Zum Inhalt der Seite

Zwischen zwei Seelen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen ^_^

Tut mir leid, dass der nächste Upload sich so in die Länge gezogen hat, aber irgendwie hab ich die Tage keine Zeit gefunden. Hier aber nun endlich das nächste Kapitel und lasst mich schon mal Im Voraus sagen - Es passiert so einiges... Wichtiges XD Hoffe es wird Euch gefallen und freue mich wie immer über eure Meinungen und Reviews.^^

LG und nun wünsche ich euch aber viel Spaß beim lesen
Eure Red Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Seele 74

 

Meine Beine fühlten sich an wie Blei.

So vollkommen schwerelos und mehr denn je schleppte ich mich müde durch die felsige Landschaft.

Wie lange wir liefen wusste ich nicht. Wie lange ich eigentlich auf den Beinen war noch weniger, aber das war wohl jetzt auch nicht mehr so wichtig.

Ich hatte der Sonne beim Wachsen zugesehen und ihr ebenso beim Sinken die letzte Ehre erwiesen. Nun brannten nur noch wenige Sonnenstrahlen hinter den hohen Bergen und ließen mehr denn je die Nacht auf Dún hereinbrechen.
 

Unsicher sah ich mich um, denn meine saiyanischen Augen mussten sich erst an die trübe Dunkelheit gewöhnen und abermals folgte ein vorsichtiger Blick.

Wir waren keinen feindlichen Tshehemen auf unserer Strecke begegnet. Irgendwie schienen sie sich ihrer Sache ziemlich sicher zu sein, die Eroberung dieser Galaxie gewonnen, aber mit diesem Umstand hatte Bokan ja auch gerechnet.

Dún war vor mehr als zwei Wochen gefallen. In den Händen unserer Feinde und dass sie sich nach dieser Zeitspanne in Sicherheit wägten, war abzusehen. Und dennoch schätze ich Korun-Kán nicht als so vollkommen töricht ein, als dass er solch einen Fehler begehen würde. Befand man sich im Krieg, war man niemals in Sicherheit und so wie ich den obersten Èmperor einschätze, war er zu gewitzt um solch einen Anfängerfehler zu begehen. 

Das traute ich ihm einfach nicht zu und mehr denn je kam mir diese ganze Sache ganz schön... spanisch vor. Oder erdisch... Wie mans nimmt und müde strich ich mir über die Augen.
 

„Rast!!!“, brüllte es plötzlich von vorne und somit kam der ganze Trupp zum Stehen. Ich mit eingeschlossen und beinahe wäre ich gegen meinen Vordermann geprallt. Irgend ein grobschlächtiger Borkeshk, der nicht gerade einen vertrauensvollen Eindruck erweckte und wütend funkelte er mich an. Dementsprechend starrte ich zurück und ignorierte seine ganze Größe, die mich ziemlich mickrig aussehen ließ.

Neben mir hörte ich nur Esràs alias Rephaim erleichtert seufzen und kurzerhand warf ich ihm einen kurzen Blick zu.

Seit unserer kleinen Auseinandersetzung hatten wir kein Wort mehr miteinander gewechselt und nun tat es mir irgendwo leid, ihn so beleidigt zu haben. Natürlich war er kein Idiot, und manchmal nahm ich an, dass er mehr Hirn als wir alle besaß. Ich schien nur in letzter Zeit sehr angespannt zu sein und wusste nicht wohin mit meiner Wut, die sich eigentlich nur gegen mich selbst richtete. 

Zuerst ließ ich dies Fayeth spüren, dann meine Frau und jetzt das hier. 

Wahrlich, die Liste meines Versagens war lang und endlos und wieder sah ich zur Seite, als ich ein dunkelgrünes Augenpaar auf mir spüren konnte.
 

„Scheint als würden wir in den Wäldern übernachten.“, sprach Esrás mit Rephaim´s Lippen kühl und sah dann gelangweilt zur Seite.

Auch er sah mehr als nur mitgenommen aus. Mehr als nur ermüdet von diesem einen Marsch, der uns sicherlich alles gekostet hatte, uns aber in unserer Sache so ziemlich voranbringen würde. Denn hatten wir erst Mal die Wälder passiert war es nur noch ein halber Tagesmarsch bis zur Duangdan und dann....

Ja dann würde es wohl so richtig zur Sache gehen.
 

Zugegeben... eigentlich brannte ich jedes Mal vor einem Kampf in regelrechter Vorfreude, doch hier und heute brannten alleine nur meine Beine und mehr als nur geschlaucht schleppte ich mich, sowie all die anderen, in die Dunklen Schatten der Bäume.

Doch an eine Pause ließ uns dieser Sklaventreiber in keinster Weise denken. 

Nein, wieso sollte er auch?

Bokan scheuchte uns wie wild gewordene Hühner durch die Wälder, ließ mich und Esrás und eine weitere Truppe unsere Zelte aufbauen, während er andere fortschickte, um Ressourcen zu sammeln. Für wahr, diesem Möchtegernmacho hatte man doch echt ins Hirn geschissen und belanglos stand ich an der Seite, während mein Tsheheme sich mit einem der Zelte abmühte. 
 

„Weißte, du kannst mir au mal helfen, anstatt nur dumm daneben zu stehen un zu gaffen!“, maulte es regelrecht vom Boden und aus mürrischen Augen sah ich auf meinen Vordermann.

Überhörte einfach mal seine überspitze Tonlage und tröstete mich mit dem Gedanken, dass Esrás wohl genauso wie mir, die Lust an dieser ganzen Sache vergangen war. 

Mal ehrlich, ich hatte Hunger und wollte nur noch ins Bett.

Momentan war mir dieser Krieg so was von egal und an diesem Gedanken merkte man, wie sehr mich die Erde doch verändert hatte. Wie sehr sie mich einrosten ließ, meine Prioritäten auf ganz andere Sachen lenkte und mich von diesem ewigen Drill Freezers mehr und mehr entfernte.

Wo einst früher nichts als Kontrolle und Disziplin herrschte, versuchte ich nun nur das Nötigste zu tun. Wo früher einst nur mein Wille unter allem Stand konnte, ich hier und heute nur an Bulma denken. An meine Familie, meine Freunde... und an ihren Tod, wenn ich mich nicht zusammenreißen würde und zornig nahm ich Esrás eine der Eisenstangen aus den Händen und stieß sie in die Erde.
 

