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Kaltes Herz

von

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I've lost it all

Ratlos beäugte Chopper die Navigatorin, lugte neuerlich die gemachten Notizen. Anhand der Untersuchung ergab sich keine plausible Diagnose, das behagte dem Arzt nicht und so suchte er nach neuen Möglichkeiten, die zu ihren Symptomen geführt hatten. Chopper musste eingestehen, dass das Thema vorerst abgehakt war. Doch würde er später gewiss ein weiteres Mal nachforschen, denn so etwas durfte er nicht einfach so auf sich beruhen lassen. Außerdem glaubte Chopper nicht die gesamte Wahrheit gehört zu haben, dafür hatte sich Nami viel zu sehr gegen eine Untersuchung gewehrt. Beschwichtigend lächelte diese, sprang vom Bett und schlüpfte, halbwegs zufrieden, in ihren Pullover. Nach etlichem Hin und Her hatte sie nachgegeben, ließ die Prozedur ergehen und wie erwartet, wenn nicht gar erhofft, fand er kein Anzeichen für ihr kurzfristiges Unwohlsein.

„Chopper“, fing sie sanft an, kniete nieder und sah dem Rentier in die Augen, „ich stand länger in der Kälte, hab womöglich falsch geatmet. Kann vorkommen. Mir geht’s gut.“ Im Normalfall war sie froh über seine Hartnäckigkeit, aber dieses Mal musste er aufhören und den Moment als Nichtigkeit abtun. Andere Probleme standen im Vordergrund und ihnen gehörte die höchste Priorität, immerhin waren Robin und Brook weiterhin abwesend, warum also die Zeit verschwenden? Und doch, sie redete sich die Situation selbst schön. Seit sie diesen Schmerz gespürt hatte, dachte sie darüber nach. Nie zuvor war sie solchem begegnet und nie wieder hoffte sie auf ihn. Und je länger sie nach dem Grund suchte desto stärker wurde eine unliebsamer Gedanke: Der Schmerz entsprang nicht körperlicher Natur. Sie war gesund, fühlte sich pudelwohl. Eine Vermutung, die Nami nicht aussprach, für sich behielt. Eben solange bis sie eine Erklärung fand oder wenigstens die richtigen Worte.

„Du hast wirklich keine Beschwerden mehr? Und sonst ist nichts vorgefallen?“, fragte Chopper nochmals, der strenge Ton hörbar, den er nur bei solchen Angelegenheiten an den Tag legte. Ihre Mundwinkel zuckten.

„Nein“, log sie, ohne lange Bedenkzeit, zuckte bedächtig mit den Schultern. Gelogen aufgrund eines kleinen Details, das sie bewusst zurückhielt, das sie selbst ratlos machte, bei dem sie zugeben musste, dass das merkwürdig war. „Belassen wir das Ganze. Ein einmaliger Vorfall. Wir haben andere Sorgen.“ Unweigerlich warf Chopper einen Blick auf die Uhr, die Dämmerung hatte mit Sicherheit bereits eingesetzt und er wusste zu gut, dass dieser Übergang von Tag und Nacht rasch erfolgte. Somit widersprach er nicht, nickte bloß.
 


 

× ×
 

„Durchhalten!“ Entkräftet irrte Brook durch die Schneemassen. War er richtig? Bald musste er doch dort ankommen? Längst hatte er sowohl sein Zeitgefühl als auch die Orientierung verloren. Seine Konzentration lag einschließlich darin bei Bewusstsein zu bleiben. Wie lange war er unterwegs? Lief er in die falsche Richtung?

Der Schock saß ihm in den Gliedern, ließ diese schlottern, während ihm die Kälte nach und nach jegliche schützende Wärme entriss. Unachtsam, den Blick stets nach vorne gerichtet, blieb der Musiker hängen, stürzte neuerlich nach vorne weg. Die Knochen klapperten, fröstelten während die weiße Decke ihn mit offenen Armen willkommen hieß. Flach atmete er, umfasste fest den Griff des Stockes. Würden sie ihm Glauben schenken? Verstand er immerhin selbst nicht, was dort oben vorgefallen war. Fand er überhaupt eine passende Erzählung? Wie erklärte er seine alleinige Rückkehr? Lange genug hatte er oben am Plateau ausgeharrt, gewartet, der Witterung gestrotzt und mit aller Kraft einen Weg ins Innere gesucht. Bis sie aufgetaucht war. Verbittert biss er die Kiefer aufeinander, bis er den Schmerz spürte. Das aufkeimende Schluchzen erstarb noch in seiner Kehle.

