Zum Inhalt der Seite

Quietus

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

III.


 

III.


 

„Hi, Taiga.“
 

„Uh, Tatsuya?“ Kagami sah auf. Es war noch früh am Morgen, die Sonne brannte bereits heiß auf den Grund hinab. Kagami war gerade auf dem Weg zum Training gewesen, als Himuro plötzlich vor ihm auftauchte.
 

„Was machst du hier?“, fragte Kagami verdutzt.
 

„Euer Coach hat mich und ein paar andere Spieler als Ersatz angefordert“, sagte Himuro ruhig und lächelte.
 

„D-dann werdet ihr also mit uns trainieren?“, rief Kagami aufgeregt.
 

Himuro stieß ein leises Kichern aus. „Nein, nein, wir werden separat von dem Hauptteam trainieren.“
 

„Was? Das ergibt doch gar keinen Sinn.“
 

„Ja.“ Himuro lächelte bitter. „Uns wurde von vornherein klar gemacht, dass wir vermutlich nicht spielen werden.“
 

„...“
 

„Der Coach wollte wohl nur auf Nummer sicher gehen.“
 

„Tch, das ist doch Schwachsinn“, sagte Kagami beleidigt.
 

„Aber, aber“, entgegnete Himuro. „Ihr seid immerhin die Stars hier.“
 

„Hmph“, stieß Kagami schmollend aus. „Das heißt noch lange nicht, dass andere nicht auch spielen dürfen.“
 

„Haha.“ Himuro erwiderte mit einem knappen Lachen und schwieg für ein paar Sekunden, bevor er weiter sprach. „Gehen wir ein Stück zusammen? Ich begleite dich bis zur Halle.“
 

„Ja, natürlich“, antwortete Kagami und die beiden gingen wortlos die Straße entlang.
 

„Du hast es weit gebracht, Taiga“, begann Himuro schließlich.
 

„Hmph, das habe ich allein dir zu verdanken“, murmelte Kagami verlegen.
 

„Ich bin mir sicher, du kannst das gegnerische Team mit Hilfe der anderen besiegen“, sagte Himuro. „Aber es wird nicht leicht werden.“
 

„Tsk, wir werden denen schon zeigen, wer die Nummer 1 Japans ist.“
 

„Im Basketball bist du unschlagbar, Taiga“, sagte Himuro lächelnd. „Aber in einem Straßenkampf hättest du keine Chance gegen sie.“
 

„W-was soll das denn heißen?“, fragte Kagami. „Wir spielen ja immer noch Basketball oder?“
 

„In Streetball gelten die Regeln der Straße“, erklärte Himuro. „Du solltest dich auf jeden Fall in Acht vor ihnen nehmen.“
 

„Du scheinst eine Menge darüber zu wissen, Tatsuya“, antwortete Kagami schließlich. Ihm war nicht wirklich klar, worauf Himuro hinaus wollte.
 

„In Amerika haben wir auch Streetball gespielt, erinnerst du dich nicht mehr?“
 

„Basketball ist Basketball, egal wo und wie man es spielt“, sagte Kagami schroff.
 

„Hm, vielleicht hast du recht, Taiga“, antwortete Himuro nachdenklich. „Aber ich möchte trotzdem, dass du vorsichtig bist.“
 

„Ja, ja, schon gut“, murmelte Kagami genervt. „Ich bin kein Kind.“
 

„Aber trotzdem bist du noch mein kleiner Bruder“, mahnte Himuro ihn mit einem freundlichen Lächeln. „Es ist meine Aufgabe, dich vor solchen Dingen zu warnen.“
 

„Was auch immer...“
 

„Außerdem...“ Himuro wurde ernst, sein Lächeln verschwand mit einem Male. „Habe ich böse Gerüchte über sie gehört, als ich noch in Amerika war. Sie sind ein gefährliches Team.“
 

„...“ Kagami seufzte hörbar. „Mann, Tatsuya, du machst dir viel zu viele Gedanken über solche Dinge.“
 

„Weil du dir keine Gedanken darum machst, Taiga“, entgegnete Himuro gelassen.
 

