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Das dritte Gebot

DMxHG - Romanze, Krimi, Dystrophie, P18
von

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Der Fehler

Hallo liebe Leser ;-)

 

Heute geht es sehr spannend und etwas gruselig weiter. Macht am besten das Licht an.

 

Besonderer Dank an EL-CK fürs Kommentieren!!!

 

Musikempfehlung: Lana del Rey – Summertime Sadness
 

 

Viel Vergüngen

Eure Mel
 

 

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17. Der Fehler

 

Das Schicksal meinte es nicht gut mit Hermione Granger.

 

Die nächsten drei Tage war Draco wie vom Erdboden verschwunden. Hermione fand ihn weder zu Hause, noch in der Akademie für angewandte Magie. Seit Ewigkeiten hatte sie die langen Flure und sterilen Gänge der AFAM nicht mehr betreten, und doch kamen die Erinnerungen an ihre Sklavenzeit mit einer dicken Gänsehaut einher gekrochen.

 

Im St. Mungo hatte man ihn auch seit der letzten fünf Tage nicht gesehen, was allerdings nicht ungewöhnlich war, da Draco dort generell nur wöchentlich zur Analyse auftauchte. Im Gespräch mit der diensthabenden Schwester ließ Hermione unauffällig ein Teströhrchen in ihrem Ärmel verschwinden. Denn eine wichtige Komponente galt es in ihrem Plan noch zu bearbeiten: die DNA-Analyse. Wenn sie das Baby zur Welt gebracht hatte, würde niemand anderes als Draco Malfoy selbst, die DNA des Babys entnehmen und überprüfen. Wahrscheinlich würde er bei der Untersuchung vor Schreck ins Koma fallen, oder nach einer Erklärung für die verhunzte DNA suchen. Er könnte allerdings auch ganz schnell kombinieren und Hermione entlarven. Es sei denn, sie käme ihm zuvor und hatte bereits im Vorwege eine DNA Probe modifiziert oder auf dem Weg in die AFAM vertauscht oder, oder, oder.... Hermione hatte sehr viel Zeit, um über Dinge wie diese nachzudenken.

 

Zu viel Zeit.

 

Hermione zweifelte schließlich an ihrer eigenen Authentizität. Draco hatte bestimmt einen Verdacht gewittert, ansonsten wäre er nicht ohne eine Nachricht zu hinterlassen abgetaucht. Er wusste, dass sie in ihrem schwangeren Zustand vor Sorge um seine Wenigkeit zerfließen würde und er deswegen ein riesiges Donnerwetter bei seiner Heimkehr zu erwarten hatte. Wenn er denn heimkommen würde...

 

Verunsichert und verängstigt verschanzte sich Hermione in ihrem Zimmer. Sie schluckte stündlich ihren Vielsaft-Trank, denn schließlich konnte Draco jederzeit wieder auftauchen. Oder etwa nicht? Sie schlief so gut wie gar nicht und kontrollierte noch einmal ausführlich die gefälschten Arztberichte, die kopierten Sonoschalle und magischen Befunde. Es gab keinerlei Auffälligkeiten oder Beanstandungen, die ein Misstrauen hätten erwecken können. Hermione Granger machte keine Fehler.

 

Niemals.

 

Das Schicksal meinte es jedoch gar nicht gut mit Hermione Granger.

 

Als sie am vierten Abend wie benommen vor Müdigkeit durch das einsame Stadthaus schlenderte, glaubte sie, sie höre Stimmen aus Dracos Arbeitszimmer. Hermione schlich näher und legte ihr Ohr an die Tür, doch kein Laut war zu vernehmen. Vorsichtig drückte sie die Klinke herunter und steckte ihren Kopf in den dunklen Raum.

 

Hermione lauschte angestrengt und hörte weit entfernt die Hauselfen in der Küche klappern, doch immer wieder war ihr, als ob da ein Seufzen oder eine Stimme gewesen wäre. Langsam schob sie sich durch die Tür und ging mit leisen Schritten zu Dracos Schreibtisch. Er war penibel aufgeräumt - ein Zeichen dafür, dass der Chaot Draco Malfoy nicht an ihm gesessen und gearbeitet hatte. Wo zur ewigen Verdammnis steckte Draco bloß?

 

Hermione runzelte die Stirn und rieb sich unsicher über die Arme. Der Holzboden knarrte unheimlich und Hermione glaubte für einen Moment, dass Draco zurück gekommen wäre und sich hinter ihr ins Arbeitszimmer geschlichen hätte. Doch niemand außer ihr befand sich hier. Sie war eindeutig übermüdet!

