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The distance between us

Byakuya x Renji
von

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Light Reflects the Cutting Edge

Renji hatte einen beschissenen Tag. Vor Sonnenaufgang aus dem Bett seines Kommandanten geschmissen zu werden, war nur derAnfang. Zwar wären die heißen Quellen des Badehauses die perfekte Kur für seine schmerzenden Muskeln gewesen, aber es wurde von einer Familie in Beschlag genommen. Zudem schaffte es der Bademeister, dass sich Renji wie ein fieser Unmensch fühlte, da er auch nur in Erwägung gezogen hatte, diesen zu bestechen, damit er die Familie etwas früher aus dem Badehaus vertrieb. Also ging er, ohne ein Bad genommen zu haben. Danach musste er sich einen endlosen Vortrag über den respektvollen Umgang mit einem Shihakushô, vom Quartiermeister anhören. Zudem sei es nicht möglich, nur einfach den Obi zu ersetzen. Stattdessen musste Renji eine komplett neue Uniform bezahlen.
 

All das hatte dazu geführt, dass er das Frühstück verpasste. Er wagte es noch nicht einmal, in der Küche vorbei zu schauen, denn Byakuya hasste Verspätungen. Eine Standpauke vor versammelter Mannschaft war wirklich das Letzte, was er an diesem Morgen gebrauchen konnte.
 

Außerdem ging er davon aus, dass es die Sache noch schlimmer machen würde, Byakuya nun bei Tageslicht zu sehen.
 

Doch als Byakuya zu ihm trat, um das Trainingsgelände zu überwachen, fiel Renji die Veränderung im spirituellen Druck des Anderen sofort auf. Entgegen des emotionslosen Gesichtsausdrucks strich das Reiatsu warm an Renji vorbei, fast... sanft, wie ein Kuss.
 

Obwohl er nicht lächelte und seine Begrüßung nur ein Nicken war, reichte Byakuya ihm eine Schale Tee. „Ich dachte, du könntest dies heute Morgen gut gebrauchen, Vizekommandant.“, sprach Byakuya, als er Renjis Zögern bemerkte.
 

„Ja“, antwortete Renji, schüttelte sein Erstaunen ab und nahm den Tee entgegen. „Danke, Kommandant.“
 

Der Schwarzhaarige sagte nichts weiter, sondern lenkte seine Aufmerksamkeit zum Trainingsgelände. Renji hingegen nippte am Tee, dieser war mit Sicherheit aus Byakuyas Privatvorrat. Das Zeug aus der Kantine roch manchmal nach Fisch, dieser hier hatte jedoch einen delikaten Duft nach Marone.
 

Verdammt. Sogar sein Tee roch gut.
 

Renji starrte auf das feine Porzellan, welches seine Hände an diesem kühlen Frühlingsmorgen wärmte. Was war das nun konkret? Ein Friedensangebot? Eine Entschuldigung? Versuchte sein Kommandant sich damit zu entschuldigen, dass er seine Zuneigung nicht öffentlich zeigen konnte? Oder war das einfach nur Tee? Nur ein 'Hey, ich weiß, du hast einen fiesen Kater, weil du dich letzte Nacht in meinem Bad übergeben hast?'. Oder vielleicht noch schlimmer, 'Ich hab dich gestern hart ran genommen, daher hier ein kleines Präsent?'.
 

Er schielte Verstohlen zu Byakuya. Der Kommandant musste sie Zeit gefunden haben, ein Bad zu nehmen, denn er sah erfrischt aus. Sein ebenholzfarbenes Haar war wie ein tiefes Bassin Tusche, ein solch starker Kontrast zu dem Weiß des Keinseikan. Eine Brise spielte mit den getrennten Strähnen vor seinem Gesicht.
 

Renji musste sich zurückhalten, um nicht seine Finger durch das schwarze Haar gleiten zu lassen und die feinen Strähnen zu streicheln. Stattdessen umfasste er den grünen Tee fester und blickte finster auf die Male an seinen Handgelenken. Das war das Einzige, was gestern Nacht falsch gelaufen war, soweit Renji es sah: Er hatte ihn nicht berühren können. Klar, ihre Körper hatten sich berührt, aber es ist ihm verwehrt geblieben, seine Arme um Byakuya zu schlingen, ihn zu halten.
 

