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Zerissenheit...

Liebe oder Pflicht
von

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Das Ringen nach Luft

Hektisch sah sie sich um, doch er war tatsächlich fort... Eine unendliche Trauer erdrückte sie und versetzte ihr einen Schmerz, von dem sie nie gedacht hätte, dass er noch schlimmer hätte werden können. Die altbekannte Verzweiflung ließ sie erzittern und sie rollte sich eng zusammen. „Hört doch auf mit dem Theater!“, schimpfte die verhasste Stimme in ihr, „Du hast doch gewusst, auf was du dich da einlässt, jetzt hör auf, dich selbst zu bemitleiden.“ „Das ist so erbärmlich...“, flüsterte sie niedergeschlagen. „Was du nicht sagst.“, höhnte die Stimme, „Bemitleide lieber Sasuke, da er dich ab Übermorgen am Hals hängen hat und das, wo du so völlig nutzlos für ihn bist.“ Erbittert zog Hinata die Augenbrauen zusammen und zischte: „Das ist doch gar nicht wahr! Diese Ehe war mal meine einzige Hoffnung.“ „Tse... denk doch mal nach, alles, was du Sasuke geben könntest, kann er sich auch woanders holen und das wird er auch, denn du bist ein Nichts. Du hast doch nie etwas getan, auf das du stolz sein könntest. Immer nur willst du weglaufen und selbst das bekommst du nicht hin.“, warf ihr die Stimme in vernichtendem Tonfall vor und Hinata schrie frustriert auf. „Das soll mein tiefstes Inneres sein? All diese Selbstverachtung und Geringschätzung?“, rief sie gepeinigt in den Wind, der in diesem Moment aufkam. Doch dieser konnte ihr keine Antwort geben. Wieder schlich sich all der Schmerz in ihren Kopf und ihre Brust und sie wehrte sich nicht dagegen. Sollte er sie doch verzehren... was machte das jetzt schon? Schluchzend sank sie auf dem Dach zusammen und verharrte dort die gesamte Nacht in einer angespannten und verkrampften Haltung, während ihr Körper zitterte und immer neue Tränen ihre Haut zum brennen brachten. Sie schwankte hin und her zwischen einem Zustand des Eindösens und wieder Wachheulens, während ein Gemisch aus schmerzenden Träumen und Gedanken ihr keinen Frieden lassen wollte.

Erst in den frühen Morgenstunden raffte sie alles, was von ihr übrig geblieben war, zusammen und setzte sich langsam auf. Eng zog sie den Umhang um sich, um die nächtlich anhaltende Kälte zu vertreiben. Sie rang mit der Versuchung, an dem Stoff zu riechen, doch sie konnte nicht widerstehen. Sofort schossen ihr neue Tränen in die Augen bei dem Duft und sie seufzte zittrig und völlig erschöpft. Mühsam kroch sie zur Dachkante und schaute vorsichtig nach unten. Wie war sie hier nur hinaufgekommen? Und wie sollte sie herunter gelangen...? Ihr Selbstbewusstsein musste wahrhaftig sehr geschrumpft sein... Vorsichtig zog sie die Beine unter ihrem Körper hervor und ließ sie über die Dachkante baumeln. Dann sprang sie und plumpste mehr hin, als dass sie sich abrollte, aber immerhin tat sie sich nicht weh. Schwerfällig erhob sie sich wieder und machte sich nicht die Mühe, den Dreck von dem tiefschwarzen Stoff zu klopfen. Langsamen Schrittes erreichte sie nach einer gefühlten Ewigkeit das Familienanwesen und schlich lautlos die Treppe hinauf. Sie schlurfte in ihr Zimmer, ließ den Umhang bemüht achtlos auf den sonst leeren Boden fallen und betrachtete sich kurz im Spiegel, was aber dafür reichte, dass sich ihr Nackenhaar sträubte. Sie sah furchtbar aus. Gelinde gesagt. Wirklich ihr gesamtes Gesicht war rot und verquollen und in ihren Augenwinkeln sah sie kleine, rote Flecken, wo das Salz ihrer Tränen die Haut verätzt hatte. Außerdem zierten tiefe, dunkle Augenringe ihr Gesicht und ließen sie wirklich gespenstisch aussehen. Gruselig...

Mit einer Mischung aus Schmerz und Apathie zog sie sich Stück für Stück die Kleider aus und ließ sie - wie den Umhang zuvor - einfach auf den Boden fallen. Mit ausdrucksloser Miene betrachtete sie ihren Körper, der ihr abstoßender vorkam, als je zuvor, dann trat sie splitternackt auf den Flur hinaus und ging ins Bad. Nun war sie es, die beinahe über eine Stunde lang duschte und versuchte, all ihre Gefühle und ihren Verlust fort zu waschen, was natürlich noch weniger funktionierte, als Sasuke zu einem ehrlichen, fröhlichen Lachen zu bringen.

