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Die Rosen von Malfori

von

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Weyersdorf

Swanahild sah mit einem vielsagenden Blick rüber zu ihrem Mann und sagte dann zu ihrer Tochter: „Kind, wir haben uns unterhalten und denken wir sollten einmal ganz in Ruhe über deine Zukunft reden.“ Hildegard schluckte und erwartete eine Standpauke. „Lass mich raten, Mutter. Ihr habt ein Problem mit meinem neuen Freund, richtig?“ Hildegards Mutter seufzte. „Er war wirklich ausgesprochen höflich und ein guter Gastgeber, das muss man ihm lassen. Zumindest bis zu einem gewissen Moment an dem Abend...“ Swanahild war immer noch nicht über die Unverfrorenheit hinweg, mit der Victor von Malfori am Abend ihre Tochter ausgenutzt und ihr womöglich die Chance auf eine bessere Partie genommen hatte. Das Kind hatte sich zwar nicht gewehrt, aber wer weiß unter welchem Einfluss sie abgesehen vom Alkohol gestanden hatte? Dämonen sagte man da ja einiges nach. Und sie als Eltern hatten nichts tun können, außer zuzusehen, wie der Dämon ihre Tochter auf ein Zimmer entführte um sie höchstwahrscheinlich zu missbrauchen. Der Mutter brach das Herz allein beim Gedanken daran und es schüttelte sie kalt.

„Aber nichts desto trotz ist er immer noch Victor von Malfori. Und du kannst unmöglich diese... Sache mit ihm einer anständigen Heirat vorziehen, oder? Nicht nur, dass du den Ruf der ganzen Familie ruinieren wirst, wenn das bekannt wird. Du verdirbst dir damit auch deine eigene Zukunft. Und denk erst mal an deine Nichten und Neffen, was wird man ihnen wohl sagen, wenn herauskommt, dass ihre Tante mit dem Staatsfeind...eine Liaison hat? Und das Geschäft! Stell dir vor wir gehen alle in den Ruin, willst du das wirklich Kind?“ An dieser Stelle unterbrach Giselher seine Frau, die für seinen Geschmack schon ein wenig zu dramatisch wurde. „Was deine Mutter sagen will Hildegard ist, dass es doch viele nette junge Männer auch in Verlest gibt. Und der ein oder andere wäre sicher nicht abgeneigt eine ernsthafte Beziehung einzugehen und eine Familie zu gründen. Und dabei sollte es auch kein wirkliches Hindernis sein, dass du eben... naja, keine Sechzehn mehr bist und.... und...“. „Und die Geliebte des Fürsten von Malfori?“, kam Hildegard ihm entspannt zur Hilfe, als er offensichtlich nach einer Formulierung rang. „Das... ist zwar nicht ganz das, was ich gemeint habe, aber ja...“. Mit einem resignierten Seufzen lehnte sich die Geweihte zurück gegen die Wand. Ihre Gefühle für Victor waren wohl keine gute Argumentationsgrundlage in den Augen ihrer Eltern.

„Was ist denn mit diesem hübschen und äußerst charmanten jungen Mann, Junker de Varro? Er schien dir doch durchaus zugeneigt zu sein, oder irre ich mich?“ versuchte Hildegards Mutter freundlich zu intervenieren. „Narsil?! Der würde eher aus einem offenen Fenster im dritten Stock springen, als mich zu heiraten. Narsil ist...beliebt bei vielen Frauen und bemüht, dass dies auch so bleibt. Er würde sich kaum auf eine festlegen wollen, glaubt mir. Das ist wohl nicht ganz die gute Partie die ihr euch erhofft hattet, oder?“

