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Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?
von

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10. Zwerge waschen leicht gemacht

Schnaufend und stöhnend erwachte ich in meinem stickigen kleinen Unterstand. Die Mittagshitze drückte nun langsam unter das Blätterdach von klein Mordor. Mein Mund fühlte sich an, als hätte ich gerade einen sehr, sehr samtigen Pfirsich gegessen. Noch dazu schwitzte ich, wie eine Kartoffel im Backofen. Ich streckte mich und gähnte ausgiebig. Ein Griff zum Boden und schon hatte ich meine Wasserflasche in der Hand um einen Schluck zu trinken.

Bah! Das Zeug war nun auch Pisswarm. Widerlich. Ein Nachteil wenn man im Sommer am Campen war und keine Kühlbox oder einen ganzen Kühlschrank zur Verfügung hatte.

Vom Platz her wehte natürlich wieder ordentlich Krach und ziemlich viel freudiges Gejohle. Wahrscheinlich war gerade irgendein Spiel oder so im Gange. Ich erhob mich nun gänzlich und griff nach meinem Rucksack um meinen Kulturbeutel heraus zu ziehen. Eine Dusche war jetzt genau das, was ich brauchte. Hoffentlich war "Marilyn" frei. Die wäre jetzt wirklich das richtige um auch meine leicht benebelten Gedanken wieder in Schwung zu bringen. Es gab insgesamt vier Duschen auf dem Platz. Zwei Freiluftduschen mit kaltem Wasser und zwei Warmwasser Duschen von der eine einen Extra großen Duschkopf hatte. Und die nannte man Marilyn. Allerdings erschloss sich mir nie warum ausgerechnet dieser Name genommen wurde. Interessierte mich auch so gesehen nicht. Bestimmt waren mal wieder die Herren der Schöpfung auf diesen gloreichen Einfall gekommen. Für mich war dahingehend nur wichtig, dass man sich dort gut entspannen konnte.

Also nur noch das Handtuch und die Wechselklamotten über die Schulter geworfen und raus aus dem stickigen Wäldchen.

"Ihr seid ja auf den Beinen", hörte ich eine ältere Stimme mir zu rufen. Ich blinzelte dem grellen Mittagslicht entgegen um denjenigen ausfindig zu machen, der mich angesprochen hatte. Vor mir stand ein kleiner Mann mit weißem Bart und freundlichen großväterlichen Gesichtszügen.

Ach verdammt, die hatte ich ja total vergessen! Plötzlich fiel es mir wieder ein. Ich hatte ja den ganzen frühen Morgen mit diesen verrückten Zwergenrollenspielern zugebracht. Eigentlich dachte ich das meine Aufforderung, mich in ruhe zu lassen zumindest von Balin eingehalten werden würde. Wie immer lag ich mit meinen Mutmaßungen falsch.

"Fühlt ihr euch wohler? Wir waren in größter Sorge", meinte er und musterte mich von unten her. "Ähm... also... nun ja. Schon. Es ist nur etwas heiß geworden an meinem Schlafplatz", sagte ich leicht irritiert und auch ein wenig seufzend.

Er schenkte mir ein tröstendes Lächeln. "Die Jungs haben von eurer Heldentat erzählt. Unglaublich das Ihr euch diesem Monster gestellt habt, um einen von uns zu retten. Und den Bock den Ihr geschossen habt. Alle Achtung. Ein Prachtstück. Gutes Fleisch und schönes Leder", sagte er und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter während wir unter dem Blätterdach nebeneinander hervor traten.