Müde sah er gen Himmel. Die Nacht hatte die Insel in Beschlag genommen, die massive Wolkenfront verhinderte den Schein des Mondes. Lediglich der Schnee spendete ein wenig Sicht, die ihn nicht gänzlich blind umher irren ließ und ihm bisher einen halbwegs guten Dienst erwies, trotz allem. Doch blieb er liegen, atmete stockend. Er musste ruhen, all das hatte an seinen Kräfte gezerrt. Die bleierne Müdigkeit seiner Knochen machte ihn bewegungsunfähig. Ein paar Minuten, sagte sich Brook, dann setzte er die Reise fort.
 


 

× ×
 

Schmollend schlürfte der Strohhutjunge durch die Kombüse, drehte die Runden, die Arme hingen zu Boden. Die theatralischen Blicke, die er stets seiner Navigatorin schenkte, ignorierte diese gekonnt. Nein, mit der Aufteilung war Ruffy keineswegs zufrieden. Sogar Chopper und Lysop durften den Trupp, der die verschollenen Freunde suchte, bewohnen und ausgerechnet er, er war gezwungen an Bord abzuwarten. Niedergeschlagen atmete er lange, laut hörbar, aus, damit sie ihn ja nicht überhörte. Unverändert, ohne Ruffy die gewünschte Aufmerksamkeit zu schenken, saß sie da, starrte lediglich die Teleschnecke zu Tode, die jederzeit sowohl gute als auch schlechte Nachrichten überbringen konnte.

„Ich bin der Käpt’n“, versuchte er nun. Ein Kapitän, der binnen Sekunden überstimmt worden war. Gewiss befehligte er das Schiff nach wie vor, aber in manchen Belangen, wusste sie ihn aus dem Spiel zu nehmen, aus gutem Grund. Solange sie nicht wussten, was los war, war es besser.

„Dann sei ein Kapitän und vertrau deinen Mitstreitern!“

„Was ist, wenn sie von einem blutrünstigen Monster angegriffen werden?“ In seinen Augen lag keine Furcht, sondern ein Funkeln, das vielmehr nach dem Verlangen rief, einen Kampf bestreiten zu dürfen. Er wollte die angestaute Energie der letzten Wochen loswerden.

„Hast du keinen Hunger?“ Den Blick kannte Nami, leider und eine Diskussion darüber brachte sie gerade keineswegs, dafür lagen ihre eigenen Nerven blank genug.

„Nein“, kam die Antwort prompt und der Strohhutjunge verzog keine Miene. Geraume Zeit sahen sie sich bloß in die Augen bis Ruffy erneut das Wort erhob: „Tu was gegen die Langeweile! Das Warte ist furchtbar…“ Entnervt rollte Nami mit den Augen.

„Machst du dir eigentlich Sorgen oder stört es dich bloß, dass dir ein mögliches Abenteuer entgeht?“ Eine Frage, die sie nicht grundlos stellte. Während die Sorge sie innerlich auffraß, wirkte er wie ein kleines Kind, das nicht mitspielen durfte. Ein merkbar ungünstiger Moment.

„Nö. Die machen das schon. Brook und Robin sind stark, die werden nicht einfach überrumpelt“, erklärter er zuversichtlich und grinste, „außerdem, Robin findet immer einen Weg um uns eine Nachricht zu übermitteln. Wären sie in Gefahr, hätte sie das längst getan.“ Ungläubig schüttelte Nami den Kopf. Entweder glaubte er wirklich daran oder er spielte die Situation für sich selbst hinunter in der Hoffnung, dass es ihnen tatsächlich gut ging.

