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Shattered

Broken suddenly and violently into pieces
von

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2. Scherbe [Sanji] - Denial

Denial: “a condition in which someone will not admit that something sad, painful, etc., is true or real”
 

~~ + ~~
 

„Sanji! Beruhige dich!“
 

„Wie zum Teufel soll ich mich beruhigen, Lysop? Habt ihr nicht gehört, was dieser Schwertheini gesagt hat? Aufgeben? Die Suche einstellen? Verdammt, sobald wir aufhören, akzeptieren wir, dass Ruffy tot ist! Das kann nicht sein verdammter Ernst sein!“
 

„Sanji!“
 

„ Verdammte Scheiße, Zorro, ich sollte dir ordentlich in den Arsch treten!“
 

„Da Ruffy nicht mehr da ist, bin ich als Vize der neue Chef! Und ich sage, dass wir die Suche einstellen. Wir haben uns lange genug gequält und sollten den Tatsachen endlich ins Augen sehen!“
 

„Als ob ich jemals von dir Befehle entgegennehmen würde!“
 

~ + ~ Spiders Cafe, Wüste nahe Rainbase ~ + ~
 

Sanji stand vor einem rustikalen Holzhaus mitten in der Wüste und beobachtete nachdenklich, wie das Ladenschild träge im heißen Wind schaukelte. Eine grob gezimmerte Veranda umgab das Gebäude auf allen Seiten. Durch die geschlossenen Fenster drang der dumpfe Klang von Klaviermusik. „Das ist es also?“, fragte Sanji, während er an seiner Zigarette zog und den blauen Dunst in die flimmernde Wüstenluft pustete.
 

„Ja, von hier kommt seine Stimme!“, plapperte Aisa aufgeregt. Das Mädchen aus Skypia deutete wild auf die schräg in den Angeln hängende Tür des Cafes, während Laki ihr eine Hand auf die Schulter legte und sie so zur Ruhe mahnte. Sanji bemerkte, dass die Skypianerinnen besorgte Blicke über ihre Schultern warfen und Nami betrachteten. Chopper war bei ihr und half ihr vom Rücken der Expresskrabbe zu steigen, die sie zu diesem Ort gebracht hatte. Vivi hatte eine wichtige Versammlung mit ihrem Kronrat zu führen und konnte sie deswegen nicht begleiten, doch sie hatte es sich nicht nehmen lassen ihnen zumindest eine schnelle Reise zu garantieren. Auch Peruh, einer ihrer Leibwächter, war ihnen zur Seite gestellt worden.
 

„Danke, Peruh“, sagte Sanji und reichte ihm seine Hand. „Wir übernehmen von hier ab.“
 

„Ich warte draußen.“
 

„Und kannst du auf die Frauen achtgeben?“, bat Sanji. „Das ist einfach eine Sache, die nur unsere Crew etwas angeht. Auch wenn es verrückt ist, wir müssen einfach-“
 

„Ich verstehe“, erwiderte Peruh lächelnd. Er nahm sein Stirnband vom Kopf, fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und sah mehr denn je wie der Falke aus, zu dem ihm seine Kräfte bei Bedarf werden ließen. „Ich hoffe, ihr findet wonach ihr sucht. Königin Vivi war am Boden zerstört, als sie von Ruffys Tod hörte. Ich kann nur erahnen, wie schwer es für euch gewesen sein muss.“
 

Sanji nickte grimmig. Es hatte sie zerstört und in Stücke gerissen. Die Zeit hatte einige der Wunden vielleicht notdürftig zusammenflicken können, doch nichts würde alle Narben jemals heilen. Jeder versuchte auf seine Weise damit fertig zu werden, weinte, verfluchte das Schicksal, verdrängte, versuchte nach vorne zu sehen. An manchen Tagen hatte Sanji fast das Gefühl mit seinem Job als Chefkoch an Vivis Hof zufrieden sein zu können, doch dann sah er jedes Mal aufs Neue wie sehr Nami litt und dachte an seinen eigenen verlorenen Traum.
 

All Blue.
 

Unbewusst ballte Sanji die Hände zu Fäusten.
 

Ruffy, du Bastard! Warum musstest du dich nur töten lassen?
 