Als sie geraume Zeit später nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem Bad trat, schaute sie direkt in Hanabis besorgtes Gesicht. „Hinata... wie siehst du denn aus?“, rief sie und Hinata schaute sie verstört an. „Guck erst mal in den Spiegel, dann frag mich nochmal.“, murmelte sie vor sich hin. Reflexartig fuhr Hanabis Hand zu ihrer Wange, die zwar nicht rot, aber von tiefen Augenringen gefurcht war. „...Das ist nichts...“, winkte ihre Schwester sehr unglaubwürdig ab. Hinata schnaubte und machte damit sehr erfolgreich ihre Meinung deutlich. Sie schob sich an Hanabi vorbei und ging in ihr Zimmer, wobei sie merkte, wie ihre Schwester ihr folgte, doch sie sagte nichts. Stumm setzte sie sich auf ihr Bett und starrte vor sich hin, eine einzelne Träne verirrte sich auf ihre Wange. Schnell wischte sie sie weg, doch Hanabi hatte sie schon gesehen. Sie schloss die Tür und setzte sich vor Hinata auf den Boden. „Hina- chan, was ist denn? Du weißt doch, dass ich dir zuhöre, wenn du mich brauchst.“ Wieder schnaubte Hinata und warf Hanabi einen leidenden Blick zu. „Du erzählst mir doch auch nicht, was mit dir los ist und dabei ist es kaum zu übersehen, wie schlecht es dir geht.“ Hanabi wand sich und sah sich hilfesuchend um, dann biss sie sich auf die Lippe und rief: „Das ist was anderes! Ich will stark sein und es allein schaffen, aber ich weiß, dass du es nicht schaffen würdest, egal was ist!“ Hinata ließ frustriert die Schultern hängen und verpasste der Stimme in ihrem Kopf einen gedanklichen Fußtritt, bevor diese ihrer Schwester zustimmen konnte. Leise seufzte sie, dann sah sie auf und blickte in Hanabis helle Augen. Sie atmete tief durch, dann schluckte sie und murmelte: „Erinnerst du dich noch an den Raben, der öfters hier war?“ Sie sah, wie Hanabi schauderte. „Oh ja, ein Rabe, so schwarz wie Sasukes Haar...“, sagte sie und wirkte abwesend. „Nein...“, meinte Hinata und ihre Schwester blickte sie wieder an, „Nicht wie Sasuke... sondern wie Itachi.“

Sie begann zögerlich zu erzählen und es schmerzte sie so sehr, das alles noch einmal zu reflektieren. Je mehr sie erzählte, desto weiter klappte Hanabis Mund auf und als sie von dem Widerstreit ihrer Gefühle und ihrer Entscheidung am letzten Abend berichtete, wurden die Augen ihrer Schwester immer größer, bis sie sie schließlich schockiert aufriss. „Sasukes Bruder!“, rief sie aus und starrte Hinata an. „Du hattest die Chance hier wegzukommen und du bist nicht mit ihm gegangen? Bist du denn völlig bescheuert?!“ Hinata zuckte zusammen und blickte erschrocken und überrascht in das Gesicht ihrer Schwester. „...Was sollte ich denn bitte machen?“, brachte sie verwirrt heraus. „Abhauen!“, kam die sofortige Antwort. „Aber ich... ich bin doch deinetwegen hier geblieben...“, überlegte Hinata vollkommen verwirrt. Auf Hanabis Gesicht breitete sich ein strahlendes Lächeln aus. „Wirklich?“, fragte sie gerührt. Hinata nickte stumm. Hanabi grinste glücklich. „Das ist toll...“, hauchte sie verzückt, „Du glaubst gar nicht, wie mich das freut!“ Hanabi begann beinahe zu leuchten, das, was Hinata so vermisst hatte, doch dann wurde ihre Miene wieder ernst und sie sagte mit fester Stimme: „Und trotzdem hättest du gehen sollen.“ Hinatas Augen wurden größer. „Willst du denn nicht, das ich hier bleibe?“, fragte sie traurig. „Doch.“, widersprach Hanabi schnell, „Das will ich wirklich gern, aber noch eher ertrage ich es, allein zu sein, als das ich mit ansehe, wie du Sasuke heiratest. Ehrlich mal, kannst du dir vorstellen, mit ihm zusammen zu leben?“ Hinata schüttelte ruckartig den Kopf. „Dann mach dich aus dem Staub, sobald du kannst, ich komm schon klar. Und das ist ein Befehl.“, sagte Hanabi streng. Noch immer mit großen Augen starrte Hanabi ihre Schwester an, dann nickte sie langsam, viel zu überrumpelt, um irgendetwas sagen zu können. Hanabi lächelte zufrieden. Doch dann erwachte Hinata aus ihrer Starre und fragte niedergeschlagen: „Aber wie soll ich das anstellen? Sasuke stalked mich doch regelrecht, er würde ziemlich bald merken, wenn ich nicht da bin...“ Hanabi nickte bedächtig und schaute zu Boden. Sie stieß die Luft aus und seufzte. „Wenn man irgendwie vortäuschen könnte, dass du da bist... dann könntest du verschwinden...“ Sie schüttelte leicht den Kopf und erhob sich. „Ich bin gerade nicht konzentriert genug für solche Gedanken. Aber falls mir was einfällt, sag ich dir Bescheid.“ Sie lächelte Hinata an und verließ dann langsamen Schrittes das Zimmer.

