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Schicksalswege

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Meine liebe Leser, ich entschuldige mich für die lange Wartezeit und deshalb ist dieses Kapitel euch allen gewidmet - es ist zwar nicht das, worauf ihr so sehnlichst wartet, aber fast. :-) Ich hoffe, ihr verzeiht mir und wünsche euch viel Spaß beim Lesen. ;-)

Liebe Grüße
Saph_ira Komplett anzeigen

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Berauscht

Silberne Sterne flimmerten am schwarzen Himmelsgrund und deuteten darauf hin, dass es in den nächsten Tagen kälter werden würde. Schwach leuchteten die Laternen auf den großen Straßen und zeigten den vorbeilaufenden Bürgern den Weg. In den schmalen Gassen und kleinen Straßen gab es dagegen kein Laternenlicht – nur von manchen Fenstern leuchtete das schwache Licht der Talglampen oder Kerzen.
 

Drei Personen liefen eben an einer dieser unbeleuchteten Straßen entlang und blieben vor einem dreistöckigen Haus stehen. Es war düster und gespenstisch, aber Angst machte der Anblick niemanden – denn zweien von ihnen war die Umgebung sehr vertraut, hier waren sie zu Hause.
 

André und Oscar begleiteten Diane bis zum Wohnhaus. „So, da wären wir“, sagte André und alle drei blieben vor der Haustür stehen.
 

Das junge Mädchen war immer noch froher Natur. „Das war der schönste Abend meines Lebens!“, schwärmte Diane und schaute mit breitem Lächeln von André zu Oscar: „Und Euch danke ich für den Tanz. Er wird für mich unvergesslich bleiben.“
 

„Nichts zu danken...“ Oscar schmunzelte unwillkürlich. Eigentlich hatte sie nicht viel getanzt – nur versucht hin und wieder Diane mit ein paar Schritten und Bewegungen zu folgen. Aber wenn sie das unbedarfte Mädchen damit glücklich gemacht hatte, dann war es auch für sie den Einsatz wert. Und sie musste zugeben, dass sie Diane schon längst in ihr Herz geschlossen hatte. Durch ihre freundliche Art und ihr fröhliches Wesen, hatte Diane ihre Sympathie gewonnen. Ihr Bruder Alain zählte dagegen zu einem anderen Fall. Aber mit ihm würde sie sich irgendwann später befassen, wenn sich eine passende Gelegenheit ergeben sollte.
 

„Ich werde dann mal gehen...“, verabschiedete sich Diane und vollführte vor Oscar einen flüchtigen Knicks.
 

Oscar wünschte ihr eine gute Nacht und André bestellte einen Gruß an Alain. „Wenn er überhaupt schon da ist“, fügte er hinzu, als Diane schon ins Haus gehen wollte.
 

„Das werde ich feststellen, wenn ich in der Wohnung bin. Aber wenn er nicht da ist, dann richte ich es ihm morgen aus – es eilt ja nicht.“
 

„Da hast du wohl recht“, stimmte ihr André zu und Dianes Blick wechselte noch einmal von ihm zu Oscar, bevor sie hinter der Haustür verschwand.
 

Dank dem heutigen Abend konnte sie die beiden in einem anderen Licht betrachten – zusammen und als wären sie ein unvergleichbares, aber schönes Paar. So hatte sich Diane die zwei die ganze Zeit vorgestellt und ihr kam es so vor, als gehörten André und Lady Oscar schon längst zusammen. So, als würden sie eine Einheit bilden und sich hervorragend ergänzen. Schade, dass die Wirklichkeit anders aussah und die beiden nur Freunde waren... Aber vielleicht kommt die Liebe doch noch zu ihnen – Diane hoffte sehr darauf und wünschte ihnen vom Herzen alles Gute.
 

Während Diane ins Haus ging, blieb André noch bei Oscar, um seine Freundin bis zu ihrem Schimmel in den Hinterhof des Hauses zu begleiten. „Ein sehr nettes Mädchen“, sagte Oscar und sah über die Schulter in Richtung der Haustür, wo Diane schon längst aus ihrer Sicht entschwunden war.
 

