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Quietus

von

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IV.


 

IV.


 

„Hey, Aominecchi~“
 

„Eh, du schon wieder?“ Aomine seufzte und drehte sich um, blickte für einen kurzen Moment in Kises lächelndes Gesicht, welcher mit schnellen Schritten näher kam.
 

„Warum so abweisend?“, schmollte Kise.
 

„Wir haben Pause, also lass mich in Ruhe“, raunte Aomine und wandte sich ab.
 

„Das heißt nicht, dass wir die Pause nicht zusammen verbringen können“, sagte Kise beständig.
 

„Heh...“ Aomine schloss die Augen und ließ sich auf den Rücken fallen. „Verschwinde, du nervst.“
 

„Wie gemein“, entgegnete Kise. „Wenn du mit Kagamicchi spielst, ignorierst du mich immer.“
 

„Tch“, stieß Aomine aus und schenkte Kise keine weitere Aufmerksamkeit.
 

„Aominecchi ist so herzlos~“, sagte Kise beleidigt und beobachtete Aomine für einige Momente. Die beiden waren allein in der Halle, die Mittagssonne schien hell durch die schmalen Fensterscheiben.
 

„Hey, Aominecchi“, begann Kise erneut und setzte sich neben Aomine, jedoch reagierte dieser nicht auf ihn. „Was denkst du über Kurokocchi?“
 

Aomine horchte plötzlich auf. Es war etwas an der Art, wie Kise den Namen betonte, dass Aomine plötzlich Aufmerksam werden ließ.
 

„Tetsu ist Tetsu“, sagte Aomine knapp. „Mehr nicht.“
 

„Eeh~“, machte Kise enttäuscht. „Was für eine langweilig Antwort.“
 

„Tsk, was hast du erwartet?“, erwidert Aomine genervt. „Du kennst ihn doch selbst.“
 

„Ja, aber Aominecchi kennt ihn viel, viel besser als ich“, sagte Kise lächelnd. „Ich würde Kurokocchi auch gerne besser kennen lernen.“
 

„Dann rede doch einfach mit ihm“, murmelte Aomine. „Und lass mich in Ruhe.“
 

„Das ist einfacher gesagt als getan.“ Kise seufzte theatralisch. „Kurokocchi ist immer so schrecklich abweisend.“
 

„Da bist du selbst schuld.“
 

„Vielleicht mag er Aominecchi einfach lieber als mich“, sagte Kise lächelnd.
 

„Worauf willst du eigentlich hinaus?“, fragte Aomine schließlich. „Verschwinde, nerv jemand anderen mit deinem Schwachsinn.“
 

„Wie gemein“, sagte Kise in traurigem Tonfall. „Wie viele Gemeinheiten will Aominecchi mir noch an den Kopf werfen?“
 

„So viele, bis du abhaust“, murmelte Aomine und gähnte.
 

Die beiden schwiegen für einen Moment. Kise lachte schließlich leise.

„Ich bin so neidisch auf Aominecchi~“, begann Kise mit ruhiger Stimme. „Was muss ich wohl tun, damit Kurokocchi mich akzeptiert~?“
 

„...“ Aomine drehte sich zur Seite, die Augen immer noch geschlossen. „Warum hast du uns letztens beobachtet?“
 

„Eh?“, machte Kise erstaunt. „Ich weiß nicht, wovon du redest.“
 

„Vorgestern“, erklärte Aomine. „Du bist mir und Tetsu hinterher geschlichen.“
 

„Hm~„ Kise lächelte. „Tut mir Leid, Aominecchi, aber davon weiß ich nichts.“
 

„Tsk“, stieß Aomine genervt aus. „Ich habe dich gesehen. Du brauchst nicht zu lügen.“
 

„Oh, na so etwas“, rief Kise geschockt aus, behielt sein Lächeln aber bei. „Ich hätte nicht gedacht, dass Aominecchi mich enttarnen würde.“
 

„...“
 

„Weiß Kurokocchi davon~?“, fragte Kise neugierig. „Hat Aominecchi es ihm erzählt?“
 

„Nein“, antwortete Aomine zögernd. „Ich will nur wissen, warum du es getan hast.“
 

„Ich habe doch schon gesagt, dass ich Kurokocchi besser kennen lernen möchte“, erklärte Kise gelassen.
 