Schweigen trat ein, doch die Stille hielt nicht für lange Zeit an.
 

„Das ist dein letztes Jahr“, stellte Kagami fest.
 

„Mh.“
 

„Weißt du schon, was du danach machst?“, fragte Kagami unsicher.
 

„Nein“, antwortete Himuro. „Vielleicht gehe ich zurück nach Amerika, wer weiß?“
 

„D-du gehst wieder?“, fragte Kagami geschockt.
 

„Haha.“ Himuro zögerte. „Nimm doch nicht alles gleich wörtlich.“
 

„Hmph“, stieß Kagami aus. „Es ist schade, dass ich in der Inter High nicht gegen dich spielen konnte.“
 

„Es ist nicht deine letzte Chance“, entgegnete Himuro. „Also solltest du dich besser anstrengen.“
 

„Als ob ich jemals etwas anderes tun würde.“
 

„Wir haben in der Inter High gegen Kaijou verloren“, erklärte Himuro schließlich. „Die Fähigkeit ihres Ace hautnah zu erleben ist ganz anders, als sie nur zu sehen. Als wäre all die Zeit, die du in die Perfektion deiner eigenen Technik gesteckt hast, plötzlich nichts mehr wert.
 

„Kise...“, murmelte Kagami nachdeklich.
 

„Ist etwas?“, fragte Himuro erstaunt, als er Kagamis gedankenverlorene Stimme bemerkte.
 

„Nein, es ist nur...“ Kagami zögerte und erhaschte Himuros Aufmerksamkeit umso mehr. „Ich habe ihn gestern getroffen.“
 

„Ja, und? Ihr trainiert zusammen.“
 

„Es war nach dem Training. Er war irgendwie seltsam“, erklärte Kagami. Er konnte es nicht in Worte fassen.
 

„Seltsam?“
 

„Ach, ich weiß auch nicht“, sagte Kagami. „Er hat mir jedenfalls einen kalten Schauer über den Rücken gejagt.“
 

„Hm...“, machte Himuro nachdenklich. „Er gibt sich sehr simpel, aber eigentlich ist er schwer zu durchschauen. Meinst du etwa das?“
 

„Ja... irgendwie“, murmelte Kagami, war sich nicht sicher, ob er der Aussage zustimmen konnte.
 

„Aber wie ich sehe, müssen wir uns wohl verabschieden“, sagte Himuro plötzlich und Kagami sah auf. Die große Halle, in dem er und die anderen trainierten, fiel in sein Sichtfeld.
 

„Yeah... wir sehen uns, denke ich?“, sagte Kagami und drehte sich zu Himuro.
 

„Gib niemals auf, Taiga.“ Himuro lächelte. „No matter how Bitter The Conflict.
 

Kagami erwiderte das Lächeln.
 

„Of course!“
 

***
 

„Aominecchi! Warte!!“
 

„Eh, Kise...“ Aomine blieb stehen, die Hand am Griff zur Hallentür.
 

„Was machst du noch hier? Es ist doch schon spät“, fragte Kise erstaunt. Er blieb wenige Meter vor Aomine stehen. „Das Training ist beendet.“
 

„Ich trainiere noch ein bisschen. Mit Tetsu“, erklärte Aomine knapp und wandte sich ab.
 