An dieser Stelle sahen sich Hildegards Eltern wieder konsterniert an. Dann seufzte Swanahild und antwortete ihrer Tochter: „Gut Hildegard, da magst du Recht haben. Aber es gibt sicher auch noch anständige Männer in deinem Bekanntenkreis, oder etwa nicht? Wir könnten dir sicher auch ein paar sehr ehrenwerte Junggesellen vorstellen, die ebenfalls Händler sind. Wäre das nicht etwas für dich? Ich weiß, dass du das Talent hättest dich in die Geschäfte einzubringen, wir haben dich schließlich unterrichten lassen wie deinen Bruder und intelligent bist du auch und hübsch ohnehin. Wer sollte einer Verbindung mit dir und unserem Familienunternehmen also abgeneigt sein? Du könntest ihn dir sogar aussuchen, Kind. Wir wollen dich schließlich zu nichts zwingen und dich auch keineswegs unglücklich mit irgendeinem Mann sehen, den du nur aus Gefälligkeit oder praktischen Gründen geheiratet hast. Aber wenn du sie erst mal kennen lernst, ist sicher auch jemand dabei der dir gefallen könnte, denkst du nicht? Wir wollen schließlich nur dein Bestes, Kind.“

„Und das schließt offensichtlich Victor von Malfori aus, habe ich Recht?“ Hildegard seufzte erneut. „Aber ihr habt eines vergessen: Was ist, wenn ich gerne seine Geliebte bin? Vielleicht bin ich ja ganz glücklich damit und will gar keinen anderen, was wäre dann?“ Diesmal stießen Hildegards Eltern unisono einen resignierten Seufzer aus. „Lass uns doch einfach später nochmal darüber reden, Hildegard. Vielleicht stellt sich das Thema in ein paar Tagen ja schon wieder ganz anders dar, wenn wir erst einmal wieder zuhause sind.“ Damit beendete Giselher das Gespräch vorerst und alle verfielen in ein brütendes Schweigen, bei dem jeder seinen eigenen Gedanken nachhing. Hildegards Eltern gingen im Kopf eine Kartei der akzeptablen Junggesellen und Witwer durch, die sie hofften kurzfristig noch einladen zu können und Hildegard dachte nach über ihre Beziehung zu Victor und ob sie wirklich ihr eigenes Glück über das Wohl ihrer Familie stellen konnte. Wer wusste schon, ob das mit ihnen beiden wirklich Zukunft hatte? Momentan konnte sie sich weder einen anderen Mann an ihrer Seite vorstellen, noch wünschen, aber könnte sie dafür wirklich das Wohlergehen ihrer Familie opfern? Der Menschen, die sie auch nach über zehn Jahren Abwesenheit wieder in ihrer Mitte aufgenommen hatten, ohne ihr Vorwürfe zu machen? Ganz selbstverständlich, als wäre sie nie weg gewesen? Sie gaben ihr Liebe und Geborgenheit und wollten wirklich nur Gutes für sie, und der einzige Wunsch den sie äußerten war nicht von ihr in Schwierigkeiten gebracht zu werden. Konnte sie ihnen das verübeln oder gar verwehren?

So oft handelte sie egoistisch, schon als sie weggelaufen war und selbst nach ihrer Rückkehr fügte sie sich nur schlecht ein, lebte zwar unter ihnen, aber doch irgendwie eher für sich. Wenn sie wollte, reiste sie nach Lur um ihre Freunde zu besuchen, oder begleitete Alarik zu einer Visite nach Ragnaron, um dessen Patenkind zu sehen. Sie lebte ihr eigenes Leben und war weniger Teil einer Familie, als eine eigenwillige Person die zufälligerweise Familie hatte.

Nein, irgendwie wurde das der Sache auch nicht gerecht, dachte Hildegard. So wenig Bedeutung hatte ihre Familie nicht, sie spielten definitiv eine Rolle. Sie gaben ihr ein festes Zuhause, in dass sie jederzeit zurückkehren konnte. Ein wenig Stabilität und Sicherheit in einem unruhigen Leben. Und das tat ihr gut, das wollte sie nicht verlieren.

Nachdem sie weggelaufen war, hatte fahrendes Volk sie aufgenommen und eine Familie für das angebliche Findelkind gebildet, dass nie über seine Herkunft sprechen wollte. Dann hatte sie einen Lehrmeister und Ausbilder als Vaterfigur, den sie begleitete bis zu seinem Tod. Danach war sie alleine durch die Reiche gereist, bis die Jungs eine neue Konstante in ihrem Leben bildeten, die sie nie wieder missen wollte. Sie wurden alles für sie in den wenigen gemeinsamen Jahren. Als sich die Reisegruppe anlässlich der Hochzeit von Dvalinn Dornssohn auflöste, der glücklicherweise entschied im Marktflecken Lur sesshaft zu werden und nicht im entfernten Norden, wurde Verlest für Hildegard wieder zur Heimat. Doch wirklich angekommen war sie auch nach ihrer Rückkehr wohl nie.

