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Deep down the rabbit hole...

...noch tiefer kannst du nicht fallen
von

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Ich lag mit ausgestreckten Armen und Beinen auf meinem Sofa, starrte dabei die graue Decke nieder. Der Rückweg mit der U-Bahn nach Hause hatte sich nicht annähernd so anstrengend gestaltet wie der Hinweg. Das lag hauptsächlich daran, dass ich immer noch über das nachdachte, was Law zu mir gesagt hatte. Jemandem Lebensfreude verschreiben? Ich bezweifelte nach wie vor, dass das so einfach werden sollte. Man konnte doch nicht einfach so einen Knopf drücken und urplötzlich wieder glücklich sein. Das funktionierte so nun einmal nicht. Erst ein schriller Ton holte mich zurück in die Realität. Ich brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren, dass eben jener Ton von meinem Handy stammte, welches immer noch in meiner Jackentasche lag. Ich musste es nicht holen, um zu wissen, dass die Nachricht von Robin kam, die wissen wollte, wie es beim Arzt gewesen ist. Ich wusste das, aus dem simplen Grund, dass sie es das letzte Mal auch gefragt hatte. Und das Mal davor auch. Sie fragte eigentlich immer nach, wenn sie wusste, dass ich zum Arzt gehen wollte. Robin war nun einmal ein fürsorglicher Mensch. Selbst wenn ich nur einen Schnupfen hatte,kam sie jedes Mal vorbei, um nach mir zu sehen. Ich schätzte sie für ihre Fürsorge, gleichzeitig ging sie mir manchmal ein wenig auf die Nerven damit. Da sie mich vermutlich besuchen kommen würde, wenn ich ihr nicht antwortete, beschloss ich mein Handy zu holen und ihr ein kurzes Feedback zu geben. Ich brauchte momentan ein wenig Zeit für mich alleine, ich wollte keinen Besuch. Bei meinem Feedback hütete ich mich jedoch davor, ihr etwas von der Sache mit der Lebensfreude zu erzählen. Dieser Arzt war einfach nur verrückt, das musste es sein. Ich ging zu meiner Garderobe und fischte mein Handy aus meiner Manteltasche. Als ich es rausholte fiel jedoch auch ein kleines, zerknülltes Zettelchen aus der Tasche. Es war das Rezept, das Law mir ausgestellt hatte. Ich hatte ihm keine weitere Beachtung geschenkt,ihn einfach zerknüllt. Der eigentlich Plan war ihn wegzuschmeißen, ich konnte mich dann aber doch nicht dazu durchringen. Also hatte ich ihn in meine Jackentasche gesteckt, besser gesagt im hintersten Winkel vergraben. Ich hatte ihm, seit ich ihn von Law erhalten hatte, nicht eines Blickes gewürdigt. Was er wohl darauf geschrieben hatte? Dumme Frage, so wie ich ihn einschätzte, stand da bestimmt 'Lebensfreude' oder 'mehr Spaß haben' So etwas Freches würde genau zu ihm passen. Durften Assistenzärzte überhaupt Rezepte ausstellen? Ich hatte mich nie wirklich mit Medizin und dem Ganzem drumherum beschäftigt und hatte demnach keinen blassen Schimmer, wie das Ganze ablief. Ich bückte um den Zettel, der ja noch auf dem Boden lag, aufzuheben und legte ihn dann, so zerknüllt wie er war, auf mein Schränkchen, welches im Flur stand. Dann schlürfte ich zurück zum Sofa und entsperrte dabei mein Handy, eigentlich um Robin endlich zu antworten. Ich sah allerdings, dass mir nicht nur Robin, die nach meinem Wohlbefinden gefragt hatte, sondern auch Vivi, die ihren Besuch am nächsten Tag ankündigte, geschrieben hatten. Vivi war schon immer ein Fall für sich, sie hatte ihre Besuche immer erst einen Tag vorher angekündigt. Das bedeutete für mich jedoch, dass ich noch einmal einkaufen musste. Das wiederum bedeutete, ich musste heute noch einmal meine Wohnung verlassen. Ich stand auf um zum Flur zu gehen, seufzte kurz als mich diese Erkenntnis traf und ließ die Schultern hängen. Als ich meinen Kopf nach rechts drehte, konnte ich einen Blick auf mich im Spiegel, der über meinem Flurschränkchen hängt, erhaschen. Ich sah wirklich nicht gut aus. Schulterzuckend nahm ich zur Kenntnis, dass ich in diesem Leben wahrscheinlich kein Topmodel mehr wurde, schnappte mir die Schlüssel und das Portemonnaie und verließ zum zweiten Mal an diesem Tag meine Wohnung. Diesmal ging ich nicht zur Station, den Weg zum Supermarkt konnte ich laufen. Lustlos und seltsam müde, obwohl es gerade einmal um drei war, lief ich durch die Straßen, deren linken und rechten Seiten von Hochhäusern gesäumt waren. Sie besaßen allesamt die selbe Farbe. Grau. Graue Hochhäuser so weit das Auge reichte. Früher, kurz nachdem sie gestrichen wurden, waren sie noch weiß, oder eierschalenfarbend wenn man Lysop glaubte. Nun standen sie aber schon Jahre dort, waren Wind und Wetter ausgesetzt gewesen. Sie waren ergraut. Mittlerweile standen diese Hochhäuser auch größtenteils leer, nur noch zwei oder drei Wohnungen waren besetzt. Die anderen Bewohner waren alle in Neubauwohnungen umgezogen. So lief das nun einmal mit alten Dingen, sie wurden durch neue, bessere Dinge ersetzt. Es ist fast schon traurig wie in unserer heutigen Gesellschaft alles ersetzbar ist. Alles, nur nicht die Menschen, die man liebt.
 