„Mit Kurokocchi?“, wiederholte Kise. „Kurokocchi ist noch hier?“
 

„Ja... aber keine Ahnung, wo er momentan steckt“, sagte Aomine und öffnete die Tür. Die Halle war leer. „Scheint noch nicht wieder hier zu sein.“
 

„Hm...“, machte Kise und lächelte schließlich. „Ich spiele mit dir, bis Kurokocchi da ist. Wir hatten noch kein richtiges Match, seit wir hier sind, oder?“
 

„Heh, du bleibst freiwillig länger da als nötig?“ Aomine zuckte mit den Schultern. „Aber von mir aus.“
 

„Yeah!“, rief Kise fröhlich aus und quetschte sich an Aomine vorbei, betrat die Halle als erster. Seine Schritte hallten laut wieder. „Wirf mir den Ball zu, Aominecchi!“
 

Aomine seufzte und passte Kise den Ball zu, welcher ein kompliziertes Manöver ausführte und schließlich den Ball in den Korb warf.
 

„Und, wie war das, Aominecchi?“, fragte Kise erwartungsvoll. „Den Trick hab ich in der Inter High gelernt.“
 

„Ja, ja“, seufzte Aomine. „Du weißt, dass du vor mir nicht angeben musst.“
 

„Ich gebe nicht an!“, protestierte Kise und hob den Ball auf. „Los, versuch nur, ihn mir abzunehmen.“
 

„Heh...“ Aomine lächelte. „Glaub nicht, deine übertriebenen Techniken nützen dir etwas gegen mich.“
 

Die beiden spielten für einige Minuten gegeneinander, für eine Weile schien Kise seinem Gegner ebenbürtig zu sein, doch Aomine drehte das Blatt in Windeseile um, nahm Kise den Ball ab und landete einen Korb nach dem anderen, doch Kise gab nicht auf. Nach einer Weile sanken beide erschöpft zu Boden.
 

„Gegen Aominecchi zu spielen ist echt nicht leicht“, gab Kise zu. „Wenn ich nicht so müde wäre, hättest du etwas erleben können.“
 

„Ja, ja“, murmelte Aomine und lächelte. „Du bist einfach zu schwach.“
 

„Hmph“, stieß Kise aus und schmollte. „Wo ist Kurokocchi eigentlich?“
 

„Keine Ahnung“, sagte Aomine und zuckte mit den Schultern. „Es ist schon spät, normalerweise ist er immer pünktlich.“
 

„Normalerweise?“, fragte Kise. „Wir trainieren doch erst den dritten Tag zusammen, Aominecchi.“
 

„Tsk, du weißt, was ich meine“, raunte Aomine und gähnte. Er könnte auf der Stelle einschlafen, doch Kises beständiges Geplapper hinderte ihn daran, auch nur ein Auge zu schließen.
 

„Wegen gestern-“, begann Aomine schließlich, doch wurde von dem Geräusch einer öffnenden Tür unterbrochen.
 

„Tut mir Leid für die Verspätung“, sagte Kuroko leise als er die Halle betrat.
 

„Oh, Kurokocchi!“, rief Kise und Kuroko blickte ihn überrascht an.
 

„Kise-kun ist auch hier?“, stellte er fest und lächelte.
 

„Ja, ich habe gegen Aominecchi gespielt“, antwortete Kise. „Er hatte keine Chance gegen mich.“
 

„Tsk“, stieß Aomine aus, kommentierte die Aussage aber nicht weiter.
 

„Kise-kun sollte nicht lügen“, gab Kuroko zurück und Kise lachte kurz auf.
 

„Kurokocchi hat mich durchschaut“, sagte Kise niedergeschlagen.
 

„Jetzt da Tetsu da ist, kannst du ja gehen, Kise“, sagte Aomine und sah Kise herausfordernd an.
 

„Niemals“, erwiderte Kise entschlossen. „Jetzt da Kurokocchi da ist, möchte ich umso mehr noch länger hier bleiben.“
 

„Ich habe nichts dagegen, Aomine-kun“, sagte Kuroko und sah Aomine an, welcher erneut gähnte.
 

