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Shattered

Broken suddenly and violently into pieces
von

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1. Scherbe [Nami] - Mourning

~~ + ~~ 1. Scherbe [Nami] - Mourning ~~ + ~~
 

Mourning: "the experience or expression of deep sorrow for someone who has died"
 

~~ + ~~
 

“Ruffy! Ruffy!”
 

“Nami, Stopp!”
 

“Ruffy!”
 

“Haltet sie fest, bevor sie über die Reling springt! Haltet sie fest!“
 

„Lasst mich los! Ich muss zu Ruffy! Wir müssen ihm doch helfen!“
 

„Zorro und Sanji tauchen schon! Aber du bist verletzt, Nami. Du bringst dich nur selbst in Gefahr!“
 

„Ruffy!“
 

„Das hat keinen Sinn. Sie steht unter Schock. Lysop, Robin, haltet sie fest, ich gebe ihr was zur Beruhigung, sonst kann ich ihren Kopf nicht behandeln.“
 

„Lasst mich los verdammt! Ruffy!“
 

~ + ~ Arbana, Hauptstadt von Alabasta ~ + ~
 

Nami stand schweigend auf der niedrigen Sanddüne unweit der Stadtmauern. Vor ihr steckte ein einfaches Holzkreuz in der Erde, die einzige Erinnerung an ihren Kapitän und ein besseres Leben. Selbst jetzt, nach über zwei Jahren, fiel es ihr jedes Mal schwer zu glauben, dass Ruffy tatsächlich von ihnen gegangen war.
 

Wie konnte es nur so weit kommen?
 

Es war nur ein einfacher Angriff der Marine gewesen, so wie sie schon tausende zuvor überstanden hatten. Um genau zu sein hatten sie schon so viele Gefahren überlebt, dass Nami gedacht hatte ihre Crew wäre unbesiegbar und würde bis ans Ende aller Zeiten auf der Grandline segeln und Abenteuer bestehen können… Eine einzelne Träne rann ihr die Wange hinunter. Bevor sie sie wegwischen konnte, hatte die unbarmherzige Sonne Alabastas sie bereits verdunsten lassen.
 

Wie konnte ich mich nur so täuschen lassen?
 

Nami fühlte sich, als hätte Ruffy einen Teil von ihr mitgenommen und nur eine schwere Leere in ihrer Brust zurückgelassen. Er war tot. Ins Meer gestürzt und nie wieder aufgetaucht. Nachdem sie Smoker und sein Gefolge vertrieben hatten, waren sie stundenlang getaucht, waren tagelang von einer naheliegenden Insel zur nächsten gereist, hatten Wochen und Monate damit verbracht ihren Kapitän zu suchen. Doch Ruffy war nie wieder aus dem Meer aufgetaucht… Trotzdem gab es Tage, an denen sie auf das hölzerne Kreuz vor ihr starrte und nicht glauben konnte, dass er von ihnen gegangen war…
 

Nami kniete sich in den heißen Sand und goss aus einem Tonkrug Wasser auf die Erde. Es war Alabastas Art die Toten zu ehren, denn Blumen verwelkten unter der brennenden Sonne innerhalb von Minuten. Manchmal wünschte sich Nami, sie könnte etwas Passenderes finden um Ruffy zu gedenken. Doch eigentlich gab es nichts, was ihrem Schmerz auch nur annähernd Ausdruck verleihen könnte…
 

Wieso nur musstest du sterben?
 

Nami erhob sich, das glitzernde Salz von Tränen auf den Wangen, und stapfte langsam den Hügel hinab zum Osttor von Arbana. Das Treiben der Stadt verschluckte sie, sobald sie die Treppen hinaufgestiegen war. Händler brüllten durcheinander, Karren wurden durch die Straßen gezerrt, der exotische Duft von Gewürzen und Parfüm füllte Namis Nase. Der Lärm machte sie ganz benommen und schien die Leere in ihrem Inneren nur noch mehr zu betonen. Unbewusst beschleunigte sie ihre Schritte, um dem Gewusel der Stadt so schnell wie möglich zu entkommen. Eigentlich hasste sie Arbana, doch nach Ruffys Tod und dem Bruch der Strohhutbande hatte Vivi ihnen in ihrem Land Asyl geboten um sie vor der Marine zu schützen.
 