„Und dann? Was ist dein Punkt?“, fragte Aomine genervt.
 

„Ich muss herausfinden, was Kurokocchi mag“, sagte Kise lächelnd. „Und ich habe herausgefunden, dass Kurokocchi Aominecchi sehr gern mag.“
 

„Tsk...“ Aomine richtete sich auf und sah Kise mit zusammengekniffenen Augen an. „Tetsu sieht dich mit anderen Augen an als die anderen.“
 

„Oh, tut Kurokocchi das?“, entgegnete Kise.
 

„Glaub nicht, dass ich so etwas nicht merke“, sagte Aomine herausfordernd. „Auch wenn Tetsu es niemandem sagt, aber er nimmt sich vor dir in Acht.“
 

„Das klingt so herzlos, wenn du es sagst~„
 

„Lass die Finger von Tetsu“, sagte Aomine warnend. „Wenn du ihm etwas antust, dann...“
 

„Dann?“, wiederholte Kise neugierig. „Dann was?“
 

„... tch.“
 

„Was ist, wenn Kurokocchi aus eigenen Stücken zu mir kommt?“, sagte Kise lächelnd. „Aominecchi kann nicht immer über ihn wachen.“
 

„Du-“ Aomine ballte die Faust. „Was hast du mit ihm gemacht?“
 

„Oh“, sagte Kise überrascht. „Ich habe gar nichts mit Kurokocchi gemacht. Ich weiß doch, dass Aominecchi sich das niemals verzeihen könnte, wenn Kurokocchi etwas zustößt.“
 

„Was willst du damit sagen?“, fragte Aomine und knirschte mit den Zähnen.
 

„Wie ich schon gesagt habe“, wiederholte Kise unbeeindruckt. „Aominecchi kann nicht immer ein Auge auf Kurokocchi haben.“
 

„...“
 

„Wenn Aominecchi nur für einen einzigen Moment nicht aufpasst, könnte Kurokocchi etwas zustoßen“, erklärte Kise lächelnd und Aomine biss sich auf die Unterlippe, hörte Kise jedoch weiter zu. „Ich weiß nicht, ob ich mich zurückhalten könnte, wenn ich das nächste Mal auf Kurokocchi treffe.“
 

„Du Bastard-“, raunte Aomine und sprang auf, packte Kise am Kragen. „Wenn du Tetsu auch nur ein Haar krümmst-“
 

Kise lächelte und Aomine hielt inne, als er in das belustigte Gesicht seines Gegenübers sah.
 

„Wie ich sehe, möchte Aominecchi das auf keinen Fall“, sagte Kise ruhig. „Ich möchte dir etwas vorschlagen.“
 

Kise flüsterte.
 

Kuroko verstand nicht, was Kise Aomine zuflüsterte.
 

„Eh?“ Aomine ließ von Kise ab und wich zurück, die Faust immer noch geballt.
 

„Aomine-kun. Kise-kun.“ Kuroko betrat die Halle, die beiden Anwesenden sahen überrascht zu ihm hinüber.
 

„Tetsu...“ „Kurokocchi!“
 

Kuroko lag ein besorgter Blick im Gesicht, er musterte Aomine, der völlig abwesend auf der Stelle verharrte, während Kise mit schnellen Schritten durch die Halle ging.
 

„Kurokocchi, wir haben gerade über dich geredet!“, sagte Kise und lächelte Kuroko fröhlich an.
 

„Habt ihr das?“, fragte Kuroko und sah Aomine und Kise abwechselnd an. „Aomine-kun sollte seine Pause nicht in der Halle verbringen.“
 

„...“ Aomine sah auf und blickte Kuroko an. „... ja, du hast recht.“
 

***
 

„Oh, wenn das nicht Midorima Shintarou ist“, sagte Mibuchi erstaunt.
 

„Du schon wieder“, murmelte Midorima knapp und wandte sich ab. Es war reiner Zufall, dass sie sich schon wieder über den Weg liefen, aber Mibuchi konnte nicht anders, als ihn anzusprechen. Er bereute es ein bisschen. So ein unhöflicher Kerl.
 

„Warte“, rief Mibuchi und Midorima hielt inne.
 

„Was?“, schnaubte Midorima und drehte sich um, ein zorniger Blick traf Mibuchi. Wirklich ungehobelt, was fand Akashi nur an ihm.
 