„Na gut, aber halt gefälligst die Klappe, Kise“, murmelte Aomine und richtete sich auf, wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Fangen wir an.“
 

Die drei spielten für eine Weile, ihre Stimmen hallten laut in der großen Halle wieder. Kise bettelte Kuroko ständig darum, ihm den Ball zu zu passen, welcher ihm im nächsten Moment von Aomine abgenommen wurde. Das Tempo des Ballwechsels wurde zunehmend langsamer und man merkte den Spielern die Erschöpfung und Müdigkeit deutlich an.
 

„Lassen wir's für heute gut sein“, sagte Aomine schließlich.
 

„Wirklich?“, fragte Kise schmollend. „Ich möchte noch ein bisschen länger mit Kurokocchi spielen.“
 

„Aomine-kun hat recht, Kise-kun“, sagte Kuroko und sah die beiden abwechselnd an. „Aomine-kun und ich sind beide sehr erschöpft. Es ist schon spät, wir sollten morgen weiter machen.“
 

„Ach, Mann, so gemein~“, murmelte Kise und lächelte schließlich. „Gut, dann bleibe ich Morgen auch länger.“
 

„Muss das sein?“, warf Aomine ein.
 

„Hey!“, entgegnete Kise und die beiden funkelten sich an.
 

„Gehen wir“, sagte Kuroko schließlich und die beiden sahen ihn an. „Ich räume den Ball auf.“
 

„Gut, ich geh schon mal vor“, murmelte Aomine und verließ die Halle.
 

„Bis morgen, Kurokocchi!“, sagte Kise und winkte, verschwand ebenfalls.
 

Kuroko war allein in der Halle. Er ging ein paar Schritte, stellte sich vor den Korb. Er ließ den Ball einige Male auf dem Boden aufprallen, ging schließlich in Position und warf den Ball und... er ging daneben. Kuroko seufzte und lächelte schließlich bitter und verließ die Halle ebenfalls, räumte den Ball auf. Er ging den langen Gang entlang, bis zur Umkleide und öffnete die Tür. Aomine und Kise waren bereits gegangen.
 

Kuroko zog sich um, streifte sein Shirt ab und zog sich das Hemd über, knöpfte es sorgsam zu. Seine Gelenke schmerzten, das Training beanspruchte ihn sehr. Er packte seine Trainingsklamotten in seine Tasche und schritt zur Tür, drückte auf den Lichtschalter und öffnete die Tür. Er trat aus dem Raum und das Schließen der Tür hallte in dem Gang wieder.
 

***
 

„Eeh~, Akachin, du bleibst noch da?“, fragte Murasakibara und gähnte ausgiebig.
 

„Ja.“ Akashi saß an einem Tisch, den Kopf auf einen Arm gestützt. „Ich warte auf Midorima.“
 

„Spielst du wieder mit ihm Brettspiele?“, sagte Murasakibara desinteressiert.
 

„Natürlich.“ Akashi lächelte.
 

„Wie langweilig~.“
 

Murasakibara gähnte erneut und dann war Stille. Einige Minuten vergingen, es klopfte an der Tür.
 

„Eh, Midochin?“
 

Die Tür öffnete sich und jemand, den Murasakibara nicht kannte - oder an den er sich nicht erinnern konnte - betrat den Raum.
 

„Guten Abend, Sei-chan.“
 

„Mibuchi“, sagte Akashi und sah zur Tür, welche Mibuchi leise schloss. „Benötigst du etwas?“
 

„Nein, nein“, sagte Mibuchi und schüttelte den Kopf. „Aber ich kann doch nicht gehen, ohne mich von meinem Captain zu verabschieden.“
 

„Ich verstehe“, antwortete Akashi. „Du wusstest, wo ich bin?“
 

„Ich habe einen Spieler von Shuutoku getroffen“, erklärte Mibuchi. „Er schien nach etwas zu suchen.“
 

„Midochin sucht etwas~?“, fragte Murasakibara. „Was sucht er denn?“
 

„Ja“, sagte Mibuchi besorgt. „Er war sehr wütend, also habe ich ihn nicht weiter danach gefragt.“
 

„Eh~, typisch Midochin“, murmelte Murasakibara und stand auf. „Ich geh dann Mal.“
 

„Bis Morgen, Murasakibara“, sagte Akashi. Murasakibara murmelte eine Verabschiedung und verließ den Raum laut gähnend und mit einer Tüte Chips in der Hand raschelnd. Für einen Moment wurde es still und Mibuchi saß sich auf den Platz, an dem Murasakibara vor wenigen Sekunden noch gesessen hatte.
 