Es war besonders deswegen schmerzvoll, weil er an diesem Abend erst bemerkt hatte, wie sehr er das wollte. Das Kuscheln, das Zusammensein – zumal dies bei Tageslicht in keiner Weise möglich war.
 

„Oh Gott, dieses Gesicht. Du denkst wohl wieder nach?“, bemerkte Byakuya trocken, ohne ihn direkt anzublicken. „Muss ich fragen, was los ist?“
 

„Nein.“, Renji trank den Tee in einem Zug aus. Er drückte die Schale zurück in Byakuyas Händen und schritt zum Trainingsplatz. Verdammtes Nachdenken. Das war zu kompliziert. Was er wirklich brauchte, war ein guter Kampf.
 

Im Laufe des Vormittags spürte Renji, dass Byakuya in beobachtete, ihn bewunderte. Das Reiatsu des Kommandanten streifte ihn regelmäßig, wie ein lang anhaltendes Streicheln. Ohne es wirklich zu wollen, ertappte sich der Rothaarige dabei, wie er im Training angab. Verzweifelt versuchte er, sich der Aufmerksamkeit des Anderen würdig zu erweisen.
 

Während des Mittagessens trennten sich ihre Wege. Der Kommandant speiste immer privat, während Renji bei der Kompanie in der Kantine war. Es war einerseits eine Erleichterung, Byakuyas intensiver Beobachtung entronnen zu sein, doch die Abwesenheit machte sich für Renji genauso bemerkbar, wie das Gefühl der Leere, welches ihn schon den ganzen Tag verfolgte.
 

Er war gerade dabei, sich mit seiner Mahlzeit am Tisch niederzulassen. Doch Rikichi, ein kleiner Offizier ohne Rang, dafür jedoch mit Perlen im Haar und Augenbrauen-Tattoo, zog anseinem Ärmel.
 

„Ähm... Bitte entschuldigen sie die Störung, Vizekommandant, aber da ist ein Herr von der 11. Kompanie, der sie sehen möchte.“
 

„Ein 'Herr'?“, Renji lachte. „Nicht von der Elften.“
 

„Ähm... naja. Es ist ein Herr Ayasegawa?“
 

Renjis Blick verfinsterte sich und er griff nach einem Hefebrötchen auf seinem Tablett, als er aufstand. „Yumichika? Was zur Hölle macht der hier? Bring mich zu ihm.“
 

Der Junge führte ihn zum Hof, wo Yumichika wartete. Er lehnte gegen das Haupttor und betrachtete seine Fingernägel eingehend. Die Nachmittagssonne schien hell auf die auffällige, orangefarbene Unterbekleidung, die er immer unter seinem Shihakushô trug. Yumichika schwang sein kinnlanges Haar nach hinten und winkte Renji fröhlich, als er in Sichtweite kam.
 

„Ich wurde geschickt, um zu schauen, ob du noch atmest.“, zwinkerte er und ließ dabei seine Feder wippen. „Als die Jungs heute aufgewacht sind, haben sie befürchtet, dich auf eine Selbstmordmission geschickt zu haben.“
 

Vermutlich sind die alle einfach nur aufgewacht. Glückliche Arschgeigen. Renji aß den letzten Bissen seines Brötchen betont langsam. „Du hast mich wirklich vom Mittagessen weggeholt, um zu sehen, ob ich bekloppt genug war, um betrunkene Sex-Tipps von Kenpachi umzusetzen?“
 

Rikichi beobachtete das Gespräch mit weit geöffneten Augen und Mund, sein Kopf ging zwischen den beiden hin und her, wie bei einem Tennisspiel.
 

„Ja, um genau zu sein. Aber wie ich sehe, hast du die Nacht überlebt.“, Yumichika blickte an Renji hinunter und blieb an den Malen an seinen Handgelenken hängen. „Fast unbeschadet.“
 

Verfluchter Yumichika, dass er das bemerkte! Renji musste gegen den Reflex kämpfen, seine Handgelenken zu verstecken.
 

Yumichika grinste nun. „Soll ich ihnen sagen, dass die Mission erfolgreich war?“
 

Renji griff Yumichika am Stoff seiner Kosode und zog ihn von Rikichi weg. Als es so aussah, als wollte der Junge ihnen folgen, warf Renji ihm einen warnenden Blick zu. „Du erzählst lieber niemanden irgendetwas.“, knurrte er dem Anderen ins Ohr.
 