Ein paar Wachen und Diener grüßten sie, als sie den Palast betrat und durch die prächtigen Flure und Hallen zu ihren Gemächern ging. Vivi hatte ihre Räume im Gästeflügel hergerichtet, in denen sie seitdem lebte. Sie verdiente sich sogar etwas Geld als königliche Landschaftsvermesserin. Nami war dankbar dafür eine so gute Freundin zu haben…
 

Als sie das mit wertvollen Teppichen und farbenprächtigen Sofas geschmückte Wohnzimmer betrat, wurde sie von einem lächelnden Chopper erwartet. Der kleine Elch saß an einem niedrigen Tisch und stellte aus Kräutern seine heilenden Pasten her. Auch er hatte unter Vivis Obhut einen Platz im Palast gefunden und war inzwischen der hochangesehene Leibarzt der königlichen Familie.
 

„Hallo Chopper“, grüßte Nami müde, bevor sie sich in eine Couch fallen ließ.
 

„Hallo“, erwiderte der Heiler. Er hatte in seiner Konzentration die Zunge zwischen die Lippen geklemmt und zerstieß ein paar getrocknete Blätter in einer Mörserschale. Als er ihren Gesichtsausdruck sah, ließ er seine Werkzeuge liegen und musterte sie besorgt. „Warst du wieder bei Ruffy?“
 

„Ja…“
 

„Wie geht es dir?“, erkundigte er sich unsicher. „Sicher hast du Hunger. Sanji hat ein paar Fleischpasteten gebacken und in dein Zimmer gebracht.“ Sanji war der dritte und letzte ihrer alten Crew, der sich noch in Alabasta befand. Er hatte die Position als Chefkoch angenommen und schien mit seiner Aufgabe mehr als zufrieden zu sein… Nami bedankte sich bei Chopper, griff nach dem erstbesten Buch, das ihr in die Hände fiel, und versuchte vergeblich sich darin zu verlieren. Nach ihren Besuchen an Ruffys Grab fühlte sie sich immer zu niedergeschlagen um irgendetwas Sinnvolles zu tun…
 

„Soll ich dir einen Tee machen?“, fragte Chopper, die runden Knopfaugen besorgt auf sie gerichtet. Nami schüttelte den Kopf. Sie versuchte nicht zu geschafft auszusehen, doch der Elch kannte sie zu gut und wusste, wie sehr die Erinnerungen an Ruffy sie von innen auffraßen. Ihm ging es sicher nicht anders. Keiner von ihnen hatte diesen verhängnisvollen Tag bisher vollkommen überwinden können… „Ich habe dir ein paar von den Badeölen gemacht, die du so gern hast…“
 

„Du bist süß, Chopper…“ Nami legte das Buch weg. Ein Kloß steckte in ihrem Hals. Plötzlich musste sie gegen Tränen ankämpfen, die sich in ihren Augen zu sammeln drohten. Erinnerungen von Ruffy spukten in ihrem Kopf und je mehr sie versuchte sie zu verdrängen, desto mehr schienen sie auf sie eindrängen zu wollen.
 