Ja, zweifellos hatte ich da wirklich einen Bock geschossen. Wie konnte ich nur so naiv sein und glauben, wenn ich geschlafen hätte, würden sich die Zwerge in wohl gefallen aufgelöst haben. Zu allem Überfluss bemerkte ich, dass sie es wohl doch geschafft hatten auf den Platz zu ziehen. Zum Einen sah ich es an dem Button den Balin sich an den Gürtel gepinnt hatte. Zum anderen daran, dass sich gegenüber des Pfades nach Klein Mordor nun deren Zelt befand. Oder vielmehr gesagt die große Leinenplane, die zu beiden Seiten offen war. Wenn man direkt von meinem Schlafplatz, kam konnte man direkt hindurch auf den Platz blicken. Erst jetzt erkannte ich, dass es wie ein Feldlager aussah. So eines was man sonst nur auf Mittelaltermärkten zu Gesicht bekam. Auf dem Boden links und rechts, Wo die Plane den Boden berührte, waren die einzelnen Schlafplätze der Zwerge zu erkennen. Im mittleren Teil stand ein Waffenständer aus Holz mit wunderschönen Hand geschnitzten Maserungen. Daran befestigt waren die Schwerter, Dolche und Äxte. Auch Dwalins Kriegshammer und Kilis Bogen mit dem Pfeilköcher lagen dabei. Auf der anderen Seite des "Zeltes" konnte man ein paar Schemel sehen und Jemanden, der nach Vorne gebeugt an etwas am Boden liegendem herum hantierte. Hin und wieder stoben feine weiße Wölkchen über seinen Rücken aus dem Zelt hinaus. Der Geruch von Pfeifenkraut stieg mir in die Nase, als ich mich mit Balin näherte. Alles in allem beeindruckte mich dieser Aufbau bei Tag schon sehr. Ich liebte diese Stil sicher Umsetzung von solchen zeitgenössischen Lagerplätzen. Wie aus einer anderen Welt, in die man gerne eintauchte, um dem modernen Alltag zu entfliehen.

"Eigentlich wollte ich Euch gar nicht lange belästigen. Ich wollte Euch nur das geliehene Geld zurück geben, für das Bier", sagte der kleine alte Mann und riss mich aus meiner Faszination über den Lagerplatz heraus.

"Ach. Ähm. Tatsächlich?", fragte ich mit leicht verwirrtem Blick.

Er nickte lächelnd und zog einen Zehn Euroschein aus seinem Beutel, den er mir in die Hand drückte. Ich nickte dankend und verstaute diesen in meiner Trainingshose.

"Balin. Hilf mir mal.", erhob sich die Stimme von Thorin in unsere Richtung. Er hatte sich aufgerichtet und hielt seine Pfeife in der einen Hand. Der alte Zwerg nickte mir noch einmal zwinkernd zu und verschwand dann hinter Thorin in den Unterstand. Ich musterte ihn und stellte fest, das er seine Schwere Rüstung von heute Morgen ausgezogen hatte und stattdessen nur noch in einem dunklen Leinenhemd und schwarzer Hose herum lief. Seine Stiefel standen neben seinem Schlafplatz. Als er meinen musternden Blick bemerkte, versah mich mit einem kurzen ernsten Gesichtsausdruck. Dann neigte er sanft den Kopf und verschwand ohne ein Wort an mich zu richten hinter Balin her.

Ein bisschen erstaunte mich sein plötzliches gebaren schon. Ich wusste nicht woher, aber mich überkam das Gefühl, ich hätte irgendwas falsches getan oder gesagt. Doch diesen Gedanken musste ich schnell wieder abschütteln. Die Dusche wartete. Ich stapfte am Zwergenzelt vorbei und machte mich auf den Weg über den Platz.

Hinter mir hörte ich plötzlich jemanden brüllen: "Platz da! Hier kommt der größte Zwerg der Welt!"

Gerade noch rechzeitig machte ich einen großen Schritt auf die Seite, als Kili an mir vorbei rannte. Aber nicht wie man es erwarten würde. Nein. Frodo hatte wohl mal wieder seine "Skyrunner", oder auch Sieben-Meilen-Stiefel genannt, mitgebracht und Kili flitzte nun damit, wie ein geölter Blitz herum. Ihm folgte fast außer Atem sein "Bruder" Fili. "KILI VERDAMMT! ICH WILL AUCH MAL!", rief dieser aus und flitzte an mir vorbei hinter dem "Größten Zwerg der Welt" her. Ich schüttelte kichernd den Kopf. Zumindest die hatten Spaß. Ich beobachtete die Beiden eine Weile bei ihrem ungewöhnlichen Fangenspiel, bis ich meinen Weg zu den Duschen fortsetzte. Vorbei am "Sandybor" und dann war ich auch schon da. "Marilyn" befand sich in der hintersten Ecke. Dummerweise sah ich bereits schon von weitem das "Besetzt" Schild und seufzte. Die Einzigen die frei waren, waren die Freiluftduschen.