Die Schwarzhaarige ließ sich mit einem lauten Seufzen auf das Bett zurücksinken und dachte wehmütig an Itachi. Der Schmerz war gewichen, jetzt, wo Hanabi ihr wieder diesen Floh ins Ohr gesetzt hatte. Sollte sie es tatsächlich tun...? Sie wüsste nicht mal, wo sie nach Itachi suchen sollte. Er hatte lediglich erwähnt, dass er jetzt in Suna lebte. Vielleicht könnte Gaara ihr ja helfen? Er hatte auch Itachi geholfen, aber sie wusste nicht, wie es überhaupt gesehen wurde, wenn sie floh. Fakt war, dass keiner aus Konoha erfahren durfte, dass sie in Suna war, sonst würde das nur feindselige Gefühle provozieren.

Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihren gleichmäßigen Atem. Als in ihrem Kopf keine unnötigen Gedanken mehr herumschwirrten, öffnete sie die Augen wieder und starrte auf den feinen Riss in der Decke. Wie konnte sie denn bitte vortäuschen, hier zu sein, wenn sie in der Zeit schon längst über alle Berge war? Wie konnte sie Sasuke glauben lassen, sie wäre noch hier?

Sofort dachte sie wieder daran, als Sasuke bei ihr gewesen war und Itachi sich verwandelt hatte, damit Sasuke ihn nicht sah. Mit der flachen Hand schlug sie sich auf die Stirn und biss sich auf die Zunge. Wie blöd war sie eigentlich? Wieso war ihr das nicht früher eingefallen?! Über sich selbst den Kopf schüttelnd stand sie auf und zog sich schnell ein paar Klamotten über. Dann verließ sie eilig das Haus und schlug den Weg zu Sakuras Wohnung ein. Diese lag in der Nähe des Dorfzentrums und der Weg war nicht gerade kurz. Ungeduldig hastete Hinata durch die Gassen, bis sie schließlich das gesuchte Haus erreichte. Sie klopfte energisch an die Tür, doch niemand öffnete ihr. Ärgerlich klopfte sie nochmal, doch das Ergebnis war das gleiche. Fluchend wirbelte sie herum und machte sich auf den Weg zum Krankenhaus. Da hätte sie ebenfalls eher dran denken können... Bis zum Krankenhaus dauerte es nochmal ähnlich lange, wie von ihre Elternhaus bis zu Sakuras Wohnung, da es ebenfalls am Rande des Dorfes lag. Hinata dort ankam, war sie schon ziemlich entnervt und dann musste sie sich noch anhören, dass Sakura gerade nicht abkömmlich sei, da sie eine OP leitete. Hinata ließ sich augenrollend auf einen Stuhl fallen und wartete. Wenigstens hatte sie jetzt ein bisschen Zeit, sich zu beruhigen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ging dann die Tür zum Saal auf und Sakura kam heraus. Sie sah ziemlich fertig aus. Hinata musterte sie kurz und meinte: „Wie hältst du das nur den ganzen Tag durch?“ Sakura zuckte die Schultern und entsorgte ihre Handschuhe und den Kittel in eine Tonne, die neben der Tür stand. Dann drehte sie sich um und fragte: „ Was machst du denn hier?“ Hinata seufzte und meinte: „Itachi ist weg. Ich war dumm und hab ihn gehen lassen.“ Sakura hob überrascht die Augenbrauen. „Und was willst du jetzt tun?“ „Ihn suchen.“, sagte Hinata, „Aber damit das geht, ohne dass jemand verdacht schöpft, musst du mir einen Gefallen tun.“ Die Rosahaarige zog eine fragende Miene und meinte: „Klar, immer. Was soll ich denn machen?“ Hinata biss sich kurz auf die Lippe und erklärte dann mit leiser, aber fester Stimme: „Sei du ich.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
soooooooooooooooooooooo..... ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2015-02-16T01:26:45+00:00 16.02.2015 02:26
Super Kapitel


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