Überzogen mit einer dicken Gänsehaut schritt Hermione vorbei an dem großen Globus Richtung Kamin, aus dessen Schacht sie dieses komische Seufzen vermutete. Der Wind sauste zugig umher und pfiff durch den dunklen Schornstein. Wahrscheinlich hatte sich nur ein kleines Gespenst im Schlot verfangen, das war mit allergrößter Sicherheit die Erklärung für das komische Geräusch.

 

Lumos“, wisperte Hermione und hielt den Zauberstab leicht gebückt in den Rauchabzug. Außer dem gewöhnlichen Dreck einer Feuerstelle war nichts zu sehen. Sie richtete sich auf und starrte müde blinzelnd in ihr mittlerweile vertrautes Gesicht der Lady Malfoy, welches ihr bleich aus dem Spiegel über dem Kaminsims entgegen blickte. Die Dielen knarzten hinter Hermione und mit klopfendem Herzen drehte sie sich um. Ihr Blick huschte durch den leeren Raum, doch das Seufzen drang leise und kläglich an ihre Ohren. Ruckartig flog Hermiones Kopf hin und her, der Zauberstab schwenkte sein Licht in jede Ecke und suchte vergeblich sein Ziel.

 

Das Blut rauschte in Hermiones Ohren und die Angst griff mit langen, kalten Fingern nach ihr. Am liebsten wäre sie in halsbrecherischem Tempo in ihr Bett geflitzt und unter der Bettdecke verschwunden, doch ihre Füße waren wie festgenagelt und sie drehte sich auf der Stelle.

 

Langsam huschte das Licht über die Bücherregale, die Sessel und den Schreibtisch. Das Arbeitszimmer versank in einem flackerndem Lichterspiel, welches von Hermiones zitternder Hand herrührte, die den Zauberstab hielt. Es war leer, außer ihr war niemand hier. Dessen war sich Hermione nun gewiss, doch woher kam dieses Seufzen?

 

Du bist nicht alleine, Mami.

 

Zaghaft drehte sich Hermione zurück zum Kamin und hob den leuchtenden Zauberstab. Ihre Augen hasteten über ihr schreckhaftes Spiegelbild, nur um in der selben Sekunde wie gebannt dort zu verharren. Es schnürte Hermione die Kehle zu, als sie im Spiegel sah, wie sich hinter ihr ein Schatten aus der Dunkelheit löste und näher an sie heran trat.

 

Lady Malfoy lächelte sie überlegen an und fuhr Hermiones Spiegelbild mit der weißen Hand durch die Haare. Voller Grauen beobachtete Hermione im Spiegel, wie die verstorbene Lady ihr Ebenbild betastete und ihre Hände hinab auf den schwangeren Bauch wanderten. Übelkeit stieg in Hermione auf und schützend flogen ihre Hände auf die runde, pochende Körpermitte.

 

Das Licht beschien sie nun von weiter unten und spätestens jetzt war sich Hermione sicher, dass sie Gespenster sah. Panisch blickte sie über ihre Schulter in den leeren Raum, und doch spürte sie die Berührungen an sich, die Lady Malfoys Erscheinung ihrem Spiegelbild zukommen ließ. Verwirrt und mit rasendem Puls erhob Hermione wieder den leuchtenden Zauberstab. Im Spiegel offenbarte sich ihr jedoch erneut der schreckliche Anblick von zwei Lady Malfoys, eine schwanger und verstört drein blickend, die andere geisterhaft, schlank und verzückt lächelnd.

 

Harmony. Hermione. Harmony. Hermione.

 

Hermiones Augen weiteten sich und dann ging alles zu schnell. Der Geist von Lady Malfoy zückte einen Dolch und rammte ihn der schwangeren Lady Malfoy-Hermione in den Bauch. Hermione japste nach Luft und krümmte sich dem stechenden Schmerz entgegen. Während ihrer Kehle ein greller Schrei entwich, schlenderte Lady Malfoys Heimsuchung dicht an den Rand des Spiegels und schaute auf die reale Seite hinab.

 

Heftig atmend blickte Hermione auf in das gnadenlose Gesicht der Spiegelerscheinung, die mit toten, dunkelgeränderten Augen ihr Leiden betrachtete.

 

Harmony. Hermione. Harmony. Hermione.

 

Nox!“, zischte es aus dem Spiegel und Hermione sank wild schreiend auf die Knie, umhüllt von plötzlicher, undurchdringlicher Dunkelheit. Kalte Finger legten sich überall auf ihre Haut und brachten Hermione fast um den Verstand.

