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The distance between us

Byakuya x Renji
von

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Courage, Like Love

Zitat: "Courage is like love: it must have hope for nourishment."
 

Mit einem eigenartigen Gefühl wachte Renji auf. Eine schlanke, straffe Taille – so weich und kühl – presste sich gegen seine eigene. Einer seiner Arme war beschützend über einen breiten Rücken geschlungen. Die Finger seiner anderen Hand verschränkt in Strähnen von feinem, schwarzen Haar. Warmer Atem kitzelte Renjis Hals, schmale Lippen ruhten an seinem Schlüsselbein.
 

Alles war seidig und weich und roch nach feinstem Jasmin und… Sex.
 

Als ihn die Realität traf, zuckte er so schnell zurück, dass er aus dem Futon fiel und hart auf den Fußboden aufschlug.
 

Ah! Das Bett seines Kommandanten! Er war im Bett seines Kommandanten!
 

Er saß auf dem harten, hölzernen Boden. Nackt. Einen Moment zu benommen, um etwas anderes zu tun, als auf die unbegreifliche Szene vor ihm zu starren. Trotz Renjis schwungvollem Abgang hatte sich Byakuya kaum bewegt. Er lag in den zerknitterten Laken, seine offenen Haare verdeckten sein Gesicht fast vollständig. Trotzdem konnte Renji die langen, fast femininen Wimpern und einen absolut friedvollen Ausdruck in Byakuyas, sonst so harten, kontrollierten Zügen, erkennen. Das Sonnenlicht küsste die lilienweiße, porzellanartige Haut seiner Arme und seines nackten Rückens. Obwohl das Laken einige Stellen des Körpers seines Kommandanten verdeckten, konnte Renji die perfekte Gestalt darunter gut erahnen.
 

Er war ein unglaublich gut aussehender Mann.
 

Und sein Kommandant.
 

Und Rukias Bruder.
 

Oh, Scheiße.
 

Renji rieb sich die Stirn, als würde er versuchen, all diese Gedanken aus seinem Kopf zu radieren. Hatte er wirklich…? Und ob! Er könnte auch schlecht vergessen, wie sich Byakuyas Finger auf ihm anfühlten. Und in ihm. Sein kompletter Körper schmerzte. Abwesend berührte er die empfindliche Stelle an seiner Unterlippe, wo Byakuya ihn gebissen hatte.
 

Aber die eigentliche Frage war, was würde sein Kommandant darüber jetzt denken?
 

Wenn man berücksichtigt, wie betrunken Byakuya gestern war, würde er sich überhaupt daran erinnern?
 

Hoffentlich nicht, dachte Renji und sammelte die verstreut liegenden Teile seines Shihakushos ein. Netterweise lag fast alles auf einem kleinen Haufen vor dem Bett. So leise wie möglich zog er sich an.
 

Unglücklicherweise lag das letzte und wichtigste Teil unter Byakuya. Irgendwie hatte es Zabimaru auch ins Bett geschafft und nun lagen die Beine des Schwarzhaarigen genau darauf.
 

Renji fasste nach dem Griff und zog langsam. Ein Knurren, welches mit dem Rasseln eines Schlangenschwanzes beendet wurde, echote laut in seinem Kopf.
 

Sei still! Zischte er, starr vor Angst. Die Faust fest um den Griff geschlossen. Du weckst ihn!
 

Es ist warm hier, antwortete die Stimme seiner Waffe schmollend.
 

Ja, fauchte eine zweite Stimme. Wir wollen hier bleiben.
 

Vorsichtig setzte sich Renji seufzend auf die Ecke der Matratze. Er löste den Griff um seine Waffe etwas und streichelte sie etwas. Das will ich auch. Aber dieser Mann ist immer noch ein Mysterium für uns. Das Einzige, was wir mit Sicherheit über ihn wissen ist, dass er keine Toleranz für Leute hat, die Regeln brechen. Was letzte Nacht geschah, war…
 

Wundervoll, eröffnet ihm Zabimaru.
 

… oh, okay, das ist wahr, aber letzten Endes war es sittenlos. Überleg mal: Eine Anklage wegen Unzucht wäre das Ende unser beider Karrieren. Wenn man es strikt auslegt, könnte ich wegen Vergewaltigung eines ranghöheren Offiziers festgenommen werden. Er war betrunken. Ich nicht. Das könnte wirklich böse werden. Wir müssen gehen!
 

Von Zabimaru gab es keine weiteren Proteste, als Renji es sachte unter Byakuyas Beinen hervorzog. Als das letzte Stück der Waffe zum Vorschein kam, grummelte Byakuya. Renji hielt den Atem an und stand steif da, aber sein Kommandant wachte nicht auf. Er grunzte nur etwas und drehte sich um.
 

