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Between Heaven and Hell

von

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Eine gelungene Überraschung

Schweigend stand Piers vor den Gebäuden der Stadt, zu der ihn die Beschreibung auf dem Zettel geführt hatte.

Ihm war klar, wer diese Botschaft verfasst hatte, und wie von Wesker nicht anders erwartet, war der junge Soldat los geeilt, ohne auf Barry und Rebecca zu warten.

Er ließ den Blick schweifen und runzelte leicht die Stirn.

Er hatte gehört, dass es in der Zeit, zu der Chris, Merah und er zur Marhawa Academy gerufen worden waren, auch auf dem amerikanischen Kontinent einen Zwischenfall mit einem Virus gegeben hatte.

Dabei war eine gesamte Stadt in einem Feuer zerstört worden.

Piers hatte nicht gewusst, dass es sich dabei um eine kanadische Stadt gehandelt hatte, aber nun hatte sich das geändert.

Es war, als würde man eine Geisterstadt betreten.

Die Gebäude waren allesamt verkohlt, einige eingestürzt, andere standen noch, überall war Asche zu sehen.

Die Szenerie hätte geradewegs aus einem Horrorfilm stammen können.

Leicht schauderte der junge Soldat, dann setzte er einen Fuß vor den anderen und ignorierte die Asche, die unter seinen Schuhen aufgewirbelt wurde.

Irgendwo hier musste sich Wesker befinden, und diesem würde er nun klar machen, dass der sich mit dem Falschen angelegt hatte.

Eine Stimme in Piers' Kopf warnte ihn zwar, dass das eine verdammt dumme Idee war, und dass er nicht den Hauch einer Chance hatte, doch diese Stimme ignorierte der Brünette gekonnt.
 

Der Hass, der sich in Piers breit gemacht hatte, war stärker als seine Vernunft, stärker als jedes andere Gefühl.

Nur der Verlust nagte in etwa genau so sehr an ihm, und beides zusammen ließ ihn handeln, ohne wirklich darüber nachzudenken.

Unter normalen Umständen wäre er niemals alleine los geeilt, um sich dem Blonden zu stellen, doch so hatten ihn seine Beine schon fast automatisch hierher geführt.

Er hatte wie in Trance einen Bus bestiegen, war wieder ausgestiegen, gelaufen, mit dem Taxi gefahren, erneut gelaufen, und nun war er hier in dieser verbrannten Stadt.

Der junge Soldat sah sich um, ging weiter und lauschte genau, ob er irgendetwas hören konnte, was sich verdächtig anhörte.

Trotz allem nutzte er seine Sinne noch richtig, ein Funken Verstand war ihm geblieben.

Keiner der stark genug war, ihn vor Wesker zu warnen, aber einer, der ausreichte, um ihn doch zumindest ein wenig vorsichtig sein zu lassen.
 

Aber im Moment sah es so aus, als hätte er sich das auch sparen können.

So verlassen diese Stadt wirkte, so verlassen schien sie auch wirklich zu sein.

Es war und blieb alles still, und wenn Piers in die zerstörten Fenster blickte, war keine Menschenseele zu sehen.

Der junge Soldat überlegte, ob er sich vielleicht in der Stadt geirrt hatte, aber das konnte eigentlich nicht sein.

Die Wegbeschreibung war recht genau gewesen, und auch die Hintergrundgeschichte passte zu dem, was er hier sah.

Das hier war ohne jeden Zweifel die Stadt, in die Wesker ihn hatte locken wollen.

Natürlich war es eine Falle, das war Piers von Anfang an klar gewesen.

Aber trotz allem war er davon ausgegangen, dass Wesker hier sein würde.

Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Blonde hier einfach eine Bombe oder dergleichen zur Begrüßung platzierte.

Nein, so wie Chris diesen Mann geschildert hatte, machte der sich zwar ungern selber die Hände schmutzig, genoss seinen Triumph aber auch.

Also ging der Scharfschütze weiter, denn aufgeben wollte er noch lange nicht.