„Ich möchte dich etwas fragen.“
 

„Dann beeile dich.“
 

„Du- was ist das?“, fragte Mibuchi, abgelenkt von dem kleinen Gegenstand, den sein Gegenüber fest in der Hand hielt.
 

„Das ist mein heutiges Lucky Item“, erklärte Midorima und drückte den Gegenstand in seiner Hand sanft.
 

„Eine Schachtel Pocky?“ Mibuchi schüttelte den Kopf. Es war ihm äußerst suspekt, jemanden mit einem derart ernsten Gesichtsausdruck mit einer Schachtel Pocky in der Hand herumlaufen zu sehen.
 

„Ja“, sagte Midorima und rückte seine Brille zu recht. „Es ist bedauernswert, dass das Lucky Item für Krebs für zwei Tage in Folge etwas zu Essen ist. Aber ich kann Oha Asa nicht widersprechen.“
 

„Oh.“ Mibuchi erinnerte sich, am Vortag hatte Midorima einen Schokoriegel bei sich.
 

„Ich muss gut auf es acht geben“, sagte Midorima schließlich. „Sonst verschwindet es womöglich wieder. Nicht, dass dich das etwas angeht.“ Midorima drehte sich um, wollte weiter seines Weges gehen.
 

„Warte“, sagte Mibuchi erneut und Midorima seufzte.
 

„Was denn noch?“, fragte Midorima ungeduldig.
 

„Du warst Sei-chans Vize-Captain in Teikou“, begann Mibuchi bedacht und sah Midorima prüfend an.
 

„Wer ist 'Sei-chan'?“, fragte Midorima verwirrt.
 

„Akashi“, korrigierte Mibuchi sich und starrte in Midorimas Gesicht, welches nach wie vor die gleiche ausdruckslose Miene trug, doch Mibuchi glaubte, für einen Sekundenbruchteil ein Augenzucken gesehen zu haben. „Ich möchte dich etwas zu ihm fragen.“
 

„Du bist sein Vize-Captain, oder?“, sagte Midorima desinteressiert, sein Tonfall klang genervt. „Warum fragst du ihn nicht selbst?“
 

„Eh?“, stieß Mibuchi überrascht aus. „Aber ich könnte ihn doch nie mit so etwas belästigen.“
 

„Du belästigst mich gerade“, entgegnete Midorima und Mibuchi war für einen Moment sprachlos.
 

„Also so etwas-“, sagte Mibuchi empört. So ein schwieriger Charakter. Ganz und gar nicht mit Akashi zu vergleichen. „Hmph.“
 

„Tch, Zeitverschwendung“, murmelte Midorima und entfernte sich von Mibuchi, welcher keinen weiteren Versuch machte, ihn aufzuhalten. Mibuchi beobachtete Midorima für eine Weile, bis dieser hinter einer Ecke verschwand.
 

„So eine unmögliche Person.“
 

Mibuchi seufzte. Am Ende konnte er ihm seine Frage doch nicht stellen.
 

***
 

Kuroko schloss leise den kleinen Schrank und atmete erschöpft aus. Die meisten hatten die Halle bereits verlassen, denn das Training für den heutigen Tag war beendet. Er stand für einige Sekunden regungslos vor dem Spind, lauschte dem leisen und beständigen Ticken der Uhr, welche an einer der Wände in der hell erleuchteten Umkleide hing. Doch Kuroko dachte nicht ans Gehen, Aomine wartete immerhin schon auf ihn, die beiden blieben wie üblich länger.
 

Doch Kuroko und Aomine waren nicht die einzigen, die noch in der Halle waren.
 

„Du solltest dich beeilen“, drang eine fröhliche Stimme an Kurokos Ohr. „Aominecchi wartet sicher schon.“
 

„Mh.“ Kuroko nickte und drehte sich um. „Hat Kise-kun noch etwas zu erledigen?“
 

„Eh?“, machte Kise erstaunt und lächelte schließlich. „Ich bleibe natürlich auch hier und trainiere mit euch.“
 

„Verstehe“, antwortete Kuroko monoton.
 