Hildegard blickte stundenlang auf die vorbeiziehende Natur, ließ den Blick über Büsche, Wälder und Felder schweifen jenseits der Straßen. Schließlich begannen ihre Eltern sich schon Sorgen um die Schweigsamkeit der Geweihten zu machen, die völlig in Gedanken versunken zu sein schien.

Am Abend schien ein Entschluss herangereift zu sein, als sie plötzlich und ohne Vorwarnung das Schweigen brach. „Mama? Es ist in Ordnung, ich bin bereit die Männer zu treffen. Aber wirklich nur treffen, ganz unverbindlich, ja? Bitte erwartet nicht mehr von mir und macht euch keine falschen Hoffnungen.“ Damit war das Thema für sie ausreichend besprochen und sie wollte nichts mehr dazu hören, was ihre Eltern soweit respektierten. Und da sie es in den folgenden Tagen nicht mehr erwähnten, taute die Klerikerin nach und nach wieder auf und entspannte sich, so dass sich doch noch eine lockere und familiäre Atmosphäre auf der Heimreise einstellen konnte.

Erst als sie wieder zuhause in Weyersdorf waren, wurde sie daran erinnert wie unangenehm die ganze Situation für ihre Familie war, die sämtlichen Bezug zu Victor im Hinblick auf ihre Reise verschwiegen. Hildegards Schwester Ada wurde nach ihrer Ankunft in Weyersdorf lediglich informiert, dass sie von der sehr aufregenden Überraschungsfeier zurück waren und nach wie vor galt Elaril vom Eiswasser als offizieller Urheber. Auch wenn es eher überraschte, dass ein Hauptmann der Familie einer Freundin eine Kutsche schickte, um diese in Weyersdorf abzuholen und zurück zu bringen, nur um den Geburtstag der Tochter gemeinsam feiern zu können.
 

Ungeahnt der Tatsache, dass ihre Tochter ihnen auf der für sie geplanten Überraschungsfeier ihren neuen Liebhaber vorstellen wollte, hatten die Eltern für drei Tage nach ihrer Rückkehr bereits einen geladenen Gast eingeplant, den sie ihrer Jüngsten unbedingt vorstellen wollten.

Conrad war Anfang 30, freundlich, höflich, eine angenehme Erscheinung mit gepflegtem Bart, kurzem braunen Haar, ein versierter Weinkenner und Händler für eben jene und diverse andere Spirituosen. Ein sehr vielversprechender Kollege von Hildegards Stiefvater, den Swanahild nicht ohne Hintergedanken zu ihnen nach hause eingeladen hatte. Sie bereitete ein mehrgängiges Menü persönlich, wenn auch mit tatkräftiger Unterstützung, für den erlesenen Gast zu und zwang ihre jüngste Tochter in ein neues, extra für diesen Anlass angefertigtes Kleid nach der neuesten Mode. Hildegard erschien also in ein langes Kleid aus fließender, fliederfarben changierender Seide gehüllt, dessen flacher Ausschnitt bis zu den äußersten Kanten der Schultern reichte. Von dort aus floss es in weiten, hellgrau gefütterten Ärmeln über ihre Arme und umhüllte ihren schmalen Körper sanft. Verziert war es mit Silber gewirkten, schmalen Borten und mit einem schmalen Band unter der Brust gegürtet. Die zerbrechlichen Schlüsselbeine freilassend, betonte es ihre großgewachsene, feingliedrige Statur. Statt Schmuck anzulegen, der ihr zu diesem für ihre Verhältnisse unüblichen Kleid und gerade für den Anlass zu viel erschien, hatte sie die Haare geflochten und hochgesteckt und ein Seidenband darum gewunden. Sie fühlte sich ein wenig verkleidet.

Es war als hätten ihre Eltern insgeheim entschieden ihre Tochter sei nicht patriotisch genug und müsse deshalb in diesem wahr gewordenen Verlester Modetraum in den Landesfarben in Erscheinung treten.