Er war nun einmal auf Rache aus und würde nicht eher Ruhe geben, bis er diese bekommen hatte.

Wesker hatte seinen Liebsten getötet, und als wäre das nicht schon genug gewesen, hatte er dessen Leiche auch noch aus dem Krankenhaus entwendet.

Und damit ging der ehemalige S.T.A.R.S.-Captain mehr als nur zu weit.

Piers atmete noch einmal tief durch und wollte sich gerade daran machen, eine der Ruinen zu untersuchen, falls sich dort irgendetwas fand, als er doch noch Schritte vernahm.

Er wandte den Blick nach vorne und erstarrte mitten in der Bewegung.

Mit Wesker hatte er ja gerechnet, er war sicher gewesen, dass dieser hier sein würde, und das war er auch, doch der Blonde war nicht alleine gekommen.

Eine weitere Person befand sich neben ihm, eine, die überhaupt hier nicht sein konnte.
 

"Captain..."

Für einen Moment stand der junge Soldat einfach nur da, wie versteinert, unfähig, irgendetwas zu tun.

Es konnte nicht sein, und doch sah er es mit seinen eigenen Augen.

Neben Wesker stand kein Geringerer als Chris Redfield, und dieser war vollkommen lebendig.

Seine Augen waren braun und sahen Piers direkt an, kein rot-oranges Leuchten, keine milchige Verfärbung oder irgendetwas, das auf eine Infizierung hingedeutet hätte.

Und dennoch schien der Captain seinen Scharfschützen gar nicht zu erkennen, zumindest zeigte er bei dessen Auftauchen keinerlei Reaktion.

Piers erinnerte sich, was Chris über seine ehemalige Partnerin, Jill Valentine, erzählt hatte.

Wesker war es mit irgendeinem Mittel gelungen, sie unter seine Kontrolle zu bringen und für sich kämpfen zu lassen.

Vermutlich hatte er das Gleiche nun auch mit Chris selber vor.

Dennoch verstand der junge Soldat nicht, wie sein Liebster noch am Leben sein konnte, wie das möglich war.

Wesker war alles zuzutrauen, ja. Und der hatte den toten Chris ja auch aus dem Krankenhaus entführt.

Aber ohne die Hilfe eines Virus oder irgendeiner ähnlichen Substanz konnte auch ein Albert Wesker niemanden wieder lebendig machen.

Und selbst so wäre der Soldat doch nichts weiter als eine Art Zombie gewesen.
 

"Wie er leibt und lebt. Und ja, du hast richtig gehört, Piers. Er lebt. Ich hatte dir eine Überraschung versprochen. Und ich denke... sie ist mir durchaus gelungen."

Ein leises Lachen kam über Weskers Lippen, die sich zu einem schmalen Strich verzogen hatten.

Er war sich seines Sieges mehr als sicher, das konnte man ihm deutlich ansehen, auch ohne seine Augen dabei erkennen zu müssen, die sich wie immer hinter dunklen Brillengläsern verbargen.

Chris hatte mal gesagt, der Blonde hätte immer eine Sonnenbrille getragen, und er habe sich zu S.T.A.R.S.-Zeiten gefragt, ob sein damaliger Captain sie wenigstens zum Schlafen abnahm.

Aber Piers dachte momentan nicht im Geringsten über Weskers Faible für Sonnenbrillen nach, er hatte ganz andere Sorgen.

Wesker hatte die Hand gelöst, die er zuvor auf Chris' Schulter gelegt hatte, und der Soldat hob leicht den Kopf.

Piers hatte sich offenbar geirrt, im Blick des Älteren lag durchaus Erkennen.

Wieder sah er seinen Scharfschützen direkt an, und nun konnte man sogar Gefühlsregungen in seinem Blick erkennen.

Aber da war keine Liebe, keine Freude, nichts, das Piers erwartet hätte.

Es war Wut, vielleicht sogar so etwas wie Hass, das in Chris' Blick zu sehen war, als der Soldat nun ein paar Schritte nach vorne machte, stehen blieb und eine Pistole aus einem Holster zog.