Mir blieb einfach nichts erspart im Moment. Also gut, es war sowieso viel zu heiß. Da konnte ich auch mal kalt duschen. Ich zog mich in eine der Kabinen zurück, hängte das Schild heraus, schloss ab und entledigte mich dann meiner verschwitzten Kleidung.

Langsam nahm ich den Duschkopf zur Hand und drehte den Hahn auf. Brr! Wie ätzend! Aber da musste ich jetzt eben mal durch. Vorsichtig begann ich mich von unten nach oben abzubrausen. Mich an die Temperatur zu gewöhnen war nicht grade angenehm. Ich zitterte regelrecht, aber so wurde ich auch langsam mal etwas wacher.

"Cuna! Schau mal wie groß ich.... BEI DURINS BART!", keuchte es plötzlich hinter mir. Erschrocken fuhr ich zusammen und drehte ruckartig meinen Kopf über die Schulter. Kili konnte auf den "Skyrunnern" über die Kabine glotzen und hatte die Augen genauso weit aufgerissen wie den Mund. Kreischend packte ich mein Handtuch und den Brausekopf mit dem Kalten Wasserstrahl. "KILI! DU FERKEL!", brüllte ich und hielt ihm den Wasserstrahl mitten ins Gesicht. "Wah! Nein! Nein! NICHT! AAAHH!", rief er aus und mit einem dumpfen Scheppern landete er im Staub vor meiner Duschkabine. Kurz drauf vernahm ich das schallende Gelächter von Fili. Wütend und frustriert warf ich mir so schnell ich konnte meine Klamotten über. Im nächsten Moment zog sich auch schon jemand anderes über die Wand der Kabine hoch und gaffte drüber. "Cuna, gehts dir gut?", fragte Fili, der immer noch amüsiert lachte. "Na wartet Freunde. Euch werd ichs geben! Mich beim Duschen zu begaffen!", rief ich aufgebracht.

Ich griff mir den Duschkopf erneut, drehte den Hahn voll auf und spritzte nun auch Fili mit dem kalten Wasser ab. Auch dieser landete mit einem erschrecktem Schrei auf dem Boden und nun lachte Kili.

"Wofür war das denn?!", hörte ich Fili keuchend fragen. Entrüstet stieß ich die Tür der Dusche auf. Zu meinem Vorteil war, das der Schlauch der Dusche verlängerbar war, weil er aus einem gewöhnlichen Gartenschlauch bestand. Niemand durfte meinen Astralkörper einfach so ungestraf begutachten. Erst recht nicht solche penetranten Flegen wie die beiden.

"Jetzt seid ihr fällig ihr kleinen Spanner!"

Mit diesen Worten begann ich die beiden Jungs zu beschießen. "Nein! AH! Ist das Kalt!", kam es von Kili, der sich verzweifelt aus den Skyrunnern befreien wollte, da er nicht mehr von alleine hoch kam. Fili unterdessen war schon wieder in der Senkrechten und hechtete auf mich los, um mir den Schlauch zu entreißen. "Das bekommst du zurück du Miststück!", rief er aus. Er packte mein Handgelenk mit dem ich den Schlauch hielt und versuchte ihn in meine Richtung zu drehen. Zu dem Handgemenge kam nun auch Kili hinzu, den wir bei dem Zweikampf eigentlich permanent nass gemacht hatten. Nun waren wir zu dritt am Schlauch und spritzten uns gegenseitig Nass. Es gab ein Gekreische und Gebrüll, wenn auch nur einer von uns getroffen wurde. Am Ende fielen wir alle übereinander in den aufgeweichten schlammigen Boden. Die eben noch dagewesene Wut und Entrüstung war bei mir in einen freudigen Spaß umgeschlagen. Dummerweise war unser Gezanke von den Anderen vom Zeltplatz bemerkt worden, sodass sich bald einige Schaulustige eingefunden hatten.

"KILI! FILI! AUFHÖRN! SOFORT!", kam ein vor Zorn erfüllter Schrei von oben auf uns herab. Gerade als ich den Schlauch in die selbe Richtung hielt aus der der Schrei gekommen war, stellte ich mit einigem Entsetzen fest, dass ich den Wasserstrahl genau in Thorins Gesicht gehalten hatte. Wir drei hielten in unserer Körperhaltung inne. Kili lag unter mir, ich mit dem Rücken auf ihm drauf und Fili war etwa auf Bauchhöhe über mir. Ich senkte den Schlauch ganz langsam zu Boden und spürte, wie sich auf meinem Gesicht ein angsterfülltes Lächeln ausbreitete.

