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Konoha Gangs II: Game On

Das Spiel hat gerade erst begonnen
von

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Die Welt gegen uns

Sakura war über dem Mathebuch eingeschlafen. Es war schon halb neun Uhr abends. Sie hatte ein fast zweistündiges Nickerchen gemacht, nachdem sie heute zwei Stunden Naturwissenschaftsprüfung abgelegt hatte.

Erst jetzt merkte sie, warum sie aus dem Schlaf gerissen worden war: Ihr Handy klingelte. Noch schlaftrunken hielt sie sich das Gerät ans Ohr. «Ja?»

«Sakura…» Am anderen Ende der Leitung vernahm sie Ino, atemlos.

«Ino? Was ist los?»

«Es ist etwas passiert.»

Sakura fiel beinahe das Handy aus der Hand. «Was?»

«Erkläre ich dir nachher. Die Takas sind unterwegs und wir sind in fünf Minuten vor deinem Block.»

Bevor sie noch etwas sagen konnte, hatte Ino aufgelegt. Obwohl sie keine Ahnung hatte, was los war, begann ihr Herz zu rasen. Es war Mittwochabend, Tsunade war mit Shizune zum Essen verabredet. Übermorgen hatte sie ihre Matheprüfung. Alles ganz normal. Aber ihr Herz schlug wie verrückt.

Schnell zog sie sich um, von Trainerhose zu Jeans und von Schlabbershirt zu einem langärmligen, schwarzen Pullover. Draussen war es inzwischen richtig Frühling geworden.

Im Bad putzte sie sich noch schnell die Zähne, schlüpfte dann in ihre Schuhe und wollte gleich zur Tür raus, als ihre etwas einfiel. Auf ihrem Schreibtisch lag immer noch der Brief. Die Takas würden dort sein, hatte Ino gesagt, vielleicht konnte sie Sasuke den Brief unauffällig zustecken.

Schnell verschloss sie ihn und steckte ihn in ihre Tasche. Jetzt war sie bereit.

Draussen wartete bereits der schwarze Banden-Suzuki. Natürlich, sie würden mit dem Auto unterwegs sein.

Innen drin sassen Naruto, Ino, Tenten und Neji am Steuer. Naruto war inzwischen wieder auf den Beinen. Glücklicherweise war seine Schulter wirklich nur stark gestaucht gewesen. Und die Wunde auf seinem Rücken heilte gut, er hatte grosses Glück gehabt.

Nach einer kurzen Begrüssung wurde sie über die Umstände aufgeklärt: Es war haarsträubend.

Die Riots hatten ihnen eine Videobotschaft zukommen lassen, auf der zu sehen war, dass sie zwei kleine Kinder in ihr Gewahrsam gebracht hatten. Sie drohten damit, den Kindern etwas anzutun, wenn sich die Leader nicht zum vereinbarten Punkt am äusseren Stadtrand zeigten. Ihnen war schon klar, dass die Riots das taten, um die Leader aus der Versenkung zu locken. Die Möglichkeit, dass es nur eine Falle war, war hoch. Die Kinder könnten ja auch Bekannte der Riots sein oder Strassenkinder, die sie dafür bezahlten.

Sie zeigten ihr das Video und wenn Sakura gedacht hatte, dass es ein Fake war, dann waren ihre Zweifel hiermit ausgeräumt: Einer der Riots schlug einem der Mädchen hart ins Gesicht und als Sakura genauer hinsah, was bei der schlechten Qualität wirklich nötig war, erstarrte sie vor Schreck. Das konnte nicht sein.

«Das Video ist definitiv kein Fake. Ich kenne das Mädchen.»

Schlagartig waren drei Augenpaare auf sie gerichtet. «Woher?!»

Sakura erinnerte sich an den Tag, an dem Naruto und Sasuke sich vor der DDM geprügelt hatten, sie dann fortgelaufen und im Gold Park gelandet war. Dort war sie auf Moegi getroffen, ein süsses kleines Mädchen. Wie hatte sie in die Hände der Riots geraten können?

Als sie das ihren Freunden erklärt hatte, breitete sich allgemeines Schweigen aus.

«Ich verstehe nicht, wie man so tief sinken kann.», sagte Tenten trocken. «Da wundert es mich nicht, wenn die Leute eine total verbogene Vorstellung von uns Gangs haben.»

«Aber jetzt ehrlich: Die haben einen miesen Plan. Die gehen nur so weit, weil sie sich daraus einen grossen Nutzen erhoffen. Sie haben uns wieder einmal in der Hand. Aber auch nur, weil ihre Strategien dreckig sind. Auf dieses Niveau würde ich mich nie herablassen, nicht einmal, wenn wir damit die Riots ein für alle Mal loswerden könnten», brummte Naruto.

«Wo habt ihr mit den Takas abgemacht?», fragte Neji in Narutos Richtung.

«Beim alten Park in der Nähe der BZ. Bei der BZ findet dann die Sache mit den Riots statt.»

«Okay. Ich fahre den Umweg, ja?»

«Jep. Wäre ziemlich dumm, wenn die uns auf gewohntem Weg auflauern.»

Die Stimmung im Auto war gedrückt. Niemand wusste, was da am Ende der Strasse auf sie wartete. Sakura wusste nur eins: Sie mussten die Kinder da rausholen.

Bei dem alten verlassenen Park gab es zwar keine Parkplätze, jedoch einen unscheinbaren Kiesweg auf dem bereits drei andere Autos, sowie ein Haufen Motorräder warteten.

Trotz des Umstandes, dass es schon langsam dämmerte, erkannte sie Sasuke bereits von weitem.

«Bleibt im Auto, wir gehen gleich weiter.», meinte Naruto und stieg aus.

«Kann ich mitkommen?» Sakura war trotzdem ausgestiegen. Naruto sah nicht gerade begeistert aus, jedoch nickte er.

Gemeinsam mit Naruto und Sai, der gerade aus dem zweiten, ihr bekannten Auto stieg, gingen sie zu Sasuke und Deidara, die neben dem schwarzen Taka-Audi standen.

«Wie sieht’s aus?», fragte Naruto.

«Schlecht, weil das sowas von offensichtlich ‘ne Falle ist», brummte Deidara. «Ich dachte immer, ich hätte kein Niveau, aber verglichen mit denen bin ich ja Mutter Theresa.»

«Und das will was heissen», brummte Sasuke.

«Wir müssen euch noch was sagen: Sakura kennt eines der Mädchen durch eine Zufallsbegegnung und die Kleine hat nichts mit Gangs zu tun. Es ist also höchst unwahrscheinlich, dass die Kinder die Riots kennen und dass alles nur inszeniert ist. Was auch immer sie wollen, sie werden es uns sagen.»

Sasukes Blick fiel zum ersten Mal deutlich auf Sakura. «Gut zu wissen. Wir können nicht mehr, als uns da reinschicken. Aber am besten gehen wir nur mit zwei Autos, die Anderen kommen dann nach. Okay?»

Alle nickten. «Na dann, tun wir es uns an.»

Bevor Sasuke sich umdrehte, zupfte sie ihn unauffällig am Ärmel. Den Brief hatte sie bereits in der Hand und legte ihn nun in seine. «Pass auf dich auf», flüsterte sie.

Er bedachte sie mit einem liebevollen Blick, der jedes weitere Wort überflüssig machte. «Und du steigst nicht in den Wagen, der da gleich hinfährt, ja?»

Sie nickte. Das hatte ihr Naruto schon vorhin ausgeredet. Er streifte noch einmal sanft seine Hand mit ihrer, dann drehte er sich um und ging zum Audi.

Sie wäre gerne mit ihm gegangen, denn sie fürchtete sich. Nun zogen sie von Dannen und tappten in eine Falle, und das nur, weil sie keine andere Wahl hatten. Ja, sie waren gerüstet und ihre Leute waren bereit. Aber es würde gefährlich werden. So oder so.

Sie dachte an Kankuro. An Gaara und Temari, die heute nicht dabei waren.

Wie würde das enden?
 

Die Äste bohrten sich schmerzhaft in Sakuras Handflächen, als sie sich am Baum hochzog. Der Park war verlassen und dieser Baum hier würde eine gute Sicht auf die BZ ermöglichen. Es war praktisch, dass der alte Basketballplatz vom Höhenniveau her sich etwas tiefer unten befand. Von da aus sah sie zwei dunkle Flecken auf dem Platz, die vermutlich die beiden Kinder waren. Aber wo steckten die Riots? Wahrscheinlich würden die sich bis zur letzten Minute verstecken.

«Siehst du was?», hörte sie Ino von unten her fragen.

«Die beiden Kinder glaube ich, aber keine Riots.» Sie schaute wieder hin. «Unsere Autos sind jetzt da. Sie steigen aber nicht aus und fahren auch nicht auf den Platz.»

«Wäre auch nicht schlau. Könnte ja sein, dass die Riots gleich feuern.»