 

Du bist nicht alleine, Mami. Niemals.

 

Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch mit einem Mal brannte das Licht im Zimmer und Draco stürmte laut polternd auf sie zu. Hermione schrie immer wieder laut auf, wischte hektisch mit den Händen über ihren Körper und starrte voller Furcht hinauf zum Spiegel.

 

„Harmony!“, brüllte Draco und packte sie bei den Schultern, doch Hermione gelang es nicht, sich unter Kontrolle zu bekommen. Sie versuchte immer noch die geisterhaften Berührungen von sich wegzuwischen, obwohl diese mit Einsetzen der Helligkeit schlagartig aufgehört hatten. „HARMONY!“

 

„Nein, nein, nein!“, schluchzte Hermione und ließ sich von einem sehr mitgenommen aussehendem Draco in die Arme ziehen. Ihre Situation ließ ihr keine Zeit, sich über Dracos Zustand zu wundern, sie war einfach nur froh, dass er endlich wieder da war.

 

„Wo warst du nur?“

 

Draco streichelte seiner hilflosen Frau über den Kopf und drückte sie fest an sich. „Schschsch... es ist doch alles gut, ich bin ja wieder da!“

 

„Wo warst du, warum hast du mir nicht gesagt, dass du weg bist und hast mich mit ihr allein gelassen?“, hastig sprudelten die Wörter aus Hermiones Mund, während sie sich in sein Hemd krallte und ängstlich um sich blickte.

 

„Wen meinst du damit?“, fragte Draco stirnrunzelnd und zückte alarmiert seinen Zauberstab. „War Granger wieder in deinen Träumen?“

 

„Diesmal war ich wach, Draco!“, stammelte Hermione und zitterte nun am ganzen Körper. „Ich habe Geräusche hier aus deinem Arbeitszimmer gehört und dachte, du seist wieder da. Oh, ich habe dich überall gesucht, Draco, wo warst du nur?“

 

Ein unaufhaltsamer Heulkrampf packte Hermione und ließ sie ihre Erzählung unterbrechen. Draco hielt sie fest und streichelte ihren Bauch. Dort war alles in bester Ordnung. Das Baby bewegte sich fleißig, doch der Schmerz, den Hermione verspürt hatte, war zu real gewesen.

 

„Als ich dann dem Geräusch gefolgt bin“, nahm Hermione den Faden wieder auf, „erschien sie mir im Spiegel! Sie stand neben mir, aber nur im Spiegel. Ich konnte sehen, dass sie mich berührte und ich habe es tatsächlich auch gespürt. Es war so unheimlich! Und dann hat der Geist, oder was auch immer das war, ein Messer gezückt und es in meinen Bauch gestoßen. Draco, der Schmerz war so echt!“

 

Fassungslos blickte Draco das müde Häufchen Elend vor sich an. Er strich sich grübelnd durch das zerzauste Haar und massierte sich ratlos den Nasenrücken.

„Meinst du wirklich, Grangers Seele könnte dich verfolgen?“

 

„Ja, das habe ich dir doch schon versucht zu erklären!“, wimmerte Hermione. „Ich kann es mir nicht anders erklären, Draco. Sie ist immer noch hinter mir her!“

 

„Aber warum? Sie ist doch tot!“

 

„Sie will sich an mir rächen! Weil ich ein Kind bekomme, sie will uns alles nehmen, Draco!“, Hermione unterdrückte weitere Tränen und japste wie eine Ertrinkende nach Luft. Mit zitternder Hand griff sie nach einer ihrer Phiolen und trank einen tröstenden Schluck Vielsaft-Trank. Sie spürte ein leichtes Kribbeln und beruhigte sich langsam. Draco ging indessen unruhig vor ihr auf und ab.

 

„Vielleicht ist es auch dieser Trank, der dich wahnsinnig macht“, vermutete Draco und beäugte skeptisch das Fläschen in Hermiones Hand. „Ich vertraue ihm nicht!“

 

„Dem Aufbautrank?“, fragte Hermione mit unschuldig großen Augen. „Da sind doch nur Vitamine und solch harmloser Quatsch drin.“

 

„Hast DU ihn etwa analysiert, Harmony?“, fragte Draco sarkastisch und Hermiones Gesicht überflog eine leichte Röte. Ihre Nackenhaare richteten sich alarmierend auf. Das Gespräch ging in eine Richtung, die ihr absolut nicht gefiel. Draco durfte auf keinen Fall einen ihrer Flakons in die Hände bekommen, um den Trank auf eigene Faust in seine Bestandteile zu zerlegen. Er schlenderte prüfend durch den Raum und kontrollierte nebenbei den Kaminschacht und den Spiegel. Nichts Ungewöhnliches tat sich.