„Sie ist wie eine kleine Schwester für mich“, meinte André sogleich und Oscar betrachtete ihn von der Seite. „Ich dachte eher, sie ist deine Geliebte“, neckte sie ihn.
 

„Nein“, beteuerte André etwas verwegen. „Diane wird für mich nie so etwas sein.“
 

Oscar ging ein Licht auf. „Ah, ich verstehe... Dann hast du also eine andere!“
 

„Falsch geraten...“, lehrte sie André eines besseren: „Ich bin nicht wie Alain, der jedem Rock nachrennt. Ich warte lieber, bis mir die Richtige begegnet...“
 

Oscar staunte. In ihrer Vorstellung waren die meisten Männer in seinem Alter bereits liiert oder hätten eine Geliebte – aber André schien einer ganz besonderen Sorte anzugehören... Und was hatte es mit „der Richtigen“ auf sich? So etwas gibt es nicht – das hätte sie ihm am liebsten gesagt, doch sie brachte es nicht über sich. Es wäre falsch, André seine Einstellung zu nehmen, denn sie selbst träumte manchmal auch von einer aufrichtigen und bedingungslosen Liebe, die auf dieser Welt nicht zu existieren schien. Diese Erkenntnis tat weh und deswegen wechselte sie abrupt das Thema. „Das war wirklich eine schöne Feier...“ Oscar zog ihre Mundwinkel nach oben und gluckste angeheitert.
 

„Das stimmt“, André schielte zu ihr. Er war auch leicht beschwipst. Dennoch hatte er einen klaren Kopf.
 

Die Straßen wurden immer leerer. Hier und da hörte man noch die leutselige Gelage der Feiernden. Oscar warf ihm auch einen Seitenblick zu und blieb plötzlich direkt vor ihm stehen. Sie sah ihn musternd an.
 

Ihre Wangen waren gerötet und ihre Augen schimmerten im fahlen Mondlicht. André erwiderte ihr offen den Blick. In ihm breitete sich eine unnatürliche Hitze aus und jagte ihm einen kribbelnden Schauer den Rücken hinab.
 

Eine Gruppe von betrunkener Männer näherte sich ihnen. Sie torkelten auf wackeligen Beinen und sangen anzügliche Lieder im unverständlichen Kauderwelsch. Oscar und André nahmen sie kaum wahr. Zu sehr waren sie in ihren Blicken gefesselt, wie berauscht. Vielleicht war es der Alkohol in ihren Köpfen, der sie dazu verleitete.
 

Die Trunkenbolde kamen näher. „Sieh einer an!“, lachte einer von ihnen lallend und stieß André kräftig gegen das Schulterblatt. „Wenn das nicht unser alter Kumpel ist!“
 

André kippte überraschend vorn über und konnte sich gerade so auf den Beinen halten, um nicht auf Oscar zu stürzen. Diese half ihm genauso überrascht das Gleichgewicht zu behalten und ihre feinen Gesichtszüge verfinsterten sich. „Habt Ihr denn keine Augen im Kopf?!“, brummte sie dem Mann hinter André an und erst jetzt fiel ihr dessen rotes Halstuch auf.
 

André richtete sich wieder auf und ordnete kleinlich seine Kleidung, bevor er sich zu den Männern umwandte. „Es ist gut, Oscar, mir ist nichts passiert.“
 

„Oh, wie unverzeihlich von mir, Kommandant...“ Alain grinste spöttisch und drehte sich zu seinen Kumpanen um. „Lasst uns weitergehen, Männer!“
 

Welch eine Dreistigkeit in Oscars Augen! „Wie bitte?“ Es kratzte an ihrem Ego. So eine Unverschämtheit durfte nicht ungestraft bleiben! „Ihr geht nirgendwohin!“
 