Sakura wäre vor Schreck fast vom Baum gefallen, sie hatte nicht bemerkt, dass sich Shikamaru zu ihr gesellt hatte.

«Musst du mich so erschrecken?»

«Natürlich.» Er grinste ein wenig, dann richteten sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen. In den Autos befanden sich neben den Leadern noch Kiba, Sai, Neji, Shino, Deidara, Sasori, Karin und Hidan.

Shikamarus Handy klingelte. «Hm?»

«Keiner da», klang es aus dem Lautsprecher. Es war Kiba.

«Die verstecken sich doch nur.»

«Nee, im Ernst, es herrscht Totenstille. Wir sind vorhin noch die Gegend abgefahren und da waren weder Motorräder, noch Autos zu sehen. Und die Kinder sterben fast vor Panik. Sehen nicht gut aus.»

«Bleibt im Auto. Mit gefällt das nicht» Shikamaru war nervös. Und Shikamaru war selten bis nie nervös.

«Die Kinder haben verbundene Augen, können uns also nicht sehen.»

«Schluss jetzt, wir gehen da jetzt auch runter mit allen Autos. Es ist mir zu gefährlich, sie da alleine zu lassen. Ich trau den Riots alles zu. Sogar Sprengsätze an diesen Kindern.»

Sakura schluckte leer. Würden sie wirklich so weit gehen?

Shikamaru sprang vom Baum und half ihr herunter, dann begaben sie sich allesamt zu den Autos und den Motorrädern.

Doch just in dem Moment meldete sich Kiba wieder. «Da ist Hinata.»

Sakura riss die Augen auf. «Hina?!»
 

Im Auto war es unheimlich ruhig gewesen, bis jetzt. Naruto starrte geradeaus. «Hinata…»

Naruto liess die Seitenscheibe runter. Hinata sah das und nickte. «Ihr sollt herkommen. Sie werden nicht auf euch feuern. Genauer gesagt sind wir hier nur zu zweit.»

«Der Andere soll sich zeigen.», forderte nun Sniper aus dem Taka-Audi.

Hinata drehte sich um und machte eine Kopfbewegung, die jemanden dazu brachte, aus den Schatten der Bäume hervorzutreten, die den Platz auf einer Seite säumten. Es war der Leader und er trug keine Schusswaffe. Nur ein Messer.

«Was zum Geier…»

«Ich traue ihr nicht, Naruto. Da können noch einen Haufen andere in der Dunkelheit hocken.»

«Seid nicht so schüchtern, Kuramas und Takas», meinte der Riot-Leader mit einer einladenden Handbewegung. «Kommt näher.»

«Sagt der, der sich bis dahin noch in den Büschen versteckt hat», rief Naruto.

«Ich kann den Kindern auch ein Messer an die Kehle halten, wenn du willst», rief der andere zurück. «Aber darauf würde ich gerne verzichten.»

Es war so. Sie hatten keine Wahl.

«Kiba, sag den anderen, sie können runterkommen, aber ohne zu schiessen und vor allem langsam.»

«Ach, die sind schon unterwegs. Aber ich sag’s ihnen noch.»

Dann stieg Naruto aus. Sasuke tat es ihm gleich. «Alles oder nichts», brummte er. Die Anderen verliessen ebenfalls die schützende Karosserie des Autos, blieben aber an Ort und Stelle.

Sie hörten, wie hinter ihnen die Autos und Motorräder ihrer Gang anrollten, als sie sich auf Platz begaben. Beide hatten sie ein Messer eingesteckt. Wer wusste schon, was die planten?

Naruto aber beschäftigte etwas besonders: Dass Hinata hier war. Wahrscheinlich sollte sie die persönliche Leibgarde des Riot markieren. Er wusste, dass die Kuramas niemals auf Hinata schiessen würden. Eigentlich wollte er nicht wütend auf sie sein, aber sie einfach hier stehend zu sehen, wie sie zuliess, dass man Kinder derart traumatisierte, schockierte ihn. Er erinnerte sich daran, wie sie Konohamaru damals behandelt hatte, liebevoll und fürsorglich. Das hier war das pure Gegenteil.

Aber er wollte nicht an ihr zweifeln, das hatte er sich fest vorgenommen. An der Sache war etwas faul, nach wie vor.

Neben ihm ging Sasuke her. Es war komisch, niemals hätte er auch nur im Traum gedacht, dass sie sich gemeinsam in so eine bescheuerte Lage bringen mussten. Für ihn war immer klar gewesen, dass nur die Takas ihn in solche Situationen hineinmanövrieren konnten und niemand anderes. Die hätten es wenigstens auf eine Art gemacht, die einer richtigen Gang würdig war – mit Stil. Stattdessen mussten sie jetzt gemeinsam nach einem Weg daraus suchen.

Er war immer noch kein Fan von Demon und verstand nicht wirklich, warum Sakura so nachsichtig mit ihm war. Er verzieh ihm nicht, dass er gegen eines seiner Mädchen grundlos handgreiflich geworden war und dann noch zu Sakura, die immer nur mehr als gut zu ihm gewesen war.

Aber er rief sich etwas stets in Erinnerung: Sakura war schlau und was ihr Gefühl anging, da hatte sie sich noch selten getäuscht. Also würde er nichts sagen. Denn für ihn war klar, dass alles hier nie mehr so werden würde, wie es einst gewesen war.

Und er wusste nicht, ob er das bedauern sollte.

Im Abstand von etwa fünf Metern zu den Kindern, die gefesselt am Boden kauerten, blieben sie stehen.

«Und jetzt?», fragte Naruto und liess dabei den Riot-Leader nicht aus den Augen.

«Na, erst einmal schön euch zu sehen. Ihr habt ja tatsächlich ein Herz.» Die Belustigung in seiner Stimme war nicht zu überhören.

«Tja, im Gegensatz zu dir haben wir tatsächlich einen gesunden Kopf», brummte Sasuke.

«Ach, die Kinder werden wieder nach Hause kommen, sobald ich mit euch fertig bin.»

«Das macht ja bestimmt alles wieder gut.» Naruto wandte sich an die Kinder. «Keine Angst, wir holen euch da raus. Was diese Gang macht ist erbärmlich.»

Die Kinder wimmerten leise.

«Ach, sei doch nicht so böse. So schlimm sind wir doch nicht.» Der Leader hatte spöttisch die Augenbrauen hochgezogen.

«Ihr schlagt kleine Kinder», sagte Demon eisig kalt. «Das ist sogar mehr als erbärmlich.»

Der Leader wechselte einen überraschten Blick mit Hinata. Es sah so aus, als hätten sie nichts davon gewusst.

«Vielleicht solltest du Tomcat mitteilen, dass er seine Leute besser erziehen soll», sagte Hinata daraufhin in kühlem, jedoch scharfem Ton.

Das wurde ja immer besser. Der Riot-Leader hatte so eine grosse Gang, dass er keine Kontrolle mehr über sie hatte. Er hatte diese Kinder in die Hände von ihm Unbekannten gegeben, die psychisch wahrscheinlich noch näher am Rande des Abgrunds herumtanzten.

Der Riot nickte nur, aber er schien das wirklich ernst zu nehmen. «Wer auch immer das war, der fliegt noch heute.»

«Als ob das dein beschissenes Image noch retten könnte», meinte Sasuke. «Können wir jetzt zur Sache kommen?»

«Aber natürlich.» Der Riot-Leader legte den Kopf schief. «Nun, wie ihr bestimmt bereits wisst, haben wir uns in der Stadt inzwischen ziemlich bemerkbar gemacht. Genauer gesagt haben wir euren Ruf mit unserem in den Dreck gezogen.»

«Wahnsinnige Neuigkeiten», brummte Naruto.

«Tja, sowas kommt mit Visionen. Jedenfalls wollte ich euch sowieso schon lange was fragen. Und zwar habt ihr es doch bestimmt auch satt, als gesellschaftlicher Abschaum betrachtet zu werden, oder nicht?»

«Also wenn du daran was ändern willst, dann bis du auf dem Holzweg, das ist dir wohl klar?» Sasuke schüttelte den Kopf. «Das sind sowieso Kinderträume. Glaubst du eigentlich, dass das funktioniert? Unsere Gangs sind seit Generationen hier in Konoha, jeglicher Versuch, normal zu leben, ist gescheitert.»

«Aber ihr habt es nicht auf unsere Weise versucht.»

«Ja, warum wohl nicht?» Naruto lachte trocken.

«Ihr seid frustriert, desillusioniert, Kuramas und Takas. Euch fehlen die nötige Energie und der Willen, Veränderung herbeizuführen. Ihr habt nicht den Mut, Grenzen zu überschreiten und etwas zu wagen, damit etwas passiert», sagte der Riot und klang dabei nicht mehr spöttisch, sondern sogar ziemlich ernst.