„Du musst sie fest in die Erde stecken, sonst kracht das ganze Ding beim kleinsten Windstoß erneut in sich zusammen.“, belehrte ich ihn schon fast wie ein kleines Kind, entriss ihm dann auch den dichten Leinenstoff aus den Händen und friemlete ihn in die Öffnung.

„Ich will nicht erneut von unserem ach so tollen Anführer eine Standpauke erhalten, nur weil du´s vermasselst hast.“

„Ach ja?“, höhnte es über helle Lippen und wütend beobachteten mich grüne Augen.

„Seit wann machste dir denn wat auf die Meinung anderer, Manjéth?“

„Halt einfach die Klappe!“, zischte ich genervt, doch brachte dies den hellhäutigen Tshehemen nur zum lachen.

Mal ehrlich....

Wieso stritten wir uns eigentlich?

Lag es einfach daran, dass mich die Anspannung mehr denn je zermürbte?

Oder war es etwas ganz anderes, was meine Gedanken vom Hier und Jetzt trennten?

Schon viel zu lange... lebte ich im Streit und wieso mir gerade jetzt meine Bershabesh vor meinem inneren Auge erschien, konnte ich beim besten Willen nicht sagen und noch ehe ich mich versah, brach eine der Eisenstangen in meinen Händen dank meines Ki´s in nichts als seine Einzelteile. Mürrisch starrte ich auf die Überreste, die nun langsam zu Boden fielen, während ich Zarbon-Zwilling in weiter Ferne schon fluchen hören konnte.

Tja, Vegeta....

Das hast du nun davon.
 

„Sag mal, euch geht´s noch zu gut, oder?!?“, zischte besagter Obermann nun zu mir und war schneller an meiner Seite, als mir lieb war.

„Nicht mal das kriegt ihr Schwachmaten hin, hat das Prinzlein wohl in der Vergangenheit keinen Finger krum machen müssen, sondern sich nur auf seinen Lorbeeren ausgeruht, was?“, stichelte Bokan weiter und am liebsten würde ich diesem Scheusal meine geballte Faust in seine Visage rammen. Würde ihm sicherlich nicht gefallen, Kumari noch weniger und kurzerhand zuckten meine Finger – doch rief ich mich selbst zur Ordnung.

Das hier war nicht mein Feind.

Mein Feind war alleine Korun-Kàn,

Gut, der war jetzt nicht hier, aber demnach hatte ich mir geschworen so viele Tshehemen wie möglich in den Tod zu befördern, da konnte ich mich nicht mit diesem Stümper abgeben. Auch wenn ich es dennoch gerne täte, denn wieder stieß mir Kumaris Leibwache nicht gerade sanft vor die Brust.
 

„Ihr übernehmt die Wache. Komplett! Beide! Dass das klar ist!“, schnaubte er verächtlich und wieder zuckte meine Augenbraue gefährlich.

Doch was nütze es, wenn ich diesen Stümper abermals boykottierte? Brachte mir doch sowieso nichts als Ärger und wütend schmiss ich meinem Gegenüber der Rest der Eisenstangen vor die Füße. 

Da bitteschön.

Konnte er seinen Scheiß doch alleine aufbauen wenn er wollte und somit stampfte ich wütend davon. Weiterhin das Gezeter des Anderen überhörend, dass er mein Vergehen sofort bei seiner obersten Shiva melden würde, sollten wir wieder auf Iva sein. 

Pah, bitte.

Sollte er doch.

So lange es nur das ist, dachte ich zynisch und lief dann etwas abseits, um den Kopf frei zu bekommen.

Kumari würde mir diesen schon nicht abreißen.

Immerhin war ich ihr zu wichtig, wie sie immer so schön sagte und sie hatten viel aufs Spiel gesetzt, um an meine Wenigkeit zu kommen. Da würde sie dieses kleine Verbot weniger taktieren und dennoch stand ich aufs Messers Schneide. Genauer gesagt im Visier dieses Arschloches und abermals warf ich einen kurzen Blick zurück, während ich mich mehr in das Innenleben der Wälder begab.

Doch die Gruppe wurde von den Bäumen verschluckt und schon bald drang kein Laut mehr durch das dichte Gestrüpp.

Keiner schien mir zu folgen, nicht ein Mal Esràs und zufrieden seufzte ich aus.

Endlich... ein mal abschalten.

Endlich ein Mal an das mir Wichtigste der Welt denken und langsam kam ich an einem großen Stamm zum Stehen und lehnte mich dann an diesen.

Wie es Bulma wohl gerade ging?, dachte ich bitterer denn je und sah abermals in die Dunkelheit vor mir.

War sie wohlauf?

Hatte Fayeth ein gutes Auge auf sie?!?

Fragen über Fragen. 

Fragen, die kein Ende fanden und langsam ließ ich mich aus dem Stand in die Hocke sinken.

Spürte das dunkle Holz des Baumes in meinem Rücken und lauschte mehr denn je den Stimmen des Waldes. Dem Rauschen des Windes, der mit einem sanften Streicheln durch das hohe Blätterdach fuhr und dieser ganzen Szenerie doch wahrhaft etwas Beruhigendes abverlangte. 

Doch meine Gedanken waren weniger ruhig.

Eher schienen sie sich mehr denn je ineinander zu verstricken und wieder konnte ich nur an meine Gefährtin denken und darauf hoffen, dass es ihr gut ginge.
 

Jetzt, da ich nicht mehr bei ihr sein konnte, um sie zu beschützen.

 

 

~*****~
 

Kühl spielte die frische Abendbrise mit meinen Haaren und die Nachtluft tat ungemein gut.

Zu gut, würde ich fast mal sagen und wieder nahm ich einen kräftigen Atemzug, bevor ich die Augen schloss und meine Hände fest um das Geländer vor mir krallte.

Ich hatte mich etwas von den anderen abgeseilt und mich nun auf den Balkon unseres Apartments begeben. 

Nun ja... ein richtiger Balkon war es nicht, eher so eine Art Dachterrasse, durch die man einen guten Überblick über ganz Ivà hatte und wieder ließ mich die ganze Schönheit dieser Welt atemlos zurück.
 

Das Licht der Sterne, die glasklaren Monde, welche sich wie riesige Beschützer über dem Himmel aufbauten und die ganze Stadt in nichts als helles Licht tauchten.