André klappte der Mund auf. Zum ersten Mal erlebte er, wie schnell Oscars Laune umschlagen konnte. Und dabei war doch gerade alles so friedlich... Noch bevor ihm die Idee kam, sie aufzuhalten, stürmte Oscar an ihm vorbei und stellte sich den Männern. „Wie wäre es, wenn Ihr Euch erst einmal entschuldigt!“
 

Die kleine Gruppe starrte sie baff an. Alain wirkte auf einmal auch nicht mehr belustigt. „Wofür denn?“
 

„Für Euer Benehmen!“, half ihm Oscar auf die Sprünge. Ihr Blick wurde immer herausfordernder und schien Alain und die Männer in Stücke zu reißen.
 

„Es ist doch nichts passiert...“ Einer von Alains Kumpanen wagte es, seine Hand auf Oscars Schulter zu legen. Er wollte anscheinend keine Auseinandersetzungen – zu gut gelaunt war er gerade dafür. Doch das war sein Fehler! Oscar stieß seine Hand grob von sich. „Fasst mich nicht an!“
 

Der Gesichtsausdruck des Mannes verwandelte sich in Argwohn. „Wie Ihr wollt, Monsieur...“ Er krempelte seine Ärmel hoch. „Ich habe es nur gut gemeint...“, und stürzte auf Oscar. Diese wich seiner Faust aus und rammte ihm ihr Knie in die Magengrube.
 

André war fassungsloser denn je. Oscar schien urplötzlich auch noch Gefallen daran gefunden zu haben, sich mit Trunkenbolden zu schlagen! Das konnte doch nicht wahr sein! Er eilte sofort zu ihr und bekam sie am Arm zu fassen. „Halte ein!“
 

Die Dunkelheit der Nacht hinderte Oscar dran zu erkennen, wer genau sich vor oder hinter ihr aufhielt. Sie spürte nur, dass jemand sie anfasste und ihr Kampfinstinkt drängte sie dazu, dies nicht zu zulassen. Sie wirbelte blitzschnell herum und verpasste dem Störenfried einen Schlag.
 

André konnte sich kaum versehen, als sein Hintern hart auf dem Steinboden aufschlug. Er stöhnte auf. Oscar stand vor ihm, hatte inne gehalten und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen. „André... Entschuldige... Ich wusste nicht...“
 

„Wir waren aber noch nicht fertig, Freundchen“, sagte der Mann, der sich weder von Oscars Schlag krümmte, noch sich mit einer Rolle als Zuschauer abfinden wollte. Er tippte ihr auf die Schulter. Diese drehte unüberlegt ihren Kopf und spürte sogleich seine Faust dicht an ihrer Schläfe. „So, jetzt sind wir fertig“, blaffte er und grinste zufrieden, als sein Gegner zurück taumelte und drohte, sein Gleichgewicht zu verlieren.
 

Oscar schnaufte angriffslustig und musste feststellen, dass ihr das Adrenalin befriedigend durch die Adern rauschte und ihre Sinne noch mehr davon wollten – auch wenn ihr Körper schmerzte und sie morgen womöglich ein paar blaue Flecken bekommen würde...
 

Schallendes Gelächter ließ sie und ihren Gegner herumfahren. Alain stand nicht weit von ihnen entfernt und hielt sich den Bauch vor Lachen. Er konnte nicht mehr! Er half nicht einmal André auf die Beine. Dieser rappelte sich mühsam hoch. Oscar war empört. „Wie könnt Ihr lachen?!“
 

Als Antwort erfasste ein Schwall Wasser die ganze Gruppe. „Schert euch woanders prügeln!“, brüllte eine grollende Stimme und alle hörten, wie über ihnen Fensterläden heftig zugeknallt worden.
 