 

„Natürlich nicht, Draco, aber warum sollte ich dem Doktor misstrauen, da seine Tränke es doch schon so weit bei uns gebracht haben?“

 

„Und genau deshalb bezweifle ich auch seine Harmlosigkeit“, Dracos Augen verengten sich zu Schlitzen und er sah Hermione mit einem gefährlich prüfendem Blick an. „Denn laut neusten Untersuchungen bist du überhaupt nicht fruchtbar, Harmony!“

 

Der Schreck verzog Hermiones Gesicht auf unschöne Art und Weise. Ein Adrenalinstoß jagte den nächsten durch ihren schlagartig hellwachen Körper, und Hermione fühlte eine Ohnmacht auf sich zurollen.

 

Du bist nicht alleine, Mami.

 

Er hatte es herausgefunden.

 

War Draco deshalb tagelang verschwunden gewesen und sah so mitgenommen aus? Was genau hatte er getan? Hermione zwang sich innerlich Ruhe zu bewahren, sie durfte sich nicht aus der Reserve locken lassen. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch kein Ton kam über ihre Lippen. Hermione musste immer noch die Tragweite der soeben gehörten Information verarbeiten und wusste nicht, welche Frage sie Draco überhaupt zu erst stellen sollte. Warum er Lady Malfoys DNA noch einmal analysieren musste, obwohl doch alles in bester Ordnung schien? Wieviel wusste Draco wirklich? Dies galt es zunächst herauszufinden, bevor Hermione anfing durchzudrehen.

 

Niemals.

 

Dracos Blick fixierte sie immer noch an Ort und Stelle und Hermione war unglaublich froh, dass sie vorhin in ihrem geistesgegenwärtigen Moment den Vielsaft-Trank getrunken hatte.

 

„Ich verstehe das alles gerade nicht“, stammelte sie schließlich. Sie musste dringend weitere Informationen erhalten. Dringend! „Ich soll unfruchtbar sein? Wie soll das einen Sinn ergeben?“

 

Draco ging vor ihr in die Knie und ergriff ihre Hände.

 

„Das weiß ich im Moment auch nicht wirklich, aber ich bin mir mittlerweile sicher, dass Granger ihre Finger nicht aus dem Spiel lassen konnte.“

 

Hermione blieb erneut vor Schreck die Luft weg und sie musste sich zwingen, normal weiter zu atmen.

 

„Granger? Wie kommst du darauf?“, fragte sie mit zitternder Stimme. „Das erste Gebot hat sie als Biohazard doch magisch eingeschränkt, Draco!“

 

„Sie hat sich schon damals nie an Regeln halten können“, schmunzelte Draco und Hermione wusste nicht, wie sie diese Mimik zu deuten hatte. „Es wäre jedenfalls eine Erklärung für deinen Verfolgungswahn, Harmony.“

 

„Du meinst, sie hat mich verflucht?“

 

„Wer weiß?“, seufzte Draco. „Ich denke, sie hat dich als Chance betrachtet um an ein Baby zu kommen. Mit Sicherheit hat sie nicht mit ihrem Tod gerechnet und wollte nach der Geburt irgendeine Dummheit begehen oder Ähnliches. Spätestens dann hätte ich vor Ginny Nott knieend um Vergebung bitten müssen.“

 

„Mich als Chance für eine Dummheit ausnutzen? Also vermutest du auch, dass sie uns das Baby irgendwie weggenommen hätte?“

 

„Ja, irgendwie glaube ich, steckte sie mit deinem Wunderdoktor unter einer Decke. Einer unfruchtbaren Frau zaubert man nicht so einfach ein Baby in den Bauch. Das ist höhere Magie!“

 

„Magie? Eher Manipulation!“, entrüstete sich Hermione gespielt. Sie war erleichtert, dass Draco seine Schlüsse anscheinend in eine andere Richtung gezogen hatte. Dennoch blieb ein Rest Unsicherheit, denn Draco schrammte haarscharf an der Wahrheit vorbei.

 

„Wir werden sehen. Jedenfalls möchte ich gerne einen deiner Tränke analysieren, Harmony. Denn obwohl du mehr als offensichtlich schwanger bist, geht es hier nicht mit rechten Dingen zu.“

 

Hermione nickte ergriffen und hielt sich den kostbaren Babybauch. Sie hatte, dem Himmel sei Dank, noch mehrere Flakons des unspektakulären Aufbautranks in ihrer Kommode verstaut. Diese Gebräue würden Draco in eine gedankliche Sackgasse bugsieren, und die Harmlosigkeit des Trankes bestätigen. Und ihre Situation somit weitestgehend entschärfen.

