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Das dritte Gebot

DMxHG - Romanze, Krimi, Dystrophie, P18
von

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In Gefangenschaft

Hallo ihr Lieben!
 

 

Bevor es wieder zwei Wochen oder so dauert, dachte ich mir, ich poste etwas früher.

Vielen Dank für die Kommentare an ikari, Mei und EL-CK ;-*
 

 

LG

Mel

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22. In Gefangenschaft

 

Hermione versuchte sich dessen bewusst zu werden, dass sie sterben musste. Es gelang ihr überhaupt nicht, denn der kuriose Hormoncocktail, der sie permanent pisackte, ließ sie glauben, dass die Welt ein rosa Wattebausch war. Das letzte Stadium der Schwangerschaft ließ Hermione die Realität um sie herum vergessen. Sie schwelgte in ihren Tagträumen und lag stundenlang im Bett herum. Immer wieder malte sie sich aus, was passiert wäre, wenn die fehlerhafte Verwandlung schon früher stattgefunden hätte. Wenn Ginny nicht involviert gewesen wäre. Draco hätte sie ohne mit der Wimper zu zucken ins Jenseits befördert, dessen war sie sich sicher. Doch unter all den Verwirrungen und Verstrickungen war alles immer zu ihren Gunsten verlaufen. Auch wenn sie oft am zweifeln war und schon vermutete, dass sie aufgeflogen wäre, es fand sich immer ein Ausweg. Und Hermione war sich sicher, dass es auch jetzt einen Ausweg geben würde.

 

Alles wird gut, Mami.

 

Es war seltsam ungewohnt, sich nicht mehr verwandeln zu müssen. Den echten Babybauch vor sich hertragen zu können und nicht ein modifziertes Zaubertrugbild. Hermione genoss die Freiheiten, die Draco ihr trotz allem noch großzügig gestattete und konnte immer weniger glauben, dass er nichts für sie empfinden sollte.

 

Papi liebt uns, Mami.

 

Draco hatte Hermione lediglich verboten das Haus zu verlassen. Bis zur Geburt konnte sie sich frei im Haus bewegen und unbehelligt ihren Vorbereitungen nachgehen. Hermione konnte nicht anders, als davon auszugehen, dass Draco ebenfalls ein Minimum an Gefühlen für sie hegte. Natürlich stand er nicht in Flammen der Liebe, nach all dem was geschehen war. Doch so wie er sich verhielt und mit ihr redete, wenn sie sich über den Weg liefen, konnte man schon so etwas wie unterschwellige Gnade und Fürsorge hinein interpretieren.

 

Ich liebe ihn auch.

 

Hermione sah sich dazu getrieben Dracos Nähe zu suchen. Ihr Körper verzehrte sich nach ihm und ihre Seele, und sie war sich sicher, dass es ihre eigene Seele war, wollte bei ihm sein. Also tat sie das, was Draco offensichtlich ziemlich unangenehm war, nämlich mit ihm zusammen zu Essen. Anhand seiner Reaktion, als Hermione das erste Mal zum Abendessen auftauchte, konnte sie erkennen, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass sie sich freiwillig in seine Nähe traute. Seine anfängliche Distanz und Abwehrhaltung bröckelte schließlich bei jedem Essen und jedem fast zufälligem Zusammentreffen.

 

„Hat meine Frau schon so sehr von dir Besitz ergriffen, dass du es nicht ohne mich aushalten kannst?“, witzelte Draco eines Abends, doch Hermione spürte seine Unsicherheit. Er wusste nicht, wie er mit ihr umgehen sollte!

 

Hermione trug sein Kind unter dem Herzen und die Seele seiner Frau in ihrem Geiste. Sie war kostbar und würde erst ihren Wert verlieren, wenn das Kind geboren wäre. Und Lady Malfoy... Draco hatte sie am Ende geliebt, wie er gesagt hatte. Er liebte seine Frau mit dem Wesen von Hermione. Doch offensichtlich konnte er nicht Hemione mit dem Wesen seiner Frau lieben.

 

Verständlich.

