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Neujahr

von

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Der Abend des Schafes

Daher werde ich mich nicht entschuldigen!“

Entgeistert starrten sie zu mir empor. Es war Drakon, der die Stimme erhob.

Warum du?“

Warum?“ Ich legte die Hand auf die Brust. „Weil die Person, der es am meisten nach dieser Macht verlangt, ich bin! Drakon, Hinahoho, die Assassinen … obgleich jeder von euch seine eigenen Gründe hat … derjenige, der diese Macht am meisten sucht, ist keiner von euch. Derjenige bin ich! Wofür wollt ihr diese Kraft? Für Schätze und Reichtümer? Für Stärke jenseits aller Vorstellungskraft? Mit der Macht eines Königs können diese Wünsche spielend erfüllt werden. Aber eine Kraft, die grenzenlose Möglichkeiten bietet, nur für diese Art Wunsch zu verwenden – ist das wirklich richtig? Das glaube ich nicht. Wenn ich diese Macht erhalte, kann ich sie dazu nutzen, ein Königreich zu errichten, das die Welt verändern wird!“
 

Der Schatten, der im Licht der Lampions über ihm aufragte und die Schriftzeichen verdunkelte, war ignorierbar. Selbst der leichte Atem, der über sein Ohr strich und die roten Haare, die er in seinem Augenwinkel flattern sah, waren ignorierbar. Auf eine verschrobene Art gehörte all das genauso dazu, wie das leise Gurren der Tauben zu seinen Füßen.

Nicht ignorierbar war das leise „Tsk“, das ihm ins Ohr gezischt wurde. Koumei versuchte sich auf die Schriftzeichen zu konzentrieren, doch alles, was er sah, war der Schatten eines Armes, der in die Luft gerissen wurde.

„Ich bin schwach!“, donnerte die Gestalt hinter ihm. „Ich kann so kein Land retten! Die Kraft einer Person ist nicht genug, um etwas zu ändern!“

Der Schatten auf seiner Schriftrolle bewegte sich erneut. Ein dumpfes Pochen erklang, so als schlüge eine Hand auf eine Brust, mit vielen Lagen Stoff dazwischen.

„Während meines Aufenthaltes in Imuchakk fand ich viele Dinge überraschend.“

„En-niisan!“

Koumei schloss die Augen, um nicht sehen zu müssen, was kommen musste. Dennoch spürte er, wie sein Bruder an ihm vorbei schritt. Die dünne Schneeschicht knirschte unter seinen Füßen und eine Taube flatterte unglücklich mit ihren Flügeln.

„So viele lachende Menschen! Hübsche Frauen! Punsch mit mehr Alkohol, als ein Fünfzehnjähriger verträgt!“

„En, du bist dämlich.“

„Es ist so friedlich, ohne Konflikte, dass ich keine Geschichte darüber schreiben kann!“

Koumei presste die Lippen aufeinander, um nicht zu lachen. Zwischen halb geschlossenen Augenlidern spähte er zu seinem großen Bruder, der mitten auf dem Hof stand, die Arme ausgebreitet, fast so, als sei er Sinbad der Seefahrer, und dabei die Miene so ernst wie immer. Es passte überhaupt nicht zusammen. Koumei kicherte.

„Echt dämlich, En-niisan.“

„Du lachst.“

„Tu ich nicht.“

„Oh doch.“

„Nicht.“

„Widersprichst du etwa deinem großen Bruder?“

„Niemals!“

Für einen Moment sahen sie einander an, Koumei immer noch mit der Schriftrolle in den Händen, die er längst vergessen hatte, Kouen mit immer noch majestätisch erhobenen Armen und besonders finsterem Starren. Er trug bereits sein Neujahrsgewand, ein kompliziertes Meisterwerk aus übereinander drapierten Lagen roten und goldfarbenen Stoffes, Stickereien und Gürteln, von denen Koumei nicht einmal erahnen konnte, wie man sie band. Schneeflocken fielen zwischen ihnen und gesellten sich zu der dünnen Schneeschicht, die den Hof bedeckte.