Da stand nun der Zwergenkönig mit sehr angespanntem, zornigen Blick über uns. Tropf nass gespritzt von oben bis unten. Ich konnte Kili und Fili schlucken hören. "Aufstehn", fauchte er.

Fili ging langsam von mir runter und stammelte: "Th-Thorin wir..."

"Aufstehn. Alle drei.", wiederholte er und gab ein immer ungeduldigeres Schnauben von sich. Langsam kamen wir auf die Beine. Wie uns schien, hatten wir alle die Angst in den Knochen sitzen, würden wir uns zu schnell bewegen, wären wir sofort tot. Ich hielt immer noch den laufenden Schlauch gepackt und zitterte ein wenig vor Anspannung. Noch nie hatte ich mich so in Gefahr gefühlt, wie in diesem Augenblick. Thorins wütende Aura erfüllte all meine Sinne und mir wäre nach Flucht zumute gewesen wäre ich nicht starr vor Angst gewesen. So mussten sich wohl seine Feinde fühlen, wenn sie ihm gegenüber standen.

Er machte einen langgezogenen Schritt auf mich zu, riss mir Blitzartig den Schlauch aus der Hand und hielt ihn nun selbst hoch. "Das wird übel", murmelte mir Fili zu. Ich stand zwischen den Beiden und obwohl ich vielleicht einen Zentimeter größer war als sie kam ich mir plötzlich viel kleiner vor. Zu allem übel tauchte hinter Thorin auch noch Dwalin auf. Er verschränkte die Arme vor der Brust und musterte uns. "Was hast du mit den Dreckvögeln vor?", fragte er den kleinen Mann mit dem wütenden Gesicht ruhig.

"Das was man eben mit Dreckvögeln macht. Waschen", gab er trocken zurück und ehe wir uns versahen, begann er uns einem nach dem anderen abzubrausen. Ich quietschte und kreischte. Versuchte mich hinter den beiden Jungs zu verstecken, welche dies auch bei mir versuchten. "Ich hab doch erst letzten Monat gebadet", jammerte Kili und schob Fili vor. Dieser prustete, als er das Wasser ins Gesicht bekam.

Wir waren recht schnell von dem ganzen Schlamm befreit, aber unsere Kleidung war nun durchtränkt bis auf die Haut. Mit einer genugtuenden Miene drückte mir Thorin den Schlauch wieder in die Hand und zog mit einem lachenden Dwalin über den Platz davon.

Ich seufzte und sah Kili und Fili an, die ebenfalls wie begossene Pudel da standen. "...Ich glaube das haben wir verdient", meinte ich ruhig und machte mich auf den Weg zur Dusche um diese wieder in Ordnung zu bringen. Ich zog den Schlauch richtig in das Häuschen und befestigte den Duschkopf wieder, der sich im Eifer des Gefechtes abgeschraubt hatte.

"Hör mal Cuna... " murmelte Kili kleinlaut hinter mir, als ich gerade meine Kulturtasche einsammelte. Ich gab ein kurzes Brummgeräusch von mir, um zu zeigen das ich ihm zuhörte. "..Also... ich... Ich hab dich wirklich nur von Hinten gesehen. Ich wusste ja nicht, dass du hier.. also...", begann er zu stammeln. Ich holte einmal tief Luft bevor ich antwortete. "Ist schon vergessen Kili. Mach das nur nicht noch mal", sagte ich und drehte mich um. Bedröppelt trat er auf der Stelle und rieb sich mit einer Hand den Hinterkopf. "Du bist mir also nicht böse deswegen?", murmelte er und wirkte dabei irgendwie fast wie ein Kind.

