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Licht und Schatten

Habe ich eine zweite Chance verdient?
von

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Böser Cop, guter Cop

Der nächste Tag wurde so stressig, wie es Sakura erwartet hatte. Leider hatte sie in der Nacht zuvor nicht so viel Schlaf gefunden, wie erhofft. Als sie endlich eingeschlafen war, hatte sie nur absurde Träume gehabt, die wenig erholsam gewesen waren. Kurzum, Sakura war hundemüde und gähnte gerade herzhaft, während sie dennoch interessiert in dem medizinischen Befund las. Seit der OP hatte sich Sasukes Zustand kaum verändert. Er lag im Koma und sein Körper schien sich nur sehr langsam zu erholen. Grund hierfür war wohl die fehlgeleitete Chakrabildung und deren diffuser Fluss. Sobald das behoben war, sollte sich Sasukes Körper schneller erholen. Zumindest in der Theorie.

Da Sasuke so schwer verletzt war, konnte es auch gut sein, dass es nichts brachte. Es gab drei verschiedene Möglichkeiten, wie es sich für Sasuke entwickeln würde. Entweder sein Zustand besserte sich und er erwachte mit der Zeit aus dem Koma aus. Genauso gut konnte es sein, dass Sasuke nicht mehr aus dem Koma erwachte. Die wohl drastischste Möglichkeit wäre, dass Sasuke starb. Allein bei dem Gedanken daran, verfinsterte sich Sakuras Gesichtsausdruck.

Das würde sie nicht zulassen. Sie hatte nicht so viel auf sich genommen, gemeinsam mit Naruto und Kakashi, nur um Sasuke dann einfach so sterben zu lassen! Vor allem würde er nicht sterben, solange Sakura die Verantwortung für ihn hatte!

Sakura sah von dem Befund mit den Blutwerten auf. Vor ihr lag ihr momentan alleiniger Patient.

Sasuke lag mit geschlossenen Augen in dem Bett. Seine Haut war so blass, sie konkurrierte mit dem weißen Bettlaken. Es war erschreckend, wie blass er war und wie eingefallen seine Wangen waren.

Schläuche in der Nase versorgten Sasuke mit ausreichend Sauerstoff. Durch den Mund war eine Magensonde gelegt. Eine Infusion am Arm sorgte für eine genügend Flüssigkeitszufuhr. EKG-Elektroden, die unter Sasukes Krankenhaushemdchen versteckt lagen, klebten auf Sasukes Brust und überprüften seine Vitalfunktionen, die ein regelmäßig piepender Monitor anzeigte. Blutdruck und Puls waren niedrig aber stabil. Das war in Ordnung.

Nachdem Sakura alles noch einmal durchgecheckt hatte – lagen die Elektroden und Schläuche alle richtig an, hatte er Fieber – setzte sich Sakura einfach auf Sasukes Bettkante. Jetzt war sie eben Ärztin und Besucherin in einem. Die Krankenschwester kamen eh nicht in dieses Zimmer, solange sie hier war, und die Anbus, die vor der Tür Wache hielten, würden auch nicht herein kommen.

Mit einem tiefen, wehmütigen Seufzer, strich Sakura Sasuke eine dunkle Strähne aus dem viel zu blassen Gesicht.

„Ach Sasuke, wenn du wüsstest, was hier im Moment vor sich geht. Ich habe dich unglaublich vermisst. Ich bin froh das du wieder hier bist, aber warum musst du in einem solchen Zustand hierher kommen?“

Sakura wusste, Sasuke konnte ihr nicht antworten. Vielleicht jedoch würde er ihre Worte vernehmen. Sasuke sollte merken, er war nicht allein. Nicht mehr. Und er würde es auch nicht mehr sein. Dafür würde Sakura schon sorgen!

„Naruto und Kakashi-Sensei werden froh sein, dass du wieder hier bist. Sie sind im Moment auf Mission. Sobald sie hier sind, werden sie dich sicherlich besuchen kommen. Und dann wird dir Naruto ganz gewiss sagen, dass du jetzt nicht aufgeben darfst. Das du kämpfen musst. Du musst einfach zu uns zurückkehren!“

Ein Kloß im Hals ließ Sakura inne halten. Sie räusperte sich. Doch die Tränen, die sich langsam in ihren Augen sammelten, verschwanden dadurch nicht so einfach.