„Und warum haben wir bisher nichts von ihnen gehört? Ruffy…, sie sind seit Stunden fort!“

„Vielleicht haben sie etwas Interessantes gefunden und die Zeit vergessen. Sie tauchen schon auf.“
 


 

× ×
 

„BROOK!“ Franky stapfte quer feldeinwärts, ebnete Zorro und Chopper, die ihn begleiteten, einen Pfad. Sie hatten die Gunst der Stunde genützt, denn binnen weniger Minuten hatte der Wind aufgehört und der Schneefall war kaum noch erwähnenswert. Grundlegende Bedingungen, die ihnen die Suche um einiges erleichterten.

„ROBIN!“, schrie das Rentier, versuchte weiterhin eine Witterung aufzunehmen. Dennoch verlief dieser Teil bisher erfolglos. Da Sanji und Lysop die Stadt absuchten, durchstreiften sie hingegen das Umland. Zorro hielt eine Laterne in die Höhe, ließ immer wieder den Blick streifen.

„Wenn das so weiter geht, dann haben wir in ein paar Stunden die gesamte Insel abgeklappert“, murrte der Schwertkämpfer und allmählich glaubte er sogar daran. Eines wusste er, sobald er die beiden gefunden hatte oder sie von alleine zurückkamen, dann würde er eine saftige Ansprache halten, die sich gewaschen hatte. Seine Vorstellung von einem gelassen Abend war dahin. Statt ein paar Gläser zu heben, durfte er durch den Schnee stapfen und Suchtrupp spielen. Keine seiner Lieblingsbeschäftigungen.

„Dann machen wir das eben. Hauptsache wir finden sie“, entgegnete Franky und hielt inne. Sie waren an einem Weg angelangt.

„Wohin? Folgen wir dem oder laufen wir weiterhin ohne Plan durch die Gegend?“, fragte der Cyborg Chopper, irgendwie hatte er mittlerweile selber keinen Schimmer wo lang.

„Tiefer in den Wald“, antwortete jedoch Zorro, woraufhin Franky bloß die Brauen hob, ein Lachen unterdrückte er.

„Vergiss das, dir folge ich keinen Meter“, feixte er allerdings und hörte ein Schnauben des Schwertkämpfers, dessen Ader hervorstach und in Folge eine Diskussion ins Rollen brachte. Chopper hingegen starrte gebannt Richtung Norden, schnüffelte konzentriert. Noch bevor er seine Kameraden davon berichtete, lief er schon los.

„Chopper!“, hörte er die beiden im Chor, doch rannte er weiter, er hatte eine Spur, zwar kaum vorhanden, aber sie war da. Rasch eilten sie dem Rentier hinterher und blieben genauso abrupt stehen wie ihr Freund.

„Scheiße“, murmelte Franky geschockt. Brook lag bewusstlos vor ihnen. Schnell entfloh Chopper seiner Starre, untersuchte den Gefundenen.

„Lebt er noch?“, war die erste Frage, die Zorro in den Sinn kam. Erleichtert nickte der Arzt.

„Noch…“, sprach Chopper schließlich und wusste, dass sie ihn schnellstmöglich auf das Schiff bringen mussten. „Stark unterkühlt“, murmelte er.

„ROBIN!“ Franky suchte nach der Gestalt ihrer Freundin. Warum war der Musiker alleine? Wo war sie? „Chopper?“ Sorge schwang mit. Vielleicht nahm er ihren Geruch auf, schließlich hatte er Brook auch auf diese Weise entdeckt. Doch eine Antwort blieb ihm verwehrt. Ungeduldig sah er über die Schulter, zog die Brauen zusammen. Sowohl das Rentier als auch Zorro, beide starrten auf den Körper ihres Freundes. Die Frage blieb ihm erspart, hörte er Choppers Stimme.

„Er hat diverse Knochenbrüche…“ Ein kalter Schauer durchfuhr den Cyborg, dessen Grund nicht die Temperatur war. Seine Augen fanden Zorros, der Ausdruck, der in ihnen lag, sprach Bände. Nie, nicht seit sie gemeinsam reisten, hatte er je solch einen Gedanken gehegt, wenn er an die Archäologin dachte, aber sofort verstand Franky, was ihm der Schwertkämpfer mitteilen wollte. Warum? Blitzartig zückte Zorro das Wado-Ichi-Monji.

