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Schicksalswege

von

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Vogelfrei

Der General war nach Versailles fort und auf dem Anwesen de Jarjayes herrschte angespannte Stimmung. André saß mit Oscar in der Küche und ließ die Vorwürfe von seiner Großmutter über sich ergehen. Oscar bat Sophie, ein Tee für sie zu machen, aber das brachte die alte Frau trotzdem nicht von ihrem Tadel ab: „Warum hörst du nur niemals auf mich?! Das hast du jetzt davon!“, schimpfte sie immer wieder auf ihren Enkel während ihrer Tätigkeit und merkte nicht, dass ihre Tiraden ungehört blieben.
 

„Wie es aussieht werde ich für eine Weile untertauchen müssen“, beschloss André, ohne seine Großmutter richtig wahrzunehmen. „Wenn ich bei dir bleibe, dann könntest du wegen mir in Schwierigkeiten geraten und das will ich nicht.“
 

„Aber wo willst du dich verstecken?!“ Auch Oscar nahm die Vorwürfe ihres einstigen Kindermädchen nur mit halben Ohr zur Kenntnis.
 

„Ich gebe dir eine Adresse, wo Bernard seine geheime Versammlungen veranstaltet und seine Reden hält“, anvertraute André seiner Geliebten im gesenkten Ton an, so dass nur sie ihn verstand.
 

Oscar atmete innerlich etwas erleichtert auf. Dort wollte sich André also verstecken! Eine gute Idee! So würde ihn niemand finden! Und da nur ihr Vater ihn zu Gesicht bekommen hatte, bräuchte André die Stadt nicht gänzlich zu verlassen. Die Soldaten ihres Vaters wussten ohnehin nicht, wie er aussah. „So machen wir das“, sagte Oscar einvernehmlich und wandte sich an seine Großmutter, die noch immer unablässlich murrte und nebenbei den Tee für ihren Schützling zubereitete. „Es wird alles gut, Sophie. Mache dir keine Sorgen“, beschwichtigte Oscar die alte Frau und Sophie hielt bei ihrer Tätigkeit inne. „Da habt Ihr Recht, Lady Oscar.“ Sophie lächelte auf einmal etwas beruhigt. Wenn ihr Schützling das sagte, dann würde es auch so sein.
 

André erhob sich unvermittelt von seinem Platz. „Ich werde dann gehen - meine Sachen müssen noch gepackt werden.“ Wie gerne hätte er Oscar zum Abschied noch geküsst, aber doch nicht in Anwesenheit seiner Großmutter!
 

Diese schien mit seiner Entscheidung einverstanden zu sein und spornte ihn sogar an: „Ja, je eher du aufbrichst, desto weniger läufst du Gefahr, von Soldaten des Generals gefangengenommen zu werden.“
 

André seufzte schwer und mit einem letzten Blick auf Oscar, verabschiedete er sich von seiner Großmutter.

„Pass auf dich auf und mach keinen Unsinn!“, besagte der mahnender Blick der altklugen Haushälterin, als er sie aus der Umarmung entließ. Er verließ das Anwesen, nahm sein Pferd und ritt zu Bernard.
 

Oscar verstand die Beweggründe und das Verhalten von André sehr wohl. Sie trug ihm nichts nach. Aber ohne sich richtig von ihm zu verabschieden, konnte und wollte sie ihn nicht gehen zu lassen. Das konnte sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. Sie trank ihren Tee und spielte Klavier in ihrem Salon - so lange, bis sie sich sicher war, dass alle im Hause schliefen. Auch Sophie. Sie wollte die alte Frau nicht noch mehr bekümmern und so zog sie sich um Mitternacht ihre Zivilkleidung an, nahm ihr Pferd und verließ das Anwesen. Der Regen hatte schon aufgehört. Die Sterne und der silberne Mond lichteten sich durch die ziehende, dunkelgraue Wolken und keine Menschenseele schien um diese Zeit noch unterwegs zu sein. Wie passend, für ihr Vorhaben. Immer schneller trieb Oscar ihr Pferd in Richtung Paris - sie musste einfach zu André! Noch bevor er seine Sachen gepackt und untertaucht war, musste sie ihn sehen und sich angemessen von ihm verabschieden!
 