Ich musterte ihn lange und schüttelte dann den Kopf. "Alles gut. Wir sollten aus den nassen Sachen raus. Sonst erkälten wir uns", meinte ich und ging an ihm vorbei. Dabei warf ich ihm mein Handtuch über den Schädel. Er gluckste und rubbelte sich die braunen Haare. Fili war schon Wortlos davon gegangen und kam kurz drauf mit trockenen Sachen wieder. Er drückte sogar mir ein Bündel in die Hände. Es waren einfache Leinensachen, wie sie auch schon Thorin getragen hatte. "Das müsste dir passen, Cuna", meinte er ruhig. Er selbst hatte sich bereits am Lagerplatz umgezogen. Nur auch bei ihm waren die Haare und der Bart noch tropfnass. "Du hättest mir nichts mitbringen müssen. Ich hab genug Kleidung im Rucksack", sagte ich ohne dabei unhöflich zu klingen. Er aber hob beschwichtigend die Hand und ließ sie auf meinen Kopf klatschen. "Nichts da! Ich muss mich doch genauso gut um meine kleine Schwester kümmern, wie um meinen Bruder", sagte er mit einen feixenden Grinsen auf dem Gesicht. "Klein? Ich bin einen Zentimeter größer als du", begann ich zu klagen, doch er strubbelte mir durch die nassen Haare. Ich schüttelte mich kurz und sah dann zu Kili, der sich doch tatsächlich ungeniert in aller Öffentlichkeit seiner nassen Sachen entledigte. "Herr je Kili! Geh doch in die Kabine wenn du dich umziehst!", kreischte ich empört und die Schamröte schoss mir ins Gesicht. Mit unschuldigem Blick musterte er mich. "Wozu? Was ist so schlimm daran?", fragte er verwirrt. Ich wand mich entsetzt mit den Worten "Einfach alles!" ab.

Fili lachte und hielt sich den Bauch. "Ihr seid wirklich schlimm...", schnaubte ich und stapfte selbst in die Kabine, um mich umzuziehen. Die Leinenklamotten passten wie angegossen. Sie waren schön kuschelig und trotz der Sommerhitze weder zu warm noch zu kalt. Rein aus Neugierde roch ich einmal kurz an dem Stoff. Natürlich rochen die Sachen reichlich Männlich. Aber angenehm männlich. Schon fast betörend für meine Sinne. Unweigerlich erschien vor meinem inneren Auge Thorins ernstes Gesicht, als ich den Duft so ausführlich genoss. Durch das Klopfen an die Tür der Dusche, wurde ich aber schnell wieder aus meinen Gedanken gerissen und das Bild verblasste. "Bist du fertig?", hörte ich Kili sagen. "Ähm äh... Ja. Ja ich komme schon", stotterte ich hastig vor mich hin, griff meine nassen Sachen und die Kulturtasche und trat wieder nach draußen. Sie musterten mich grinsend bis über beide Ohren. "Gut siehst du aus. Fehlt nur noch der Bart dann wärst du ein vollkommener Zwerg", meinte Kili und umrundete mich. "Ich hab einen Bart", stieß ich unbedacht hervor. "Du hast einen?", fragte Fili und musterte mein Gesicht mit spöttischer Miene. "Also,, naja... Man sieht ihn nicht wirklich. Und Bart kann man so nicht sagen. Ist ein bisschen Gesichtsflaum", nuschelte ich und schabte mit dem linken Fuß Muster in den noch schlammigen Boden. Wieso erzählte ich den beiden davon? So gut kannten wir uns nicht, dass ich gleich auf diesen Makel in meinem Äußeren aufmerksam machen musste, wo ich eh schon so viele hatte. "Ja, da seh ich was", meinte Kili und war ganz nah an mich heran gekommen. Doch anstatt angewidert wegzuschauen, begann er zu lächeln und zu kichern. Er tippte mit einem Finger auf meinen oberen Mundwinkel und wirkte sichtlich amüsiert darüber. "Ist ja niedlich. So einen hatte ich auch, als ich fünf war", meinte er glucksend und entfernte sich wieder von mir, worüber ich ihm dankbar war, denn so sehr mochte ich die Nähe von fremden Männern auch nicht. Schon gar nicht in meinem Gesicht.