Der Rothaarige entspannte sich leicht, war aber, trotz besseren Wissens, noch nicht bereit, sich von der Stelle zu rühren. Behutsam nahm der das Laken und deckte Byakuya zu. Dann küsste er ihn leicht auf die Wange. „Falls du dich an irgendetwas erinnerst, versuch es bitte zu vergessen.“, flüsterte er in Byakuyas Ohr.
 

Während er sich entfernte, konnte er widerstehen, seine Finger ein letztes Mal durch das feine, schwarze Haar gleiten zu lassen. Mit einem tiefen Seufzen verließ er das Bett.
 

An der Tür angekommen, zog er sich seine Waraji an und befestigte Zabimaru an die übliche Stelle an seiner Hüfte. Die aufgehende Sonne färbte die Wolken am Himmel lila und pink. Einen kurzen Augenblick verweilte er, am Geländer gelehnt, und beobachtete das Farbenspiel. Wie das Licht über die Dächer von Seireitei glitt. Es war ein herrlicher Anblick, welcher die klaren und sauberen Linien boten. Ein vollkommener Kontrast zu den staubigen und kaputten Gassen von Inuzuri.
 

Renji fuhr herum, als jemand neben ihm scharf die Luft einzog. Eine Bedienstete, beladen mit einem Frühstückstablett, war soeben um die Ecke gekommen. Sie war dürr und schaute ihn mit großen, ängstlichen Augen an. „Vizekommandant Abarai, warum sind sie…? Um diese Uhrzeit? Ist mit Herrn Kuchiki alles in Ordnung?“
 

Er begutachtete das Frühstück und schüttelte mit dem Kopf. „Er wird nichts davon wollen. Nichts Eingelegtes, den ganzen Tag lang. Starken Tee vielleicht. Später. Viel Später.“
 

„Aber…“
 

Sanft fasste er die junge Frau an den Schultern und drehte sie in die Richtung, aus der sie gekommen war. „Wenn du klug bist, solltest du heute Morgen lieber einen großen Bogen um den Hausherrn machen.“
 

„Ist er krank?“
 

„So in der Art“, entgegnete Renji.
 

„Soll ich einen Arzt…“
 

„Nein.“, unterbrach Renji sie harsch, während er sie weiter vor sich herschob. „Mach ihm einfach nur einen starken Tee und bring ihm ein kaltes Tuch für seine Stirn. Oder willst du richtig nützlich sein? Dann schicke jemand zur 8. Kompanie und frage bei Nanao Ise nach der Spezialmedizin ihres Kommandanten.“
 

„Spezialmedizin…?“, sie drehte sich zu ihm um und schaute ihn mit großen Augen an. „Für den Herrn? Wollen Sie unterstellen…?“
 

„Unterstellst du es ihm?“, Renji blickte die Frau eindringlich an, bis diese sich mit einem hochroten Kopf umdrehte. Dann schüttelte sie heftig mit dem Kopf, sodass das Geschirr auf dem Tablett klirrte. „Sollte Nanao fragen, und das wird sie nicht, da sie Wert auf Diskretion legt, sag ihr, es ist für mich.“
 

„Ähm…“
 

„Steh hier nicht so rum. Geh!“
 

Endlich huschte sie davon, um ihren Aufgaben nachzukommen. Hoffentlich hat sie die Bedeutung verstanden und erzählt nicht überall in der Soul Society herum, dass Byakuya einen Kater hat.
 

„Versuchst du mich mit dem Lärm umzubringen, Vizekommandant?“
 

Vor lauter Frustration schlug sich der Angesprochene seine Hand gegen die Stirn. „Kommandant! Warum sind sie aufgestanden?“
 

Er drehte sich herum und sah den Schwarzhaarigen schwerfällig gegen den Türrahmen gelehnt. Seine Augen, aufgrund des hellen Tageslichts, zu schmalen Schlitzen zusammengepresst. Er hatte sich eine seidene Robe angezogen, trug seine Haare offen, ohne Kenseikan. Und er sah einfach nur… zerzaust aus. Ein atemberaubender und anziehender Anblick.
 

„Ist es mir nicht erlaubt, raus zu gehen?“, fragte er mürrisch.
 