„Du klingst nicht gerade begeistert“, schmollte Kise. Er saß auf einer der Bänke in der Mitte der Umkleide, verfolgte Aufmerksam jede Bewegung Kurokos. „Störe ich Kurokocchi und Aominecchi etwa?“
 

Kuroko ließ die Schultern hängen, drehte sich schließlich um und lächelte. „Kise-kun hat heute hart gearbeitet. Du solltest wirklich gehen und dich ausruhen.“
 

„Hmph“, machte Kise und stand auf und setzte eine enttäuschte Miene auf. „Du möchtest mit Aominecchi allein sein. Da habe ich natürlich keinen Platz.“
 

„Kise-kun...“ Kuroko seufzte und wandte sich ab. „Ich gehe dann. Bis Morgen und guten Abend, Kise-kun.“
 

„Wo willst du hin, Kurokocchi“, sagt Kise mit bebender Stimme und fing Kuroko ab, bevor dieser auch nur einen Schritt tun konnte. Er schlug die Faust auf einen der Schränke, verfehlte Kuroko nur um wenige Zentimeter. Kuroko stand mit dem Rücken zu der Reihe von Schränken gepinnt, Kise baute sich vor ihm auf, funkelte ihn mit zornigen Augen an. „Ich habe Kurokocchi nicht erlaubt, zu gehen.“
 

„Kise-kun...“, murmelte Kuroko erschrocken und sah Kise an. „Bitte lass das.“
 

„Kurokocchi muss hier bleiben.“ Kise verringerte den Abstand zwischen seinem Körper und dem Kurokos. „Bei mir.
 

„Ich weiß nicht, was plötzlich in Kise-kun gefahren ist“, sagte Kuroko und versuchte ruhig zu klingen. „Aber Aomine-kun wartet schon auf mich. Bitte halte mich nicht länger auf.“
 

„Aominecchi, Aominecchi, Aominecchi!“, rief Kise aufgebracht. „Dir geht es immer nur um ihn! Dabei bin ich doch jetzt bei dir.“
 

„...“ Kuroko atmete tief ein und hob die Hand.
 

Klatsch.
 

Kises Kopf wurde zur Seite geworfen, doch er wich nicht zurück. Er drehte seinen Kopf langsam und sein Blick richtete sich wieder auf Kuroko, welcher die Hand immer noch gehoben hatte. Er blickte Kise überrascht an, welcher nicht im Geringsten von der Ohrfeige beeindruckt schien.
 

„Kurokocchi erhebt die Hand erneut gegen mich?“, sagte Kise und lächelte sanft. „Du hast nicht einmal gezögert. Wie herzlos.“
 

„Ich will das nicht tun, Kise-kun“, begann Kuroko unsicher. „Aber du lässt mir keine Wahl.“
 

„Kurokocchi ist so stur und kalt~“, sagte Kise lächelnd. „Aber deswegen mag ich Kurokocchi so sehr.“
 

„...“ Kuroko beobachtete Kise weiterhin. Er wusste, dass er ihm physisch unterlegen war.
 

„Aber Aominecchi...“
 

Kuroko horchte auf.
 

„Kurokokocchi hat unser Gespräch heute gehört, oder?“
 

Kuroko schüttelte den Kopf. „Nein, Kise-kun, ich habe nichts gehört.“
 

„Oh?“, machte Kise erstaunt. „Ist das so?“
 

Kuroko regte sich nicht, beobachtete Kise weiterhin.
 

„Dann weißt du auch nicht, was Aominecchi zu mir gesagt hat~“, sagte Kise mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
 

„Eh?“
 

„Erinnerst du dich nicht an gestern?“, fragte Kise und Kurokos Augen weiteten sich. Kise kam näher, flüsterte, so leise, dass nur die beiden es hörten.
 

„Kise-kun-“ Kuroko stieß Kise von sich weg, Kise gab nach und taumelte einige Schritte zurück. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht beobachtete er, wie Kuroko aus dem Raum stürmte, machte keine Anstalten, ihn aufzuhalten.
 

„Aominecchi ist wirklich deine größte Schwäche, eh?“, murmelte Kise und verblieb eine Weile in der Umkleide, wartete, bis die Schritte im Gang verklungen waren.
 

Kuroko rannte den langen Gang entlang. Er musste zu Aomine, er musste ihn sehen. Er sah sich nicht um, auch wenn er wusste, dass Kise ihn jederzeit einholen konnte. Er rannte einfach vorwärts, bis die kleine Hallentür in Sichtweite kam. Er fasste an den kalten Griff und öffnete die Tür.
 