„Lasst uns das hier hinter uns bringen“, brummte Sanji endlich, bevor er seinen Zigarettenstummel unter dem Schuhabsatz zertrat und seine Krawatte zurechtrückte. Als er die Veranda betrat und die Tür zum Spider Cafe aufstieß, schlug ihm sofort eine heftige Wolke aus Alkohol, Rauch und Gewürzen entgegen. Eine Weile lang blieb er reglos an der Türschwelle stehen und scannte den Raum, nur um in ausschließlich fremde Gesichter zu blicken. „Zeitverschwendung“, fluchte er leise. „Wir müssen verrückt sein. Es ist zwei Jahre her. Wieso sollte Ruffy hier sein, mitten in Alabasta und einfach am Leben? Wir sind-“
 

„Setzen wir uns doch wenigstens kurz“, bat Nami wispernd. Chopper trat in seiner Gestalt, die einem Menschen am ähnlichsten war, an einen der freien Tische und warf seinen Beutel neben den Stuhl, auf den er sich setzte. Nami folgte ihm und ließ ihren Blick dabei immer wieder suchend durch den Raum schweifen. Sanji seufzte, steckte sich eine neue Zigarette an und gesellte sich zu ihnen. Sie waren wohl wirklich verrückt…
 

Ein junger Kellner brachte ihnen wortlos die Speisekarten und verzog sich sofort wieder. Erbärmlicher Service. Sanji schüttelte den Kopf, überflog flüchtig die überteuerten Gerichte und kam schnell zu dem Schluss, dass sich die kulinarische Kreativität des Koches in Grenzen hielt. Als der Kellner wieder zu ihnen kam, bestellte er nur einen Kaffee. Nami und Chopper hatten seine Reaktion gesehen und hielten sich deswegen still an einen Krug mit kalter Limonade.
 

Nami hörte nicht auf sich umzusehen wie ein aufgeschrecktes Reh. Sanji liebte seine Navigatorin, doch in Momenten wie diesem verspürte er manchmal den brennenden Wunsch sie zu schütteln, wachzurütteln und die alte Nami aus ihr herauszuholen.
 

Wach auf, Mädchen! Ruffy ist tot, er kommt nicht zurück! Erwartest du, dass er grinsend aus der Küche kommt und uns begrüßt als wäre nichts passiert?
 

Dass Sanji bei Aisas Offenbarung selbst für einen winzigen Moment Hoffnung geschöpft hatte, versperrte er hartnäckig in den dunkelsten Winkeln seines Bewusstseins. Er hatte diesen Kräften, die manche Mantra, manche Haki nannten eh nie ganz getraut. Wie sollte jemand eine für andere unsichtbare Stimme hören und bestimmen können?
 

„Nami, alles in Ordnung?“, murmelte Chopper besorgt.
 

Ihre Navigatorin hielt sich ihre Stirn und kniff die Augen zusammen. „Kopfschmerzen…“
 

Chopper kramte kurz in seinem Beutel, holte ein zusammengefaltetes Papierchen hervor und öffnete es vorsichtig. Das grüne Pulver, das er schon seit einer Weile immer parat hatte falls Namis zu sehr von ihren Schmerzen gequält wurde, kam zum Vorschein. Der Kellner kam und stellte ihre Getränke auf dem zerkratzten Holztisch ab. Chopper füllte ein Glas mit Limonade, schüttete das Pulver dazu und schob es Nami vor die Nase. „Hier.“
 

Doch Nami beachtete sie gar nicht.
 

Sie starrte mit weit aufgerissenen, ungläubigen Augen auf einen Punkt hinter Sanji. Der Koch hatte das Gefühl, ihm bliebe das Herz kurz stehen. Er riss seinen Kopf herum, erwartete tatsächlich für einen verfluchten Wimpernschlag Ruffy zu sehen und starrte stattdessen nur in das vernarbte Gesicht des Kellners und hinter ihm auf die Barfrau.
 

„Du…“, keuchte Nami.
 

Sanji brauchte mehrere Sekunden bis er sah was sie sah, denn die Barfrau trug ihre Haare in einem Zopf und hatte eine große Brille auf der Nase. Erst als Sanji ganz genau hinschaute, erkannte er, dass sie eine der Agentinnen war, die sie vor so langer Zeit bekämpft hatten, um Vivis Königreich vor Crocodiles Machenschaften zu retten. „Miss Doublefinger“, zischte Sanji und stand dabei so heftig auf, dass er seinen Stuhl umwarf. Die Frau, die Nami damals übel zugerichtet hatte, erkannte sie fast gleichzeitig. Ein Moment unerträglicher Anspannung hing in der Luft, nur durchzogen von der gedämpften Klaviermusik und dickem Zigarettenqualm. Dann warf Miss Doublefinger instinktiv ein Glas nach ihm. Sanji trat es mühelos zur Seite, doch dabei wäre ihm um ein Haar entgangen, dass seine Gegnerin ihren Arm bereits in eine riesige tödliche Nadel verwandelt hatte und damit bewaffnet über die Theke hüpfte und auf ihn losging.
 