„Wenn es nach mir geht, nein. Nicht heute.“
 

Er hörte ein Schnauben, welches fast schon amüsiert klang. „Ich habe etwas von Tee und einem kühlen Tuch gehört?“
 

„Mit ein bisschen Glück ist beides gerade auf dem Weg, Kommandant.“
 

„Oh,“ murmelte Byakuya, es hörte sich ein wenig überrascht, aber auch beeindruckt an. „Wie ich sehe, kann ich dir die Betreuung meiner Angelegenheiten guten Gewissens überlassen.“
 

Bildete er sich das nur ein, oder waren seine Worte zweideutig? „Ähm, natürlich. Das ist mein Job, nicht wahr?“
 

Der Schwarzhaarige drehte seinen Kopf in Renjis Richtung, es schien, als wäre er am Überlegen. Dieser verspannte sich unter dem Blick seines Kommandanten und versuchte, erfolglos, nicht zu erröten. Er versuchte, sein Unbehagen zu verstecken, indem er sich seine Haare aus dem Gesicht schob. Natürlich rutschten diese sofort wieder zurück, da auch er die Haare offen trug. Byakuya schaute ihm aufmerksam zu, sagte jedoch nichts.
 

„Kommandant?“
 

Der Angesprochene hob eine Hand schützend an sein Gesicht. „Ist die Sonne immer so unglaublich hell?“
 

Renji lachte und seine Anspannung löste sich. „Nein, aber ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass sie besonders grell ist, wenn man einen bösen Kater auskuriert.“
 

„Ich glaube, mein Kopf explodiert.“
 

„So etwas ist bisher noch nicht vorgekommen.“, entgegnete Renji mit einem Lächeln und überbrückte mit ein paar Schritten die Distanz zwischen ihnen. „Sie wären der Erste. Sollte es aber doch dazu kommen, soll ich ihre Überreste zu Mayuri schicken lassen?“
 

Der kurze Laut eines spöttischen Lachens ertönte.
 

„Kommt Kommandant. Raus aus der Sonne. Glauben sie mir, das Letzte, was sie jetzt wollen, ist, noch mehr zu dehydrieren.“
 

Eine dünne Augenbraue zog sich nach oben und ein kleines Lächeln stahl sich an die Mundwinkel des Schwarzhaarigen. „Möchte ich wissen, woher dein Wissen über dieses spezielle Thema stammt?“
 

„Nein, Kommandant. Sicher nicht.“
 

Die standen für einen unangenehmen Moment auf vor dem Bett des Kommandanten. Die Laken waren ein einziges Chaos. Tatsächlich konnte er sogar den Geruch seines eigenen Schweißes wahrnehmen, der den Raum erfüllte. Gemischt von dem zarten und fremden Geruch Byakuyas Körpers. „Ähm“, machte Renji endlich und winkte in Richtung der Sitzkissen auf dem Boden. „Warum setzen sie sich nicht einfach hier hin, Kommandant. Ich besorge ihnen ein wenig Wasser und... kümmere mich um alles.“
 

Scheiße, dachte Renji, als Byakuya steif zu dem Platz zuging, der im angeboten wurde. Hier komme ich niemals wieder lebend raus!
 

Im Waschraum war ein Krug voll kühlem Wasser. Gut sichtbar, links daneben, stand ein kleiner Behälter aus Jade. Es roch nach Sandelholz. Oh! Renji hätte beinahe den teuren Krug fallen gelassen, als die Erinnerungen, zusammen mit einer Hitzewelle, wieder über ihn hereinbrachen. Mist! Er war versucht, es irgendwo zu verstecken, in den Wäschebehälter zu schmeißen oder einfach aus dem Fenster zu werfen. Nach einigen panischen Sekunden entschied er jedoch, es einfach dorthin zurückzustellen, wo er es gefunden hat. Neben dem Waschbecken.
 

Wenn Byakuya so etwas besaß, hatte er mit Sicherheit auch andere Liebhaber.
 

Was?
 

Der Gedanke an andere Liebhaber löste bei ihm Stirnrunzeln aus und Zabimaru knurrte leise. Wer würde den Kommandanten...? Moment, nein! Bis hier hin und nicht weiter! Eifersucht war hier absolut dumm und nutzlos. Vor allem, da Renji nicht damit rechnete, dass es noch einmal zu einer Wiederholung kommen würde.
 

Obwohl, es wäre interessant zu versuchen, oben zu... Nein! Das waren bescheuerte Gedanken! Er schüttelte seinen Kopf, um wieder klar im Verstand zu werden und versuchte sich wieder zu konzentrieren.
 

Er füllte das gefundene Trinkgefäß mit dem Wasser und brachte es Byakuya. „Trinken sie das“, sagte er und starrte ihn, wütend auf andere, unbekannte Verehrer, an. Er beugte sich herunter und drückte ihm den Becher in die Hand. „Langsam, sonst müssen sie sich übergeben.“
 

Byakuya sah etwas perplex und entsetzt über diese Vorstellung aus. Er beäugte das Getränk mit Unbehagen.
 

„Aber im Ernst, trinken sie.“, orderte Renji an. Er drehte sich und kümmerte sich um das Bett.
 