Selbst wenn er gewollt hätte, Piers hätte nichts tun können.

Er erhob doch nicht die Waffe gegen den eigenen Captain, gegen seinen Freund, gegen den Mann, den er über alles liebte.

Chris selber schien das allerdings ganz anders zu sehen, und Piers war schon bereit, mit dem Leben abzuschließen, als ausgerechnet Wesker den Soldaten aufhielt.

"Ist das wirklich dein Ernst, Chris? Ist das nicht viel zu langweilig?"

Leicht runzelte der Blonde die Stirn und neigte den Kopf, als Chris seine Waffe zog und diese auf Piers richtete.

Ein Schuss und der Junge war tot, dafür hatte sich Wesker all die Mühe nicht gemacht.

Er wollte doch etwas zu sehen bekommen, wollte sich amüsieren.

Chris Redfield hatte immer und immer wieder seine Pläne ruiniert, und nun war seine Zeit der Rache gekommen.

Und diese wollte Wesker voll und ganz genießen können.

Wenn Chris nun einfach abdrückte, war ja alles schon nach wenigen Sekunden vorbei, und niemand würde leiden.
 

Piers hatte nicht damit gerechnet, doch tatsächlich zögerte sein Captain und ließ die Waffe sinken, steckte sie dann sogar wieder weg und zog stattdessen sein Kampfmesser.

Gegen dieses würde sich der Scharfschütze deutlich länger wehren können, und dennoch war er verloren.

Er konnte seinem Liebsten nicht das Wasser reichen, nicht auf Dauer.

Und ganz abgesehen davon konnte und wollte er diesen nicht verletzen.

Chris' Blick jedoch zeigte deutlich, dass er selber keinerlei Hemmungen hatte.

Zwar war der junge Soldat noch immer unsicher, ob Chris wirklich so lebendig war, oder zumindest so menschlich, wie er wirkte, doch so lange er da nicht sicher sein konnte, wollte er auch kein Risiko eingehen.

Nicht, wenn die Chance bestand, dass sein geliebter Captain doch noch irgendwie zu retten war.

Und so musste ihm irgendetwas einfallen, den Älteren aufzuhalten, ohne diesen dabei zu verletzen oder gar zu töten.

Aber wie sollte er das anstellen, wenn Chris selber bereit war, ihn ohne zu zögern zu töten?

Ja, dank Wesker wurde ihm nun mehr Zeit verschafft, aber auf Dauer würde das vermutlich auch nichts bringen.

Piers' einzige Hoffnung lag darin, dass er mit seiner Vermutung Recht hatte, dass es sich um ein ähnliches Mittel wie damals bei Jill handelte.

Dann musste er nur herausfinden, wie er die Zufuhr kappen und Chris wieder zur Besinnung bringen konnte.
 

Dieser ging nun wieder weiter, das Messer sicher in der Hand und deutlich machend, dass er ganz genau wusste, wie er damit umzugehen hatte.

Und dass dem so war, hatte Piers mehr als einmal selber mit ansehen dürfen.

Ab und war es ihm im Training gelungen, seinen Captain zu bezwingen, doch da waren sie beide unbewaffnet gewesen, und meistens war es noch immer der Ältere, der solche Trainingskämpfe für sich entschied.

Im Schießen hatte er keine Chance gegen Piers, so gut er selber auch war, und das hatte er auch bereitwillig eingesehen.

Chris hatte sich nie etwas auf sein Können eingebildet, und es war auch nicht so, dass er auf Piers' Fähigkeiten neidisch gewesen wäre, ganz im Gegenteil.

Er war immer stolz gewesen und froh, dass er einen so talentierten Soldaten zur B.S.A.A. geholt hatte.

Nicht, dass er die anderen als weniger talentiert erachtete, aber Piers war trotz allem immer etwas Besonderes gewesen.

Und nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem dieser das vielleicht nutzen konnte und musste, an dem es wirklich darauf ankam, wie gut er wirklich war.

Er musste Chris hinhalten, so lange wie möglich. Mindestens so lange, bis es ihm gelungen war, den Älteren wieder zur Vernunft zu bringen.