 


 

Welch eine Enttäuschung, als sie eine leere Wohnung betrat. Keine Kerze brannte darin und die Feuerstelle spendete auch keine Wärme mehr: Es war dunkel und kalt. Vor nicht allzu langer Zeit, hatte André seiner Oscar ein zweites Schlüssel zu seiner Wohnung anfertigen lassen, damit sie jederzeit zu ihm kommen konnte und nicht draußen stehen bräuchte.
 

Oscar ließ die Wohnungstür von alleine zu gehen und bewegte langsam ihre Füße - Schritt für Schritt, achtsam und als wäre sie auf der Hut. In Wirklichkeit strömten ihr Erinnerungen durch und sie verabschiedete sich von all dem in ihrem Geist... Wenn sie sich schon nicht persönlich von André verabschieden konnte, dann tat sie das mit seiner Wohnung und den Erinnerungen an ihn...
 

Sie passierte den großen Raum, der gleichermaßen als Kochstelle und Essraum diente. Am Tisch blieb sie stehen und fuhr mit ihren Fingern sachte über die raue Oberfläche. Sie schmunzelte, als sie sich daran erinnerte, wie sie ihn an einem Morgen bei seiner Morgenwäsche beobachtet hatte. Bildlich sah sie seinen attraktiven Körper vor sich und sofort zog es ihr schmerzlich in der Leistengegend. Nein, sie durfte nicht an ihn denken, zumindest nicht in dieser intimen Version, sonst würde es nur noch schlimmer werden!
 

Oscar schloss ihre Hand zur losen Faust und drückte sie sich an die Brust. Sie atmete tief durch, beruhigte ihr rasendes Herzklopfen und setze ihren Weg fort – zu seiner Schlafkammer. Es war ja noch das letzte Zimmer in dieser Wohnung, abgesehen von der Kammer seiner Eltern, die er praktisch nie nutzte: Er lagerte dort seine Sachen und Oscar wollte sie erst gar nicht betreten. Sie ging bis ans Ende seiner Schlafkammer und blieb am Fenster stehen.
 

Die Wolken am nächtlichen Himmel waren so gut wie zerstreut und der Mond warf sein silbriges Licht geradewegs durch die verdreckten Fensterscheiben. In der Kammer selbst war kaum etwas zu erkennen, aber es reichte, um sich dort zurechtzufinden. André besaß ja auch kein weiteres Mobiliar, außer dem Bett und der Kommode, die gegenüber an der Wand stand. Das alles stand unberührt und vermittelte Oscar das Gefühl, dass hier schon seit längerer Zeit kein Mensch mehr anwesend war. Aber vielleicht täuschte sie sich nur und André war wirklich schon fort? Oder doch nicht und er würde vielleicht noch kommen? Das wusste Oscar nicht zu sagen und schaute weiter aus dem Fenster zu dem klaren Mond.
 


 

- - -
 


 

„Ich danke dir, Bernard.“ André verabschiedete sich von seinem Freund und dessen Frau.
 

„Aber wo wirst du dich verstecken?“, fragte Rosalie unverständlich, kurz bevor er sie verließ.
 

„Das kann ich nicht sagen.“ André verschwieg seinen zukünftigen Aufenthaltsort mit Absicht, um seine Freunde nicht in Schwierigkeiten zu bringen, wenn diese nach ihm ausgefragt werden sollten. „Aber macht euch um mich keine Sorgen, ich werde gut aufgehoben sein.“
 

„Dann passe auf dich auf und spaziere nicht gerade bei Tageslicht durch die Stadt, falls du überhaupt vorhast dich in Paris aufzuhalten“, gab ihm Bernard noch einen gutgemeinten Rat mit auf den Weg.
 