„Aomine-kun...“ Schwer atmend stolperte er in die Halle. „Aomine-kun.“
 

Aomine sah auf, der Ball glitt ihm aus den Händen. „Hey, Tetsu! Was ist denn passiert.“
 

„Aomine-kun, ich bin so froh...“ Kuroko taumelte ein paar Schritte nach vorn und fiel schließlich nach vorn. Aomine war rechtzeitig bei Kuroko, um ihn vor einem Sturz zu bewahren.
 

„Was ist denn los, Tetsu?“, fragte Aomine aufgeregt. Er erinnerte sich daran, wie Kuroko ihn am Vortag auch völlig außer Atem eingeholt hatte und immer wieder seinen Namen murmelte.
 

Kuroko atmete einige Male tief ein und aus. Als er sich beruhigt hatte, richtete er sich schließlich auf, sah in Aomines verwirrtes Gesicht.
 

„Es ist...“ Kuroko zögerte. „Nichts. Es ist nichts, Aomine-kun.“
 

„Tch“, machte Aomine und ließ Kuroko los. „Dann mach hier nicht so ein Theater, Tetsu.“
 

„Tut mir Leid.“
 

Die beiden schwiegen für einige Momente. Eine bedrückende Stimmung machte sich breit.
 

„Tut mir Leid für die Verspätung“, sagte Kuroko schließlich und lächelte bitter. „Fangen wir an, Aomine-kun.“
 

Aomine murmelte etwas vor sich hin und hob den Ball auf.
 

Kise stand in der Tür und lächelte.
 


 

***
 

„Tatsuya? Was machst du denn hier?“ Kagami sah erstaunt auf. Himuro kam auf ihn zu, sein übliches sanftes Lächeln auf dem Gesicht.
 

„Yo, Taiga“, sagte Himuro und lächelte. „Wir sehen uns eher wieder, als erwartet.“
 

„Nun, wir trainieren hier immerhin...“, merkte Kagami and und Himuro lachte leicht.
 

„Wie war dein Tag?“, fragte Himuro interessiert.
 

„Was ist das denn für eine komische Frage?“, entgegnete Kagami forsch. „Du bist seltsam wie immer, Tatsuya.“
 

„Dir fehlt einfach das nötige Feingefühl, Taiga“, mahnte ihn Himuro. „Ist man in Japan nicht höflich?“
 

„Woher soll ich das wissen?“, murmelte Kagami.
 

„Verstehst du dich mit den anderen?“, fragte Himuro weiter.
 

„Hm, ja, irgendwie“, sagte Kagami unsicher und Himuro lächelte.
 

„Also scheint es Taiga ja gut zu gehen“, stellte Himuro fest. „Die Ersatzspieler sind wirklich toll. Auch wenn sie wissen, dass sie weit hinter den Kiseki no Sedai zurückstehen, strengen sich alle sehr an.“
 

„Das ist auch gut so“, sagte Kagami schließlich und lächelte. „Unmotivierte Spieler würde ich nicht auf der Bank haben wollen. Auch wenn ich es immer noch Schwachsinnig finde, euch nicht mit uns trainieren zu lassen.“
 

„Da gebe ich dir recht, aber gegen die Entscheidung des Coaches ist wohl nicht viel zu machen“, antwortete Himuro und die beiden wurden für einen Moment still. Es war bereits Abend geworden, die Sonne zeichnete sich nur noch durch vereinzelte Strahlen am Horizont ab.
 

„Hey, Taiga...“, begann Himuro in ungewohnt besorgtem Ton. „Ich habe nachgedacht.“
 

„Huh, worüber?“, sagte Kagami, wusste nicht, ob er interessiert sein sollte oder nicht.
 

„Vielleicht gehe ich zurück nach Amerika“, begann Himuro schließlich. „Was denkst du davon?“
 

Kagami seufzte. „Na, und? Du kannst machen was du willst, du brauchst nicht um meine Erlaubnis zu bitten.“
 

„Haha, sicher“, antwortete Himuro und lächelte bitter. „Aber darum geht es mir nicht, Taiga.“
 

„Um was dann?“, fragte Kagami ungeduldig. „Ich verstehe dich heute einfach nicht.“
 

„Ich möchte, dass du mitkommst“, erklärte Himuro. „Gehen wir zusammen zurück, nächstes Jahr. Mit deinen Fähigkeiten wirst du es in Amerika weit bringen.“
 

„...“ Kagami schwieg.
 