Galant und pflichtschuldig küsste der Besucher den Damen die Hand und setzte sich dann nach Aufforderung mit ihnen an den Tisch, auf dem die Speisen serviert wurden. Als Kenner wählte der Gast den Wein aus, worauf der Hausherr bestand. Hildegard verdrehte kurz die Augen, als keiner hinsah. Sie fand diese Manöver völlig unnötig, die dem Besuch schmeicheln sollten und sie auf irgendeine Art und Weise beeindrucken. Als nächstes folgte bestimmt die obligatorische Anpreisung der unverheirateten Tochter. Hildegard wartete gespannt darauf was ihre Eltern versuchen würden. Wie verzweifelt wollten sie sie wohl an den Mann bringen? Es wäre ohnehin erfolglos, der Mann war ein Langweiler. Das hatte sie bereits nach den ersten Momenten gesehen und alles was er tat und sagte bestätigte sie in dieser Annahme nur. Kein Charme, kein Esprit, nur höfliche Erziehung.

Allein in den letzten zehn Minuten drehte sich alles nur um den Wein den Conrad ausgesucht hatte, beschrieben bis ins kleinste Detail. Dabei hatte sie irgendwann einfach abgeschaltet, denn sie hatte keine Ahnung von Wein und nie behauptet welche zu haben. Das einzige was sie wusste war, dass derjenige den Victor immer für sie holte ihr wirklich gut gefiel. Dieser hier hingegen... nur ein schlechter Abglanz, genau so wie der Mann.

Sie nickte höflich und hob grazil ihr Weinglas, wobei der weiche Seidenstoff des langen Ärmels elegant ihren Arm herabglitt. Sicherlich waren ihre Eltern beeindruckt von der Eleganz die ihre Tochter an den Tag legen konnte, wenn sie wirklich wollte. Aber sie tat es wirklich nur ihnen zuliebe, als einmaligen Gefallen und unterdrückte den stechenden Wunsch ihrem Gegenüber mit ihrem höflichsten Lächeln ins Gesicht zu sagen, dass sein Wein leider keinen Vergleich zu dem ihres Liebhabers Wert war, genau so wie er selbst. Stattdessen lächelte sie und nickte, als Conrad das sanfte Bouquet lobte. In ihren Gedanken nannte sie ihn und den Wein fad.

Als nächstes kam das Gespräch auf das Thema Reisen und Hildegard erhoffte sich wenigstens

jetzt ein wenig interessantere Unterhaltung.