„Puh, das Training war sehr anstrengend“, sagte Mibuchi schließlich und seufzte.
 

„War es das?“, entgegnete Akashi.
 

„Oh ja“, bestätigte Mibuchi. „Dabei sind wir nur die Ersatzspieler.“
 

„Auch ein Ersatzspieler sollte die gleiche Disziplin zeigen wie ein regulärer Spieler“, erklärte Akashi sanft lächelnd.
 

„Oh, in der Tat“, sagte Mibuchi. „Allerdings werden so tolle Spieler wie Sei-chan und sein Team doch niemals von Ersatzspielern Gebrauch machen müssen.“
 

„Das mag sein“, stimmte Akashi zu. „Doch das bedeutete nicht, dass ihr nachlassen solltet.“
 

„Das würde uns nicht in den Sinn kommen“, erwiderte Mibuchi und lächelte. „Da sind die anderen Spieler und ich uns einig.“
 

„Das ist gut.“
 

„Wenn wir gerade von den anderen Spielern sprechen“, sagte Mibuchi. „Sie sind wirklich toll. Natürlich sind sie nicht auf dem Level von dir, aber wirklich nicht schlecht.“
 

„Es freut mich zu hören, dass wir eine starke Deckung haben.“
 

„Wie ist dein Training so?“, fragte Mibuchi neugierig.
 

„Es ist interessant“, antwortete Akashi knapp.
 

„Interessant?“, wiederholte Mibuchi erstaunt. „Ist es nicht herausfordernd, so viele starke Individuen zu leiten? … oh, aber für Sei-chan ist das natürlich kein Problem.“
 

„Es ist Teil des Trainings“, erklärte Akashi lächelnd.
 

Die Tür schwang mit einem Ruck auf und Mibuchi fuhr überrascht zusammen.
 

„Also so etwas Unhöfliches-“, beschwerte er sich. Midorima betrat wortlos den Raum, in der Hand ein Schokoriegel und schenkte Mibuchis Beschwerde keine Aufmerksamkeit.
 

„Entschuldige die Verspätung, Akashi“, sagte Midorima und setzte sich gegenüber Akashi, platzierte den Schokoriegel behutsam auf den Tisch.
 

Das ist es, das du gesucht hast?“, fragte Mibuchi empört. Seinen Captain wegen eines Snacks warten zu lassen war einfach unerhört.
 

„Es ist mein Lucky Item“, erklärte Midorima forsch. „Nach dem Training fand ich es nicht mehr in der Umkleide vor, deswegen musste ich mir ein Neues besorgen.“
 

„Also so etwas...“, murmelte Mibuchi und räusperte sich, sah Midorima an. „Wir sind uns schon einmal begegnet, ich bin Mibuchi Reo, Rakuzans Vize-Captain.“
 

Midorima rückte sich die Brille zurecht, während er dabei zu sah, wie Akashi das Shogi-Brett aufbaute.
 

„Midorima, du solltest dich auch vorstellen, nicht wahr?“, sagte Akashi ruhig und lächelte Midorima an.
 

„Hmph“, machte Midorima, sah Mibuchi aber nicht an. „Midorima Shintarou.“
 

Mibuchi wusste dies natürlich schon, er hatte Akashi oft zu ihm befragt. Immerhin spielten sie auf der gleichen Position und war er Akashis ehemaliger Vize-Captain.
 