Das solche Orte neben der Erde existieren konnten, hätte ich niemals zu träumen gewagt und dennoch war es so. Dennoch durfte man davor nicht die Augen verschließen und je mehr ich an mein altes Zuhause dachte, desto stärker kam der Kloß in meinem Hals zurück. Bis er sich nicht mehr daraus lösen ließ. 

Abermals brannten meine Augen verräterisch während ich an all diejenigen dachte, die ich verloren hatte. 

Mein Zuhause, meine Eltern... Mein Volk, auch wenn ich einst nie so über die Menschheit nachgedacht hatte.

Nun wusste ich wirklich, wie sich Verlust anfühlt. 

Dieses eine Wissen, was es wahrlich bedeutet – alleine zu sein. Gar einsam zu sein und zum ersten Mal konnte ich dieses Gefühl mit Vegeta teilen. Etwas, das er mir damals vorgehalten hatte, konnte ich nun gar so vollkommen mein Eigen nennen und dennoch hätte ich gerne auf diese Erfahrung verzichtet.

Denn sie war eine der Grausamsten in meinem Leben.
 

Müde bettete ich meine Arme auf dem Geländer und starrte in den Himmel.

Die kleine Party war im vollen Gange und dennoch konnte ich für diese Art der Feste keinen Spaß mehr empfinden.

Es fühlte sich nicht richtig an zu feiern und fröhlich zu sein, während mein Gefährte da oben womöglich sein Leben riskierte. Mehr denn je in einen Krieg verwickelt war, in dem er eigentlich nichts zu suchen hatte und wieder warf ich besorgte Blicke in die Sterne.

Auch.... wenn meine Freunde meinten, dass mir etwas Ablenkung sicher gut tun würde, hilfreich war es allemal nicht und wieder entrang sich schwach ein Seufzen meiner Lippen.

Ach Vegeta....

Geht es dir gut, da wo du jetzt bist?

Fragen über Fragen. 

Fragen, auf die ich keine Antwort wusste und gar fast schon sehnsüchtig strich ich mir mit der freien Hand über den Scanner meines rechten Armes.
 

Wieso... durfte ich ihn nicht anrufen?

Nicht eine kleine Konversation halten um einfach nur seine Stimme zu hören? 

Ihn gar zu sehen, mit seiner grummeligen Miene, die mich dennoch genau und dank dem Ausdruck in seinen Augen wissen ließ, dass er eigentlich doch nur an mein Wohlergehen dachte?!?

Wieso ließ man mich nur so sehr leiden, jetzt da ich ihn endlich wieder hatte und abermals kauerte ich mich auf dem Geländer zusammen. Warf einen traurigen Blick hinunter in die Stadt und beobachtete das bunte Treiben der leuchtenden Lichter auf den Straßen und in weiter Ferne.

Bis mich eine neue Stimme unterbrach und erschrocken drehte ich mich um.
 

„Hier bist du.“, begrüßte mich mein bester Freund und langsam lief Son-Kun auf mich zu. Wie immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht und gesellte sich dann zu mir.

Wie immer trug er seinen roten Gi und fast war mir, als würde er dieses Ding nie ausziehen.

Man hatte roten Stoff geflickt und wieder zusammengenäht, damals als wir auf Ivà ankamen und nichts andres vorweisen konnten, als die ganzen Qualen, welche wir durchlitten hatten. Als all die Strapazen, die wir unser Eigen nannten und fast war mir, als läge all dies in einer fernen Vergangenheit. Dabei waren seit damals vielleicht gerade mal 4 bis 5 Wochen vergangen. Aber so genau konnte ich das nicht mehr sagen, denn mein Zeitgefühl schien hier auf Ivà mehr denn je verloren.
 

„Man, das tut richtig gut hier draußen.“, lachte er doch glatt und lehnte sich dann mit dem Rücken an das Geländer, während er ebenso seine Ellenbogen darauf abstützte.

„Nicht so stickig wie da drinnen. Keine Ahnung, wie die anderen das aushalten.“

„Na ja, weißt du, wir Menschen sind so einiges gewohnt und können durchaus vieles wegstecken. Auch wenn man es uns nicht immer ansehen mag.“, gab ich lachend den Konter und löste dann meinen Blick von der Stadt, während der meines besten Freundes mich nicht fortließ.

So, als würde er eine Antwort ersuchen – darauf, wieso ich mich so einfach von der Party entfernt hatte und das Weite suchte. Darauf, wieso ich im Moment so anders war; gar nicht wie ich selbst, denn sonst war ich für jedes Fest zu haben und wieder fühlte ich mich mehr denn je unter seinem beobachtenden Blick unwohl.

„Ich brauchte nur... etwas Abstand.“, kam es zögerlich über meine Lippen und wieder herrschte nichts als Schweigen.

Nichts als diese eine Stille, die mich fast wahnsinnig machte und mehr denn je spürte ich das leichte Beben meines Körpers.

Doch dann....
 

„Du musst dir keine Sorgen um ihn machen.“, kam es tröstlich von vorne und erschrocken sah ich auf.

Direkt in ein dunkles Augenpaar, das mich mehr denn je anlächelte und wie so immer, nichts als endlose Sicherheit versprach.

„Dass ist immerhin Vegeta, von dem wir hier sprechen. Den kriegt nichts und niemand so schnell klein. Du kennst ihn doch.“, versuchte mich mein bester Freund abermals aufzumuntern und legte mir dann eine Hand auf die Schulter.

„Einmal in Rage, ist er kaum zu bändigen. In dem Zustand macht er selbst mir ein kleines bisschen Angst, wenn ich ehrlich bin.“, gab er zu und somit glitt ich doch glatt in sein Lachen mit ein, das mich doch wahrhaft für den Moment kurz ablenkte. 

Ja, Vegeta sollte man lieber nicht reizen, das hatte schon oft zu Problemen geführt. Aber jedes Problem der Welt war mir seine Anwesenheit wert und kaum war dieser Gedanke gedacht, kam all die Traurigkeit zurück.

All die Einsamkeit, die ich nur zu gerne verbergen wollte und wieder stahl sich ein gequältes Seufzen über meine Lippen, während ich mich abermals über die Brüstung lehnte und in den Himmel starrte.
 

„Er fehlt mir.“, flüsterte meine Stimme und wieder brannten meine Augen verräterisch.