Es hieß ja immer, dass nichts so stark war wie die Liebe.

Nun galt es herauszufinden, ob an diesem Gerücht wirklich was dran war, oder ob das nur billiges 'Schnulzgerede' war.
 

Piers hatte Angst vor dem, was sich ihm offenbaren würde, Angst davor, wie sein Leben enden würde.

Er fürchtete sich nicht vor dem Tod, natürlich nicht.

Er hatte diesem bereits sehr tief in die Augen gesehen, war bereit gewesen, sich für seinen Captain zu opfern.

Wenn er starb, dann war es eben so, aber es kam darauf an, wie es endete.

Das Letzte was er wollte war, durch die Hand seines Liebsten sterben zu müssen.

Hätte das Virus die Kontrolle übernommen, oder würde es das noch tun, dann war das etwas Anderes, dann würde er Chris sogar selber darum bitten, sein Leben zu beenden, wenn er dazu noch in der Lage war.

Aber nicht so, nicht, wenn der Captain es selber nicht einmal mitbekam und nur tat, weil Wesker seine kranken Spielchen mit ihnen spielte.

Aber Piers musste sich nun konzentrieren, er musste aufpassen.

Seine Gedanken durften sich jetzt nicht um seinen eigenen möglichen Tod drehen, sondern darum, wie er eben diesen verhindern konnte, und wie es ihm gleichzeitig gelang, seinen Captain zu retten und wieder zu dem zu machen, der er wirklich war.

Falls das überhaupt möglich war.
 

Auch das war ein Gedanke, der die ganze Zeit über in Piers' Kopf herumspukte.

Was, wenn es sich hier um etwas anderes handelte als das Mittel, das Wesker für Jill genutzt hatte? Um etwas vollkommen anderes?

Chris trug ähnliche Sachen, wie er sie in der Bar in Edonia getragen hatte, als Piers ihn nach einem halben Jahr dort gefunden hatte.

Den gleichen dunklen Pullover, eine sehr ähnliche Hose, nur die Jacke fehlte.

So war schwer zu erkennen, ob sich irgendein Gegenstand an dem Körper des Mannes befand.

Bei Jill war es damals mehr als gut sichtbar gewesen, wie Chris ihm erzählt hatte.

Und es hatte sich bei dem Gerät auch um nichts all zu Großes gehandelt.

Chris steckte nicht in einem hautengen Anzug, bei dem irgendetwas offenlag.

Und Piers bezweifelte, dass sein Captain es im Kampf zulassen würde, dass er ihn in aller Ruhe abtastete.

Und was, wenn Wesker sich hier auch nicht auf irgendein Gerät verlassen hatte, sondern sich irgendein Mittel direkt in Chris' Körper befand und nicht so leicht zu entfernen war?

Und was, wenn man das Mittel zwar entfernen konnte, der Soldat dann aber einfach wieder tot zusammenbrach? Davor hatte der Jüngere am meisten Angst.
 

Doch musste sich nun zusammenreißen, so oder so.

Seine Gedanken schweiften immer weiter ab, und wenn er nicht aufpasste, wurde ihm das noch zum Verhängnis.

Aus irgendeinem Grund schien Chris noch immer zu warten, und das war vermutlich Piers' Glück.

Er schüttelte den Kopf, verfluchte sich innerlich selber und wich einige Schritte zurück.

Er selbst hatte nur eine Pistole dabei, und diese würde er nicht nutzen können.

Natürlich hätte er versuchen können, Wesker zu erwischen, aber dazu würde der junge Soldat sicherlich nicht kommen.

Nein, der Blonde würde sich aus dem Kampf raus halten, und das war für Piers auch besser so.

Ja, er wollte seine Rache, aber nun gab es erst einmal Wichtigeres.

Um Wesker konnte er, konnten sie, verbesserte er sich in Gedanken, sich auch später noch kümmern.

Nun zählte einzig und allein, den Kampf gegen Chris lange genug zu bestehen, und dieser griff nun auch endlich an.



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