 

„Ich habe Hunger“, antwortete Hermione lächelnd und setzte sich auf ihren Platz ihm gegenüber, welchen sie bereits seit mehreren Monaten einnahm. „Nur weil ich bald sterben werde, habe ich keine Lust mich jetzt schon aufzugeben.“

 

„Das hast du noch nie getan“, meinte Draco nachdenklich und kaute auf einem Stück Brot herum. Sein Blick hing leer im Raum herum und Hermione durchflutete es warm bis in jede Pore.

 

„Nein“, Hermione griff nach der Kanne Tee und schenkte sich ein. „Ich habe nichts zu verlieren, Draco. Egal was geschieht. Ich freue mich auf das Baby und hoffe, dass ich noch genug Ichselbst sein werde, um mich daran zu erfreuen.“

 

„Hast du Angst, dass meine Frau dich wieder heimsuchen wird?“

 

„Ja“, Hermione blickte auf in seine grauen Augen. „Schreckliche Angst. Aber noch mehr Angst habe ich davor, so zu werden wie sie. Das möchte ich dem Kind ersparen.“

 

Draco schwieg und trank grübelnd seinen Tee. Es war offensichtlich, dass ihn eine Menge Themen beschäftigten. Die Ränder unter den Augen und die feinen Falten in den Lidwinkeln sprachen Bände.

 

„Erinnerst du dich noch an unsere Gespräche?“, fragte er schließlich vorsichtig, fast schon scheu.

 

„An jedes einzelne Wort.“

 

„Natürlich, sonst wärst du ja nicht Hermione Granger“, Draco lachte hilflos auf und ließ sich in den Stuhl zurück fallen. „Was ging damals in dir vor, als ich dir im Labor gesagt habe, dass ich mich in meine Frau verliebe? Unwissend, dass du es die ganze Zeit gewesen warst?“

 

Hermiones Bissen blieb ihr im Hals stecken und sie trank einen großen Schluck Tee, verschluckte sich vor lauter Aufregung und hustete hektisch ab.

 

„Ich wollte den Plan abbrechen“, flüsterte sie betreten und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. „Aber dann war es zu spät.“

 

„Abbrechen?“, Draco runzelte die Stirn. „Du warst doch diejenige, die mir in der AFAM noch Mut zugesprochen hatte?“

 

„Natürlich habe ich das!“, Hermione legte ihr Messer beiseite. „Ich wollte dir nie weh tun, Draco. Und davon ausgehend, dass dieser dämliche Plan gut ausgeht, hätte ich dir da sagen sollen, dass es ausweglos ist? Dass du dich in eine falsche Persönlichkeit verliebt hast? Was meinst du, wie deine Frau reagiert hätte, wenn du plötzlich aufgegeben hättest?“

 

„Für diesen Fall hatte sie ja anscheinend Vorsorge getroffen“, murmelte Draco betreten und schaute in Hermiones gerötetes Gesicht. „Sie muss ja irgendwann davon ausgegangen sein, dass du bei mir geblieben wärst, selbst wenn die Schwangerschaft bei ihr nicht eingetreten wäre und die Ehe annuliert worden wäre.“

 

„Es sieht ganz so aus“, seufzte Hermione. „Ich weiß allerdings nicht, wann sie den Horkruxzauber auf mich gewirkt hatte, falls du das meinst. Sie hatte mir auf Malfoy Manor angedroht, mich während der Geburt ausbluten zu lassen und hätte so ihren Seelenteil wieder ohne Probleme befreien können.“

 

„Ich wüsste zu gerne, was sie damit bezweckt hatte“, Draco verschränkte die Arme vor der Brust. „Dieses ganze Babykomplott macht mich wahnsinnig. Zumal ich nicht weiß, ob ich nun mit dir rede oder mit meiner hinterhältigen Frau.“

 

„Was wäre dir denn lieber?“, wagte Hermione zu fragen und spürte erneut das Blut in ihre pochenden Wangen schießen.

 

„Ich glaube, das ist situationsabhängig“, umging Draco elegant einer verfänglichen Antwort und Hermione akzeptierte für den Moment seine Distanziertheit. Ach, wenn es doch wie früher sein könnte!

 

„Du sagtest, du erinnerst dich an jedes einzelne Wort?“, nahm er den Faden wieder auf.