In der jungen Frau kam ein Déjà-vu Gefühl auf. Wie früher, bevor Sasuke Team 7 und Konoha verlassen hatte, saß sie an einem Krankenbett. Wie oft hatte sie bei Sasuke gesessen, wenn er bewusstlos gewesen war. Und wenn er wach war, hatte sie versucht mit ihm zu reden und so gut wie nie eine Antwort erhalten. Es war eigentlich ziemlich traurig, wenn man genauer darüber nachdachte. Sie hatte Äpfel für Sasuke geschält, ihm Blumen gebracht und doch hatte er sie ignoriert. Und obwohl Sakura wusste, dass sich Sasuke seitdem eher zum schlechteren hin verändert hatte, saß sie wieder einmal an seinem Krankenbett, hielt seine Hand und fuhr im gelegentlich mit der Hand durch das dichte, schwarze Haar.

Die Hoffnung starb bekanntermaßen zuletzt und Sakura hatte aus der Vergangenheit wohl doch nicht so viel gelernt, wie sie gehofft hatte. Es schmerzte sie, Sasuke so zu sehen. Sie vermisste ihn. Sie wollte ihn zurück. Wollte wieder, dass sie drei, Naruto, Sasuke und sie selbst, das alte Team 7 bildeten. Sie wollte sehen, wie sich Naruto und Sasuke gegenseitig anstachelten. Wie sie durch ihre Rivalität zueinander immer stärker wurden und doch Freunde blieben.

Ein trauriges Lächeln zeichnete sich auf Sakuras Gesicht ab. Wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie doch nie wirklich zu dem Team gehört. Natürlich war sie Mitglied davon gewesen, aber was hatte sie schon groß getan gehabt? Immer hatten Naruto und Sasuke ihr helfen müssen. Nie hatte sie sich positiv bewehren können. Immer nur hatte es Rivalitäten, Zankereien und Freundschaft zwischen Sasuke und Naruto gegeben. Gut, die Jungs hatten sich für sie eingesetzt und sie hatte wohl doch irgendwie als Freundin dazugezählt, aber sie war nie ebenbürtig gewesen.

Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass Sasuke wieder gesund und ein Ninja Konohagakures wurde – hoffen und träumen durfte man ja wohl noch – dann sehe die Situation heute anders aus. Sakura war vielleicht nicht so stark wie Naruto oder Sasuke, aber sie konnte es dennoch mit ihnen aufnehmen. Sie war mit Tsunade zusammen die stärkste Kunoichi im Feuerreich. Sie hatte Selbstbewusstsein erhalten und musste nicht mehr gerettet werden. Verdammt, sie hatte ein Mitglied von Akatsuki getötet und bereits zig Menschenleben gerettet! Sie konnte Dinge vollbringen, wo andere unfähig waren, etwas zu tun.

Also ja, wenn es dazu kommen sollte, dass Sasuke wieder Mitglied werden würde, wenn er wieder zu Konoha gehörte, dann würde Sakura ihn nicht länger anhimmeln. Sie würde kämpfen und sich vor ihm beweisen, damit er nicht länger glaubte, sie wäre das schwache Mädchen von früher!

Und genau das sagte sie auch dem bewusstlosen Sasuke. Sie schwor ihm, sie würde alles daran setzen, damit er sehen konnte, was aus ihr geworden war. Wie stark sie inzwischen war. Und nicht nur sie. Sasuke sollte auch sehen, wie stark Naruto und Kakashi-Sensei geworden waren und der Rest Konohas. Wie jeder weiter kämpfte und lebte und nie die Hoffnung verlor, egal was passierte.

Und genau das brauchte Sasuke. Hoffnung. Ebenso Freundschaft und Liebe. Das Wissen, dass sie alle für ihn da waren. Das er nicht alleine war, egal wie sehr er auch vom Weg abgekommen war.

Genau das konnte Itachi eventuell liefern. Zumindest die Hoffnung. Und die Wahrheit. Die Wahrheit, was vor Jahren tatsächlich mit dem Uchiha-Clan geschah.

Sakura hoffte und betete, dass Itachis Worte hilfreich waren. Das sie zu Sasuke, durch den Nebel aus Hass und Rache, durchdringen konnten und ihm einen anderen Weg aufzeigten. Eine Möglichkeit, das Ruder herum zu reißen. Ein anderes Leben. Das eine bessere, schönere, hoffnungsvollere Zukunft auf ihn wartete. Eine Zukunft voll Freude, Freundschaft, Liebe und Hoffnung. Eine Zukunft ohne Hass, Rache, Skrupellosigkeit und Einsamkeit.

