In the crosshairs
-Müde und schon leicht fielen ihr immer wieder die Augen zu. Doch sie zwang sich die letzten paar Meter wach zu bleiben.
Hermione war auf dem nach Hause weg, nachdem sie rund 144 Akten bearbeitet hatte. Es war spät geworden. Weit nach Mitternacht und nur noch ein paar Meter trennten sie von ihrem Haus.
Es war das alte Grangerhaus, in der sie aufgewachsen war. Trotz der vielen Erinnerungen an ihre Eltern, wohnte sie gerne hier.
Ihre Eltern. Mr. Und Mrs. Granger waren nun vor gut eineinhalb Jahren verstorben. Nicht an magischen Dingen. Nein. Nur ein dämlicher Busfahrer, der das Auto der Grangers, auf dem nach Hause weg von der Zahnarztpraxis, übersah.
Die Beerdigung war schlimm gewesen für die Hexe. Nichts tun zu können. Nichts ändern zu können, an das tragische Schicksal...
Endlich zu Hause angekommen, wollte sie die Tür hinter sich schließen, als plötzlich ein schwarzer Lederschuh das zuklappen verhinderte.
Hermione sah leicht verschreckt auf und sah nach oben, in das Gesicht eines jungen Mannes.
„Was willst du denn hier?!“, giftete sie heraus.
„Sehr nette Gestik, Granger.“
„Hast du was anderes erwartet?“, schoss es gleich wieder zurück, „Also, was willst du?“
„Gehen wir was trinken?“
Sie schnaufte. Dieser Kerl hatte auch einfach kein Taktgefühl.
„Nein.“
Hermione versuchte seinen Schuh aus der Türschwelle zu schieben. Ohne Erfolg.
„Komm schon, Granger. Ich weiß, dass es dir gefallen wird.“, sagte er mit einem unverschämten Grinsen im Gesicht.
„Hör zu.“, sie öffnete die Tür nun komplett und sah sich den blonden jungen Mann nun genau an, „Ich komme gerade von der Arbeit. Habe fast über 140 Akten erledigt und mich mit Ginny auseinandergesetzt. Außerdem habe ich die letzten Nächte auch schon nicht richtig schlafen können. Ich brauch einfach nur mal eine Pause! Und jetzt verschwinde, bevor ich dir einen Fluch auf den Hals hetze, Malfoy!“
„Hast du deine Tage?“
Wütend ballte sie ihre Hände zu Fäusten und schubste ihn mit aller Kraft von den ersten paar Stufen zu ihrer Haustür herunter.
„Hau ab!“, und knallte ihre Tür zu. - Nicht ohne noch ein paar Schutzzauber zu sprechen.
Von draußen hörte sie nur noch ein ärgerliches „Du weißt gar nicht, was du verpasst!“ Doch das kümmerte sie recht wenig.
Ausgelaugt setzte sie sich auf die Treppen, die hoch ins erste Stockwerk führten, und legte den Kopf in ihre Hände.
Wenn es denn nur beim 'Trinken gehen' bleiben würde. Vielleicht. Aber sie wusste genau wo das alles wieder Enden würde. Nämlich in einem schäbigen Hotel mit Malfoy und das in einem Bett.
Damit musste einfach mal Schluss sein!
Sie wusste schon gar nicht mehr richtig, wie das alles angefangen hat. Nur der entscheidende Tag saß noch genau in ihre Knochen. Es war der Tag gewesen, an dem Ron die Beziehung mit ihr beendete und ihr auch prompt den Grund lieferte.
Lavender Brown.
Nicht nur, dass er an diesem Tag aus ihrem Haus ausgezogen war, nein. Sie musste ihn auch noch in der Winkelgasse sehen, mit dieser unwürdigen Person!
Kuscheln, knutschen, Händchen haltend gingen sie ein Geschäft nach dem anderen ab. Hermione Wut kochte ins unermessliche. Es verletzte sie. Wie lange waren sie zusammen? Fast zwei Jahre. Und dann ersetzte er sie einfach von einem Tag auf den anderen?!