„Er ist da oben... ganz auf sich alleine gestellt. Dort ist niemand der auf ihn achtet, oder ihn von seiner Wut bewahrt, nimmt sie einmal überhand und lässt ihn an so viele Ecken und Kanten stoßen.“

Wieder wuchs der Kloß in meinem Hals mehr und mehr. Ließ die Tränen zu meinem Leidwesen mehr denn je in meine Augen treten und kurzerhand vergrub ich mein Gesicht in meinen Armen.

Son-Kun sollte... mich so nicht sehen.

Ich wollte doch stark sein.

Mut schöpfen und diesen halten, das hatte ich Vegeta versprochen und noch bevor ich wahrhaft meine Tränen aufhalten konnte, flossen sie mir auch schon über die Wangen.

Das war einfach... nicht fair.

Ich hatte ihn doch gerade erst wieder bekommen.

Schon mehrmals in meinem Leben und dennoch wurde er mir jedes Mal genommen.

Wieso... konnten wir nicht zusammen sein?

Nur ein Mal für ein kleines bisschen Rest an Zeit – zusammen sein?!?
 

Son-Kun schwieg.

Bedarf keinerlei Worte, die ich sowieso nicht hören wollte und ließ meiner Trauer somit freien Lauf. 

Ließ sie gewähren, wo die anderen meiner Freunde nur gut gemeinte Zusprüche kannten und im Moment war ich so ungemein froh, ihn an meiner Seite zu haben. Um seine Sicherheit, die mir immer; ausnahmslos immer, Mut versprochen hatte und an Tagen wie diesen keine Lügen kannten, nur um mir eine ausgedachte Wahrheit schön zu reden. 

Denn ich brauchte keine ausgedachten Heucheleien, die mich nur den Blick abwenden ließen. Ich brauchte keine gut gemeinten Worte, die mich in den einsamen Tiefen der Nacht auch nicht mehr trösten konnten und somit tat er in diesem einen Moment genau das richtige.

Er schenkte mir eine Umarmung und nun weinte ich tatsächlich. Vergrub mein Gesicht mehr denn je in seinen Armen, während er mir wortlos über die Haare strich und abermals die Stille für sich sprechen ließ. Nichts als die Nacht unser Zuschauer und mehr denn je vergingen weitere schweigsame Minuten, bevor ich mich von ihm löste.

Mir dankbar die letzten Tränen aus den Augen wischte und dem größeren Saiyajin in die Augen sah.
 

„Danke.“, flüsterte ich ehrlich und wollte mehr Worten diesem einen folgen lassen, doch soweit sollte es nicht kommen. Denn mit einem Mal ging ein heftiger Stich durch meinen Unterleib und der Schwindel war plötzlich so präsent wie noch nie. Keuchend zuckte ich zusammen, während ich mich mehr denn je an Son-Kun klammerte und vor Schmerzen das Gesicht verzog.

„Bulma? Bulma, was ist los?!?“, hörte ich sein panisches Rufen, doch ging alles in einem dumpfen Schleier unter. 

Ich fühlte wie ich zitterte. 

Wie meine Beine mit einem Mal taub wurden und ich drohte meinen festen Stand zu verlieren. Was ich auch tat und beinahe wäre ich wirklich zu Boden gegangen, wären da nicht zwei starke Arme, die mich vor diesem Umstand bewahrten. Dicht bettete mich Son-Kun an seine Brust, während er mit einem schnellen Blick versuchte die Lage zu begreifen.

„Hast du Schmerzen? Was ist los?!?“, hörte ich ihn wieder mehr denn je drängend fragen, doch konnte ich ihm keine Antwort geben.

Übel...

Mir war einfach nur so hundeübel und wieder presste ich mir eine Hand vor den Mund und hoffte, dass ich mich nicht hier und heute übergeben musste.

Bei Gott.... was war nur los?!?

Bis vorhin war doch noch alles gut gewesen.

Das Ziehen in meinem Unterleib hatte nur kurzzeitig eingesetzt und schien jetzt schon wieder abzuklingen. 

War nur noch ein einfacher Hauch an Erinnerung, jetzt war alleinig nur dieser widerliche Schwindel präsent und somit spürte ich nur noch, wie sich Son-Kun in Bewegung setzte.

Der Luftzug tat ungemein gut und fiebrig legte ich mir eine Hand an die Stirn.

Sie war schweißnass.

Entweder ich hatte mir irgendetwas eingefangen oder mein Kreislauf machte gerade schlapp. Vielleicht war es auch beides zusammen; bei meinem Glück wusste man nie und mit einem Mal war das Stimmengewirr groß, als mein bester Freund durch die Balkontüre schritt und hinein ins volle Leben.
 

„Goku, was ist los?“, hörte ich Krillin aufgebracht rufen, während sich mehr denn je alle um uns scharten und ich die Präsenz meiner ganzen Freunde spüren konnte. 

Wage versuchte ich die Augen zu öffnen, doch erkannte ich nichts als wirre Farben und Formen um mich herum.

„Was ist mit ihr?“

„Geht es ihr nicht gut?!?“

Wieder Fragen über Fragen. 

Fragen, die ich im Moment mit keinem Mal beantworten konnte und während alles drohte in reinstem Chaos unterzugehen; ja gar die Situation zu kippen, drang eine neue Stimme durch die Stille und befreite jeden aus seiner ganz eigenen Agonie.
 

„Räumt das Sofa frei und legt sie darauf ab.“, befahl eine weibliche Stimme und ich musste nicht noch ein Mal hinhören um zu wissen, dass dies Fayeth war.

Sofort spürte ich, wie man ihrem Auftrag folge leistete, besagtes Sofa räumte und mich kurzerhand darauf ablegte.

Zaghaft versuchte ich die Augen zu öffnen und erst nach mehreren Versuchen gelang es mir. 

Zu liegen war eindeutig besser und schon bald konnte ich zumindest etwas besser Farben und Formen erkennen.
 

„Der Puls hoch, sie ist kaltschweißig und wahrscheinlich ist der Blutdruck im Keller. Klassischer Kreislaufkoller wenn du mich fragst.“, hörte ich die Bershabesh ruhig sagen und spürte immer noch den Druck ihrer Finger an meinem Handgelenk.

„Legt ihr die Beine etwas hoch und kühlt die Stirn, dann dürfte es ihr in wenigen Minuten etwas besser gehen.“, sprach ihre Stimme mehr denn je ruhig und gelassen und nun konnte ich sie besser erkennen.