Während Renji die Laken abzog, den Geruch von Sex und Männern einatmete, kreisten seine Gedanken um eine Frage. Mit wem könnte Byakuya noch schlafen? War es ein anderer Kommandant der 13 Hofgarden? Gab es vielleicht sogar jemanden, mit dem er zusammen war? Da war dieser zerbrechlich wirkende, hübsche, weißhaariger Adliger, Kommandant Ukitake... Das könnte sogar möglich sein, vermutete Renji. Er kam immer mal wieder für eine Unterhaltung vorbei. Es sah auch so aus, als kämen sie gut mit einander aus. Obwohl meist nur Ukitake redete. Aber sie waren Gleichgestellte und Renji konnte sich nicht vorstellen, dass es schwierig war, den schlanken, kränklichen Kommandanten unten zu halten. Das ergäbe ein nettes Ying und Yang von den Haaren her, aber auf der anderen Seite war das schon fast eine Überdosis Schönheit.
 

Renji knüllte die Laken in einen festen Ball und warf ihn auf den Boden. Nein, Ukitake konnte es nicht sein. Der Typ war ganz klar mit Kyōraku zusammen, wenn überhaupt.
 

Vielleicht war es auch eine Frau, mit der sich der Kommandant vergnügte. Aber Renji konnte sich nicht vorstellen, dass er sich auf jemanden von niederem Rang einlassen würde. Und bei einer Frau hätte es auch ein Umwerben und Verabredungen gegeben. Also wer blieb denn da? Die Kommandantin der 4. Einheit, Unohana, oder? Nein, nein, nein. Wenn die nicht asexuell ist, dann wäre dies das dunkelste Geheimnis der ganzen 13 Hofgarden! Damit wäre er schon mit den weiblichen Kommandanten durch... Oh, Moment! Da war ja noch Suì-Fēng. Aber die ist lesbisch. Ganz klar.
 

Aber was hatte Matsumoto ihm nicht gestern noch über die Frau des Kommandanten gesagt? Ein Skandal, weil sie nicht adelig gewesen ist und aus dem Rukongai stammte. Aber was sollte das bedeuten? Dass sich Byakuya für seine Dates unter das gemeine Volk mischte?
 

Er riss so heftig an den unteren Laken, dass diese beinahe rissen.
 

„Versuchst du gerade mein Bett umzubringen, Renji?“, zischte Byakuya.
 

Renji schaute auf seine Hände, die das Laken fest umklammerten. Mit einem tiefen Atemzug ließ er es wieder los. „Oh, Entschuldigung. Ich habe nur... nachgedacht.“
 

„Dann lass das! Du zerstörst die Möbel!“
 

„Richtig, Entschuldigung!“, sagte er über die Schulter. Er sammelte alles zusammen und versuchte gerade herauszufinden, wohin damit, als die Bedienstete in der Tür erschien. Als er ihr entgegen kam, um das Tablett zu nehmen, schaute sie ihn ängstlich an. „Lass uns tauschen.“, schlug er vor und legte die Laken vor ihr ab. Dann griff er nach dem Tablett in ihren Händen.
 

„Ähm.“, machte sie zögernd, ihr war ganz klar unwohl dabei, das Servieren jemanden wie Renji zu überlassen.
 

„Ich kann Tee ausschenken.“, sagte er. Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie ihm für einen Moment nicht glaubte. „Hast du ES bekommen?“
 

„Es ist unterwegs.“, sagte sie zurückhaltend und wollte immer noch nicht das Tablett loslassen.
 

Renji zog die Augenbrauen zusammen. „Lass mich nicht mit dir darum kämpfen. Das gewinne ich.“
 

Der spielerische Spott musste sie aufgeschreckt haben, denn sie ließ mit einem kurzen Quieken das Tablett los. Sie schaffte es gerade noch so, sich auf den Beinen zu halten. Kurz blickte sie über Renjis Schulter in den Raum. „Gibt es noch etwas, was ich für sie tun kann, mein Herr?“
 

„Nein, danke. Aber könntest du noch etwas für die Haare des Vizekommandanten bringen? Ein Zopfband oder Ähnliches? Du bevorzugst so etwas doch, richtig Renji?“
 

„Oh, ähm...“ Renji schaute plötzlich schuldbewusst zur jungen Frau. Er hatte kein Problem, sie etwas aufzuziehen, wenn sie Aufträge für den Kommandanten erledigte, aber vermutlich kam sie aus wesentlich besseren Verhältnissen, als er selbst. Nein, nicht nur vermutlich. „Darum kann ich dich nicht...“
 

„Ich bestehe darauf.“, Byakuyas Stimme war deutlich. „Mein Vizekommandant darf nicht unordentlich aussehen, oder etwa doch?“
 

„Nein, Kommandant.“, sagte Renji. Er drehte sich wieder zur Bediensteten um, seine Stimme sanft. „Bitte entschuldige. Hör zu, ich habe in meinem Quartier einen kleinen Korb. Bänder, irgendetwas in der Richtung wird’s schon tun.“
 

Sie verbeugte sich und ging.
 