Der Blickkontakt half, das Lachen zu kontrollieren. Er spürte seine Mundwinkel zucken, doch kein verräterischer Laut kam mehr über seine Lippen. Koumei reckte das Kinn.

„Ich lache nicht.“

Kouen machte einen Schritt vor.

„Dann werde ich das ändern müssen.“

Noch im gleichen Moment war er über ihm. Koumei warf sich zurück auf die Terrasse, auf der er bis dato gesessen und gelesen hatte. Bevor er davon robben konnte, spürte er den Körperkontakt. Erst nur Schulter gegen Schulter, dann Kouens Brust gegen seinen Oberarm, schließlich ein Arm um seinen Nacken. Ehe er es sich versah, fand er sich in einem Schwitzkasten wieder, aus dem es kein Entkommen gab. Koumei holte mit dem Ellenbogen aus und rammte ihn nach hinten, doch Kouen war viel zu nah um ihn hart genug zu treffen. Vermutlich hätte er aber auch kratzen und beißen können, Kouens Griff wäre nur noch fester geworden.

Dann spürte er Kouens andere Hand bei seinen Rippen. Seine Selbstbeherrschung bröckelte.

„Hör auf! Ich ersticke!“

„Und jetzt lügst du.“

„En–!“

Alles, was er Kouen vorwerfen wollte, ging in seinem eigenen Lachen unter, kaum das Kouen seine Hand bewegte. Das Kitzeln drang sogar durch die dicken Lagen Stoff, die man ihm am Morgen angezogen hatte. Der Rippenbogen, sein Bauch, der Punkt eine Handbreit unter seiner Achsel. Zielsicher traf Kouen all die empfindlichen Stellen. Koumei zappelte, zerrte und zog, alles erfolglos. Er lachte und lachte und lachte, bis Tränen in seinen Augenwinkeln brannten und er zu kaum mehr als einem Keuchen fähig war.

Irgendwann hielt Kouen inne.

Für einen Moment hockten sie reglos auf der Terrasse, nur Koumeis Japsen und das leise Gurren von Tauben war zu hören.

„Jetzt erstickst du“, raunte Kouen ihm schließlich zu. Für einen Außenstehenden klang seine Stimme vielleicht neutral, so, als würden sie sich über einen Go–Zug unterhalten, doch Koumei spürte die süffisante Zufriedenheit förmlich, die seinen Bruder umgab. Als Antwort ließ er sich in Kouens Griff, der sich immer noch kein bisschen gelockert hatte, hängen wie ein nasser Sack.

„Mei?“

„Ich bin tot.“

Über ihm seufzte Kouen nicht einmal.

„Du solltest mehr trainieren, Mei. Irgendwann wirst du als Reissack enden. Du hast wirklich gar keine Kondition.“

„Ich bin tot, En. Tote können nicht trainieren.“

„Wenn ich dich jetzt loslasse, klatschst du dann mit der Nase voran auf die Dielen?“

„Ja“, murrte er und gab sich alle Mühe, möglichst erbärmlich zu klingen.

Nun seufzte Kouen doch. Immerhin, das musste Koumei ihm zugute halten, stellte er sich vielleicht vor, wie er auf das Holz klatschte, mit so einem widerlichen Klatsch!-Geräusch und noch viel widerlicherem Nasenbluten, ließ ihn aber dennoch nicht los. Stattdessen wuchtete Kouen ihn ohne viel Federlesen oder Aufwand zurück, bis er mit seinem Hintern den Boden berührte.

„Bleibst du wenigstens sitzen?“

Koumei hob eine Hand vor sein Gesicht, um dahinter ungeniert gähnen und Kouen über den Saum seines Ärmels anfunkeln zu können.

„Vielleicht.“

„Vielleicht, hm?“

Der Griff um seinen Nacken lockerte sich und verschwand dann ganz. Einen Augenblick lang überlegte Koumei ernsthaft, ob es lohnenswert war, sich einfach fallen zu lassen, entschied sich dann aber ob des harten Untergrunds, der ihn erwartete, dagegen. Neben ihm stand Kouen auf.