Sie kniete an meiner Seite, eine Hand lag immer noch auf der meinen, während sie ruhige Kreise über meine Haut zog und den Anderen ihre Anweisungen gab. 

Ein kühler Lappen wurde mir auf die Stirn gelegt und schon bald spürte ich wieder das Leben in mich zurückkehren.

Nur noch die Übelkeit war geblieben, doch war ich mir fast sicher dass diese ebenso bald weichen würde.

Dankbar sah ich in die aufgebrachten Gesichter meine Freunde und brachte ein zaghaftes Lächeln zu Stande, bevor die Bershabesh kurzen Prozess machte und einen nach dem anderen nach Hause schickte.

Ich brauchte Ruhe, hatte sie gesagt und nachdem sich meine Freunde von mir verabschiedet hatten, blieb die Bershabesh und ich alleine zurück. Und Trunks natürlich, aber mein neun Jähriger Sohn schlief schon längst und hatte von all diesem Chaos zum Glück nichts mitbekommen. Er würde sich nur unnötig sorgen und das wollte ich wiederum erst recht nicht.
 

„Das wird wieder Bulma.“, versicherte mir Fayeth und dennoch lag ihr prüfender Blick auf mir.

„Dennoch muss ich ganz genau wissen, was passiert ist. Also, ich höre?!?“, gab sie mir mehr denn je streng zu verstehen und abermals strafte mich ein warnender Blick, der keine Wiederworte duldete.

Wieder war sie da, diese eine Sorge, mit der sie mich schon den ganzen Tag beobachtet hatte und eindringlich sahen Blaue Augen in die meinen.
 

„Es ist nichts, ehrlich...:“, krächzte meine Stimme und abermals sah ich, wie die Bershabesh ungläubig eine Augenbraue in die Höhe zog. So als würde sie meinen Worten keinerlei Glauben schenken und anhand ihres wütenden Blickes stimmte das auch.

„Verkauf mich nicht für blöd. Die Story kannst du vielleicht deinen Freunden auftischen, aber nicht mir!“, raunte sie mir in einem eisigen Zischen zu, das nur ich hören konnte und mehr denn je hörte ich den ganzen Zorn in ihrer Stimme.

Oha!

Ganz schön stur.

Kein Wunder, dass Vegeta so ein Dickkopf war und nun konnte ich nicht anders, als kurz zu lachen.

Doch meine Gegenüber fand das wohl weniger witzig.
 

„Bulma, ich meine es Ernst. Wie soll ich dir helfen, wenn du mich nicht lässt?“ 

Nun klang sie niedergeschlagen, ließ dementsprechend ihre langen Ohren hängen und endlich riss ich mich zusammen.

„Es war wirklich nichts Weltbewegendes und es geht mir jetzt schon deutlich besser. Nur ein kurzer Stich im Magen, der jetzt aber schon wieder abgeklungen ist.“, gab ich ihr zu verstehen und mehr denn je wich das Leben zurück in meine Stimme. 

Doch abermals begrüßte mich nichts als eine weitere hochgezogene Augenbraue und ein erkennender Blick, der mich irgendwie mulmig zumute werden ließ.

„Ehrlich... Fayeth hör auf so zu gucken, du machst mir grade irgendwie ein bisschen Angst.“, lachte ich nervös und versuchte so den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sie tat so, als stünde es wahrlich mehr als nur schlecht um mich und wieder wagte ich einen vorsichtigen Blick.

Doch die Bershabesh schien viel zu sehr in ihren eigenen Gedanken gefangen zu sein und genau sah man, dass es in ihrem Geist arbeitete.

Seufzend beugte sie sich abermals zu mir heran und sah mir eindringlich in die Augen.
 

„Ich brauche nochmal Blut von dir. Ich glaube dir, dass nichts ist, aber ich will einfach auf Nummer sicher gehen. Und morgen nimmst du dir einen Tag frei.“, gab sie mir besorgt zu verstehen und mit einem Mal schien ich mehr denn je verwirrt.

„Wenn ich deinen Hintern auch nur ansatzweise in der Nähe meiner Labore sehe, kannst du was erleben!“

Na hoppla.

Das war eine Drohung, die es in sich hatte und verwirrt sah ich meine Gegenüber an.

Wieso... diese plötzliche Sorge?

Was war nur in sie gefahren, dass sie nun so überreagierte? Das war ein einfacher Zusammenbruch.

Nicht mehr und nicht weniger.

Sie tat ja fast schon so, als sei ich...
 

„Fayeth... Ich... Ich verstehe nicht.“, brachte ich zögerlich über meine Lippen, denn zugegeben ihr Verhalten war schon höchst auffällig. Passte so gar nicht ins Bild und wieder lag ein drängender Blick auf mir.
 

„Bitte Bulma. Nur eine kleine Probe, nicht mehr und nicht weniger.“
 

Sie schien es wirklich ernst zu meinen und einsehend, dass sie sowieso nicht von ihrer Bitte abzubringen war, gab ich letzten Endes nach.

„Na gut.“, seufzte ich erschöpft und sah dann zerknirscht an die Zimmerdecke. Dieses störrische Verhalten kannte ich doch von irgendwoher....

„Jetzt weiß ich woher Vegeta seinen Dickschädel hat.“, brummte ich mehr denn je schnippisch, verschränkte dann die Arme vor der Brust und sah beleidigt zur Seite.

Doch die Bershabesh lachte nur.

„Glaub mir, den hat er sich ganz schön selbst angeeignet. Dafür konnte ich nichts.“, lächelte sie ehrlich und stand dann langsam auf. Streckte kurzerhand ihren Körper und besah mich dann mit einem fragenden Blick.

„Soll ich die Nacht über hier bleiben? Nur... dass du nicht alleine bist?“, fragte sie mich ehrlich und nun riss mich diese Frage dann doch aus dem Konzept.

Das würde sie wirklich für mich tun? 

Sie war mir zu nichts verpflichtet und dennoch lag in ihren blauen Augen nichts als so reine Ehrlichkeit. Eine gewisse Sorge, die sie fast jedem zuteil werden ließ, den sie in ihr Herz geschlossen hatte und wieder nahm ich mir vor, Vegeta gehörig in die Mangel zu nehmen, würde er wieder zurückkehren und einen Fuß auf ivanischen Boden setzten.