André schmunzelte ungewollt. „Das werde ich, Bernard, das werde ich.“ Er drückte seinem Freund die Hand, umarmte Rosalie zum Abschied und ging. Es war gut zu wissen, dass man solche verlässliche Freunde besaß. Der Schritt, zur Errettung von Alain und seine elf Kameraden war so gut wie getan. Morgen würde Oscar das Ganze noch genauer mit Bernard besprechen und dann könnte man nur hoffen, dass der Plan aufgehen würde. Nun stand ihm nur noch seine Wohnung aufzusuchen bevor, seine Sachen zu packen und im Schutz der Dunkelheit der Nacht unterzutauchen.
 


 


 

André wurde sofort stutzig, als seine Wohnungstür nur leicht angelehnt war. Gegen alles gewappnet und auf leisen Sohlen betrat er seine Wohnung: Es war dunkel und es stand noch alles auf seinem Platz, soweit er an den Umrissen seiner Möbel erkennen konnte. Also Einbrecher waren das nicht. Zumal es bei ihm nichts zu holen gab. Und die sogenannten Soldaten von Oscars Vater konnten es auch nicht sein. Zu einem wussten sie nicht wo er wohnte und zum anderen, hatte der General erst vor, sie nach Morgengrauen auf die Suche nach ihm einzusetzen. André vertraute auf das Wort des Generals.
 

Langsam passierte er den Tisch. Er bekam so eine Vorahnung und seine Füße trugen ihn direkt in seine Schlafkammer. Jemand lag in seinem Bett und schnaufte beinahe geräuschlos. Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen - dieser überraschender Besuch war ihm mehr als willkommen. Sie lag halb gekrümmt auf der Seite, mit dem Gesicht zu Tür gewandt und bedeckte sich mit ihrem Umhang. Schon alleine ihr blondes Haar, das auf seinem Kissen ausgebreitet lag, verriet sie. Und ihr Degen, den sie im Schlaf an sich gedrückt hielt.
 

André machte ein Schritt und dann knarzte es grässlich unter seinem Stiefel. Die verdammte Diele! Oscar saß sofort hellwach auf und zog geschwind ihr Degen, so schnell konnte André gar nicht schauen.

„Wer ist da?!“ Während sie das fragte, sprang sie vom Bett und kaum dass André sich versah, spürte er schon die Spitze ihres Degens an seinem Zwerchfell. Er blieb abrupt und erschrocken stehen. „Liebes, ich bin es!“
 

„André...“ Im nächsten Moment flog der Degen zu Boden und schlug dumpf auf die Holzbretter auf. André breitete seine Arme aus und Oscar drückte sich sofort an ihm. „Ich wusste, dass du noch kommst... Geliebter, ich habe auf dich gewartet... Verzeih, aber die Müdigkeit war stärker und ich habe mich deshalb hingelegt...“
 

„Schon gut, Liebes...“ André hielt den vertrauten Körper in seinen Armen und strich mit seinen Lippen leicht über ihren Scheitel. „Ich wäre nie gegangen, ohne mich von dir zu verabschieden.“
 

„Wo warst du?“ Oscar entfernte ihren Kopf von seiner Brust und schaute eindringlich zu ihm auf.
 

„Bei Bernard.“ André schob sie gänzlich von sich und nahm sie behutsam bei den Händen. „Lass uns hinsetzen.“

Oscar nickte ihm zu - sie verstand, dass er etwas Wichtiges zu sagen hatte und setzte sich mit ihm auf sein Bett, ohne ihre Hände aus den seinen zu lösen. André atmete tief ein und aus, bevor er mit der Erzählung begann: „Er weiß Bescheid, dass du morgen Früh, beim Sonnenaufgang da sein wirst und er wird dich am vereinbarten Ort erwarten. Ich habe ihm auch von Alain und den anderen erzählt und er ist bereit mit dir über deren Befreiung zu besprechen. Ich bin hier, um meine Sachen zu nehmen, die ich benötige. Meine Wohnung wird verkauft, darum werden sich auch Bernard und Rosalie kümmern. Noch vor Morgengrauen werde ich von hier fortgehen. Und meine Soldatenuniform...“ Er machte eine Pause und sah kurz auf sich hinab. „...entweder bringe ich sie in der Kaserne vorbei oder ich verkaufe sie...“
 