„Ein voreiliger Schluss“, versuchte er dennoch, „steck das Schwert fort.“ Chopper horchte auf, unternahm die Erstversorgung, mehr konnte er erst tun, sobald er den verletzten Musiker auf das Schiff gebracht hatte. Obwohl er gern naiv reagierte, war ihm der Grundgedanke nicht entgangen, doch weigerte er sich diesen zuzulassen. Bestimmt gab es eine andere Erklärung. Robin würde ihren Freunden nie ein Haar krümmen. Während er hantierte und jeder Handschritt saß, musste er sich innerlich zusammenreißen. Hier lief sehr viel schief.

„Sie sind gemeinsam aufgebrochen, aber finden wir Brook alleine. Knochenbrüche? Wir kennen einen einzigen Menschen, der solche laufend verteilt und dieser bleibt verschwunden? Tut mir leid, Freundin hin oder her, aber das ist ein großer Zufall!“ Unverblümte teilte Zorro seine Vermutung mit. Eine für ihn logische Schlussfolgerung, obwohl der Zusammenhang, der Grund für diese Tat, unbekannt blieb. Vermutlich würden sie das erst erfahren, wenn sie entweder Robin fanden oder Brook aufwachte und Bericht erstattete. Solange dies nicht geschah, mussten sie vom Schlimmsten ausgehen.

„Nein, du irrst dich!“, widersprach Chopper, seine Stimme zitterte, „Robin würde nie…, oder Franky?“ Hilfesuchend sah er hoch, hoffte Franky würde ihm den Rücken stärken. Entschuldigend drehte dieser den Kopf, suchte den Schnee ab.

„Bring Brook aufs Schiff. Da sind Spuren. Zorro und ich folgen ihnen.“ Nicht die Antwort, die er sich gewünscht hatte.
 


 

× ×
 

„Jungchen, ein Klappergestell übersieht niemand“, gab der Wirt trocken von sich. Dennoch hatte Sanji lieber zweimal nachgefragt. Sicher war sicher. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, einfach eine weitere Sackgasse.

„Hör mal, weder die Frau noch das Skelett sind in der Stadt gewesen. Die Leuten reden über Unbekannte, erst recht wenn euer Freund ein besonderes Erscheinungsbild hat.“ Der Blonde nickte, nahm einen langen Zug und behielt den Rauch länger in seiner Lunge. Ob der zweite Trupp besser dran war? Wo sollte er weitersuchen? Vielleicht hatte ja Lysop eine Ausgangslage geschaffen? Entmutig stieß er den Rauch aus.

„Ihr habt unsere Warnung ignoriert. Warum seid ihr geblieben? Hinter allem steckt ein Funken Wahrheit. Lernt man das nicht auf See?“ Der Wirt stützte die Arme an der Holzkante ab, ließ den Smutje kaum aus den Augen, seufzte. Wie oft schon hatte er dasselbe Schauspiel miterlebt? Sichtlich schluckte Sanji. Von Anfang an verspürte er dieses beklemmende Gefühl und nun sollte es eintreffen?

„Wir haben die Weiterfahrt vorgehabt, wirklich. Kaum jemand glaubte der Geschichte, allein unsere Navigatorin sieht darin ein Ammenmärchen um Fremde von der Insel zu locken. Die Lust auf einen längeren Aufenthalt war abgeklungen, aber unsere Vermissten haben einen Strich durch die Rechnung gemacht und sind aufgebrochen während wir die Einkäufe erledigten“, erklärte Sanji wahrheitsgemäß und verstand weiterhin nicht die Intention, die hinter dem Spaziergang lag. „Sie weigerte sich…, verhielt sich merkwürdig“, fügte er flüsternd hinzu. Der Wirt nickte mehrmals, lief es stets auf dieselbe Weise ab.

„Eure Freundin ist der Grund, warum ihr die Insel angesteuert habt.“

„Was?“, erwiderte Sanji entgeistert.

„Noch nie wurde dieser Ort durch Zufall entdeckt.“ Sanji verstand immer weniger. Das ergab keinen Sinn, aber vielmehr störte ihn die Gleichgültigkeit, die in der Stimme des Wirtes mitschwang. Konnte er ihm nicht die Informationen geben, die er benötigte? Der Mann zerrte an seiner Geduld, er mochte ja ein Fremder sein, aber musste er alles kleinweis erzählen?

