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Weiße Rosen

Abschied nehmen bedeutet immer ein wenig sterben.
von

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Peppers Worte wirken Wunder

Langsam steigt in mir das Gefühl der Verzweiflung empor, weil immer noch keine Pension in Sicht ist. 

Einfach positiv denken. Wer sucht, der findet. 

"Hey, wir werden schon eine Pension finden.", muntert mich Pepper auf. Vermutlich denkt er, ich sei immer noch so 

schlecht gelaunt wie vor, schätze ich, einer halben Stunde in der Wüste. Überraschenderweise muss ich an diesen Kerl denken.

Er ist viel größer als ich. Gut gebaut (das ist ja wohl offensichtlich). Sommersprossen im Gesicht (dabei kommt sein supersüßes 

Gesicht noch mehr zur Geltung). Meine Begegnung mit ihm, ist gerade das, was fast alle erleben, wenn sie einen süßen Jungen treffen: Sie laufen gemächlich durch die Straßen, bis sie nicht aufpassen und sich rein zufällig begegnen, indem sie zusammenstoßen. Der Junge oder auch das Mädchen fühlt sich schlecht, bekommt vielleicht ein schlechtes Gewissen, weil es nicht aufgepasst hat und versucht höflich zu sein und hilft demjenigen auf. Sie kommen ins Gespräch, lachen miteinander. Das Mädchen hegt (ist jedenfalls meistens so der Fall) Gefühle für den Jungen, der wiederrum (was nur selten auftritt) etwas für sie empfindet. Sie treffen sich wieder und kommen sich nach mehrmaligen Treffen näher. Sie gestehen sich ihre Liebe. Der erste Kuss. Dann leben sie glücklich und zufrieden, wie man es von superkitschigen Liebesbüchern kennt. Aber die meisten finden kitschig süß. Also, ich denke bei mir wird es ganz anders sein: Ich treffe den Typen. Wir kommen kurz ins Gespräch, dann geht er... und wir werden uns nie wieder sehen. Pepper wird dann den Seelenklempner spielen müssen. 

Nachdem ich darüber nachgedacht habe, bin ich mal so gütig und mache einen Vorschlag: "Lass uns erst mal Pizza essen, oder so was. Wir können später nach einer Pension suchen." Pepper macht ein Würgegeräusch, als würde er gleich ein Fellknäuel rauskotzen wollen. "Kotzdreiecke, wie ekelhaft." Ja, ich hab's kapiert, Pepper. Ich seufze und sehe mich um. Nichts. Ich biege rechts ab. Pepper dicht neben mir. Mit meinen Augen suche ich jeden Winkel ab und erspähe -endlich- eine Pension. 

Sofort renne ich auf die Pension zu. Pepper überholt mich und hinterlässt beim Rennen -mal wieder- Staubwolken. 

Außer Atem betreten wir die Pension und bestellen uns, zum Tresen laufend, die komplette Speisekarte. 

Der Mann hinter dem Tresen schenkt mir noch einen verdutzten Blick, mustert mich jedoch noch ein wenig genauer und muss feststellen, dass ich offenbar ziemlich beschissen aussehe. 

Scheiße, wie mir der Magen knurrt... und ich brauche dringend eine Dusche. 

"Mach dir nichts daraus, Momo. Ich brauche auch nur eine Dusche."

Eine Aussage, die mich die Stirn runzeln lässt. 

"Katzen haben doch bekanntlich Angst vor Wasser."

"Ich bin eine besondere Katze." Er zwinkert mir zu. 

Die, leider Gottes, auch noch Gedanken lesen kann. Noch ein Grund, warum man Pepper 'besonders' nennen sollte. 

"Ich kann nichts dafür, dass ich Gedanken lesen kann. Wenn man bedenkt, was für widerliche Gedanken die meisten Leute 

haben..." 

"Ich kann dich verstehen."

"Ach, wirklich?"

"Nein."

Pepper seufzt und sagt resigniert:"Ich hab's mir doch gedacht. Niemand versteht mich."

"Lass den Kopf nicht hängen. Mich versteht auch bloß keiner." Ich lache. 

Wir sind in unserem (äußerst amüsanten) Gespräch weiterhin vertieft, als der Typ hinter dem Tresen kommt und uns die Teller

mit Essen bringt. Pepper und ich bekommen Sternchenaugen und unsere Kinnladen fallen auf den Tresen. 

"Ich glaube, ich bin im Himmel.", schwärmt Pepper.

Ich nicke nur. 

Schon fangen wir an zu essen. Das ist ja noch besser als das Essen in der vorherigen Pension.