Eine Zukunft in Licht und nicht in Dunkelheit.

Gerade deshalb, für Sasuke, würde Sakura heute wieder zu Itachi gehen und dieses Mal wollte sie die gesamte Wahrheit erfahren. Etwas anderes würde sie nicht zulassen. Sie würde nicht eher gehen, egal wie lange sie warten und auf Itachi einreden musste. Es war Sakura auch egal, was sie Itachi eventuell alles versprechen würde. Sasuke war ihr Freund und für Freunde tat man einfach alles. Freunden verzieh man, egal was geschehen war und man kämpfte für sie.

Das Klopfen an der Tür ließ Sakura verstummen. Wer auch immer vor der Tür stand, schien zu wissen, dass sie hier war. Doch Sakura kam nicht einmal dazu, „herein“ zu sagen, da wurde die Tür geöffnet. Im Türrahmen erschien Tsunade, gefolgt von ihrer rechten Hand, Stellvertreterin und weiteren Schülerin von Tsunade, Shizune. Das Glückschwein von Tsunade, um das sich Shizune in der Regel kümmerte, war ausnahmsweise nicht dabei. Dafür folgte den zwei Frauen ein junger Mann. Seinen großen, weißen Augen nach zu urteilen, handelte es sich bei dem Mann um einen Hyuga. Sakura selbst kannte ihn nicht.

Kurz begrüßten sich die vier Personen und der Mann wurde ihr als Tokuma Hyuga vorgestellt.

Sakura nickte und führte Tokuma zu Sasuke ans Bett. Ein Blick zu Tsunade und Sakura wusste, sie hatte hier das Sagen. Tsunade würde sich zurückhalten. Sasuke war ganz ihr Patient, damit hatte Sakura auch die volle Verantwortung. Dankbar lächelte sie ihre Lehrmeisterin kurz zu, danach klärte sie Tokuma kurz über das Wichtigste auf. Tokuma nickte, beugte sich über Sasuke und aktivierte ungerührt das Byakugan.

Eine Zeit lang herrschte Schweigen in dem Krankenzimmer, während Tokuma Sasuke untersuchte. Gespannt sah Sakura zu.

„Es liegen hier verschiedene Fehler im Chakrafluss vor. Das Chakra fließt unregelmäßig, in eine falsche Richtung, staut sich an oder wird von manchen Organen gar nicht gebildet. Es wird eine Weile dauern, bis ich das wieder behoben habe.“

„Aber es ist möglich?“ fragte Sakura nach.

Bei Tokumas Worten war ihr das Herz in die Hose gerutscht. Das hörte sich überhaupt nicht gut an. Durch Kisames Angriff konnte es unmöglich zu solch schweren Schädigungen beim Chakra kommen. Kein Wunder, dass die inneren Organe bislang kaum eine Besserung aufwiesen. Wenn es nicht schnellstmöglich behandelt wurde, würden die inneren Organe mit der Zeit alle ihre Funktion verlieren und kaputt gehen. Wenn Sakura zu Itachi ging, musste sie unbedingt daran denken, ihn zu fragen, wie es zu solch schweren Schädigungen kommen konnte. Ob Itachi selber dafür verantwortlich war?

„Ja. Soll ich anfangen?“

Nickend gab Sakura Tokuma ihre Zustimmung. Der Hyuga sammelte sofort Chakra in seinen Händen, hielt diese über Sasukes blassen Körper und ließ das Chakra in den nötigen Intensitäten in Sasukes Körper fließen. Je nachdem an welcher Baustelle Tokuma sich befand, würde er unterschiedlich vorgehen müssen. Da Sakura mit ihren Augen dies alles nicht nachvollziehen konnte, blieb ihr nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass Tokuma alles richtig machte und nichts Dummes anstellte.

Immerhin war es möglich, dass er als Attentäter hier war, auf Geheiß vom Hyuga-Oberhaupt, und sollte nun Sasuke töten. Immerhin galt Sasuke noch als Abtrünniger und wurde sogar in mehreren Ländern steckbrieflich gesucht.

Doch Sakura vertraute auf Tsunade. Diese hatte im Vorhinein abgesegnet, wer sich um Sasuke kümmern durfte und wer nicht. Auch deshalb bewachten Anbu Sasukes Krankenzimmer. Es konnte sein, dass irgendwer aus dem Dorf Sasuke töten wollte.