„Was passiert hier? Was hat es mit diesem Fluch auf sich?!“

„Ruhig Blut, Jungchen“, winkte der Wirt ab. Er verstand den Smutje, war er nicht die erste Person, die nach Informationen suchte und mit dem Fluch konfrontiert wurde. Bis zu einem gewissen Punkt verstand sich. Der Großteil von den Banden, die den Weg hierher fanden, verfielen anschließend, mordeten oder aber verschwanden sofort von der Insel, ganz gleich was mit dem Crewmitglied geschah, das in die Fänge geraten war. Die Bewohner? Sie konnten bloß mitansehen und abwarten, bis der Spuk erneut für einen Zeitraum endete. Diese Crew bildete keine Ausnahme und so fragte sich der Wirt bereits, welches Schicksal auf diese Gruppe wartete.

„Eure Freundin hadert mit ihrer Vergangenheit“, kam eine knappe Erläuterung, nachdem Sanji ihn auffordernd angesehen hatte. „Die Insel zieht Menschen an, die die Kälte suchen, ihren Gefühlen davon laufen und Angst haben.“

„Blödsinn! Gut, sie hat viel durchgemacht, aber das liegt hinter ihr! Außerdem ist ihr all das angetan worden“, versuchte der Smutje gegenzureden, konnte den Worten kaum Glauben schenken. Warum sollte Robin weiterhin gegen ihre Vergangenheit ankämpfen? Dafür bestand keinerlei Grund. Jeder an Bord akzeptierte sie, sie hatte eine enorme Veränderung durchgemacht, zum Besseren, warum sollte ausgerechnet sie einem Fluch verfallen? Sanji fand keine Erklärung, hoffte der Mann log ihm ins Gesicht.

„Sag mir, wie war ihr Verhalten innerhalb der letzten Tage?“ Unweigerlich hallten die Worte der Navigatorin in seinen Ohren, dachte an die Müdigkeit zurück, die ihm selbst aufgefallen war. Sie war anders, aber musste eine rationale Erklärung dahinter stecken. Jeder hatte schlechte Tage.

„Sanji!“, hörte er eine bekannte Stimme. Lysop war aufgetaucht, hatte anscheinend Nachrichten. „Sie haben Brook gefunden.“

„Und Robin?“ Er schüttelte lediglich mit dem Kopf.

„Sie suchen weiter, von ihr fehlt weiterhin jede Spur. Wir können die Suche hier wohl abbrechen.“

„Kehr auf das Schiff zurück. Ich bleibe noch, aber halt mich auf dem Laufenden.“ Lysop stutzte auf die Worte hin. Wozu hier bleiben? „Geh!“, festigte Sanji seine Entscheidung, „wir sehen uns später.“ Überzeugt, ob das so eine gute Idee war, war der Kanonier nicht, aber anscheinend hatte es keinen Sinn.

„Was machst du?“, wollte er dennoch wissen.

„Reden und in Erfahrung bringen, wie wir dem Fluch entgegen wirken können, richtig?“ Dieses Mal sah er den Mann an, der schwach lächelte.

„Anscheinend glaubst du endlich daran.“
 


 

× ×
 

„Wir sollten einen normalen Angriff in Erwägung ziehen“, durchbrach Franky das minutenlange Schweigen. Hintereinander marschierten sie den steilen Pfad hinauf, der Cyborg folgte seinem Vize, obwohl er vorhin anderes gesagt hatte, aber hierbei konnte sich dieser kaum verlaufen. Der Drang nach Wahrheit trieb ihn an, das Schwert war weiterhin gezückt und dieser Umstand beunruhigte Franky zunehmend. Reine Spekulation, dachte er sich, die aus den Verletzungen entstand.

„Hast du überhaupt einen Plan?“, sprach er weiter, denn Zorro schwieg eisern, als ob eine andere Erklärung nicht existierte.

„Hast du so wenig Vertrauen in sie?“ Er konnte nicht aufhören. Das Schweigen ließ ihn verzweifeln. Zwar hatte er vorhin zugestimmt und Chopper zurückgeschickt, aber vollkommen überzeugt, war der Cyborg nicht. Er kannte die Frau.

