nur zu klingeln!“, erklärte sie ihrem Herrn, den sie zum Frühstück nach draußen auf die Veranda gefahren hatte. Nun ließ sie ihn zusammen mit dem alten Buch und einer Teekanne voll grünem Tee alleine, während sie das Frühstück abräumte und zurück in die Küche brachte.

„Miyako! Du bist ja schon fertig mit deiner Arbeit? Hm~ Beneidenswert!“, wurde sie dort von einer Kollegin begrüßt, die dem Familienkoch beim Gemüseschneiden half.

„Naja.“

„Hm~ Nichts naja. Ich würde so gerne mit dir tauschen!“

„Wieso? Würde es dir wirklich gefallen dich den ganzen Tag um so einen schwierigen Fall zu kümmern?“, seufzend ließ sich Miyako auf einem Stuhl nieder.

„Natürlich! Sasori-sama sieht immerhin so gut aus!“

Kaum begann ihre Kollegin zu schwärmen, stand sie allerdings wieder auf. Sie war verheiratet, hatte Kinder und wäre eigentlich glücklich, wobei ihre Geldprobleme nur ein kleiner Teil eines Ganzen waren. Während sie ihrer Arbeit hier sorgsam nachging, würde sie, im Gegensatz zu dieser anderen Maid, niemals auf die Idee kommen Sasori schöne Augen zu machen. Dies gehörte sichimmerhin aus sehr vielen Gründen nicht und dies war auch etwas, wieso Chiyo-sama ausgerechnet ihr diese Aufgabe anvertraut hatte.

„Also wirklich!“, seufzte sie, als sie die Küche wieder verließ.
 

Langsam fuhr Sasoris Finger über die vergilbte Buchseite, nachdem er alleine gelassen wurde. Er wusste nicht, wieso ihm Miyako dieses Mal einen Liebesroman mitgebracht hatte, denn das war sicherlich das Letzte, was er gerade lesen wollte, aber er genoss die Ruhe, die er dadurch bekam. Gemächlich überflog er deshalb Seite für Seite und je länger er in der Geschichte vertieft war, desto deutlicher zeichnete sich das Bild der Protagonistin vor seinem inneren Auge ab. Er hatte immer noch nicht herausgefunden, wer dieses Mädchen aus seinem Traum gewesen war. Aber er sah ihre blonden Haare immer noch ganz deutlich. Kurz hielt er inne und blickte auf. Obwohl er noch nicht einmal den Grund für dieses Verlangen kannte, wollte er sich auf die Suche nach ihr begeben, wenn er es denn könnte. Denn noch war er an diesem Rollstuhl gefesselt, auch wenn er dank der ausgezeichneten Ärzte sehr gute Fortschritte machte. Ein bisschen konnte er sich eigenständig damit bewegen, bloß war er noch weit davon entfernt die Stadt besuchen zu können, zumal dieser Gedanke mehr als nur kindlich und naiv war. Zwanzig Jahre waren eine lange Zeit. Selbst wenn er sie wiederfinden würde. Was erhoffte er sich dann? Sie würde sowieso ihr eigenes Leben haben, doch er begann trotzdem über die Erinnerung an ihre warmen Hände matt zu schmunzeln.

Vielleicht war er nicht in der Lage sie jetzt schon zu suchen, aber seine Verfassung würde nicht besser werden, wenn er sich nicht bewegte. Zumindest das wurde Sasori nun auf einmal bewusst, weshalb er das Buch zur Seite auf den Verandatisch ablegte, ehe er seine Hände an die Griffstangen der Rollstuhlräder legte, um sich in Bewegung zu setzen und ein bisschen Abwechslung zu suchen, indem er einen der flachen Schotterwege entlang rollte.

Das Anwesen seiner Großmutter glich eher einem westlichen Herrenhaus und hatte nichts mit den schmalen Blockhäusern gemeinsam, an die er sich noch dunkel erinnern konnte. Selbst die weitläufige Gartenanlage war erstaunlich, sodass er sich fragte, wie Chiyo zu solch einem Wohlstand gekommen war, da sie ihren Lebensunterhalt, seines Wissens nach, immer nur mit ein bisschen Kunsthandel unterhalten hatte. Geld schien für sie nun nur noch eine kleine Rolle zu spielen, aber obwohl sie für ihn die besten Ärzte bezahlte, hatte er sie seit seines Erwachens nur einige Male kurz zu Gesicht bekommen. Sie schien viel und hart zu arbeiten, sodass er sie gerne gefragt hätte, wofür sie sich diese Umstände machte, denn er wusste noch, was sie damals gesagt hatte. Er war der letzte Teil ihrer Familie und er konnte auf das schlechte Gewissen der alten Frau verzichten, wenn sie es denn nicht wirklich ernst meinte.

Als Sasori den äußeren Rand des Grundstückes erreicht hatte, musste er vor dem großen Tor eine kurze Pause einlegen. Es zehrte an seinen Kräften, die er bei Weitem noch nicht wieder erreicht hatte, aber weiter würde er auch nicht kommen, da er plötzlich hektische Schritten hinter sich hörte.

„Sasori-sama?“ Ein Mann, den er bisher noch nicht gesehen hatte, tauchte neben ihm auf. „Sasori-sama, was machen Sie denn hier ganz alleine? Wo ist denn Miyako-san?“

Ohne auf diese Frage zu antworten, blickte er zu dem fremden Bediensteten hoch, der etwas verunsichert zu lächeln begann.

„Sie... wissen es wohl selbst nicht?“, mutmaßte sein Gegenüber leise, ehe er nach dem Rollstuhl griff, um ihn vorsichtig zur Seite zu schieben.

„Ich werde sie verständigen. Sie soll sofort herkommen.“

Weil dieses Versprechen für Sasori allerdings vollkommen unnütz war, schwieg er, wobei er die Straße auf der anderen Seite des verzierten Eisentores beobachtete und den Angestellten telefonieren ließ. An der Straße hielt derweil ein größerer Transporter. Es schien eine Lieferung für seine Großmutter zu sein, weshalb es den armen Mann überforderte, als er gleichzeitig mit seinem Telefon am Ohr das Tor öffnete, während der Fahrer ausstieg, um ihm eine Liste zu überreichen.

„E-einen Moment... bitte...“, fing Sasori daraufhin einige Gesprächsfetzen auf und blickte nun wieder gelangweilt in eine andere Richtung. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er den restlichen Tag wieder mit Miyako verbringen würde und es würde ihn schon genügen, wenn er sich irgendwie davor bewahren konnte.

Auf einmal fiel ihm dann allerdings etwas sehr Interessantes ins Auge. Sasori konnte beobachten, wie eine vermummte Gestalt hinter dem Transporter verschwand, während sich dessen Fahrer und der junge Mann immer noch unterhielten. Sie bemerkten nicht, wie sich ein Fremder an der hinteren Tür des Wagens zu schaffen machte, wodurch der Rotschopf der Einzige war, der wusste, was soeben vor sich ging.

„Sasori-sama! Gott sei Dank, was machen Sie denn hier draußen? Wieso haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie sich schon wieder so gut... bewegen können?“

Miyakos abgehetzte Stimme unterbrach die Szene. Sie kam direkt auf ihn zugerannt, wobei sie den Rock ihres Kleides angehoben hatte. Ihre brünetten Haare wippten dabei mit jedem Schritt, den sie rannte und ihr sonst so freundlich lächelndes Gesicht, wirkte angespannt, sodass es Sasori so schien, als hätte sich sein kleiner Ausflug gleich doppelt gelohnt. Doch weil ihn die Maid scheinbar sofort wieder zum Haus zurückfahren wollte, musste er etwas unternehmen. Er hatte keine Lust ausgerechnet jetzt, wo es gerade so interessant wurde, wieder zurück zu müssen; er wollte die Maid noch ein bisschen auf Abstand halten.

„Der Transporter.“, entwich es ihm sehr ruhig, woraufhin sich Miyakos erschöpftes Gesicht zu einer entsetzen Grimasse verwandelte.

„Bitte?“, hauchte sie irritiert. Es war das erste Mal, dass er etwas zu ihr sagte. Das erste Mal, dass sie seine Stimme hörte, von der sie wohl dachte, dass er gar keine besitzen würde.

„Da ist ein Dieb im Transporter.“, wiederholte er sich zu seiner Erklärung und es dauerte bis sie ihn verstanden hatte. Schwach nickend ging Miyako schließlich zu ihrem Kollegen, der zuerst ebenso verwirrt zu Sasori, dann allerdings in Richtung des Wagens blickte. Der Fahrer wurde unruhig und während die beiden Männer leise um den Transporter herumschlichen, lehnte sich der Rotschopf in seinem Rollstuhl zurück, wobei er die Szene genoss, die sich ihm nun bot.

Zwischen dem lauten Gebrüll konnte man das aufgeregte Trampeln von der Ladefläche hören; etwas fiel und ging zu Bruch und gerade, als der Fahrer die Gestalt hinter dem Wagen hervor zerrte, stellte sich Miyako in sein Blickfeld.

„Wir sollten jetzt zurück...“, sagte sie zu ihm, doch Sasoris Blick glitt an ihr vorbei. Er beobachtete, wie dem Dieb die dunkle Kapuze vom Kopf gezogen wurde, worunter ein Schwall von blonden Haaren zum Vorschein kam, die in der Sonne hell aufleuchteten. Miyakos Stimme schwand in den Hintergrund.

„Ich will Sasori-kuns Braut werden!“, ertönte stattdessen die kichernde Mädchenstimme in seinem Kopf.

„Oi, oi! Nehmt eure Finger weg! Packt mich nicht an, hm!“

Nur passte diese Stimme, die Sasori dort hörte, überhaupt nicht zu der aus seiner Erinnerung, weshalb er zurück zu der Maid schaute.

„...Sasori-sama, hören Sie mir überhaupt zu?“ Sie war nervös.

„M-miyako-san? Was stehst du da? Ruf die Polizei!“

„Aber...“ Und ihre Nervosität wuchs.

„Kein... Aber... mach schon!“

„Oi? Keine Bullen? Ich... ich hab doch nichts gemacht, hm!“

Das Zappeln des Diebes ließ nach, da er mittlerweile von zwei erwachsenen Männern gleichzeitig festgehalten wurde, nur zeigte diese Einsicht keine Wirkung, denn der junge Mann, der vorher zu Sasori so unsicher gewesen war, war nun sichtlich verärgert und wollte diesen versuchten Diebstahl nicht ungestraft davonkommen lassen. Dabei war es offensichtlich, womit er es hier zu tun hatte. Die Jeans des Blonden war an den Knien zerrissen und auch sein Kapuzenpullover war abgetragen. „Die Polizei wird den entstandenen Schaden nicht ersetzen können und von dem Jungen ist wohl auch nicht viel zu holen.“, stellte Sasori leise fest, wobei er ganz erstaunt von Miyako gemustert wurde. „Selbst, wenn er dafür bestraft wird, bleiben wir auf den Schaden sitzen.“ In seinem Hals begann es zu schmerzen, weshalb er sein Gesicht verzog, sodass sich die Maid besorgt zu ihm beugte.

„Sasori-sama?“

„...soll er den Schaden doch abarbeiten.“, presste er sich schließlich noch angestrengt hervor. Immerhin war seine Großmutter eine Geschäftsfrau, weshalb das auch in ihrem Sinne sein musste und seine Worte verfehlten ihre Wirkung in keinster Weise.

„D-das...“, begann Miyako, die wie Hin und Hergerissen zwischen dem Enkel ihrer Chefin, sowie ihrem Arbeitskollegen hin und herschaute. „Das...“

Schließlich nickte sie. Es ergab für sie Sinn; sie mussten Chiyo-sama berichten was passiert war und diese sollte dann entscheiden, was sie mit dem Dieb machen wollten; zumal es sie auch für den Jungen erleichterte.

Fest entschlossen ging sie zu den beiden Männern, um ihnen die Situation zu erklären und während sie sprach hob der unbekannte Blonde seinen Kopf, woraufhin er direkt zu dem Rollstuhl herüberschaute, sodass sich ihre Blicke trafen. Doch von Dankbarkeit fehlte in dessen hellblaue Augen jede Spur. Stattdessen wurde Sasori nur finster angestarrt.

Erster Kontakt

Konzentriert ging Chiyo die Unterlagen des vergangenen Monats durch. Sie musste Ein- und Ausgaben überprüfen, wurde in ihrer Arbeit aber jäh unterbrochen, als es auf einmal an ihrer Tür klopfte, sodass sie irritiert aufblickte. Da sie weder etwas bestellt hatte, noch Besuch erwartete, zögerte sie kurz.

„Herein.“, rief sie aber schließlich langsam in Richtung der Tür und sah zu ihrem Erstaunen, wie einer ihrer Sicherheitsmänner eintrat, in dessen Schlepptau sich ein blonder langhaariger Junge befand. Doch das, was sie wirklich überraschte, war der Anblick ihres Enkels, der von Miyako in seinem Rollstuhl in ihr Büro geschoben wurde.

„Sasori.“ Sofort ließ sie ihre Arbeit liegen und stand auf. Immerhin war es ein mehr als nur seltener Anblick, denn sie wusste von den Ärzten, dass Sasori den Tag lieber schweigend in seinem Bett alleine verbrachte.

„Chiyo-sama, entschuldigen Sie, aber...“ Bevor sie sich zu ihm begeben konnte, war Miyako auf sie zu getreten, um ihr den Lieferschein ihrer heutigen Lieferung zu überreichen. „...es gab da einen Zwischenfall und Sasori-sama hat vorgeschlagen, dass...“

Während die Maid die Geschehnisse erklärte, musterte Sasori das Gesicht seiner Großmutter. Der erwartete Ärger blieb in ihrem Blick allerdings aus, stattdessen drehte sie sich vollkommen überrascht ihm entgegen, nachdem Miyako ihre Erklärung beendet hatte.

„Saso-“, setzte sie voller Verwunderung an, was von dem lauten Gemecker des Diebes jedoch unterbrochen wurde.

„Ich werde gar nichts machen, hm! Das ist doch...“

„Verdammt, sei still!“ Mit grober Gewalt drückte der Sicherheitsmann den Jungen sofort zu Boden, womit er ihn regelrecht in die Knie zwang, während er seine riesige Hand gegen den blonden Hinterkopf drückte und Chiyo begann darüber leise zu lachen.

„Diesen Jungen seine Schuld abarbeiten zu lassen, ist eine wirklich ausgezeichnete Idee!“, lobte sie ihren Enkel lächelnd, aber Sasori erwiderte es nicht, „Miyako-san, bereiten sie bitte Arbeitskleidung vor. Dann können sie diesem Jungen ja Ihre Arbeit zeigen.“

„Bitte?“ Über diese Anweisung sichtlich verwirrt stutzte die Maid und auch Sasoris Augenbrauen zogen sich langsam nach oben, was seine Großmutter voller Freude beobachtete. Jede noch so kleine Gefühlsregung im Gesicht ihres Enkels war eine wahrer Segen für sie.

„Junge? Wie heißt du? Wie alt bist du?“, wandte sie sich danach allerdings an den Dieb, der nur verächtlich aufschnaubte und schließlich keuchte, da sich der Griff verfestigte, mit dem er am Boden festgehalten wurde.

„D-deidara. Neunzehn. H-hm.“ Nur widerwillig presste er sich diese Antworten hervor, aber es genügte der alten Frau.

„Sehr gut, Deidara. Hör mir zu. Wie ich das sehe, sind wegen dir antike Vasen zu Bruch gegangen, für deren Preis du in nächster Zeit hier arbeiten wirst. Wenn du dich weigerst, können wir dich auch der Polizei ausliefern, es liegt also ganz an dir. Gibt es ein Zuhause, wohin du zurück musst?“ Auch wenn dies ein Angebot war, was sie dem jungen Dieb stellte, so verfolgte sie noch eine ganz andere Absicht und blinzelte deswegen mit einem zufriedenen Ausdruck zu Sasori, der Deidara beobachtete und genauso, wie jeder andere hier im Arbeitszimmer, auf eine Antwort von diesem Jungen wartete.

„I-ich... werde... arbeiten... hmm...“, brummte dieser hörbar widerwillig, wobei er auf die letztere Frage verhalten schwieg. Doch der Einspruch kam daraufhin sofort.

„Chiyo-sama, sind Sie sich wirklich sicher, dass Sie das machen wollen?“ Der Sicherheitsmann warf ihr einen ernsten Blick zu und als Antwort nickte sie nur. Ihr war das Risiko bewusst, was es bedeutete einen Dieb von der Straße zu sich ins Haus zu holen, aber andererseits überwog das, was ihr diese Chance zu bieten hatte, denn ihr Enkel hatte das erste Mal, seitdem er aufgewacht war, an etwas wirkliches Interesse gezeigt. Sasori schien seinen komatösen Zustand endlich zu überwinden und sie wollte ihm dabei helfen, indem sie ihm das Objekt, wofür er sich interessierte, direkt auf einem silbernen Teller servierte.

„Also gut. Deidara, du wohnst ab jetzt hier. Miyako-san wird dir ein Zimmer herrichten. Du bekommst regelmäßig Essen und im Gegenzug hoffe ich, dass du eine gute Arbeit leistest.“
 

Nachdem Miyako mit Sasori das Arbeitszimmer verlassen hatte, folgte ihnen auch Deidara, der nun dank seines Versprechens von seinem Klammergriff erlöst worden war.

„Damit wir uns gleich richtig verstehen... ich werde diesen Krüppel da sicher nicht anfassen, hm!“ Abwehrend verschränkte er seine Arme vor der Brust, wobei er schlecht gelaunt zu Sasori starrte, der ihn von seinem aus Rollstuhl etwas düster beobachtete.

„W-wie nennst du Sasori-sama?“ Allein Miyako schien über diese Worte wirklich entsetzt und Deidara begann zu schmunzeln.

„Is' doch offensichtlich!“ Schulterzuckend drehte er sich schließlich weg.

„A-aber...“, murmelte die Maid daraufhin ein bisschen überfordert, sodass Sasori leise aufseufzte.

„Schon okay. Ich finde auch alleine zu meinem Zimmer. Du solltest dich um dieses kleine... Gör kümmern.“, sagte er angestrengt.

Es schien, als würde sich Deidara seiner Arbeit entziehen wollen, weshalb Miyako trotz der Erlaubnis von Sasori kurz zögerte, bevor sie dem Jungen nacheilte, der bereits den Gang entlang stapfte, aber anstatt sich zu seinem Bett zu begeben, blieb der Rotschopf vor dem Zimmer seiner Großmutter stehen und wartete bis der Sicherheitsmann den Raum verließ.

„Sasori-sama, soll ich Sie...“, bot sich ihm selbst dieser Mann schließlich noch an, nur so langsam ging es ihm auf die Nerven.

„Nein.“, antwortete er deshalb direkt, wobei er zur Tür blickte, an der Chiyo stand und ihm einen vielsagenden Blick zuwarf.

„Verstehe. Dann wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Tag.“ Der Sicherheitsmann verabschiedete sich mit einer Verbeugung, ehe er seine Arbeit wieder aufnahm, sodass Sasori endlich mit seiner Großmutter alleine war.

„Wie schön, dass du deine Stimme wiedergefunden hast.“, stellte diese leise fest und lächelte sogleich wieder.

„Wie kommst du darauf... dass ich sie jemals verloren hatte?“ Unauffällig legte er die Finger seiner rechten Hand gegen das Pflaster an seinem Hals, welches die Wunde des ehemaligen Beatmungsschlauches verdeckte.