Yumichika zwickte ihn in eine der schmerzenden Stellen der Handgelenke, sodass Renji ihn mit einem Grunzen losließ. „Aua.“
 

„Mach dir nicht in die Hosen.“, begann Yumichika und strich seine Uniform glatt. „Niemand bei uns interessiert sich wirklich dafür, wen du vögelst oder wer dich vögelt. Was in der Elften passiert, bleibt in der Elften. Du weißt das, Abarai.“
 

„Ja, ich hoffe. Ich kann nur nicht brauchen, wenn andere Ohren es aufschnappen.“, dabei deutete er unauffällig in die Richtung, in der Rikichi stand und sie aufmerksam beobachtete.
 

„So...?“, grinste Yumichika lasziv. „Alles lief also nach Plan, richtig?“
 

„Nicht ganz.“, gab Renji zurück und errötete leicht. „Aber da rede ich nicht mit dir drüber. Zumindest nicht nüchtern. Kannst du mal für eine Sekunde ernst sein? Ich benötige deinen Rat wegen etwas.“
 

„Rat?“, Yumichika legte seine Finger über seine Brust. „Von mir?“
 

„Ja. Ähm... Also... du und Ikkaku... Wie funktioniert das?“
 

„Du glaubst also, dass es das tut.“
 

Renjis Augen weiteten sich. Sie waren für Renji immer das Paar, dass wohl für immer existieren wird. „Tut es nicht?“
 

Yumichika biss sich auf die Lippe und schaute weg, als müsse er über etwas nachdenken. Dann fing er wieder Renjis Blick ein. Etwas Leidenschaftliches und Intensives war in den Tiefen der violetten Augen zu erkennen. „Ich denke, ich verstehe, warum du das fragst. Deswegen sage ich dir: Wenn das alles funktioniert, dann nur, weil ich keine Forderungen stelle. Ich verlange nicht, dass er etwas ist, was er nicht ist. Ich habe nie versucht, ihn zu ändern. Ich bin da, wenn er zu mir kommt und lasse ihn auch wieder gehen, wenn er gehen möchte.“
 

Der Rothaarige dachte einen Moment darüber nach. Es musste absolut deprimierend sein, immer auf den Anderen zu warten. Immer derjenige zu sein, der zurückgelassen wird. „Du meinst, du hast niemals um etwas gebeten? Nicht mal um... du weißt schon, Kleinigkeiten?“
 

„Nie.“
 

„Scheiß die Wand an. Wie kannst du damit glücklich sein?“
 

„Ich liebe ihn. Ich liebe, wer er wirklich ist. Nicht Jemanden, der er in meinen Augen sein sollte.“
 

„Hmm.“
 

Yumichika lächelte freundlich und tätschelte Renjis Schulter. „Einen starken Mann zu lieben ist nichts für schwache Herzen, Renji. Es benötigt mehr Kraft, als die Meisten besitzen, die Dinge so sein zu lassen, wie sie sind.“
 

Der Schwarzhaarige wählte genau diesen Moment für einen dramatischen Abgang. Dieser wurde jedoch vereitelt, da er beinahe mit Byakuya zusammenstieß. Dieser war gerade, unerwarteterweise, um die Ecke gebogen. Der Kommandant fixierte Yumichika mit einem kalten Blick und Renji spürte, wie sich sein Reiatsu formte. Dunkel und intensiv. Was zum Teufel? Es wirkte fast so, als würde es gleich zu einem Kampf kommen. Eine Böe wirbelte an Byakuyas Füßen vorbei und sein spiritueller Druck ließ den Saum seiner Robe und seine Haare seitlich flattern.
 

In diesem Moment begegnete Yumichika Byakuyas Blick, als würde er es wagen, sein Wort zu erheben.
 

„Vizekommandant, es ist Abschaum in meiner Kompanie. Entferne es“, sagte Byakuya mit einer Ruhe, als sollten die Worte den Tornado spirituellen Drucks zwischen den beiden Lügen strafen.
 

Oh, scheiße. Was war das bloß? Renji packte Yumichika unsanft am Ellbogen. „Ok. Du hast den Kommandanten gehört. Lass uns gehen.“
 

Renji hatte für einen Moment befürchtet, dass Yumichika kämpfen würde. Aber er beließ es bei einem dramatischen Schniefen und Kräuseln der Nase und ließ sich von Renji zum Ausgang begleiten. Als sie außer Sichtweite war, fegte er Renjis Arm von seinem Ellbogen.
 

