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Wenn der Frühling beginnt

One-shot Sammlung zu Bucky Barnes/ Wintersoldier
von

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James Barnes?

Wenn der Frühling beginnt…
 

Es war schwer in einen Spiegel zu blicken, wenn der Mann, der einem entgegen sah, ein Fremder war. Braunes Haar, das zu lang war, hing ihm ins Gesicht, und er wusste nicht, weshalb er es hatte wachsen lassen. Hatte das einen Grund, oder war es nur Faulheit gewesen? Er sah Narben und wusste nicht, woher er sie hatte. Bis auf den gebrochenen Arm, der mittlerweile fast ausgeheilt war, wie er dazu gekommen war, dass wusste er noch zu gut.

Und letztlich die Metallkonstruktion, die er anstelle eines linken Armes trug. Natürlich wusste er auch nicht sicher, woher diese kam, wobei er sich doch an dunkle Szenen erinnerte, die ihm hin und wieder unkontrolliert durch den Geist zogen. Da war Schnee gewesen, Kälte, die ihm in die Glieder gefahren war und Schmerzen, so grausame Schmerzen. Ein blutiger Stumpf, wo eigentlich ein Arm hätte sein sollen…

Nachdenklich blickte er auf seine linke Hand, die in einem Lederhandschuh steckte und ballte sie zur Faust, während er tief durchatmete.

Heute war ein großer Tag, dachte er nur, während seine blauen Augen die Fassade des Smithsonian Museum entlang wanderten.

Ein gewaltiges Gebäude mit seinen Steinsäulen am Eingang und dem grauen Steinen, die das Gebäude monumental erscheinen ließ. Ruhigen Schrittes ging er die Steintreppe hinauf, kramte einige zerknüllte Dollarscheine aus der Hosentasche und kaufte sich eine Eintrittskarte. Wie ein ganz normaler, mit seinem Drei-Tage-Bart etwas verratzt aussehender Mann in den späten Zwanzigern.

Er musste nicht lange anstehen bis er an der Reihe war, der lächelnden Kassiererin dann nur die Karte aus der Hand nahm und ohne ein Wort weiterging.

Nach den jüngsten Ereignissen waren alle öffentlichen Gebäude mit Metalldetektoren ausgestattet, durch die die Besucher geschleust wurden und überall war eine verstärkte Polizeipräsenz bemerkbar.
 

Die Schleuse passierte er ohne Probleme, egal was für ein Metall es war, aus dem sein Arm bestand, offenkundig reagierten die Detektoren nicht darauf, ebenso wenig wie auf das Messer, das er bei sich trug. Interessant.

Während er langsam durch die Halle schritt, entdeckte er das gewaltiges Skelett eines Dinosauriers - was fairerweise gesagt auch nicht schwer gewesen war, immerhin stand es mitten in der Eingangshalle und ihm somit im Weg.

Unauffällig verschmolz er in der Besuchermasse und gelangte so schließlich zur Sonderausstellung des großen Captain America und seiner Handlanger des zweiten Weltkrieges.

Von den Wänden grinste ihn sein letzter Auftrag an, der wohl immer noch lebte, wenn ihn nicht eine Lungenentzündung dahin gerafft hatte. Aber Steve Rogers interessierte ihn nur am Rande. Dieser Mann mit dem aufrechten Blick, hatte ihn Freund genannt, ein Begriff mit dem er wirklich nichts anzufangen wusste. Wichtiger war jedoch gewesen, dass er ihm einen Namen gegeben hatte.

“Dein Name ist James Buchanan Barnes. Du kennst mich schon dein ganzes Leben…“

Nun Fakt war, er kannte ihn nicht!

Aber er gab auch zu, dass das nicht viel hieß. Er wusste immerhin auch nicht mehr, was passiert war ehe er an jenem Tag den Auftrag erhielt, den Kerl im blauen Anzug aufzuhalten – mit allen erforderlichen Mitteln. Er kannte sich selbst nur als Wintersoldier, was alles andere als ein Name war, soweit war selbst er schon gekommen. Jedes Wesen hatte einen Namen, und vielleicht wäre es leichter, wenn er seinen wieder kennen würde.

Dennoch war da ein kurzer Moment gewesen, ein kurzer Augenblick der Vertrautheit, die ihn zum Zweifeln gebracht hatte.

“Ich steh’ das mit dir durch…“

Irgendwas,… Irgendwas hatte dieser Satz bewirkt, irgendwas schmerzlich vertrautes, doch so sehr er auch nachdachte, es hatte einfach keinen Sinn gegeben. Nur so ein undefinierbares Gefühl in seiner Brust. Ein Gefühl, dass dazu geführt hatte, dass er diesen Captain doch noch aus dem Wasser gezogen hatte, ehe er den Ort verließ mit ungewissem Ziel.

Durch alte Zeitungen, die er mal hier oder dort gefunden hatte, hatte er von dieser Ausstellung erfahren. Vielleicht würde er hier Antworten finden, oder zumindest mal die richtigen Fragen.
 

Er erfuhr, von Bildschirmen die überall im Raum verteilt waren, wie aus einem schwächlichen Jüngling, der berühmte Captain America wurde.

Er sah alte Uniformen an Puppen, aufgereiht dastehend und darüber die Gesichter einer Gruppe, die sich die Invaders nannten. Und ja, der eine Kerl ähnelte wirklich dem Typen, den er in dem Badezimmerspiegel seines billigen Motels am Stadtrand gesehen hatte.

Er ging weiter, bis er an einer Wand stand, und dort die Geschichte des einzigen Mitgliedes der Invaders fand, der seine Mission nicht überlebt hatte. War er also mit einem Toten verwechselt worden?

Er las die Zeilen, die über das Leben dieses Bucky geschrieben waren. Viel gab es wohl nicht über den Kerl zu berichten.

Er war Soldat gewesen - klar was hatten Zivilisten auch bei Militäroperationen zu suchen?

Scharfschütze – das hieß seiner Ansicht nach oft nur, dass einer von drei Schüssen auch sein Ziel traf.

Er war 28 Jahre gewesen als er starb. Keine Frau. Keine Kinder.

James Buchanan Barnes, Kindheitsfreund des berühmten Captain Americas. Des Captains der nach 70 Jahren wieder unter den Lebenden weilte.

Er sah alte Fernsehaufzeichnungen, in denen sein Spiegelbild mit dem Kindheitsfreund wohl Witze machte. Es war leider ohne Ton, daher konnte er letztlich auch nur raten.

Was gab es noch wissenswertes?

Bucky starb auf einer Mission - gut, mochte schlimmeres geben als das.

Ein Schneesturm hatte es unmöglich gemacht, die Leiche zu bergen, nur ein abgerissener linker Arm…war gefunden… worden… sein Arm…

Unwillkürlich hob er seine linke Hand, ehe er wieder auf das Bildnis Bucky Barnes starrte.

Also doch?

Letztlich...

Es würde Sinn geben. Ein neuer Arm, weil der Alte weg gewesen war. Der Schnee, die flüchtige Erinnerung an ein Labor…

„Also wirklich… James Barnes.“ murmelte er nur leise.

James hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie es jetzt weiter gehen sollte. Aber er hatte nun zumindest seinen Namen wieder gefunden. Es war nicht viel, aber es war zumindest mal ein kleiner Schritt näher am Frühling.



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