„Sasori, du hast dich also doch kein bisschen verändert, seitdem du klein warst...“

Der Rotschopf senkte schwach seinen Kopf, als er diese Worte hörte. Er konnte sich nicht dagegen wehren, dass Chiyo auf einmal nach seinem Rollstuhl griff, um ihn langsam zu seinem Zimmer zu schieben, aber er wollte es zumindest nicht auf sich sitzen lassen ein Opfer ihrer ganzen Entscheidungen zu werden. Die Ärzte, sein Tagesplan, Miyako und jetzt noch dieser Straßenjunge.

„Was hast du vor?“, fragte er sehr leise.

„Hm? Nichts, nichts. Immerhin war es doch deine eigene Idee.“ Als sie vor seiner Zimmertür stehen blieben, blickte er nach hinten in das faltige Gesicht seiner Großmutter, der er kein Wort glaubte. Zwar war es tatsächlich seine Idee gewesen, bloß hatte er nichts dergleichen beabsichtigt und der Gedanke, dass sich nun dieser Straßenjunge zusammen mit Miyako um ihn kümmern sollte, fühlte sich seltsam an.

„Chiyo-sama warten Sie, ich helfe Ihnen!“, schallte die Stimme der Maid zu ihnen und sie beschleunigte ihre Schritte, um die Tür des Zimmers zu öffnen und danach den Rollstuhl zu übernehmen.

„Denken Sie daran? Heute Nachmittag kommen Ärzte, sorgen Sie dafür, dass sich mein Enkel bis zum Mittagessen ausruht.“ Damit verabschiedete sich Chiyo, damit sie Sasori mit ihrer Angestellten und ihrem Neuzugang alleine lassen konnte, aber noch betrachtete Deidara die ganze Szene eher misstrauisch. Er hielt Abstand und kaum hatten sie das Zimmer betreten, schloss er die Tür hinter sich.

„Wie gesagt... ich pack den Krüppel nicht an, hm!“, wiederholte er sich, woraufhin er ganz demonstrativ an der Tür stehen blieb, während Miyako Sasori dabei half sich an die Kante seines Bettes zu setzen.

„Meinetwegen. Er würde es sowieso nicht richtig machen! Nicht wahr, Sasori-sama?“, seufzte die Maid als Antwort, schüttelte ihren Kopf und versuchte anschließend eines ihrer sanftmütigen Lächeln aufzusetzen, welches sofort erlosch, als sie in die kühlen Augen ihres Herren blickte. Der Rotschopf schien dazu nichts sagen zu wollen; seine Lust zu reden war erloschen, zumindest Miyako in diesem Moment gegenüber.

„A-also gut... vermutlich würde es Ärger geben, wenn ich ihn nicht arbeiten lasse...“, begann sie dafür mit sich selbst zu sprechen, wurde allerdings von ihrem Telefon unterbrochen, sodass sie von Sasori ablassen musste.

„Ja?“, antwortete sie stattdessen dem Anrufer und einen Moment herrschte Stille. „Ja. Verstanden, ich komme!“

Noch tiefer als zuvor aufseufzend beendete sie das Gespräch, ehe sie sich mit einem bitterlichen Gesicht eine lange Haarsträhne hinter ihr Ohr klemmte.

„Deidara, du wirst doch in der Lage sein, Sasori-sama dabei zu helfen sich umzuziehen? Er soll sich in sein Bett legen. Ich bin gleich wieder da!“, wies sie den Straßenjungen nun doch noch an, ehe sie hastig das Zimmer verließ, aber Deidara blieb regungslos dort stehen, wo er stand. Brummig starrte er dabei zu Sasori, der schweigend wartete. Er wunderte sich nicht über das Verhalten des Jungen, immerhin hatte es keinen Sinn einen Dahergelaufenen einfach in die Arbeitskleidung der Bediensteten zu stecken und zu hoffen, dass dieser arbeitete, wenn man ihn dazu drängte. Aber andererseits kam ihm auch noch ein anderer Gedanke.

„Solltest du nicht eigentlich dankbar dafür sein... dass es so gekommen ist?“, wollte Sasori aus diesem Grund wissen, wobei er zu Deidara blickte, der die Krawatte des Anzugs lockerte und sich die Ärmel des weißen Hemdes höher krempelte, ehe er seine Hände in die Hosentaschen steckte und ein Gesicht zog, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen.

„Che!“, schmollte er.

„Verstehe. Dann ist die Brücke, unter der du schläfst, also gemütlicher als ein richtiges Bett?“

Sasori erhielt immer noch keine Antwort, fand an dem Gesicht des Blonden aber immer mehr Interesse, weshalb er das auftretende Kratzen in seiner Kehle zu unterdrücken versuchte, tief durchatmete und schließlich weitersprach, obwohl seiner Stimme nach und nach mehr einem kraftlosen Zittern glich.

„Du weißt, dass ich die Polizei immer noch rufen lassen kann... wenn du dich weigerst zu arbeiten?“

„Und du weißt, dass ich keine Krüppel anfasse! Hm!“

Fest presste Deidara seine Lippen aufeinander. Es war offensichtlich, dass er innerlich mit sich kämpfte, weshalb Sasori beschloss, noch tiefer in dieser Wunde zu bohren, um herauszufinden, wie viel es benötigte den anderen zur Weißglut zu treiben. Womit er dem Jungen sein Verhalten nur in gleichen Zügen zurückzahlen wollte. Immerhin war er kein verdammter Krüppel!

„Ich bin nicht ansteckend. Oder hast du ein anderes Problem? Hast du noch nie einen nackten Mann ge-“

„D-das reicht, hm! Das ist sicher nicht!“, unterbrach ihn Deidara laut, sodass Sasori seinen Kopf nachdenklich zur Seite neigte. Abermals berührten seine Finger dabei das Pflaster an seinem Hals. Es war überraschend einfach den Jungen zu reizen; es war, als würde man Wasser über brennendes Öl schütten.

„Achso... ist das... aber dann solltest du doch erst recht kein Problem damit haben?“, raunte er schließlich verschwörerisch, was dank dem schwachen Unterton noch fieser klang, als er es eigentlich gemeint hatte.

„Verdammt... sei still! Ich bin weder obdachlos, noch bin ich irgendein billiger Stricher und ich werde den Teufel tun und einen reichen Krüppel beim Ausziehen helfen! Hm!“, wurde er nun angebrüllt, wobei Deidara verkrampft auf ihn zu stapfte, bevor er mit einem bedrohlichen Blick vor ihm stehen blieb. Der Blonde hatte sein Limit erreicht. Er stemmte seine Hände in die Seiten, als würde er mit dieser Pose erreichen wollen, dass sich Sasori selber auszog und tatsächlich knöpfte sich der Rotschopf daraufhin langsam die Knöpfe seines eigenen Hemdes auf, worunter nicht nur sein blasser Oberkörper zum Vorschein kam, sondern auch noch eine Vielzahl an porzellanfarbenen Narben, die er sowohl von dem Unfall, als auch von den zahlreichen Operationen zurückbehalten hatte. Dazu kamen noch die frischen Pflaster, die Miyako ihn erst vor wenigen Stunden angelegt hatte.

„Wenn ich es könnte... würde ich es selber tun.“, bemerkte Sasori sehr schlicht, da er zu weiteren Worten nicht mehr in der Lage war und ließ seine Hände dabei seitlich neben seinen Körper sinken, sodass Deidara einen Ausblick auf seinen entstellten Oberkörper bekam, was seine Wirkung nicht verfehlte. Mit großen Augen starrte der Junge auf die alten Wunden, die ihm innerhalb eines kurzen Augenblicks jedes Wort verschlagen hatten. Die Wut und der Ärger wichen aus seinem Gesicht und stattdessen legte sich ein rosa Schleier auf seine Wangen, weil er sich schämte.

„D-das... hmmm...“, brummelte er kaum hörbar vor sich hin, wobei Sasori seinen Kopf wegdrehte. Immerhin hatte er das erreicht, was er wollte, wenn auch auf eine ebenfalls beschämende Art und Weise. Zwar würde er von diesem Gör nicht mehr beleidigt werden, aber dafür hatte er ihm seine eigenen Wunden offen gelegt und er hoffte, dass es das wert gewesen war. Schweigend wartete er noch einen Moment.

„...woher haste die denn. Die sehen echt übel aus...“ Um sein Schamgefühl zu überspielen, begann Deidara nun etwas neugierig nachzufragen, woraufhin Sasori seine Lippen zwar öffnete, doch ihm entwich nur ein etwas schmerzerfülltes Geräusch.

„O-oi...“

Und zu seiner Überraschung legte ihm der Junge auf einmal seine Hände auf die Schultern, sodass er zurückschaute und sah, wie dessen Gesicht immer noch glühte.

„...ich mach eine Ausnahme... aber nur heute, weil du mich vor ziemlichen Schwierigkeiten gerettet hast, hm!“

Etwas unbeholfen schob Deidara schließlich das Hemd von Sasoris Schultern und zog es ihm aus, bevor er nach dem Pyjama griff, der auf dem Bett lag, um dessen Oberteil umständlich über den Kopf des anderen zu ziehen und nachdem er dieses zurecht gezupft hatte, glitt sein Blick auf die Gürtelschnalle der Jeans.

„D-das mach ich nur, weil du mir geholfen hast, hm. Klar?“, wiederholte sich der Blonde energisch, doch gerade als seine Fingerspitzen das Metall der Schnalle erreicht hatten, klopfte es und Miyako kehrte zu ihnen zurück in das Zimmer, sodass Deidaras Hand sofort wieder zurückzuckte. Hastig zeigte er dafür nun auf das Pyjamaoberteil.

„Da! Siehst du? Ich hab deine Arbeit erledigt... den Rest kannst du jetzt ja machen!“, entkam es ihm, ehe er auf die etwas überrascht dreinschauende Miyako zuging. „Den Rest machst du! Hm!“ Vor sich hinschmollend wandte Deidara dem Bett den Rücken zu und auch Sasori schielte nur vorsichtig in die Richtung des Straßenjungen, bevor er so ausdruckslos wie immer zu Miyako blickte, die über die seltsame Atmosphäre in diesem Zimmer staunen musste. Lächelnd trat sie schließlich an das Bett heran.

„Ja, den Rest mach ich für heute noch, aber da du dich ja scheinbar doch so gut mit Sasori-sama verstehst, kann ich mir ab morgen ja ein bisschen Urlaub nehmen!“, lachte sie, denn erst in einem Gespräch mit ihrem Arbeitskollegen hatte sie die guten Seiten an Chiyo-samas Anweisung entdeckt und diese würde sie natürlich in vollen Zügen auskosten wollen, so lange sie noch die Gelegenheit dazu hatte.

Erstes Vertrauen

„Miyako-san? Sie hat sich... tatsächlich Urlaub genommen?“

Deidara hätte sich fast an seinem Frühstück verschluckt, als er die Worte der Maid hörte, die mit einem Tablett in den Händen neben den Familienkoch stand. Angespannt starrte er zu den beiden herüber und während der Koch eher unbeeindruckt wirkte, begann die junge Frau zu strahlen.

„Dann ist es jetzt meine Aufgabe mich um Sasori-sama zu kümmern? Wieso hat mir niemand etwas gesagt?“, stieß sie laut aus und begann zu kichern, woraufhin ihr Gesprächspartner langsam den Kopf schüttelte und kurz in Deidaras Richtung deutete.

„Freu' dich nicht zu früh, Umi-chan. Unser Neuzugang ist jetzt für ihn zuständig.“

„Eeeh?“ Mit großen Augen schaute die Maid nun ebenfalls in seine Richtung, was er grimmig erwiderte. Er hatte keine Lust den gesamten Tag über mit diesem seltsamen Typen zu verbringen; er wollte ihn nicht umsorgen, geschweige denn noch einmal anfassen.

„Beneidenswert~ Und das obwohl er neu ist~“, seufzte Umi derweil verträumt, wobei sie sich fester an das Tablett klammerte und plötzlich kam Deidara eine geniale Idee. Bis auf einige Ausnahmen schien niemand den wahren Grund seiner Arbeit hier zu wissen, zumindest waren ihm die Angestellten bisher alle sehr freundlich gesinnt und da es so schien, als würde diese Maid seine Arbeit liebend gerne übernehmen, fasste er kurzerhand einen Entschluss.

„Umi-chan!“, sprach er sie direkt an, nachdem er seine Teetasse geleert hatte, „Lass uns unsere Arbeit tauschen! Hm!“

Zuerst wurde er nur verwundert angeblinzelt, doch dann begann Umis Augen hinter ihren dicken Brillengläsern zu leuchten.

„Wirklich? Wirklich?“, wollte sie noch einmal wissen.

„Hm!“ Deidara nickte, wobei er sich selber freute, weil er sich so vor der Arbeit mit Sasori auf ganz geschickte Weise drücken konnte.

„Aw~“ Kichernd sprang ihm die junge Frau entgegen. „Was für ein guter Junge du bist, Dei-kun!" Und strich ihm über sein Haar, als wollte sie ihn loben.
 

Mit einem guten Gefühl und viel besserer Laune stand Deidara an der Spüle in der großen Küche, wo er das Gemüse für das Mittagessen wusch. Nachdem er die alte Frau am Vortag noch am liebsten zum Teufel geschickt hätte, war er nun voller guter Dinge. In einem warmen Bett zu schlafen war angenehm, er konnte duschen und essen so viel er wollte, zumal Umis Hilfsarbeit in der Küche, sowie der Hausputz auch nicht allzu schlecht waren. Es war definitiv besser, als wieder einmal auf dem Polizeirevier zu sitzen. Außerdem war er noch wegen einer anderen Sache ganz aufgeregt, weshalb sein Herz bei diesem Gedanken schneller schlug und er freute sich darauf, dass Miyako aus ihrem Urlaub zurückkam, denn dann wollte er es ihr sagen.

„Du bist ganz schön gerissen, deine Arbeit einfach an Umi-chan weiter zu geben.“ Als er von dem Koch angesprochen wurde, hob Deidara überrascht seinen Kopf und sah, wie ihm der Mann beim Schneiden des Gemüse helfen wollte.

„Ach... Es ist echt offensichtlich, dass sie den Krü... eeh Sasori mag, hm!“

„Ja, das stimmt. Seit dem ersten Tag wollte sie sich immer alleine um den jungen Herrn kümmern. Im Gegensatz zu Miyako-san ist sie alleinstehend und na! Ab einen gewissen Alter sind Frauen wohl einfach so!“, begann der Mann zu scherzen, sodass Deidara auflachen musste.

„Eine verzweifelte Jungfrau?“

„Ssscht! Lass sie das bloß nicht hören!“ Nun begann auch der Koch zu lachen und Deidaras Herz schlug noch schneller. Es wäre gelogen, wenn er sagen würde, dass er sich an diesem Ort nicht wohl fühlte, denn es war das Gegenteil. Solch eine Freundlichkeit ihm gegenüber war etwas, das er bisher noch nicht erlebt hatte, aber es fühlte sich gut an.
 

Es war bereits Abend, als Deidara mit einem Glas Cola und einer Zigarette, die er sich von seinem neuen Arbeitskollegen geliehen hatte, in der Küche saß und Zeitung las, während der Koch die letzten Vorbereitungen für das morgige Frühstück traf. Er hatte nach wie vor ein gutes Gefühl, welches allerdings schwand, als Umi ganz plötzlich weinend in die Küche gestürmt kam.

„Umi-chan?“ Der Koch drehte sich um und auch Deidara blickte zu ihr, als sie sich bitterlich schluchzend in die Arme des Mannes warf. „Umi-chan? Was ist denn passiert?“

„Sasori-sama... Sasori-sama...“, stammelte die Maid, während der Blonde nach seinem Getränk griff, um daran zu nippen und die Asche seiner Zigarette in eine leere Erdnussdose abklopfte. „Er hat ganz gemeine Sachen gesagt!“ Umis Schluchzen wurde lauter. Die Frau erinnerte nun eher an ein kleines Mädchen, weshalb Deidara schwach vor sich hingrinsen musste, da er an sein Gespräch von heute Morgen zurückdenken musste.

„Sasori-sama? So? Was hat er denn gesagt?“

„...dass ich mir in der Stadt einen Mann für Geld kaufen sollte, wenn ich es so dringend nötig hätte!“, entkam es ihr laut, sodass sich Deidara nicht zurückhalten konnte. Er prustete in sein Colaglas, weshalb ihm die süßklebrige Flüssigkeit entgegen schwabbte und auch der Koch musste sich ein amüsiertes Lächeln unterdrücken.

„Aber Umi-chan... Nimm dir das nicht so zu Herzen...“

„Aber aber aber... wie soll ich Sasori-sama nur jemals wieder unter die Augen treten?“

„Wo ist er der junge Herr denn jetzt?“

„...noch in der Badewanne...“

Während der Koch die aufgebrachte Maid zu beruhigen versuchte, warf er einen eindeutigen Blick in Richtung des Blonden, dessen Herz sogleich ein Stück tiefer rutschte. Nach Umis Antwort war es ihm klar, was dies zu bedeuten hatte, sodass er sofort hektisch den Kopf zu schütteln begann. Er weigerte sich auch nur einen Fuß in ein Badezimmer zu setzen, in dem jemand in der Badewanne sitzend darauf wartete wieder heraus geholt zu werden. Nur letztlich... blieb ihm keine andere Wahl.
 

Die Tür des Badezimmers stand einen Spalt weit offen, sodass ein dünner Lichtstrahl in die Dunkelheit von Sasoris Schlafzimmer fiel, wo Deidara nun schon seit mehreren Minuten regungslos stand. Er wollte nach wie vor nicht eintreten, aber seine Beine verselbstständigten sich, während er zurück an die Narben dachte, die er gestern gesehen hatte und bevor er wusste was er tat, drückte seine Hand die Badezimmertür auf, sodass ihm feuchtwarmer Wasserdampf in die gereizte Lunge stieg. Hüstelnd blickte er zur großen Badewanne, in der Sasori bis zur Mitte seiner Brust im Wasser saß und ihn mit einem müden Blick begrüßte. Erst jetzt fragte sich Deidara, ob der andere mit den Verletzungen, die bisher noch von Verbandmaterial verdeckt waren, überhaupt baden durfte, zumal die Pflaster nun, nass und aufgequollen, eh gewechselt werden mussten. Was hatte sich Umi dabei nur gedacht? Selbst er konnte abschätzen, dass dies nicht gut war. Dennoch machte er dabei keine Anstalten dem Rotschopf zu helfen, sondern hielt nur einen sicheren Abstand zur Badewanne.

„Steh' da nicht so dumm 'rum! Hol mich hier raus!“

Sasori atmete tief ein und presste sich diese Worte voller Anstrengung heraus, als er den Jungen sah, der ihm zur Hilfe gekommen war, sich aber dennoch nicht rührte. Er war zugegebenermaßen froh, dass Deidara nun hier war und hoffte, dass dieser seiner Aufforderung endlich nachkam, anstatt ihn noch länger bewegungslos anzustarren. Immerhin würde er es aus eigener Kraft niemals aus seinem nassen Gefängnis schaffen und je länger er noch im warmen Wasser saß, desto tiefer sank sein Kreislauf; desto schwächer fühlte sich sein gesamter Körper. Angespannt wandte er seinen Blick von dem Blonden und senkte seinen Kopf, woraufhin Deidara immerhin einige Schritte näher kam. Auch jemand wie dieser Straßenjunge musste sehen, dass es ihm nicht gut ging.