Der Rothaarige ließ ihn schnell los. Er hob die Handflächen als Geste der Entschuldigung. „Hey, Mann! Mir tut das echt leid. Ich habe keine Ahnung, was sein Problem ist. Er kann ein richtiger Idiot sein und du weißt, dass ich...“
 

„Ich weiß.“, Yumichika unterbrach ihn mit einem Achselzucken. „Ich beschuldige dich ja auch nicht. Er ist, was er ist, Renji.“
 

Dieser blickte über die Worte wieder finster drein, hielt dabei Yumichika das Tor auf. Dieser schenkte ihm für die Geste ein Lächeln.
 

„So ein Gentleman.“, neckte er, trotzdem war die Traurigkeit in seiner Stimme nicht zu überhören. Dann trat er hinaus auf die Straße. „Einen starken Mann zu lieben, ist eine sehr schwierige Sache. Aber deiner ist mehr als nur stark. Er ist der rücksichtsloseste Mann, den ich jemals kennengelernt habe. Pass auf dich auf. Wenn du ihm in die Quere kommst, wird er dich niederstrecken, ohne mit der Wimper zu zucken.“, sagte er so leise, dass Renji ihn fast nicht hören konnte. Sein Blick auf den Boden zu seinen Füßen gerichtet.
 

Bevor Renji Yumichika fragen konnte, warum er so etwas sagte, war dieser bereits in den Straßen der Seireitei verschwunden.
 

Renji hatte fast erwartet, dass Byakuya auf ihn wartete, als er die Kantine wieder betrat. Er rechnete mit einem Vortrag darüber, was dieser davon hielt, dass Renjis 'Abschaum' unangemeldet in seiner Division aufkreuzte. Doch sein Kommandant glänzte durch Abwesenheit.
 

Was war mit Yumichika, dass er solch eine Reaktion von Byakuya auslöste? War etwas zwischen den beiden vorgefallen, oder war es eine generelle Abneigung gegen die Raufbolde der Elften? Und warum wurde Byakuya von ihm rücksichtslos genannt? Wenn man überlegte, mit was für Leuten Yumichika täglich zu tun hatte, war das ein wirklich schwerer Vorwurf.
 

Zum Glück hatte Renji keine Zeit mehr, in seinen Gedanken zu verweilen, denn es war Zeit, zurück an die Arbeit zu gehen.
 

Doch es schien heute der Tag der verwirrenden Äußerungen zu sein. Zabimaru sprach eigentlich nie in Rätseln. Doch mitten in einer Demonstration einer Kampftechnik vor der Einheit, als die Sonnenstrahlen entlang der Schneide des Zanpakutōs funkelten, hörte er fast wie nebenbei: Licht reflektiert die scharfe Schneide.
 

Renji, von den Worten seiner Waffe aufgeschreckt stammelte und stolperte etwas. „Ähm...“, sagte er zur verwirrten Division. „Nein, so geht das nicht. Lasst uns eine kurze Pause machen.“
 

Als sich schnell kleine Gesprächsgruppen bildeten und einige sich Getränke holen gingen, legte Renji die flache Seite seines Schwertes auf seine Handfläche. „Was soll das bedeuten? 'Licht reflektiert die scharfe Schneide.'“
 

Senbonzakura, sagte eine Stimme.
 

Die zweite Stimme fuhr mit einem Zischen fort, ist genauso zwei Dinge.
 

Wie ein Schwert, sagte die tiefere Stimme. Verletzt nur die Schneide.
 

„Ok.“, sagte Renji, begriff immer noch nicht, was sein Zanpakutō damit sagen wollte. „Und?“
 

Aber Zabimaru hatte dem nichts mehr hinzuzufügen.
 

Renji verbrachte den restlichen Tag damit, Zabimarus Rätsel zu entschlüsseln. Er blieb immer wieder an der Idee hängen, dass Senbonzakura zwei Dinge gleichzeitig sei. Der Rothaarige hatte bisher nur einmal gesehen, wie Byakuya sein Shikai bei einer Demonstration vorführte und er hatte diese als eine wundervolle Verstreuung von Kirschblüten in Erinnerung. Er wusste, dass dies eine Art Illusion war, dass die Blüten in Wirklichkeit tödliche Klingen waren, aber das machte das Schwert doch auch nur zu einer Sache – oder vielleicht tausend?
 