Dieser dämliche Streit musste doch langsam in Vergessenheit geraten. Sein penetrantes Schweigen war ja schon mehr als kindisch und während ich das Angebot der Bershabesh dennoch verneinte, nahm ich mir vor, genau das zu tun. Ich würde diese beiden wieder zusammenbringen. Selbst wenn mir Vegeta dafür tausend Flüche auf den Hals hetzte.
 

Das war es mir allemal wert.

 

 

 

 

~*****~
 

Eine Sache ging mir die ganze Zeit nicht mehr aus dem Kopf. Ließ meine Gedanken sich nicht abschalten, oder gar verflüchtigen, sondern sie nur um sich selbst drehen. Denn es gab kein Vor und Zurück.

Keine Lösung zu dieser einen Frage, die ich mir immer und immer wieder stellte. Gar seitdem wir auf Dún angekommen waren und grübelnd verschränkte ich meine Arme vor der Brust, während ich der Stille lauschte. Hier angelehnt an meinem Baumstamm und die Wache dieser kurzen Nacht übernehmend, wie es mir dieser Trottel aufgetragen hatte.

Hieß es nicht immer: Wer erobert, der so auch hält?

Wenn man schon ein Domizil für sich erklärt hatte und es gar sein Eigen nannte, tat man dann nicht alles um es auch als solches weiterzuführen? Es zu halten, mit jeden Mitteln, die man finden konnte und es nicht; gar hier und heute, so leichtfertig aus den Händen gab. So, wie es die Tshehemen taten und wieder wurde ich nicht schlau aus ihrem Verhalten.

500 Mann.

500 einzelne Mann um einen ganzen Planeten zu halten, der wahrlich mehr Masse als das zweifache der Erde vorweisen konnte? Eine zirka gut geschätzte Milliardenpopulation sein Eigen nannte und diese sollte von 500 Mann regiert werden? Befohlen und zu einer Einheit verschworen und nur, weil ihr Hintermann zufälligerweise den Namen Korun-Kàn trug?

War das der ganze Trick?!?

So funktionierte Regieren nicht und mürrisch zog ich meine Augenbrauen zusammen.

Die freien Völker Dúns würden sich doch sofort für eine Rebellion erheben. Irgendetwas anderes musste hier am Laufen sein. Etwas, was ich nur noch nicht fassen konnte, mir aber auf der Zunge lag und wieder bettete ich grübelnd mein Kinn auf meine angewinkelten Arme, bis mich ein plötzlicher Sing-Sang aus den Gedanken riss.

Oh bitte nicht!
 

„Fängst du jetzt schon wieder damit an?“, zischte ich mehr denn je genervt zu Esràs herüber; ich hatte gar nicht gemerkt wie er sich ebenso etwas abseits an einen Baumstumpf gesetzt hatte und wiedermal seinen ach so tollen Gesang zum Besten gab, den er damals so sehr auf Rith perfektioniert hatte und mir damit gehörig auf den Wecker ging!

„Wat denn?“, kam es pikiert von seiner Seite und aufmüpfig sahen mich seine hellen Augen an.

„Is mega langweilig. Du redest ja nich mit mir und ziehst nur ne Mauke wie drei Tage Regenwetter. Ik weiß gar nich was du hast....“, schien er mehr denn je beleidigt und deutete dann auf unser Lager, welches friedlich in der kurzen Nacht zu schlummern schien.

„Die da stört mein Gesang doch au nich!“

„Ja, weil alle dieser Salatgurken schon schlafen, du elender Schwachkopf!“ 

„Tzz, also echt. Das du keine Freunde hattest, wundert mich nich. Bei den Beleidigungen, die du immer vom Stapel lässt, Manjèth!“, belehrte er mich mit beleidigtem Blick und wieder würde ich mir am liebsten die Ohren mit Seegras zustopfen, welches hier und da an kragen Stellen wuchs, sodass ich ihn nicht mehr hören musste.

Ich... mochte Esrás. 

Gar keine Frage und er war einer der wenigen, denen ich vollkommen vertrauen würde. Aber momentan war meine Laune so schwankend wie noch nie und wohl dementsprechend auch meine Wut.
 

„Ach ja?“, stieß ich überspitzt hervor und starrte dann ebenso in die Dunkelheit und bloß nicht in seine Augen.

„Kann dir doch ganz egal sei, wen ich in meine Welt lasse. Kannst gerne wieder gehen, wenn sie dir nicht passt!“

Zugegeben, das wollte ich wiederum auch nicht aber ich war im Moment einfach nur müde.

Hungrig, müde, erschöpft und ich wollte diesen ganzen Scheiß endlich hinter mir haben. Am liebsten Kroun-Kàn in Ketten wissen, sodass ich mich selbst aus Kumaris Fängen befreien konnte. Denn so galt unsere Abmachung. 

Ich beenden Krieg. Punkt – Aus - Amen.

Drei kleine Wörter, die ich beherzigen musste.

Nicht mehr und nicht weniger.

Dass dahinter aber ein mächtiger Rattenschwanz hing, der mehr verderben als Erlösung mit sich brachte...

Nun, das wusste ich nicht.

Würde ich aber wohl noch müssen und seufzend gab ich endlich nach, als abermals von meinem Nebenmann nur Schweigen kam.
 

„Tut mir leid Esrás. Ich... weiß auch nicht was in letzter Zeit mit mir los ist.“, brachte ich zögernd über meine Lippen und ließ dann die Schultern hängen.

Denn das stimmte.

Momentan fühlte ich mich nirgendwo mehr heimisch. Von allen Seiten ausgelaugt, weil jeder etwas von mir wollte. Sich gar ein Stück des Ganzen einverleibte und der Gedanke, dass ich nicht ein Mal mehr meinen vollen Ki hatte, machte diese Mission nicht gerade besser. 

Was, wenn ich mich verteidigen musste?

Ich war kein Allerheiliger, weder noch war ich Kakarott, dem alles Glück dieser Welt regelrecht zugeflogen kam. 

Ich war ich und wenn man wie ich war, musste man auch damit rechnen, dass gehörig etwas schief ging. 

So wie jetzt zum Beispiel, denn plötzlich spürte ich nur noch, wie mir jemand eine Hand auf die Stirn legte und ich dann doch glatt erschrocken zusammenzuckte.
 