„...wieso bist du überhaupt da drin, hm? Wieso hat Umi...“

„Umi...“ Sasori keuchte zittrig auf. Mittlerweile glich seine Stimme nur noch einem schwachen Röcheln, sodass Deidara von einer Sekunde zur nächsten hektischer wurde. Er wusste schließlich nicht, was mit dem rothaarigen Mann nicht stimmte; niemand hatte ihm den Grund für dessen Zustand erklärt, weshalb er nun doch handelte, da ihn dieser Anblick nicht behagte. Er mochte vielleicht ein Dieb sein, aber das, was hier passieren könnte, ging ihm zu weit. Nur widerwillig schob er die Ärmel seines Hemdes höher, bevor er sich herunterbeugte, um Sasori unter die Arme zu greifen. Mühsam zog er dessen Körper aus dem Wasser, wobei er wie gebannt einen Punkt an der hell verfliesten Wand fixierte. Er hörte das Plätschern des Wassers, spürte wie sich der andere an sein Hemd festklammerte und dann gab sein eigener Körper unter dem Gewicht des anderen nach; nicht weil Sasori ungeahnt schwer war, sondern eher weil dieser einem unbeweglichen, nassen Sack glich, sodass er unter ihm das Gleichgewicht verlor, indem er auf dem feuchten Boden wegrutschte. Schmerzvoll aufstöhnend fand sich Deidara schließlich mit dem Rücken auf dem Boden liegend wieder. Für einen kurzen Moment musste er tief durchatmen, erstarrte dabei allerdings, als er bemerkte, dass Sasori auf ihm lag.

„D... du hast ja... noch weniger Kraft als ich...“, raunte dieser angestrengt gegen den feuchten Stoff des Hemdes seines Helfers. Er hatte Glück, dass der Körper des Jungen den Sturz für ihn abgefangen hatte, auch wenn er nun hier lag wie ein Fisch auf dem Trockenen, während er sich innerlich immer noch über diese unfähige Maid ärgerte.

„Verdammt, hm! Wieso hast du Umi nicht gesagt, was sie machen soll?“ Auch Deidara ärgerte sich, nur schob dieser ihm nun die Schuld zu und packte gleichzeitig etwas grob nach seinen Schultern, um ihn von sich zu schieben. Danach griff er neben sich nach einen kleinen Stuhl, von dem er das von Umi bereitgelegte Badetuch nahm, um es Sasori regelrecht entgegen zu werfen, damit dessen nackter Körper bedeckt wurde. „Hast du nicht gewusst, dass das so endet?“ Über das Gesicht des Blonden huschte ein grimmiger Ausdruck, während er selbst ihn ebenfalls nur dunkel anfunkeln konnte. Der Junge hatte ihm äußerst ungern geholfen und er hatte sich auch nur ungern helfen lassen; würde seine Kehle nicht so brennen, hätte er es diesem Gör zumindest erklären können, nur hatte er seine Kraft zu Sprechen bereits bei diesem hässlichen Entlein aufgebraucht, als er ihr eine Triade an Beleidigungen entgegengebracht hatte, nachdem er bei ihr seine Fassung verloren hatte. Erst dann hatte er die liebestolle Umi in die Flucht geschlagen und war dabei alleine in der Badewanne zurück geblieben.

„Verdammte Umi! Hm!“, fluchte Deidara derweil weiter, wobei er sich aufrappelte, „Wenn ich das gewusst hä-“ Sofort verstummte er, da der Blick des Rotschopfs düsterer wurde.

„...d...deine Idee...?“, keuchte ihm Sasori mit letzter Kraft entgegen und nun beschlich ihn ein wirklich ungutes Gefühl. Deidara schluckte, wich seinem Gegenüber schnell aus und schob dessen Rollstuhl näher zu ihm, während sich der Verletzte bereits zitternd in eine halbwegs sitzende Position gedrückt hatte.

Es war vielleicht seine Idee gewesen, nur sah sich der Straßenjunge nicht in der Schuld. Niemals hätte er sich erahnt, dass Umi so eigen war. Zwar hatte er ihre aufdringliche Art bereits bemerkt, aber er verstand nun die seltsame Beleidigung, über die die Frau so schrecklich geweint hatte und musste urplötzlich auflachen.

„S-sag... mir nicht... hahaha...sie hat es so nötig und wollte dich baden, damit... hmm... haha...“, entkam es ihm, während er sich vor Lachen regelrecht schüttelte bis er sich sogar den schmerzenden Bauch halten musste. „A-aber... sie scheint dir ja.. nicht so zu gefallen?!“ Atemlos schaute er zu Sasori, der ihn mit einer Mischung aus Irritation und Missfallen anblickte, schließlich aber dünn zu lächeln begann, womit er auf die Frage des Jungen ganz eindeutig antwortete. Deidara lachte deshalb sogleich weiter, wobei er sich nach und nach entspannte. Das unangenehme Gefühl, welches er gestern, sowie auch vorhin in der Nähe dieses Mannes verspürt hatte, wurde schwächer. Irgendwie war dieser Sasori wirklich ein Fall für sich, doch dessen zynische Art machte ihn sympathisch, weshalb sich der Blonde langsam zu diesem herabbeugte, als er sich endlich wieder beruhigt hatte.

„...als Wiedergutmachung wechsel' ich deine Verbände und helf' dir ins Bett, hm.“, bot er sich sogleich etwas kleinlaut an, denn er wollte es nicht gleich übertreiben. Es fiel ihm sicherlich nicht leicht diese Dinge zu tun, immerhin war er kein Krankenpfleger, auch wenn Miyako ihm gezeigt hatte, was er zu machen hatte. Er hoffte dennoch, dass sie schnell wieder aus ihrem Urlaub zurück kommen würde und bis dahin war er wohl oder übel gezwungen sich um Sasori zu kümmern.

Langsam zog er dessen Badetuch höher, um ihm die letzten Wassertropfen vom Rücken zu tupfen, was der Rotschopf schweigend, aber immer noch lächelnd geschehen ließ. Letztlich war Deidara wohl das Beste, was ihm das Haus seiner Großmutter momentan zu bieten hatte.

Dinge über dich

Zähneknirschend saß Deidara auf einem Stuhl draußen auf der Veranda und starrte mit gekräuselten Augenbrauen zu Sasori, der seinen Kopf leicht zur Seite neigte, während er so tat, als würde er einen kleinen Vogel dabei beobachten, wie dieser über den tiefgrünen Rasen hüpfte.

Nachdem die Idee vom Vortag etwas ausgeartet war, hatte sich der Blonde dazu hinreißen lassen, die Arbeit nun letztlich doch selber auszuführen, auch wenn es ihm nach wie vor nicht geheuer war. Vielleicht hatte er es heute Morgen geschafft Sasori beim Ankleiden zu helfen, aber nun, nachdem er das Frühstück aus der Küche geholt hatte, konnte er sich nicht dazu überwinden ihn zu füttern. Stattdessen blickte er ihn an und hoffte, dass er in der Lage war selber zu essen. Doch nichts geschah.

„...wenn du nichts isst, werd' ich dein Frühstück essen! Hm!“, beschloss Deidara schließlich nach einer ganzen Weile, denn da er so früh aus dem Bett geklingelt worden war, hatte er bisher noch keinen einzigen Bissen zu sich genommen und je länger er vor dem gebratenen Speck mit den Spiegeleiern saß, desto lauter wurde das Knurren aus seiner Magengegend. Seufzend griff er deshalb nach dem Teller, den er näher zu sich zog und schnappte mit den Essstäbchen bereits das erste der Eier, welches er gierig und in einem Stück in seinen Mund verschwinden ließ, worüber Sasori nur aufseufzen konnte, als er dieses Verhalten sah.

„Ich kann noch nicht alleine essen...“, erklärte er sich sehr leise, womit er allerdings Deidaras schlimmste Befürchtung bestätigte, sodass diesem sofort das Ei im Halse stecken blieb. Röchelnd und hustend klopfte er sich gegen die eigene Brust, während er voller Entgeisterung zu Sasori blinzelte, denn nun war ihm klar geworden, dass er ihn doch füttern musste.

„Aber darauf habe ich eh keine Lust.“, ergänzte der Rotschopf seine Erklärung währenddessen, „Gibt es nichts anderes?“

„Hm? Magst du das Essen nicht? Bist du so verwöhnt, dass du mich jetzt herumkommandieren willst, dir etwas Neues zu besorgen? Du könntest froh sein, dass ich dich überhaupt aus dem Bett geholt habe!“ Brummend schob sich Deidara die nächste Portion in den Mund. Für jemanden wie ihn, war dieses Frühstück ein purer Luxus und zu sehen, wie sich der Ältere benahm, ärgerte ihn ungemein.

„Schnöseliger Krü-“, entkam es ihm unbedacht, weshalb sich Sasori nun ebenfalls zu ärgern begann, wobei er seinen Blick schwach senkte, während er seine Augen aber nicht von dem Jungen abwendete. Dieser war augenblicklich verstummt.

„Pass auf, was du sagst... meinetwegen esse ich es. Also gib schon her.“ Normalerweise verlief das Frühstück wirklich immer anders. Doch obwohl Miyako fehlte und ihn Deidara aufregte, genoss er es. Immerhin war es nicht so, als würde er dieses Essen nicht mögen; stattdessen brauchte der Junge eher einen Stoß in die richtige Richtung, damit er seiner Arbeit endlich vernünftig nachging und zumindest jetzt, hielt dieser ihm ein Streifen des Bacons entgegen. Wenn auch sehr zögerlich, sodass er es nicht erreichen konnte.

„Näher...“, raunte Sasori deshalb leise, woraufhin ihm der Junge langsam weiter entgegen rückte, bis sich ihre Knie berührten. Abwartend öffnete er seinen Mund und verlangte somit nach dem Essen, weshalb ihm das gebratene Stück Speck widerwillig zwischen die Lippen geführt wurde. Es folgten noch zwei weitere Stücke und ein Ei, ehe Sasori seinen Kopf leicht wegdrehte, wodurch er zu verstehen gab, dass er genug gegessen hatte. Nickend entfernte sich Deidara deshalb wieder, allerdings war ihm nun der eigene Appetit vergangen, weil ihm die Situation einfach zu seltsam gewesen war und er war froh, dass er auf einem Stuhl saß, weil sich seine Beine auf einmal unsagbar weich anfühlten.

„Tee.“, hörte er die Stimme seines Gegenübers schließlich etwas gedämpft, aber er goss die dampfenden Flüssigkeit in eine Tasse, die er ihm wie fremdgesteuert entgegen reichte, sodass Sasori danach griff. Müde und langsam legten sich dessen Finger darum und es war so ein kraftloser Griff, dass sich Deidara noch nicht einmal sicher war, ob er die Tasse bereits alleine festhalten konnte, weshalb er für einige Momente in seiner Position verharrte. Nun klammerten sie sich beide daran fest und erst als der Blonde den irritierten Blick des anderen sah, ließ er die Tasse mit einer hastigen Bewegung los. Er stieß gegen sie, weshalb sich der heiße Tee sogleich über Sasoris Finger ergoss.

„H-hm. 'tschuldige!“ Nuschelnd nahm er die Teetasse schnell wieder an sich, wobei er mit einer Hand reflexartig nach der des Älteren griff, als er hörte, wie dieser scharf einatmete. Mit einem Tuch tupfte er die Flüssigkeit weg. „Ich... hol was zum kühlen...“

Vielleicht sahen die roten Flecken auf Sasoris Haut schlimmer aus, als sie waren, aber Deidara sprang dennoch auf, ehe er in das Innere des Hauses rannte und über diesen Abstand war er wirklich froh. Immerhin glühten seine Ohren bereits. Die Situation war ihm unangenehm gewesen; sehr sogar, weshalb er später in seiner Pause, mehr als nur eine Zigarette von seinem Arbeitskollegen ergattern musste.
 

Sasori war derweil vollkommen ruhig zurückgeblieben, wobei er auf seine Hand blickte. Der Schmerz des heißen Tees war eigentlich fast schon vergangen und dafür war nur das sehnsüchtige Gefühl zurückgeblieben, welches die Berührung von Deidaras Finger hinterlassen hatte, weswegen er leise aufseufzte. Außer der Kindheitserinnerung an dieses hübsche Mädchen, gab es keine Erinnerung daran, wann jemand seine Hand jemals so gehalten hatte und während sich Sasori ein Stück weit in seinem Rollstuhl nach hinten sinken ließ, fasste er den Entschluss, dass er den Jungen fragen musste. Er musste wissen, ob er eine große Schwester hatte, denn sowohl deren weiche Hände, als auch die ihre glänzend-blonden Haare wollten ihm einfach nicht aus dem Kopf.
 

Mit einer Zigarette zwischen den Fingern saß Deidara auf einer Decke, die er an einem sonnigen Plätzchen auf dem Rasen des Anwesens ausgebreitet hatte. Nachdem seine Arbeit erledigt war und er Sasori an zwei Ärzte überreicht hatte, gönnte er sich nun seine verdiente Pause, indem er die warmen Frühlingssonne genoss, während er immer wieder tiefe Züge von der Zigarette nahm und deren Rauch genüsslich in Richtung des hellblauen Himmels ausatmete. Es war entspannend Zeit für sich zu haben; in der er nicht in das Gesicht des Rotschopfes blicken musste, allerdings erlosch dieses Gefühl, als er sah, wie Sasori von einem der Ärzte quer über den Rasen zu ihm geschoben wurde.

„Also dann bis nächste Woche.“, verabschiedete sich der Mann, der seinen Ärztekoffer nahm, ehe er zurück zu seinem Kollegen eilte, doch Deidara schaute ihnen nicht hinterher. Stattdessen blickte er skeptisch zu Sasori, der dies abwartend erwiderte. Es war ungerecht, dass er selbst in seiner Pause keine freie Zeit für sich hatte, nur konnte er ihn nicht einfach wieder wegschicken. Einen Moment zögerte er, ehe er allerdings tief durchatmete, wobei er die Ereignisse am Morgen einfach aus seinen Gedanken verbannte.

„Was willst du, hm? Du bist nicht hier, um zu reden, nehme ich an...“

„Vielleicht doch.“

Erstaunt zog Deidara seine Augenbrauen hoch, konnte sich ein Grinsen dabei aber nicht verkneifen und stand letztlich auf, wobei er sich die Zigarette kurzzeitig zwischen die Lippen klemmte.

„Na, prima. Da du ja so viel redest und immer so nette Sachen sagst, wird das bestimmt unterhaltsam...“, murmelte er kaum hörbar und eher für sich selbst, als er Sasori aus den Rollstuhl hob, um ihn auf die Decke zu setzen. Danach nahm er ebenfalls wieder Platz, indem er sich von dem Älteren wegdrehte und sich leicht an dessen Rücken lehnte. So hatte der Rotschopf nicht nur ein bisschen Halt, sondern ihm blieb auch dessen Gesicht erspart.

„Also, worüber willst du reden? Vom Koch weiß ich, dass du eigentlich nie etwas sagst, was willst du also hier?“ Nachdenklich nahm er noch einen Zug von der Zigarette und lauschte gespannt, immerhin war er schon ein bisschen neugierig. Er konnte sich kein Thema vorstellen, worüber dieser Mann mit ihm reden wollen würde.

„Sprechen fällt mir schwer...“, antwortete Sasori allerdings recht schnell auf seine Frage, wenn auch leise. „Es schmerzt...“

„Dann hast du ja gar keinen Grund dich mit mir zu unterhalten, hm.“

„Es gibt aber... einige Dinge, die ich wissen will...“

„Dinge? Was für Dinge?“, fragte Deidara nun umso neugieriger weiter, denn das, was der Ältere soeben tat, ergab für ihn gar keinen Sinn.

„Dinge über dich.“

Als der Junge dies hörte, wusste er überhaupt nicht, woran er nun denken sollte. Einerseits verwirrte es ihn und er wollte mehr wissen, andererseits machte es ihn nervös, sodass er eigentlich auch weglaufen wollte, während sich sein Herz überschlug, denn an dem Ort, wo er eigentlich hingehört, interessierte sich niemand wirklich für ihn. Wieso tat es dann ausgerechnet dieser Mann?

„Hast du... eine ältere Schwester?“, fragte Sasori schließlich weiter und nun konnte Deidara nicht mehr ruhig sitzen bleiben. Irritierter als zuvor drehte er sich um, wo er sah, wie sich der Ältere mit seinen Händen zusätzlich am Boden abstützte, während er seinen Kopf leicht in den Nacken gelehnt hatte. Seine Arme zitterten schwach unter der Anstrengung, die sein Körper soeben ertrug, weil sich der Blonde für diesen einen Moment von ihm entfernt hatte, weshalb sich Deidara schluckend zurück an dessen Rücken schmiegte.

„Wie... meinst du das? Warum willst du das wissen, hm?“

Erst jetzt entstand eine lange Pause und bevor er noch einmal nachfragen konnte, begann Sasori auf einmal zu erzählen.

„Eine Kindheitsfreundin von mir sieht dir sehr ähnlich.“, erklärte er dem Jungen, wobei er absichtlich verschwieg, dass er dieses Mädchen fast regelmäßig in seinen Gedanken sah.

Langsam nahm Deidara einen letzten Zug von der Zigarette, ehe er bitterlich vor sich hinlächelte und den Stummel neben sich auf dem Rasen ausdrückte. Er verstand immer noch nicht sehr viel, aber vorerst wollte er antworten.

„Ja, ich habe eine große Schwester.“

„...wie geht es ihr?“

Überraschter als zuvor drehte sich der Blonde nun abermals um, wobei er sah, wie Sasoris Körper ineinander zu fallen drohte und er ihm vorsichtig seine Hände gegen die Schultern legte, um ihn deswegen zu stützen. Nach und nach nahm die Situation, in der er sich befand, nun immerhin Gestalt an, sodass sich seine Nervosität wieder legte und er sich etwas entspannte.

„Ich habe schon seit Ewigkeiten nicht mehr mit ihr gesprochen, hm. Und ich war sehr erstaunt, als ich sie durch Zufall wieder gesehen habe.“, erklärte Deidara, „Aber... jetzt weiß ich auch, wer du bist. Ich erinnere mich, dass sie sich immer schreckliche Gedanken wegen dir gemacht hat. Sie war immer so verliebt in dich gewesen!“ Irgendwie musste der Junge nun anfangen zu lachen, besonders als er Sasoris Blick sah.

„War?“, wollte dieser wissen.

„Hm, sie ist mittlerweile verheiratet. Sie ist 34. Vielleicht war sie ja bis zum Schluss heimlich in dich verliebt, hat es dann aber aufgegeben, weil wer rechnet schon damit, dass jemand nach zwanzig Jahren einfach aus dem Koma erwacht? Aber das musst du sie schon selbst fragen, hm.“

Nun war Sasori derjenige, der verwirrt war und zeitgleich hing er an Deidaras Lippen. Seit seines Erwachens, waren diese Worte das Interessanteste, was er gehört hatte, weshalb er nun noch mehr wissen wollte, nur wusste er nicht, wie er den Jungen fragen sollte, ohne sich dabei vollkommen lächerlich zu machen. Immerhin hing er an einer Kindheitserinnerung, als wäre sie das teuerste, was sich ein Mensch vorstellen konnte und während er direkt in Deidaras schmunzelndes Gesicht blickte, rang er sich die nächste Frage hervor.

„Wo ist sie?“

Allerdings begann sein Gegenüber nur lauter zu lachen.

„Du willst sie treffen, hm?“ Und ohne darüber nachzudenken nickte Sasori als Antwort.

„Gut, gut. Mal gucken, was ich machen kann, aber ich will dafür eine Gegenleistung!“
 

Mit einem amüsierten Lächeln beugte sich Deidara ein letztes Mal über das Bett des Älteren. Er konnte sich gar nicht entscheiden, was er sich von ihm wünschen sollte, immerhin klang jede Möglichkeit einfach viel zu verlockend. Er könnte seine Arbeitszeit verkürzen lassen, aber weil es ihm hier viel zu gut ging, verschlug er diesen Gedanken sehr schnell wieder. Stattdessen dachte er an eine simple Bezahlung, denn mit Geld würde es ihm besser gehen, sobald er wieder zu Hause war. Dann könnte er sich statt seines Versteckes vielleicht ein richtiges 1-Zimmer-Apartment leisten und während er sich diesen Traum bereits ganz lebhaft vor Augen führte, starrte Sasori ihn kühl und wartend an.