Ich lächelte verschmitzt und zuckte mit den Schultern. "Kommt schon ihr Zwei. Wir müssen die Kleider zum Trocknen in die Sonne legen", sagte Fili und machte schon ein paar Schritte in Richtung Platz. "Trocknen wir sie doch auf dem Sandybor. Der liegt jetzt mitten in der Sonne", meinte ich und ging neben den Jungs her. "Sandybor?", fragten beide gleichzeitig. Ich deutete auf den Sandberg, der ja geradewegs um die Ecke aufgeschüttet war und auf dem bereits wieder das, für das Zeltlager extra angefertigte Ortsschild thronte. "Der Einsame Sandberg", ergänzte ich nachdem sie mich immer noch verwirrt anblickten. "Warum heißt er so?", fragte Kili verständnislos. "Sagen wirs mal so. Es ist einfach eine Anspielung auf den Erebor. War meine Idee ihn so zu nennen, weil er inmitten all der flachen Landschaft liegt. Zwischen dem Wäldchen und der Zeltstadt drum herum", grinste ich ihnen entgegen. Langsam zeichnete sich auf ihren Gesichtern ein gewissen Maß an Erleuchtung wieder. "Und du bist dann also hier die Königin unter dem Berg", stellte Kili selbstsicher fest, doch ich schüttelte kichernd den Kopf.

"Falsch", sagte ich und tapste den weichen Sand nach oben. Er war warm und körnig unter meinen Füßen, was mir sehr gefiel. Ich stellte mich bis fast an die Spitze neben das Ortsschild und schaute auf die beiden Jungs hinunter. "Ich bin die Königin auf dem Berg", rief ich ihnen zu und nahm eine erhabene Erobererhaltung ein, mit einer Hand an der Schildstange und seitlich in den Himmel gerecktem Kopf. Beide brachen in Gelächter aus und krabbelten ebenfalls nach oben und knieten sich spaßeshalber vor mir in den Sand. "Heil dir. Cuna. Königin auf dem Berg!", riefen sie und sorgten dafür, das einige Zeltstadtbewohner, die daran vorbei gingen in den Ruf mit einstimmten. Nur das mich eben die meisten Jacky und nicht Cuna nannten. Richi den ich in der Nähe mit ein paar Freunden ausmachen konnte, machte eine spöttische Verbeugung und hob seine Kolaflasche. Natürlich gab er dann wieder seine üblichen "Oh Ha!" rufe von sich in die ebenso viele mit einstimmten. Endlich fühlte ich mich hier wieder angekommen. Die vergangenen Stunden waren schon fast vergessen. Allein aufgrund dessen, dass ich nun richtig Spaß gehabt hatte. "Nu ist aber genug. Lasst uns endlich das Zeug trocknen", meinte ich nach einer Weile und nahm etwas weiter unten vom Sandhügel Platz. Kili und Fili setzten sich links und rechts neben mich. Die Sachen hatten wir hinter uns ausgebreitet.

"Im übrigen stehen dir Thorins Kleider ausgezeichnet", sagte Fili mit beiläufigem Unterton. Er ließ sich auf den Rücken fallen und schloss die Augen gegen die pralle Sonne.

Vor Schreck verschluckte ich mich fast an meiner eigenen Spucke. Ich trug tatsächlich Thorins Kleider am Leib? Herrje und ich hatte auch noch so sehnsüchtig daran gerochen, und zu allem Überfluss von ihm herum fantasiert! Schreck lass nach. Was war nur in mich gefahren?

Aber Moment! Wieso dachte ich an "Thorin"s Klamotten? Es waren die Sachen des Rollenspielers, der sich Thorin nannte. Nicht der... also nun wirklich nicht DER "Thorin"!

Ich schluckte kurz. Mir wurde trotz der Sommersonne abwechseln heiß und kalt. Ich fühlte auch wieder die Schamröte auf meine Wangen steigen und mein Herz pulsierte unangenehm schmerzhaft. Je mehr Zeit ich mit diesen sonderbaren Zwergen verbrachte, umso mehr schienen sich meine Gedanken zu verwirren und irgendwo damit abzufinden, dass sie wirklich die Echten waren. Aber das war schier unmöglich. Es war alles nur Fassade. Nur eine Illusion für meine Sinne und würden sie eines Tages die Masken fallen lassen, wäre ich sicher wie aus einem Traum gerissen und am Boden zerstört.

"Cuna? Gehts dir nicht gut?", fragte Kili und legte mir mit besorgtem Blick eine Hand aufs Knie.

Ich schüttelte mich kurz. "Ach nein. Alles gut", meinte ich mit belegter Stimme.

"Sicher? Als Fili Thorins Namen erwähnt hat, bist du erst blass und dann knall rot im Gesicht geworden", stellte er prüfend fest.