„André!“, ermahnte ihn Oscar erschrocken und hinweisend: „Wie wäre es, wenn du deine Uniform mir gibst und ich sie dann in die Kaserne zurückschaffe?!“
 

„Ist ja gut, Oscar... Ich habe nur Spaß gemacht, verzeih...“ André schmunzelte und strich ihr eine ihrer Locken an der Schläfe. „So können wir es natürlich auch machen...“
 

„Schon gut...“ Oscars Atem wurde flacher, ihr Herz und Puls beschleunigten ihren Schlag und ihr Blick sah sehnsüchtig in sein Gesicht, in seine Augen und hefteten sich an seine Lippen. André verstand, denn er wollte das Gleiche wie sie: Sich voneinander auf diese Weise zu verabschieden und womöglich das letzte Mal ihre Liebe miteinander zu teilen. Oscar zog sich kaum merklich zu ihm. „Wir haben nicht mehr viel Zeit bis zum Morgengrauen... Die Sommernächte sind immer so kurz...“
 

„Ja, da hast du wohl recht, Liebes...“ André umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen, seine Finger suchten sich den Weg zu ihrem Nacken und sein Mund verschloss schon ihre weichen Lippen. Ihre Hände knöpften ihm bereits die Uniformjacke auf und sie half ihm aus seinen Sachen heraus. Sie mussten den Kuss unterbrechen, um sich gegenseitig gänzlich ausziehen zu können. Anschließend sanken sie in die Matratze und Liebten sich so intensiv, wie noch nie zuvor...
 


 

- - -
 


 

Der Morgengrauen breitete sich aus, es wurde immer heller in Andrés Wohnung. Oscar befestigte ihren Umhang um die Schultern, stülpte sich Andrés schlichten Strohhut auf den Kopf und sah sich das letzte Mal in seiner Wohnung um: Sie war leer und ihr Geliebter war auch schon längst fort - noch vor Morgengrauen und im restlichen Schutz der Dunkelheit, wie er es gesagt hatte. Oscar hatte ihm noch geholfen, seine Sachen zu packen und nach einer tiefen, schmerzlichen Umarmung, war er gegangen. Der Abschied hatte den beiden bitter geschmeckt, aber es war besser so. Er sollte ja nicht entdeckt werden. Und nun verließ auch Oscar seine Wohnung. Sie nahm nur noch das Wäschebündel mit seiner Uniform, legte den Schlüssel auf den Tisch und ging, ohne zurückzuschauen. Sie würde ihn gleich noch einmal wiedersehen – bei Bernard.
 


 

Dieser wartete bereits auf sie wie vereinbart und brachte sie dorthin, wo er sich versteckt halten würde und wo aus er seine Untergrundbewegungen koordinierte. Es war noch alles leer – und sie sah auch keinen André mehr. Oscar war verwundert und bestürzt zugleich. Deshalb hatte er sie also bereits in der Nacht verlassen! Er hatte gar nicht vor, zu Bernard zurückzukehren. Aber wo war er dann?
 

„Nehmt bitte Platz, Lady Oscar.“ Bernard lud sie an einem der Tische Platz zu nehmen, was sie es dankend annahm, während er zwei Gläser Wasser brachte. Eins stellte er vor ihr ab und das andere vor sich selbst. Oscar nahm ihren Hut ab, legte ihn neben sich auf Tisch und Bernard setzte sich ihr gegenüber. „André hat mir gestern alles erzählt“, begann er gleich mit dem Gespräch. „Ich werde Euch natürlich helfen, so gut ich kann. Aber wie stellt Ihr Euch vor, wie wir Eure Männer aus dem Gefängnis befreien können?“
 