„...du machst ein Gesicht wie Umi.“, bemerkte er sehr leise und kaum hörte Deidara diese Anspielung, war sein Grinsen erloschen. „Hast du dich... entschieden?“

„Hm. Noch nicht.“ Mit einem Seufzen stieß er sich von der Bettkante ab, ehe er an die Fenster trat, um die Vorhänge zu zuziehen. Der heutige Tag hatte sich mehr als nur gelohnt und er freute sich über Sasoris Unwissenheit, die er in vollen Zügen auskosten wollte. Das Einzige, was dabei allerdings fest stand, war die Tatsache, dass er sich schnell entscheiden musste, damit er seine Gegenleistung ausgezahlt bekam, bevor er seine Schwester hier vorstellte. Denn ganz gleich, wie das Treffen der beiden ausgehen würde, er wusste bereits jetzt, dass es wohl keinen von ihnen gefallen würde.

Zurück im Koma

Erst durch das gedämpfte Vogelgezwitscher, welches durch die verschlossenen Fenster drang, wachte Deidara auf, ehe er sich müde gähnend mit dem Handrücken über die Augen rieb. Er wusste nicht, wie spät es war, aber ein Blick nach draußen verriet ihm, dass er verschlafen hatte, weshalb er irritiert aus dem Bett sprang und sich hastig umblickte. Erst im zweiten Moment konnte sich der Blonde wieder beruhigen, als er bei dem Anblick seiner leeren Kommode begriff, was geschehen war. Heute war der erste Tag, an dem Miyako aus ihrem Urlaub zurückgekehrt war; sie musste sich ihre Arbeitsgegenstände, das Handy und einen Funkpager, bereits zurückgeholt haben ohne ihm darüber Bescheid zu geben, sodass Deidara ungestört hatte schlafen können.

Nun zog er sich in aller Ruhe an, wusch sich im Badezimmer und bändigte seine langen Haare, bevor er zum Frühstücken in die Küche ging, wo ihm die Maid mit einem Tablett bereits entgegenkam, sodass er sie fast umgerannt hätte.

„O-oi!“, entkam es ihm, als er ihr auswich, aber Miyako schien sich nicht weiter an ihn zu stören. Stattdessen blickte sie ihn nur für einen kurzen Moment etwas düster an, bevor sie unbeirrt weiter eilte und Deidara mit schwer klopfenden Herzen zurück ließ. Einen Augenblick zögerte er, doch dann überlegte er es sich anders; er verzichtete auf das Frühstück, um Miyako dafür schnell zu folgen. Weil er eh mit ihr reden wollte, erschien es ihm nun ganz gelegen, denn je schneller er es über sein Herz gebracht hatte, desto besser.

„Wie war... deine freie Woche denn so, hm?“, versuchte er gezwungen vorsichtig ein Gespräch aufzubauen, während er ihr folgte.

„Ich habe keine Zeit. Was willst du?“ Miyako warf nur einen flüchtigen Blick über ihre Schulter, wobei sie weiter vorran schritt. Ihre zu einem Zopf zurückgebundenen Haare wippten dabei bei jedem Schritt. Sie zogen Deidaras Aufmerksamkeit regelrecht auf sich und er betrachtete sie nachdenklich ohne stehen zu bleiben. Es war nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte und obwohl es viele Dinge gab, die ihr sagen wollte, gab es etwas, das er sie zuerst fragen musste.

„Wieso hast du Sasori verschwiegen wer du bist, Schwesterchen? Ich verstehe es nicht, hm.“

Sofort hielt die junge Frau bei diesen Worten an und auch Deidara stoppte, während sein Blick weiterhin auf ihrem brünetten Haarschopf ruhte. Erst im hellen Sonnenlicht, in dem sie soeben stand, ließ sich das goldene Funkeln unter ihrem gefärbten Haar erahnen, dessen Farbe in nächster Zeit aufgefrischt werden musste, wenn sie ihre natürliche Haarfarbe nicht verraten wollte.

„Das geht dich nichts an und ich habe gesagt, ich habe keine Zeit.“, wiederholte sie sich allerdings nur etwas ungerührt, wobei sie ihren kleinen Bruder sichtlich zerknirscht anschaute, nachdem sie sich zu ihm herumgedreht hatte. Natürlich hatten sie sich beide unweigerlich wiedererkannt, als sie sich letzte Woche an dem Transporter gesehen hatten, nur im Vergleich zu Deidara war Miyako weder überrascht, noch schockiert gewesen, auch wenn sie sich damals für einen kurzen Moment einige Sorgen wegen den schlechten Angewohnheiten des Jüngeren gemacht hatte. Aber jetzt hatte sie kein großes Interesse mit ihm zu reden, worüber sich Deidara aber auch nicht wunderte. Immerhin war es noch nie anders gewesen, nur hätte er auch ohne Sasoris seltsame Bitte irgendwann das Gespräch mit ihr gesucht und der Rotschopf hatte dieses Vorhaben lediglich beschleunigt.

„H-hm.“ Nachdenklich musterte er das Gesicht seiner Schwester, die sich mit Ausnahme ihrer Haarfarbe in den letzten drei Jahren, nicht verändert hatte und bevor er noch etwas sagen konnte, drehte sich Miyako schließlich um, ehe sie schweigend weiter ging.

„Eh, warte doch, hm!“, brummte Deidara, wobei er ihr hinterherrannte, „Gehst du zu Sasori? Lass mich dir helfen.“

Es war zwar nach wie vor ein seltsames Gefühl und erschien ihm komisch, aber in den vergangenen Tagen hatte er sich einigermaßen an seine Arbeit gewöhnt, zumal es nicht unbedingt schlecht war. Sasori behandelte ihn zwar nicht sehr viel anders, seitdem er ihm versprochen hatte ein Treffen mit seiner großen Schwester zu organisieren, allerdings war er ihm gegenüber offener als bei den anderen Personen, die in diesem Haus arbeiteten. Es erschien dem Jungen deshalb wie ein kleines Privileg, da er sich ganz gut mit dem Älteren verstand.

„Ist das dein Ernst? Hast du dich etwa mit Sasori-sama angefreundet?“ Miyako blickte erneut über ihre Schulter. Dieses Mal schien sie jedoch etwas anders.

„Angefreundet? Was? Niemals, hm!“ Deidara konnte es dennoch unmöglich eine Freundschaft nennen, obwohl die Worte seiner Schwester seine Ohren zum Glühen brachten und nur weil er zu sehr mit sich selbst beschäftigt war, sah er nicht das bitterliche Lächeln, welches auf ihren Lippen lag, als sie auf die Veranda heraustraten, wo Sasori sie mit einem wartenden Blick begrüßte.

„Sasori-sama, entschuldigt... ich wurde aufgehalten.“ Innerhalb von Sekunden veränderte sich Miyakos Lächeln, sodass sie ihren jungen Herrn nun sanft anstrahlte. „Ihr Tee. Gibt es sonst noch etwas, das ich für Sie tun kann?“

Während Deidara einige Schritte Abstand hielt, fiel sein Blick auf Sasori, der schweigend dabei zusah, wie ihm eine Tasse Tee eingeschenkt wurde. Er wusste nicht wieso, aber ihn beschlich das Gefühl, als hätte Sasori ihm gegenüber sicherlich irgendetwas erwidert, wenn er dies tun würde und er war sich auch sicher, dass er mehr als nur langsam den Kopf geschüttelt hätte, um auf eine Frage zu antworten.

Kurz zögerte er noch, doch dann trat er näher an den Rollstuhl heran, womit er die Aufmerksamkeit des anderen auf sich zog.

„...wegen der Sache, um die du mich gebeten hast...“, begann der Blonde, sodass sich Sasoris Gesichtszüge kaum merklich anspannten, denn im Gegensatz zu Miyako wusste er, worauf der Junge anspielte. „Du wolltest sie sehen, also habe ich sie mitgebracht, hm.“

„Sie?“, wiederholte dieser jedoch nur fragend, weil er die Anspielung in diesem Ausmaß nicht verstehen konnte. Seine Augen verengten sich dabei leicht, nahmen einen nachdenklichen Ausdruck an und als Deidara den irritierten Blick des Mannes sah, musste er leise auflachen.

„Meine Schwester, hm!“, verbesserte er sich aus diesem Grund, wobei er Miyako eine Hand auf die Schulter legte.

Unweigerlich entglitt ihr deswegen das Tablett, sodass es scheppernd auf den Boden aufschlug, während sie entsetzt zwischen den beiden hin und herblickte und angespannt die Finger ihrer rechten Hand bedeckte, als würde sie dadurch ihren Ehering vor Sasori verstecken können. Es glich einer halben Ewigkeit bis Sasori reagierte.

„Du bist...“, setzte dieser leise an. Zuerst konnte er nicht glauben, was er gehört hatte, aber nun, wo sein Blick starr an der jungen Frau hing, sah er Dinge an ihr, die ihm vorher nie aufgefallen waren. Ihre tiefblauen Augen blinzelten scheu zurück und weckten ein schmerzhaft bekanntes Gefühl in ihm aus. Die Wangenknochen, das weiche Kinn, ihre Nase; die Ähnlichkeiten zu ihrem Bruder waren eindeutig da. Nur ihre Haarfarbe hatte vorher verhindert, dass es Sasori nicht aufgefallen war, denn dank der braunen Farbe hatte er sie kein einziges Mal mit vollem Interesse gemustert. Miyako war bisher einfach nur immer da gewesen und jetzt, wo er sie das erste Mal direkt anschaute fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, wobei es ihm gleichzeitig fröstelte. Das Mädchen war die ganze Zeit über bei ihm gewesen.

„Ich will Sasori-kuns Braut werden!“, hallte die Stimme aus seiner Erinnerung unweigerlich in seinen Ohren wider und plötzlich kam sich Sasori schrecklich kindisch vor. Er hatte sich aus Neugierde an diese Worte geklammert ohne den Grund dafür zu wissen. Nur weil sich Miyakos Hand damals so angenehm warm angefühlt hatte, oder nur weil er nach etwas gesucht hatte, um sich einen Sinn zu geben. Jetzt merkte er, dass er doch nicht so erwachsen war, wie er es vorher angenommen hatte und dass ihm das Geschehene schlimmer zusetzte, als er es zugeben würde. Seine Eltern waren tot und er wäre ebenfalls fast gestorben. Zwar hatte er von Anfang an gewusst, dass es keinen Sinn machte nach dem Mädchen aus seiner Kindheit zu suchen, aber das war nun jenseits seiner Vorstellung. Nicht nur, dass er damit nicht gerechnet hatte, es war schlimmer als befürchtet und sein Interesse für Miyakos Beweggründe schwand. Was brachte es ihm schon danach zu fragen? Ihr Ehering sprach Bände, zumal er wusste, dass sie zu Hause von einer kleinen Familie erwartet wurde.

„Sasori-sama...“ Mit brüchiger Stimme ergriff die Maid das Wort, wobei sie sich vorsichtig nach dem Tablett beugte, um es aufzuheben. „E-“

Bevor sie aussprechen konnte, wanderten Sasoris Hände allerdings zu den Rädern seines Rollstuhls, ehe er flüchtete. Ausdruckslos rollte er an den beiden in Richtung eines schmalen Weges vorbei, was Deidara wie versteinert beobachtete. Die Anspannung in der Luft war deutlich zu spüren und er hatte den intensiven Blick des Älteren nur zu genau gesehen, sodass ihm eine leichte Gänsehaut überkam. Es fühlte sich nach Ärger an, der keinen Augenblick später über ihn hereinbrach. Krachend wurde ihm das Tablett über seinen Kopf geschlagen, sodass er in die Knie gezwungen wurde.

„Du...“, schrie Miyako dabei weinend, bevor sich eine Welle von Beleidigungen über ihn ergoss. „...genau wie damals... kein Stück verändert... wärst du bloß fortgeblieben...“

Deidara rieb sich den schmerzenden Hinterkopf, während er nur halb zuhörte, da er den größten Teil dieser Predigt bereits kannte, bloß war sie vor drei Jahren, als er von zu Hause weggelaufen war, bei Weitem nicht so heftig gewesen. Außerdem war Miyako nicht Diejenige, um die er sich nun sorgte. Immerhin war es ihre eigene Schuld, wenn sie solch ein Spielchen spielte und Sasori war eindeutig der Leidtragende.

„Wieso... hast du es ihm auch nicht gesagt, hm?“, schrie er deshalb irgendwann zurück, woraufhin seine Schwester sofort verstummte. Einen Moment lang erwiderte sie nichts darauf und sie starrten sich beide heftig atmend an, doch dann schlug sie ihm erneut das Tablett über den Kopf.

„Als ob alles so einfach ist, wie du es dir in deinem kleinen Hirn ausmalst!“, fuhr sie ihn ein letztes Mal an, ehe sie sich am ganzen Körper zitternd in das Haus zurückzog. Gerne wäre sie Sasori gefolgt, aber was sollte sie sagen? Schließlich hatte ihr kleiner Bruder recht und sie war so schnell nicht in der Lage alles zu erklären. Zuerst musste sie sich beruhigen.
 

Deidara hatte sich hingegen aufgerappelt, um ebenfalls zitternd dem Weg zu folgen, über den Sasori verschwunden war. Er fühlte sich irgendwie schuldig für das, was soeben geschehen war; auch wenn er sich nur an sein Versprechen gehalten hatte. Doch nach diesem Chaos würde er noch nicht einmal das Geld, was er als Gegenleistung gefordert hatte, mit einem ruhigen Gewissen annehmen können, aber weil er es brauchte, musste er versuchen die Situation wieder ein wenig unter Kontrolle zu bringen.

Weit war der Rotschopf nicht gekommen. Schon nach wenigen Minuten sah Deidara ihn in seinem Rollstuhl im Schatten eines großen Baumes sitzen. Mit gesenkten Kopf, nachdenklich auf den eigenen Schoß blickend.

„Sasori, hm!“, rief er zu ihm, aber der andere zeigte keinerlei Reaktion. „Oi, Sasori?“ Es war offensichtlich, dass dieser ihn nicht überhören konnte, weshalb er ihn ignorieren musste, sodass Deidara um ihn herumging, damit er vor ihm in die Hocke gehen und Blickkontakt suchen konnte. Aber obwohl er ihm schließlich direkt in die Augen schaute, erwiderte dieser es nicht. Vielmehr glichen Sasoris Augen einem trüben Spiegel.

„Du wirst wegen meiner großen Schwester jetzt doch nicht Trübsal blasen, hm?“, entkam es Deidara etwas unsanft, wusste sich jedoch nicht anders zu helfen, „Die blöde Kuh war schon immer so, deswegen bin ich auch von zu Hause weggerannt! Und ihr Typ ist genauso ätzend. Da hast echt nichts verpasst, hm. Du bist viel... zu gut für sie!“ Irgendwie wollte er Sasori aufbauen, nur veränderte sich dessen Gesichtsausdruck nicht. Ganz gleich, was er zu ihm sagte.

„...hörst du mir überhaupt zu? An der ist doch nichts Tolles dran, hm! Und die dunklen Haare stehen ihr noch nichtma'... Blond war sie ja wenigstens ein bisschen hübsch, aber so? Du musst zugeben, dass du sie von der Bettkante stoßen würdest, hm?“ Aber Sasori reagierte immer noch nicht, sodass Deidara ein schwacher Schauer über den Rücken lief. Jetzt konnte er es sich gut vorstellen, wie es gewesen sein musste, als dieser noch im Koma gelegen hatte, weshalb er sogleich noch einmal erschauderte, denn keines seiner Worte erreichte ihn. Was auch immer soeben vor sich ging, es war nicht gut. Es bereitete dem Jungen eine leichte Panik.

„Oi! Du solltest lieber zusehen, dass du wieder gesund wirst, hm! Ich hab immerhin keine Lust ewig hier zu sein, um den Babysitter für dich zu spielen! Und wenn du dich nicht beeilst, wird sich Umi-chan wieder an dich schmeißen und deine Hilflosigkeit ausnutzen, willst du das?“

Da noch nicht einmal dies eine Wirkung zeigte, fuhr sich Deidara hastig durch sein Haar. Sein Hinterkopf schmerzte immer noch und er ärgerte sich über Miyako, aber noch mehr ärgerte er sich über sich selbst, da sein Gegenüber auf einmal ganz schwach den Kopf zur Seite drehte, womit er ihm auswich. Es war Sasoris Geste, mit der er bisher den anderen Angestellten des Hauses begegnet war. Er zeigte wieder vollkommenes Desinteresse, was Deidara überforderte.

„H-hm..“ Angestrengt musterte der Junge den Älteren, bevor er nach dessen Kinn griff, um seinen Kopf vorsichtig zurück zu drehen. Nun war er immerhin gezwungen ihn anzuschauen.

„Wenn... wenn du dich beeilst endlich wieder richtig laufen zu können, dann geh' ich mit dir in die Stadt... dann suchen wir dir eine vernünftige Blondine, hm. Eine, die viel besser als meine dämliche Schwester ist!“, versprach Deidara nickend, womit er seine allerletzte Idee aussprach, die ihm noch in den Sinn gekommen war und zumindest jetzt war es ihm so, als würde ihn Sasori für einen Augenblick lang richtig anschauen.

Die Bitte zu Bleiben

Langsam folgte Deidara dem Rollstuhl der wenige Meter vor ihm durch die Gartenanlage fuhr. In den letzten Wochen hatte sich bis auf das Wetter nichts geändert. Die warme Frühlingssonne hatte sich hinter einer dicken Wolkenwand zurückgezogen, es war windiger geworden und schon seit Tagen erschien es, als würde es jeden Moment zu regnen anfangen. Sasori war seit dem Vorfall mit Miyako immer noch verschwiegen. Er sprach mit niemanden und auch als seine Sandkastenfreundin vorsichtig versucht hatte sich bei ihm zu erklären, war sie stillschweigend abgewiesen worden.

Nur körperlich machte er Fortschritte. Immerhin konnte er sich mittlerweile besser bewegen, auch wenn er immer noch auf fremde Hilfe angewiesen war. Aber nicht nur deswegen folgte ihm der Junge. Deidara wurde von seinem Schuldgefühl nicht losgelassen, weshalb er die meiste Zeit damit verbrachte nach einer Lösung zu suchen. Nur wie konnte man jemanden erreichen, der einfach nicht sprach? Es ärgerte ihn, obwohl er wusste, dass er der Einzige war, den Sasori überhaupt noch Aufmerksamkeit schenkte, indem er ab und zu schweigend etwas Blickkontakt mit ihm wechselte.

„Sollten wir nicht umdrehen, hm? Das Wetter ist beschissen, außerdem gibt’s hier draußen doch eh nichts...“, schlug er dem Älteren vor, als eine etwas stärkere Windböe aufgekommen war, sodass er schnelleren Schrittes aufgeholt hatte. In Wahrheit langweilte er sich, seitdem sich Sasori wie eine lebensgroße Puppe verhielt und nachdem er die verschiedensten Gesprächsthemen angeschnitten hatte und immer wieder auf Granit gestoßen war, gingen ihm allmählich die Ideen aus. Auch jetzt reagierte der andere nicht, weshalb sich der Blonde mit einem tiefen Seufzen seine Zigarettenschachtel aus der hinteren Hosentasche zog, doch der Wind war stark genug, um sein Feuerzeug immer wieder erlöschen zu lassen.