 

„Ja.“

 

„Du hast mich damals nicht angelogen, als du mir sagtest, dass du alles dafür tun würdest, um ein Baby bekommen zu können.“

 

„Nein, ich habe dich nicht angelogen.“

 

Draco betrachtete Hermione mit ausdruckslosem Blick und sie hätte zu gerne gewusst, was in seinem Kopf alles vorging.

 

„Nein, das hast du nicht“, flüsterte er. „Du hast dich selbst aufgegeben, und noch viel mehr opfern müssen. Und du hast gegen deine eigenen Prinzipien verstoßen und mit einem Mann geschlafen, den du nicht liebst.“

 

Hermiones Herz machte einen Aussetzer und ein verräterisches Kribbeln durchzog ihren Körper. Dracos Blick bohrte sich in ihren und Hermione spürte einen wohligen Schwindel in sich aufsteigen.

 

„Das habe ich nicht“, wisperte sie mit einem gewaltigen Kloß im Hals.

 

Das Blut hämmerte durch ihren Kopf und der Schwindel drohte, sich in eine Ohnmacht zu verwandeln. Hermiones Herz lief nach dem Aussetzer in einem Höllentempo einen ganzen Marathon und sie musste mindestens drei Mal zwinkern, um Dracos undurchschaubare Maske wahrnehmen zu können. Er presste den Kiefer fest aufeinander und seine Muskeln traten angespannt hervor, während er Hermione mit einem unbeschreiblichen Blick taxierte.

 

„Du glaubst an die Liebe“, sagte Draco mit kratziger Stimme. „Dass Liebe entstehen kann, wo keine Liebe möglich ist.“

 

„Grundsätzlich ist alles möglich“, hauchte Hermione und griff ebenfalls ihre damaligen Worte erneut auf. „Unmögliche Dinge werden wahr - sind wahr geworden! - warum also sollte gerade die Liebe nicht wahr werden können?“

 

Hermione fühlte sich, als ob ein gigantisches Feuerwerk in ihrem Inneren gezündet wurde. Vom Kopf bis zu den Füßen explodierten lauter kleine elektrische Impulse und setzten sie in eine nie gekannte Euphorie. Es schien ihr, als würde sie in der Luft über dem Stuhl schweben, so leicht war ihr plötzlich.

 

„Dann habe ich doppelt gewonnen“, keuchte Draco außer Atem und stieß sich aus dem Stuhl heraus, umrundete den Tisch und war binnen Sekunden an Hermiones Seite. Hatte sie noch für einen Moment geglaubt, er würde nun fluchtartig den Salon verlassen wollen, umso überwältigender war seine plötzliche Nähe für sie. Hermione fühlte, wie er ihr Gesicht behutsam in seine Hände nahm und sich vorbeugte, um sie zu küssen.

 

Als sie seine Lippen spürte, seine Hände in ihren Nacken wanderten und die Welle des Glücks ihren Körper flutete, glaubte Hermione im Himmel angekommen zu sein. Sie zerfloss vor Hingabe und erwiderte leidenschaftlich seinen Kuss, schlang die Arme um Dracos Nacken und zog ihn dicht an sich heran, bis sie ihr Innerstes singen hörte.

 

„Du weinst“, raunte er an ihren Lippen und strich zärtlich eine verirrte Haarsträhne aus ihrem Gesicht.

 

„Du auch“, wisperte Hermione und legte ihre Stirn an seine. Schweigend verharrten sie, und Hermione konnte nicht sagen, wie lange sie diese glückselige Ewigkeit genossen haben.

 

Als der Schatten hinter Hermiones Augen herein brach, schienen alle physikalischen Gesetze der Vergangenheit anzugehören. Die Welt um sie herum drehte sich und Hermione stand kopfüber an der Decke des Salons. Verwirrt blickte sie um sich, als sie ein lautes Schuhklackern vernahm. Durch die Tür unter ihr betrat Lady Malfoy stolzerhobenen Hauptes den Raum und ließ sich erhaben in einen großen Sessel sinken. Lächelnd blickte sie zu Hermione herauf und eine massive Kälte kroch durch ihren Körper.