Sakura versuchte nicht länger darüber nachzudenken. Etwas nervös knetete sie ihre Finger, während sie wartete und wartete und wartete…
 

Als Sakura das nächste Mal auf die Uhr sah, registrierte sie überrascht, dass es schon fast Mittag war. Nach Tokumas bislang erfolgreicher Behandlung – er meinte, wenn sich in den nächsten Tagen keine Verschlechterung einstellte, würde alles gut werden und er würde auch morgen noch einmal wiederkommen, um seine Arbeit zu überprüfen - , hatte Sakura noch stundenlang bei Sasuke am Bett gesessen, mit ihm geredet – vorrangig davon erzählt, wie das Leben so in Konoha verlaufen war, wie es ihr, Naruto und Kakashi all die Jahre ergangen war – und dabei hatte sie wohl vollkommen die Zeit vergessen.

Es war zwar nicht so, als hätte sie mit dem abtrünnigen Gefangenem eine Zeit ausgemacht, aber Sakura selbst wollte doch jetzt endlich erfahren, was Itachi dazu bewogen hatte, seine eigene Familie kaltblütig zu ermorden und seinen Bruder zu einem Leben in Dunkelheit und Einsamkeit zu verdammen.

Es wurde langsam Zeit zu Itachi zu gehen. Die nächsten Tage, vielleicht sogar Wochen, würde Sakura mehr als genügend Zeit haben, Sasuke zu besuchen und ihm noch viel mehr zu erzählen.

Und so setzte sich Sakura in Bewegung, verabschiedete sich vorher noch von Sasuke, versprach am nächsten Tag wieder zu kommen und verließ die Krankenstation. Von dem Krankenhaus aus führte ein geheimer Tunnel direkt zum Gebäude der Hokage, wo sich unter der Erde der Gefängnis- und Verhörtrakt befand.

Als Sakura den geheimen Tunnel als Abkürzung nahm, tauchten sogleich zwei Anbu vor ihr auf. Ohne ein Wort der Erklärung abgeben zu müssen, nickten die zwei Anbu ihr zu und eskortierten Sakura den Rest des Weges. Anscheinend war ihr Kommen von Tsunade abgesegnet worden.

Während Sakura durch den dunklen Tunnel mit den nackten Steinwänden ging – die Fackeln spendeten nur dürftig Licht und verströmten eine unheilvolle, wohl gewollte, Atmosphäre – dachte sie an Itachi. Noch immer hatte sie seine Beweggründe nicht verstanden. Doch das würde sie nun ändern. Nur leider war ihr keine gute Taktik eingefallen, außer Itachi das Blaue vom Himmel zu versprechen.

Viel zu schnell hielten die Anbu vor ihr an. Sakura war bei ihrem Ziel angekommen. Erneut stand sie vor der Holztür, die mit Jutsus verstärkt worden war. Auf ihrem Weg hierher war Itachi wohl von irgendwem aus seiner Zelle geholt und hierher gebracht worden. Denn als Sakura aufgeregt – aber glücklicherweise nicht länger nervös – den kahlen Verhörraum betrat, wartete Itachi bereits auf sie.

Wie am Tag zuvor saß Itachi auf dem einzigen Stuhl im Raum. Seine Arme hatte er auf den zersplitterten Holztisch abgelegt. Sein Kopf hob sich bei ihrem Eintreten, doch seine langen, schwarzen Haare, die sich zum Großteil aus dem Zopf gelöst hatten, fielen Itachi in sein Gesicht. So entging Sakura zunächst, wie blass Itachi doch war und wie sehr er schwitzte.

Nichtsahnend baute sich die Kunoichi breitbeinig und mit verschränkten Armen vor den Uchiha. Mit fester und harter Stimme erklärte Sakura: „Heute keinerlei Spielchen. Ich will Antworten und bevor ich die nicht bekommen habe, werde ich nicht gehen.“

Nach dieser Ansage wartete Sakura auf eine Reaktion von Itachi. Diese bestand aus einem kleinen Nicken. Zufrieden grinste Sakura in sich hinein. Das lief doch schon deutlich besser als gestern.