„Hmm... Komm schon!? Was willst du hier überhaupt?“, ärgerte sich Deidara, der seine Sachen brummelnd zurück in die Taschen stopfte und dabei angesäuert zu Sasori schielte. Überraschenderweise stoppte dieser aber auf einmal, bevor er ihn mit einem Blick anschaute, über den sich der Junge nur wundern konnte.

Es war eine Mischung aus Müdigkeit, Unverständnis und schien fast so, als wollte er ihn fragen, ob es nicht offensichtlich war, was sie hier soeben taten, ehe er seinen Kopf jedoch wieder wegdrehte und senkte. Er zog auch seine Hände von den Rädern zurück, bevor er sie in seinem Schoß faltete, um Deidara damit ganz offensichtlich die Kontrolle des Rollstuhls zu überlassen. Aber der Blonde stand zuerst nur regungslos neben ihm.

„Oi oi oi, du kannst auch mit mir reden, hm!“ Genervt stemmte er seine Hände in die Seiten, wobei er sich leicht nach vorne beugte, damit er einen besseren Blick auf Sasoris Gesicht bekam, der seinen Kopf daraufhin nur noch tiefer senkte.

Wenn der Rotschopf etwas wüsste, das er erwidern könnte, dann würde er es vielleicht tun. Allerdings gab es nichts mit einer einzigen Ausnahme, wobei er jedoch nicht wusste, wie er ausgerechnet diese ansprechen sollte, sodass er aus diesem Grund einfach schwieg. Ihm war sehr wohl bewusst, dass dieser Junge nicht ewig hier blieb und wohl möglich früher gehen könnte, als es ihm lieb war, aber genau deswegen musste er sich beeilen selbstständiger zu werden. Nur deshalb war er hier draußen und fuhr Runde für Runde, um irgendwann endlich aus diesem Rollstuhl zu kommen und genug Ausdauer zu haben, damit er sich zumindest mit Krücken fortbewegen konnte.

„Hmmm...“, brummelte Deidara derweil und raufte sich die Haare, wobei er jedoch inne hielt, ehe er kurz nach oben in den grauen Himmel blickte. Ein dicker Regentropfen war auf seinem Kopf gelandet. Danach folgte noch einer und noch ein weiterer, bevor ein heftiger Regenschauer über sie hereinbrach.
 

„Scheiße, hm!“ Fluchend schlug Deidara die Haustür zu. „Ich hab's doch gesagt... Wir hätten eher umkehren sollen!“ Sowohl Sasori als auch er selbst waren nun vollkommen durchnässt und während dem Älteren die kurzen Haare platt am Kopf klebten, wrang sich der Blonde seine eigenen aus, womit er eine kleine Pfütze auf dem Boden hinterließ. „Ich hoffe für dich, du kannst mittlerweile baden. „Hab kein Bock, dass du krank wirst und ich am Ende alles dafür abbekomme, hm.“

Noch schlechter gelaunt als vorher schob er Sasori in dessen Zimmer und von dort aus in das Badezimmer, wobei sie eine nasse Spur von Regenwasser hinter sich herzogen, aber das war Deidara egal. So langsam hatte er die Nase voll von der Sturheit des Älteren und wenn dieser sich trotzig stellen konnte, dann konnte er das schon lange. Schlechtes Gewissen hin oder her; irgendwann musste der andere wieder mit ihm reden und bis dahin würde er einfach seine Arbeit wie zuvor erledigen, weshalb er nun ebenfalls schweigend heißes Wasser in die Badewanne einließ, ehe er sich Sasori widmete. Dieser saß immer noch ungerührt in seinem Rollstuhl, sodass er ihm etwas unsanft die Knöpfe des Hemdes aufzupfte, worunter sich mittlerweile weder Pflaster noch Verbände versteckten. Stattdessen waren von den Wunden nur noch tief rosafarbene Narben übrig, an deren Anblick sich Deidara schon so gewöhnt hatte, dass er ihnen gar keine Beachtung mehr schenkte. Das Gleiche galt auch für den Rest des fremden Körpers, weshalb er mit kühler Routine die Gürtelschnalle löste, sowie die Hose auszog, ehe er Sasori in die Badewanne half. Anschließend hockte er sich auf den gefliesten Boden und lehnte sich gegen den Rand der Wanne, um sich kurz zu sammeln. Wenn er zu ruppig mit dem anderen umging, würde er dadurch nur das Gegenteil erreichen, zumal er ihm nicht wehtun wollte. Nur was brachte es, wenn er ihn nur mit Samthandschuhen anfasste? Es war ihm allemal lieber, dass Sasori ihn so wie Umi anschnarrte, als dass er einfach gar nichts sagte.

„Frierst du nicht?“

Weil sich Deidara tief in Gedanken befand, merkte er erst einen Moment später, was geschehen war und blickte deshalb verwundert nach oben, von wo ihn Sasori teilnahmslos anschaute. Es machte eher den Anschein, als hätte er sich dessen Stimme nur eingebildet, sodass er nicht darauf einging, doch gerade als er nach dem Shampoo greifen wollte, hörte er es erneut.

„...ich habe auch keine Lust darauf, dass du dich erkältest.“

Vor Schreck wäre ihm das Fläschchen fast aus der Hand geglitten und als er erstaunt die Augenbrauen hochzog, zuckte dieser nur schwach mit den Schultern.

„Ich will Miyako nicht um mich haben. Deshalb wäre es besser, wenn du auch badest, damit sie am Ende nicht noch deine Arbeit übernehmen muss, wenn du krank wirst.“, erklärte sich Sasori leise, als wäre es das normalste der Welt. Er hatte nachgedacht. Er hatte nach einer passenden Situation gesucht. Letztlich wäre es umso sinnloser gewesen ewig zu schweigen und nun wollte er versuchen die passenden Worte zu finden. Aber Deidara machte ein Gesicht, als würde er das alles für einen schlechten Scherz halten. Er schnappte nach Luft, grummelte leise und knirschte mit seinen Zähnen, ehe er auf einmal aufstand.

„Du kannst ja plötzlich doch reden... Hm... Tut dir der Hals nicht mehr weh?“, entkam es ihm etwas schnippisch, was Sasori ihm jedoch nicht verübeln konnte.

„Mit meinem Hals ist alles in Ordnung.“ Erschöpft blickte er zu dem Jüngeren, dem er wirklich nicht die Schuld für Miyakos Verhalten geben konnte und als ob dieser es verstehen würde, nickte er.

„Du hast ziemlich lange gebraucht, um über meine Schwester hinweg zu kommen...“ Seufzend zog sich Deidara sein durchweichtes Shirt über den Kopf. Eigentlich hatte er kein Interesse mit dem anderen gemeinsam zu baden, aber er entschied sich dem Älteren entgegen zu kommen. Einerseits damit er ihn im schlimmsten Fall nicht wieder anschwieg und andererseits weil er tatsächlich fror. Es glich deshalb einer Wohltat, als er ihm Badewasser versank, doch nachdem er seine Beine ausgestreckt hatte und sein Fuß den Körper seines Gegenübers berührte, wurde ihm bewusst, was er in diesem Moment tat.

„M-miyako ist halt eine blöde Kuh, hm!“, wollte er die Aufmerksamkeit weiterhin auf seine Schwester lenken und rutschte ein Stück tiefer bis sein Kinn die Wasseroberfläche berührte.

„Kann sein.“

„Was... hat sie dir überhaupt erzählt, hm? Mit mir... hat sie nämlich kein Wort mehr geredet...“

Seufzend griff Sasori nun seinerseits nach dem Shampoo, dessen Deckel er aufklappte.

„Weiß ich nicht.“, antwortete er ehrlich, was Deidara allerdings nicht verstand.

„Huh? Hast du ihr nicht zugehört, oder wie?“

„Nicht wirklich. Ich habe mich für ihre Erklärung nicht interessiert, wieso hätte ich ihr also zuhören sollen?“

Der Junge blieb immer noch im Badewasser versunken, wobei er ungläubig zu Sasori starrte. Er konnte überhaupt nicht fassen, was dieser ihm soeben erzählte, denn in seinen Ohren hörte es sich danach an, als hätte der andere einfach nur viel Wind um nichts gemacht.

„Du zickst die ganze Zeit 'rum? Und weißt noch nicht einmal wieso?“, fasste er die Erklärung deshalb zusammen.

„Deine Schwester... hat... mich belogen. Sie hat mich wie einen Fremden behandelt. Ganz gleich, welchen Grund sie dafür hatte. Es hat mich verletzt und sie war...“

Kurz bevor Sasori erklären konnte, wie viel ihn die Erinnerung an Deidaras Schwester bedeutet hatte, brach er ab. Die Hoffnung Miyako zu treffen hatte ihm einen Sinn gegeben und nachdem dieser verloren gewesen war, hatte er etwas Zeit gebraucht einen neuen zu finden.

„Lass mich dir die Haare waschen.“, sprach er schließlich weiter, wobei er dünn lächelnd zu Deidara blickte, der die Stirn runzelte.

„Wieso, hm?“

„Weil das nur gerecht wäre. Immerhin kümmerst du dich die ganze Zeit um mich.“

Obwohl ihm diese Erklärung einleuchtete, überlegte der Junge einen Moment, bevor er langsam näher rutschte und sich umdrehte. Er wartete, wobei er angespannt die Augen schloss. Immerhin war es eine Sache, wenn er einen fast hilflosen Mann anfasste; von diesem nun jedoch berührt zu werden, war anders.

„M-meinetwegen. Wird echt Zeit, dass du eine Freundin bekommst!“, murmelte er, worüber Sasori schmunzeln musste und ein kleines Blütenblatt aus dem nasskalten Haar fischte.

„Ich lehne ab.“ Er verteilte eine Portion des Shampoos in seinen Handflächen, ehe er es auf Deidaras Kopf einmassierte.

„Hm? Willst du Umi-chan doch noch eine Chance geben?“

„Niemals.“ Seufzend glitt er mit seinen Fingern an den Haarlängen entlang und hin zu den Spitzen. Obwohl sie sich nach der langen Zeit des Schweigens nun recht natürlich unterhielten, zögerte er. Da ihm dieser eine Gedanke schon vor Längerem gekommen war, er aber dennoch etwas gebraucht hatte, um ihn zu akzeptieren, wusste er nicht, wie der Blonde nun darauf reagieren würde.

„Sondern? Willst du alleine bleiben?“, fragte dieser weiter.

„Nein.“

„Hm? Sag mir nicht, du bist tatsächlich so hoffnungslos in meine Schwester verliebt!?“

Sasori zuckte zusammen, als sich der Körper vor ihm auf einmal herumdrehte. Deidara musterte ihn fast schon entsetzt und machte wieder einmal einen irritierten Eindruck, was durch das Kopfschütteln des Älteren nicht besser wurde.

„Ich denke nicht, dass ich in deine Schwester verliebt gewesen bin.“, versuchte er es ihm zu erklären. „Ich hab mich nur an etwas erinnert. Das ist alles und guck nicht so, als wäre ich verrückt. Ich will nur nicht irgendeine blonde Freundin haben. Da wäre es mir wichtiger, wenn du noch länger hier bleibst.“

Diese urplötzliche Direktheit verschlug Deidara die Sprache und er blinzelte Sasori an, während ihm die Hitze des Badewassers unweigerlich zu Kopf stieg. Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte.

„Ich... ich bleibe so lange wie ich es muss... Bis ich meine Schulden abgearbeitet habe und deine Großmutter mich rauswirft, hm.“, antwortete er schließlich gepresst.

„Verstehe.“

Deidara beobachtete, wie Sasori zur Duschbrause griff, um ihn den Schaum auswaschen zu können und während er still hielt und die vorsichtigen Berührungen zuließ, schloss er abermals seine Augen.

„Aber wenn das so ist, wirst du wohl nie wieder gehen können.“ Die Stimme des Älteren war nur ein leises Raunen, aber das, was er sagte, erschreckte Deidara. Etwas unbedacht hob er seinen Kopf, versuchte zu blinzeln und bekam deshalb etwas von dem Schaum in die Augen.

„Argh!“ Es brannte.

„Alles okay?“ Sofort hatte Sasori das Wasser wieder abgedreht, woraufhin er eine Hand in den Nacken seines Gegenübers schob. „Lass mich mal sehen.“ Behutsam wollte er ihn ein Stück näher an sich ziehen, aber Deidara begann sich zu sträuben, als er merkte, dass ihm der fremde Körper näher kam.

„Verdammt, lass mich!“, fluchte er, wobei er halb blind nach vorne griff, um sich zu befreien. Doch kaum spürte er die wohlbekannten Narben unter seinen Fingern hielt er inne, blinzelte die letzten Tränen angespannt aus seinen Augen und blickte zu Sasori, von dessen Oberkörper er sofort wieder abließ.

„H-hm...“ Von einem Moment auf den anderen war er ganz ruhig geworden und schaute schuldbewusst zur Seite. „...wollte dir nicht wehtun, hm.“ In seiner Hektik hatte er vergessen, wie empfindlich der Körper des anderen war, doch dieser lächelte dennoch schwach.

„Es ist nichts passiert. Das meiste ist sehr gut verheilt, oder hast du trotzdem Angst, dass ich auseinanderbrechen könnte?“

„Naja, du...“ Deidara rieb sich über seine gereizten Augen und seufzte, bevor er erneut zu seinem Gegenüber blinzelte. Eine Zeit lang starrte er schweigend auf die runde Narbe oberhalb der Mitte des Schlüsselbeins, wo bis vor wenigen Monaten noch ein Schlauch in Sasoris Luftröhre gesteckt hatte. Dann schob er trotzig die Unterlippe nach vorne und streckte seine Hand aus, um genau diese Stelle zu berühren, als musste er sich erst vergewissern, dass es wirklich nicht schmerzte.

„Sobald es dir besser geht bin ich weg, hm!“, verkündete er dabei.

„Und wenn ich dich bitten würde bei mir zu bleiben?“ Bevor Sasori wusste, was geschah, hatte er die Worte ausgesprochen, für die er zuvor so viel Zeit benötigt hatte. Er selber wollte nämlich nicht, dass Deidara wieder ging; er würde lieber noch ein bisschen mehr Zeit mit ihm verbringen. Besonders wenn er sich wieder besser bewegen konnte, denn er wollte den Jungen an seiner Seite haben und nicht irgendeine blonde Frau.

„...wieso solltest du das tun?“

„Weil du hier ein Zuhause hättest und weil das Essen doch ganz gut schmeckt, oder?“, erwiderte er ohne auf sein eigentliches Verlangen einzugehen.

„Ich... hab doch gesagt, ich bin nicht obdachlos, hm!“

„Aber du bist von deiner Schwester weggelaufen...“

„Ja... naja... i-ich überleg es mir. Aber nur, weil das Essen hier so gut schmeckt, hm.“, ging Deidara schließlich auf dieses Angebot ein. Eine seiner Hände ruhte dabei immer noch auf einer Narbe an Sasoris Oberkörper und während er schwach aufseufzte, griff er damit nach dem Shampoo. Es war erleichternd, dass er nicht mehr angeschwiegen wurde, auch wenn die plötzliche Entwicklung merkwürdig war. Aber was war, seitdem er hier war, denn nicht merkwürdig? Nachdenklich begann er seinem Gegenüber die Haare einzuseifen, wobei er kurz erschauderte, als er bemerkte, wie vertraut ihm die Nähe des Älteren geworden war. Er stand Sasori näher als seiner eigenen Schwester und um endlich verstehen zu können, was hier vor sich ging, beschloss er, dass zumindest er mit Miyako reden musste. Denn im Gegensatz zu Sasori wollte er ihre Beweggründe unbedingt erfahren.

Miyakos Gefühle

„Du gehst schon?“ Sasoris Stimme klang sehr leise und für einen Moment fragte sich Deidara, ob etwas wie Enttäuschung darin lag, als er sich von der Bettkante abgestoßen hatte und auf die Zimmertür zusteuerte. Doch bei einem Blick zurück über die Schulter sah er, wie dessen Gesicht so aussah wie immer.

„Ich will auch 'mal Feierabend haben, hm.“, entgegnete er ihm, wobei er mit den Schultern zuckte. Er hatte ihn nach dem Bad direkt umgezogen und dann zu Bett gebracht, sodass er jetzt noch ein bisschen Zeit hatte, die er mit Miyako verbringen wollte, indem er Antworten auf seine Fragen brauchte. „Ich komm' später noch einmal wieder...“ Erst nachdem sein Versprechen ausgesprochen war, fiel ihm auf, wie dämlich es klang, weshalb er hastig auf seine eigenen Füße starrte.

„Später... zum Abendessen, hm.“, korrigierte sich der Junge, bevor er die Tür öffnete und regelrecht flüchtete. Nicht nur sein Herz schlug wie wild, seine Wangen glühten vom heißen Bad, zumal er spürte, dass er nervös war. Nervös, weil er in Richtung Küche ging, wo seine Schwester alleine ein paar Weingläser polierte. Sie hatte ihm den Rücken zugedreht und merkte nicht, wie sich ihr kleiner Bruder an ihre Seite schlich.

„Hm.“ Erst als er aufbrummte, zuckte sie zusammen, wobei sie neben sich starrte.

„Was?“ Im hellen Küchenlicht war es unübersehbar, dass auch ihre Wangen gerötet waren und ihre Augen wirkten aufgequollen. Sie hatte geweint, was sie schnell vor ihrem Bruder verbergen wollte, indem sie sich zurück zu ihrer Arbeit drehte. „Was willst du?“, fragte sie dabei trotzdem harsch.

„...nur reden, hm.“ Deidaras Antwort war ebenso grob, weshalb sich ihr Griff auf den zarten Glashals verstärkte.

„Ich habe keine Zeit.“

„Das hast du das letzte Mal auch gesagt...“, bemerkte er sofort und stützte sich dabei auf der Arbeitsplatte ab, um seine Schwester unbeeindruckt bei ihrer Arbeit zu beobachten. „Und das letzte Mal wollte ich...“ Obwohl Deidara nur ihr letztes Aufeinandertreffen erklären wollte, wo er geplant hatte ihr von Sasoris Bitte zu erzählen, zuckte Miyako erneut zusammen, ehe sie das Weinglas urplötzlich auf die Ablage knallte und mit einem hellen Ton sprang daraufhin ein Teil des zarten Glases, auf welches sie bebend blickte.

„Das letzte Mal, hu?“, entkam es ihr atemlos, wobei ihr ein sarkastisches Lächeln über die Lippen glitt. „Ich hasse dich.“

Ein schmerzhaftes Gefühl bohrte sich durch Deidaras Brust, als er die Worte seiner Schwester hörte, aber er nickte verspannt. Immerhin hatte er schon vor drei Jahren diese Vermutung gehabt und weil er ihre ganze Art ihm gegenüber nicht mehr ertragen hatte, war er schließlich von zu Hause weggelaufen, doch jetzt war es das erste Mal, dass sie aussprach, wie sie empfand. Vorher hatte sie sich wohl wirklich nur um ihn gekümmert, weil sie es ihren verstorbenen Eltern versprochen hatte.

„Aber wieso... was hat das mit Sa-“

„Du weißt es noch nicht einmal?“, unterbrach sie ihn ganz abrupt und als er sah, wie ihre Hand um den Weinglas zu zittern begann, wich er ein Stück weit von ihr. Immerhin kannte er sie gut genug, um zu wissen, dass sie momentan vor Wut kochte.