„Ich hätte mich auch darum kümmern können, wissen Sie?“, grummelte Renji. Er stellte das Tablett direkt vor Byakuya ab, der gegen die Wand gelehnt, auf einem der Kissen saß. Ausgestreckt war eher der richtige Ausdruck dafür. Byakuya saß mehr, als er kniete, seine Beine salopp gekreuzt. Die seidene Robe war nur lose zusammengebunden und legte einen Hauch seiner Brust und seiner schmalen Taille frei. Die, am Saum gestickten, Kolibris tanzten wie zufällig über seine Oberschenkel und enthüllten starke, kräftige Beine. Während er nicht versuchte, wie ein Idiot zu gaffen, reichte Renji seinem Kommandanten ein Tuch, welches in kaltes Wasser getränkt war.
 

Byakuya nahm es in beide Hände und ließ seine Stirn dagegen fallen. Mit dem Tuch über seinem Gesicht machte er ein Geräusch, dass Renji als etwas zwischen Seufzen und Grunzen interpretierte.
 

Das Geräusch erinnerte ihn unangenehm an letzte Nacht.
 

Um sich selbst abzulenken, schenkte er Tee ein. Natürlich war, wieder einmal, nur ein Trinkgefäß vorhanden. Nicht dieses Mal, dachte er sauer. Renji hatte genug, Byakuya dabei zu zusehen, wie dieser trank. Er griff nach dem Becher auf dem Boden, welchen er eben seinem Kommandanten, gefüllt mit Wasser, gegeben hatte. Er leerte den Rest aus und schüttete sich selbst eine schöne Tasse Tee ein. „Verdammte Scheiße noch mal!“, rief er, als der heiße Becher seine aufgerissene Lippe berührte.

Byakuya lugte unter dem Tuch hervor.
 

Wie aus Reflex legte Renji seinen Handrücken gegen die Lippe. Er schaute weg, da er sich für seinen Ausbruch, wegen solch einer Lappalie, schämte.
 

Das Tuch immer noch über eine Gesichtshälfte haltend, packte ihn Byakuya am Handgelenk und zog es weg. „Deine Lippe ist eingerissen.“, sagte er beobachtend.
 

„Oh, ähm. Hmm... Ja,“ stimmte Renji schließlich zu und wandte sein Gesicht ab. Sein Blick glitt auf den Boden, zum Bücherregal, zur Tür – überall hin, nur nicht in Byakuyas prüfenden Blick.
 

Eine Hand, kühl und feucht von dem Tuch, packte Renjis Kinn. Ein sanfter Ruck zwang ihn, sich Byakuyas Gesicht zuzuwenden. Der Kommandant hatte die Stirn gerunzelt, seine Haare fielen ihm ins Gesicht und Renji war versucht, sie ihm zurückzustreichen.
 

Sanft zeichnete Byakuyas Daumen die Konturen von Renjis Unterlippe nach. Dieser war wie festgefroren, noch nicht einmal dazu in der Lage, zu atmen.
 

Byakuya kam näher, um die Verletzung genauer zu begutachten. Renji wollte sich aus Reflex zurückziehen, merkte jedoch, dass er festgehalten wurde. Sein ganzer Körper wurde von einer Hitzewelle durchzogen und sein Mund öffnete sich leicht unter Byakuyas Berührung.
 

Die Nase des Kommandanten war nahe genug, um sie zu küssen. Und diese langen Wimpern, leicht gesenkt...
 

„Irgendwer hat dich gebissen.“, stellte Byakuya fest. Damit schaute er plötzlich hoch und fesselte Renji mit einem durchdringend blick. Bodenlose, graue Augen schienen Renji fast einzusaugen.
 

„Das hat jemand.“, bestätigte Renji vorsichtig und nervös. Seine Stimme war nicht mehr, als ein heiseres Flüstern.
 

Weiß Byakuya, dass er das war? Kann er sich erinnern?
 

Byakuyas Augen verengten sich und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Für einen Moment war das einzige Geräusch in der Stille Renjis lauter Herzschlag. Dann, sehr plötzlich und ziemlich verärgert ließ der Schwarzhaarige ihn los.
 

Byakuyas Blick glitt an ihn vorbei. „Wage dich nicht, solch einen Abschaum hierher zu bringen.“
 

„Was?“
 

„Du hast mich verstanden.“, sagte Byakuya kalt, bevor er sein Gesicht wieder in das Tuch legte.
 