Was ihm noch mehr in Erinnerung geblieben war, war die Diskussion mit General-Kommandant Yamamoto, da Byakuya seine Klinge nicht für Schauzwecken ziehen wollte. Keinen richtigen oder würdigen Gegner zu haben, wäre entwürdigend für Senbonzakura. Renji respektierte das, genauso wie alle der 11. Kompanie, inklusive Kenpachi. Augenblicke später hatte dieser laut verkündet, dass er gelangweilt sei und mit seiner Einheit gehen würde. Renji war zu diesem Zeitpunkt enttäuscht, dass er wohl niemals die berühmten Doppel-Schwerter der Kommandanten der 8. und der 13. Einheit zu sehen bekommen würde.
 

Aber nichts davon half ihm, herauszufinden, was Zabimaru ihm sagen wollte. Licht reflektiert die scharfe Schneide. Was zum Teufel?
 

„Ich lass dich nicht mehr mit Senbonzakura zusammen, wenn das dabei rauskommt, wenn du mit ihr redest.“, murmelte Renji. Seine linke Hand verweilte schon den ganzen Tag auf seinem Zanpakutō, in der Hoffnung, es würde sich erbarmen und ihm noch einen entscheidenden Hinweis geben. „Du weißt, dass ich bei so einem mythischen Mist versage!“
 

„Was murmelst du hier vor dich her, Vizekommandant?“, fragte Byakuya, als er die Tür zur Seite schob.
 

Renji war im Büro des Kommandanten und kümmerte sich gerade um den täglichen Papierkram. Daher stand er auf, um Byakuya Platz zu machen. „Ich rede nur mit Zabimaru.“
 

Byakuya lachte ungläubig, als er sich hinter seinen Schreibtisch setzte. „Ach ja, dein allzeit gesprächiges Zabimaru. Worüber habt ihr heute Abend diskutiert?“
 

„Ihr Zanpakutō. Sie ist ein schlechter Einfluss, Kommandant. Zabimaru gibt mir Rätsel auf.“
 

„Was?“
 

„Senbonzakura,“ sagte Renji und legte ein Stapel Papier auf den Tisch, die Byakuya durchschauen musste. „Ihr ruhiges und tiefgründiges Gemüt beeinflusst mein Zabimaru.“, fügte er mit einem Schnauben hinzu. „Und ich kann nicht behaupten, dass mir das gefällt.“
 

Byakuya legte den Pinsel hin, mit dem er gerade noch geschrieben hatte. „Hör auf, mit dieser Vertraulichkeit über Senbonzakura zu reden.“
 

Wow. Im richtigen Licht blitzt die Klinge ohne Vorwarnung auf, schoss es Renji durch den Kopf. Irgendwie schaffte er es jedoch, seinen Mund geschlossen zu halten. „Kommandant.“, war das Einzige, was er sagte.
 

Renji hätte gerne die Möglichkeit genutzt, den Rückzug anzutreten, aber leider waren sie weder mit dem Tagesgeschäft noch mit dem Gespräch fertig. „Warum war der 5. Offizier der 11. Einheit heute Nachmittag hier, Renji?“
 

Eine neue, potenzielle Landmiene. „Yumichika wollte nur nach mir sehen. Als ich gestern gegangen bin, war ich recht betrunken.“
 

„Du verbringst ekelerregend viel Zeit mit der Einheit, die du hinter dir gelassen hast“, bemerkte Byakuya und widmete sich wieder den Unterlagen. „Vielleicht bevorzugst du es, wieder dorthin versetzt zu werden?“
 

„Nein, Kommandant.“, erwiderte Renji und unterdrückte ein Seufzen. Das war bereits öfters Thema zwischen ihnen gewesen und auch der Grund, warum Renji mit so viel Aufwand einen Schleichweg zwischen den beiden Einheiten entwickelt hatte. Er würde seine Freunde nicht einfach aufgeben, jedoch wäre es für den Augenblick vielleicht sinnvoll, das Ganze etwas ruhen zu lassen, bis er ihnen einen weiteren Besuch abstattete.
 

Seine Loyalität zur Elften ging immer noch tief. Es gab keinen Platz vorher oder seitdem, wo er sich mehr zu Hause gefühlt hatte. Oder überhaupt ein Zuhause hatte, denn es war hier ja nicht wie in den Straßen von Inuzuri. Wenn er davon sprach, verurteilte ihn niemand in der Elften wegen seiner Herkunft. Stattdessen fühlte er sich eher schlecht, dass er so weit gekommen war, als einer der Absolventen der Akademie.
 