Alains Lachen verstummte. Seine Kumpane sammelten sich und torkelten davon. Wasser triefte ihm von der Uniform und er selbst schüttelte sich wie ein Hund. Jetzt war es André, der sich köstlich amüsierte. Auch Oscar schmunzelte, ungeachtet ihrer Blessuren. Im Gegensatz zu Alain hatten sie und André nur wenige Spritzer abbekommen. „Ihr hättet Euch lieber entschuldigen sollen“, meinte sie und kam mit André auf den Betroffenen leicht schwankend zu.
 

Das war zu viel für Alain. Seine Hand ballte sich zur Faust. Was bildete sich dieses aufgeblasene Mannsweib überhaupt ein! Er packte Oscar am Kragen, doch bevor er es ihr heimzahlen konnte, hielte er inne. Sein Verstand mahnte ihn immer wieder, dass sie nur eine Frau ist und es nicht wert sein würde, seine Prinzipien über Bord zu werfen. Seine Einstellung, dass er grundsätzlich nicht gegen Frauen kämpfte, bewog ihn nachzugeben. „Wir sprechen uns noch!“, grollte er stattdessen, stieß Oscar zur Seite und marschierte ins Haus. Er musste sich umkleiden und wollte sich nicht noch zusätzlich in einer nassen Uniform vor dieser selbstgerechten Adligen zum Gespött machen!
 


 

Oscar und André sahen ihm eine Weile vergnügt nach. Sie wollten gewiss nicht schadenfroh sein, aber es erheiterte trotzdem ihre Stimmung. Und immer mehr bekam Oscar die Folgen der kleinen Schlägerei zu spüren: Ihre Knochen schmerzten, ihr Kopf begann zu schwirren und er fühlte sich so an, als würde er schon bald platzen wollen. Oscar blieb unvermittelt stehen und fasste sich an die Schläfe. „André...“, hauchte sie kaum hörbar und lehnte sich plötzlich und unwillkürlich an ihn. Das kam sogar für sie selbst unerwartet. Eigentlich hätte sie sich zur Wehr gesetzt und sich von ihm entrissen - aber das konnte sie gerade nicht. Sie spürte die Kraft seiner Muskeln, als er stützend seinen Arm um sie legte, wie an einem schon längst vergangenen Sommer... Wie damals überkam sie eine Woge der Sicherheit... Diesmal aber intensiver, stärker, einnehmender... Überraschenderweise fühlte sie sich schwach – angenehm schwach. Nur bei ihm fand sie diesen Halt. Nur für einen kleinen Augenblick...
 

Oscar hörte durch seine Kleider hindurch, wie sein Herz immer schneller zu Schlagen begann – so als renne André um die Wette, obwohl er ganz reglos da stand.... Und in ihrem Kopf summte ein undefiniertes Rauschen im Takt seiner Herzstöße – so, als würden sie eine Einheit bilden und die Welt um sich herum ausschließen... Als wollte das Schicksal damit etwas sagen, das nur für sie beide bestimmt war... Aber was? Und vor allem wieso? Es gab doch nichts Gemeinsames zwischen ihnen – bis auf ihre Freundschaft...
 

Gleichzeitig schwirrten Oscar eigenartige Gedanken durch den Kopf: Wie würde sich wohl „seine Richtige“ fühlen, wenn er sie gefunden hatte und sie genauso wohlwollend in seinen Armen halten würde? Würde ihr Herz genauso aufgeweckt schlagen und sich nach etwas sehnen, was Oscar gerade beflügelte und sich gleichzeitig so schmerzlich anfühlte? Langsam regte sie sich in Andrés Armen und hob ihren Kopf von seiner breiten Brust. Kaum merklich reckte sie ihren schlanken Hals zu ihm und senkte ihre langen Wimpern. „...halte mich bitte fest... mir ist schwindlig...“
 

Den Gefallen tat ihr André nur zu gerne. Er hielt sie mit einem Arm fest an sich und verharrte ganz still. Ihm war auch schwindlig – angenehm schwindlig. Ihr Gesicht war schon ziemlich nah an dem seinen. Oscar hielt inne und wartete auf etwas. In diesem berauschenden Augenblick erkannte er sie kaum wieder. Wollte sie ihm jetzt auf diese Weise seine Liebe erwidern? Wäre das denn überhaupt möglich? Ausgerechnet von ihr? Andrés Herz stand in Flamen und hämmerte voller Sehnsucht nach ihr. Es schrie lautstark danach, seine Lippen mit den ihren zu vereinen.
 