Ich zog mir meinen Schal tiefer in Gesicht bis über meine Nase. Die Kälte in meinem Gesicht fühlte sich an, wie kleine Nadelstiche. Ich mochte den Winter noch nie und dieses Jahr würde es besonders schlimm werden. In zwei Wochen war Weihnachten. Ich musste es alleine verbringen. Meine Freunde feierten die Festtage immer bei ihren Familien. Eigentlich hatte ich sie auch immer mit meiner Schwester zusammen gefeiert. Dann gab es kleine Geschenke, wir backten Plätzchen und stellten einen Christbaum auf. Zwar einen künstlichen, aber immerhin etwas. Diese Jahr würde wahrscheinlich nichts davon geschehen. Ich hatte niemanden zum beschenken, backen für mich alleine machte keinen Spaß und einen Weihnachtsbaum brauchte ich dieses Jahr auch nicht.
 

Ich bog links in die große Hauptstraße ab. Hier sah man, dass bald Weihnachten war. In den großen Schaufenstern der Läden hingen Lampenketten, Plastikschneeflocken und Weihnachtsaufkleber. Links und rechts standen die Stände vom Weihnachtsmarkt. Und es duftete, wie in einer Weihnachtsbäckerei. Nach Lebkuchen und gebrannten Mandeln. Ich schlängelte mich durch die dichte Menschenmasse weiter nach vorne. Stumm betete ich, dass ich noch durch die Tür zum Supermarkt herein kam. Ein Stückchen weiter konnte ich schon die in Leuchtschrift geschriebenen Buchstaben sehen, die über dem Supermarkt hingen. Ich drängte mich zwischen den Menschen, die am Stand neben dem Supermarkt anstanden, durch und kam schließlich mit einer gewissen Atemnot im Laden an. Kurz sammelte ich mich wieder, versuchte mich zu erinnern, was ich alles einkaufen wollte. Warum hatte ich mir auch keinen Zettel gemacht? Seufzend schlürfte ich durch die Gänge, in der Hoffnung, dass mir wieder einfallen würde, was ich kaufen wollte, wenn ich es sah. Der Supermarkt war relativ leer, was wahrscheinlich daran lag, dass sich momentan die meisten Einkäufer auf dem Weihnachtsmarkt befanden.
 