„Da du heute wieder hier bist, Sakura, gehe ich davon aus, dass du gestern gut über meine Worte nachgedacht hast. Ich verlange nicht, dass du meine Beweggründe verstehst, aber ich hoffe, dass ich dir verständlich machen kann, warum ich dir alles erzähle und warum es so wichtig ist, dass Sasuke alles erfährt.“

Da Sakura nicht genau wusste, was sie von Itachis Worten halten sollte, nickte sie nur stumm. Da sie von Tsunade und auch von Ibiki keinerlei Anweisungen erhalten hatte, ob sie explizit nach etwas fragen sollte, begann sie erst einmal mit dem, was sie am meisten interessierte.

„Warum willst du Sasuke in Sicherheit wissen? Warum hast du ihn hierher gebracht, anstatt ihn sterben zu lassen? Ich will klare Antworten, keine Ausflüchte!“

Insgeheim hoffte Sakura, dass sie nicht zu hart auftrat. Sie wollte nicht, dass Itachi einfach auf stur stellte. Er sollte kooperieren. Zu ihrer Erleichterung, tat Itachi genau das.

„Ich will nicht das Sasuke stirbt. Mir liegt seine Sicherheit sehr am Herzen.“

„Warum?“ kam es sofort von Sakura.

„Weil ich eingesehen habe, das mein Verhalten in der Vergangenheit falsch war. Ich dachte, Hass und Rache würden Sasuke stark machen. Doch ich lag falsch.“

Irritiert runzelte Sakura die Stirn. Wovon sprach Itachi da? Doch jetzt, wo er gerade dabei war zu reden, wollte sie ihn nicht unterbrechen.

„Als ich damals den Uchiha-Clan vernichtete, wollte ich, dass Sasuke stark wurde. Er sollte stark werden, um mit der Situation umgehen zu können. Er sollte nicht daran zerbrechen. Ich war dem Irrglauben aufgesessen, dass Hass und Rache ihn stärken würden. Inzwischen habe ich erkannt, dass es falsch war. Wenn Sasuke mich tötet, macht es ihn keineswegs zu einem Helden, wie ich erst geglaubt hatte. Rache und Hass sind inzwischen sein ständiger Begleiter. Das muss sich ändern. Er benötigt wieder Freude in seinem Leben. Die einzigen, die ihm das schenken können, sind seine Freunde und sein Team aus Konoha.“

Nach Itachis, doch ziemlich ausführlicher Erklärung, war Sakura erst einmal baff. Sie hatte beim besten Willen nicht damit gerechnet, so schnell und so einfach Antworten zu erhalten. Nicht nachdem, wie es gestern gelaufen war. Mit dem Inhalt der Antwort selbst hatte sie auch nicht gerechnet. Wenn es stimmte was Itachi da sagte, dann hatte er immer nur die besten Absichten für seinen Bruder im Sinn gehabt. Im krassen Gegensatz dazu stand, dass Itachi Sasukes Leben überhaupt erst zur Hölle hatte werden lassen, in dem er den Uchiha-Clan ausgerottet hatte.

Irgendwie konnte Sakura es nicht glauben. Andererseits, was brachte es Itachi, wenn er log?

„Wer war dein damaliger Auftraggeber und weshalb solltest du den Uchiha-Clan vernichten?“ verlangte Sakura nun zu wissen.

Wenn sie das erfuhr, konnte sie Itachis Gründe besser nachvollziehen. Dies schien das Schlüsselelement zu sein. Das letzte, fehlende Puzzelteil, um das große Ganze verstehen zu können.

Erneut hatte Sakura nicht damit gerechnet, dass Itachi so einfach kooperiert, doch auch jetzt tat er es. Warum, verstand sie nicht. Noch nicht.

„Mein damaliger Auftraggeber war der dritte Hokage und der ältesten Rat. Ich sollte verhindern, dass es zu einer Rebellion in Konoha kommt.“

Egal wie abgebrüht man war, beim Platzen dieser Bombe würde doch wohl auch dem erfahrensten Ninja die Kinnlade herunterfallen oder? Sakura zumindest entglitten sämtliche Gesichtszüge. Ungläubig hatte sie die Augen weit aufgerissen. Die Armen fielen ihr schlaff an der Seite ihres Körper hinab.

„Unmöglich“, wollte Sakura schon herausschreien, doch irgendwie gelang es ihr nicht. Sie war einfach vor Schock sprachlos.