„Als Händler werdet ihr doch sicher auch ein wenig herumgekommen sein, nicht wahr? Was hat euch denn auf euren Reisen bisher am meisten fasziniert, Conrad?“, versuchte sie eine Brücke zu schlagen und ein besprechenswertes Erlebnis aus ihm herauszulocken. „Oh, das ist leicht beantwortet, mein Fräulein. Das faszinierendste ist doch sicher, dass der schönste Ort immer die Heimat ist, nicht wahr? Wo auch immer man hinkommt, man sehnt sich nach dem trauten Heim und sofern man eine Familie hat, die auf einen wartet, ist es die Ankunft daheim, die einen die langen Reisen ertragen lässt.“ Die Geweihte hakte noch einmal nach, nicht glauben wollend, dass dies der einzige Beitrag zum Thema Reisen und Fremde sein konnte.“Ja ja, aber ihr werdet doch sicher auch bereichernde Erfahrungen gemacht haben, Erkenntnisse über fremde Gegenden gewonnen oder ähnliches, vielleicht beeindruckende Naturschauspiele gesehen, interessante Personen getroffen...?“ „Nein, meiner Meinung nach gibt es nichts wirklich wichtiges oder sehenswertes außerhalb, ich Reise vor allem, weil ich muss. Beneidenswert ist das weibliche Geschlecht, dass nicht gezwungen ist das Haus zu verlassen, sofern die Mittel des Mannes es erlauben.“ Freundlich lächelte er sie an und Hildegard versteckte nur mit Mühe und Not eine Entgleisung ihrer Gesichtszüge. War das etwa sein Ernst? Und der ihrer Eltern ebenfalls? Hatten sie ihm überhaupt gesagt wer sie war? „Nunja, es gibt ja tatsächlich auch arbeitende Frauen in dieser Welt und man stelle sich nur vor, sogar solche die selbst durch die Reiche reisen...“. „Oh, natürlich gibt es die!“ bestätigte Conrad eifrig, „aber sollte ich jemals das Glück haben eine anständige Frau zu finden, würde ich meiner Gemahlin das alles ersparen wollen.“ Ungläubig sah die Geweihte ihren Gast aus großen Augen an, „aber was, wenn sie gerne reisen würde? Ich meine, als Begleitung eventuell....?“ „Aber Fräulein Hildegard, welche anständige Frau sollte das schon wollen? Ihre Frau Mutter und Sie...“ An dieser Stelle unterbrach Swanahild in einem verzweifelten Versuch die Situation noch irgendwie zu retten das Gespräch. „Haben Sie schon den Nachtisch probiert? Das ist selbstgemachter Apfelkuchen. Das war schon die liebste Süßspeise unserer Hildegard, als sie noch ein kleines Mädchen war.“ „Oh, tatsächlich? Ich sollte Ihnen unbedingt beim nächsten mal die Äpfel von meinem eigenen Apfelbaum mitbringen, ich ernte viel zu viele nur für mich allein. Ich bin mir sicher Sie können sie viel besser für einen so köstlichen Kuchen verwenden. Vielleicht könnte man auch einen zweiten Baum pflanzen, der Garten wäre groß genug. Ich habe ein kleines, aber solides Haus mit eigenem Garten geerbt und die Vorstellung, dass eines Tages die Enkelkinder etwas von dem Baum haben könnten, den man selbst noch gepflanzt hat ist doch etwas schönes, finden Sie nicht Fräulein Hildegard?“ „Doch doch, Kinder lieben Apfelbäume. Und ich finde bei Häusern kommt es definitiv nicht auf die Größe an, nicht wahr? Es sind die Bewohner die den Mauern Leben geben, egal wie diese gebaut sind und auch wo...“ „Da muss ich Ihnen beipflichten, ich bin erfreut zu hören, dass auch Sie denken, dass die Hausfrau das Herz des Hauses ist und wenn sie ihre Aufgabe mit Liebe und Gewissenhaftigkeit erfüllt, dann ist jedes Heim gleich groß.“ „Eigentlich dachte ich eher daran, dass man gemeinsam...“ setzte Hildegard an zu sagen, als sich Giselher einmischte. „Möchten Sie vielleicht noch etwas von dem Wein, Conrad? Und mögen Sie eigentlich auch fremdländische Speisen? Unsere Hildegard hat ein paar sehr gute Freunde, die ursprünglich aus dem weiten Norden kommen, es sind Zwerge. Und sowieso ist sie sehr an fremden Kulturen und auch Sprachen interessiert, nicht wahr? Sie beherrscht sowohl Elfisch als auch Zwergisch.“ „Oh, tatsächlich?“ antwortete Conrad erfreut mit einem anerkennenden Nicken zu Giselher. Dann drehte er sich lächelnd zu Hildegard, „was für eine Zierde für eine hübsche Frau.“ Conrad hob sein Weinglas ein Stück weit. „Aber belasten Sie ihr hübsches Köpfchen nur nicht allzu sehr mit ernsten Dingen. Elfische Lyrik und zwergische Epik mag ja schön sein, aber aus anderen Themen sollten Frauen sich lieber heraushalten. Denken Sie nicht, Giselher?“ „Nunja, meine Frau hat ihre Töchter ebenfalls Buchhaltung lernen lassen und Hildegard ist durchaus in der Lage..“ „Zu Rechnen, Schreiben und zu Lesen. Und sich selbst zu verteidigen und eine Meinung zu bilden, vielen Dank Giselher.“ Hildegard löste ihre verkrampften Hände aus ihrem Rockschoß. „Ich fürchte meine Eltern haben vergessen Ihnen gegenüber eine Kleinigkeit zu erwähnen, Herr Conrad. Ich bin eine Geweihte...“, „Oh...“, „...der Sehanine....“, „Oooh...“, „Ja, genau. Ich beherrsche nicht nur Elfisch, Zwergisch und Buchhaltung, ich bin auch ausgebildet in diversen Kampftechniken und ja, durchaus sehr interessiert an verschiedenen Kulturen. Und ich schätze die Erfahrungen neue Orte und Menschen kennen zu lernen, ich würde mich nur sehr ungerne in ein kleines, wenn auch solides Haus mit eigenem Garten mit Apfelbaum einsperren lassen. So gerne ich auch beweisen würde, dass auch arbeitende Frauen mit Welterfahrung anständig sein können, so sehr fürchte ich auch, dass mein Horizont zu groß ist für Ihr Anwesen. Außerdem muss ich sagen, dass ich das Bouquet dieses Weines leider eher kurz und klein finde, langweilig im Abgang und eher müde. Guten Abend.“. Damit erhob sie sich und verließ würdevoll die versammelte Abendgesellschaft um sich auf ihr Zimmer zurückzuziehen.