Sie war dankbar für die Ablenkung, als sich die Tür öffnete und Vivi und Sanji eintraten. Vivi war in traumhafte Roben aus weißblauem Stoff gekleidet, Sanji trug eine mehlbestäubte Schürze über seinem üblichen schwarzen Anzug. Beide strahlten bis über beide Ohren. „Du kommst nie darauf, wer hier ist, Nami-Mausi!“
 

Ruffy, schoss es ihr sofort durch den Kopf, doch sie verwarf den lächerlichen Gedanken schnell um ihren Freunden nichts von ihrer Trauer zeigen zu müssen. Sanji trat einen Schritt zur Seite und eine schwarzhaarige Schönheit und ein junges Mädchen kamen ins Zimmer. Im ersten Moment erkannte Nami sie nicht, doch dann sah sie kleine Flügel auf den Schultern der Besucher und verstand.
 

„Laki! Und Aisa!“ Freude übermalte für einen Moment die Leere in Namis Herzen, als sie vom Sofa aufsprang und beiden Mädchen um den Hals fiel. Ihre beiden Freunde aus Skypia, die zusammen mit ihnen gegen den grausamen Enel gekämpft hatten, waren ein willkommenes Stück aus den alten Tagen. „Was macht ihr denn hier?“
 

Laki löste sich anmutig aus dem Griff Namis, während sich Aisa noch ein wenig knuddeln ließ und dabei herzlich lachte. „Wir betreiben seit einiger Zeit Handel mit den Bewohnern von Sky-Island“, erklärte Vivi. „Es gibt viele Dinge im Himmel, die wir nicht kennen, und dafür gibt es dort viele Sachen nicht, die wir hier haben…“
 

„Ich habe eure Stimmen mit meinem Mantra gehört…“, sagte Aisa aufgeregt. „Schon als wir am Stadttor waren! Ich hatte so gehofft euch zu treffen!“
 

„Warum setzen wir uns nicht, ihr Lieben?“, schlug Sanji galant vor. „Ich hole ein paar Knabbereien, Chopper macht uns Tee und dann können wir in Ruhe reden.“ Der Koch verschwand sofort in Richtung Küche. Chopper nickte eifrig und machte sich wieder über seine Kräutersammlung her, während Nami ein paar Bücher von den Sofas wischte und Platz für die beiden Shandorianer machte. Vivi setzte sich daneben in einen kleinen Sessel und legte die mit Ringen und Armreifen geschmückten Hände in den Schoß. Schon eine Sekunde später schoss Sanji mit Tellern voller feinstem Gebäck durch die Tür und servierte alles mit großen Gesten.
 

„Wo sind denn die anderen?“, fragte Aisa, sobald auch Chopper wieder bei ihnen war. Sie sah sich um, als erwarte sie den Rest der Crew jeden Moment aus den Ecken springen zu kommen und bemerkte so nicht, wie die Stimmung im Raum umschlug. „Ich meine Zorro und Robin und…“ Laki schien eher zu ahnen was vor sich ging und stieß Aisa mit dem Ellenbogen in die Rippen.
 

„Au! Laki! Was soll das?“
 

„Rede nicht so unbedacht…“
 

„Aber ich wollte doch alle wiedersehen! Wo sind sie denn alle? Wo ist Ruffy?“
 

Nami zuckte zusammen und ließ die Teetasse aus ihrer Hand fallen. Das Porzellan landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Teppich und vergoss seinen Inhalt. Alle starrten wortlos auf die auslaufende Flüssigkeit, als wäre es ein seltsames Phänomen. „Es ist viel passiert, seit wir bei euch im Himmel waren“, sagte Sanji schließlich ruhig, während er eine Serviette zur Hand nahm und den Boden professionell aufwischte. Nami fühlte sich, als hätte sie Eis in ihrem Schädel. Allein der Name ihres Kapitäns reichte nach zwei Jahren noch aus um sie aus der Fassung zu bringen.
 

„Was ist denn passiert?“, fragte Aisa unwissend. „Aua! Laki, jetzt hör doch endlich auf!“
 

„Hör du auf!“
 

„Aber…“
 

„Schon gut, Laki, Aisa“, hörte sich Nami selber sagen. Ihre Stimme klang monoton und so gar nicht nach ihr. „Unsere Bande hat sich aufgelöst… Wir sind getrennte Wege gegangen… Und Ruffy… Ruffy ist gestorben…“
 

„Was? Aber…“, stammelte Aisa.
 