Was Itachi da behauptete, konnte unmöglich der Wahrheit entsprechen. Der dritte Hokage war ein friedvoller Mann gewesen, der sich immer um das Wohl Konohas gekümmert hatte. Letztendlich hatte er sein Leben geopfert, um Konoha vor Orochimaru in Sicherheit zu wissen. Er hatte das Wohl Konohas und dessen Einwohner immer über alles gestellt. Deshalb hätte er niemals…

Erneut entglitten Sakura sämtliche Gesichtszüge. Gerade war ihr etwas klar geworden. Etwas, was sie selber nicht glauben konnte oder wohl eher wollte.

Wenn ein Mann bereit war, sein Leben für die Dorfbewohner zu retten, wenn er bereit war, alles zu tun, um den Frieden zu gewährleisten und einen unschuldigen Mann aus dem Hyuga-Clan auslieferte, um einen Krieg zu verhindern, dann würde dieser Mann auch einen kleinen Teil der Bevölkerung opfern, wenn dadurch der große Rest in Frieden und Sicherheit weiterleben konnte.

Während ihre Gedanken so beschäftigt waren, entging ihr, wie Itachis Hände anfingen zu zittern und wie er die Hände deshalb vom Tisch nahm.

„Ah, du verstehst“, kam es da von Itachi.

„Der Uchiha-Clan, allen voran mein Vater, wollte rebellieren. Ich weiß nicht ob du darüber Bescheid weißt, wie es zur Gründung Konohas kam“, fuhr Itachi fort.

Noch immer perplex, nickte Sakura einfach nur. Natürlich wusste sie Bescheid.

Vor etlichen Jahrzehnten, während sich im ersten Shinobi-Krieg sich die verschiedensten Ländern und Clans bekriegt hatten, hatte die konkurrierenden Clans – der Uchiha-Clan und der Senju-Clan – zusammengeschlossen und Konohagakure gegründet. Der damals stärkste Ninja kam aus dem Senju-Clan und stellte den ersten Hokage. Der Uchiha-Clan, allen voran ihr damaliger Anführer Madara, war mit dem Ausgang unzufrieden und kämpfte gegen den Senju-Clan und verlor. Daraufhin hatte er das Dorf verlassen und der Uchiha-Clan hatte das Amt der Polizistin übernommen.

„Der Uchiha-Clan war nicht mehr so mächtig, wie er es einst war“, fuhr Itachi mit seiner Erklärung fort. „Das sollte sich ändern. Der Uchiha-Clan wollte wieder an die Macht kommen.“

„Deshalb eine Revolte“, führte Sakura Itachis Gedanken zu Ende.

Zustimmend nickte der Uchiha.

„Ich habe nichts davon gehalten und hatte es dem Hokage erzählt. Zum damaligen Zeitpunkt war ich noch ein Anbu. Sowohl mein Vater, als auch der Hokage, wollten, dass ich für sie spioniere. Ich wollte Frieden im Dorf und stellte mich letztendlich auf die Seite Konohas und damit gegen meinen Clan. Als ich den Auftrag erhielt, meinen Clan, meine Familie, zu töten, tat ich es. Es war die einzige Möglichkeit, Sasuke zu retten.“

Bei seiner Schilderung der damaligen Ereignisse, brach Itachi plötzlich ab. Unweigerlich kam Mitleid in Sakura auf. Egal was die Gründe waren, im Moment saß vor ihr ein gebrochener Mann. Ein Mann, der genötigt gewesen war, seine eigene Familie zu töten.

„Hättest du abgelehnt, hätte ein anderer den Job übernommen und du hättest Sasuke nicht retten können.“

Als Itachi nur nickte, musste Sakura umso mehr mit dem Mitleid kämpfen. Egal was seine Beweggründe waren, Itachi hatte gemordet. Er hatte seine eigenen Eltern umgebracht. Seine Mutter, seinen Vater, seine Freunde. Sakura wusste nicht, was sie an seiner Stelle getan hätte. Sie wollte es auch nicht wissen. Niemand sollte je vor einer solchen Situation stehen müssen. Doch Itachi hatte vor diesem Problem gestanden und er hatte sich für einen Weg entschieden. Es war ohne Zweifel nicht der einfachste Weg gewesen, aber…

Abrupt stoppte Sakura ihre Gedanken. Mitleid und Sorge um den abtrünnigen, mordenden Gefangenen war hier unangebracht. Sie durfte so nicht von Itachi denken. Das war nicht gut. So konnte sie nicht objektiv bleiben. Außerdem durfte sie ihm nicht so einfach glauben. Sakura musste der Hokage alles erzählen und dann mit ihr besprechen, was als nächstes zu tun war.