„Na, Fieber haste kenes.“, kam es grinsend über helle Lippen und wütend stieß ich Esrás... eher Rephaims Hand, beiseite.

„Sag mal was soll das?“, zischte ich wütend und funkelte ihn an. Doch mein Gegenüber lachte nur.

Abermals sein rauchiges Glucksen, das mir mehr denn je eine Gänsehaut bescherte und sah ihn entgeistert an.

„Dat du dich mal entschuldigst, was eine Premiere!“, grinste er fröhlich und stieß mir dann spielerisch mit dem Ellenbogen in die Seite, als er sich neben mir an dem Baumstumpf auf seinen Allerwertesten fallen ließ.

„Ich kanns auch gerne wieder zurücknehmen!“, gab ich sichtlich genervt zu verstehen und verschränkte dann die Arme vor der Brust, doch wieder grinste der Tsheheme nur vor sich hin.

„Ne lat mal, das rahm ich mir ein. Gedanklich und hängst an meiner imaginären Wand auf.“

„Aha... und mit was? Sag bloß mit einem Imaginärem Hammer und Nagel?“

„Erfasst, Manjèth. Erfasst!“, nickte der weißhäutige Tsheheme wie zur Bestätigung und abermals fragte ich mich, was nur manchmal in seinem Kopf vorging. Wo er manchmal war mit seinen Gedanken, oder ob das Bethlet Asylum ihn dann doch gebrochen hatte.

Denn dorthin hatte man Esràs gesteckt, vor so vielen Jahren als er von meinem Vater als Verräter seinem Volk ausgeliefert wurde – und mein Alter das ganze Kopfgeld kassierte. Das war die kurze Version über Esràs trauriges Leben, das er bis dahin und bis er mich kennenlernte, auf Rith verbracht hatte.

Ob er sein Volk verabscheute?

Korun-Kàn gar hassen musste, da ihm dieser all dieses Leid auch noch angetan hatte?

Unsicher wandte ich mich an meinen Nebenmann und sah ihn plötzlich mit ganz anderen Augen.

Nämlich als einen Tshehemen... und dass dieser ab Morgen und wenn wir über Duangdan einfielen, viele seines Volkes töten würde. Wie ging man nur mit diesem Gedanken um?

Nun war es wohl an der Zeit, es herauszufinden.
 

„Ist es nicht komisch zu wissen...?“, begann ich das unliebsame Thema anzuschneiden und sofort hatte ich die Aufmerksamkeit meines Nebenmannes. Verwundert sahen mir helle Augen in die meinen und abermals schluckte ich schwer, bevor ich nach weiteren Worten suchte, um meine Frage auch ja richtig zu formulieren.

Verdammt...

Wieso war so etwas nur so... schwer?
 

„... , dass man bald sein eigenes Volk töten wird?“
 

So.

Nun war es ausgesprochen und sofort fühlte ich mich unbehaglich. Dass nämlich gerade ichdiese eine Frage stellte; derjenige, der Esrás halbes Volk auch noch auf dem Gewissen hatte, schien so sehr nach Ironie des Schicksals in den Himmel zu stinken, dass ich in diesem Moment meine Worte lieber gerne wieder zurück genommen hätte.

Doch leider konnten wir die Zeit nicht mehr zurückdrehen und somit konnte ich alles Nachfolgende nur noch akzeptieren. Auch wenn es einen Hauch von Sarkasmus in sich trug.
 

„Hmn... Kann ik schwer beurteilen. Ich hatte noch nie zuvor das Vergnügen einen von ihnen zu töten. Aber vielleicht kannst ja du mir da eher weiterhelfen? Wie isses denn, einen Tshehemen zu töten, Manjèth?!?“, kam es zischend von meiner Rechten und was nun genau in Esràs Stimme mitschwang, konnte ich nicht sagen.

Irgendein unterschwelliger Ton, der nichts Gutes verlauten ließ, aber auch nichts Schlechtes. Mürrisch sah ich zu Boden und spielte mit einem verirrten Kieselstein zwischen meinen Fingern. 
 

„Ich hege für mein Volk keinerlei Sympathie mehr. Schon lange nicht.“, brach er nach einiger Zeit abermals das Schweigen und langsam sah ich auf. Doch Rephaim blickte nur in weite Ferne und fixierte irgend einen Punkt in der Dunkelheit. 

„Sie bedeuten mir nichts mehr, denn sie haben mein Leben zerstört. Von Anfang an nur zerstört, obwohl ich einst geschworen hatte, allet besser zu machen, wurde ich zum obersten König ernannt. Doch die irren Brüder haben mir ja nen Strich durch die Rechnung gemacht, wie de weißt!“

Ja, das wusste ich, denn schon ein Mal hatte mir Esràs etwas über seine Vergangenheit erzählt. Aber irgendwie... war alles schon so lange her und mehr denn je in Vergessenheit geraten.

„Du musst dir um mich keine Sorgen machen, dat ich emotional einbrechen könnte. Ich versprach mich Kumaris Diensten und das bleibt auch so. Auf mein Wort kann man zählen.“

Wieder eine unterschwellige Bemerkung, die mich schuldig zurück ließ und gerade als ich abermals das Thema aufgreifen wollte, kam mir Esrás dazwischen.

„Du siehst müde aus, Manjèth. Leg dich schlafen, ich übernehme denen Teil der Wache.“

Was?

Ungläubig starrte ich ihn an und saß sofort aufrecht.

„Dieser Hampelheini hat uns beide dafür positioniert.“, beschwerte ich mich lautstark und sah Esràs an.

„Du brauchst deine Kräfte ebenso wie ich morgen. Ich werde dich nicht meine Wache abarbeiten lassen.“

„Und ob de dat wirst!“, kam es wütend über helle Lippen und mit einem Mal wurde ich an beiden Schultern gepackt und zurück auf den Boden gedrückt.

„Ich hab früher oft die Nächte durchgemacht, als ich allene in meiner Zelle saß. Musst dir um mich keine Sorgen machen, wie oft denn noch, Manjèth?“, grinste er mir zu und zog dann an einer meiner verirrten Strähnen, welche sich aus meinen dunklen Haaren gelöst hatte.
 

„Immerhin bin nich ich derjenige von uns, mit nur 30 Prozent seines Ki´s.“ 

 

~*~

 

 

„Na wird’s, bald Freundchen? Aufstehen!!!“

 

Ich wurde geweckt, in dem man mir hart ins Gesicht schlug und instinktiv war ich auf den Beinen. Wütend auf den Beinen und sah aufgebracht auf denjenigen, der es gewagt hatte, mich so anzufassen.

