Just a normal Day
Wie jeden Morgen klingelte Hermiones Wecker sie aus dem Schlaf. Sie hatte nicht viel geschlafen. Drei bis vier Stunden vielleicht, wenn es hoch kam. Die Nacht war lang gewesen, da sie ihre Arbeit oftmals mit nach Hause nahm. Doch das war nicht der einzige Grund.
Müde und ausgelaugt von der letzten Nacht, stand sie auf und huschte zu erst ins naheliegende Bad. Eine Dusche sollten ihre Gedanken wieder ordnen.
Als das Wasser schon aus dem Duschkopf prasselte, lehnte sich Hermione an die nassen Fließen hinter ihr. Mit geschlossenen Augen dachte sie wieder über ihre vielen Fehltritte nach.
Hätte man ihr noch vor gut einem Jahr gesagt, dass sie sich so verändern würde, hätte sie sich mit Sicherheit einen Strick genommen.
Aus ihren Gedanken gerissen wurde sie von einem Fauchen ihres Katers. Schnell wickelte sie sich ein Handtuch um ihren Körper, stellte die Dusche ab und tapste Barfuß wieder in ihr Schlafzimmer rüber.
„Krummbein! Aus!“, schimpfte sie und suchte sogleich den Auslöser für sein Benehmen.
Ein Klopfgeräusch, wie ein Picken, an ihrem Fenster verursachte das Fauchen des Katers. Auf dem Fenstersims saß ein alter Waldkauz. Sie öffnete das Fenster und ließ die Eule hinein. Mit einem Brief bewaffnet flog diese auch sofort auf Hermione zu.
Mit einem letzten bösen Blick auf Krummbein, schloss sie das Fenster wieder und gesellte sich auf ihr Bett, um den Brief entgegen zu nehmen.
Schnell wurde ihr klar, wer ihr schrieb. Es war eine Erinnerung an ein bevorstehendes Fest.
Hallo Mione,
ich schreibe dir nur, um dich daran zu erinnern, das am Freitag die Geburtstagsfete von George steigt. Wie du sicherlich weißt, will er dich unbedingt dabei haben.
Ich weiß auch, dass du eigentlich nicht auf meinen dämlichen Bruder treffen willst, aber du kommst ja nicht wegen Ron, sondern wegen Georgi.
Bitte sei da. Wir sehen dich in letzter Zeit eh nur noch ganz selten. Das meiste mehr bei der Arbeit, als Privat.
Harry und ich vermissen dich.
Ginny.
Hermione seufzte, als sie gedankenverloren über das dünne Gefieder des Waldkauz strich.
Ihr war klar. Ron würde da sein. Ein Grund nicht hinzugehen. Lavender würde ebenso da sein. Noch ein weiterer Grund, wieso sie die Fete verdrängt hatte. Außerdem würde sie komplett alleine da aufkreuzen. Ginny hatte Harry. Ron, Lavender. Bill nahm sicherlich seine Frau Fleur mit. Charlie hatte seit neusten auch eine Freundin – das wusste sie aus dem Tagespropheten. Und George war nun seit eineinhalb Jahren mit Angelina Johnson zusammen.
Tja...und sie. Sie war alleine. Sie wollte Lavender nicht noch mehr Angriffsfläche geben. Jeder wusste, sie würde sich ihr Maul darüber zerreißen.
Mit einem Sprung saß nun Krummbein auf ihrem Schoß und fing an tröstlich zu schnurren.
„Ach Krummbein...“
Ein paar Stunden später kam Hermione endlich im Ministerium an. Nach dem sie aus dem Fahrstuhl gestiegen war, in der Abteilung 'Magisches Recht', bog sie um eine Ecke. Am anderen Ende des Ganges war ihr Büro zu finden.
Doch so schnell wollte Merlin nicht, dass sie ihr Ziel erreichte. Eine schlanke junge Frau mit rötlichen Haaren stand an einem schwarzen Brett im Flur.