Sakura versuchte ihr Mitleid für Itachi zu ignorieren. Auch, dass er sie aus so großen, melancholischen Augen ansah, die schon so viel hatten mitansehen müssen. Oder das Itachi so kränklich wirkte und sich die Augenringe deutlich von seiner blassen Haut abhoben.

„Gestern hast du angedeutet, dass du nicht alleine den Uchiha-Clan vernichtest hast. Wer war noch daran beteiligt?“

So emotionslos wie möglich, hatte Sakura diese Frage gestellt. In ihr drinnen sah es dagegen ganz anders aus. Sie war aufgewühlt. Sie wollte schreien und heulen. Wollte Sasuke und Itachi in die Arme schließen und das Unrecht, das ihnen widerfahren war, wieder gut machen.

Energisch schlug Sakura mit der flachen Hand auf den Tisch, der unter der Wucht ihres Schlages erzitterte. Sollte Itachi doch denken, sie war ungeduldig und wollte Antworten. Sakura hatte es zumindest nicht seinetwegen getan. Das Mitleid für Itachi musste verschwinden. Schleunigst. Und Sakura musste sich am Riemen reißen und ihren Job erledigen.

„Ich sollte wohl erst einmal erzählen, warum ich zu Akatsuki gegangen bin“, begann Itachi, doch Sakura war es egal.

Hier wurde nach ihrem Willen gespielt. Itachi musste tun, was sie wollte. Sie musste die Fronten klären, egal wie kooperativ Itachi bislang gewesen war.

„Danach habe ich nicht gefragt. Beantworte die Frage.“

Ein leises Husten erklang von Itachi. Kaum der Rede wert. Zumindest ignorierte Sakura es.

„Ich denke nicht, dass ich noch so viel Zeit haben werde.“

Abfällig schnaubte Sakura. Noch während sie es tat, wollte sie am liebsten aufschreien. Das hier war nicht sie und dennoch musste sie jetzt so knallhart sein. Sie würde diese Rolle weiterspielen. Egal, wie sehr sie sich dafür verstellen musste.

„Du vergeudest deine Zeit mit Ausflüchten. Beantworte meine Frage.“

Hart blickte Sakura zu Itachi hinab. Als er erneut anfing zu husten, nahm er eine zitternde Hand vor den Mund. Als er diese wieder wegnahm, sah Sakura die kleine Blutspur, die auf der blassen Haut zurückblieb.

Sofort übernahm die Ärztin in ihr die Oberhand. Gerade setzte Itachi zum Reden an, da ging Sakura auf ihn zu. Die Gefahr ignorierend, die ihr Handeln mit sich brachte, griff die Kunoichi nach Itachis Gesicht und hob es an. Überrascht riss sie die Augen auf. Das schwarze Haar klebte dem Uchiha im verschwitzten und viel zu blassen Gesicht. Aus Itachis rechten Mundwinkel floss ein dünnes Rinnsal Blut.

Mit geübten Handgriffen, begann Sakura, Itachi zu untersuchen. In der Zwischenzeit tat der Uchiha nichts. Ließ alles schweigend über sich ergehen.

Verdammt, Itachi Uchiha war krank. Ernsthaft krank. Und nicht erst seit gestern.

Missmutig presste Sakura ihre Lippen aufeinander, sodass sie zu einem blassen Strich wurden. Itachi wusste selber, wie schwer krank er war. Er wusste, ohne Behandlung, vielleicht sogar mit, würde er bald sterben. Deshalb hatte er heute so bereitwillig ausgesagt. Und Sakura hatte alle Warnzeichen übersehen. Mit Absicht, weil sie ihre verdammten Gefühle nicht in den Griff bekommen hatte!

„Was hast du?“ verlangte Sakura von Itachi zu wissen.

Der Uchiha wusste sicherlich, was ihn da langsam umbrachte. Wenn er es ihr sagte, ging es schneller, als wenn Sakura ihn erst komplett durchchecken musste. Und Sakura würde um sein Leben kämpfen. Itachi hatte schon so viel durchmachen müssen. Er hatte so viel geopfert. Alles für seinen Bruder. Itachi sollte nicht so elendig verrecken.

Vielleicht würde ihr Mitgefühl Sakura noch Ärger einbringen. Doch falls sie jemand fragen sollte, warum sie um Itachis Leben kämpfte, würde sie einfach behaupten, er hätte noch viele, wichtige Informationen und vorher durfte er nicht sterben. Was ja auch stimmte, wenngleich es nicht der Beweggrund für ihr Tun war.