«Denkst du eigentlich, dass es eurem Ruf hilft, wenn ihr Tankstellen und Leute auf der Strasse überfallt? Euch aufspielt, wie die nächste grosse Nummer?»

Er schüttelte den Kopf. «Ihr versteht das nicht. Gut, könnt ihr ja auch nicht. Jedenfalls habe ich einen Plan. Diese Gesellschaft muss merken, dass man mit uns nicht einfach machen kann, was man will.»

«Was hast du vor?» In Sasukes Stimme hörte Naruto etwas Unheilverkündendes heraus.

«Bleiben wir einfach mal dabei, dass ich einen Plan habe. Und da gibt es einige Dinge, die mir im Weg sind.»

Er legte grinsend den Kopf schief.

Plötzlich drang von der Strasse her eine aufgeregte Stimme. «Boss! Da kommen Bullen!».

Der Riot-Leader sah keineswegs verängstigt aus. «Und ihr seid mir dabei im Weg.»

Im nächsten Moment ging alles durcheinander. Naruto rief den Anderen zu, dass sie abhauen sollen. Motoren wurden gestartet, Motorräder rasten davon. Nur zwei Autos blieben, denn es fehlten noch zwei Personen – Naruto und Sasuke.

Doch jetzt wurde der Riot-Leader aktiv. Er hielt sein Messer an die Kehle des Kindes. «Einen Schritt von hier weg und ich werde mein Messer an diesen Kindern benutzen.»

Naruto spürte, wie das Adrenalin in seinem Körper aufstieg. Er würde dem Kind nichts tun, wenn sie sich nicht bewegten.

Die beiden Leader wechselten einen Blick und dann fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen: Die Riots waren Eingeweihte. Hatten wahrscheinlich sogar irgendwas mit Momochi, dem neuen Polizeichef zu tun.

Und sie sassen in ihrer Falle. In einer noch grösseren und perfideren, als sie angenommen hatten. Es gab nur etwas, was er und Demon jetzt noch tun konnten.

«Haut sofort ab!», brüllten sie in Richtung der verbleibenden Autos.

Narutos Blick fiel auf Hinata. Sie sah aus, wie vorhin, ernst.

Doch jetzt war noch etwas mehr in ihren Augen zu lesen.
 

«Haut sofort ab!», hallte es in Sakuras Kopf wider. Ihr ganzer Körper stand unter Strom und sie kämpfte mit dem Drang, zu Naruto und Sasuke zu laufen. Aber das hätte alles nur noch schlimmer gemacht.

«Wir müssen gehen, Sakura!» Kiba zog sie am Arm. Aus seinem Gesicht las sie purre Resignation. Hier kam die Erkenntnis: Es war vorbei. Es gab nichts mehr, was sie tun konnten, die Leader waren der Polizei vollkommen ausgeliefert.

Sakura liess sich mitziehen, selbst war sie kaum mehr dazu im Stande, die Beine zu heben. Den Blick hielt sie auf Sasuke und Naruto gerichtet, die dort auf dem Platz standen, nicht in der Lage, sich aus dieser teuflischen Situation zu befreien.

Kurz hatte sie das Gefühl, Sasukes Blick zu streifen, bevor sie ins Auto stieg.

In diesem Moment rasten fünf Autos um die Ecke, erst jetzt schalteten sie die Sirenen ein. Natürlich, sonst hätte man sie auch zu früh bemerkt. Als sich der Suzuki unter ihr in Bewegung setzte, konnte sie nur noch zum Fenster hinausstarren und sehen, wie Sasuke und Naruto von den Polizisten überwältigt und zu Boden gedrückt wurden. Sie sah noch Handschellen, doch dann verlor sie die Beiden aus dem Blickfeld.

Das Bandenauto raste mit halsbrecherischen Tempo durch die Strassen, raus aus Konoha. Sie mussten Land gewinnen, für den Fall, dass die Polizei die Verfolgung aufnahm.

Sie zitterte am ganzen Körper. Sasuke. Naruto. Wenn ein Gangmitglied im Gefängnis landete, dann kam es so schnell nicht mehr raus. Und ein Leader sowieso nicht.

Es war vorbei. In dieser Nacht war geschehen, wovor sie sich gefürchtet hatte. Ihr Gefühl gab ihr in aller Härte zu spüren, dass das hier die Bedrohung gewesen war, die sie seit Wochen verspürt hatte.

Etwas Schreckliches war passiert. Hier und heute hatten sie ihre Leader verloren.

Und Sakura? Sakura hatte ihren besten Freund verloren, einen Bruder. Und den Mann, mit dem sie für immer hatte zusammen sein wollen.

Im Wagen herrschte absolute Stille. Vor ihnen lag nur die von den Scheinwerfern schwach beleuchtete Strasse. Das Geräusch des Motors in den Ohren.

Dann hörte sie Ino in Sais Armen schluchzen. «Warum nehmen die uns alles?»

Sie hätte gerne geweint und ihrer Wut und ihrem Schmerz Raum gegeben. Aber sie konnte nicht. Ihr Leben stürzte in sich zusammen. Ihre zwei Retter, ihre zwei Lichtpunkte auf der dunklen Strasse waren weg und mussten von heute an durch die Hölle gehen. Wie lange wurden Gangleader inhaftiert? Lebenslänglich?

Sie spürte Sais beunruhigten Blick auf ihr, doch sie tat nichts dergleichen. Er hatte genug damit zu tun, Ino zu trösten. Dabei war Trösten nicht gerade seine Stärke.

Willkommen in der Realität, Sakura. Willkommen in der Welt, in der Gerechtigkeit nichts zu suchen hat.

Sie wollte weinen, sie wollte schreien, sie wollte mit aller Kraft auf die Riots und die Polizei einschlagen. Aber stattdessen blieb sie zitternd, aber ruhig sitzen.

Wie wenn die kleinste Bewegung ihr Herz endgültig auseinanderreissen könnte.
 

Die Medien zelebrierten die Festnahme der beiden Gangleader, wie sie schon lange nichts mehr gefeiert hatten.

Sakura wollte sich das nicht ansehen, doch es war ihre einzige Möglichkeit, etwas über den Verbleib der Beiden zu erfahren. Derzeit befanden sie sich in Untersuchungshaft. Vor Gericht würden sie einen so schlechten Anwalt bekommen, dass es ein Leichtes werden würde, sie für Jahre einzubuchten. Und Madara als Anwalt herbeizuziehen fiel weg, da er mit Sasuke verwandt war. Die beiden entführten Kinder waren wieder sicher bei ihren Eltern und in therapeutischer Betreuung.

Es war abscheulich, was die Medien für Lügen erzählten. Laut den Berichten waren die Kuramas und die Takas für die Entführung und die Misshandlung der beiden Kinder verantwortlich. Die ganze Geschichte war so gedreht worden, dass alles passte und die Riots schön aus dem Spiel gelassen werden konnten.

Es war die pure Hölle. Dieser unverdiente Hass, der von nun an endgültig ein Mass annahm, das nicht mehr tragbar war, fühlte sich an wie eine harte Ohrfeige ins Gesicht. Helfen hatte man den Kindern wollen, helfen. Es war alles ein abgekartetes Spiel gewesen, ein Spiel, in dem sie schon im Voraus keine Chance gehabt hatten. Gegen Mächte wie diesen korrupten Staat kamen sie nicht an.

Sakura befand sich in einem tranceartigen Zustand, einer Ebene zwischen Wach und Traum. Sie sprach nicht viel und ass kaum noch. Die Prüfungen bestritt sie mit dem letzten bisschen Kraft und wenn sie zu lernen versuchte, dann brachte es kaum etwas, weil sie sich nicht im Mindesten konzentrieren konnte.

Oft weinte sie leise in ihrem Zimmer. All ihre Hoffnung, das klitzekleine verbleibende Restchen war zerplatzt wie eine Seifenblase.

Tsunade versuchte sie zu trösten, doch wusste sie, dass es keinen Sinn hatte. Und selbst hatte sie auch mit den vollendeten Tatsachen zu kämpfen.

Die Zeit nach den Prüfungswochen hätte eine entspannte werden sollen, doch Sakura verbrachte sie in depressionsähnlichem Zustand.

Es verging etwas mehr als eine Woche, bis sie sich wieder ins HQ begab. Genauer gesagt wusste sie nicht, was sie sonst tun sollte. Zu Hause war sie mit ihren zermürbenden Gefühlen alleine und darauf konnte sie verzichten.

Im HQ war es ruhig geworden. Shikamaru hatte den Kontakt mit Pain aufgenommen, jedoch blieb den Gangs im Moment nicht viel mehr übrig, als in den HQs zu bleiben. Zugang gab es nur noch über die Tunnel, da man auf keinen Fall riskieren wollte, dass man das HQ entdeckte. Konoha entwickelte sich zu einer richtigen Polizeistadt.