„Taiga?“
 

„Ich kann nicht. Ich habe hier noch einiges zu erledigen“, sagte Kagami schließlich. „Ich kann Seirin nicht einfach so verlassen, Tatsuya.“
 

„...“ Himuro seufzte. „Verstehe. Das war dumm von mir, ich hätte das nicht sagen sollen. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist.“
 

„Mann, du bist heute viel zu Sentimental“, sagte Kagami schließlich und schlug Himuro auf den Rücken. „Werd mal ein bisschen lockerer.“
 

„Eh...“ Himuro lächelte Kagami an. „Ich würde nur gerne wieder mehr Zeit mit Taiga verbringen. Auch wenn wir Rivalen sind.“
 

„Anstatt darüber zu Jammern, nutzen wir die Zeit, die wir jetzt haben, doch einfach“, sagte Kagami und lächelte. „Möchtest du noch ein bisschen spielen?“
 

„Klar“, antwortete Himuro. „Gerne, Taiga.“
 

***
 

Kuroko betrat den Raum. In der Umkleide war außer ihm nur eine weitere Person.
 

„Kise-kun.“
 

„Eh, Kurokocchi, du bist noch da?“, fragte Kise erstaunt.
 

Kuroko nickte und schloss die Tür hinter sich. Eine bedrückende Atmosphäre bedeckte den Raum.
 

„Ist Aominecchi schon gegangen?“, fragte Kise neugierig.
 

„Ja.“ Kuroko nickte erneut. „Ich habe Aomine-kun gerade verabschiedet.“
 

„Oh, schade~“, sagte Kise lächelnd. „Weswegen ist Kurokocchi noch hier?“
 

„Ich...“, begann Kuroko unsicher. „Ich habe mich entschieden.“
 

„Ah?“, machte Kise erstaunt. „Für was?“
 

„Kise-kun weiß für was“, sagte Kuroko leise.
 

„Ich möchte es von Kurokocchi selbst hören“, entgegnete Kise lächelnd.
 

„...“ Kuroko holte tief Luft, schluckte den Kloß im Hals hinunter. „Bitte lass Aomine-kun in Ruhe.“
 

„Haha“, lachte Kise. „Das ist alles?“
 

„...“ Kuroko biss sich auf die Unterlippe.
 

„Kurokocchi kann den Gedanken nicht ertragen“, begann Kise und lächelte unheimlich. „Den Gedanken daran, dass Aominecchi völlig unter meiner Kontrolle ist, dass Aominecchi macht was ich verlange.“
 

„...“
 

„Das Aominecchi allein mir gehört. Kurokocchi macht der Gedanke daran völlig wahnsinnig. Kurokocchi hat Angst davor, Aominecchi noch einmal zu verlieren. Er hat Angst davor, dass jemand anders ihn wegnimmt. Und deswegen bettelt Kurokocchi mich jetzt an, Aominecchi in Ruhe zu lassen.“
 

Kuroko nickte langsam, sagte jedoch nichts.
 

„Aber das ist nicht genug“, sagte Kise und Kuroko sah auf. „Ich möchte es hören. Sag es, Kurokocchi. Sag, dass du nur mir gehörst.“
 

„...“ Kuroko sah zu Boden und ballte die Fäuste. Er wollte sich Kise nicht geschlagen geben, wollte nicht zu Kises Marionette werden, doch er hatte recht mit dem, was er gesagt hatte. Kuroko erinnerte sich an die Worte von Kise, an die Drohungen, die er ihm gemacht hatte.
 

Deswegen tue ich es mit Aominecchi.
 

Kuroko biss sich weiterhin auf seine Unterlippe, immer fester und fester, der Schmerz wurde unerträglich, bis er den Geschmack von Blut in seinem Mund bemerkte.
 

„Ich warte, Kurokocchi“, sagte Kise ungeduldig, behielt sein Lächeln jedoch bei. Er stand auf, ging einige Schritte auf Kuroko zu. Kuroko wich zurück. „Oder hat Kurokocchi es sich anders überlegt?“
 

„Nein...“, murmelte Kuroko.
 

„Wer weiß, wo Aominecchi gerade ist? Vielleicht kann ich ihn noch einholen“, sagte Kise verspielt und beobachtete Kuroko.
 

