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Der Prinz . . . und die Diebin

Es war einmal . . . [Nami & Sanji]
von

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II


 

Der Prinz und die Diebin

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Es war einmal . . .

II
 

Schweigend, und mit vor der Brust verschränkten Armen, verharrte der Königssohn vor dem Gitter, welches ihn vor dem Eindringling schützte. Hier, in den Kerkern des Palastes, war die Luft feucht, klamm und moderig. Selten hielt er sich hier auf. Warum sollte er? Er war der Nachkomme großer Herrscher und hatte nichts mit diebischem Gesindel zu schaffen, mit Mördern oder Verbrechern dieser Art.

»Wer bist du?«, hallte seine Stimme von den Wänden wider, doch das Mädchen wandte den Blick ab. Offenbar begriff sie nicht, wen sie vor sich hatte.

»Wenn es dein Begehr ist, von hier zu verschwinden, dann solltest du deine Zunge etwas lockern!«, meinte der junge Prinz, jedoch noch immer von einer erstaunlichen Ruhe erfasst. Gemächlich schlenderte er vor der Zelle auf und ab, während das Fräulein, mit den Handgelenken an die kahlen, kalten Mauern des Verlieses geschlagen, nicht einen Ton von sich gab.

»Was wolltest du im Schloss?« Wieder eine Frage, und wieder wurde ihm Antwort verweigert. Dann ein kurzes Zucken, ein Klirren der Kettenglieder. Ihr Blick traf ihn unvorbereitet. Trotzig, giftig, die Nerven bis zum Reißen gespannt. Sie erinnerte ihn an eine Katze. Schlau, gerissen und auf leisen Sohlen. Schnell, schleichend, kaum bemerkt und doch ...

»Dachtest du allen Ernstes, dass man dich nicht erwischt?« Seine Mundwinkel hoben sich gen Norden. »Lächerlich, Mädchen. In einen Palast einzubrechen, erscheint mir recht unvorsichtig, dümmlich gar.«

»Nennt mich nicht dümmlich«, keifte sie, ehe sie sich auf die Lippen biss und auf einen losen Punkt vor sich starrte, den er nicht erfassen mochte.

»Überall Wachposten und Hunde, abgerichtet für die Jagd, die nicht nur Gefallen an Kaninchen finden.« Leise, und allmählich drohend, wichen die Worte von seinen Lippen. »Du kannst von Glück reden, Mädchen, dass dich jene Monströsitäten nicht als Erste erwischten, denn dann wäre von dir nicht mehr viel übrig.«

»Ihr droht mir? Ich bin doch schon gefangen und an die kalten Wände gekettet, Prinz.« Ein bitteres Lachen schwebte in ihren Worten mit, ein Spott und Witz, der ihm nicht entging.

»Du verhöhnst deinen Prinzen?«, zischte Sanji, und von jener Güte und Ruhe war alsbald nichts mehr zu finden.

»Ihr seid nicht mein Prinz. Ihr seid nur ein verwöhnter Bengel, der sich langweilt«, fauchte sie und verzog die Lippen zu einem amüsierten Grinsen, welches im Schein der Fackeln wirkte, als wäre sie sich ihrem Ende bewusst und nichts, was sie tat oder sprach, würde Milde und Linderung versprechen. Mit erhobenem Haupt trat der junge Herrschersohn vor, reckte das Kinn und fixierte die diebische Maid mit kalten Augen.

»Für deine frechen Worte sollte man dir Zunge herausreißen, Diebin!«, knurrte er.

»Ich habe nichts gestohlen!«, beharrte das Mädchen und wieder traf ihn ein Blick des Trotzes.

»Nicht? Nun denn, wertes Fräulein, verratet mir doch, was Ihr im Schlossgarten zu suchen hattet! Hättest du mich nicht niedergestreckt, wärest du einem Aufenthalt in den Kerkern womöglich entgangen, doch nun, sieh dich um ... all das ist deines.« Mit ausschweifender Gestik untermauerte Sanji seine Worte. Ein Schnauben, dann schüttelte sie ihr Haupt, während die Kettenglieder leise klirrten.
 

Träge, aber dennoch mit einem Gefühl, das ihn selten überkam, schritt der Prinz die Stufen zu den oberen Gefilden empor. Wut schäumte in ihm auf. Wie eine Welle war sie über ihn gekommen, als er den aufblitzenden Spott in ihrem Blick bemerkte. Widerborstig war das Mädchen, stolz und raffiniert, aber dennoch so töricht, in ein Schloss einzudringen , welches, einer Festlichkeit zum Trotze, von Wachen umringt war.

Wie unklug, Sanji schüttelte den Kopf und erklomm den letzten Absatz, der ihn zu seinen Privatgemächern führte. Sein Magen rumorte, doch Hunger verspürte er keinen. Erneut wallte jene Empfindung in ihm auf. Leise fiel die Tür ins Schloss. Der junge Prinz hob den Blick und spähte in jenen Räumlichkeiten umher, die er sein Eigen nannte. All der Prunk und Glanz, Gold und Platin, die edelsten Stoffe und Gewänder ...