„Zorro!“, setzte er strenger nach, der Angesprochene drehte sich ihm zu, ging rückwärts weiter.

„Folg Chopper, wenn dir die Situation unangenehm ist“, beendete Zorro sein Schweigen, mürrisch, wütend über das Gejammer. „Denkst du, ich wünsche mir das? Wieder herausfinden zu müssen, ob sie Freund oder Feind ist? Es ist leider eine Option, so beschissen der Gedanke auch ist! Und ich habe nur einen Plan: Robin finden. Keine Ahnung was dann kommt.“ Wieder drehte er seinem Kameraden den Rücken zu, beschleunigte den Schritt. Die Situation beschäftigte ihn, wie jeden, aber für Sorgen und Schönreden, war er nicht geschaffen. Gefühlsduseleien beeinträchtigten und Zorro wollte unter allen Umständen einen klaren Kopf bewahren, alle Möglichkeiten in Erwägung ziehen. Lieber vom schlimmsten Szenario ausgehen und positiv überrascht werden als unerwartet ins Verderben zu rennen. Eine hilfreiche Devise.

„Könntest du sie angreifen?“

„Bevor ich mich von ihr töten lassen? Ja.“ Franky schloss die Augen, hatte er mit der Antwort ehrlich gesagt gerechnet, atmete durch.

„Hoffen wir, dass das nicht eintritt.“ Schweigen setzte ein und eine Weile später fanden sie sich auf jenem Plateau an dem Brook die Flucht ergriffen hatte. Rasch machten sich die Männer einen Überblick, aber fanden sie niemanden vor.

„Eine Sackgasse.“ Die Enttäuschung stand Franky ins Gesicht geschrieben. Der Weg war umsonst und sie keinen Schritt weiter. Umkehren und nochmals in den Wald hinein? Angestrengt fuhr seine Handfläche durchs Gesicht.

„Verdammtes Weibsstück!“, keifte der Vize wutentbrannt, ein Schwerthieb donnerte gegen die Felswand, die unbeschadet standhielt. Während Franky verwundert über die Reaktion war, wurde Zorro stutzig, die Wut wich. Warum fielen keine Gesteinsbrocken? Sein Ausbruch hätte Spuren hinterlassen müssen.
 


 

× ×
 

„Der Fluch…“, wisperte der Schütze, sackte auf den Stuhl und sah entgeistert geradeaus.

„Das ist ein gottverdammtes Märchen!“, keifte die Navigatorin indes, war mehr damit beschäftigt Ruffy vorerst im Raum zu behalten, der am liebsten sofort Zorro und Franky gefolgt wäre. „Bleib hier!“, ermahnte sie abermals, riss ihren Kapitän regelrecht zurück.

„Unser Freund ist angegriffen worden! Sag bloß, du duldest das?!“ Ruffy war außer sich und wer dahinter steckte, dem würde er eine Lektion erteilen. Niemand vergriff sich an seinen Kameraden, ein ungeschriebenes Gesetz an Bord.

Viel wussten sie bisher nicht. Chopper war plötzlich aufgetaucht, trug Brook wortkarg ins Behandlungszimmer, warf dabei den Kapitän, der Antworten wollte, aus dem Zimmer, hatte Ruhe eingefordert. Sie wussten nur, dass die Suche nach der Archäologin weiter anhielt. Kurz darauf folgte Lysop, ebenfalls mit einer Nachricht. Anscheinend ging Sanji einer eigenen Spur nach und so hieß es erneut warten und hoffen, aber dieses Mal erschien dieser Part weitaus schwieriger.

„Nein, aber du hast Chopper gehört. Die beiden sagen uns, wenn sie Hilfe benötigen. Bevor du alleine herumirrst, kannst du gleich hier bleiben. Außerdem haben wir keine Ahnung, was passiert ist.“ Geschweige denn wo sich Robin aufhielt. Allein dieser Umstand bereitete ihr einen Stich.

„Seid leise!“ Ruckartig trat Stille ein, drei Augenpaare wanderten gleichzeitig Richtung Türe, die ins Behandlungszimmer führte, in dessen Rahmen Chopper inne hielt, sichtlich erzürnt.