 

Papi liebt uns, Mami.

 

„Ich werde dir mehrere Proben geben“, sagte Hermione gönnerhaft. „Doch wirklich schlau werde ich noch immer nicht.“

 

„Wir werden sehen.“

 

Wie zu erwarten waren die Ergebnisse, die Dracos Untersuchungen ergaben, harmloser Natur und stellten ihn vor ein verzwicktes Rätsel. Hermione versetzte sich ganz in Lady Malfoy, und machte Draco die Hölle heiß, dass er tagelang verschwunden war und dann auch noch hinter ihrem Rücken Experimente mit ihren Genproben durchführte. Sie überspitzte die Situationen gekonnt und so dauerte es nicht lange, bis Draco das prekäre Thema erst einmal für offiziell erledigt erklärte. Hermione war sich sicher, dass er innerlich nach wie vor an der Lösung seiner DNA-Ergebnisse knobelte, doch sie war zu froh, dass nun die Freude auf das Baby wieder im Vordergrund stand. Alles lief wieder perfekt und Hermione war sich sicher, dass keine weiteren Ungereimtheiten auftreten würden. Draco würde kein Misstrauen mehr schöpfen, denn Hermione Granger machte keine Fehler. Niemals.

 

Das Schicksal meinte es gut mit Hermione Granger.

 

Nachdem Dracos Zweifel bezüglich ihres Aufbautrankes, zumindest was die harmlose Zusammensetzung anbelangte, aus dem Weg geräumt waren, konnte Hermione als Lady Malfoy richtig aus sich heraus gehen. Sie zelebrierte ihre stetig voranschreitende Schwangerschaft, wie ihre ehemalige Herrin es wohl auch getan hätte, und empfand sogar nach anfänglicher Abneigung nun so etwas wie Stolz und Freude. Sie konnte mittlerweile ansatzweise nachvollziehen, warum die Reinblütergesellschaft so ein Brimborium um die Babys machte.

 

Hermione schnüffelte nun auch nicht mehr nur oberflächlich in Lady Malfoys persönlichen Unterlagen, Briefen und Erinnerungen herum, denn das schlechte Gewissen, die Privatsphäre einer Toten zu stören, hatte sich verflüchtigt. Sie erhielt wichtige Informationen über Lady Malfoys Familie, ihrer Herkunft und ihrem bisherigen Werdegang. Seltsamerweise behelligte sie der Geist von Lady Malfoy auch nicht mehr. Es ging ihr von Tag zu Tag körperlich und geistig besser. Nachdem Hermione voller Elan beschlossen hatte, das Leben von Lady Malfoy in jedem Falle so lange wie möglich weiter zu leben, und es nach und nach in eine für Hermione freundlichere Richtung zu lenken, suchte sie freiwillig Lady Malfoys Freundinnen auf, nahm an Gesellschaften Teil und wurde wieder eine Dame der Öffentlichkeit.

 

Lady Malfoy wurde in den Monaten ihrer Abwesenheit nicht von allen vermisst, das merkte Hermione. Doch sie wurde geachtet und geschätzt und so genoss Hermione ein hohes Ansehen und überlegte, wie sie es zukünftig für sich einsetzen konnte. Dass sie die Welt nicht grundlegend verändern konnte, war ihr mittlerweile klar. Sie wollte es auch nicht mehr so dringend, wie noch vor ein paar Jahren. Hermione war glücklich mit Draco an ihrer Seite, dem Baby in ihrem Bauch und dem Vielsaft-Trank an ihrer Kette.

Hermione Granger war einfach Lady Malfoy.

 

Das Schicksal meinte es wirklich sehr gut mit Hermione Granger.

 

Eines Abends schob ihr Draco einen braunen Umschlag entgegen. Er sagte kein Wort und schaute betroffen auf seinen leeren Teller.

 

„Was ist das?“, fragte Hermione vorsichtig. Die Luft im Raum knisterte vor Spannung, und ließ alle ihre feinen Härchen aufstehen.

 

„Sieh selbst!“, meinte Draco schmallippig und schaute sie mit verschränkten Armen an. Hermione konnte sich seine abwehrende Haltung nicht erklären, also öffnete sie den Umschlag.

 

Stirnrunzelnd überflog sie die Papiere, dicht beschrieben mit Auswertungen und Ergebnissen aus DNA-Analysen. Von ihr.

 

Hermione wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht, als sie die Vergleiche las. Vor einem Jahr war das Ergebnis eindeutig „fruchtbar“ gewesen. Und dann ein paar Wochen und Monate später, alle weiteren Proben auf einmal „unfruchtbar“. Ein und dieselbe DNA. Kalter Schweiß bildete sich in ihrem Nacken und sie wagte kaum, Draco in die Augen zu blicken.

 

Er hatte sie enttarnt.

 

Aus und vorbei.

 

„Warum hast du mir nie die Wahrheit erzählt?“, fragte Draco mit schmerzerfüllter Stimme.

 

„Die Wahrheit?“, quietschte Hermione mit hochrotem Schädel. Die Aufregung tat ihr gar nicht gut. Gar nicht.

 

„Ja, das hätte alles einfacher gemacht!“, versicherte er ihr und vergrub das Gesicht in den Händen.

 

„Das sehe ich nicht so, Draco!“, Hermiones Halsschlagader pochte wie wild und vor ihren Augen flimmerte es gefährlich. Wie viel wusste er wirklich? Und was für Konsequenzen kamen auf sie zu? Warum diskutierte er noch mit ihr rum, anstatt sie auf der Stelle zu exekutieren?

 

Weil er die Wahrheit wissen will.

 

„Und deswegen hast du mir die ganze Zeit eine Lüge aufgetischt?“, fragte er gekränkt.

 

„Woher sollte ich wissen, dass du mich nicht auf der Stelle umbringst?“, Hermione griff versöhnlich nach seiner Hand und merkte, wie sehr sie doch zitterte.

 

„Dich umbringen?“, Draco war ehrlich verwundert. „Warum sollte ich das tun?“

 

„Weil ich es verdient hätte?“, schluckte Hermione und konnte die Tränen kaum noch zurück halten.

 

„Dass Snape deinen Körper vergiftet hatte, ist noch lange kein Grund für mich, dich umzubringen!“

 

Hermiones Herz machte einen Aussetzer, sie schnappte verwirrt nach Luft und versuchte das Rasen in ihren Ohren zu ignorieren. Hatte sie sich gerade verhört?

 

Snape?

 

Hermione atmete ein paar Mal tief ein und aus, und da sie nicht wusste, was Draco aus diesen Aufzeichnungen heraus interpretierte, stellte sie sich einfach so dumm, wie es Lady Malfoy wohl tatsächlich gewesen wäre. Aber offensichtlich hatte Draco eine andere Erklärung, als die, dass ihre Tarnung aufgeflogen war.

 

„Ist es nicht?“, schniefte Hermione berechnend und versuchte den innerlichen Tumult zu beruhigen, sich zu ordnen und den nächsten Schritt zu überlegen.

 

„Nein, was denkst du denn von mir?“, entrüstete sich Draco. „Das Schlimmste was dir wohl wiederfahren wäre, wäre die Scheidung von mir und der Verlust deines gesellschaftlichen Standes gewesen, Harmony!“

 

Aha. So sieht er das also!

 

„Ich hatte schreckliche Angst, Draco!“

 

„Trotzdem hättest du mir sagen können, was passiert war, dann hätte ich nicht um diesen Scharlatan trauern müssen!“

 

Jede Faser in Hermione schrie danach, Severus in Schutz zu nehmen. Klarzustellen, dass er unschuldig war und rein gar nichts für Lady Malfoys Unfruchtbarkeit konnte. Dass er zu Unrecht hingerichtet wurde!

 

Doch sie schwieg und biss sich auf die Unterlippe.

 

„Es war kein tragischer Unfall, richtig?“, schmunzelte Draco mit traurigen Augen. „Du hast Snape umgebracht, als du gemerkt hast, was er da mit dir anrichtet. So wie Granger.“

 

„Ja“, seufzte Hermione mit geschlossenen Augen. „Ich habe die Todesser des Exekutionskommandos alarmiert und ihn dann nach einer kurzen Anhörung beseitigt.“

 

Reiß dich zusammen, Hermione! Du darfst dir keine Fehler erlauben.