Im Aufenthaltsraum traf Sakura heute, an einem Mittwoch um halb acht niemanden an – bis auf Gaara. Es war dunkel im Raum, jedoch fiel genug Mondlicht durch die trüben Oberlichter hinein, dass sie ihn erkennen konnte. Sein Gesicht wurde vom Schein des Bildschirmes erhellt. Er spielte Smash Bros auf dem uralten Game Cube, den die Sabakunos mitgebracht hatten. Wie immer spielte er den Charakter Fox.

Der Anblick machte sie noch einmal trauriger. War das alles, was ihnen blieb? Wenn sie sich erinnerte, wie der Aufenthaltsraum voller Leute gewesen war, mittendrin Naruto, der seine Faxen gemacht hatte. Jetzt war er weg. Die beiden Gamer-Brüder immerzu in voller Lautstärke am Spielen. Jetzt war es nur noch einer.

Es tat so weh. Gaara hatte sich in letzter Zeit sehr zurückgezogen gehabt, deshalb wusste Sakura nicht, wie es ihm genau erging. Einen Moment lang war sie unschlüssig, ob sie zu ihm hingehen sollte, aber dann entschied sie sich, dass sie ja sowieso nichts mehr zu verlieren hatte.

Er hatte sie bereits bemerkt, dessen war sie sich sicher, er reagierte jedoch in keiner Weise.

Langsam näherte sie sich, vorsichtig darauf bedacht, in der düsteren Atmosphäre nicht über irgendetwas Herumliegendes zu stolpern. Auch als sie gegen eine alte Bierflasche stiess, die auf dem Boden lag und geräuschvoll gegen eine andere rollte, zeigte er keine Regung.

«Hi.», sagte sie leise.

«Hi», sagte er, kurz und rau wie immer, aber selbst für seine Verhältnisse klang es nicht wie einer normale Begrüssung.

Sie setzte sich neben ihm im Schneidersitz auf eines der Kissen und schaute zu, wie er computergesteuerte Spieler vermöbelte. Sie beobachtete Gaara aufmerksam und versuchte sich in Erinnerung zu rufen, wie das Spiel genau funktionierte, sie hatte es seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gespielt.

Nach dem nächsten Kampf schnappte sie sich ein Controller und stieg in das Spiel ein. Als sie die Charakterleiste vor sich sah, wusste sie sofort, welchen Charakter sie nehmen wollte.

Mewtwo war immer Kankuros Avatar gewesen.

Gaara hielt kurz inne. Sakura war sich nicht sicher, ob das jetzt schlau gewesen war. Aber sie wollte ihm irgendwie auf ganz einfache Art zeigen, dass sie für ihn da sein wollte. Und dass es, wenn es hart auf hart kam, immer irgendwo jemanden hab, auf den man zählen konnte.

Gaara hatte sie schon zahllose Male vor schlimmerem bewahrt. Das letzte Mal vor Drop-Down, in dem alten Wohnblock und auf der Flucht vor den Riots. Vielleicht konnte sie jetzt etwas für ihn tun.

Sie spielten – Gaara hätte sie wahrscheinlich einfach plattwalzen können, aber er ging sanft mit ihr ins Gericht. Bald schon hatte sie den Dreh wieder einigermassen raus und sie spielten einige unterhaltsame Matches zusammen. Sie war nicht besonders gut im Spiel, aber das das war nicht so tragisch. Es machte ihr trotzdem Spass und sie hoffte, ihm auch.

«Meine Güte, bin ich schlecht», lachte sie leise. Das war ihr so rausgerutscht.

Nach einer kleinen Weile sagte er: «Tipp gefällig?»

Sie nickte. «Nichts lieber als das.»

Gaara zeigte ihr einige Tricks, die tatsächlich dazu beitrugen, dass sie nicht ganz so schnell aus dem Spielfeld gekickt wurde.

Es tat gut. Dieses banale Spiel tat gut. Anders konnte sie es nicht sagen. Hier im Dunklen, im schwachen Licht des Fernsehers, alleine mit einem verschwiegenen Partner, der sich lieber mit Taten, als mit Worten ausdrückte. Eine kleine Seifenblase, die sie vor all dem Schlimmen schützte, das da draussen vor sich ging. Eine eigene kleine Sphäre, in der sie nur darüber nachdenken mussten, welcher nächste Schlag am sinnvollsten wäre.

Sie spielten so, sicher eine Stunde lang. Im HQ war es immer noch still. Gaara gähnte und Sakura musste lachen. «Ich glaub ich kann nicht mehr.»

Er nickte. «Geht mir auch so.»

Sein Anblick tat weh. Es war, wie wenn ihm seine zweite Hälfte genommen worden wäre. Durch den kleinen Altersunterschied hatten sich Kankuro und Gaara oft wie Zwillinge benommen. Gaara war eine Person für sich, man musste ihn erst kennen, bevor man ihn durchschauen konnte. Die Sabakuno-Brüder hatten diesen ganz besonderen Draht zueinander gehabt. Und die Riots hatten ihn gekappt. Ein einziger Schuss und so viele Folgen.

Sakura kamen die Tränen, aber sie riss sich tapfer zusammen. Sie wollte jetzt nicht weinen, schliesslich wollte sie für Gaara eine Stütze sein. Er musste zum Verlust der beiden Leader noch dazu den endgültigen Verlust seines Bruders ertragen. Die Schmerzen, die er erlitt, waren für sie kaum vorstellbar. Schon sie konnte kaum an Kankuro denken, ohne noch tiefer in ihr Loch zu fallen.

Aber Gaara war nicht dumm. Er hatte Instinkte, die jede Raubkatze in den Schatten stellten und eine Intuition, die man kaum beschreiben konnte.

«Ich kann nicht weinen.», sagte er in die Stille hinein. «Ich hab’s versucht, aber ich kann es nicht. Hilft dir Weinen?»

Sie wusste, dass Gaara kein emotionaler Mensch war. Weinen sehen hatte sie ihn noch nie und sie konnte sich gut vorstellen, dass ihm das auch einfach nicht möglich war.

«Es kann befreiend sein», flüsterte sie. «Aber wenn man so viel heult wie ich, ist es eher belastend.»

Er nickte. «Du weinst wirklich viel.»

Bei jedem anderen hätte Sakura jetzt irritiert aus der Wäsche geschaut, aber Gaara war Gaara. Er war immer ehrlich und meinte es auch nicht böse. Und was noch wichtiger war – er hatte ja Recht.

Seine Unverblümtheit liess sie schmunzeln. «Und du zu wenig.»

«Machen wir was falsch?»

Sie schüttelte den Kopf und wischte sich verstohlen eine Träne von der Wange. «Nein. So sind wir einfach.»

Dann legte sie ihren Kopf an seine Schulter. Er schien nichts dagegen zu haben.

«Er fehlt mir», meinte er leise.

«Mir auch», flüsterte sie zurück. «Mir auch.»

Wahrscheinlich hätten sie noch lange so vor dem Fernseher verharrt, wenn nicht plötzlich das Licht angegangen wäre.

Shikamaru betrat den Raum und als er sie erblickte, schien sich plötzlich wie ein Störenfried vorzukommen. «Oh, sorry, ich wollte nicht stören.»

«Ist schon okay.» Sakura lächelte. «Was machst du?»

Shikamaru kratzte sich am Kopf. «Ehrlichgesagt, keine Ahnung. Alles, was ich mache, nervt mich.»

«Warum denn?»

«Weil alles, was ich machen kann, uns nicht weiterbringt. Wir sind in einer Sackgasse.»

So hatte sie ihn noch nie gehört. Shikamaru war normalerweise ziemlich gelassen und zweifelte nicht an sich. Er war ein lösungsorientiertes Genie. Aber die Gefangennahme der Leader zeigte bei allen seine Wirkung.

«Shika, wir können im Moment nichts tun, das weisst du?» Ino trat aus dem Dunkel des Ganges hervor.

«Um das geht es nicht. Ich denke, ich bin kein geeigneter Vize, ganz ehrlich. Ich kriege vielleicht das ganze Technische auf die Reihe, aber ich bin keine Motivationsbombe wie Big Fox.» Verärgert setzte er sich an den Tisch.

«Warum sagst du so etwas?», fragte Ino. «Das ist nämlich nicht wahr. Ohne dich wären wir schon tausendmal aufgeschmissen gewesen, das weisst du. Man kann auf verschiedene Arten geeignet sein.»

«Ino hat absolut Recht», sagte Sakura. «Wir sollten jetzt nicht den Kopf verlieren, okay?»

Das klang zwar wenig überzeugend. Aber Naruto würde nicht wollen, dass sie jetzt alles hinschmissen.