 

Sieh an, Miststück“, meinte Lady Malfoy im zuckersüßen Tonfall. „Kannst du immer noch nicht die Finger von meinem Mann lassen?“

 

Hermione hätte gerne geantwortet, doch konnte sie ihre Lippen nicht bewegen. Sie schien an der Decke festgefroren zu sein, wie ein riesiger Eiszapfen, denn rühren konnte sie sich auch nicht mehr.

 

Du glaubst, die Situation sei aussichtslos, doch das ist sie nicht“, Lady Malfoys Lächeln wurde breiter. „Zumindest nicht für mich.“

 

Hermione runzelte die Stirn und blickte skeptisch zu der wahnsinnigen Frau hinab. Ihre Seelen steckten beide in einem todgeweihten Körper, was redete sie also für einen Unfug?

 

Wie gut, dass ich ab und an die Kontrolle übernehmen kann, sonst wäre schon längst alles den Bach runter gegangen“, säuselte Lady Malfoy. „Mein Mann, der liebestrunkene Troll, wird nun alles daran setzen, dass er dich behalten kann. Glaub mir, ich weiß wie dieser weichgespülte Pseudo-Todesser tickt.“

 

Andächtig faltete Harmony Malfoy die Hände in ihrem Schoß und blickte Hermione mit ihren toten Augen entgegen. Eine dicke Gänsehaut kroch Hermione über den ganzen Körper und ließ sie erschaudern.

 

Das Schöne an der Sache ist, mein kleines Schlammblut, dass dein Körper für meine Seele erhalten bleibt. Das hast du gut gemacht“, Lady Malfoy nickte mit dem Kopf und Hermione sauste ungebremst auf den Boden. Sie schlug hart vor Lady Malfoys Füßen auf und ein stummer Schrei entwich ihrer Kehle.

 

Du fragst dich sicher, warum ich das alles getan habe, richtig?“, fragte Harmony Malfoy mit bedauerlichem Unterton und beugte sich zu Hermione vor. „Dass du nicht darauf gekommen bist, ist mir schleierhaft, wo du doch so eine kluge Biohazardsklavin warst.“

 

Lady Malfoy erhob sich und umrundete Hermione, die sich langsam aufrappelte.

 

Ich wäre töricht gewesen, wenn ich mich nicht dir gegenüber abgesichert hätte, du Mistbrut“, grollte die Lady und stieß Hermione wieder zu Boden. „Alles deutete darauf hin, dass es eine Verbindung zwischen dir und meinem Mann gab, die immer tiefer und inniger wurde. Ich bin nicht so dumm, wie du vielleicht denkst, kleine Hure.“

 

Hermione blickte erschrocken zu der geisterhaften Schreckgestalt auf, die mit bösem Blick vor ihr stand. Die Angst jagte durch Hermiones Verstand und am liebsten hätte sie die Augen aufgeschlagen, um aus diesem Alptraum zu erwachen.

 

Die Gespräche, die gemeinsame Vergangenheit und dann die Intimitäten“, zischte Lady Malfoy. „Dein Plan hätte klappen können, Schlammblut. Aber du hättest eine miserable Kopie meiner Selbst abgegeben.“

 

Das sphinxartige Lächeln kehrte auf Lady Malfoys Gesicht zurück und Hermione bebte innerlich vor Anspannung.

 

Nun denn“, meinte sie fröhlich und ging vor Hermione in die Knie. „Bald bist du verschwunden und ich werde bleiben. So ist das, wenn man immer mit der Dummheit der anderen rechnet, aber nie mit deren Überlegenheit.“

 

Hermione schlug die Augen auf und blickte in Dracos verwundertes Gesicht. Tränen rannen ihr unaufhaltsam über die Wangen und ihr Körper zitterte.

 

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Draco und griff nach Hermiones unruhiger Hand. „Ich weiß, es kommt alles so plötzlich und ich bin selber auch etwas neben der Spur.“

 

„W-wie bitte?“, stammelte Hermione mit kratziger Stimme. Ihr Hals war so trocken, als ob sie tagelang nichts getrunken hätte.