Nur noch Wasser. Das war, laut meiner Erinnerung, das einzige, was ich noch kaufen musste, bevor Vivi mich besuchen kam. Wo stand gleich noch das Wasser in diesem Supermarkt? Ach ja, ganz hinten im obersten Regal im dritten Gang. Ich seufzte noch einmal kurz. Ich war während meiner Einkaufstour bestimmt zweimal durch diesen Gang gelaufen, aber ich hatte nie daran gedacht, das Wasser mitzunehmen. Wenn Nojiko noch hier wäre, hätte sie mich jetzt wegen meiner Zerstreutheit ausgelacht. Ich hätte mich dann wieder darüber aufgeregt und hätte fluchend das Wasser geholt. Ein paar Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln, die aber erfolgreich weg blinzelte. Ich hatte mir fest vorgenommen, niemals wieder in der Öffentlichkeit zu weinen. Die ganzen Blicke der Zivilisten, die irgendwo zwischen mitleidig und herablassend waren, wollte ich nie wieder sehen. Einmal hatte mir da vollkommen ausgereicht, es war für meinen Geschmack sogar einmal zu viel. Beim Wasser angekommen stellte ich fest, dass ich ein kleines Problem hatte. Wortwörtlich klein. Ich war zu klein, um das Wasser zu erreichen. Ich stellte mich, wie eine Balletttänzerin auf die Zehenspitzen, streckte mich und doch blieben die Wasserflaschen unerreichbar für mich. Was hatte ich auch anderes erwartet, ich war eine Versagerin auf ganze Linie,ich konnte noch nicht einmal so ein paar blöde Wasserflaschen erreichen. Ich sprang einmal hoch, war aber dennoch zu klein um das Wasser zu bekommen. Ich hielt erst inne, als sich neben mir eine Hand ausstreckte und mir schließlich jemand das Wasser reichte. Mit einem kurzem Seitenblick stellte ich fest, dass es der junge Mann war, der mir schon seit meinem Krankenhausbesuch im Kopf herumschwirrte. Neben mir stand, natürlich lächelnd, Law. Es war wieder diese überhebliche Lächeln, was ich mir schon während meiner Untersuchung die ganze Zeit ansehen musste. Wie sehr ich es doch hasste. Dieses Lächeln sagte mir praktisch ins Gesicht, wie viel besser Law im Vergleich zu mir war. Er hielt mir immer noch die Wasserflasche entgegen und ich nahm sie ihm ab. Nein, ich riss sie ihm praktisch aus Hand.Von mir gab ich nur ein gedämpftes 'Hmpf', ehe ich mich umdrehte und zur Kasse ging. Ich hörte im Hintergrund noch, wie sich Law von mir verabschiedete, ignorierte ihn jedoch gekonnt. Ich wollte momentan nur noch nach Hause, zurück auf mein heißgeliebtes Sofa. Das würde zwar so auch nicht funktionieren, weil Vivi kommt, musste ich noch duschen, allerdings würde es mich meinem eigentlichen Ziel näher bringen. Mein eigentliches Ziel hieß, so viel Abstand wie nur möglich von diesem verrücktem Arzt halten. Der Kerl war mich nicht ganz geheuer. An der Kasse stellte ich mit Erleichterung fest, dass vor mir nur noch eine alte Lady mit drei Artikeln stand. Diese war relativ schnell fertig, sodass ich schnell als erste in der Kasse stand. Da ich gelaufen war, hatte ich die Anzahl meiner Artikel auf das Nötigste beschränkt und war somit auch relativ schnell fertig an der Kasse und konnte zurück gehen.
 

Als ich nach draußen kam,schlug mir sofort die kühle Winterluft entgegen. Normalerweise war ich nicht der Typ für Kälte, ich mochte den Sommer und die Wärme schon immer lieber. Doch gerade war sie mir egal, mein einziges Ziel lautete nach wie vor Abstand von Law zu halten. Das konnte man jetzt natürlich auffassen wie man wollte, aber ich würde es im Nachhinein als Flucht betrachten. Ich war vor Law geflüchtet und ich wusste nicht einmal wieso. Ich könnte mir jetzt natürlich einreden, dass es daran lag, dass er ein Arzt war und ich diese Menschen verabscheute, aber das war es nicht. Ich bin vor ihm geflüchtet, weil er glücklich war und ich es ihm nicht gönnte. Er war ein Mensch in dessen Händen früher oder später das Leben anderer Menschen liegen würde. Und wenn ich eines von Ärzten gelernt hatte, dann war es, dass sie mit diesen Leben nicht besonders sorgsam umgingen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  sama-chan
2018-12-17T20:52:07+00:00 17.12.2018 21:52
Armer Law - obwohl es vielleicht seinen inneren Jagdtrieb weckt 😂. Nami brauch dringend mehr Lebensfreude bei so viel Pessimismus...
Von:  Jinja2
2015-03-28T10:06:05+00:00 28.03.2015 11:06
Die ganze Geschichte ist einfach SAU GUT🐷👍💕
Von:  Namisa
2015-03-25T20:36:35+00:00 25.03.2015 21:36
Tolles kapi ^^


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