«Ach hört schon auf. Ein Vize muss das Ruder übernehmen, wenn der Leader ausfällt. Das wäre jetzt der Fall und ich sitz hier rum und habe keine Ahnung mehr. Und was die Riots machen wissen wir auch nicht. Von denen hat man nichts mehr gehört. Naruto liess uns durch Jiraiya ausrichten, dass die irgend so einen schrägen Plan haben, den Gangs in der Stadt mehr Macht zu geben. Ob das allerdings auch in Kooperation mit der Regierung erfolgen soll wissen die Götter.» Er seufzte. «Ich habe keine Ahnung.»

«Naruto wusste bis anhin auch nicht mehr weiter.», sagte Sakura. «Wir sind in einer scheusslichen Lage, das hat nichts mit dir zu tun.»

«Seh ich auch so.», brummte Gaara.

«Warum verpfeifen wir diesen bescheuerten Polizeichef nicht einfach?», fragte Ino wutschnaubend. «Die Tatsache, dass er mit Gangs zusammenspannt und damit die Gesundheit kleiner Kinder aufs Spiel setzt ist doch skandalös! Der wäre seine Position schneller los, als er denkt.»

«Ino», sagte Shikamaru resignierend. «Weisst du eigentlich, wie korrupt Konoha ist? Für die heiligt der Zweck jegliche Mittel. Die wollen die Gangs loswerden. Was sind da schon zwei kleine Kinder? Und Momochi kommt aus dem Militär. Der war in Afghanistan und wer weiss wo, die Veranlagungen eines Kindergärtners hat er bestimmt nicht.»

«Aber die Bevölkerung dürfte es ja wohl interessieren!» Ino wollte sich nicht von dem Gedanken abbringen lassen. «Es sind ja sie, die zu Schaden kommen!»

Shikamaru schüttelte den Kopf. «So einfach ist das nicht. Jeder, der auch irgendwas in der Art versucht, riskiert sein Leben, wenn du mich fragst. Hast du diesen Momochi mal im Fernsehen gesehen? Der sieht aus wie ein Killer. Und selbst wenn es anders wäre, er ist bestrebt, etwas zu tun. Alle bejubeln ihn, weil er stark wirkt und tatsächlich etwas gegen das Problem unternimmt, welches die Bevölkerung sieht.»

«Und was ist mit den Riots? Wenn die Leute wüssten, dass man die eingespannt hat…»

«Das glaubt uns niemand. Wir sind in ihren Augen die Schuldigen.»

«Und die Kinder?»

«Denen waren die Augen verbunden. Die können nicht sagen, wer genau sie entführt hat. Und an Stimmen erinnern sie sich wohl kaum, schlussendlich standen die Beiden unter totalem Schock.»

Bedrückendes Schweigen machte sich breit.

«Wir sind aufgeschmissen, oder?», fragte Sakura.

Shikamaru nickte. «So wie es aussieht, sind wir das.»

 

Sakura hätte sich eigentlich freuen sollen, dass all ihre Prüfungen vorbei waren. Vor Monaten hatte sie sich noch ausgemalt, welch ein Paradies auf Erden es sein würde, wenn sie nicht mehr lernen musste. Aber im Gegensatz zu all ihren Problemen wirkten die Prüfungen wie eine winzige Mücke, die so irrelevant war, dass man sich nicht einmal die Mühe machte, nach ihr zu schlagen.

In all dieser Verwirrung konnte sie sich kaum ordnen. Der Gedanke daran, dass Sasuke und Naruto gerade durch die Hölle gingen – dass sie für viele Jahre nie mehr die Luft der Freiheit schnuppern konnten – zerriss ihr das Herz. Der Gedanke, so viel Zeit seines jungen Lebens hinter Gittern zu verbringen, war zerstörerisch. Das hatten die beiden nicht verdient. Nicht ein bisschen.

Sie vermisste sie so sehr, es machte sie wahnsinnig. Die Medien zerrissen sich ihr Maul über die Gangs. Der Fakt, dass sich die Menschen auch noch darüber freuten, dass zwei junge Männer einfach eingebuchtet wurden, ohne auch nur ein bisschen sehen zu wollen, wer sie wirklich waren und was sie denn wirklich verbrochen hatte. Sie wollten überleben und handelten danach. Und deswegen sassen sie nun im Gefängnis. Und alles nur, weil sie im Leben Pech gehabt hatten.

An diesem Abend kramte Sakura das Schreibheft hervor, in dem sie ihre und Sasukes Geschichte festgehalten hatte. Sie war inzwischen wieder unvollständig und es gab einiges zu ergänzen. Weinend sass sie also über das Heft gebeugt da, schrieb sich jede einzelne Erinnerung auf und las auch vorangehende Seiten noch einmal durch. Was für ein dunkles Kapitel sie inzwischen erreicht hatten.

Und in diesen Moment vibrierte ihr Handy. Der Bildschirm zeigte einen Namen an, den Sakura kannte. Aber damit hätte sie nicht gerechnet. Am liebsten hätte sie gleich wieder losgeweint.

«Ami?»

«Sakura!»

«Ami…», schniefte sie.

«Sakura, nicht weinen, bitte.»

«Ich kann nicht mehr, Ami…»

«Ich weiss. Erzähl mir alles.»

Und sie erzählte. Alles.

Es tat gut, Ami ihr Herz auszuschütten. In Anbetracht dessen, dass sie sich gar nicht mal so gut kannten, fühlte es sich wunderbar vertraut an, mit ihr zu reden. Ami war genauso betroffen von der Situation, wie sie. In der kurzen Zeit, die sie gemeinsam verbracht hatten, war sie richtig in ihre Welt hineingezogen worden.

«Wir stehen am Abgrund, Ami», beendete sie ihre Erzählung.

«Es tut mir so leid, Sakura. Haru und ich, wir haben gebannt verfolgt, was in Konoha alles passiert ist. Es war ja in aller Munde.»

Sakura schluckte. «Ich will einfach, dass du Sasuke nicht als böse ansiehst, okay? Das mit den Kindern waren nicht wir. Das waren die Riots, die mit der Polizei kooperiert haben. Und so können sie nun alles uns in die Schuhe schieben. Unser System ist so korrupt und verlogen, es ist zum Davonlaufen…»

«Keine Sorge, Sakura. Ich habe schon irgendwie geahnt, dass da etwas krumm läuft. Erstens, weil ich Sasuke und somit auch eure Gangs nicht so einschätze und zweitens, weil hinter diesen Gangkriegen offensichtlich ein Haufen Strategie steckt.»

«Danke, Ami. Das war mir noch wichtig.»

«Kann ich irgendwas für dich tun?»

Sakura überlegte, doch eigentlich brauchte sie nichts, ausser Sasuke und Naruto. «Im Moment nicht. Vielen Dank, Ami.»

«Falls sich das ändert, bitte melde dich bei mir. Auch wenn du jemanden zum Reden brauchst.»

«Das werde ich machen.»

«Wenn es für dich irgendwann mal die Möglichkeit gibt, ihn zu besuchen, dann sag ihm, dass wir an ihn denken, ja?»

«Werde ich machen. Aber ich weiss nicht, ob ich diese Chance bekommen werde. Jedenfalls nicht in nächster Zeit.»

«Da gibt es gerichtlich viel zu regeln, was?»

«Ja. Und das, obwohl schon längst über das Schicksal der Beiden entschieden ist. Gerichtsverhandlungen werden da nicht mehr viel bringen. Kindesentführung und Führung einer kriminellen Gruppierung sollte längst reichen, damit sie weg vom Fenster sind. Zudem habe ich keine Ahnung, was die denen noch alles anhängen können. Theoretisch alles, weil sowieso alles dieser neue Polizeipräsident in den Händen hat.»

Ami seufzte wütend. «Wahnsinn, wie machtlos man ist, wenn diese Korruption dann von der Bevölkerung auch noch begrüsst wird.»

«Du sagst es, Ami.», flüsterte sie. «Du sagst es.»
 

Die Gerichtsverhandlung fiel genau so aus, wie erwartet. Natürlich beriefen die Jungs niemanden in den Zeugenstand, denn an diesem Abend war niemand anderes an der BZ gewesen, als die Gangs. Ein Zeuge war also automatisch Gangmitglied und wer wusste schon, was das für diese Person bedeuten würde.

Ihre Machtlosigkeit trieb die Gangs in den Wahnsinn. Es vergingen zwei Wochen, bis es die Möglichkeit gab, die Jungs zu besuchen, jedoch war das für viele zu riskant.

«Gangmenschen sehen einfach aus wie Gangmenschen. Klar können die uns nicht von der Stelle weg verhaften, müssten ja auch erst Beweise haben, aber wer weiss, was die alles für Möglichkeiten haben. Kann ja sein, dass sie unser HQ ausfindig machen wollen und uns dann verfolgen», meinte Lee, als sie am Tisch im Aufenthaltsraum sassen und sich berieten.

«Naruto hat Jiraiya gesagt, dass wir nicht das Risiko eingehen sollen, ihn zu besuchen. Er will nicht, dass wir uns in Gefahr bringen.»