Aber halt! Würde Oscar denn so etwas von sich aus tun, wenn sie nicht angetrunken wäre? Wollte sie das wirklich? Oder dachte sie dabei an von Fersen?
 

Nur eine fingerbreite Distanz trennte ihre Lippen von einander. André sah von ihren geschlossenen Augen auf ihren sinnlichen Mund und konnte es einfach nicht über sich bringen, sie zu küssen. Nicht, wenn sie angetrunken und ihr Verstand unter dem Rausch von Bier benebelt war. Und erst recht nicht, wenn sie womöglich auch noch an jemand anderen dachte... Er ballte seine freie Hand zur Faust, schluckte bitter alle seine Emotionen herunter und versuchte sich krampfhaft zu beherrschen. „Oscar...“, murmelte er mit belegter Stimme.
 

Wie ein Peitschenhieb hallte seine Stimme in ihren Ohren und zerstörte alles... Oscar öffnete schlagartig ihre Augen und entfernte sich von ihm, als wäre sie gerade wachgerüttelt worden. Aber er hielt sie immer noch fest. „Lass mich los...“, bat sie ihn halblaut und André lockerte seinen Arm um ihre Mitte. Sie machte sogleich einen Schritt rückwärts, weg von ihm, und sah ihn mit großen Augen an. Was war gerade geschehen? Wie konnte sie sich nur so gehen lassen?!
 

Ihre Sinne waren wieder hellwach. War es ein Zauber? War es Einbildung? Doch es war nichts passiert! André hatte ihr nur den nötigen Halt geboten. Mehr nicht! Mehr war da nicht drin! Er hatte nur anständig gehandelt – im Gegensatz zu ihr... Wie unverzeihlich! Hoffentlich würde er das nicht falsch verstehen und denken, dass sie sich wie ein naives, leichtfertiges Mädchen benahm! Denn genauso hatte sie sich gerade verhalten! Und das war für ihre Person beschämend! Sehr sogar!
 

„Alles in Ordnung?“, fragte André sanft, darum bemüht, sein Bedauern nicht preiszugeben.
 

„Es geht schon...“ Oscar wandte ihren Blick von ihm ab und versuchte ihr heftig pochendes Herz zu beruhigen. „Danke für den heutigen Tag. Die Feier war schön. Jetzt ist es aber Zeit, nach Hause zu gehen.“
 

„Wie du wünschst...“ André begleitete Oscar noch zu den Pferden und wieder ritt sie beinahe überstürzt weg.
 

Er hatte seine beste Gelegenheit verpasst und könnte sich ohrfeigen. Aber andererseits hatte er nur das Richtige getan - das Richtige für sie. Sie war noch nicht bereit, das hatte er ihr angesehen, als sie sich von ihm entfernt hatte – erschrocken über sich selbst. Ihre Gefühle galten bestimmt noch von Fersen, obwohl dieser schon seit mehr als zwei Jahren in Amerika war... „Ach, Oscar...“, murmelte André und ging betrübt zu seiner Wohnung. Wie lange er wohl noch warten musste, bis sie ihre Liebe zu ihm erkennen oder gar zulassen würde? Das konnte er nicht sagen. Aber er hoffte, dass es schon bald passieren würde. Denn er wusste beim besten Willen nicht, wie lange er noch diese Qual aushalten würde.
 


 

Oscar hätte sich selbst ohrfeigen können. Warum war sie dem Rausch verfallen? Sie hätte nicht so viel trinken dürfen! Aber eigentlich hatte sie das auch nicht. Zwei Krüge Bier hatten bei ihr normalerweise keine sonderliche Wirkung. Aber dennoch kam es ihr so vor, als hätte sie ein ganzes Fass geleert und wäre sturzbetrunken - betrunken in einem anderen Sinn und geleitet von ihren Gefühlen...
 