Esrás alias Rephaim war es nicht, denn mein Tsheheme stand unbeteiligt und mit einer entschuldigenden Miene an der Seite, während der Morgen anbrach und seine schon jetzt hellen Sonnenstrahlen über das Land schickte.
 

„Dein Schönheitsschlaf is vorbei! Heute geht’s zur Sache und in ein paar Minuten brechen wir auf. Hilf gefälligst mit das Lager abzubauen!“, stieß Bokan zischend über seine Lippen. Rieb sich dann die Hand, mit der er mir einen kräftigen Schlag verpasst hatte und stackste davon, noch ehe ich zum Konter ausholen konnte.

Was für ein... Arschloch.

Sollte ich ihn mal wecken, indem ich ihm meine geballte Faust ins Gesicht schlug?!?

Ihm würden aber mitunter gleich ein paar Zähne fehlen und noch ehe ich eine Dummheit begehen konnte, packte mich Esrás an den Schultern und hielt mich zurück.

„Spar dir deine Kraft lieber für ein paar tshehemische Ärsche auf.“, sprach er ruhig und versuchte mich so wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen.

Doch war das leichter gesagt als getan.
 

Wir brachen auf.

Genauso wie es uns unser Heerführer angedroht hatte und mürrisch hielt ich mit den anderen Schritt, während wir weiter Richtung Süden marschierten

Auch wenn ich dank Esrás die ganze Nacht schlafen konnte, schien ich kaum erholt zu sein und mehr denn je war nun auch die Anspannung zu spüren, welche diese Mission mit sich brachte.

Denn in weniger als einem halben Tag sollten wir unser Ziel erreicht haben und dann...

Ja, dann würde die Hölle ausbrechen und abermals rief ich mir die innere Karte Duangdans auf den Bildschirm meines Handscanners.

Das Gebäude, so hatte ich mir sagen lassen, schien ein alter Götterhain zu sein und das WortGebäude entsprach ihm wohl nicht so ganz. Denn der Duangdan war eine heilige Stätte und wie die großen Pyramiden der Erde in einem Dreieck angelegt. Bloß dass die Innenräume passierbar waren und von hohen Mauern und Steinen umringt. Praktisch bot sich ein grob gefächertes Netz, gewebt aus schmalen und engen Gängen eine Hürde in das Innenleben und genau dort würden wir die Tshehemen in die Enge treiben. Sie an eben jenen Ausgängen erwarten, während sie uns praktisch in die Arme liefen und wir somit spielend leicht unser Umfeld zu unserem Vorteil machen.

Doch wie sie herauslocken? 

Das hatte mir Kumaris rechte Hand noch nicht verraten und abermals warf ich einen trüben Blick nach vorne.

Doch wieder ließ mich dieses eine Gefühl nicht los.

Ein Gefühl, das mir mehr denn je eine versteckte Übelkeit bescherte und meinen Magen sauer aufstoßen ließ.

Ein Gefühl, etwas übersehen zu haben und wieder ging ich gedanklich alle Möglichkeiten durch.

Viel Zeit hatte ich ja jetzt dafür.

 

~*~
 

„Wir sind da!“, flüsterte unser Kommandant in einem gepressten Ton und mehr denn je gingen wir hinter großen Steinen und Felsen in Deckung.

„Von nun an wird sich strickt an den Plan gehalten, dass das klar ist!“, gab uns Zarbon-Zwilling zu verstehen und abermals zog sich ein einstimmiges Nicken durch die Reihen. Vorsichtig lugte ich aus meinem Versteck hervor, Esrás wie immer an meiner Seite und versuchte durch die hohen Steine etwas zu erkennen.
 

Das hier schien wirklich wie ein Lager auszusehen, denn die Glut des Feuers war noch frisch, der Rauch stieg in nebligen Schwaden in den Himmel und die Luft roch nach geröstetem Fleisch.

Der Duangdan erstrahlte in seiner ganzen Pracht. 

Dunkle Steine türmten sich mehr denn je in den Himmel und man musste sich schon sehr den Hals verrenken um überhaupt das Ende zu sehen.

Wieder überflogen meine Augen das Szenario.

Die verlassenen Zelte, die unbenutzten Pritschen. 

Das verkokelte Fleisch, welches in einem schwarzen Lumpen über einer dimmenden Feuerstelle hing und mehr denn je die Fliegen anlockte, als alles andere. Und nun wusste ich auch, was mich an diesem Bild so störte.

Hier... war niemand.

Absolut niemand, nicht mal eine Wache und langsam stieg mein Puls.
 

„Wo sind sie?“, sprach ich eher zu mir selbst als zu den anderen und dennoch schien mich Kumaris rechte Hand genau gehört zu haben.

„Man hinterlässt einen eingenommenen Posten nicht völlig ungeschützt und gar wie auf dem Präsentierteller. Wo sind sie also?“, fragte ich erneut und diesmal bekam ich eine Antwort.

Wenn auch eine pampige.
 

„Sag mal, hat der verehrte Herr Prinz vorhin nicht zugehört?“, giftete Bokan sichtlich genervt und sah mir dann streng in die Augen.

„Sie sind alle da drinnen, Prinzlein“, gab er mir zu verstehen und deutete dann mit einem ausgestreckten Fingerzeig auf den Eingang des riesigen Steinhaufens.

„Wir brauchen nur noch einen Köder, der sie holt.“

„Und wer soll das sein?“, gab ich ebenso zischend zu verstehen, denn seine ganze Art ging mir einfach nur noch gegen den Strich.

Man durfte sich bei keiner einzigen Invasion auf der sicheren Seite wissen. Musste immer einen Plan B zu Rate ziehen, wenn möglich sogar noch einen Plan C und wieder beobachteten mich helle Augen siegessicher. Mehr denn je mit einem versteckten Grinsen und mit einem Mal fiel der Groschen.

Nein....

Das....

Das konnte nicht sein Ernst sein.
 

„Ganz richtig, Prinzlein.“, grinste es süffisant, während mich mein Gegenüber nicht mehr aus den Augen ließ und fast schon mehr Gehässigkeit als Sorge in seinen Zügen trug.
 

„Wir schicken dich!“

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück