Prolog
Ein kühler Wind wehte vom Norden her, als sie auf dem Schlachtfeld kniete. Der nächtliche Himmel war bewölkt, so dass der gesamte Schauplatz im Schatten lag. Die vielen Wunden, aus denen schon Blut ausgetreten war, schmerzten so sehr, dass sich schon langsam ein betäubendes Gefühl einstellte. Angestrengt öffnete sie ihre Augen, um nach vorne zu blicken. Ihr Gegner stand immer noch dort, mit verschränkten Armen und einem erhabenen Gesichtsausdruck beobachtete er das Tun seiner Gegner. Er mochte diese Show. Sich beweisen zu können. Und das schlimme war, dass er das konnte. Jeder Angriff schien ein verzweifelter Versuch zu sein, ihm ein Haar krümmen zu wollen.
„Verdammt…“, dachte sie sich: „Wie stark ist dieser Kerl?“ Ihre Augen wanderten zur Seite, um ihre Mitstreiter zu mustern. Die anderen Ninjas sahen nicht viel besser aus als sie selber. Wie konnte ein einziger Mann einer solchen Menge an Kämpfern derartig schade? Das war doch schon längst kein Mensch mehr!
Ihr Blick richtete sich daraufhin wieder nach vorne: „Das darf nicht wahr sein.“ Mit zusammengebissenen Zähnen spuckte sie eine Mischung aus Blut und Spucke auf den Boden. Sie waren so weit gekommen. Sie war soweit gekommen. Alles was die letzten drei Jahre passiert ist hatte sie hierhin gebracht und sie würde sich jetzt nicht unterkriegen lassen. Nicht mehr.
Schwerfällig richtete sie sich wieder auf, als ihr ein Lichtstrahl in die Augen fiel. Der Windstoß hatte die Wolken verjagt. Nun schien das kühle Licht des Mondes auf das Geschehen. „Das Licht eines Vollmondes...“, ein wenig hypnotisiert starrte sie auf den scheinenden Himmelskörper. In diesem Augenblick wurde ihr eines klar:
All das, was sie gewonnen und gelernt hatte.
All das, was sie verloren und erlitten hatte.
All das würde mit ihrem Tod verschwinden. Schall und Rauch werden. Eine Randnotiz in den Geschichtsbüchern, wenn denn überhaupt von der Nachwelt wahrgenommen. Und vielleicht würde dies auch mit einem Sieg am heutigen Tag passieren.
„Aber nicht heute“, mit festem Blick sah sie nach vorne. Trotzig schnaubte sie und wischte sich etwas Blut aus dem Mundwinkel, bevor sie ein paar Schritte nach vorne trat. Sie ballte ihre linke Hand zur Faust, die langsam zu zittern begann. Der Anblick ihres Feindes lies Wut in ihr aufflammen.
Es gab kein Zurück. Für keinen von ihnen. Auch wenn es selten wirklich so war, dieses Mal stand „Gut“ gegen „Böse“. Und sie würde nicht bereuen, dieses Mal auf der anderen Seite zu stehen.