„Wir können beginnen“, sagte Akashi schließlich und zog die Aufmerksamkeit der beiden ihm gegenüber sitzenden auf sich.
 

„Es ist zwar unglücklich, dass ich mein Lucky Item austauschen musste“, sagte Midorima entschlossen. „Aber ich werde es dir nicht leicht machen, Akashi.“
 

„Ich bin gespannt“, antwortete Akashi und die beiden begannen mit ihrem Spiel.
 

So ein ungehobelter Kerl, dachte sich Mibuchi und verfolgte das Spiel desinteressiert. Akashi antwortete auf die Züge wie erwartet schnell, während Midorima sich die Zeit nahm und das Brett ab und an eingängig studierte. Sie bewegten schweigend einen Stein nach dem anderen und nur das Geräusch des Aufkommens des Holzes auf dem Brett erfüllte den Raum.
 

***
 

„Kise-kun-“ Kuroko schnappte nach Luft. „Lass mich los.“
 

„Warum wehrt Kurokocchi sich so?“, hauchte Kise. „Du tust dir keinen Gefallen damit.“
 

Kuroko zappelte wild umher, doch Kise wich den Schlägen geschickt aus und pinnte Kuroko auf den Boden und positionierte sich über ihm. Bevor Kuroko zu weiteren Bewegungen ausholen konnte, griff Kise nach den Handgelenken der Person unter ihm und pinnte sie über deren Kopf. Kurokos Bewegungen waren ihm völlig untersagt, Kises Körper lastete schwer auf ihm.
 

„Kise-kun, warum...“, keuchte Kuroko, den der Kampf mekrlich erschöpft hatte.
 

„Ich tue das für dich, Kurokocchi“, sagte Kise leise.
 

Kuroko verstand nicht. Er sah Kise an, sah in sein lächelndes Gesicht. Er weiß nicht, wie es passiert war, alles war verschwommen. Das letzte, an das Kuroko sich erinnern konnte, war wie Kise ihn plöztlich packte, ihn in einen der leeren Räume zerrte, vorsorglich die Tür verriegelte.
 

Er hatte sich den Kopf gestoßen und alles drehte sich. Doch nun lag er kraft- und wehrlos auf dem Boden, Kise über ihm, breit lächelnd und ihm unzählige Worte zuflüsternd, die Kuroko nicht verstand, denn der Schmerz rang ihm noch in den Ohren. Kises Finger bohrten sich in Kurokos Handgelenke, der Griff war um einiges stärker als noch am vorherigen Tag, Kuroko spürte, wie Fingernägel kleine Wunden in die Haut rissen.
 

„Jetzt sind es nur wir zwei, Kurokocchi“, sagte Kise. „Niemand wird uns hier stören.“
 

Kuroko blinzelte. Die Benommenheit nahm ab und er kam langsam wieder zu sich.
 

„Kise-kun“, begann Kuroko zum wiederholten Male. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen.
 

„Kurokocchi sieht so gebrechlich aus“, sagte Kise.
 

„Warum?“, fragte Kuroko mit zitternder Stimme. „Warum tust du das?“
 

„Eh?“, machte Kise erstaunt und wich ein wenig zurück, doch der Griff um Kurokos Handgelenke blieb fest. „Ich mache das für dich, Kurokocchi.“
 

„Ich verstehe nicht“, entgegnete Kuroko. Er konnte sich nicht erklären, was mit Kise los war und er gab die Hoffnung auf, eine Antwort darauf zu bekommen. Er drehte seinen Kopf zur Seite, konnte Kises unklaren Blick nicht mehr länger ertragen.
 

„Warum wendest du dich ab, Kurokocchi?“, fragte Kise enttäuscht. Er löste eine Hand und führte sie an Kurokos Kinn, riss Kurokos Kopf unsanft herum. „Sieh mich an.“
 

Kuroko starrte ihn an. Kises Gesichtsausdruck blieb unverändert, ein Lächeln, doch es war nicht das Lächeln, das Kuroko kannte. Er schwieg, gab keinen weiteren Laut von sich. Seine Kehle brannte, er war erschöpft.
 