„Es wäre gut, wenn du dich daran erinnern würdest, dass du nun mich repräsentierst.“, sagte Byakuya. „Und dich entsprechend benimmst.“
 

Renji nickte, während er mit nur einem Ohr zuhörte. Er achtete mehr darauf, dass Byakuya auch das unterzeichnete, was seine Unterschrift benötigte. Wie er von einem Kommandanten, der noch nicht einmal einen Namen hatte, an einen Adeligen geraten ist, würdeer niemals verstehen.
 

„Ich erwarte, dass du dich am Wochenende von deiner besten Seite präsentierst.“, fuhr Byakuya fort. „Du wirst mich auf das Hanami, das Kirschblüten-Fest, begleiten.
 

Moment. Hat ihn Byakuya gerade zu einer Verabredung beordert?
 

„Ähm, Kommandant? Was sagten sie?“
 

„Die Kuchiki-Familie wird den kaiserlichen Garten besuchen. Du wirst mich begleiten.“
 

„Ich?“
 

„Wie oft soll ich mich noch wiederholen, Vizekommandant?“
 

Renji stockte. Waren sie nicht gerade zum Ende des Vortrages dazu gekommen, dass er sich nicht gut genug benehmen kann für den kaiserlichen Garten? „Ähm... Alles klar. Ich werde mich darum kümmern, dass der 3. Offizier auf unsere längere Abwesenheit vorbereitet ist.“
 

„Tu das. Oh, und Renji, stelle sicher, dass du deine Ausgehuniform dabei hast.“
 

„Richtig.“ Ok, was war, verdammt noch mal, eine Ausgehuniform? Scheinbar ist es an der Zeit, dem Quartiermeister einen erneuten Besuch abzustatten.
 

„Ich erwarte dich zum Abendessen heute Abend in meinem Quartier. Dann können wir alles näher besprechen.“
 

Als Renji, mit dem erledigten Papierkram das Büro verließ, war er vollkommen verwirrt, als hätte ihm jemand mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf geschlagen.
 

„Ist es das, wovon du redest?“, frage Renji Zabimaru, während er sich durch die abendliche Menschenmenge den Weg zum Büro des General-Kommandanten bahnte. „Zwei Dinge zugleich? Scheiße! Das ist eher wie heiß und kalt!“
 

„Oh, Renji!“, kam der freudige Ruf vom Rangiku Matsumoto, also sie an seiner Seite auftauchte. „Papierkram, wie ich sehe. Ich war gerade auch auf dem Weg, sie abzugeben.“
 

Renji war ein wenig überrascht, dies zu hören. Gerüchten zufolge war die Zehnte ständig mit ihren Unterlagen im Rückstand, dann sah er jedoch den unüblich großen Stapel, den sie gegen ihre Brust drückte.
 

„Willst du mich begleiten?“, fragte Renji und fühlte sich immer noch ein wenig komisch, nachdem, was zwischen ihnen beim letzten Treffen passiert war. Da blieb auch noch dieses eindeutige Angebot. Neben diesem erstaunlich kurvenreichen Körper hatte sie auch noch ein immer lockeres Lächeln und diesen angenehmen Charakter. Natürlich hatte sie auch diese unangenehme Eigenschaft, ihn dorthin mitzuschleppen, wo sie hinwollte.
 

Sie hakte sich bei ihm ein. „Wenn es dich nicht stört.“
 

So gingen sie eine Weile nebeneinander und sagten nicht viel. Renji bewunderte die Art und Weise, wie sich das Licht der Straßenlaternen in ihren rötlich-goldenen Haaren reflektierte. Und natürlich auch die Sicht, die ihr Ausschnitt preisgab.
 