"Ach es ist nur. Er scheint seit heute Morgen irgendwie sauer auf mich zu sein. Zumindest habe ich den Eindruck. Als ich vorhin von meiner Hängematte kam, hat er nicht ein Wort zu mir gesagt. Er hat mich nur angesehen. Kurz den Kopf geneigt und ist dann wieder in euer Zelt. Hab ich irgendwas getan, was ihn verstimmt haben könnte?", fragte ich seufzend.

Kili lächelte mich beruhigend an und streichelte mir kurz das Knie. "Mach dir keine Sorgen darum. Er ist eben manchmal so, wenn er sich um jemanden Gedanken macht. Könnte aber auch sein, dass es ihm ein wenig aufgestoßen hat, dass Fili zu ihm meinte, wir hätten dich gerne als unsere kleine Schwester."

"Wie kommt ihr eigentlich auf das schmale Brett von wegen, dass ich eure kleine Schwester sein soll? Ich meine ihr seid beide kürzer als ich", erwiderte ich schulterzuckend.

"Wir mögen dich ganz einfach. Du bist mutig, unerschrocken und noch dazu siehst du auch gut aus", gab Fili im liegen von sich und legte einen Arm über die Augen damit er in dessen Schatten kurz zu mir schauen konnte.

"Jajaja. Nu mach aber mal nen Punkt. Ich? Und gut aussehen? Habt ihr bei den anderen Frauen hier die Augen zu oder seid ihr von meinem ersten Anblick schon erblindet?", gab ich spottend zurück. Da war es plötzlich wieder. Mein mangelndes Selbstvertrauen, weswegen mich meine Freunde auch gerne als "Ego-Shooter" bezeichneten. Ich konnte und wollte mir aber auch nicht einreden lassen, dass ich in irgendeiner Art und Weise gut aussehen sollte. Ich meine, ich war für die heutigen Maßstäbe nun wirklich nicht das, was man als Sexy bezeichnen würde. Keineswegs! Nie und nimmer!

"Rede dich nicht kleiner als du bist. Schlimm genug, wenn das schon Andere tun", sagte Fili knapp und schloss wieder die Augen. "Wohl gesprochen Bruder", sagte Kili und legte sich nun auch in den warmen Sand zurück. Seufzend tat ich es ihnen gleich. Eine ganze Zeit lang lagen wir so nebeneinander und genossen die Sonne.

"Cuna?", fragte Fili plötzlich nach ein paar Minuten. Ich grummelte kurz und drehte den Kopf in seine Richtung. "Du hast doch nichts dagegen, oder? Ich meine das wir dich Schwesterchen nennen, oder?", fragte er vorsichtig.

"Wenn es euch Spaß macht. Von mir aus ", gab ich nuschelnd von mir. Auf meiner anderen Seite hörte ich Kili kurz aufgrunzen. Er war in der Sonne eingeratzt und schnarchte jetzt ausgiebig. Fili und ich kicherten einen Moment und versanken dann wieder in Schweigen.

So kam es, dass an einem heißen Sommertag eine Menschenfrau zur Schwester der jungen Zwerge wurde.
 

- 10. Zwerge waschen leicht gemacht / ENDE -


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr lieben Leute.

Das war doch jetzt mal ein feuchtfröhlicher Spaß!
Aber wie wird sich die sache Wohl weiter entwickeln?
Thorin war ja nun wirklich nicht begeistert von seiner unerwarteten Dusche. Aber andererseits hatte er es schon ein bisschen verdient oder? :D

Ich freu mich schon wenn ihr auch beim nächsten Kapitel wieder dabei seit. Und ich bedanke mich herzlichst bei den freundlichen Kommis und den Favos zu meiner FF. *verbeug*

Liebe Grüße Eure Virdra-sama Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2016-07-20T17:16:53+00:00 20.07.2016 19:16
Hey,
so jetzt hab ich das Kapitel geschafft. Einen tropfnassen Thorin, ich bin fast vom Stuhl gefallen vor Lachen, als ich das gelesen hab. Oh wie sauer er da wohl gewesen sein muss. Da wäre ich so gerne dabei gewesen und hätte zugeschaut. Na nun hat sie gleich noch zwei Brüder bekommen und ich nehme mal an es wird dadurch nicht unbedingt leichter oder stressfreier werden. Oder?
Antwort von:  Virdra-sama
20.07.2016 19:21
Hallöchen,

ja an dem Kapitel hatte ich auch viel spaß. Den triefenden Thorin hab ich mir auch immer bildlich vorgestellt. Vorallem den Gesichtsausdruck dabei. ^^
Aber du hast recht, mit zwei Brüdern an ihrer seite die so aufgedreht sind, wird sie es definitiv nicht leicht haben.
Da kommt noch was auf sie zu.