Mit vollem Mund rufe ich dem Typ hinterher: "Iff brauch noch'n Flüffel."

Er wirft mir einen Schlüssel zu, der erstaunlicherweise direkt neben meinem Teller landet. 

"Danke." sage ich, nachdem ich das Essen runtergeschluckt habe. 

 "Hana, nicht so schnell." 

Ruckartig drehe ich mich um. Nicht, weil ich mich angesprochen fühle, keineswegs, sondern die Pension erstaunlich leer ist.

Und dieses Wort benutze ich nicht leichtfertig. 

Ich sehe ein kleines Mädchen mit Zöpfen und Haarspangen, die direkt auf mich zukommt. Der Vater im Schlepptau.

Mit großen, zimtfarbenen Augen sieht sie mich an und zeigt mit dem Finger auf Pepper. Auf einmal hatte der Spruch (den mir meine Mutter des Öfteren versucht hatte beizubringen) Mit dem nackigen Finger zeigt man nicht auf angezogene Leute irgendwie eine ganz andere Bedeutung. 

"Darf ich die streicheln?", fragt sie mit (kleinkindmäßig) piepsiger Stimme. 

"Lieber nicht.", sage ich knapp und lächle.

"Biiiittee!", bettelt sie und zieht die Unterlippe nach vorn.

Pepper sieht mich irritiert an und bedeutet mir, dass ich etwas unternehmen soll, oder so was. 

"Hana, lass die junge Dame in Ruhe, du sollst doch nicht mit Fremden reden" - er sieht zu mir- "das tut mir sehr leid, aber Sie wissen doch, wie kleine Kinder nun mal sind."

"Das ist schon in Ordnung." Ich versuche so höflich wie möglich zu klingen und winke das Thema ab. 

Er setzt sich mit seiner Tochter ein paar Tische weiter. 

Ich muss plötzlich an meinen Vater denken. Er weiß vermutlich nicht einmal, wer ich bin. 

Ich will ihn so gern kennenlernen. Er ist einfach abgehauen, als Mutter schwanger war. Um Pirat zu werden. Sein Traum ist erfüllt. Er ist ein berüchtigter Pirat. Ich dagegen muss mich noch zu einem Piraten hocharbeiten. Wieder hole ich den Steckbrief raus und blicke auf das Foto. Wir sehen uns kein bisschen ähnlich. Er hat rote Haare. Ich rosane. Er hat schwarze Augen. Ich blaue. 

Meine Lippen zittern und ich muss mir die Tränen unterdrücken. Lange habe ich es unterdrückt. In meiner Kindheit machte ich folgende Regeln, die ich bis jetzt immer noch gefestigt habe:

a) Heule erst, wenn du alleine bist.

b) Lasse nichts zu nah an dich heran. 

c) Sei ehrlich.

Jetzt, in einem geradezu unpassenden Moment, bin ich kurz davor zu heulen. Ich spüre etwas weiches auf meiner Schulter und weiß, dass es Pepper ist, der genau weiß, was sich gerade in meinem Kopf abspielt. Mein Blick wandert zu ihm und er schaut mich nachdenklich an. 

"Es wird alles gut, Momo." Jetzt versucht er auch noch Seelenklempner zu spielen.

"Das sagt sich so leicht." 

"Aber es ist so, Momo. Es wird alles gut. Ich bin mir sicher, dass wir deinen Vater finden werden. Ich werde dich begleiten und wenn es mich meine sieben Leben kosten wird. Niemals lasse ich dich im Stich, darauf kannst du wetten. Es ist erstaunlich, wie man einen Menschen wie dich, in so kurzer Zeit lieb gewinnen kann, auch wenn er einige Macken in sich trägt. Die hat jeder. Leute ohne Macke sind Kacke. So ist es und so bleibt es auch."

Bei den Worten muss ich anfangen zu heulen. 

"Pepper... deine Worte wirken Wunder.", sage ich, das Schluchzen unterdrückend. 

"Ach...", gibt er nur von sich, als wäre das selbstverständlich. 

Ich kann nicht anders. Ich bin so dankbar, diese Worte zu hören, dass ich ihn hochhebe und an mich drücke. 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  silvernemia
2015-03-17T17:14:15+00:00 17.03.2015 18:14
Ich weiß zwar nicht, wie man nach so was lachen kann, aber ich machs trotzdem XDXDXD
Ich liiiiieeeebe diese FF, schreib bitte, bitte ganz schnell weiter^^
Antwort von:  Robinchen_
02.12.2015 21:23
Das freut mich sehr, dass dir meine Geschichte, so gut gefällt 😊 Ich versuche dieses Wochenende das 10. Kapitel fertig zu kriegen.


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