„Es war ein Angriff der Marine. Ruffy ist dabei ins Wasser gestürzt.“ Chopper wählte seine Worte bedacht und warf Nami dabei immer wieder flüchtige Blicke zu. Sie nickte ihm fast unmerklich zu. „Wir haben ewig gesucht, aber er ist auf den Grund des Meeres gesunken. Es war unmöglich ihn da wieder rauszuholen…“
 

„Vivi hat uns Unterschlupf gewährt“, fuhr Sanji fort und lächelte der Prinzessin des Landes dabei flüchtig zu. „Sie regiert hier und hat alle Kräfte aufgebracht um uns vor der Marine zu verstecken. Natürlich wissen fast alle, dass wir hier sind, doch unsere Kopfgelder sind nicht hoch genug um sich deswegen gegen ein ganzes Land zu stellen…“
 

„Vivi hat sogar eine Grabstätte für Ruffy gefunden. Natürlich muss es anonym und inoffiziell bleiben, denn es wäre ein schweres Vergehen einem Piraten zu gedenken…“
 

„Ruffy… tot? Das ist unmöglich…“, flüsterte Aisa. Laki trat ihr diesmal kräftig auf den Fuß. „Jetzt halt endlich den Mund und denke nach, bevor du redest!“ An die Ex-Strohhüte gewandt meinte sie ernst: „Mein Beileid für euren Verlust.“
 

„Danke.“
 

„Vielen Dank.“
 

„Er ist nicht tot!“, rief Aisa aufgebracht.
 

Namis Sicht fing an zu verschwimmen. Waren es Tränen? Ihr Kopf schmerzte, so wie häufig seit der schweren Verletzung, die sie bei ihrem letzten Gefecht gegen die Marine davongetragen hatte. Chopper, Sanji und Vivi warfen ihr besorgte Blicke zu. Sie wollte sie beruhigen, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt.
 

„Aisa, jetzt benimm dich. Siehst du nicht, dass du sie aufregst?“, fluchte Laki.
 

„Ruffy kann unmöglich tot sein!“
 

„Aisa, bitte…“
 

Nami fing an zu weinen. Sie fluchte und vergrub das Gesicht in den Händen um die Tränen zu verstecken, doch schwere Schluchzer pressten sich zwischen ihren bebenden Lippen hervor. Um sie herum wurden die Stimmen immer lauter. Sanji saß plötzlich an ihrer Seite und drückte ihr einen frischen Tee in die Hand, von dessen Aroma ihr ganz schwindlig wurde. Aisa schrie immer mehr, um die auf sie einredenden Stimmen zu übertönen. „Nein, das kann nicht sein! Ruffy kann nicht tot sein!“
 

Bitte… Bitte… Ich kann nicht mehr…
 

„Aisa, genug!“
 

„Ihr versteht einfach nicht! Er kann nicht tot sein!“, beharrte das Mädchen aus Skypia wütend. „Ich höre seine Stimme doch ganz deutlich! Mein Mantra lügt nie! Ich erkenne jede Stimme wieder und seine ist irgendwo hier in Alabasta!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  onepiecefan21701
2014-10-16T05:08:03+00:00 16.10.2014 07:08
Total schön geschrieben und, dass Ruffy anscheinend noch am Leben ist beruhigt mich irgendwie (Wäre für die Story aber auch nicht schlimm wenn nicht). Ich mag auch deinen Schreibstil sehr.

LG

Von:  DeahtAngel
2014-10-15T16:11:57+00:00 15.10.2014 18:11
Sehr schön ^^
Ich finde die Story sehr traurig und trotzdem spannend. Ich bin sehr froh dass Ruffy wohl noch am Leben ist


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