 

„Wie fühlst du dich?“, sorgenvoll blickte er in ihre Augen. „Haben dich meine Küsse so sehr um den Verstand gebracht?“

 

Hermione lächelte und wischte sich die Tränen aus den Augen.

 

„Das haben sie, in der Tat!“

 

„Ich werde Ginny informieren“, seufzte Draco und führte Hermiones Hand an seine Lippen. „Wenn ich schon eine Akte fälschen muss, dann kann ich auch noch eine weitere Akte anfertigen. Schließlich benötige ich eine neue Frau mit passendem Erbgut. Das heißt, falls du es mit mir und unserem Kind zusammen in dieser schrecklichen Welt aushalten kannst.“

 

Das Hochgefühl, welches Hermione eigentlich übermannen sollte, stellte sich nicht ein. Perplex starrte sie Draco an und erinnerte sich an ihre Vision. Lady Malfoy hatte einen sehr vorausschauenden Plan ausgearbeitet. Hermione ärgerte sich maßlos. Sie ärgerte sich über sich selbst, über ihre Leichtgläubigkeit und über ihre Dummheit. Nun würde am Ende tatsächlich Lady Malfoy triumphieren und alles bekommen.

 

Ich zerstöre Dich, dein Innerstes, dein Alles! Das was du mir genommen hast, werde auch ich dir nehmen!

 

„Du willst mir eine Reinblutakte fälschen?“, Hermione schnürte es die Kehle zu.

 

„Ich habe eh schon Hochverrat begangen, Hermione. Da kommt es auf ein paar weitere Ausrutscher nicht an.“

 

„Ich bin der Horkrux für die Seele deiner Frau“, erinnerte Hermione und biss sich nervös auf die Lippen. „Selbst wenn du all das für mich tust, Draco, so wird sie eines Tages die Oberhand gewinnen und an meiner Stelle in diesem Körper leben.“

 

„Deswegen holen wir Ginny mit ins Boot, sie wird uns helfen können“, Draco strotzte mit einem Mal vor Zuversicht. Hermione runzelte die Stirn und hätte ihm am liebsten von ihrer Vision erzählt. Dass er genau das tat, was seine Frau vermutet hatte. Doch sie konnte nicht.

 

„Ginny wird uns decken, aber nichts an der Sache ändern können.“

 

„Ich experimentiere seit einiger Zeit mit Horkruxen“, gestand Draco kleinlaut und Hermiones Augen weiteten sich erschrocken.

 

„Du machst WAS?“

 

„Nun ja“, druckste er herum. „Meine Liefereinheiten sterben ja sowieso, also ist mein Seelenanteil immer wieder frei.“

 

„Du verstrickst deine Seele in schwarzmagische Zauber?“, Hermiones Stimme wurde schrill und eine unbeschreibliche Panik griff nach ihr. „Lass das auf der Stelle sein, Draco, ich flehe dich an! Denk an das Kind, es braucht seinen Vater!“

 

„Mir passiert schon nichts“, beruhigte er Hermione, die kopfschüttelnd vor ihm saß. „Ich habe alles unter Kontrolle. Ich berechne eine neue Formel, die es möglich macht, die Horkruxverflechtungen zu lösen. Die Seelen zu trennen, bevor sie miteinander verschmelzen.“

 

„Es ist zu spät, hörst du?“, Hermiones Augen füllten sich wieder mit Tränen. Tränen der Rührung und der Aussichtslosigkeit. „Du musst mich sterben lassen, wenn es soweit ist. Sie hat meine Seele schon in der Gewalt.“

 

Draco betrachtete Hermione schweigend und strich geistesabwesend über ihre Finger. Ihre Hände griffen ineinander und sie hielten sich aneinander fest.

 

„Du glaubst an die Liebe“, meinte Draco schließlich. „Dann glaube auch an mich.“

 

Papi liebt uns, Mami.

 

Hatte Hermione einst angenommen, die schönste Zeit ihres Lebens bereits erlebt zu haben, so wurde sie nun eines Besseren belehrt. Sie durfte das Stadthaus zwar immer noch nicht verlassen, doch in Anbetracht der Tatsache, dass sie sich kaum noch ohne Schmerzen fortbewegen konnte, war dies nicht sonderlich schlimm. Hermiones Bauchumfang nahm von Tag zu Tag weiter zu, denn auf den letzten Metern wuchs das Baby unaufhaltsam. Ab und an glaubte Hermione bereits vereinzelte Wehen zu spüren, doch die Schmerzen vergingen so schnell, wie sie auch gekommen waren.