Ihre Verzweiflung trieb sie sogar soweit, dass sie irgendwann Sturzbetrunken in einer Kneipe saß und sich ein Feuerwhiskey nach dem anderen kippte.
Eigentlich wusste sie nicht mehr viel von dem Abend. Alles andere wurde ihr erzählt. Von keinem geringeren als Draco Malfoy, den sie am nächsten Morgen in ihrem Bett vorfand...
Merlin, das war so peinlich gewesen. Abgestürzt mit Malfoy.
Zum Glück behielt er die ganze Geschichte für sich. Doch trotz ihres Drängen, dass dies nur ein einmaliger Ausrutscher war, kam es irgendwann auch zu einem zweiten und dritten Absturz. Und viele weitere Male. Immerhin war bisher ein dreiviertel Jahr vergangen, seit dem Desaster mit Ron.
„Miau...“
Schnurrend begrüßte Krummbein die müde Hermione und schmuste sich an ihre Beine.
„Wieso ist das Leben nur so kompliziert...mhm?“, murmelte sie leise und streichelte dem Kater durchs Fell, „Komm, lass uns schlafen gehen.“, sagte sie und nahm den rotbraunen Kater auf ihren Arm.
Der nächste Tag brach an. Donnerstag. Trotz dessen, dass Hermione zu ihrem Glück alleine heute aufwachte, hatte sie nicht unbedingt viel geschlafen. Das erkannte man an ihren Augenringen. Schon um fünf Uhr saß sie in ihrem Büro und durchging die letzten übrigen Akten. 56 an der Zahl.
Sie war extra heute früher losgegangen aus mehreren Gründen.
Sie wollte Ginny nicht ein zweites Mal begegnen und ihr Ohr anquasseln lassen, zum Zweiten wollte sie heute früher nach Hause, also hieß es früher arbeiten! Und der letzte Grund war wohl der, dass sie Angst gehabt hatte, das ihr Malfoy auf dem Hinweg irgendwo auflauern würde.
Unwahrscheinlich war es ja nicht. Immerhin war er gestern auch auf ihrem Stockwerk gewesen. Und es ließ ihr keine Ruhe, dass er zu ihr wollte, doch als er Ginny sah, nur panisch abgedreht hatte.
Es klopfte.
„Ja, bitte?“, fragte sie höflich und wartete, bis die Tür aufging.
„Miss Granger. Da ist ein Herr für sie. Ehm...Privat.“
Es war ihre Sekretärin, die leicht nervös aussah.
„Name?“, sagte sie leicht versteift.
„Weasley.“
Hermione konnte gar nicht so schnell schauen, da wurde ihre Sekretärin auch schon hinausgezogen und ein Rothaariger Mann betrat ihr Büro. Laut knallte die Tür zu.
„Ups. Sorry, das wollte ich jetzt nicht.“
Mit offenem Mund starrte sie ihn an. Es verging einige Minuten, bis sie ihre Sprache wiederfand.
„Ron...was zum Teufel willst du hier?!“
Die Frage kam ich bekannt vor. Jedoch bekam es deletzt jemand anderes zu hören.
„Ich wollte mit dir reden, Mione. Wegen Morgen.“
Sie seufzte.
„Da gibt es nichts zu reden.“
„Hör zu, Ginny macht mich schon den ganzen Tag verrückt deswegen.“
„Und nur deshalb kommst du hier her? Weil du vor Ginny kuschst?“
„Nein! Nein. Mione. Ich...ich weiß die Situation ist nicht gerade perfekt, aber ich würde es mir auch wünschen, wenn du morgen zu Georges Party kommst. Wir vermissen dich wirklich alle. Mich mit eingeschlossen.“
„Geh einfach.“
„Aber Mione...“
„Ronald...bitte.“, ihre Stimme zitterte.
Es klopfte erneut, doch anders als erwartet, streckte nicht ihre Sekretärin wieder einmal den Kopf zwischen Tür und Angel, sondern kein anderer als Malfoy.
Hinter ihm hörte Hermione das Entschuldigen der Sekretärin
„Es tut mir so leid, Miss. Er hat nicht auf mich gehört. Er ist einfach so an mir vorbei...“
„Ist schon gut, Madeline.“
„Malfoy?!“, kam es nun auch endlich von Ron.