„Deine Diener suchen dich“, informierte er ihn, während er ein paar Schritte machte und zielsicher nach der Schriftrolle griff, die in ihrem Gerangel davongerollt war. „Ich glaube, sie fürchten mittlerweile, dass sie dich nicht mehr vor Mitternacht in dein Neujahrsgewand bekommen.“

Missmutig verzog Koumei das Gesicht.

Richtig, das Neujahrsgewand. Er musste zugeben, dass Kouen in seinem Gewand richtig gut aussah. All das Rot und Gold ließ seine Haare flammend rot leuchten und dank der breiten Schultern, die er langsam entwickelte, wirkte er älter, als er tatsächlich war. Fast schon erwachsen.

Wenn Koumei Pech hatte, nannten ihn seine jüngeren Geschwister nur wieder Neesan. Und dazu kam noch das langwierige Ankleiden, das, wie bei jedem Festtagsgewand, immer mit besonders viel Zerren und Gürten und Ersticken verbunden war. Die Erinnerung an das letzte Mal war einer der Gründe, aus denen er sich hier verkrochen hatte. Natürlich würden ihn die Diener irgendwann von selbst erwischen, auch, weil er viel zu faul zum Weglaufen war, und dann würde es nur noch lästiger werden, weil sie sich beeilen mussten. Vielleicht sollte er Kouens implizierter Anweisung also nachkommen, aufstehen und es hinter sich bringen. Nur hätte er dazu aufstehen müssen.

„So spät ist es noch nicht“, rechtfertigte er sich stattdessen.

Kouen schnalzte mit der Zunge. Die Schriftrolle halb entrollt in einer Hand haltend ignorierte er seinen Protest völlig. Er legte den Kopf schief, offenbar, um die Schriftzeichen lesen zu können.

„Ihr scheint vergessen zu haben, dass dies die Schatzkammer ist. Der Ort, an dem der Djinn, Valefor, das Abkommen mit dem Königsgefäß schließt. Nun, da das Ärgernis aus dem Weg ist, kommt. Es ist Zeit, den König blah, blah, blah.“ Kouen ließ die Schriftrolle sinken. Mittlerweile war sie so weit entrollt, dass ihr Ende den Boden streifte. „Ernsthaft, Mei? Die Abenteuer des Sinbad?“

Koumei verdrehte die Augen. Natürlich, das hatte ihm noch gefehlt.

„Und?“

„Und? Und ich dachte bis jetzt, du hättest gelernt, zwischen lesenswerten Büchern und … so etwas hier zu unterscheiden.“

„Du kannst sie auswendig.“

„Pah. Ich bin nur schnell im Lesen.“

Koumei nahm sich die Zeit, seinen Bruder eingehend zu mustern. Ein strategisch wohl platziertes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Erst, als Kouen die Augenbrauen hochzog, ließ er sich dazu herab zu antworten.

„Ich habe sie aus deinem Zimmer, En-niisan.“

„Du lügst wieder.“

Sein Lächeln wurde zu einem dünnen Grinsen.

„Geh und sieh nach.“

Sie starrten einander an. Keiner von ihnen blinzelte. Kouens Blick wurde mit jeder Sekunde finsterer, Koumeis Grinsen selbstgefälliger. Vor diesen Blicken hatte er schon keine Angst mehr, seit er fünf war. Dass sie beide ganz genau wussten, wer recht hatte, half überdies.

Es war Kouen, der einknickte. Schnaubend schlug er die Augen nieder. Mit knappen, geübten Handbewegungen wickelte er die Rolle auf. Sie verschwand, vermutlich auf Nimmerwiedersehen, in seinem Ärmel. Koumei trauerte ihr einen Wimpernschlag lang nach, dann erinnerte er sich daran, wer im Augenblick im Besitz der übrigen Rollen war.