 

Die Zeit, die sie mit Draco zusammen verbrachte war so intensiv wie noch nie. Wie Frischverliebte turtelten sie herum und Hermione bekam Emotionen und Seiten von Draco zu sehen, die sie selbst als Lady Malfoy nicht offenbart bekommen hatte. Er lachte viel, tanzte mit ihr spontan durch die Flure, nur um die dann vor Anstrengung schnaufende Hermione auf die Arme zu heben und in ihr gemeinsames Bett zu tragen. Die Nächte verbrachten sie aneinander geschmiegt in inniger Umarmung und Hermione hätte sich im Traum nicht vorstellen können, dass ihre Liebe zu Draco noch stetig weiter wachsen konnte.

 

Ich liebe ihn auch.

 

Wäre nicht immer der Gedanke an Lady Malfoys Seele, die in ihr lauerte, so wäre Hermione vollends vor Liebe aufgeblüht. Doch sie traute der Ruhe und dem Frieden in ihrem Geiste nicht. Sie ermahnte sich häufig zur Vorsicht und rief sich zur Besinnung zurück. Es war gefährlich und es konnte jederzeit passieren, dass Hermione sich selbst verlor.

 

Gib die Hoffnung nicht auf, Mami.

 

Als Ginny das nächste Mal durch den Kamin rauschte, konnte sie nicht anders, als Hermione heulend in die Arme zu fallen. Hermione und sie steigerten sich gegenseitig so sehr in ihre Glückseligkeit hinein, dass Draco kopfschüttelnd die Halle verließ.

 

„Lasst das endlich, sonst überleg ich es mir nochmal anders mit der Akte und so!“

 

Ginny prüfte akribisch die Zaubereiverknüpfungen, die Hermione umfassten. Immer wieder kribbelte es oder es durchzog Hermione wie ein leichter Stromstoß.

 

„Ich bin auf diesem Gebiet leider keine Expertin, Hermione“, knirschte sie verbissen. „Ich bin ehrlich gesagt ein totaler Amateur, aber wir können keine Hilfe von Außen holen.“

 

„So schlimm ist es nicht“, versichterte Hermione. „Ich finde es ziemlich faszinierend, was die Magie für Fortschritte in jeder Hinsicht machen konnte. Und schau, am Ende sterbe ich einfach nur.“

 

„Sag nicht so einen Mist“, knurrte Ginny und scannte sie erneut mit konzentrierter Miene ab. „Ich tue es ungern, aber ich glaube mir bleibt keine andere Wahl.“

 

„Was meinst du?“

 

„Wäre es dir Recht, mir Einblick in deine Erinnerungen zu gestatten?“

 

„Meine Erinnerungen?“, Hermione blickte Ginny zweifelnd und mit unangenehmem Bauchgefühl an.

 

„Irgendwann muss Lady Malfoy den Seelenzauber über dich geflochten haben, Hermione. Ich möchte wissen, wann und wie, sonst kommen wir nicht weiter.“

 

„Das Wann weiß ich auch nicht“, schluckte Hermione unbehaglich. „Ich habe es ja nicht einmal mitbekommen, bis du den Horkrux aufgespürt hattest.“

 

„Ich vermute, es war an dem Tag, an dem sie starb“, Ginny überflog die Ergebnisse der Untersuchung und bestätigte sich selbst nickend. „Die freigesetzte Energie und die magischen Partikel deuten auf einen Tumult hin. Kannst du dich mit mir in deine Erinnerung begeben?“

 

„Ich soll mir den Mord ein weiteres Mal antun?“, Hermione schluckte schwer und prompt zogen die verdrängten Bilder vor ihrem inneren Auge vorbei.