 

Nach einer kurzen Pause des Schweigens meinte Draco: „Ich habe ihm unsere Zukunft in die Hände gelegt. Ich habe ihm vertraut... Dich ihm anvertraut, und am Ende deine Gesundheit aufs Spiel gesetzt... es tut mir so unendlich Leid, Harmony!“

 

„Draco...“

 

„Ich verstehe es nicht, ich war immer dabei, wenn er die Tränke gebraut hatte. Er war nie unbeaufsichtigt, Harmony“, Draco nagte grübelnd an seinem Daumennagel. „Er war zurecht ein Meister seines Faches, wenn er trotz Überwachung einen Trank ins Gegenteil verkehren konnte.“

 

Hermione biss sich erneut auf die Lippe und widerstand dem Impuls, Severus bis aufs Letzte verteidigen zu wollen. Es war ihr zuwider, so über ihren alten Freund reden zu müssen. Der immer nur ihr Bestes wollte, und dessen Schicksal sie in den letzten Monaten vor lauter Babyglück fast vergessen hatte. Sie fühlte sich noch scheußlicher, als sie es sowieso schon tat.

 

Mach keine Dummheiten, Hermione!

 

„Aber es ist jetzt alles gut, Draco“, lenkte Hermione ein. „Der Doktor aus Germania hat es - wie auch immer - geschafft.“

 

Demonstrativ strich sie sich über die große Kugel. Es dauerte nicht mehr lange bis zur Geburt, das wusste sie. Noch etwa zwei Monate, dann würde ihr Traum Wirklichkeit und das größte Glück der Welt würde in ihren Armen liegen.

 

Ich freue mich auf dich, Mami.

 

„Ja“, grummelte Draco. „Das WIE interessiert mich brennend! Denn du bist und bleibst unfruchtbar. Nach jeder vermaledeiten Analyse, der Fehler ist immer da!“

 

„Heißt das, dass du mir schon wieder heimlich DNA entnommen hast?“, empörte sich Hermione und strich sich schaudernd über die Arme.

 

„Ja“, gab er kleinlaut zu, sammelte die Unterlagen ein und stopfte sie zurück in den Umschlag.

 

Draco erwartete wohl ein neues Donnerwetter, doch Hermiones von Schwangerschaftshormonen malträtiertes Gehirn war nicht auf Streit aus. Es hatte einen jener unbewussten Lichtblicke, die Logik und Transzendenz vereinten. Hermione starrte benommen an Draco vorbei und unterdrückte ihre Aufregung.

 

Harmony. Hermione. Harmony. Hermione.

 

Wie ein gewaltiges Bombarda schlug die Wucht der Erkenntnis ein. Wenn Draco ihr DNA entnommen hatte, so war diese anscheinend identisch mit der von Lady Malfoy!

 

Bin ich Lady Malfoy?!

 

Hermione konnte sich im Idealfall selbst reproduzieren, sie konnte sich in ein Perpetuum Mobile verwandeln, wenn es denn stimmte, was die Logik ihr implizierte! Sie würde von sich, in Gestalt Lady Malfoys, Haare abschneiden, im Vielsaft-Trank verwenden können und sich so bis an ihr Lebensende mit der DNA verwandeln können. In keinem Buch, welches sie gelesen hatte, stand etwas darüber, ob diese Vorgehensweise möglich war. Es wurde höchstens spekuliert, dass die Dauer der Wirksamkeit des Vielsaft-Trankes mit der Begabung des Tränkebrauers zusammenhing, und diese These konnte sie mittlerweile belegen. Der Trank wirkte von einer bis maximal eineinhalb Stunden, und Hermione war mittlerweile unangefochtene Meisterin im Vielsaft-Trank brauen. Sie hätte ihn auch schlafend perfekt hinbekommen, dessen war sie sich sicher. Aber diese DNA-Geschichte ließ sie nun nicht mehr los. Sie musste es unbedingt ausprobieren! Ihre Vorräte waren schließlich nicht unendlich und es wäre der wohl hoffnungsvollste Lichtblick in ihrem Leben, den sie jemals hatte.

 

In den nächsten Tagen setzte sie im Gewächshaus heimlich einen riesigen Kessel Vielsaft-Trank an. Die Mondphasen kamen perfekt abgestimmt und spielten ihr in die Karten. So hatte sie nach vier Wochen einen fertigen Trank gebraut. Nach ihren Berechnungen reichten die konservierten Überreste von Lady Malfoy, die sie in den endlosen Weiten ihres Perlenhandtäschchens hortete, für die nächsten zwanzig Jahre Vielsaft-Trank brauen. Sie konnte also in Ruhe ihr Kind aufwachsen sehen und das Leben genießen. Nur eine andere Erklärung für die Einnahme eines Tranks musste dann irgendwann her, aber da war Hermione schon kreativ, wenn es drauf ankommen sollte.

 

Irgendwann muss ich schließlich etwas gegen meine Falten schlucken!