Nein, das durfte nicht noch einmal passieren! Sie mochte André, das konnte sie nicht verleugnen, aber auf mehr hoffte sie nicht. Die Sache mit von Fersen hatte ihr gereicht und sie wollte nicht noch einmal von der Liebe enttäuscht werden. Zumal sie nicht wusste, ob André nur Freundschaft für sie empfand. Er hatte zwar gesagt, dass er auf die Richtige wartet, aber bestimmt nicht auf so eine Frau wie sie! Sie war für ihn bestimmt nichts weiter, als ein Kampfgefährte, ein Kamerad – mehr nicht. Wenn er sie als Frau gesehen hätte und sie als solche liebte, dann hätte er sie doch ganz bestimmt geküsst...
 

Oscar trieb ihren Schimmel immer schneller an. Er schnaubte, aber gehorchte und trug seine Herrin in Windeseile durch die Dunkelheit der Nacht. Außerhalb der Stadt, weitab von den gelben Lichter der Straßenlaternen und Fenstern, schienen die silbernen Sterne und der Mond noch greller zu leuchten. Sie beschworen eine kühle Atmosphäre und den ersten Frost. Der ebenso kalte Wind peitschte Oscar im schnellen Galopp entgegen und traf stichelnd die unbedeckte Haut ihrer Hände und ihres Gesichtes. Oscar drückte ihre Schenkel fester gegen die Flanken ihres Pferdes, beugte ihren Oberkörper noch tiefer vor und umschloss kräftiger die Zügel, bis die Knöchel ihrer Finger weiß heraustraten. Die weiße Mähne des Schimmels wehte ihr direkt in das Gesicht und kitzelte ihre Haut, aber das beachtete sie nicht...
 

Oscar entstand ein erdrückender Kloß im Hals. Sie schluckte mehrmals, aber das Gefühl verging nicht. Und wieder bildete sie sich ein, Andrés warmen Atem auf ihren Wangen zu spüren...
 

Er spendete ihr immer Trost, ohne überhaupt etwas zu sagen und lenkte sie immer von ihrem Kummer ab. André war ein wahrer Freund und sie wusste, dass sie auf ihn immer bauen konnte.
 

„Ach, André...“, entrann es ihr leicht zittrig von den Lippen, als sie fast an dem Anwesen ankam. Sie wünschte ihm Glück, um seine Richtige zu finden und insgeheim verfluchte sie sich selbst, dass sie es nicht sein würde...


Nachwort zu diesem Kapitel:
An dieser Stelle bedanke ich mich bei meiner Betaleserin für ihre Empfehlung in diesem Kapitel. Ich habe eine Szene am Anfang umgesetzt und hoffe, dass es sich nun besser liest und genehm ist. :-)