„Ich habe verstanden, was Sie gesagt haben, aber es macht keinen Sinn. Was reden Sie über 'Abschaum'. Was zum Teufel soll das überhaupt sein?“
 

„Pass auf, was du sagst.“, entgegnete Byakuya leise, aber mit fester Stimme. „Du weißt genau, was ich meine. Ich weiß, wo du gestern Nacht warst.“
 

„Was? Ganz klar nicht! Ich war...“, hier, oh! Und auch in der 11.. Er denkt, Yumichika hätte mir die Lippe aufgebissen? Er hätte beinahe was anderes abgebissen, aber nicht meine beschissene Lippe! Renji rieb sich vor Frustration das Gesicht. Von allem Scheiß, an den sich Byakuya erinnern konnte, hatte er ausgerechnet das Bild von ihm mit Yumichika und Ikkaku in seinem Kopf?
 

Um fair zu sein, musste es sicher ein interessantes Bild gewesen sein. Alle 3 nackt und miteinander verworren.
 

„Abschaum, ja? Sie meinen meine Freunde? Das ist großartig.“, murrte Renji. Es kostete ihn einiges an Überwindung, aber es drängte ihn, Byakuya zu erzählen, wohin er sich seine Meinung stecken könne. Es traf ihn besonders, denn zwei verlässlichere Kämpfer, als diese beiden, waren nur schwer zu finden. Zumal beide, Ikkaku und Yumichika, nicht mal eine Sekunde zögern würden, egal, welchen Kommandanten mit ihrem eigenen Leben zu schützen. Auch wenn dieser Kommandant sie als unwürdig, schmutzig oder sonst irgendwas bezeichnen würde. Aber das war es nicht wert, dem Schwarzhaarigen zu erklären. Renji schüttelte den Kopf. „Wissen sie was? Sie brauchen sich darum keine Sorgen zu machen. Wir sind nicht...“, er hob die Hände und ließ sie wieder mit einem Seufzen fallen. „Das ist keine reguläre Sache.“
 

„Gut.“, Byakuya blickte wieder über dem Tuch hinweg. „Ich erwarte ein besseres Benehmen von dir, jetzt wo du in der 6. Division bist. Hast du verstanden?“
 

Renji starrte zurück. Nach diesem unhöflichen Kommentar über seine Freunde sollte er auch noch einen Vortrag darüber erhalten, ein Offizier und Ehrenmann zu sein? Ernsthaft? Von einem Kerl mit Kater? „Natürlich. Kein Problem.“
 

„Hmmm“, machte Byakuya, als er das Tuch zurück auf das Tablett legte. „Du weißt, du wurdest mir empfohlen.“, sagte er. „Aber da waren Einige dagegen. Aizen und Ichimaru denken, du wärst sehr schwer zu führen.“
 

Renji verdrehte seine Augen. Er wünschte sich fast, sie könnten dahin zurückgehen, als Byakuya noch seine Hände an seinem Gesicht hatte. So unangenehm, wie das war, es war immer noch besser, als nun eine Unterredung über seine vergangenen Fehltritte zu haben. „War klar, dass sie so etwas sagen.“
 

„Was ist dein Problem dort gewesen?“
 

Jeder wusste, was in der 5. passiert war. Er trat Gin Ichimaru, seinem Vorgesetzten, in die Rippen, brach ihm dabei hoffentlich ein paar und endete deswegen im Arrest. Aber das war es nicht wirklich, wonach Byakuya fragte. Er wollte wissen, wie es dazu kam. Das war die Frage, die sich Renji selbst kaum beantworten konnte, also zuckte er mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung, ok? Mir wurde nur gesagt, ich habe ein Problem mit Autoritätspersonen.“
 

„Hast du?“
 

„Nein.“, stellte er schnell klar. „Ok, schön, nicht mit jedem. Nur mit denen. Oder besser, mit ihm.“
 

„Welchen der beiden?“
 

Zabimaru kann Aizen nicht leiden, aber darüber würde er niemals mit jemanden reden. Denn, ehrlich gesagt, klang das selbst für ihn ein wenig verrückt. Seine Gefühle gegenüber Aizens früheren Vizekommandanten dagegen waren ihm ziemlich klar. „Ichimaru.“, gestand er mit einem Seufzer.
 

„Das dachte ich mir.“, sagte der Schwarzhaarige und nippte vorsichtig an seinem Tee. „Dann verstehe ich es.“
 

Was war das? Hatte Byakuya gerade zugegeben, dass er einen seiner Mitkommandanten nicht leiden konnte? Oder, dass in einigen wenigen Fällen Ungehorsam akzeptabel war? Er wusste nicht genau warum, aber Renji war sich sicher, dass es Ersteres war.
 