„Ich habe dich länger nicht mehr gesehen.“, bemerkte sie. „Hält dich der Kuchiki auf Trab?“
 

„Ähm“, Renji war froh, dass es mittlerweile dunkel geworden ist, sodass sie nicht sehen konnte, wie er errötete. „Das erinnert mich daran, dass ich noch beim Quartiermeister halten muss. Hast du eine Ahnung, was eine Ausgehuniform ist?“
 

„Oh.“, machte sie. „Ich denke, sie ist eine normale Uniform, nur mit diesem Armteil dran. Warum?“
 

„Scheinbar gehe ich zu den kaiserlichen Gärten während der Kirschblüten-Saison.“
 

„Oh, wie wunderbar!“
 

„Wenn du das sagst.“, schnaubte Renji. „Ich kann mit keinen schlimmeren Albtraum vorstellen. Mit all diesen Aldigen...“
 

„Picknicken, im Gras herumliegen, gekleidet in tollen Kimonos, den wunderschönen Ausblick genießen, Sake trinken... Ohja, das ist bestimmt fürchterlich für dich, Renji. Wie kannst du nur solch ein Unglück ertragen!“
 

Renji seufzte. Wie konnte er ihr die Situation nur erklären? Ein vollständiges Wochenende gemeinsam weg zu sein? Die beiden schafften es doch nicht einmal, dass eine Nacht nicht unangenehm endete. Allerdings könnte es auch vielleicht anders werden, wenn sie von der Division entfernt und nicht in der Nähe der 13 Hofgarden waren. Vielleicht würde es entspannter sein?
 

„Also“, schnurrte Matsumoto. „Nimmt Byakuya jemanden Speziellen mit? Hast du nun endlich herausgefunden, wer der geheime Liebhaber ist?“
 

„Ähm...“, warum musste sie immer in der möglichst schlimmsten Art und Weise ihre Fragen stellen? „Nein“, brachte er schlussendlich mit einem Husten zustande. „Nur er und ich.“
 

„Naja, vielleicht gibt es da auch eine Adelige, auf der er ein Auge geworfen hat. Jemanden, den er hofft, zu treffen. Er spürt vielleicht Druck, endlich einen Erben zu zeugen, glaubst du nicht auch?“
 

Das war das Letzte, woran Renji gedacht hätte.
 

„Wir wissen alle, dass er noch nicht über seine Frau hinweg ist.“, fuhr sie im Plauderton fort. „Aber seine Familie muss doch bestimmt langsam verzweifeln. Sie ließ ihn kinderlos zurück und dabei war sie noch nicht einmal aus einer angesehenen Familie. Ich frage mich, ob er vielleicht sogar eine arrangierte Verlobung dadurch aufgelöst hat.“
 

Renji hatte keine Ahnung. „Glaubst du? Ich meine, ist das überhaupt möglich?“
 

„Ohja, viele dieser hochrangigen Leute werden schon einander im Kindesalter versprochen. Es muss eine große Sache gewesen sein, als Byakuya verkündete, dass er ein Gossenkind aus dem Rukongai wählt.“
 

Hmm..., dachte Renji. Er scheint wohl ein Faible für solche Leute zu haben.
 

Als Renji sah, wie sich die Augenbraue des Vizekommandanten Sasakibe hob, beschloss Renji, Matsumoto zu retten. Er zog ihr leicht am Ärmel. Sie schaute ihn verwirrt an, hörte aber zum Glück mit ihrem Geschwätz auf. „Waren wir nicht auf dem Weg irgendwohin?“, fragte er sie.
 

„Oh, richtig! Entschuldige, ich muss gehen! Tschüss!“, sagte sie fröhlich. Renji zog sie schnell weiter, bevor sie sich noch mehr hineinreiten konnte. Als sie aus dem Büro des General-Kommandanten hinaustraten, fing sie an zu kichern. „Ich rede zu viel, wenn ich nervös bin. Manchmal weiß ich einfach nicht, wann ich aufhören sollte.“
 

„Es ist in Ordnung.“, sagte Renji und hob die Schultern. „Ich muss jetzt los. Muss zum Abendessen zu meinem Kommandanten.“
 

Sie griff nach seiner Hand und drückte sie kurz aus Dank. Ihre Augen weiteten sich, als sie die Male an seinen Handgelenken sah. „Renji! Was ist das? Hat ein brutaler Meister seinen Hund angeleint?“
 

„Hey!“, machte Renji und zog seine Hand weg. „Ich bin niemandes Hund!“
 

„Du bist eine viel zu eindrucksvolle Bestie, um dich zu zähmen.“, schnaubte sie. Dann schnalzte sie missbilligend mit der Zunge. „Ich würde dich niemals in dieser Weise verschwenden. Ich habe keine Angst vor deiner animalischen Natur.“
 

Renji schaute sie finster an. „Zabimaru ist nicht bloß ein Tier.“
 

„Was? Aber ich dachte...“
 

„Zabimaru ist ein Dämon.“
 

Renji ließ Matsumoto mit offenem Mund stehen.



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