LG Virdra-sama
Von: abgemeldet
2016-03-21T19:07:49+00:00 21.03.2016 20:07
Huhu,
Kili dieser Ferkel, aber er bekam ja seine kalte Dusche genauso wie sein Bruder. Ich hab so lachen müssen, als Cuna den Schlauch Thorin ins Gesicht hielt. Das er sauer war, war ja sowas von klar. Hach die beiden Jungs sind einfach nur zum liebhaben, denen kann man nicht lange böse sein. Na wenn sie jetzt die kleine Schwester von den beiden ist dann kann ihr doch fast nichts mehr passieren.
War ein schönes und Lustiges Kapitel

LG Anduril
Antwort von:  Virdra-sama
21.03.2016 21:22
Hallöchen,

nunja Ferkel stimmt schon irgendwie. Wobei ich ihn etwas in Schutz nehmen muss. Woher sollte er denn wissen, was das für Kabinen sind? Gut er hätte klopfen können aber das wäre wohl nur halb so lustig geworden. Als ich das Kapitel geschrieben habe musste ich mehrfach aufhören weil mein eigenes Kopfkino mich so sehr zum lachen gebracht hat, dass ich vor lauter Freudentränen nichts mehr sehen konnte. Gut das ging mir bei anderen Kapiteln auch so. Lag aber mehr daran wie ich mir Thorins Gesichtsausdruck dabei vorgestellt habe. ^^
Aber die Jungs und sie haben die Dusche ja irgendwie verdient. Niemand soll es wagen den Zwergenkönig einfach so nass zu spritzen! :D
Nun haben sich die beiden dazu entschlossen ein Schwesterchen zu "adoptieren". Und das bedeutet für beide seiten eine ganze Menge Verantwortung.^^

LG Virdra-sama
Von:  ai-lila
2016-02-15T20:51:35+00:00 15.02.2016 21:51
Hahahahahahaha~~~

Oh ist das schön! Sich die "Ferkelei" vorzustellen. DAS ist ja so genial.
Und jaaaaa~ von und zu Eichenblatt hat auch sein Fett weg gekriegt. *_______*
Na gut... als der Beste sauer wurde, legten die Drei ganz schön die Ohren an.
Aber DAS war es wert!

Klasse Kapi.
LG Ai

Antwort von:  Virdra-sama
15.02.2016 22:14
Huhu nochmal.

Tja da wurde der Zwergenkönig mal eiskalt erwischt. Aber er hat ja auch im Anschluss gezeigt, dass er mit allen Wassern gewaschen ist. Und das wird Cuna auch noch erleben. Ich verrate noch nicht so viel.

LG Virdra-sama^^
Von:  Katherine_Pierce
2015-01-24T19:02:17+00:00 24.01.2015 20:02
Wasserschlacht! Sehr genial! Wäre ich auch gern dabei gewesen. Und Thorin hat ordentlich was abbekommen, gut so. Der gute Mann hat gelegentlich ein Zickigkeitsproblem, finde ich. Auch ohne Drachenkrankheit xD Es war ein sehr schönes Kapitel. Besonders der geschwisterliche Fluff am Ende ♥
Antwort von:  Virdra-sama
24.01.2015 20:17
Naja ich fand die vorstellung von seinem Dummen gesicht dabei wenn ihm das Wasser ins Gesicht klatscht sehr genial xD
Von:  Annie04
2014-09-21T09:10:03+00:00 21.09.2014 11:10
Sowas haben wir mit dem Gartenschlauch auch schonmal gemacht. War ganz lustig (nur saukalt). Persönlich finde ich kalt Duschen nicht so toll aber um wach zu werden ist es die unschlagbare Methode. (^。^) lg annie
Antwort von:  Virdra-sama
21.09.2014 11:11
War ja auch nicht gedacht um wach zu werden. Zumindest nicht bei mir. Aber die Jungs sind auch Ordentlich nass geworden. Finde ich haben se verdient XD


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