„Wie sah es mit Zaraki aus? Wie kamst du mit ihm zurecht?“
 

Renji lächelte etwas. „Man kommt nicht wirklich mit Kenpachi Zaraki zurecht, man geht ihm besser aus dem Weg. Aber vielleicht war es das, was ich brauchte.“
 

„Was?“
 

„Eine feste Hand.“, die Hitze kroch ihm wieder den Nacken hoch, als er merkte, wie fies das Klang nach letzter Nacht. „Uh... das ist... Was ich meinte...“
 

Aber bevor Byakuya etwas entgegnen oder Renji sich noch tiefer in den Dreck hinein manövrieren konnte, erschien ein Schatten an der Tür. Renji sprang auf die Füße. Er traf Kommandant Kyōraku an der Türschwelle.
 

Renji blockierte den Eingang gewaltsam. „Kommandant, was bringt sie denn hierher?“
 

Kyōraku trug seinen unmöglichen, pinken Kimono und ein breites, dummes Grinsen. „Ha, Renji! Ich hätte dich beinahe nicht erkannt, mit den offenen Haaren.“ Er hob das Ende seines Strohhutes leicht an und begutachtete sein Gegenüber. „Das sieht gut aus. Das wird der Hit bei den Damen, auch wenn es im Kampf etwas behindern würde, denke ich. Egal, ich komme, um nach unserem Patienten zu schauen. Wegen der Medizin, die erfragt wurde.“
 

„Wie du siehst, geht es mir gut.“
 

„Mein lieber Junge, du führst mit dem Nonsens niemanden aufs Glatteis. Mein zartes Gebräu würde niemanden mit deiner hervorragenden Verfassung helfen.“, Kyōraku versuchte an Renjis Schultern vorbei, in den Raum, zu schauen „Jetzt lass mich ihn sehen.“
 

Renji baute sich vor ihm auf und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Es tut mir leid, aber ich muss widersprechen. Die Medizin ist für mich. Ich bat eure Vizekommandantin, es vorbeizubringen, um sie nicht mit meinen Problemen zu belästigen, Kommandant.“
 

„Na, na. Was für ein treuer Wachhund du bist. Wie lange stehst du jetzt in seinem Dienst? Es kann nicht mehr als eine Woche sein.“
 

Eine Woche und 3 Tage. Und wenn sich seine Lage nicht schnell besserte, war es das mit dem heutigen Tage schon wieder.
 

Kyōraku grinste ihn wieder schief an und hob eine Augenbraue. „Also... Du möchtest mich wirklich nicht vorbei lassen? Auch nicht, um mit einem Gleichgestellten zu reden?“
 

Oh. Richtig. Einem Gleichgestellten. Mist, er sollte wirklich zur Seite treten. Er war weit unter seiner Position. Aber es war nicht so, als hätte Byakuya das Gespräch nicht mitbekommen. Wenn er gewollt hätte, dass der andere Kommandant den Raum betritt, hätte er es doch sicher gesagt?! Renji schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid. Wenn sie mir die Medizin nicht geben möchten, ist das in Ordnung, aber hier gibt es nichts zu sehen, Kommandant.“
 

„Wirklich? Es wäre nämlich eine riesige Enttäuschung, wenn ich gehen würde, ohne Herrn Byakuya aufgrund seines Gebrechens aufziehen zu können.“, sagte er laut genug, damit es im Raum zu hören war. „Wie ist das, im Übrigen, passiert? Ich kann mir nur vorstellen, dass er gestolpert und in ein Fass Sake gefallen ist.“, fragte er Renji verschwörerisch.
 

Renji konnte sich ein leises Lachen nicht ganz verkneifen. Während er die störrischen Haare zurückstrich, schüttelte er leicht seinen Kopf und lächelte. „Ich kann es nicht sagen.“
 

„Was für eine Loyalität.“ Kyōraku hielt sich die Hände über das Herz, bewegte dann aber seinen Zeigefinger hin und her um Renji aufzuziehen. „Aber ich werde das eines Tages herausbekommen, Renji, mein Junge. Eines Tages. Merke dir meine Worte. Vielleicht werde ich Nanao auf eine geheime Mission schicken und sie kann ihre weibliche Seite nutzen, um dich schwach zu machen. Sie bringt dich an den Rand der Verzweiflung und dann gestehst du alles...!“
 

Renji hat bisher niemals in dieser Art und Weise über die ernste Vizekommandantin nachgedacht. Das Bild machte ihn sprachlos. „Uh.“
 

„Ah, Ich sehe, es würde funktionieren. Du wirst ganz schön rot. Dafür gebe ich dir das.“, aus einer versteckten Tasche in seinem Kimono holte er eine kleine Phiole aus Glas hervor. In ihr eine neonpinke Flüssigkeit. Als er die Flasche Renji überreicht hatte, winkte er im noch träge zu. „Ich hoffe, du fühlst dich bald besser, Renji.“
 

„Waaa...? Oh ja, vielen Dank.“, gab er zurück. „Vielen Dank für ihre Freundlichkeit gegenüber der 6. Einheit, Kommandant.“, fügte er mit einer kleinen Verbeugung hinzu. Sie wussten beide die Wahrheit. Und Renji wusste, dass Kyōraku diskret genug war, um seinen Kommandanten deswegen nicht vor anderen in Verlegenheit zu bringen.
 