Ein kleines, schiefes Lächeln bildete sich auf Itachis Gesicht. Ein wenig wehmütig und reuevoll sah er sie an. Schwer schluckte Sakura. Sein Anblick tat ihr in der Seele weh. Eindeutig, sie würde wohl niemals eine abgebrühte, emotionslose Kunoichi werden.

„Ich bin zwar nicht fertig geworden, aber ich bitte dich, versuch Sasuke alles zu erklären und kümmere dich gut um ihn.“

Während Itachi Sprach – und was er sagte hörte sich sehr nach einem Abschied an – musste er immer wieder innehalten, weil sein Körper vom Husten gebeutelt wurde. Jedes Mal floss dabei etwas mehr Blut aus seinem Mund.

Sofort begann Sakura Chakra in ihren Handflächen zu sammeln. Sie würde hier bereits behelfsmäßig mit einer Behandlung anfangen. Aber Itachi musste dringend in das Krankenhaus. Hier hatte Sakura nicht alles zur Verfügung, was sie benötigte.

Noch während Sakura ihr heilendes Chakra in Itachis schwachen, kranken Körper fließen ließ, schlossen sich Itachis Augen. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht, sackte sein Körper zur Seite. Gerade so konnte Sakura ihn noch festhalten, bevor Itachis Körper schwer zu Boden fallen konnte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo! *wink*
Ähm, ja... Hier wurde noch mal viel gequatscht. ^^ Aber das ändert sich ab jetzt auch :)
Und jaaaa...wir wissen alle, warum Itachi so gehandelt hat, bla, bla, aber ich musste es einfach hier mit einbauen. Erstens, weil es inhaltlich gepasst hat und 2. weil ich es einfach schön fand. Gefühlsmäßig und so....Ist ja auch wichtig, dass Sakura alles versteht ;)
Tja...und jetzt geht es nicht nur Sasuke schlecht sondern auch noch Itachi... Ob beide Uchiha-Brüder wohl überleben werden? Oder nur einer...? wer weiß ^.^ Also ich weiß es schon...Aber ihr ja nicht :p
Na, anscheind findet die ff doch nicht so den Anklang, wie es nach dem ersten Kapi erst schien. Oder aber ich habe mich ziemlich verschlechtert... Weiß nicht...Die Favo-Liste wächst stetig an.^^ Aber da ich ja nicht weiß, ob ich mich verschlechtert habe oder nicht...Also eure Meinung wäre mir schon sehr wichtig. ^^ Vor allem ob euch auch der Inhalt gefällt und so.
Und danke für die, die bislang ihre Meinung kund getan haben ;) Über Kritik freue ich mich natürlich auch! Aber bitte konstruktiv äußern ;)
Dann bis zum nächsten Kapi! *wink* Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  bella-swan1
2014-11-08T13:42:37+00:00 08.11.2014 14:42
Super Kapi.
Hoffentlcih wird Itachi wieder gesund.
Freu mich schon drauf wie es weiter geht.
Lg.
Antwort von:  Yuri91
09.11.2014 17:17
Danke schön :)
Tja, ja... Lass dich überraschen ;)
Lg
Von:  fahnm
2014-11-07T00:31:40+00:00 07.11.2014 01:31
Klasse Kapitel^^
Antwort von:  Yuri91
07.11.2014 11:59
Danke ^.^
Von:  Kleines-Engelschen
2014-11-06T21:32:30+00:00 06.11.2014 22:32
nein! lass itachi nicht sterben ja? und wie kannst du an so einer stelle aufhören? schreib bloß schnell weiter

greetz
Antwort von:  Yuri91
07.11.2014 11:58
*g*
Tja...ich sag halt nur die Spannung...^^
LG
Von:  Cosplay-Girl91
2014-11-06T19:14:51+00:00 06.11.2014 20:14
Schönes Kapitel ;)
Mach weiter so.
Schreib schnell weiter, ja??
Hoffentlich gibt's jetzt jede Woche eine Neues!
Lg
Antwort von:  Yuri91
06.11.2014 20:16
Danke ^^
Nee, jede Woche noch net. Dafür hab ich nicht genug. Hab jetzt 7 Kapis, 8tes bin ich dran und dnan fehlen ja nur noch 3 oder 4 ^^ Aber die Kapis werden länger :)
LG


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