Liebe Grüße
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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  abcdefg123
2015-10-10T23:24:59+00:00 11.10.2015 01:24
Ach, toll zu lesen! So eine romantische Stimmung und man denkt schon ... jetzt aber .... und dann kommt Alain .... und es wird prompt Oscar- und Alain-mäßig! Die beiden sind einfach herrlich miteinander - sehr lustig zu lesen und man sieht den Film ablaufen! Beide sofort von 0 auf 100 - schneller als ein Rennauto!
Aber dann schaffst du es, wieder so ein romantische Stimmung zu zaubern, einfach zum Verlieben! Und wie beide darauf reagieren, einfach auch so typisch für beide - warum einfach machen, wenn es auch anders geht (grins) ! Deine Geschichte ist super!
Antwort von:  Saph_ira
13.10.2015 18:21
Ein herzliches Dankeschön für deine Worte - ich freue mich immer darüber. ;-) Die Szene mit Alain, muss ich gestehen, war eine Idee von meiner Betaleserin, da ursprünglich waren es nur die Trunkenbolde gewesen, die Oscar in Andrés Arme gestossen hatten. ^^ Aber es freut mich sehr, dass diese Version so gut ankommt. :-)
Von:  chrizzly
2015-09-01T11:37:29+00:00 01.09.2015 13:37
Du machst mich noch fertig :-D :-D es war wieder herrlich aber dein dahin geziehe macht mich alle :-D geduld ist ja nun wirklich nicht eines meiner größten Stärken.... aber dennoch ganz ganz ganz super geschrieben und ich freue mich wenn du schnell weiter schreibst und nicht wieder alles auf die Beta - Leserin schieben.... nee nur ein Spaß. Prima toll!!!!!!!!!!!! :-D :-D :-D
Antwort von:  Saph_ira
03.09.2015 19:47
Tut mir lied, aber ich hoffe du überstehst die andauernde Wartezeit gut - es sind noch paar Kapitel und es wird noch etwas geschehen müssen, um Oscar in Sinneswandel zu treiben. XD Hi, hi, ok ich werde nicht alles auf Betaleserin schieben, nur paar kleine Dinge in Sache Korrektur. ^^ Aber ich weiß schon wie du das meinst und freue mich immer über kleine Anmerkungen. ;-) Dankeschön für deinen Kommentar herzlich. :-)
Von:  Rhunaris
2015-08-23T21:38:42+00:00 23.08.2015 23:38
Ich finde es gut, dass sich André zurückgehalten hat. Hätte er sie tatsächlich geküsst, hätte so viel kaputt gehen können, da ich denke, dass Oscar in diesem Monat einfach noch nicht so weit ist, aus Freundschaft mehr entstehen zu lassen. Ich glaube, Oscar muss sich in ihrer Position als Frau erstmal verstehen, da sie nie gelernt hat, einfach Frau zu sein.^^ Sehr schön geschrieben übrigens, freue mich schon auf das nächste Kapitel.
Antwort von:  Saph_ira
24.08.2015 21:10
Dankeschön herzlich für deine so treffende Worte - du hast genau das ausgesprochen, wie ich es eigentlich gemeint habe. ;-) Ja, Oscar braucht noch mehr etwas Zeit für ihre Gefühle und André will sie nicht bedrängen bzw seine Gefühle ihr aufzwängen. In nächsten Kapiteln wird eine kleine Wendung geben, nur noch etwas Geduld. ^^ Vielen lieben Dank nochmals für dein Kommentar. :-)
Von:  hunny123
2015-08-22T17:16:39+00:00 22.08.2015 19:16
Ein sehr schönes Kapitel. Der Anfang ist bombastisch geschrieben. Im Allgemeinen sind die hier deine Metaphern sehr gut gelungen. Am besten hat mir die Rauferei gefallen. Alain und Oscar, diese Meinungsverschiedenheiten toll toll toll. Ich liebe es, wenn die zwei eine Szene zusmamen haben. Ich will mehr davon! :)
Antwort von:  Saph_ira
22.08.2015 20:49
Dankeschön - freut mich sehr, dass es dir gefällt. :-) Hi, hi, das habe ich schon geahnt, das dir die Rauferei gefallen sein könnte...^^ Im übrigen ist das die Szene, die ich Broedl zu verdanken habe und es würden noch ein paar solche Momente geben, wo Oscar und Alain aneinander geraten werden - das verspreche ich dir schon mal gerne. ;-)
Von:  Soraya83
2015-08-22T08:15:28+00:00 22.08.2015 10:15
Ach André du feige Huhn... vielleicht hat sie es doch gewollt und nur darauf gewartet.

Ich hoffe das wird jetzt bald was, wenn auch nur ein Kuss.
Antwort von:  Saph_ira
22.08.2015 20:45
So ist er nun mal, der liebe André...^^ Ob Oscar es gewollt hätte, würde sich später herausstellen und es wird schon was - nur noch etwas Geduld. ;-) Dankeschön für deinen Kommentar. :-)


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