„Warte bitte“, sagte Kuroko entschlossen und sah Kise an. „Halte Aomine-kun da raus. Das geht nur dich und mich etwas an.“
 

„Oh?“, machte Kise erstaunt. „Ist dir Aominecchi also wichtiger als dein eigener Wille?“
 

Kuroko sagte nichts und sah Kise an, blickte in das wahnsinnige Lächeln seines Gegenüber.
 

„Das macht mich traurig“, sagte Kise schließlich. „Das Kurokocchi so weit gehen würde, nur um Aominecchi zu beschützen. Kurokokocchi opfert sich für Aominecchi, das ist so tragisch.“
 

„... Kise-kun...“
 

„Also sag es, Kurokocchi!“, rief Kise plötzlich. „Ich möchte nicht länger warten.“
 

Kise ging auf Kuroko zu, welcher instinktiv einen weiteren Schritt zurück ging. Kise streckte seine Arme aus, packte Kuroko an den Schultern.
 

„Worauf wartest du noch?“, sagte Kise ungeduldig.
 

„Ich...“, begann Kuroko schließlich mit zitternder Stimme und Kise horchte auf. „Ich gehöre nur Kise-kun.“
 

„Ich verstehe dich nicht, Kurokocchi“, sagte Kise mit gespielt enttäuschter Stimme. „Du musst lauter sprechen.“
 

„Ich gehöre nur Kise-kun“, sagte Kuroko erneut. „Lass Aomine-kun bitte in Ruhe.“
 

„Eh, das ist alles?“
 

„Was möchtest du denn noch hören?“, fragte Kuroko mit bebender Stimme.
 

„Kurokocchi ist so niedlich, wenn er wütend ist~“, sagte Kise und lächelte. „Kurokocchi weiß genau, was er sagen muss.“
 

„...“ Kuroko schüttelte den Kopf. Was wollte Kise noch von ihm? Wie viel musste er noch ertragen?
 

„Eh, Kurokocchi blutet ja“, stellte Kise fest, als er die Wunde an Kurokos Lippe bemerkte. „Kurokocchi sollte besser auf sich aufpassen.“
 

Kise strich über Kurokos Gesicht, seine schmalen Finger fuhren erneut über seine Wange, fuhren zärtlich über die blutende Lippe. Kise leckte das Blut von seinem Finger, der Anblick ließ Kuroko erschaudern.
 

„Kise-kun...“, sagte Kuroko schließlich. „Ist das nicht genug?“
 

„Nein.“ Kise schüttelte den Kopf. „Es bricht mir das Herz, dass Kurokocchi nicht weiß, was er noch sagen soll.“
 

„...“ Kuroko sah ihn an. „Bitte verrate es mir, Kise-kun.“
 

Ich liebe dich.
 

„Eh?“
 

Die beiden sahen sich für einige Augenblicke schweigend an.
 

„Sag schon“, sagte Kise ungeduldig.
 

„...“
 

„Sag 'Ich liebe dich'. Das ist doch nicht so schwer, oder?“, raunte Kise. „Oder wolltest du dir die Worte für Aominecchi aufsparen? Selbst jetzt kannst du nichts anderes tun, als an ihn zu denken, oder?“
 

„...“ Kuroko war still. Er musterte Kise, sah in sein lächelndes und erwartungsvolles Gesicht. Dann erhob er seine Stimme. „Ich liebe dich.“
 

„Sag meinen Namen.“
 

„Ich liebe dich... Kise-kun.“
 

„Ja, ja“, rief Kise aus. „So ist es gut.“
 

Kise zog Kuroko zu sich her, schlang seine Arme um den schmächtigen Körper und vergrub sein Gesicht in den weichen Haaren des Kleineren.
 

„Ich liebe dich auch, Kurokocchi.“
 

Kise führte seine Hände um das Gesicht Kurokos, liebkoste es mit zärtlichen Fingern.
 

„Ich werde dafür sorgen, dass du Aominecchi vergisst.“
 

Dann küsste er ihn. Kuroko wehrte sich nicht, lauschte nur dem beständigen Ticken der Uhr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-01-28T19:05:00+00:00 28.01.2015 20:05
Oh je. Armer Kuroko :( Das wird nicht so gut laufen.
Ein spitzen Kapitel^^

:D


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