„Verdammte Hexe!“, knurrte Sanji, während er nach dem Limokrug griff und ihn ihr seitlich gegen den Kopf schmetterte. Miss Doublefinger krachte in den nächsten Tisch. Tonscherben und sprudelnde Zitronenlimonade spritzten in alle Richtungen. Sanji nahm erschüttert war, dass er Nahrung verschwendet hatte, doch bevor ihn sein Gewissen weiter plagen konnte, war die ehemalige Baroque schon wieder auf den Beinen. „Verdammte Penner!“, fauchte sie.
 

„Du bist der Penner!“, schnauzte Sanji und entging knapp einem ihrer Nadelangriff, der daumenbreite Löcher ins Möbiliar stanzte. Chopper und Nami saßen da wie vom Donner gerührt. „Ihr könntet mir ruhig etwas helfen, Leute!“
 

„Sanji… Da ist…“, stotterte Chopper. „Da ist…“
 

„Miss Doublefinger, schon klar!“, brüllte Sanji angepisst.
 

„Nein… Da ist…“
 

Plötzlich wurde Sanji von den Füßen gerissen und mit einer Wucht gegen die Wand geschleudert, die ihm die Luft aus den Lungen presste. Der Qualm im Raum war so dicht, dass er nicht erkennen konnte wer oder was ihn angegriffen hatte, doch der Angriff war von einer Kraft gewesen, die unmöglich von Miss Doublefinger stammen konnte.
 

Warte. Qualm…? Scheiße…
 

Langsam löste sich der Rauch wieder auf, verdichtete und verknotete sich genau vor Sanji und nahm nach und nach menschliche Konturen an. Ein gerade noch nur aus grauem Nebel bestehender Arm hielt ihn an der Gurgel gepackt und gegen die Wand gepresst. „Smoker!“
 

„Strohhut-Ratte!“
 

Links und Rechts sahen die übrigen Gäste zu, dass sie sich aus dem Staub machten, bevor die Situation auch sie in Gefahr bringen konnte. Miss Doublefinger erhob sich bemüht würdevoll, klopfte sich Staub von den Klamotten und fischte ihre verbogene Brille unter einem umgekippten Stuhl hervor. „Toll. Vielen Dank auch, Smoker. Jedes Mal wenn du auftauchst vertreibst du die komplette Kundschaft.“
 

„Sah eher so aus, als ob ihr das ganz alleine hinbekommen hättet. Und fang nicht an frech zu werden, sonst mach ich den Laden sofort dicht und steck dich in den Knast“, brummte Smoker in einem Ton, der verriet, dass er diese Drohung schon ein paar Mal ausgesprochen hatte. „Nur weil die Marine die schützende Hand über euch hält, weil ihr als Spitzel arbeitet, dürft ihr euch nicht alles erlauben.“
 

„Spitzel?“, wiederholte Chopper leise.
 

Miss Doublefinger hob gleichgültig die Schultern. „Besser als Gefängnis.“
 

„Was zum Teufel willst du von uns, Smoker?“, brüllte Sanji außer sich. „Hat es dir nicht gereicht uns unseren Kapitän zu nehmen? Wenn du uns versuchst festzunehmen, gehe ich nicht ohne einen Kampf unter. Ich bring dich um!“
 

„Sanji…“, flüsterte Nami zitternd.
 

„Lieber verrecke ich als mich von diesem Sack einsperren zu lassen! Und jetzt lass mich los, damit wir kämpfen können, du Arsch! Mann gegen Mann! Oder bist du dazu zu feige? Kannst du die Leute nur vom Schiff schubsen und ersaufen lassen?“
 

„Sanji…“
 

Eine Weile lang starrten sich Beide einfach nur feindselig an. Etwas schien Smoker in Sanjis Blick zu suchen, doch was auch immer es war, er fand es nicht. Mit einem angewiderten Schnauben ließ er ihn plötzlich los und wandte sich ab. „Ich habe kein Interesse mit dir zu kämpfen. Selbst wenn ich wollte, ich dürfte es gar nicht. Eure Kopfgelder sind schon vor langer Zeit annulliert worden. Befehl von ganz oben.“
 

„Wie meinst du das?“, hakte Sanji misstrauisch nach.
 