„Schwesterchen, wieso machst du dir auch solche Sorgen? Wieso lebst du dein Leben nicht weiter und versuchst glücklich zu werden, hm?“, imitierte sie auf einmal Deidaras Tonfall, während ihr Lächeln immer schmerzerfüllter wurde, ehe sie argwöhnisch auflachte und den Kopf senkte. Kurz darauf tropfte eine dicke Träne von ihrer Nasenspitze.

„Ich... kapier's nicht, hm...“ Hilflos blieb der Blonde auf Abstand. Allerdings überkam ihm mittlerweile eine düstere Vorahnung, denn er konnte sich an diese Worte erinnern. Es war schon einige Jahre her, dass er dies zu seiner großen Schwester gesagt hatte, aber er wusste gar nicht mehr, wie alt er damals gewesen war. Er hatte von dem kranken Freund seiner Schwester gewusst, er hatte sie tagtäglich das Haus verlassen sehen und hatte gewusst, wohin sie regelmäßig gegangen war. Miyako hatte Sasori über Jahre hinweg besucht und irgendwann, weil Deidara es einfach nicht verstanden hatte, waren ihm diese Worte entkommen. Letztlich hatte er damit nichts anderes bezwecken wollen, als seine Schwester wieder lächeln zu sehen, nur hatte damit auch alles von seinem eigenen Unglück begonnen. Miyako hatte ihre Gefühle für ihren Freund im Koma tief vergraben, sie verliebte sich neu in einen jungen Mann, unter den ihr jüngerer Bruder hatte leiden müssen. Nur weil sie ihren Ehemann nicht aufgeben hatte wollen, weil sie endlich glücklich werden wollte, wurde das Verhältnis zwischen ihr und Deidara immer schlechter bis dieser über Nacht irgendwann einfach weggelaufen war. Vielleicht hatte er stets sehr viel Mist gebaut, aber woher der Hass kam, den Miyako für ihn fühlte, verstand er einfach nicht.

„Natürlich kapierst du es nicht.“

„Verdammt... dann erklär' es mir, hm! Wieso hast du dich vor Sasori versteckt? Wieso hast du ihn angelogen, obwohl du ihm so nahe gestanden hattest?“, fuhr er sie unbeabsichtigt laut an, denn der Junge wollte endlich eine Antwort.

„...weil ich nicht wollte, dass er erfährt, dass ich ein neues Leben angefangen habe.“ Auf einmal erschien Miyako unerträglich schwach und sie ging vor der Arbeitsplatte auf die Knie, lehnte ihre Stirn gegen die Kante der Kommode und schluchzte dabei laut auf.

„Hm?“

„Als... Chiyo mir mitgeteilt hatte, dass Sasori aufgewacht war...“, murmelte sie brüchig, weshalb sich Deidara ebenfalls hinhockte, um ihr besser zuhören zu können. „...war ich sehr froh. Den nächsten Tag bin ich sofort hierher gefahren, aber als ich an seinem Bett gestanden habe, hat er mich nicht erkannt. Er war so... seltsam...“

„Er war frisch aus dem Koma erwacht, hm. Was erwartest du?“

„Ich... weiß... und als Chiyo... mich darum gebeten hat, mich um ihn zu kümmern... konnte ich nicht ablehnen. Ich bin Krankenschwester, ich brauche das Geld für meine Familie und ich... habe mich Sasori gegenüber schuldig gefühlt, weil ich... ihn im Stich gelassen habe, weil ich meine Gefühle für ihn weggeschmissen hatte. Deswegen... habe ich mir die Haare gefärbt in der Hoffnung, dass er mich nicht wiedererkennt und... er hat mich auch kein einziges Mal... richtig angeschaut. Irgendwie... war ich erleichtert... und ich war jedes Mal froh, wenn ich den Tag mit ihm überstanden habe, aber...“

Während Miyako gleichzeitig schluchzte und erzählte, wurde sie von ihrem Bruder einfach nur angestarrt. Deidara konnte die Gefühle seiner Schwester nicht nachvollziehen, auch wenn sie ihm nun ein bisschen Leid tat.

„Aber... dann bist du aufgetaucht...“

Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, erschauderte er allerdings, da er die Eifersucht nur allzu deutlich heraushören konnte, so scharf klang der Ton in ihrer Stimme. Ein eisiges Gefühl fuhr ihm in den Nacken.

„...du hast dir Sasori so leicht um den Finger gewickelt...“

„W-was? Wovon redest du, hm? Das... stimmt doch gar nicht!“, widersprach er ihr sofort und schüttelte den Kopf, aber sie schnaubte nur auf.

„Du kannst mich nicht anlügen. Ich habe gesehen, wie ihr zusammen... das ist...“ Langsam hob Miyako einen Arm, um ihre Tränen in ihrem Ärmel zu trocknen.

„Zusammen?“ Deidara erhob sich, wobei er immer noch seinen Kopf schüttelte. Sein Herz drohte nun zu zerbersten und er schämte sich dafür, dass er bei dem, was er soeben in Sasoris Badezimmer getan hatte, erwischt worden war.

„Naja... aber es wundert mich nicht. Du hast schon immer nur Mist gebaut und einem älteren Mann näher zu-“

„Nein, nein. Du missverstehst das, hm! Ich würde doch nicht...“, begann er sich zu verteidigen, musste sich aber letztlich selber stoppen. Immerhin mochte er den Rotschopf schon recht gerne, weshalb sich seine Wangen verfärbten. „T-trotzdem... wieso... bist du überhaupt so eifersüchtig? Du hast doch deine... Familie, hm. Du hast doch... gar keinen Grund dafür.“

Es war nur ein schwacher Versuch Miyako wieder milde zu stimmen, doch sie zuckte nur unbeteiligt mit den Schultern, bevor sie wieder aufstand. Schweigend griff sie nach dem zuvor gesprungenem Weinglas, welches sie mit einer kraftlosen Geste in den Mülleimer warf und Deidara verstand. Weiter würde sie nicht mit ihm reden wollen. Sie hatte ihm alles gesagt. Aber obwohl er nun eine Antwort auf seine Frage bekommen hatte, war er damit nicht zufrieden, zumal er sich fragte, ob sie das Gleiche zu Sasori gesagt hatte und ob sie sich bei ihm dafür entschuldigt hatte, weil sie ihre Gefühle für ihn aufgegeben hatte.

Einen Moment lang blieb er noch in der Küche stehen, wobei er weiterhin zu seiner Schwester schielte, ehe er sich das Tablett mit Sasoris Abendessen nahm, um es ihm auf das Zimmer zu bringen. Was meinte Miyako überhaupt damit, dass er sich ihn um den Finger gewickelt hatte? Sie redeten miteinander. Mehr war da nicht. Im Grunde hatte sie doch gar nichts, weshalb sie eifersüchtig sein müsste. Er mochte Sasori nicht in dieser Art und Weise, die sie wohl sah. In Gedanken betrat er das Zimmer des Älteren, der in einem Buch lesend in seinem Bett saß.

„Ich habe keinen Hunger.“, verkündete Sasori leise und blickte neben sich, wo Deidara das Abendessen auf sein Nachtschränkchen abstellte. Anschließend glitt sein Blick höher, um das Gesicht des Jungen prüfend zu mustern. Dieser hatte ihm nicht zugehört, oder er wollte ihn nicht hören, da er ihm Tee eingoss, ehe er ihm ein kleine Reisschale reichen wollte.

„Ich will nichts essen.“, wiederholte er sich und hob ablehnend eine Hand mit der er das Schälchen von sich schob.

„Hm? Du solltest aber, oder soll ich dich wieder wie ein Kind füttern?“ Drohend hob Deidara die Essstäbchen, deren Herumgewedel Sasori schweigend verfolgte.

„Meinetwegen. Aber wolltest du vorhin nicht lieber Feierabend machen?“ Nach einer Weile gab der Ältere mit einem dünnen Lächeln auf einmal nach, sodass die Bewegungen der Stäbchen stoppten. Erstaunt schaute Deidara von der Reisschale hoch zu seinen Gegenüber und erneut schoss ihm Miyakos Stimme durch den Kopf. Jetzt ahnte er langsam, was seine Schwester vorhin gemeint hatte, weshalb er schmunzeln musste.

„Ja und? Überstunden werden mit mehr Geld abgerechnet, oder?“, stellte er frech fest, wobei er näher an Sasori heran rutschte.

„Vermutlich.“ Gehorsam öffnete der Rotschopf seinen Mund, sodass ihm eine Portion Reis hineingeschoben werden konnte.

„Ich glaube... meine große Schwester liebt dich immer noch.“ Es entkam Deidara einfach vollkommen unkontrolliert, wobei er nachdenklich seinen Kopf schief legte und den anderen beim Essen beobachtete.

„Ist das so?“, fragte Sasori darauf nur etwas gleichgültig. „Ist mir nie aufgefallen... im Gegenteil... aber das ist auch egal.“

„Hm.“ Es folgte eine weitere Portion Reis, ehe er sich wegdrehte. „Du hast schon genug?“

„Ja.“ Seufzend stellte Deidara die Reisschale zur Seite und als er zurück zu Sasori blickte, begann er zu grinsen. Er streckte ihm eine Hand entgegen. Es war lächerlich, dass er ihn fütterte, aber es störte ihn nicht mehr. Immerhin hatte er keine Berührungsängste mehr, weshalb er mit seinen Fingern über den Mundwinkel des anderen strich, um von dort einen Rest Reis wegzuwischen.

„Hm. Ich glaube du hast Recht... das mit meiner Schwester... der blöden Kuh kann man eh nicht helfen, hm.“, erklärte er dabei nickend. Das zwischen ihnen war nichts. Es war eher anders, da war sich der Blonde sicher.
 

Miyakos Beine zitterten, während sie vor Chiyos Schreibtisch stand. Die alte Frau schaute nun schon seit mehreren Minuten nachdenklich vor sich, wo eine untertassentellergroße Porzellanscherbe lag.

„Das ist wirklich schlimm.“, sagte sie schließlich mit einem Seufzen und ergriff die Scherbe, die sie in der obersten Schublade des Schreibtisches verstaute. „Und wo ist der Rest?“

„Das weiß ich nicht. Ich habe nur das gefunden.“, antwortete die Maid schnell.

„Ist sonst noch etwas verschwunden?“ Miyakos gebeugte Haltung wurde sogleich tiefer, als sie diese Frage hörte.

„Nein. Aber ich werde darauf achten. Und...“ Sie zögerte und richtete sich wieder auf, um Chiyo ernst ins Gesicht zu blicken. „...und ich werde auf den Jungen achten.“

„Ist er nicht dein kleiner Bruder? Wieso bist du so streng mit ihm.“, wollte ihre Herrin von ihr wissen, woraufhin Miyako bitterlich lächelte.

„Nicht mehr. Momentan ist er einfach nur ein kleiner Dieb. Er war schon immer so und ich kann ihm das nicht durchgehen lassen.“

„Verstehe. Dann gib mir Bescheid, wenn du ihn überführen konntest, dass er Dinge aus meinem Haus stiehlt.“

Sofort verbeugte sich die Maid erneut. „Natürlich.“

Falsche Beweise

Deidara streckte seine Arme hoch in den Himmel und reckte sich der Sonne mit einem zufriedenen Seufzen entgegen. Er hatte es sich an einer sonnigen Stelle in der Gartenanlage gemütlich gemacht, um das warme Wetter in vollen Zügen zu genießen, welches das frühlinghafte Unwetter der letzten Tage hinterlassen hatte, sodass er sich nun nur mit einem T-Shirt bekleidet sonnen konnte. Mit einem Lächeln auf den Lippen lauschte er dem Zwitschern der Vögel und den leisen, gleichmäßigen Bewegungen, wenn Sasori eine Seite des Buches umblätterte, das er neben ihm sitzend las. Er wusste gar nicht mehr, wie lange sie hier schon so saßen, denn zwischenzeitlich nickte er immer wieder ein, wachte wieder auf, blinzelte kurz zu dem Älteren, ehe er wieder die Augen schloss, um weiter zu dösen und so lange die Sonne noch so warm auf sie herab schien, wollte sich der Junge auch nicht hier wegbewegen.

„Hm.“, brummte er genüsslich. Während er wieder in einen angenehmen Traum abdriftete, schloss Sasori das Buch mit einem dumpfen Geräusch und legte es neben sich. Er saß in einem Schneidersitz, den er nun langsam löste, indem er seine schmerzenden Beine von sich streckte. Am liebsten wäre es ihm, wenn er sich wieder zurück in seinen Rollstuhl setzen könnte, aber dieser stand einige Meter abseits und nun, wo er das Buch durchgelesen hatte, gab es nichts mehr, das ihn von den Schmerzen in seiner unteren Körperhälfte und in den Armen ablenken konnte. Außer... sein Blick fiel neben sich auf Deidara.

„Wie lange willst du da noch faulenzen? Musst du nicht arbeiten?“, fragte er ihn direkt, erhielt allerdings keine Antwort. „Schläfst du?“

Eigentlich hatte Sasori keine Lust mehr hier in der Sonne zu sein, aber der Junge reagierte nicht auf ihn. Stattdessen fuhr eine schwache Bewegung durch dessen Körper und er begann sich verschlafen auf der Decke herum zu räkeln. Irgendwie sah er glücklich aus, weshalb Sasori beschloss ihn weiter schlafen zu lassen. Außerdem gefiel ihm das helle Funkeln von dem blonden Haar im Sonnenlicht, sodass er sich ebenfalls vorsichtig hinlegte und auf die Seite drehte, damit er Deidaras Gesicht aus der Nähe beobachten konnte. In dieser Position entspannten sich immerhin seine schmerzenden Glieder und auch er begann die Wärme zu genießen, die auf seinem Körper lag. Jetzt konnte er verstehen, wieso der Junge es mochte hier zu sein; es fühlte sich gut an und machte schläfrig. Langsam schloss Sasori seine Augen, ehe er in einen traumlosen Schlaf versank. Die Schmerzen wegen Miyako und dem Unfall waren längst weit in den Hintergrund gerückt, denn jetzt genoss er nur noch die einseitige Nähe, die er von Deidara bekam, wenn dieser sich um ihn kümmerte.
 

„Hm.“ Die vertraute Stimme war ihm ganz nah und als Sasori die Augen aufschlug, merkte er, dass er sich auf die Seite gerollt hatte. Eine große Wolke war vor die Frühlingssonne gezogen und obwohl deren wärmende Strahlen fehlten, fror er nicht, weil sich etwas warmes, schweres gegen seinen Rücken lehnte, sodass er bewegungslos liegen blieb. Er spürte Deidaras Stirn, der das Gesicht in seinem Haar vergraben hatte, während sich der Rest des Jungen seiner Körperform angepasst hatte, indem er sich an ihn geschmiegt und einen Arm um ihn gelegt hatte. Dessen ruhige Atmung verriet ihm, dass er immer noch schlief, weswegen er sich nicht bewegen wollte. Stattdessen suchte Sasori mit seiner Hand nach der des anderen, die er schließlich behutsam ergriff und festhielt. Denn wann würde er nur wieder die Möglichkeit bekommen, dass sich Deidara nicht dagegen wehrte? Als die Wolke weiterzog, schloss er seine Augen mit einem zufriedenen Lächeln erneut.
 

„Oi, du hast gleich einen Arzttermin, hm!“, murmelte Deidara dem Himmel entgegen, als er von einem sanften Vibrieren in seiner Hosentasche geweckt wurde. Es war sein Handywecker, den er vorher extra gestellt hatte, falls er in der Sonne einnicken würde und wie es schien, war es keine schlechte Idee gewesen, denn kaum schaute er neben sich, sah er wie sich dort Sasori eingerollt hatte. Verwundert richtete sich der Blonde auf. Sein Körper war warm und während er von den täglichen Faulenzereien eine gesunde Bräune bekam, färbte sich die Haut des Älteren nur rosa.

„Hey, wach' auf.“ Grinsend griff er nach dessen Schulter, an der er behutsam rüttelte.

„Du hast einen Sonnenbrand, hm!“, begrüßte er ihn, „Dein Gesicht ist ganz rot!“

Aber Sasori blinzelte ihn nur verschlafen an, sodass er auflachte. „Oh Mann, hm! Die alte Frau wird mich umbringen...“

Während Deidara mit sich selber sprach, half er dem anderen zurück auf die Beine und setzte ihn in den Rollstuhl, wo er auf einmal skeptisch angeblickt wurde.

„Was is', hm?“, fragte er verwirrt, wurde allerdings nur dünn angelächelt.

„Nichts.“ Sasori drehte seinen Kopf zurück und fuhr mit dem Buch in seinem Schoß liegend los. Es erschien ihm, als hätte der Junge nur im Schlaf gehandelt, als würde er sich nicht daran erinnern können, wie nah sie zusammen gewesen waren und als sie an einem Spiegel in der Eingangshalle des Hauses vorbeikamen, sah Sasori, dass die Farbe in seinem Gesicht kein Sonnenbrand war. Vielmehr war es Deidaras Schuld gewesen.
 

Während des Arztbesuches half der Junge auf Bitte des Kochs in der Küche. Er räumte gerade einige Einkäufe in die Schränke, als sich die Tür öffnete und das finstere Gesicht des Sicherheitsmannes dort auftauchte.

„Du!“, sprach er Deidara brummig an. „Komm mit!“

„Hm? Wohin denn?“

„Keine dummen Fragen. Komm mit!“, wiederholte sich der Mann, der auf einmal auf ihn zuging und ihn grob am Arm packte.

„Oi! Was soll das?“ Verwirrt schielte er zu dem Typen, wobei ihm einige Stangen Lauch aus den Händen fielen und am Boden liegen blieben, da er einfach mitgezerrt wurde. Einige Minuten später fand sich der Blonde im Büro der Hausherrin wieder, die mit einem ernsten Gesicht in ihrem Schreibtischsessel saß.

„Was soll das, hm?“ Erneut entkam ihm die Frage, wobei er sich im Raum umblickte, aber sie waren allein. Nur der Sicherheitsmann stand hinter ihm und blockierte den Weg zur Tür. An seiner Körperhaltung konnte Deidara ablesen, dass er ihn jederzeit in einen Klammergriff nehmen würde, sollte er etwas unüberlegtes tun, aber weil er noch nicht einmal wusste, was soeben vor sich ging, fiel ihm überhaupt nichts ein, was er in dieser Situation überhaupt machen konnte. Fragend schaute er zurück zu Chiyo.

„In letzter Zeit...“, begann diese zu erklären, wobei sie ihre Hände vor sich verschränkt hatte, „...sind einige Dinge aus dem Haus abhanden gekommen.“

„Ja und, hm? Was hat das mit mir zu-“ Er musste gar nicht weiter sprechen, denn jetzt verstand er es sofort. „Achso.“ Etwas tonlos erwiderte er den Blick der alten Frau und von einem Moment zum nächsten waren seine Knie butterweich geworden.

„Setz' dich doch bitte, damit wir darüber reden können!“ Sie deutete mit ihrer Hand auf den Stuhl gegenüber ihres Schreibtisches, wo sich Deidara kraftlos niederließ.

„Sie denken, ich hätte diese Sachen geklaut, hm?“

Obwohl ihm Chiyo keine Antwort auf diese Frage gab, wusste er, dass er damit Recht hatte. Natürlich verdächtigte sie ihn; immerhin war er nun einmal ein Dieb. Bitter lächelnd senkte er den Kopf.

„Ich habe aber nichts geklaut, hm. Wieso sollte ich das tun? Zumal ich das Haus auch nicht verlassen habe und die meiste Zeit... bin ich doch bei Sasori.“, versuchte sich Deidara energisch zu verteidigen, aber weil es ihm letztlich als fast schon sinnlos vorkam, begann er zu schweigen. Er wollte nicht für etwas beschuldigt werden, was er nicht getan hatte und vor allem wollte er nicht der Polizei ausgeliefert werden. Aber wieso sollte ihm Chiyo glauben?