 

„Es ist die einzige Chance“, erklärte Ginny. „Denn der Horkruxzauber wurde nicht über dich gesprochen. Lady Malfoy muss auf andere Art und Weise einen Horkrux aus dir gemacht haben, und solange ich nicht weiß, wie sie das getan hat ...“

 

„Nun gut“, meinte Hermione. „Sag mir, was ich tun soll.“

 

Ginny griff in ihre Tasche, zog eine kleine Kugel heraus und legte diese auf den Tisch. Hermione betrachtete fragend das kleine, unscheinbare Ding, doch bevor sie anfangen konnte darüber nachzudenken, verwandelte sich das Objekt in eine große, beckenartige Schüssel.

 

„Mein Taschendenkarium“, grinste Ginny. „Die beste Erfindung für Ermittler meines Ranges, die es je gegeben hatte. So kann ich Zeugen direkt am gedanklichen Tatort vernehmen, Situationen miterleben und bewerten.“

 

„Beeindruckend!“

 

„Bitte lege deine Informationen hier ab, Hermione“, Ginny legte ihre Zauberstabspitze an Hermiones Schläfe und entzog ihr langsam einen langen Faden silbriger Erinnerung. Wirbelnd verschwand der Strang im nebeligen Nichts der verzauberten Schale. „Nach dir.“

 

Hermione beugte sich nach vorne und rauschte mit Ginny zusammen hinab in ihre eigenen Abgründe. Der Rauch um sie herum wurde dichter, bis er sich schließlich lichtete und den Flur im Manor preis gab. Hermione sah sich selbst, wie sie mit gezücktem Zauberstab die wütende Furie mit dem Kaminschürhaken in Schach hielt.

 

„Du hattest ihren Stab unter Kontrolle? Respekt!“, raunte Ginny und schritt ungeniert an Lady Malfoy heran, während Hermione befremdlich in ihrer eigenen Gedankenwelt, wie festgenagelt da stand.

 

Der Schürhaken fiel klappernd zu Boden und Hermione hörte Lady Malfoys leiernde Lügen: „Du hast Recht, Schlammblut. Ich muss wieder unter die Leute gehen. Ich drehe hier noch durch.“

 

Ginny beobachtete Lady Malfoy wie eine sprungbereite Löwin, die ihr Mittagessen vor sich sah. Ihre Augen waren zu Schlitzen verengt und huschten von einem Detail zum nächsten. Als Lady Malfoy anfing, an ihrer Robe zu nesteln, ging Ginny in die Hocke und gab Hermione ein Zeichen, dass sie sich nun in keinem Fall rühren sollte.

 

Ich werde morgen meinen Bauch verzaubern und mich in der Stadt ablenken gehen. Gib mir den Zauberstab und geh dann auf dein Zimmer, Schlammblut. Ich lasse dich jetzt in Ruhe.“

 

Lady Malfoy ging auf Hermiones Gedanken-Ich zu und war bereit, ihren Zauberstab wieder in Empfang zu nehmen, als das plötzliche Handgemenge mit einem Dolchstoß in Gang geriet. Ginny eilte wie ein Ringrichter um die kämpfenden Frauen herum und saugte sämtliche Informationen in sich auf. Grüne Blitze schossen unkontrolliert durch den Flur und stoben durch Ginny und Hermione, ohne ihnen etwas antun zu können. Lady Malfoy wurde in einen Wandteppich gedrückt und von Hermione gebissen, die mit dem Zauberstab in der Hand zurück hechtete und den Dolch aus ihrer Schulter zog. Klirrend fiel der kleine Dolch auf den Boden und entzog sich jeglicher Aufmerksamkeit, während der letzte, für Lady Malfoy verhängnisvolle Todesfluch aus der Zauberstabspitze schoss. Sie fiel leblos hintenüber und Hermione erstarrte verschreckt in ihrer Bewegung.