„Wird er… gesund?“, fragte Lysop vorsichtig, woraufhin der Arzt nickte, die Türe sacht schloss und an den Tisch trat. Die Erleichterung seiner Freunde war erkennbar, aber wie gesagt, sie kannte nicht alle Einzelheiten. Unwohl scherte er mit dem Hufen.

„Chopper?“ Ruffy war derjenige, der ihn ansprach, spürte er das etwas nicht in Ordnung war. Hart schluckte die Navigatorin, ihr Blick wanderte abwechselnd zwischen den beiden hin und her.

„Robin“, wisperte sie den Namen ihrer Freundin. „Was hast du verschwiegen?“ Wollte sie eine Antwort? Sichtlich drückte sich Chopper davor, doch mussten seine Freunde davon erfahren. So atmete er tief durch, suchte nach den passenden Worte. Das Kinn sank auf seine Brust.

„Wir haben Brook alleine gefunden und er…“, stockte der Arzt, kämpfte selbst noch gegen den Gedanken an, „er hat Knochenbrüche erlitten, daher…“

„Nein!“, unterbrach Nami sogleich. Sofort erahnte sie den Grundgedanken, der hinter seiner Aussage stand. War sie wütend oder schockiert? Beides zugleich? Auf jeden Fall fassungslos und so trat sie näher. „Wie kommt ihr…?“, brach sie ab, schüttelte ungläubig den Kopf.

„Die Leute haben uns gewarnt.“ Lysop vergrub das Gesicht in den Handflächen, dachte an die Erzählung des Bürgermeisters und des Wirtes zurück. Nicht grundlos war Sanji geblieben, er war überzeugt und wollte mehr erfahren, hören wie sie dagegen ankämpfen konnten. Zum ersten Mal schwieg Nami, gab ihm keine patzige Antwort, aber nicht weil sie anfing dem Ammenmärchen Glauben zu schenken, nein, vielmehr weil sie nicht verstand, wie ihre Freunde tatsächlich Robin für Brooks Befinden die Schuld anrechneten.

„Den Arsch hole ich mir!“, brüllte Ruffy wütend und wollte bereits wieder verschwinden, doch lief ihm dieses Mal Lysop hinterher.

„Warte, du fehlinterpretierst hier etwas.“ Chopper zuckte unweigerlich zusammen, hob vorsichtig den Kopf an. Während sowohl Nami als auch Lysop verstanden, schoss ausgerechnet sein Kapitän erneut über das Ziel hinaus. Dagegen konnte er nichts unternehmen, er hatte andere Probleme, bedrohlich, wie er es nicht kannte, stand Nami direkt vor ihm.

„Wer hat diesen Mist verzapft?! Zorro?“, fuhr sie Chopper harsch an, ignorierte Ruffys Unbeholfenheit. Eingeschüchtert stolperte das Rentier ein paar Schritte nach hinten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich möchte mich herzlich für all eure Kommentare bedanken :)
Im nächsten Kapitel geht es wieder mit Robin weiter~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Dark777
2015-05-03T09:27:26+00:00 03.05.2015 11:27
Nami hat zu viel Angst sich einzugestehen, dass an dem "Ammenmärchen" tatsächlich etwas wahres sein könnte. Mich würde interessieren, ob Nami die Geschichte kennt und deshalb so viel Angst davor verspürt. Überrascht bin ich allerdings über die schnelle Schlussfolgerung Zorros. Ich meine klar war Robin nicht immer eine Freundin (zumindest nicht auf den ersten Blick), aber sie hat nie jemanden verletzt und dass Zorro so schnell zu den richtigen Schlüssen kommt, irritiert mich doch etwas. Wahrscheinlich ist er einfach nur pragmatisch.....

Dieses Chapter zehrt an den Nerven. Die Spannung steigt unablässig, aber im Grunde sind die Strohhüte nicht sehr viel weiter mit ihren Spekulationen. Ich kann es kaum erwarten Dark-Robin (oder besser Cold-Robin?) in Aktion zu erleben :D!