Oscar kehrte mit einem Schlag aus ihren Gedanken an André zurück in die Wirklichkeit. Um ihn würde sie später weiter nachdenken, aber jetzt galt, sich um ihre Männer zu kümmern. Sie nahm einen Schluck Wasser und sah Bernard direkt an. „Das Gefängnis ist eine wahre Festung, Ihr werdet sicherlich ein paar Leute dafür brauchen.“ Sie korrigierte sich gleich: „Nein, nicht ein paar, wahrscheinlich tausend oder gar dreitausend.“
 

Bernard nickte einvernehmlich, aber etwas skeptisch war er trotzdem. „Na ja, ich halte es zwar nicht für unmöglich, aber glaubt Ihr wirklich, dass wir somit Euren Männern helfen können?“
 

„Als Befehlshaber der Wache, bin ich für die Ruhe in der Stadt verantwortlich.“ Oscar schien für alles eine plausible Antwort parat zu hallten. „Ich könnte den König davon überzeugen, dass eine aufgebrachte Bevölkerung durchaus Anlass sein kann, die Männer zu begnadigen.“
 

„Ich verstehe...“ Bernard hob sein Glas auf sie, aber trank noch nicht. Er verstand nun auch seinen Freund, warum dieser sich so für diese Frau einsetzte und sie liebte. „Das ist gar nicht so dumm. Leute wie Euch können wir gut auf unsere Seite gebrauchen.“
 

„Ich bin doch schon auf Eure Seite...“, lag es Oscar auf der Zunge und sie musste wieder an André denken. Sie war eher auf seiner Seite und das hieß auch, mehr oder weniger, auf der Seite von Seinesgleichen. „Werdet Ihr es schaffen, Bernard?“, fragte sie ihren Gegenüber stattdessen.
 

„Es gibt da ein Problem.“ Bernard schien auch an alles zu denken. „Was passiert, wenn die Sache eskaliert und es zum Aufruhr kommt?“
 

„Ich verspreche Euch, dass es in diesem Falle unter Euren Leuten und der Bevölkerung von Paris keine Verletzte oder gar Tote geben wird.“ Auch hier war Oscar ihrer Sache sicher und gab entschlossen die Antwort: „Falls ich dieses Versprechen nicht halten kann, wäre ich bereit Euch mit meinem Wissen zu dienen.“
 

„Nun gut.“ Bernard erhob sich. „Ich werde sehen, wie viele Menschen ich zusammen kriegen kann. Ich denke, da wird sich einiges machen lassen können.“
 

„Ich bin Euch wirklich dankbar.“ Auch Oscar erhob sich. Die Unterhaltung war beendet. Aber eine Sache wurmte sie dennoch: „Könnt Ihr mir noch verraten, wo André untertaucht ist?“
 

„Tut mir leid, Lady Oscar, aber er hat es mir auch nicht gesagt.“
 

Oscar hörte an seinem bedauernden Tonfall, dass er die Wahrheit sprach. „Verstehe...“ Sie verstand es wirklich. André schien niemanden über sein Versteck eingeweiht zu haben. „Dann grüßt Rosalie von mir. Ich hoffe, ihr geht es gut bei Euch?“
 

„Das mache ich, Lady Oscar.“ versprach ihr Bernard und reichte ihr seine Hand zum Abschied. „Und ja, ihr geht es gut bei mir. Ich habe beinahe vergessen, dass sie auch Euch schöne Grüße ausrichten lässt.“
 

„Danke.“ Oscar drückte ihm Fachmännisch die Hand und da kam ihr ein Einfall: „Ich glaube, ich werde sie in den nächsten Tagen doch besuchen kommen, wenn Ihr erlaubt. Über die Jahre, die ich im Dienste der königlichen Garde stand, habe ich ein kleines Vermögen angehäuft und möchte es Euch und Rosalie zur Verwahrung anvertrauen. Wenn das alles eines Tages vorbei ist und André zurückkommt, will ich mit ihm ein neues Leben beginnen.“
 

„Wir werden selbstverständlich Euer Vermögen aufbewahren. Das ist kein Problem für uns“, versicherte ihr Bernard aufrichtig und verabschiedete sie danach. Noch nachdem Oscar fort war, suchte er seinen Mentor Robespierre auf und überredete ihn zu einer Versammlung von tausende Menschen vor dem Gefängnis, wo zwölf Soldaten aus einfacher Herkunft ihren Todesurteil abwarteten.
 