Smoker musterte ihn kalt. „Wollt ihr sagen, das wisst ihr nicht? Glaubt ihr nicht, dass ihr sonst schon längst hinter Gittern sitzen würdet?“
 

„Vivi beschützt uns“, erwiderte Sanji mit einem besorgten Seitenblick auf Nami, die wie angefroren dastand und aschfahl im Gesicht war. Smoker lachte ihn für seine Worte gehässig aus. „Ein kleines Land wie Alabasta und eine unbedeutende Königin wie eure kleine Freundin könnten die Weltregierung und die Marine nicht davon abhalten euch zu holen…“
 

Sanji runzelte verwundert die Stirn. Als Smoker ihm einen Moment lang den Rücken zukehrte, nutzte er die Gelegenheit um sich schnell seine Krawatte zurechtzurücken, die der Marine ihm bei seinem Angriff fast vom Hals gerissen hatte. „Woher kommt dann die Annullierung?“
 

„Woher soll ich wissen, was in der verdammten Regierung vorgeht?“, knurrte Smoker heiser. Die Spitzen der zwei Zigarren, die zwischen seinen Lippen steckten, glommen auf als er wütend daran zog. „Ich bin nur ein beschissener Soldat, der tut was ihm gesagt wird.“
 

„Tu doch nicht so, Smoker“, schaltete sich Miss Doublefinger schmunzelnd ein. „Den Jungen hast du auch am Leben gelassen, obwohl du ihn heimlich töten solltest. Du bist so ein Softie.“
 

Smoker schlug ihr seinen Speer so schnell seitlich gegen die Schläfe, dass niemand wusste was passiert war bis sie schon am Boden lag. „Du solltest wissen, wann du besser den Mund hältst! Sonst buchte ich dich ein! Scheiß Piratenpack!“
 

„Ruffy…“, murmelte Nami leise. Sanji schloss gequält die Augen. Diese Begegnung riss alte Wunden wieder auf und würde die Navigatorin für die nächsten Wochen wahrscheinlich wie so oft in eine tiefe Depression stürzen. Er ging vorsichtig auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter, doch sie schien es gar nicht wahrzunehmen. Auch Chopper wirkte wie weggetreten.
 

„Ihr seid nicht zufällig hier“, bemerkte Smoker. Ein dunkles Lächeln erschien auf seinem Gesicht, während er seine Waffe in die Schlaufen an seinem Rücken schob und Richtung Tür marschierte. „Nehmt den Jungen mit. Ohne sein Gedächtnis stellt er keine Bedrohung mehr da. Außerdem schuldete ich ihm was für Alabasta.“
 

Und erst jetzt begriff Sanji.
 

Nami und Chopper waren nicht wegen Smoker so schockiert.
 

Sanji… Da ist…
 

Der Kellner, der sie bedient hatte.
 

Ruffy!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  hanuta
2014-10-16T21:26:26+00:00 16.10.2014 23:26
Ich liebe smoker er kann so ein arsch sein und auf der anderen Seite so genial arogant und cool.
Also ich finde deinen schreibstil Echt Hammer und wie du die spannung aufbaust ist einfach genial.
Freu mich das ruffy jetzt wieder da ist aber ohne gedächtnis ist ja nicht wircklich gut.
Hoffe er findets bald wieder denn es kann nur einen Piratenkönig geben und zwar ruffy hehe
und das mit der Regierung ist ja auch ganz schön komisch,
mein erster Gedanke war ja das dragon jetzt die Weltregierung übernommen hat und deswegen alle steckis aufgehoben wurden.
Aber ich glaube so leicht machst dus mir nicht.
Freu mich auf jeden fall aufs nächste kappi
lg hanuta
Antwort von:  Perro
17.10.2014 18:31
Hey hanuta, danke für dein erneutes Kommentar und den Zuspruch. Freut mich, dass es schon Leser gibt, die diese FF scheinbar auf dem Schirm haben und auf ein neues Kapitel warten. Deine Idee trifft aber nicht zu - so grandios sie ist. Vielleicht mache ich mal nen OneShot darauß! Der meist gesuchte Mann der Welt unterwandert die Regierung, das wäre mal interessant... Ist aber auch gut, dass der Grund für die Aufgabe der Kopfgelder ein anderer ist, es soll ja spannend bleiben ;)


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