Kyōraku blieb stehen und hob erneut seinen Strohhut leicht an. Er schaute neugierig über die Schulter an. „Es ist schön zu sehen, dass um ihn gut gesorgt wird. Ich hoffe nur, dass er auch zu schätzen weiß, was du für ihn tust.“
 

Renji kratze sich am Nacken. Dann erinnerte er sich daran, dass man sie sehen und hören konnte. Um das Spiel weiterzuführen, bestand er noch einmal auf seine Aussage. „Ich tue das für mich, erinnern sie sich?“
 

„Ha!“ Kyōraku lachte und winkte noch einmal über die Schulter. Sein geblümter Kimono wehte im leichten Frühlingswind. Er verließ das Gelände durch das große Tor und schlug den Weg zu seiner eigenen Einheit ein.
 

Renji drehte sich um und blickte in den Raum. Er erkannte, dass sich Byakuya neben der Tür an die Wand gepresst hatte. „Gott sei Dank.“, seufzte dieser. „Hättest du Shunsui hereingelassen, wäre er niemals mehr gegangen.“
 

„So schlimm ist er doch nicht.“, beharrte Renji.
 

„Und ob er das ist. Du hast keine Ahnung.“, Byakuya schloss die Augen und lehnte seinen Kopf gegen die Wand. „Du musstest noch keine endlosen Familienessen mit ihm ertragen. Noch schlimmer, ich muss dann immer all seinen Spott und seine dummen Witze ertragen.“
 

„Ja, das ist hart.“, sagte Renji und scheiterte dabei, mitfühlend zu klingen. Er hielt ihm die Phiole mit der pinkfarbenen Flüssigkeit, welche leicht im Morgenlicht schimmerte, hin. „Er hat das hier vorbeigebracht. Sie sollten es versuchen.“
 

„Was ist das?“
 

„Ein Heilmittel für das, was Ihnen Probleme bereitet.“
 

Byakuya zog den Korken ab und schnüffelte vorsichtig. „Ih“, sagte er und zog es weg. „Hast du das schon einmal genommen?“
 

„Ich? Nein“, antwortete Renji gegen den Türrahmen gelehnt und genoss das Gefühl der warmen Frühlingssonne auf seinem Rücken. „In der 11. wurden wir, selbst bei größeren Verletzungen, nur grob verarztet. Man wurde hemmungslos verspottet, wenn man sich nicht durch einen einfachen Kater kämpfen konnte.“
 

„Und jetzt denkst du, ich würde das Zeug benötigen.“
 

Seine Stimme klang scharf, als hätte Renji damit seinen Stolz oder seine Position verletzt. „Vermutlich nicht.“, sagte Renji mit einem Achselzucken. Er blickte auf den Gang hinaus. „Aber hätte ich diese Möglichkeit, würde ich es nehmen. Warum denn auch nicht? Um ehrlich zu sein, wäre ich an ihrer Stelle, ich würde einen tiefen Zug nehmen, zurück in mein schönes, sauberes und warmes Bett krabbeln und den Rest des Tages schlafen. Ich würde meinem attraktiven und fähigen Vizekommandanten sich um alles kümmern lassen.“
 

Ein kleines, schnaubendes Gelächter war zu hören. „Ist das dein Expertenrat?“
 

„Jep. Tun sie es, oder lassen sie es, Kommandant. Es würde meine Meinung über sie nicht schmälern.“
 

„Würde es nicht?“
 

Etwas in seiner Stimme verleitete Renji dazu, sich zu seinem Kommandanten umzudrehen. Es klang so, als wäre ihm wichtig, was Renji über ihn dachte. „Nein, Kommandant.“, sagte er ehrlich. „Würde es nicht.“
 

Byakuya kniff sich die Nase zu, legte den Kopf in den Nacken und schluckte die ekelhaft aussehende Flüssigkeit in einem Zug herunter. „Uh. Das ist abscheulich.“, sagte er mit einem Schaudern. Dann gab er Renji die leere Flasche zurück und machte sich auf den Weg ins Bett. „Die 6. gehört dir. Mach nichts kaputt. Und... mach nicht so viel Lärm.“
 

„Ja, Kommandant.“



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