«Es ist nicht zu fassen», flüsterte Sakura. «Jetzt können wir sie nicht einmal besuchen…»

«Kacke. Einfach nur Kacke!», Kiba pfefferte seinen Schraubenschlüssel in eine Ecke. «Alles was wir tun können, ist verstecken und hoffen, dass die uns nicht kriegen.»

Darauf konnte keiner etwas erwidern. Kiba hatte treffend formuliert, was alle dachten.

Die trüben Gedanken verliessen Sakura auch nicht, als sie sich auf den Heimweg machte. Sie musste noch schnell in die Downtown, ein paar Besorgungen machen. Alles erinnerte sie an Sasuke und Naruto. Die Strassen verband sie mit Erinnerungen an gemeinsame Motorradfahrten, an die Nächte, in denen sie um die Häuser gezogen waren. War das jetzt vorbei? Die Jungs würden auf die Vierzig zugehen, wenn sie aus dem Gefängnis kamen. All diese wertvollen Jahre würden sie verpassen.

Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken. Sie konnte es einfach nicht akzeptieren.

Einen schönen Schrecken jagte ihr urplötzlich brünette Frau mit Mikrofon ein, die sie schlagartig aus ihrem inneren Dilemma hinausholte.

«Guten Tag Miss, ich bin Haruka Ichinose von Konoha City TV. Dürften wir ihnen einige Fragen zum Thema ‘Gangs’ stellen?»

Hinter Haruka Ichinose entdeckte sie einen Kameramann. War das eigentlich ein Witz? Als wollte ihr die Welt ohne Unterbruch sagen, dass sie verloren hatte.

Nichtsdestotrotz wollte sie hören, was das für Fragen waren.

«Okay», meinte sie mit einem erzwungenen Lächeln auf den Lippen.

«Sehr schön. Lassen sie uns doch etwas auf die Seite gehen.»

Sie folgte der Reporterin auf die Seite des Gehsteigs. Anscheinend interviewten sie haufenweise Passanten und schnitten dann die Antworten zusammen, die ihnen am besten gefielen.

«Nun, Miss, sind sie informiert über die Verurteilung der Gang-Leader Sasuke Uchiha und Naruto Uzumaki?»

Sie nickte nur. Es brauchte ihre ganze Kraft. «Was halten sie von dem Urteil? Sind sie froh, dass die Gangaktivität von der Polizei endlich untergraben wird?»

Sakura wusste, was wohl jeder andere Befragte darauf geantwortet hatte. Höchstwahrscheinlich hatten sie sich alle darüber ausgelassen, wie froh sie darum seien, dass man die beiden eingesperrt hatte.

Sie überlegte kurz. «Ich verstehe diesen Triumph nicht. Da sind ein ganzer Haufen Kriminelle noch auf freiem Fuss, aber man sperrt diejenigen ein, die keinem Zivilisten etwas zu Leide tun würden.»

Harukas starrte sie verwundert an. Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet. «Sind Sie also der Meinung, dass man die beiden Gang-Leader nicht einsperren sollte?»

Die ungläubige Note in ihrer Stimme spornte Sakura nur noch mehr an. «Ja. Menschen in Gangs haben normalerweise einen Grund, in Gangs zu sein, die meisten von ihnen waren Strassenkinder. Nun sperrt man sie weg. Man bekämpft lediglich die Symptome des ganzen Problems. In Konoha gibt es so viele Strassenkinder. Sie haben nichts, verstehen Sie Miss Ichinose? Wohin geht ein zehnjähriges Kind, dass nichts hat? Es sucht Menschen, die ihm ein zu Hause geben. Und das ist in diesem Fall die Gang. Und auf der Strasse herrscht tagtäglich ein Wettkampf, ein Kampf ums Überleben. Gangs bekämpfen sich untereinander, um zu Überleben. Fressen oder Gefressen werden. Sie wollen keine Zivilisten schädigen. Sie wollen nur leben. So wie jeder andere Mensch in dieser Stadt. So lange es Strassenkinder gibt, wird es auch Gangs geben. Und so lange es Not und Elend in dieser Stadt gibt, wird es auch Kriminalität geben.»

Haruka wechselte einen Blick mit ihrem Kameramann. «Sehr interessant, was sie da sagen, Miss. Aber in letzter Zeit gefährden die Gangaktivitäten trotzdem Zivilisten. Wie würden Sie das erklären?»

«Die dritte Gang, die vor einem halben Jahr aufgetaucht ist. Mehr brauche ich da nicht zu sagen. Ich sage nicht, dass die Aktivitäten der Gangs nicht gefährlich sind. Ich sage nur, dass sie nur begrenzt eine Wahl haben. Sie würden auch lieber in einem sittlichen Umfeld aufwachsen. Eine Ausbildung machen. Eine Familie haben. Aber das hat den Staat nie interessiert. Und jetzt sperrt man sie weg, weil sie nun durch sie die Folgen ihrer Ignoranz bemerken.»

Sakura wusste nicht, woher dieser Redefluss kam. Vielleicht war es dieser grenzenlose Ärger gegenüber der vorherrschenden Ignoranz.

«Kennen Sie Gangleute?»

Sakura wog ab. Würde sie das in Schwierigkeiten bringen? Wohl kaum. Es gab tausende Menschen, die Gangleute kannten.

«Ja. Und sie alle sind Menschen mit Potenzial.»

«Dann sind Sie der Meinung, dass die Polizei mit der Verurteilung von Gangs einen Fehler macht?»

«Ja», sagte sie mit fester Stimme. «Sie brauchen keine Strafe dafür, dass sie im Leben Pech gehabt haben.»

Haruka gab ihrem Kameramann ein Zeichen und das rote Licht an der Kamera erlöschte.

In ihrem Blick lag nur noch Interesse. «Miss, dürfte ich vielleicht ihre Kontaktdaten haben? Ich werde bald Gesprächsrunden zum Thema ‘Gangs’ durchführen. Ihre Ansichten sind sehr ungewöhnlich in Angesicht der Meinung der breiten Masse.»

Sakura überlegte. War das ein Ausweg aus ihrer Machtlosigkeit? Konnte sie wenigstens dafür kämpfen, dass die Menschen dieses verkommene Bild der Gangs im Kopf behielten?

Sie nickte entschlossen. Sie hatte nichts zu verlieren. «Natürlich.»

Haruka lächelte herzlich und streckte ihr ein Blatt Papier und ein Stift hin, welches der Kameramann ihr reichte. Sakura schrieb Name und Handynummer darauf.

«Herzlichen Dank, Miss Haruno. Das schätze ich wirklich sehr.»

«Ich danke Ihnen.»

Haruka informierte sie noch darüber, dass die Sendung, die das Interview beinhaltete morgen Abend um zwanzig Uhr ausgestrahlt werden würde, dann verabschiedete sie sich, um weitere Leute zu befragen.
 

Sakura dachte noch lange über diese Begegnung nach. Es hatte gut getan, all diese Dinge einmal auf den Tisch zu legen. Ob die Frau sie wirklich anrufen würde, stellte sie hierbei einmal in Frage. Wer wusste schon, wie viele Kontaktdaten sie sammelte.

Gegen zwanzig Uhr schaltete sie den Fernseher ein. Ino befand sich derzeit im HQ, deshalb hatte sie ihr eine Nachricht zukommen lassen. Falls sie wirklich in dieser Sendung kam, dann sollten es die Anderen wissen. Ihre Tante war leider noch unterwegs.

Die Vorschau kündigte tatsächlich einen Sonderbeitrag zum Thema «Gangs» an. Nun war sie aber gespannt.

Der Bericht begann so ziemlich wie jeder andere zu diesem Thema. Irgendeine Einleitung, danach Aufnahmen von den Riots, wie sie die Stadt terrorisierten. Es war Material aus der Zeit vor der Verhaftung. Als sie das sah wurde ihr erst bewusst, wie lange die Riots nichts mehr von sich hatten hören lassen. Und Hinata hatte sie zuletzt an den Abschlussprüfungen gesehen. Ob es sie gar nicht kratzte, dass Naruto hinter Gittern sass? Konnte sie sich kaum vorstellen.

Jedenfalls kam der Punkt, an dem tatsächlich Parts aus diesen Interviews eingespielt wurden. Wie Haruka Ichinose bereits gesagt hatte, waren vorwiegend andere Meinungen zu hören, als ihre. Die meisten freuten sich aber über die Festnahme der Jungs und meinten, dass es ja schon viel ruhiger geworden sei.

Wenn die wüssten. Die Riots heckten bestimmt etwas aus, denn es hatte an der BZ nicht so geklungen, als wollten sie für immer mit der Polizei kooperieren.

«Nun haben wir einige Meinungen gehört. Denkt Konoha wirklich so einseitig? Ich darf Ihnen mitteilen, dass es tatsächlich noch andere Stimmen gibt.»