„Du solltest diesen Schund nicht lesen“, tadelte sein Bruder ihn. „Diese Geschichten sind nicht mehr als alberne Märchen und Übertreibungen. Unterhaltung für Händler, Handwerker und kleine Kinder. Vermutlich ist an ihnen nicht mehr wahr, als die Namen der Djinn, wenn überhaupt. Ich wette mit dir, im nächsten Teil hat Ja'far fünf Köpfe und speit Feuer.“

Koumei horchte auf, kaum das sein Bruder die magischen Worte gesagt hatte. Ich wette mit dir. Ein Satz aus dem Vokabular, das man seinem kleinen Bruder nie unüberlegt vor die Nase halten sollte. Er nahm sich die Zeit seinen Daumen über seine Lippen zu legen und Kouen eingehend zu mustern. Es sollte so wirken, als wöge er das Für und Wider seiner nächsten Worte ab, tatsächlich hatte er sich längst entschieden.

„Ich verrate dir“, sagte er schließlich, „wer dir die Quallen ins Badewasser gekippt hat.“

Anscheinend überraschte er ihn tatsächlich, jedenfalls zog Kouen die Augenbrauen zusammen und funkelte ihn an. Die Idee schmeckte nur um so süßer.

„Bitte was?“

„Die Wette. Wenn du gewinnst, verrate ich dir, wer dir die Quallen ins Badewasser gekippt hat.“

Kouens Blick wechselte von irritiert zu genervt.

„Erstens habe ich nicht vor, mit dir zu wetten. Zweitens brauchst du mir das nicht zu verraten. Das war dieser nichtsnutzige Hohepriester.“

„Erstens“, erwiderte Koumei betont fröhlich, „Du hast gesagt, du wettest mit mir. Ich kann dir deine Worte zitieren, wenn du möchtest. Und zweitens: War er nicht.“

„War er nicht?“

Koumei zuckte mit den Achseln.

„Nö. Aber ich weiß, wer es war. Und ich verrate es dir. Wenn du gewinnst.“

Dieses Mal war es Kouen, der so lange schwieg, dass es nur eine Kunstpause sein konnte.

„Na schön.“ Er schnaubte. „Wenn du gewinnst, sage ich dir, wer dir den Taubenbraten aufgetischt hat.“

Taubenbraten. Missmutig zog Koumei die Augenbrauen zusammen. Ja, er erinnerte sich an den Taubenbraten. Beinahe wäre ihm sein Grinsen entglitten, doch er zwang sich dazu, es aufrecht zu erhalten. Die Genugtuung, ihm das Grinsen aus dem Gesicht gewischt zu haben, würde er ihm ganz sicher nicht gönnen.

„Das warst du, Kouen“, erwiderte er. Die notwendige Verärgerung musste er nicht in seine Worte zwingen, sie kam von allein.

Kouen winkte ab.

„Nicht das Mal. Ich meine das andere Mal. Du weißt schon.“

Das andere Mal? Schlagartig schwand das Grinsen doch aus seinem Gesicht. Koumei wurde grün, oder zumindest fühlte er sich so. Das Gurren der Tauben, die noch immer im Schnee nach Körnern suchten, klang plötzlich anklagend.

„Du weißt es nicht“, stellte Kouen fest und klang dabei widerwärtig amüsiert.

Die gemeinsamen Mahlzeiten, die Koumei mit seinen Geschwistern und Cousins eingenommen hatte, erschienen ihm plötzlich in einem völlig anderen Licht. Kouens Taubenbraten-Anekdoten. Hakurens Spötteleien, die er zu verschlafen vorgab. Kourins milde interessierte Blicke, die viel zu hinterlistig für die einer Siebenjährige waren. Kouhas Lachen. Im Besten Fall hatte er es mit keinem Komplott zu tun, was aber auch nichts an der Tatsache änderte, dass er es jedem einzelnen von ihnen zutrauen musste. Irgendwann würde er ihnen Schnecken unter den Reis mischen lassen. Nacktschnecken, wenn er sie auftun konnte.

„Ihr widert mich an, En. Ihr alle miteinander.“

„Also, bist du dabei?“

Koumei erwiderte seinen herausfordernden Blick finster.

„Selbstverständlich.“

„Eine Bedingung noch.“

Koumei zog eine Augenbraue hoch und versuchte, möglichst desinteressiert zu wirken. Bedingungen bei Wetten waren selten eine gute Sache, vor allem dann, wenn sie nicht auf seinem Mist gewachsen waren. Glücklicherweise war er mindestens genauso gut darin sie zu ignorieren, wie Kouen es war.