„Wir haben einige von den vermissten Sachen in deinem Zimmer gefunden.“

Dem Blonden wurde übel. Es war offensichtlich, dass ihn jemand mit Absicht beschuldigte, sodass er keine Chance hatte sich aus dieser Situation zu befreien.

„Ich... ich werde mehr arbeiten! Ich werde für den Schaden aufkommen, hm.“, schlug er aus diesem Grund vor, wobei er angespannt zu Boden starrte. Er wartete regelrecht auf sein Todesurteil, denn wenn er wieder einmal zur Polizeistation musste, würde er dieses Mal nicht mit einer sanften Strafe davonkommen. Immerhin hatte er dafür schon zu viele Diebstähle begangen.

„Achje!“ Seufzte die alte Frau allerdings nur leise. Sie rieb sich angespannt über die Stirn.

„Chiyo-sama!“ Und auch auf Nachdruck des Sicherheitsangestellten hob sie nur eine Hand, um ihm Einhalt zu geben.

„Ich fürchte... das wird nicht gehen. Du hast es wohl nicht ganz verstanden, aber ich habe dich nicht des Geldes wegen in mein Haus geholt.“

„Chiyo-sama! Sie sollten einfach die Polizei rufen!“, wurde sie unterbrochen und erneut wedelte sie abwehrend mit einer Hand hin und her.

„Du bist wegen meinem Enkel hier, denn erst als du hier aufgetaucht warst, hatte ich das Gefühl, dass er wirklich aus dem Koma aufgewacht war. Genau genommen kostet es mich sogar mehr Geld, dass du hier bist, weil ich dir eine Unterkunft gegeben habe und niemand von meinem Personal im Gegenzug gekündigt wurde. Aber wie es scheint habe ich mich verschätzt.“

Wie versteinert hörte Deidara ihr zu. Er wollte nicht an die Konsequenzen denken und auch Chiyo schien nachdenklich. Die alte Frau wollte die Situation für alle so angenehm wie möglich gestalten, besonders weil sie wusste, dass ihr Enkel aus irgendeinem Grund einen großen Narren an diesen Jungen gefressen hatte. Sie hatte kein Interesse daran jetzt sofort die Polizei zu rufen, um diesen Dieb abführen zu lassen.

„Sag, magst du meinen Enkel?“, fragte sie stattdessen, sodass Deidara zusammenfuhr.

„Hm? W-wie?“ Er wusste auf diese Frage gar nichts zu erwidern, auch wenn er Miyako sehr gut angelogen hatte, aber bei dieser Frau traute er es sich nicht. „Schon. Irgendwie, hm.“

Er schluckte, während er sich das verweinte Gesicht seiner großen Schwester vorstellte. Vielleicht gab es dafür keine Beweise, jedoch überkam ihn dabei eine ungutes Gefühl, weshalb er mit den Zähnen zu knirschen begann.

„Auch vor dem Unfall gab es nicht viele Kinder, die mit Sasori gut ausgekommen waren. Er war schon immer sehr eigen. Aber ich schätze da bist du wohl wie deine große Schwester. Sie hat ihn so abgöttisch geliebt. Schon im Kindergarten...“, erzählte Chiyo plötzlich frei heraus, weshalb Deidara sofort den Kopf schüttelte.

„Ich bin nicht wie die, hm!“, brummte er ihr entgegen, denn obwohl er ein Dieb war, er war um einiges ehrlicher als sie und würde niemals auf solche verquere Ideen wie sie kommen.

„Nicht? Na, wie dem auch sei. Hör mir zu, ich gebe dir bis morgen Zeit mir einen Vorschlag zu machen, was nun passieren soll. Keiner von uns will Sasori verletzten, oder?“

„Chiyo-sama?! Ist das Ihr Ernst?“, meldete sich der Sicherheitsmann wieder zu Wort, aber Deidara nickte. Dieses Angebot erleichterte ihn. Es war zwar nur eine Verlängerung seiner Gnadenfrist, aber dadurch bekam er etwas Zeit. Zeit, in der er noch einmal mit Miyako reden musste.
 

„Ah, hm. Sorry!“ Überhastig drückte der Blonde die Tasse Tee in Sasoris Hand. Fast hätte er die heiße Flüssigkeit wieder einmal verschüttet und der Ältere musterte ihn deswegen skeptisch. Im Gegensatz zu seiner Schwester war er nun einmal wirklich nicht gut im lügen, auch wenn er einige Dinge zu überspielen wusste.

„Wieso hast du es so eilig?“, fragte der Ältere ruhig, während Deidara seit dem Gespräch mit Chiyo innerlich sehr aufgewühlt war.

„Eilig?“ Dennoch tat er so, als wäre alles so wie immer.

„Ja, hast du noch etwas vor?“

Deidara war schon auf dem halben Weg zur Tür, wo er nun stehen blieb und mit einem ertappten Gesichtsausdruck zurückschaute. Zuerst wusste er nichts zu antworten, doch je länger er in Sasoris Gesicht blickte, desto breiter wurde sein aufgesetztes Grinsen.

„Kann man so sagen, hm. Ich hab noch ein Date!“, scherzte er, woraufhin sich der Ausdruck des Älteren veränderte und Deidara zu lachen anfing.

„Wenn das so ist, brauch ich mir ja keine Sorgen zu machen. In diesem Haus gibt es immerhin keine hübschen Frauen.“, konterte Sasori schulterzuckend. Er zog seine Bettdecke höher. „Kommst du später noch einmal vorbei?“

„Wieso, hm?“

„Wieso nicht?“

Deidara zögerte kurz, ehe er jedoch nickte und das Zimmer verließ und nun, wo er alleine war, fühlte er sich alles andere als gut. Mit gemischten Gefühlen machte er sich auf den Weg zur Küche, wo nur Umi teetrinkend am Tisch saß. Sie richtete ihre verrutschte Brille, als sie den blonden Jungen in der Tür stehen sah.

„Dei-kun~ Suchst du jemanden?“, fragte sie säuselnd.

„Meine... hmm... ich meine... Miyako, hm.“, brummte er ihr entgegen, aber sie schüttelte nur schwach mit dem Kopf.

„Tut mir Leid, ich hab sie seit dem Mittagessen nicht mehr gesehen. Aber vielleicht taucht sie bald hier auf. Magst du dich in der Zwischenzeit zu mir setzen?“ Lächelnd klopfte sie auf die Rückenlehne des Stuhls, der neben ihr stand. „Ich könnte dir einen Tee machen~ Und wir haben noch ein bisschen Kuchen~ Dann könnten wir uns unterhalten. Wir haben in den letzten Wochen noch gar nicht richtig ungestört miteinander reden können. Es gibt so viel, was ich einen Süßen wie dich fragen möchte!“

Deidara dachte sich verhört zu haben. Seit dem Vorfall zwischen Sasori und Umi schien sich die Frau in ihrer weiblichen Verzweiflung nach anderen Männern umzuschauen, aber für diesen Unsinn hatte er jetzt keine Zeit.

„Ne... lieber nicht, hm...“, wies er sie freundlich ab, ehe er die Küchentür schnell wieder verschloss. Tief seufzend blickte er zu Boden. In diesem Moment wusste er nicht, wo er nach Miyako suchen könnte und als er seine Hosentasche abtastete, merkte er, dass er sein Handy in Sasoris Zimmer vergessen hatte, weshalb er sich auf den Rückweg machte. Doch kaum hatte er den langen Flur betreten, sah er seine Schwester vor der Zimmertür des Rotschopfes stehen. Sie war kurz davor anzuklopfen, weshalb er ihr schnell entgegenlief.

„Aneki!“, rief er dabei und ihre Bewegung erfror.

„Ah, Deidara. Du bist noch hier?“, fragte sie erstaunt, wobei sie mit ihrem Zeigefinger zur Tür deutete. „Ich wollte Sasori gerade die neuste Neuigkeit mitteilen.“ Ein wissendes Lächeln lag auf ihren Lippen und innerhalb von Sekunden erstarrte der gesamte Körper des Blonden. Aber der Schock schwand so schnell, wie er gekommen war. Immerhin hatte er es geahnt. Es war das Werk seiner großen Schwester.

Nächtlicher Abschied

„Das ist deine Schuld, hm! Du willst mir etwas unterschieben!“, entkam es Deidara gedämpft, als er direkt vor seiner Schwester stand und weil er sich darum sorgte, dass Sasori ihr Streitgespräch mithören konnte, griff er nach Miyakos Handgelenk, um sie von der Tür weg zu ziehen. „Du wirst ihm nichts erzählen!“

„So? Warum bist du so nervös? Morgen oder übermorgen wird er es eh erfahren. Je früher, desto besser, oder nicht? Ob er wohl sehr enttäuscht sein wird, dass er sich in dir getäuscht hat? Dass du bald hinter Gittern bist?“

„Was?“ Deidara verstärkte seinen Griff um das Handgelenk. Seine Schwester hatte tatsächlich etwas eingefädelt, damit das in die Brüche ging, was zwischen ihm und dem Älteren war? Er konnte es nicht glauben und begann nervös zu lächeln, während sich sein Innerstes immer wieder stark zusammenzog. Er wollte Sasori gewiss nicht enttäuschen, er wollte auch nicht, dass dieser schlecht von ihm dachte und am wenigsten wollte er, dass er von dem Rotschopf wieder angeschwiegen wurde.

„Das... wird dir nicht durchgehen, hm!“, versuchte er Miyako zu drohen, aber diese zuckte nur unbeeindruckt mit den Schultern.

„Bist du dir da sicher? Du hast keine Beweise, dass ich irgendetwas getan habe. Dafür ist die Beweislast gegen dich aber ziemlich erdrückend, wenn ich mich daran erinnere, was in deinem Zimmer gefunden wurde.“, erwiderte sie sehr gefasst und zum Glück sprach sie so leise, dass es nicht viel mehr als ein lautloses Flüstern war. „Soll ich dir meinen Rat geben? Hau' ab, bevor dich die Polizei hier aufgabelt.“ Mit diesen Worten riss sie sich von ihrem Bruder los, drehte sich um und ging seelenruhigen Schrittes in die entgegengesetzte Richtung davon, wobei Deidara innerlich aufgewühlt zurück blieb.

Er sollte sich etwas überlegen. Etwas, womit er Chiyo entgegenkommen konnte, nur fiel ihm nichts ein. Er wusste nicht, was er tun könnte und als er nachdenklich zu Sasoris Zimmertür blickte, seufzte er tief. Natürlich wusste dieser, dass er ein Dieb war, allerdings konnte sich Deidara nicht vorstellen, wie der Ältere reagieren würde, wenn er erfuhr, dass er angeblich die gesamte Zeit über Dinge stahl. Wozu sollte er das überhaupt tun? Um diese Gegenstände nach seiner Schuldbegleichung aus dem Haus zu schmuggeln; um sie dann zu verkaufen? Für einen Kriminellen mochte dies eine verlockende Vorstellung sein, aber er würde dies niemals tun wollen. Immerhin würde es bedeuten, dass er die Besorgtheit der alten Frau schamlos ausgenutzte und es blieb nicht nur die Frage, ob Sasori ihm glaubte, wenn er ihm die Wahrheit sagte, sondern ob ihm auch Chiyo glauben konnte. Er war zwar unschuldig. Nur sah er keinen Weg es zu beweisen und bevor er tatsächlich als Dieb von der Polizei abgeführt werden sollte, war es wirklich klüger sich still und heimlich davon zu schleichen, da er nicht wusste, wie weit Sasoris Großmutter gehen könnte. Aber wollte er das wirklich? Einen Augenblick lang starrte er noch zur Tür, ehe er davon stürmte, um sich in seinem Zimmer zurück zu ziehen. Schwer atmend warf er sich dort auf sein Bett, drückte sein Gesicht in das Kissen und krallte sich an der Bettdecke fest. Irgendetwas in ihm war außer Kontrolle geraten. Ein heißes Gefühl brannte in seiner Brust, sodass es schmerzte und je länger er regungslos liegen blieb desto schlimmer wurde es.
 

Erst als es draußen bereits dunkel geworden war und der Vollmond in sein Zimmer schien, rappelte sich Deidara mit größter Mühe wieder auf. Zwar hatte er immer noch keine Lösung gefunden, aber zumindest erinnerte er sich daran, dass er Sasori versprochen hatte, noch einmal in dessen Zimmer vorbei zu schauen, weshalb er sich träge erhob. Er hatte die Zeit vollkommen aus den Augen verloren und wunderte sich daher, über die verschlafene Stille, die im gesamten Haus herrschte. Auch als er an der Zimmertür des Älteren klopfte, erhielt er keine Antwort und nachdem er sie vorsichtig geöffnet hatte, blickte er nur in vollkommene Dunkelheit, sodass er sich seinen Weg langsam zum Bett bahnen musste.

„Sasori, hm.“, murmelte er in Richtung der Bettdecke, unter der sich der zierliche Körper hervor hob. Es gab keine Reaktion.

„Sasori?“, fragte er erneut, wenn auch leiser als zuvor und noch immer herrschte Stille im Zimmer. Nur als er sich langsam auf der Bettkante niederließ, konnte er die gleichmäßige Atmung des Rotschopfes hören. Er schlief.

Einige Minuten lang saß Deidara daraufhin einfach nur schweigend an dessen Seite, bevor er sich nach längerem Überlegen allerdings nach ihm umdrehte. Eigentlich war es für ihn keine schlechte Situation.

„Oi, Sasori. Ich denke, ich werde doch nicht hier bleiben können.“ Er schluckte. „Sorry, ich denke... ich bin genau so ein Lügner wie meine Schwester, hm.“ Etwas zögernd tastete er dabei über die Bettdecke, die ein Stück weit nach unten verrutscht war und nachdem er sie gerichtet hatte, ließ er seine Hand weiterhin auf dem fremden Oberkörper liegen.

Deidara fühlte sich schlecht, da er sich von einem Moment auf den nächsten doch für diesen Schritt entschieden hatte. Aber es war so viel einfacher, wenn er jetzt unbemerkt davonlief. Allerdings musste er sich dann zumindest noch von Sasori verabschieden, was ihm ebenfalls leichter fiel, weil dieser nicht auf ihn reagieren konnte. Er schluckte erneut, wobei seine Hand höher wanderte. Sie stoppte, als er die vertraute Narbe an dem Hals des Älteren unter seinen Fingern spürte und während er mit dem Daumen behutsam am Schlüsselbein entlangstrich, versuchte er Sasoris Gesicht im Dunkeln zu erahnen. Sein eigenes fühlte sich mittlerweile schrecklich fiebrig an.

„Entschuldige, hm.“, raunte er, bevor er sich schweren Herzens nach vorne beugte und kurz inne hielt, denn Sasoris warmer Atem war beruhigend. Er wusste nicht, was er soeben tat, aber er verharrte mit geschlossenen Augen in dieser Position und auf einmal überkam ihn die Sehnsucht nach einer kleinen Erinnerung zum Abschied. Er zögerte, ehe er die Distanz zwischen ihren Lippen überwand, um dem Älteren einen vorsichtigen Kuss auf den Mundwinkel zu hauchen. Danach richtete er sich wieder langsam auf, wobei er das Kribbeln in seinem Bauch zu unterdrücken versuchte. Niemals hätte er sich vorher zu so etwas hinreißen lassen, aber jetzt wollte er es sogleich noch einmal tun, weshalb er sich erneut nach unten beugte. Nur dieses Mal küsste er ihn forscher als zuvor noch.

„Hm?“, hörte Deidara dabei auf einmal. Sasoris Stimme war gedämpft, aber er wurde wacher und der Junge merkte, wie sich dessen Lippen öffneten. Es war nur ein kurzer Augenblick, in dem er dessen Zunge an seiner eigenen spüren konnte, denn der Blonde löste sich sofort mit rasendem Herzen.

„Ent... schuldigung!“, entkam es ihm atemlos.

„Deidara?“ Schwer seufzend versuchte Sasori nach dem Jungen zu tasten, nur war er noch zu schlaftrunken und als er endlich dessen Hand ergriffen hatte, befreite sich der Blonde schon wieder.

„Ich muss gehen, hm!“ Hastig sprang Deidara von der Bettkante auf. Er musste einen größeren Abstand gewinnen und lief deswegen schon zur Tür, obwohl er wusste, dass ihn Sasori niemals so leicht folgen konnte.

„Wohin?“

„Weg.“ Er wollte nicht gehen, nur fühlte es sich so an, als würde er keine andere Wahl haben, weshalb er das Zimmer verließ, ehe er als über Kopf über den Flur rannte, um sich danach aus dem Haus zu schleichen und alles, was der Junge schließlich zurückgelassen hatte, war ein heißes Gefühl auf Sasoris Lippen. Doch obwohl dieses so angenehm kribbelte, fühlte es sich nicht richtig an. Etwas schien nicht zu stimmen, weshalb er sich in eine aufrechte Position drückte. Langsam rieb sich der Rotschopf über seine Augenpartie, ehe er die Beine aus dem Bett schob und kaum war er aufgestanden, sank er zurück auf die Matratze. Sein Rollstuhl stand zu weit von ihm entfernt und weil er noch nicht richtig laufen konnte, konnte er Deidara nicht folgen. Mit einem dünnen Lächeln legte er seine Finger auf die Lippen. Es war das erste Mal gewesen und er musste bis zum nächsten Tag warten, um darüber mit den Jungen zu reden.
 

Das Klappern der Fenster weckte Sasori am nächsten Morgen auf. Sein Blick fiel, wie aus Reflex, sofort auf die Uhr und als er sah, wie spät es bereits war, fuhr er sich seufzend durch sein Haar.

„Deidara, das wird jetzt aber nicht zur Gewohnheit, dass du...“, begann er den Jungen zu ermahnen, allerdings stoppte er erstaunt, als Miyakos brünetter Haarschopf an seinem Bett auftauchte. Sofort schlossen sich seine Lippen und er blickte sie nur mit einem kühlen Blick an, während sie ihn anlächelte.

„Guten Morgen.“

Ohne auf ihre Begrüßung zu antworten, ließ sich Sasori wieder tiefer in sein Bett sinken. Für einen Moment lang starrte er schweigend zur Decke. Er hatte mit Deidara gerechnet, aber nun stand die falsche Person an seinem Bett.

„...wo ist dein Bruder?“, wollte er dennoch von Miyako wissen. Es war mittlerweile unüblich geworden, dass sie sich um ihn kümmerte und es war ihm auch ganz recht.

„Deidara? Ich weiß es nicht. Ich habe ihn heute noch nicht gesehen.“

Sasori schloss die Augen, als er die Hände seiner Kindheitsfreundin an seinen Schultern spürte. Er drehte seinen Kopf leicht zur Seite und seufzte lautlos.

„Naja, es würde mich aber nicht wundern, wenn er fortgelaufen wäre.“

Kaum waren diese Worte ausgesprochen, öffnete Sasori seine Augen sogleich wieder und blickte Miyako fragend an. Da er sich daran zurückerinnerte, was in der vergangenen Nacht geschehen war, wurde ihm nun warm. Allerdings war es kein angenehmes Gefühl, sondern glich es eher einer aufkommenden Panik. Deidara hatte ihm gesagt, dass er weggehen müsste, aber dass er es tatsächlich so wörtlich gemeint hatte, daran wollte der Ältere nicht glauben.

„Wie meinst du das?“

„Hm? So wie ich es gesagt habe.“ Miyako neigte ihren Kopf leicht zur Seite, während sie die Bettdecke zurückschlug. „Mein kleiner Bruder ist nun einmal so. Er war nie anders und er braucht für so etwas auch keinen bestimmten Grund.“

Ihre tiefblauen Augen wirkten an diesem Morgen düster, doch sie verschwieg mit berechnender Absicht, was in dem Zimmer ihres Bruders entdeckt worden war.