„Das darf doch nicht wahr sein...“, dachte sie kurz, bevor die junge Dame sie ansprach.
„Hermione! Endlich, ich dachte du kämst heute gar nicht mehr!“
Ginny umarmte sie kurz und ließ sich nicht nehmen ihre Freundin zu begutachten.
„Hübsch siehst du aus.“
Sie nickte nur stumm.
„Hör mal, ich weiß ich bin voreilig. Du hast meinen Brief bestimmt erst heute bekommen. Ich wollte nur noch mal persönlich mit dir reden.“
„Ginny, bitte. Du weißt wie ich darüber denke.“, murmelte sie nur kurz und suchte ihren Schlüssel für ihr Büro in ihrer Tasche.
„Aber Hermione. Es geht hier doch um George, nicht um Ron! Du weißt genauso wie ich, das wir alle Lavender nicht ausstehen können. Dennoch ist sie, bei Merlin, Rons neue Freundin. Du musst es beiden endlich beweisen, dass es dir nichts ausmacht! Du musst mutig sein!“
Genervt wandte sich die Braunhaarige zu Ginny um.
„Eben nicht. Es interessiert mich ein Käse, was er mit wem auch immer macht und wo. Ich möchte einfach nicht. Außerdem wäre ich sowieso nur das fünfte Rad am Wagen. Ihr habt allesamt eine Begleitung.“
„Dann nehm' doch auch jemanden mit! Es muss ja nicht unbedingt eine männliche Begleitung sein...“, sagte Ginny und setzte murmelnd hintendran, „Nun ja, wäre aber spannender.“, kicherte sie.
Nach langen kramen in ihrer Tasche, fand sie endlich den besagten Schlüssel und schob ihn ins Schlüsselloch.
„Selbst wenn, ich habe einfach kein Interesse. Bitte versteh das doch.“, sagte sie und schaute ihrer Freundin nun klar in ihre Augen.
Dabei bemerkte sie im Augenwinkel eine männliche Person am Ende des Ganges stehen, mit platinblonden Haaren, der die beiden Frauen argwöhnisch musterte.
Kurz schluckte sie. Ginny schien das zu bemerken und wandte sich ebenfalls um. Doch viel zu schnell reagierte der junge Mann und bog um die Ecke. Nur noch ein Stück Umhang konnte sie entdecken.
„Wer war denn das?“
„Keine Ahnung.“, sagte Hermione etwas zu schnell, wobei Ginnys Augen merkwürdig blitzten.
„Das glaube ich dir nicht.“
„Und wenn schon...“, murmelte sie und drehte nun endlich den Schlüssel um, um in ihr Büro zu gelangen.
„Na gut. Belassen wir das dabei. Ich erwarte dich dennoch am Freitag im Fuchsbau.“, sagte sie nur noch hastig und wandte sich zum Gehen.
„Ich werd' trotzdem nicht hingehen, Ginny!“, rief sie ihr hinterher, doch die Rothaarige winkte nur ab.
„Wir werden sehen...“, trällerte sie und verschwand dann auch um die Ecke, in der vorhin schon der junge Mann verschwunden war.
Mit einem Seufzer schloss sie die Bürotür hinter sich. Was ein Tag. Nun normalerweise war das normal. Auf einer komischen Art und Weise.
Hermione driftete in Gedanken ab.
Was wollte er hier auf diesem Stockwerk? Sie wusste das er in einem ganz anderen Abteil arbeitete. Also wieso war er hier?
Erneut seufzte sie. Wenn sie nur daran dachte, das Ginny ihn erkannt hätte. Dann wären die Fragen nur so losgestürmt. Dabei konnte sie sich das alles doch selbst nicht erklären.
Ein Blick auf ihren Schreibtisch verriet ihr, dass sie sich so langsam an die Arbeit machen musste. Bergeweise Akten lagen auf ihrem Tisch. Hunderte Memos hafteten an ihrer Pinnwand. Das würde ein langer Tag werden...