Es wurden weitere Sequenzen eigespielt. Es waren zwar nur wenige Leute, jedoch freute sie das ungemein. Jemand sagte, dass die Thematik zu komplex sei, um Knall auf Fall ein Statement zu machen. Dann kamen noch zwei, die etwas Nettes sagten, im Sinne von, dass man in diesem Fall besser anders vorgehen sollte. Und dann kam sie. Himmel, sie sah schrecklich aus. Sie konnte ihrer eigenen Stimme kaum zuhören. Doch dann merkte sie, dass Haruka tatsächlich all ihre Aussagen zeigte. Sie hatte nichts zugeschnitten, nichts neu zusammengestiefelt. Sie brachte ihr Originalstatement.

Sakura hörte sich selbst zu und merkte, dass es noch so viel mehr zu sagen gegeben hätte. In dem Interview wirkte sie traurig. Bedrückt. So wie sie sich auch jetzt noch fühlte.

Wie auch immer. Sie hatte mitgeteilt, was sie hatte mitteilen wollen.

Haruka richtete sich wieder ans Publikum. «Eine beeindruckende Meinung. Nun will ich es von Ihnen wissen: Sagen Sie unsere Meinung im Diskussionsforum von KonohaCityTV.com oder Twitter @KonohaCityTV. Ich bin gespannt. Interessieren Sie sich für die Thematik? Dann schalten sie morgen wieder ein oder am Freitagabend um zwanzig Uhr, wenn wir direkt mit Experten diskutieren. Ich bin Haruka Ichinose und wünsche Ihnen einen schönen Abend.»

Es vergingen keine zwei Minuten, bis ihr Handy klingelte. Es war zwar Inos Nummer, jedoch meldete sich Kiba am anderen Ende der Leitung. «Danke, Cherry. Danke, dafür. Das war gerade das Beste, was ich seit langem gehört habe.»

Er raschelte und sie vernahm Lees Stimme. «Cherry, das war fantastisch!»

Im Hintergrund vernahm sie Stimmen und es raschelte erneut.

«Gib das her, Lee! Sakura. Ich weiss, das war jetzt nur eine von vielen Meinungen am TV, jedenfalls könnte man das so sehen. Aber du hättest unsere Kuramas sehen sollen! Sie waren so glücklich, dass du das gesagt hast.»

Sakura vermutete, dass Ino inzwischen etwas abseits stand, denn die Stimmen im Hintergrund schienen nun aus grösserer Entfernung zu kommen. «Es ist so schlimm, immer nur all das Negative zu hören. Im Moment checken sie gerade das Diskussionsforum des Senders. Sie fragen sich, ob dir ein paar Leute zustimmen werden.»

Sakura freute sich. Seit langer Zeit verspürte sie für einen kurzen Augenblick einen Hauch dieses Gefühls von Wärme. Auch wenn das nur ein kleines, unbedeutendes Statement im TV gewesen war, für ihre Leute war das wichtig gewesen. Zu hören, dass sich endlich einmal jemand richtig auf ihre Seite stellte, musste ihnen gut tun.

An diesem Abend erhielt sie noch viele SMS, vorwiegend gefüllt mit Screenshots aus dem Diskussionsforum von KCTV. Es war verrückt, welch ein Ausmass diese Diskussion angenommen hatte. Die Beteiligung so vieler Leute hatte sie nicht erwartet. Es gab viele bissige Kommentare, aber auch einige wohlwollende. Einige waren für Sakura auch ein wenig beleidigend, aber es kümmerte sie an dieser Stelle kaum und das aus einem Grund: In diesen Kommentaren meldeten sich endlich Leute zu Wort, die für sie Partei ergriffen und das Problem differenzierter zu sehen versuchten, als es bisher getan wurde.

 

«Konoha braucht mehr Menschlichkeit!»

«Die Gangs sollen Raum erhalten, um sprechen zu können, bevor man sie einkerkert!»

«Man sollte nicht vergessen, dass da noch eine dritte Gang rumläuft, anstatt hier die Festnahme von (lediglich) den Anführern der anderen beiden zu feiern.»

«Strassenkinder können nichts für ihre Lage!»

«Ich wäre vielleicht auch in einer Gang, wenn ich auf der Strasse aufgewachsen wäre.»

«Man sollte helfen, anstatt zu unterdrücken. Diese jungen Menschen brauchen Stimmen, die sie stützen.»

 

Kommentare wie diese erwärmten ihr Herz. Auch wenn sie deutlich in der Minderzahl waren, so berührten sie diese Worte im Innersten. Es gab Menschen, die über ihre Nasenspitze hinausdenken wollten!

Es waren vielleicht gerade mal zwei Stunden vergangen, als erneut ihr Handy klingelte. Die Nummer kannte sie nicht.

«Hallo?»

«Miss Haruno? Hier ist Haruka Ichinose.»

«Guten Abend.» Sakura hätte nicht überrascht sein sollen, trotzdem war sie es. Kam ja nicht alle Tage vor, dass die KCTV-Reporterin anrief.

«Entschuldigen Sie für die späte Störung. Aber wie Sie vielleicht schon gemerkt haben, schlägt ihre Aussage noch höhere Wellen als ich ohnehin schon angenommen habe. Wir haben selten eine solche Aktivität in den Diskussionsforen verzeichnet, wie bei dieser Thematik. Das zeigt, wie sehr es die Leute beschäftigt.» Sie machte eine kurze Pause. «Ich weiss nicht, welche Verbindung Sie zu Gangs haben, Miss, aber ich glaube, dass sie nicht unrecht haben. In unserem System laufen einige Dinge schief. Und ich denke, dass es eine gute Möglichkeit ist, jemanden sprechen zu lassen, der etwas mehr Ahnung hat, als die gemeinen Menschen auf der Strasse, die mit Halbwissen um sich werfen. Deshalb wollte ich Sie einladen, am Freitagabend spontan in meine Diskussionsrunde zu kommen und ihren Standpunkt zu vertreten. Ich weiss, Sie haben das vermutlich noch nie gemacht, deshalb würde ich Ihnen sicher den Rücken stützen.»

«Wer ist denn da noch dabei?» Sosehr die Idee sie im ersten Moment abschreckte, es konnte durchaus eine Chance sein. Sie sollte sich das gut überlegen.

«Ein Vertreter des Polizeidepartements, eine Zivilistin, deren Tankstellenshop von Gangs ausgeraubt wurde, sowie ein Soziologe. Das soll wirklich nicht als Zwang aufgefasst werden, aber ich denke, Sie würde frischen Wind in dieses eingefahrene Gangbild bringen.»

«Aber sie müssen doch sicher begründen, warum sie mich einladen?»

«In der Tat. Ich habe mir das so vorgestellt: Sie scheinen bereits Kontakt mit Gangs gehabt zu haben. Sie könnten also gut mit einigen Leuten aus Gangs befreundet sein. Das heisst ja nicht, dass sie zur Gang dazugehören.»

Tja, wenn Miss Ichinose wüsste…

«Ich werde es mir überlegen, in Ordnung? Kann ich Ihnen morgen Bescheid sagen?»

«Natürlich. Nehmen Sie sich Zeit. Ich sollte es einfach spätestens am Donnerstagabend wissen, wie Sie sich entschieden haben, damit ich spontan meine Ersatzperson kontaktieren kann. Ist das in Ordnung?»

«Auf jeden Fall. Herzlichen Dank!», sagte Sakura und meinte es auch so. Diese Frau gab ihr die Chance, etwas gegen die Ungerechtigkeit unternehmen zu können.

«Ich habe zu danken. Haben Sie einen schönen Abend!»

Der Anruf von Haruka Ichinose beschäftigte sie so sehr, dass sie noch mitten in der Nacht grübelnd im Bett lag. Einerseits machte es ihr Angst, mit all diesen Leuten, die den Gangs vermutlich alle nicht allzu gut gesinnt waren, eine Diskussion zu führen. Und dann noch vor laufender Kamera, vor den Augen Konohas. Sie war nicht gut darin, sich zu präsentieren. Andererseits eröffnete sich ihr eine Chance, auch wenn es nur eine kleine war. Sich die Möglichkeit entgehen zu lassen, die Gangs zu verteidigen, wäre doch dumm, oder nicht?