„Es tut mir Leid.“, begann sie schließlich noch, wobei sie sich auf der Matratze abstützte und nach vorne lehnte. „Du bist mit ihm sehr gut ausgekommen, nicht wahr? Und weil du mir gegenüber noch abweisender geworden warst, als du herausgefunden hast, wer ich bin, dachte ich, es wäre besser dir nichts über Deidara zu erzählen. Ich wollte dich immerhin kein zweites Mal enttäuschen.“

Miyako musterte Sasoris ausdrucksloses Gesicht, aber es glich einer Wohltat zu sehen, wie dieser sie anschaute.

„Verstehe.“, erwiderte er sogar, bevor er seinen Blick an Miyako vorbei und hin zum Fenster gleiten ließ. Vermutlich gab es in dieser Familie einfach mehr als nur einen Lügner. Immerhin war Deidara zu ihm in sein Zimmer gekommen, um sich zu verabschieden. Er war gegangen, was für Sasori bedeutete, dass die monotonen Tage von damals, als er frisch aus dem Koma erwacht war, nun wieder zurückkommen würden, doch als er Miyakos Hände erneut an seinen Schultern spürte, strich er sie von sich. Er war enttäuscht.

„Ich kann das alleine.“ Mit einem genervten Seufzen setzte er sich auf und rutschte an die Bettkante. Enttäuscht von allen.

Und vielleicht mochten die kommenden Tage nun wieder monoton und langweilig werden, aber eine Kleinigkeit hatte sich zumindest geändert. Deshalb schob er Miyakos helfende Hand erneut zur Seite, ehe er sich selbstständig in den Rollstuhl hievte, den sie für ihn bereitgestellt hatte, was sie mit großer Verwunderung beobachtete. Sasori war zumindest nicht mehr so schwach wie damals.

Die zweite Begegnung

„Sasori? Sasori!“

Im letzten Moment konnte Umi den Teller noch davor bewahren zu Boden zu fallen, aber ihr Blick hing trotzdem an der Küchentür, in der ihr junger Herr aufgetaucht war. Zuerst schien es, als würde ihr Geist den Körper verlassen, während sie sich abwesend an den Teller klammerte, was Sasori mit einem resignierenden Seufzen beobachtete.

„Umi, sagst du Miyako, dass ich in die Stadt gehe?“, fragte er sie leise, aber weil er keine Antwort erhielt, stieß er sich am Türrahmen ab, um sich der Frau zu nähern, sodass sich ihre Augen weiteten und sie vor ihm zurückwich.

„W-was?“

„Ich gehe in die Stadt.“, wiederholte er sich angespannt, doch dieses Mal nickte Umi, auch wenn Sasori nicht das Gefühl bekam, als würde sie ihn wirklich verstanden haben. Dennoch drehte er sich um und ging, wobei sich sein Blick gen Boden richtete. In den vergangenen Monaten hatte er sehr gute Fortschritte gemacht; er konnte sich mittlerweile wieder wie damals bewegen. Dennoch nahm er für längere Strecken in der Stadt ein Taxi. So ließ er sich schon seit Wochen von einem Ort zum anderen fahren, ohne ein richtiges Ziel vor Augen zu haben. Meistens saß er schweigend in einem Cafè, oder auf einer Parkbank. Er beobachtete Leute und langweilte sich, denn nachdem Deidara von einem Tag zum nächsten verschwunden war, fiel es dem Rotschopf umso schwerer sich für etwas zu begeistern. Anfangs hatte er noch gedacht, dass er den Jungen in der Stadt finden konnte, aber diese Idee hatte er sehr schnell verworfen. Hier war es zu groß und zu laut. Es gab zu viele Menschen und zu viele Orte, weshalb er Deidara niemals finden könnte, selbst wenn er aktiv nach ihm suchte. Trotzdem besuchte er weiter die Stadt. Er wollte zumindest eine Antwort finden. Eine Antwort, wieso der Junge so plötzlich weggelaufen war, zumal Miyako seither nie wieder ein Wort über ihren Bruder verloren hatte und eine andere Hoffnung als ihn vielleicht doch zufällig wieder zu sehen, hatte er nicht.
 

Sasori entkam ein lautloses Seufzen, während er seinen Kopf leicht anhob und mit halb geschlossenen Augen in den Himmel blickte. Es war fast schon wieder Frühling. Seit fast zwölf Monaten war Deidara nun schon verschwunden.

„Hast du den gesehen?“

„Hm? Wo?“

„Da drüben!“

Zwei flüsternde Frauenstimmen drangen mit dem Wind zu Sasori herüber, aber er schaute nicht in ihre Richtung.

„Der sieht so attraktiv aus, findest du nicht?“

„Ja~ ob er wohl auf seine Freundin wartet?“

„Sicher. Männer wie der sind doch immer vergeben!“

Beide begannen bitterlich zu lachen, wobei ihre Stimmen immer leiser wurden und erst jetzt schielte Sasori ihnen hinterher. Er konnte ihre schmalen Figuren noch von hinten betrachten, sah wie ihre langen dunklen Haare vom Wind zerweht wurden, was er abwesend beobachtete, sodass er ihn erst bemerkte, als er schon fast an der Parkbank vorbeigegangen war. Es war ein blonder Haarschopf, der ebenfalls vom Wind durchgewirbelt wurde. Ohne nachzudenken stand Sasori auf, eilte der Person nach und griff nach ihrer Schulter, aber als er sie zu sich herumgedreht hatte, schaute er nur in das verwirrtes Gesicht einer jungen Frau. Sie hörte Musik und als sie sich die Kopfhörer abzog, ließ er sie auch schon wieder los.

„Ist etwas?“, fragte sie neugierig, doch Sasori schüttelte nur schweigend den Kopf, ehe er sich von ihre wegdrehte. Die Verwechselung war ihm mehr als nur unangenehm, zumal sich ein seltsames Gefühl in seiner Brust ausbreitete, während er seinen Blick senkte und gerade als er die Parkbank erreicht hatte, spürte er seinerseits eine Berührung an der Schulter.

Hinter ihm stand die Frau, die er zuvor für Deidara gehalten hatte. Sie lächelte Kaugummi kauend und trat nervös von einem Bein auf das andere.

„Entschuldige. Ich habe Sie nur verwechselt.“ Er fühlte sich, als wäre er ihr eine Erklärung schuldig, nur schüttelte sie immer noch lächelnd den Kopf.

„Ach was, kein Problem. Bist du alleine hier?“, wollte sie von ihm wissen, woraufhin Sasori sich langsam zurück auf die Parkbank sinken ließ.

„Ja.“, antwortete er kühl und ließ seinen Blick dabei über ihren Körper schweifen. Die Blondine trug eine enge Jeans, sowie eine abgewetzte Lederjacke. Über ihrem Arm hing eine Tasche und der Ausdruck in ihren braunen Augen sprach Bände. Sasori kannte dies von Umi, weshalb er schmunzeln musste. Er legte seinen Kopf leicht zur Seite, während er seinen Blick wieder nach oben wandern ließ.

„Mein Date kommt aber gleich.“ Vielleicht war es nur eine Lüge, aber die Lippen der hübschen Frau zeigten, wie enttäuscht sie darüber war.

„Oh, das ist...“, begann sie leise, ehe sie aufgeregt nach Luft schnappte. Im Vorbeigehen hatte eine Gestalt nach ihrer Tasche gegriffen. „Hey... Was zum...“ Sie schnaubte dem Unbekannten entgegen und ließ nicht locker. Im Gegenteil. Mit aller Kraft zerrte sie an der Tasche und wäre deswegen fast nach hinten umgefallen, als der Dieb plötzlich keine Gegenwehr mehr zeigte, sondern in seinen Bewegungen wie versteinert inne hielt. Sasori hob seine Augenbrauen. Weil alles sehr schnell gegangen war, hatte er keine Zeit zum reagieren gehabt und nun, wo er von der Parkbank aufstand, ergriff der Dieb die Flucht.

„Warte...“, sagte ihm der Rotschopf hinterher, doch er sprach so leise, dass er selbst es kaum hören konnte und dann rannte Sasori auf einmal ebenfalls los. Es waren ungewohnte schnelle Bewegungen, die seine Beine soeben vollbrachten, weshalb er den Schmerz schon nach mehreren Metern deutlich spüren konnte, aber er rannte immer noch weiter. Sie verließen den Park. Mit etwas Abstand sah er nun, wie der Dieb um eine Ecke bog, sodass er ihm folgte, doch kaum war er um die Häuserecke gerannt, stieß sein Körper gegen einen Widerstand.

„Hm...“, keuchte dabei eine Stimme ganz nah an seinem Ohr, wobei sie beide zu Boden gingen und noch mehrere Mülltonnen mit sich rissen, sodass deren Scheppern von den hohen Häuserfassaden reflektiert wurde. Sasori keuchte ebenfalls, was von dem ohrenbetäubenden Lärm jedoch verschluckt wurde. Er atmete tief ein und musste sich für einen Moment erst sammeln, ehe er sich langsam wieder hochstemmte. Sein Blick glitt dabei nach unten, wo der andere Körper lag. Mit aufgerissenen Augen starrte Deidara von dort zurück. Seine Lippen standen einen Spalt weit offen, wobei er ein Gesicht machte, als hätte er soeben einen Geist gesehen, aber auch Sasori konnte zuerst nicht glauben, wen er dort sah. Doch in dem Augenblick, wo er den Jungen ansprechen wollte, griff dieser nach ihm, packte nach seinen Schultern und schob ihn von sich, um seinen Weg fortzusetzen. Er wollte immer noch flüchten, aber der Rotschopf wollte ihm auch immer noch folgen, nur brachen seine schwachen Beine zusammen, als er aufstehen wollte. Erneut keuchend sackte er deshalb zu Boden, während Deidara zeitgleich stehen blieb und hinter sich schaute. Es lagen nur wenige Meter zwischen ihnen. Wenige Meter, die der Junge ganz einfach für sein Entkommen nutzen konnte, zumal es nicht den Anschein machte, als würde Sasori ihm noch länger folgen können. Doch anstatt wegzulaufen ging er wieder zurück zu dem anderen.

„Was... machst du denn da, hm?“, fragte er den Rotschopf, als wäre nie etwas geschehen. Danach beugte er sich zu ihm nach unten und seine Hände zuckten kurz zurück, als er ihn berührte. Er versuchte dessen Blick dabei auszuweichen, half ihm aber dennoch zurück auf die Beine.

„Das gleiche könnte ich dich fragen.“

Sasoris ruhige Stimme schickte einen Schauer über Deidaras Rücken, weshalb er ihn sogleich wieder losließ. Hastig richtete er sich anschließend die Kapuze seines Pullovers und drehte sich weg. Eigentlich wollte er nicht gehen. Nicht schon wieder, aber das, was an dem letzten Tag in dem Herrenhaus geschehen war, verfolgte Deidara noch bis heute. Er konnte dem Älteren deswegen nicht in die Augen schauen, auch wenn er es irgendwo bereute fortgegangen zu sein.

„Wie ich sehe geht es dir wieder gut, hm?“, versuchte er wie beiläufig ein Gespräch aufzubauen. Sein Herz schlug vor Nervosität viel zu schnell, aber vielleicht lag es auch an der Anstrengung, die er soeben aufgebracht hatte und er fragte sich, wieso er den Rotschopf nicht schon früher auf der Parkbank gesehen hatte. Wieso hatte er nur Augen für diese verdammte Handtasche gehabt?

„So gut es mir momentan gehen kann. Ja.“

Nach Sasoris Antwort entwickelte sich eine unangenehme Stille, in der keiner von ihnen etwas zu sagen wusste und erst als der Junge spürte, wie der andere nach seinem Pullover griff, warf er einen Blick über seine Schulter. Von einem Moment auf dem nächsten war ihm der Ältere näher gekommen, weshalb er vor ihm zurückweichen wollte, aber Sasori hielt ihn fest. Er konnte dessen Hände an seinen eigenen spüren. Sie waren kalt, wie seine eigenen, woraufhin sich ein dünnes Lächeln auf seine Lippen legte.

„Was... tust du denn... lass mich los... solltest du nicht sauer auf mich sein?“

„...dafür, dass du einfach abgehauen bist, ja. Deine Schwester sagte mir, dass du ganz gerne davonläufst, deshalb lass ich dich jetzt bestimmt nicht los.“

Sasori meinte es ernst, woraufhin sich sein Griff noch etwas verfestigte, mit dem er Deidaras Hände umschlossen hielt. Immerhin hatte er lange auf diesem Moment warten müssen. „Wieso bist du überhaupt weggerannt?“ Das war die Frage, die ihn in den vergangenen Wochen und Monaten am meisten geplagt hatte, aber er erhielt keine Antwort. Stattdessen schüttelte Deidara nur etwas fassungslos den Kopf, wobei sich einige seiner blonden Haarsträhnen lösten und unter der Kapuze hervor fielen. Er konnte nicht glauben, dass Sasori es nicht wusste. Es war nahezu unglaublich, dass Miyako ihm nichts von den angeblich gestohlenen Kunstgegenständen erzählt hatte, denn wenn der Ältere etwas davon gehört hätte, war dessen Frage nun vollkommen sinnlos.

„Du weißt... es nicht...“, fragte Deidara dennoch etwas vorsichtig nach und sah, wie sich ein seltsamer Ausdruck über Sasoris Gesicht legte.

„Was? Nein.“

Abermals wurde der Griff an seinen Händen fester, nur dieses Mal drückte er ebenfalls. Er schluckte.

„Es... tut mir Leid...“, würgte er sich schließlich etwas atemlos hervor und drehte seinen Kopf dabei zur Seite. Er fühlte sich schlecht. Bloß wollte er gar nicht daran denken, was geschehen wäre, wenn er geblieben wäre.

„Deidara?“

Als er seinen Namen hörte blickte er wieder zurück, wo Sasoris Gesicht auf einmal ganz nah vor seinem eigenen aufgetaucht war. Angespannt hielt der Junge den Atem an.

„H-hm... was...?“, nuschelte er leise und jetzt war es der Ältere, der den Kopf schüttelte.

„...du hast damit angefangen.“, erklärte dieser. Immerhin kribbelten Sasoris Lippen immer noch, wenn er an diese eine Nacht zurückdachte, zumal es die Tatsache, dass er in der Zeit ohne den Jungen so häufig an diesen gedachte hatte, nicht besser machte. Das Kribbeln wurde stärker.

„H-hm?“, kam es dabei immer noch verwirrt von Deidara. „Ich hab...“ Er wollte sich eigentlich herausreden, nur war es dafür schon zu spät. Der Ältere hatte sich weiter zu ihm gebeugte, sodass sich ihre Lippen berührten, was der Junge mit angehaltenem Atem geschehen ließ. Noch immer drohte dessen Herz zu explodieren, während Sasori gefasst wie immer wirkte, als er sich von ihrem kurzen Kuss wieder von ihm löste.

„...ich hab überhaupt nicht...“, stammelte Deidara schließlich verwirrt.

„Schon okay.“ Der Rotschopf begann dünn zu lächeln. Obwohl er wissen wollte, wieso der andere von ihm weggelaufen war, wurde diese Frage nun, wo er ihn wieder gefunden hatte, immer kleiner.

„Aber...“, stammelte Deidara derweil immer noch, weshalb sich Sasori erneut nach vorne beugte, um ihn mit einem weiteren Kuss zum Schweigen zu bringen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo und Danke an alle, die meine FF lesen :) Es ist schön zu sehen, dass es Personen gibt, die sich dafür interessieren, allerdings muss ich an dieser Stelle schreiben, dass ich in den nächsten Wochen nicht abschätzen kann, wie viel Zeit ich zum Schreiben finde. Ich bitte um Entschuldigung .,. und hoffe, dass ich dennoch regelmäßig etwas hochladen kann... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich... endlich bin ich wieder dazu gekommen, etwas hochzuladen... auch wenn ich sehr unzufrieden damit bin. Die Entwicklung wollte ich von Anfang an so haben, aber die Umsetzung... naja... ach, einfach deprimierend... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Okay... diese Kapitel hab ich einfach nur geschrieben und ohne nachzudenken hochgeladen ^^° Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (24)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Amaruk
2015-11-15T21:56:12+00:00 15.11.2015 22:56
Eine sehr gute Geschichte und sie hört viel zu spannend auf. Ich will wissen, was nun passiert...T.T
Ich hoffe, es gibt bald wieder etwas von dir.^^
Antwort von:  Monyong
04.12.2015 00:16
Danke für den Kommi!
Würde gerne weiterschreiben, aber dafür fehlt mir momentan die Zeit :(
Von:  Black-Wolf-
2015-05-12T19:21:37+00:00 12.05.2015 21:21
Super kappi bitte schreib weiter und schick mir ne ENS ja ???
Von:  Shanti
2015-05-12T15:29:02+00:00 12.05.2015 17:29
Hallloo

also super kappi
besonders das sasori sich wieder aufrappelt xD

lg shanti
Von:  Sakami-Mx
2015-05-12T12:56:45+00:00 12.05.2015 14:56
Echt tolles kapi ^^ bin mega gespannt wies weiter geht XD
Von:  Art-is-a-BANGun
2015-05-09T16:53:24+00:00 09.05.2015 18:53
so jetzt muss ich aber auch mal ein kommi da lassen um dich zu animieren ganz schnelle weiter zu schreiben ^.^ Das ich deine ff total toll finde ist damit dann ja klar ^^ man deideis Schwester ist echt doof und gemein und ich hab das Gefühl das sie sich selbst als alleiniges Opfer von alles sieht und nicht sieht wie wer sie selbst ist.
:3 lg keks
Von:  Art-is-a-BANGun
2015-05-09T16:53:24+00:00 09.05.2015 18:53
so jetzt muss ich aber auch mal ein kommi da lassen um dich zu animieren ganz schnelle weiter zu schreiben ^.^ Das ich deine ff total toll finde ist damit dann ja klar ^^ man deideis Schwester ist echt doof und gemein und ich hab das Gefühl das sie sich selbst als alleiniges Opfer von alles sieht und nicht sieht wie wer sie selbst ist.
:3 lg keks
Von:  Sakami-Mx
2015-05-05T06:31:36+00:00 05.05.2015 08:31
Wie kann man mit so nem coolem kapi unzufrieden sein? Das war doch richtig klasse! Ich Bibber schon am ganzen Körper vor Aufregung auf das neue kapi :3 Ich frag mich echt, wie das weiter gehen wird. Ich hoffe miyako bekommt ihre gerechte Strafe, wenn heraus kommt, das sie hinter allem steckt und OMG ! Deidara kann doch nicht einfach verschwinden >.< Oke klar, die Situation hats halt gefordert... Trotzdem ;(( er muss zurück kommen, sie müssen herausfinden dass er unschuldig ist und dann ist alles supi dupi xD
Von:  Shanti
2015-05-04T20:14:46+00:00 04.05.2015 22:14
Abend

omg was eine schwester das ist da braucht man keine feinde...ich hoffe das deidei bald wieder kommt

Lg shanti
Von: abgemeldet
2015-05-04T19:27:51+00:00 04.05.2015 21:27
So eine blöde Kuh
Von:  Sakami-Mx
2015-04-17T06:03:12+00:00 17.04.2015 08:03
Oje oje oje *kopfschüttel* das darf doch alles nicht wahr sein. Wenn Deidara wirklich rausgeworfen wird, wäre das eine riesige Katastrophe! War wieder mal ein super cooles kapi und ich freu mich riesig aufs nächste xD


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