Neid und Gier trieb manche Menschen in gefährliche Situationen. Ein falscher Schritt, ein falsches, unbedachtes Wort ... und man fand sich in der Kerkern wieder oder manchmal sogar den Tod.

Doch dieses Kind schien keinerlei Bedenken zu verspüren. Keine Angst, keine Wut. Sie nahm, um zu überleben, stahl um zu essen, während ihm all das von Kindesbeinen an auf einem silbernen Tablett offeriert worden war. Was auch immer ihr widerfahren sein mochte und sie in jenen Abgrund hatte fallen lassen, ihr Wille schien ungebrochen, auch wenn ihr Ende bereits besiegelt schien.

Ruhe fand er nicht. Der junge Prinz glitt in einen rauen, traumlosen Schlaf. Viel zu sehr verharrten seine Gedanken bei dem Mädchen. Ungewollt schien er in den kalten, düsteren Gängen umherzustreifen.
 

Grisella, die rundliche Köchin, sah auf, als sie leise Schritte vernahm. Gemächlich rührte sie in einem Topf herum, dessen Inhalt langsam zu blubbern begann. Ein süßlicher Duft schwebte durch die große Küche und beinahe schien es, als habe jenes Aroma den jungen Mann aus seinem Bett gelockt.

»Mein Prinz«, sagte Grisella und wandte sich zu ihm um. »Konntet Ihr wieder keinen Schlaf finden?«

Ein wissendes Lächeln legte sich um den Mund der alten Dame, ehe sie das Feuer des Herdes löschte und das dickflüssige, gelbliche Gemisch in kleine Schälchen füllte.

»Was machst du da?«, verlangte der junge Herr zu wissen, trat näher an die Köchin heran und spähte an ihr vorbei.

»Dessert«, sprach Grisella und hielt ihm den leeren Topf entgegen. »Immer, wenn auch ich nicht schlafen kann, bereite ich mir einen kleinen Bissen zu. Probiert, wenn Ihr mögt.«

Eiligst griff der Prinz nach einem Löffel und bediente sich an Resten des Puddings. Die Augen des Jungen begannen zu leuchten und wieder stahl sich ein zufriedenes Lächeln auf das Gesicht der Frau.

»Sie hat mich angefallen«, sprudelte es verteidigend aus ihm heraus, als sich Sanji an dem langen Tisch niederließ, während Grisella ihm gegenüber Platz genommen hatte.

»Ihr müsst Euch für Eure Entscheidungen nicht rechtfertigen, mein Prinz. Und dennoch halte ich Eure Reaktion für ein wenig übereilt.« Mit ruhiger Stimme versuchte die Köchin auf den jungen Mann einzuwirken. »Vielleicht habt Ihr ihr Angst gemacht.«

Stur löffelte Sanji den süßen Nachtisch, während sein Blick über das Gesicht der alten Dame glitt. Grisella genoss seit jeher sein Vertrauten, beinahe schien sie ihm wie eine Mutter, dennoch ließ sie Strenge und Ordnung walten, hatte in der Küche die Oberhand und wurde dennoch von allen geschätzt und geliebt. Das sanfte Blau ihrer Augen wirkte beruhigend, die Falten auf Stirn und um den Mund zeugten nicht nur von Alter, sondern auch von Erfahrung und Weisheit.

»Sie wollte mich bestehlen. Sie wollte in den Palast«, entfuhr es ihm trotzig.

»Mein kleiner Prinz«, mahnte Grisella, erhob sich von der Bank und beugte sich über den Tisch, ehe sie nach dem Gesicht des Jungen haschte und ihm einen Kuss auf die Stirn drückte. »Ihr habt so viel und doch seid Ihr so einsam.« Mit jenen Worten ließ die Köchin von ihm ab und ihn allein zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2015-05-03T17:05:56+00:00 03.05.2015 19:05
Süsses Cap auch am ende der satz gefällt mir richtig gut^^
Tja reiche Leute sind oft einsam ... so ist das leben :-(
Ich hoffe er streitet sich noch ordentlich mit nami *g*
Freue mich aufs nächste Kapitel :)

Knutsch :-*
Natsu
Von:  kleines-sama
2015-04-27T20:30:27+00:00 27.04.2015 22:30
Mir gefällt das Kapitel sehr gut :)
Sanji scheint ja ein echt eingebildeter kleiner Prinz zu sein xD Ich finde es toll, dass Nami und Grisella ihn zum Nachdenken bewegen. Bin mal gespannt, ob Sanji seine Meinung noch ändern wird^^
Bitte lade schnell das nächste Kapitel hoch! Dein Schreibstil ist sooo toll! :D

bye
sb
Von:  DeahtAngel
2015-04-26T19:16:49+00:00 26.04.2015 21:16
Tolles Kapitel. Sehr angenehm zu lesen. Sehr schön. Es treibt jemanden an, weiter zu lesen.

LG Angel


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