V(~_^)
Von: abgemeldet
2015-04-26T19:34:10+00:00 26.04.2015 21:34
Ein weiteres Kapitel *-*
Ich finde hier kommt wieder Sanjis Charakter gut zu Vorschein. Die anderen Crewmitglieder, Robin mal abgesehen, wären mit Lysop zum Schiff gegangen, aber Sanji holt sich natürlich erstmal alle wichtigen Informationen *-*
Der Fluch hat Robin wohl komplett unter Kontrolle, aber ich hoffe sie kommt dadurch D:
Während die Mehrheit glaubt, mich mit einbegriffen, dass Robin es war, die Brook das angetan hat, scheint Nami noch damit zu hadern. Durchaus verständlich, Nami hat eine ganz andere Bindung an sie als ihre Freunde.
Mal sehen, was das nächste Kapitel mit sich bringt :))
Ich freu mich auf eine DarkRobin :))
Antwort von: abgemeldet
26.04.2015 21:37
Ach ja, ist das ein Lied, nach dem du die Kapitel benennst? Oder ein Text? Ich würds echt gerne wissen :)
Antwort von: robin-chan
27.04.2015 10:36
Irgendeiner muss ja mal nachfragen, was sonst noch so ansteht, bevor sie gänzlich im Dunklen wandern. Ich werde auch versuchen einen Eindruck aus Robins Sicht der Dinge zu geben, aber sie ist derzeit schon mächtig im Schlamassel, was sich auch noch steigern wird. Mal sehen, wie sich Robin noch entwickeln wird :D
Antwort von: robin-chan
27.04.2015 10:37
Ah, und ja, ich orientiere mich hierbei an Songs :)
Von:  Boom_Squirrel
2015-04-24T12:58:38+00:00 24.04.2015 14:58
irgendwie engstirnig, dass bei 'knochenbrüchen' gleich alle daran denken, dass robin es war.
ich mein wir reden hier von brook, sprich eine wandelnde ansammlung von knochen, wie soll man ihm bitte sonst zu leibe rücken, wenn nicht mit dem veruch seine knochen zu brechen?
also ich würde es so versuchen. und ich bin bei weitem keine nico robin.
egal, bin gespannt wie's nun weitergeht. ein fight zorro VS robin?
ganz eherlich: sorry zorro, aber sie würd ihn im wahrsten sinne des worten im handumdrehen kalt machen.
rein theoretisch könnte sie es, wenn sie's drauf anlegen würde, mit jedem der crew. ich mein: genickbruch und tschüß!
höchstens bei ruffy dürfte es etwas komplizierter werden...
Antwort von: robin-chan
27.04.2015 10:45
Manchmal geschieht so etwas auch unter Freunden. Zorro ist halt ein wenig von der Situation genervt und da kommts schon vor, vor allem wenn sie nicht da ist und der andere Kamerad fertig daliegt. Mal sehen ob die Vermutung berechtigt ist :)
Ruffy wäre wahrlich das einzige Problem, aber ja, es wird wohl eine nette Konfrontation kommen ;)
Von:  BurglarCat
2015-04-21T20:41:27+00:00 21.04.2015 22:41
joa, da kommt es ja nun ganz dicke.. Robin stellt sich nun also gegen ihre Freunde? Das sie es war steht wohl mehr oder minder außer Frage, da scheint der Fluch wohl ganze Arbeit zu leisten.
Interessnat finde ich den Umstand, dass Nami den "Bruch" so körperlich gesprüt hat. In wie weit sie dann von dem Fluch zumindest auf indirekter Ebene betroffen ist, wäre durchaus interessant zu sehen, vor allem ob da noch weitere solcher Situationen auftauchen, je mehr sich die Situation mit Robin zuspitzt?
Freue mich schon sehr darauf im nächsten kapitel zu lesen, woe es bei ihr aussieht.
Zumindest scheinen nun alle so langsam die Sache mit dem Fluch ernst zu nehmen, auch wenn diese Einsicht sicherlich ein wenig zu spät kommt, bzw. ihnen auch nicht wirklich weiter hilft.
Wie immer natürlich hervorragend geschrieben, ich freue mich schon sehr darauf, wie es weiter geht :D
Von:  fahnm
2015-04-19T14:24:24+00:00 19.04.2015 16:24
Spitzen Kapitel


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