„Wenn die nächste Rolle erscheint, werde ich sie kaufen. Verstanden?“

„Dir ist wirklich viel daran gelegen, das ich sie nicht lese, eh?“

„Mei?“

„Ja.“ Er verdrehte die Augen. „Ich habe verstanden, En-niisan.“

Tatsächlich konnte er mit der Bedingung erstaunlich gut leben. Vermutlich würde Kouen auf diese Rolle so gut aufpassen, wie auf Hakuyuus ungeschützte Flanke, aber das machte nichts. Mit etwas Überzeugungsarbeit konnte er sicher Hakuren vorschicken und wenn das nicht klappte, waren Kourin und Kouha leicht zu erpressen.

„Gut.“

„Du weißt, dass ich sehr wohl in der Lage bin, nicht alles für bare Münze zu nehmen, was ich lese, ja?“

Der Blick, den Kouen im zuwarf, war Antwort genug. Koumei seufzte theatralisch und warf in einer gespielt verzweifelten Geste die Arme in die Höhe. Effektheischend verharrte er einen Augenblick in dieser Haltung, dann wurde sie ihm zu anstrengend und er ließ die Arme wieder sinken. Mit einem vorwurfsvollen Blick sah er zu seinem Bruder hoch.

„Ernsthaft, En, ich bin keine vier mehr. Ich glaube genauso wenig an fünfköpfige, feuerspeiende Menschen wie an Wahrsagerei. Ich lese die Die Abenteuer des Sinbad aus den gleichen Gründen, wie du.“

Einen Augenblick lang schwiegen sie beide. Koumei beobachtete seinen Bruder dabei, wie sein Blick erst finsterer wurde, sich dann aber unmerklich milderte. Die Spannung in seinen Augenbrauen ließ nach und machte einem Ausdruck platz, den er nicht so recht deuten konnte.

„Triviale Unterhaltung und billige Lacher?“

Koumei nahm die ihm angebotene Lüge an. Er nickte knapp.

„Beides. Beides und der Fakt, dass du die Rollen im obersten Fach deines Regals versteckst.“

„Tsk.“

Dann schwiegen sie beide. Still musterte er die kunstvoll übereinander gelegten Kragen, die Kouens Hals bedeckten. Anscheinend hatte sein Gewand die Kitzelattacke von vorhin wie durch ein Wunder überlebt. Wobei, es war Kouen, also eigentlich kein Wunder. Die goldenen Stickereien glitzerten bei jeder kleinen Bewegung. Im warmen, roten Licht der Lampions leuchtete der rote Stoff und wirkte im Kontrast zu dem Schnee hinter ihm noch feuriger. Der Aufwand, der in es gesteckt worden war, sprach aus jeder Faser, doch Koumei sah nur die Geste, die dahinter steckte. Die Botschaft. Eine Anerkennung für Kouens Rolle in Hakuyuus Gefolge.

Irgendwann rührte Kouen sich. In einer fließenden Bewegung beugte er sich zu ihm hinab und setzte sich wortlos neben ihn. Koumei war froh darüber. Er folgte dem Glitzern der Stickereien noch mit dem Blick, sah dann aber zurück auf den Hof. Der Schneefall war dichter geworden. Dicke, flauschige Flocken sanken träge zu Boden. Unter dem Vordach blieben sie trocken, doch der Schnee erreichte die Decke und das Säckchen mit Taubenfutter, das er zum Lesen mitgenommen hatte, und hinterließ auch dort eine feine Schicht Schneekristalle.

„Hör auf, dir Sorgen zu machen, Koumei.“

„Machst du dir keine Sorgen?“

Eine besonders dicke Flocke landete auf dem Holz vor ihm, ein paar Schritte von seinem Fuß entfernt. Vielleicht beobachteten sie sie in diesem Moment beide.

„Ich vertraue Hakuyuu-sama.“

Koumei nickte, nicht überzeugt.