„Weasley.“, sagte er nur ruhig.
„Was willst du hier?“, fragte Ron aufgebracht und stierte ihn böse an.
Das er auch hier im Ministerium arbeitet, war kein Geheimnis. Papi hatte sein Geld springen lassen. So sagte man sich.
„Das hat dich wohl eher wenig zu interessieren, nicht Wiesel?“
„Sag das nochmal!“, bauschte sich der Rothaarige auf.
„Ron! Herrgott nochmal. Halt dich einfach raus!“, sagte sie wütend, stand auf und wollte ihn aus der Tür schieben, „Richte Ginny liebste Grüße aus, und das sie sich bloß nicht mehr bei mir melden brauch, wenn es nochmal um das Thema geht!“
„Nein, Mione. Wir sind noch nicht fertig!“, sagte er und blieb eisern in der Türangel stehen, „Du kommst doch am Freitag, oder!?“
Gerade wollte sie was erwidern, als ihr der Blonde dazwischen funkte.
„Du hast sie gehört, Wiesel. Sie will nicht.“, und schubste ihn hinaus in den Gang, begleitet von der zu scheppernden Tür und sah dann wieder zu ihr, „Alles okay?“
„Grundgütiger...“, murmelte sie, „Kannst du dich nicht einmal auch raus halten? Musste das jetzt sein?“
„Ich hab dir gerade deinen Arsch gerettet, Granger.“
„Vor Ron brauch ich keinen Rette-“, sprach sie wurde jedoch mitten in ihrem Satz heftig gegen ihr Bücherregal gedrückt und stürmisch geküsst.
Mit ihren Händen versuchte sie ihn von sich weg zu drücken, doch vergebens. Besonders als er versuchte mit seiner Zunge Einlass zu bekommen. Ab da war es vorbei mit ihrer Geduld. Flink legte sie ihre rechte Hand in seinen Nacken und zog ihn noch enger an sich.
Was bei Merlin tat sie denn schon wieder hier?!
Nach wenigen gefühlten Minuten schob sie ihn dann doch endlich von sich weg. Außer Atem schluckte sie kurz, bevor sie ihm eine Ohrfeige gab.
„Spinnst du?!“
„Das war nur für gestern Abend, Granger.“, grinste er und rieb sich seine rote, linke Wange.
Mit ihrer Gestik gab sie ihm zu verstehen, dass er schnell möglichst das Weite suchen sollte. Malfoy jedoch wand sich noch einmal zu ihr um, bevor er die Tür zum Flur öffnete.
„Ach ja,... weswegen ich eigentlich hier bin.“, er holte aus seinem Jackett zwei Eintrittskarten heraus, „2 Tickets für Samstagabend. Du sagst doch zu, oder?“
„Wieso sollte ich? Was ist das überhaupt?“, fragte Hermione widerwillig und ordnete ihre Gedanken.
Es war ja nicht so, dass er der selbe Arsch wie in der Schule war. Ohne es laut je gesagt zu haben, gestand sie sich ein, dass er charmant war und das er sie zu nie irgendetwas zwang. Sie ging ja auch auf das meiste - ohne mit der Wimper zu zucken – ein.
„Quidditch. Das Finalspiel von den Falmouth Falcons.“, sagte er und wedelte vor ihren Augen mit den Tickets.
„Nein. Kein Interesse.“, winkte sie ab.
„Komm schon, Granger. Es war schwierig an die Karten zu kommen.“
„Ist das mein Problem?“, giftete sie zurück.
Er schnalzte mit seiner Zunge und ging wieder einen Schritt auf sie zu.
„Wir können danach auch was essen gehen. Egal wo du hin willst. Und...danach mal schauen, wo uns der Abend hinbringt...“, grinste er erneut und küsste sie kurz auf die rechte Wange.
Schnell schob sie ihn wieder auf Abstand, doch...
„Okay, okay.“, schnaufte sie genervt.
„Samstag, 19 Uhr im Tropfenden Kessel.“, waren seine letzten Worte, bevor er ihr Büro verließ.
Auf was hatte sie sich da nur wieder eingelassen...?