„Gut so“, lobte Kise ihn. Seine langen Finger strichen über Kurokos Haut, fuhren an der Wange entlang, liebkosten sein Gesicht sanft. Kuroko schüttelte schwach den Kopf, versuchte das unangenehme Gefühl auf seiner Haut loszuwerden, doch Kise ließ nicht von ihm ab.
 

„Du bist so niedlich, wenn du dich wehrst“, sagte Kise schließlich und strich weiterhin über Kurokos Wange, über seine Nase, über seine Lippen. „Das mochte ich schon immer an dir.“
 

Kuroko öffnete den Mund und biss zu.
 

„Autsch!“, rief Kise aus und zog ruckartig seine Hand zurück, eine leichte Bisswunde zierte einen der Finger. Kises Blick verfinsterte sich schlagartig. „Das war aber nicht nett, Kurokocchi.“
 

„Ich möchte das nicht, Kise-kun“, erwiderte Kuroko schwach und versuchte noch einmal, sich zu bewegen.
 

„Hmph“, stieß Kise aus. „Kurokocchi weiß nicht, was gut für ihn ist.“
 

Kise strich noch einmal über Kurokos Wange, seine Finger wanderten über das Gesicht und den Hals entlang, hielten am Kragen vom Hemd inne.
 

„Vielleicht versteht Kurokocchi es so besser“, sagte Kise und zog an einem der Knöpfe von Kurokos Hemd.
 

„Kise-kun, was-“ Kuroko blickte ihn erschrocken an, als Kise den zweiten Knopf öffnete.
 

„Was ist los?“, fragte Kise spielend. „Wir haben uns schon oft so gesehen.“
 

Er öffnete einen dritten Knopf.
 

„Aber das hat noch niemand gemacht“, sagte Kise und hielt noch einmal Kurokos Kinn, sah ihm direkt in die Augen. „Oder hat Aominecchi-“
 

„HÖR AUF“, rief Kuroko mit überraschend lauter Stimme. Kise schrak zurück. „Ich will das nicht. Lass mich gehen.“
 

„...“
 

„Ich werde es niemandem sagen. Also bitte“, sagte Kuroko mit schwacher Stimme.
 

„Tch.“ In Kises Blick lag Verachtung. „Wie du mich hier anbettelst, ist widerlich.“
 

„Eh?“
 

Die beiden schwiegen für einen Moment. Dann näherte sich Kise plötzlich, brachte sein eigenes Gesicht nah an das von Kuroko heran, den Griff nicht locker lassend. Kises Lippen berührten Kurokos Ohr, er konnte den heißen Atem des anderen spüren.
 

„Vielleicht“, begann Kise wispernd, „sollte ich es mit Aominecchi tun?“
 

Kise zog seinen Kopf zurück, sah in Kurokos Augen, welche weit aufgerissen waren.
 

„Kurokocchi akzeptiert mich nicht“, sagte er leise. „Deswegen tue ich es mit Aominecchi.“
 

„Was?“, flüsterte Kuroko geschockt.
 

Kise lächelte, grinste. Mit einem Male löste sich der Griff um Kurokos Arme, doch Kuroko war wie gelähmt, konnte sich nicht rühren, konnte nur an die Decke starren. Kise stand auf und streckte sich.
 

Ein paar Schritte drangen an Kurokos Ohr, er hörte das leise Klicken des Türschlosses. Die Tür ging auf und fiel wieder zu. Dann Stille. Er war allein.
 

Kuroko richtete sich plötzlich auf, seine Glieder und sein Kopf schmerzten noch immer, er taumelte.
 

Er musste zu Aomine, er musste ihn sehen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2015-01-28T18:44:35+00:00 28.01.2015 19:44
Wow ein tolles Kapitel


Zurück