„Hakuyuu hat bereits einen Dungeon erobert. Der Hohepriester hat Agares für ihn errichtet. Es steht außer Frage, dass er ihn betreten und bezwingen wird und wenn er es tut, werde ich an seiner Seite sein. Es ist meine Pflicht und mein Wille, ihn zu unterstützen. Ich vertraue auf seine Entschlossenheit und seine Fähigkeiten. Wenn jemand diesen Dungeon bezwingen kann, dann ist er es.“

„Hakuyuu ist nicht Sinbad der Seefahrer.“

„Wäre er es, würde ich ihm nicht in diesen Dungeon folgen.“

„Es waren über Zehntausend, Kouen. Allein in Baal.“

Neben sich hörte er das leise Rascheln, als Kouen nickte.

„Ich werde nicht dazugehören, Koumei.“

„Versprichst du mir das?“

„Ja. Du musst mir schließlich noch sagen, wem ich die Quallen verdanke.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Erenya
2015-06-06T12:21:14+00:00 06.06.2015 14:21
Ein interessanter OS. Und wirklich sehr amüsant. Vor allem weil schon rausgearbeitet ist, diese Beziehung zwischen En und Mei und wie En zu Sindbad steht. Der stumme Bewunderer, der Sin aber nicht mag.
Wirklich eine niedliche Story. Auch wenn mich die Täubchen noch etwas verwirren. Oder die Quallen.
Von:  Puppenspieler
2015-03-01T06:51:02+00:00 01.03.2015 07:51
Bevor der sinnige Kommentar kommt, hier einmal die spontane Fehlerfindung:

Der Ort, an dem der Djinn, Valefor das Abkommen mit dem Königsgefäß schließt.
-> Der Ort, an dem der Djinn, Valefor[KOMMA] das Abkommen mit dem Königsgefäß schließt.

Das sie beide ganz genau wussten, wer recht hatte, half überdies.
-> DASS sie beide ganz genau wussten, wer recht hatte, half überdies.

Unter dem Vordach blieben sie trocken, doch der Schnee erreichte die Decke und das Säckchen mit Taubenfutter, dass er zum Lesen mitgenommen hatte, und hinterließ auch dort eine feine Schicht Schneekristalle.
-> Unter dem Vordach blieben sie trocken, doch der Schnee erreichte die Decke und das Säckchen mit Taubenfutter, DAS er zum Lesen mitgenommen hatte, und hinterließ auch dort eine feine Schicht Schneekristalle.

So! Und nun zum Kommentar! :D ♥

Ich will auch wissen, wer Schuld an den Quallen ist. Und an dem Taubenbraten. |D Die Vorstellung, wie sich die ganzen Kou-Kids gegenseitig Streiche spielen und das Leben zur Hölle machen, ist absolut herrlich.
Allein eine Streiche-Chronik aus dem Haushalt würde garantiert eine epische Geschichte ergeben! Auch wenn mir die jeweiligen Opfer immer wieder Leid tun würden... Ach ja.

Mir gefällt es wahnsinnig gut, wie du En und Mei dargestellt hast. Die ersten paar Zeilen, bis ich gerallt habe, dass es in ihrer Kindheit spielt, bin ich echt gestolpert, aber es passt wahnsinnig gut zu ihnen! Besonders Koumeis Faulheit hast du herzallerliebst dargestellt; dass er noch nicht zu faul zum Atmen gewesen ist, ist ja schon ein Wunder. xD

Ich mag es, dass du im Wesentlichen... hm. Ja. Mehr Show als Tell benutzt. Große, ausschweifende Erzählungen sind ja schön und gut, aber ich mag es, dass du mit Handlungen, Mimik und Gestik viel besser rübergebracht hast, wie die Beziehung der Geschwister zueinander ist, als hättest du es wortreich erklärt. Sehr toll!
Auch großartig finde ich, wie sehr man eigentlich mitkriegt, was En von Yuu hält, und das nur aus einem Dialog heraus. Sowas mag ich total!

Mir hat die Atmosphäre gefallen. Man spürt einfach wirklich, dass man da keine Erwachsenen vor sich hat, und das ist eine große Kunst, finde ich, die viele Autoren nun leider nicht beherrschen.

Ich geh jetzt weiterlesen! :D ♥


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