 

„Danke, ich habe genug gesehen!“, Ginny nahm Hermiones zitternde Hand und zog sie hinter sich her aus dem Denkarium. Fürsorglich bettete Ginny die mitgenommene Hermione auf einem Sofa und reichte ihr eine Tasse Tee. „War es so schlimm?“

 

„Ja“, Hermione fühlte sich genau so zerschlagen, wie damals. „Was konntest du herausfinden?“

 

„Es muss der Dolch gewesen sein.“

 

„Der Dolch?“

 

„Ein verzauberter Dolch, Hermione. Ich vermute, dass der Dolch ihr ursprünglicher Horkrux war, höchstwahrscheinlich durch den Mord an Snape entstanden, und sie ihn so modifiziert hatte, dass der Zauber bei Benutzung auf das Opfer, in diesem Falle dich, überging.“

 

„Sowas geht?“

 

„Nichts ist unmöglich, Hermione“, Ginny schaute sie herausfordernd an. „Magie ist Macht, schon vergessen?“

 

„Nein“, antwortete sie mit trockenem Mund und ließ sich von Ginny die Erinnerung zurück geben. Das Denkarium schrumpfte zurück in seine Kugelform und Ginny steckte es zurück in ihre Tasche.

 

„Ich werde den Dolch beschlagnahmen und untersuchen lassen. Vielleicht kann man ja den Zauber rückgängig machen und Lady Malfoys Seele in die Klinge transferieren. Die Rumpfseele dürfte dann nicht erneut einen Körper beschlagnahmen können. Und wenn wir den Dolch dann noch vernichten, bist du sie für alle Ewigkeiten los, Hermione.“

 

„Ich danke dir aus tiefstem Herzen“, sagte Hermione und spürte grenzenlosen Hass in sich aufwallen. Sie würde Ginny Nott Verderben bringen und konnte sich nicht dagegen wehren. „Danke für deine Hilfe, Ginny.“

 

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Das nächste Kapitel heißt „Mutterglück“.
 

 

Bis dahin ;-)



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SkykoCherry
2015-08-22T20:17:57+00:00 22.08.2015 22:17
wunderbares Kapi *^* bin einfach begeistert und habe die worte einfach nur aufgesogen
Antwort von: abgemeldet
27.08.2015 14:49
Danke schön ^^ja im Moment ist es etwas schmalzig hihi
Von:  Mei2001
2015-08-18T13:03:01+00:00 18.08.2015 15:03
Super Kapi!!
Antwort von: abgemeldet
27.08.2015 14:49
Danke schön ^^
Von:  EL-CK
2015-08-18T09:56:13+00:00 18.08.2015 11:56
Hoffentlich klappt alles und.... aber ich befürchte, ich werde mich noch etwas gedulden müssen ;)
Antwort von: abgemeldet
18.08.2015 14:15
Geduld ist nicht deine Stärke, was? =)
Antwort von:  EL-CK
18.08.2015 14:40
Kommt drauf an. ... XD
Von:  Sanguisdeci
2015-08-18T06:25:57+00:00 18.08.2015 08:25
*mitschwelg* Ein sehr schönes Kapitel. Ich bin gespannt, wie es weiter geht und ob sie es schaffen, alles noch zum "Guten" zu wenden =)
Antwort von: abgemeldet
18.08.2015 14:15
Huhu danke schön ^^ Was meinst du denn mit "gut" … was wäre denn gut? ;-) LG
Von:  ikari
2015-08-17T23:51:13+00:00 18.08.2015 01:51
Was für ein schönes Kapitel! Hast du Klasse gemacht! Das schnelle Update war die Sahne oben drauf:).
Hoffe diese an Hermine nagende Schlange von Seele kommt in den tiefsten Höllenschlund. Nicht auszudenken wie solch jemand ein Kind erziehen würde...
Schön das Draco und Hermine sich ihrer Gefühle offenbaren.
Lieben Gruß
Ikari
Antwort von: abgemeldet
18.08.2015 14:14
Huhu!
Danke danke ^^
Gern geschehen… ja irgendwie muss diese Bestie noch ihr Fett weg kriegen… da gebe ich dir recht… Und Draco und Hermione? Tja… eigentlich waren sie sich ihrer Gefühle für einander schon lange bewusst… doch die ganze Situation und nun das Wissen um die Wahrheit hat es natürlich nicht einfach gemacht… wie Draco schon sagte, er liebte seine Frau und nun weiß er, dass er die ganze Zeit Hermione geliebt hatte… und natürlich muss er zunächst mit sich ringen und über seinen Schatten springen… ach naja… bis demnächst ;-)


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