 

Mit der Sicherheit der Leichenfragmente in der Hinterhand stand Hermione eines regnerischen Vormittags im Gewächshaus und schnitt sich eine lange Strähne roten Haares aus dem Nacken. Draco war heute im St. Mungo unterwegs und danach in der AFAM. Sie hatte also genug Zeit für ihr Experiment.

 

Hermione setzte sich an ihren Pflanztisch und stellte einen kleinen Taschenspiegel vor sich auf. Mit Faszination beobachtete sie die Rückverwandlung in sich selbst. Sonst verwandelte sie sich nur in ihrem magisch abgesicherten Schlafgemach zurück, wenn es dunkel war und sie zu Bett ging. Es am hellichten Tag zu tun, versetzte Hermione in kribbelige Aufregung. Zur Vorsicht stellte sie den Flakon mit dem fertigen Vielsaft-Trank vor sich hin, falls eine schnelle Verwandlung von Nöten wäre.

 

Es war schon fast ungewohnt, sich durch das buschige braune Haar zu streichen und im Spiegel zwei braune Augen zu entdecken. Ihren eigenen Mund zu berühren, statt die schmalen Lippen ihrer ehemaligen Herrin. Hermione seufzte und wandte sich dann mit klopfendem Herzen ihrem Blankotrank zu. Vorsichtig versenkte sie eins der roten Haare in der schleimigen Brühe, die den gewohnten dunkelroten Farbton annahm.

 

Die Farbe sagt noch lange nichts über die Wirkung aus, Hermione!

 

Zaghaft roch sie an dem Trank, doch er schien wie immer gelungen zu sein. Hermione nahm ein paar Schlucke und starrte gebannt in den Spiegel, auf die Verwandlung wartend. Mit rasendem Herzen sah sie, wie sie sich Stück für Stück in die unschwangere Lady Malfoy verwandelte. So wie jeden Morgen nach dem Aufstehen. So wie sie es nun jeden Morgen ihres Lebens machen würde. Und konnte. Erleichtert und berauscht von diesem Ergebnis, lächelte Hermione sich an.

 

Es funktionierte tatsächlich!

 

Prüfend betastete sie ihren Körper und schaute mit dem Spiegel, ob nicht doch etwas anders war. Doch sie glich Lady Malfoy, wie an dem Tag ihres Ablebens.

 

Jackpot!

 

Das Schicksal meinte es außerordentlich gut mit Hermione Granger.

 

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Ob Hermione wirklich ein gutes Schicksal getroffen hat? Kann sie trotz der glücklichen Wendungen ihre wahre Identität verbergen? Das nächste Kapitel heißt „Tea Time“ und wieder ein Mal wird der Dunstkreis um Hermione enger enger enger … denn nicht nur Draco fängt langsam an zu zweifeln, sondern auch Ginny und ausgerechnet Bellatrix Lestrange sind ihr dicht auf den Fersen.
 

 

LG Mel



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  EL-CK
2015-06-21T06:38:59+00:00 21.06.2015 08:38
Mit dem Fehler hätte ich jetzt gerechnet...
Ich befürchte, dasss Hermine irgendwann enttarnt wird (oder sich selbst enttarnen wird/muss)
ich freu' mich iwie schon auf Ginnys nächsten Auftritt (u.a. deshalb: "Spätestens dann hätte ich vor Ginny Nott knieend um Vergebung bitten müssen" Denn ich finde Draco deutet da was interessantes an...)
Antwort von: abgemeldet
21.06.2015 20:33
Huhu!!! Mit WELCHEM Fehler hast du denn gerechnet? =) Denn ich habe gleich mehrere Möglichkeiten eines eventuellen Fehlers in dieses Kapitel eingebaut. Für mich ergibt das natürlich Sinn, weil ich den Rest der Geschichte schon kenne XD … aber sag mir doch nochmal bitte welchen Fehler du denn jetzt meinst ;-)
Ginnys nächster Auftritt… ui ja…. da freue ich mich auch schon drauf =D Ich wette du wirst wieder mal feiern und Korken knallen lassen… aber abwarten. Und was deutet Draco denn da interessantes an? Wenn nciht hier, dann vll per ENS? Ich bin doch so neugierig!!! LG MEL
Antwort von:  EL-CK
22.06.2015 18:05
Ich find Draco deutet das was bezüglich Ginnys (eventuell Nicht-) "Veränderung" an. ;)
Antwort von: abgemeldet
22.06.2015 22:07
Ah ja,…. natürlich hat Ginny sich verändert ;-) Aber den Spruch hat er ziemlich salopp daher gesagt… das kann ich ja nun eingestehen ^^


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