Robespierre war vorerst unschlüssig, aber gab trotzdem sein Einverständnis zu diesem gewagten Versuch. Denn er war sich sicher, dass der Tag kommen würde, an dem sie gegen die königlichen Armeen kämpfen werden müssen und deshalb wäre die Unterstützung von diesen zwölf befreiten Männern ihnen dabei sehr vom Vorteil.
 

Noch am gleichen Nachmittag bewog Bernard das Volk dazu, sich um das Gefängnis zu versammeln und den König dazu zu bewegen, die gefangenen Soldaten freizulassen. Mit über fünftausend von Menschen, darunter auch Frauen und Kinder, hatte Bernard das Ziel erreicht: Alain und seine Kameraden waren frei!
 

„Diesen Erfolg habt ihr nicht dem Einfluss von Bernard, sondern meinem Einfluss zu verdanken“, teilte Oscar ihren Männern nach deren Befreiung mit. „Es war die Macht des Volkes!“
 

Alain verzog seine Mundwinkel nach oben. Er hatte schon mitbekommen, dass André fehlte. Aber darüber würde er später mehr in Erfahrung bringen. Er reichte Oscar seine Hand zum Dank. „Wisst Ihr was, Kommandant, allmählich fange ich an zu verstehen, worauf es im Leben wirklich ankommt.“

Oscar ergriff die dargebotene Hand und drückte sie fachmännisch. Alain bemerkte eine gewisse Bestürzung in ihren sonst so undurchschaubaren, kühlen Blick. Das machte ihn stutzig. „Und nun könnt Ihr mir verraten, was mit André passiert ist? Es ist doch nicht seine Art, bei solchen Situationen von Eure Seite zu weichen.“
 

„Das werdet ihr alle in der Kaserne erfahren.“ Oscar schaute die anderen Soldaten an und entzog Alain dabei die Hand. „Es sind viele Menschen hier“, fügte sie hinzu, beim Anblick der jubelnden Volksmasse hinter ihr.
 

Alain verstand was sie meinte auch ohne eine weiteren Erklärung: Es musste wohl etwas Schreckliches vorgefallen sein. Sein Instinkt hatte ihn nicht getäuscht - in der Kaserne erfuhr er die ganze Wahrheit. Auch andere seine Kameraden erzählten ihm, was sie bereits darüber wussten. Aber im Gegensatz zu Oscar, bekam Alain so eine Vorahnung, wo sein Freund untergetaucht sein könnte...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  YngvartheViking86
2016-03-17T01:12:33+00:00 17.03.2016 02:12
Hui da bin ich mal gespannt, wo er ist.
Ich hab so eine Ahnung, dass es ein solch simples Versteck ist und wir alle "Ach dort" sagen,wenn se raus kommt ;)
Du hast den Abschied wunderbar beschrieben. Vor allem schön lang :)
LG Chris
Antwort von:  Saph_ira
17.03.2016 21:01
Und was denkst du, wo er sich versteckt hält? XD Aber mal sehen, ob du damit recht hast. ;-)
Dankeschön für deine Worte, freue mich immer darüber. :-)
Liebe Grüße
Ira
Antwort von:  YngvartheViking86
18.03.2016 04:35
Ich warte mit meiner Antwort, bis du es verrätst :)
Bin ich gespannt wie es weitergeht, das glaubst nich :D
Antwort von:  Saph_ira
21.03.2016 18:12
Nun gut, dann wartest du eben und sagst es später, wenn das Kapitel kommt, ob du richtig gedacht hast. XD
Doch, das glaube ich dir gerne. ;-)


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