Sie wollte sich aber erst noch mit den Anderen beraten, bevor sie eine Entscheidung fällen würde. Aber in ihrem Kopf wusste sie bereits, was der richtige Weg war: Sie bekam die Chance. Und sie sollte sie beim Schopf packen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Meine Lieben!
Herzlichen Dank für all eure lieben Kommentare!
Es ist immer wieder wunderbar, von euch zu hören! =D
Ich hoffe natürlich, dass euch das neue Kapitel zugesagt hat und ihr nach wie vor zufrieden mit mir seid ;D

Vielen Dank und ganz liebe Grüsse

Eure ximi

ENS wie immer ;D Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von:  Sasu1988
2016-12-18T18:34:10+00:00 18.12.2016 19:34
Hi Püppi....ich bin baff..Was für ein Kapitel...mir ist glatt die spucke weg geblieben als die zwei Jungs fest genommen wurden und was das für eine hinterhältige Schweinerei ist das die polizei mit involviert ist das ist echt übel...ich hoffe das sakura bei dieser Frau Ichinose in der komischen runde was bewirken kann..Ich bin jedenfalls schon mega gespannt drauf...hoffentlich schafft sie es das die zwei wieder raus kommen vielleicht sogar mit der Hilfe der Bürger von Konoha
Schönen Abend noch freu mich auf s nächste Kapitel
Lg Sasu 🐉 😊
Von:  Sayuri_Hatake
2016-12-03T22:44:10+00:00 03.12.2016 23:44
Wow ! Ich kann leider nicht wirklich mehr dazu sagen, denn ich bin einfach sprachlos. Am besten ich füge einfach immer meine letzten Kommentare ein, denn ich kann mich leider Gottes nur wiederholen. Tolles Chapter. Perfekte Umsetzung der Emotionen und der Stimmung. Ich finde es fantatsich, wenn man bei Geschichten mit Leben kann und das schaffst du immer wieder. Danke !
LG Sayu
Antwort von:  ximi
15.12.2016 21:26
Heii
Herzlichen Dank für diesen lieben Kommentar! =D
Ich weiss gar nicht, was ich bei so vielen lieben Komplimenten sagen soll. Es freut mich riesig, dass ich dich nach wie vor überzeugen kann und hoffe natürlich, dass es so weitergeht! ;D Es ist wunderbar zu lesen, dass du mit der Geschichte mitleben kannst. Ich denke, das ist eines der grössten Komplimente, die ein Autor bekommen kann. Deshalb Danke dir! =D
Ganz liebe Grüsse

ximi
Von:  mai-ling
2016-11-22T22:38:55+00:00 22.11.2016 23:38
Hey,

mal wieder ein super Kapitel von dir. Du bist definitiv eine meiner Lieblingsautoren hier, und das obwohl du bislang nur KG I und jetzt hier KG II rausgebracht hast. Dein Schreibstil ist wirklich mega super. Man kann sich in jede Situation reinversetzen, einfach klasse. Auch wie du Dinge beschreibst, dir gelingt wirklich alles. Ganz ehrlich, aber deine 2 Storys haben zumindest mich süchtig gemacht ;). Planst du auch eventuell eine KG III Story :D?

Ich bin gespannt, ob Sakura, hier durch diese Situation, ihre Berufung findet. Sie wird bestimmt sowas wie Ami machen wollen. Und sie wird bestimmt ein Buch veröffentlichen, ihre eigene Geschichte mit Sasuke. Zumindest kann ich mir das so vorstellen XD.

Mach weiter so, bis zum nächsten Kapitel!


Antwort von:  ximi
15.12.2016 21:23
Heii
Vielen lieben Dank für diese wunderbaren Komplimente. Dass ich dich mit den beiden Geschichten überzeugen konnte, macht mich wirklich happy! (Viele FFs sinds ja nicht von mir, was?^^)
Ich denke an diesem Punkt kann ich sicher sagen, dass es KEIN Konoha Gangs III geben wird. Ich denke, dass ich hier am Punkt angelangt bin, wo meine Ideen allesamt Platz gefunden haben werden, wenn die 2. Story zu Ende ist, und jede weitere Geschichte von der Qualität her nur schlechter rauskommen würde. Ich möchte nichts an den Haaren herbeiziehen. Was ich dir sagen kann ist, dass es vermutlich nicht ganz aus sein wird mit KG. Aber dazu wird es nach KG II genauere Infos geben ;D
Danke für deine Komplimente, deine Gedankengänge und allgemein für den Kommentar! Es war mir eine Freude! =D

glg ximi
Von:  sushibayo
2016-11-20T17:06:02+00:00 20.11.2016 18:06
Es wird ja echt immer spannender ! :)
Ich kann ehrlich gesagt die Reaktionen von den großen Teilen der Bevölkerung, welche sich negativ gegen die Gangs äußern, überhaupt nicht verstehen. Ich glaube kaum, dass die meisten von denen jemals negativen Kontakt mit einem Gangmitglied gemacht haben geschweige denn überhaupt Kontakt. Meiner Meinung nach sind das Leute, die unzufrieden mit ihrem Leben sind und jetzt etwas brauchen, wo sie diese Unzufriedenheit endlich rauslassen können. Obwohl sie diese Probleme wohl kaum betreffen, hetzen sie einfach mit der Mehrheit mit, anstatt sich vorher alle Standpunkte anzusehen und sich dann eine gut überlegte Meinung zu bilden! Aber so löst man doch echt keine Probleme! Sry das musste ich jetzt echt mal loswerden.
Ich hoffe, dass Sasuke und Naruto wieder freikommen, und sich für die Kuramas und Takas alles zum Guten wendet.
Dein Schreibstil ist einer der Besten, die ich kenne. Mach weiter so !
Auf das nächste Kapitel freu ich mich jetzt schon !
LG sushibayo :)
Antwort von:  ximi
15.12.2016 21:19
Heii
Herzlichen Dank! Ich bin froh, dass der Spannungsbogen beibehalten werden kann ;D
Ich finde es immer wahnsinnig interessant zu lesen, was euch Lesern so durch den Kopf geht und welche Meinung ihr verteretet! Deshalb danke für den Gedankengang, es macht echt Spass so! =D
Allgemein Dankefür die lieben, tollen Komplimente, ich weiss gar nicht mehr, was ich sagen soll! =D
ganz liebe Grüsse
ximi
Von:  Cosplay-Girl91
2016-11-18T13:38:33+00:00 18.11.2016 14:38
Tolles Kapitel :)
Sehr schön geschrieben.
Sakura scheint nun die Welt zu ändern.
Mach weiter so.
lg
Antwort von:  ximi
14.12.2016 22:06
Heii, vielen Dank!
Freut mich, dass es dir gefallen hat! =D
Das neue Kapitel wird bald soweit sein ;D
glg ximi
Von:  franny
2016-11-18T12:28:47+00:00 18.11.2016 13:28
Super tolles Kapitel!!!!

Ich hoffe das sakura etwas bewirken kann und das naruto und Sasuke schnell wieder frei kommen!!! Freu mich schon auf das nächste Kapitel!
Mach weiter so!!! :-):-):-)
Glg franny
Antwort von:  ximi
14.12.2016 22:06
Heii
Dankeschön! Freut mich, dass es dir gefallen hat! =D
Wie es weitergeht wirst du bald lesen können, das neue Kapitel ist unterwegs! ;D
glg ximi
Von:  Atenia
2016-11-18T10:21:32+00:00 18.11.2016 11:21
na toll naruto udn sasuke werden efst genommmen.
Und sakura sagt mal ordentlich ihre meinung.
Hammer
Antwort von:  ximi
14.12.2016 22:02
Derzeit läuft alles schief, was?
Danke für deinen Kommentar! =D
glg ximi
Von:  DarkBloodyKiss
2016-11-17T22:00:08+00:00 17.11.2016 23:00
Hi Nabend ^^
Super mega Kappi !!!!
Klasse geschrieben !!!!
freue mich sehr aufs nächste Kappi !!!!



gglg & einen ganz ganz tollen Donnerstag Abend DarkBloodyKiss ^^
Antwort von:  ximi
14.12.2016 21:52
Heii
Vielen lieben Dank! Es freut mich, dass es dir gefallen hat! =D
glg ximi
Von:  Greihount
2016-11-17T18:12:07+00:00 17.11.2016 19:12
kommem ino und naruto zusammen?
Antwort von:  ximi
17.11.2016 19:19
Heii also diesen Kommentar musste ich jetzt schnell beantworten^^
Ich gebe keine Auskunft über den Story-Verlauf, aber es würde mich echt interessieren wie du darauf kommst?
Antwort von:  Greihount
17.11.2016 19:34
naja.. hinata ist ja jetzt bei den riots, was an sich ein wenig komisch ist, da ich keinen grund in der geschichte sehe, da es so sein soll. Nichtsdesto trotz, würde ich mir wünschen mal nicht Naruto und Hinata zu sehen, auch wenn die ein schönes paar sind.. man darf ja spekulieren =D
Antwort von:  ximi
17.11.2016 19:36
Auf jeden Fall darf man spekulieren!^^ Ich finde es immer wahnsinnig interessant, was sich die Leser so denken, drum habe ich nachgefragt! ;D
Danke für deine Antwort!^^
Von:  Dragonmaster
2016-11-17T16:21:58+00:00 17.11.2016 17:21
Bitte mach weiter!!! Es ist so cool dass saku die Chance hat was zu andern!
Antwort von:  ximi
14.12.2016 21:52
Vielen Dank für deinen Kommentar! Das neue Kapitel ist unterwegs ;D


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