Damit hatte sich das Thema Herr Conrad endgültig erledigt und ihre Eltern waren nicht einmal böse darum. Sie schienen sogar ein wenig geknickt, dass sie eine so schlechte Wahl getroffen zu haben schienen. Aber die beiden kamen wohl nur in sehr wenigen Punkten überein, das sahen auch Hildegards Eltern. Dem nächsten Gast würden sie wohl doch besser vorher sagen, dass ihre Tochter eine weitgereiste Klerikerin ist, um gewisse Peinlichkeiten auszuschließen.
 

Innerhalb der nächsten zwei Wochen verfiel Hildegard immer mehr in eine schwermütige Stimmung und zwang sich lediglich für die beiden kurzfristig arrangierten Treffen mit „freundlichen Kollegen, die nur einmal zum Essen vorbeischauen wollten“ und - selbstverständlich rein zufällig ohne Frau waren – ein freundliches Lächeln aufzulegen. Immerhin konnten die beiden Männer nichts für dieses unangenehme Arrangement, weshalb die junge Frau versuchte beide Treffen mit ausgesuchter Höflichkeit und freundlichen Gesprächen zu absolvieren, allerdings nicht ohne deutlich zu machen, dass sie grundsätzlich nicht an einer Verbindung interessiert sei. Das Erlebnis mit Herr Conrad hatte sie sehr ernüchtert und sie zweifelte bereits stark daran, dass es überhaupt Männer geben sollte, die bereit wären ihr eine Chance zu geben, sobald sie mehr über sie wussten. So lange alle Männer die sie traf so dachten wie Conrad, hatte sie doch gar keine andere Chance als sich zu freuen, wenn sie immerhin einen Liebhaber fand dem es egal war, dass sie kein jungfräuliches Hausmütterchen war und der trotz Klerikalen Weihen noch eine Frau in ihr sah. Nicht ohne Grund war Narsil de Varro ihr erster Mann gewesen.
 

Trotz Hildegards Bedenken hatten ihre Eltern kurz nach ihrer Ankunft in Weyersdorf zwei weitere Männer zu sich eingeladen. Es war anzunehmen, dass der erste von beiden potentiellen Heiratskandidaten, ein Junggeselle Mitte 30, sich eher von der Hoffnung hatte verleiten lassen, dass die jüngste Tochter des Hauses ihrer Mutter ähnlich sehe. Sein überraschtes Gesicht als ihm eine große Blondine vorgestellt wurde - die ihm fast auf Augenhöhe begegnete - sprach ebenso dafür, wie sein Befremden gegenüber der Frau, die sich mit der Selbstverständlichkeit einer kampferfahrenen Geweihten bewegte, die schon in verschiedensten Situationen wortwörtlich ihren Mann stehen musste und keinerlei Anstalten machte für ihn ein lieblich-devotes Verhalten aufzulegen. Sie hatte es nicht nötig für ihn zu kokettieren, oder sich kleiner zu machen. Diese Erkenntnis hatte sie aus dem letzten Treffen mit Conrad gewonnen. Und wenn das ein Problem war, dann wäre sie eben nicht die richtige Frau. Und im Grunde musste sie auch gar nicht heiraten, dachte Hildegard. Wieso nicht so lange Victors Geliebte sein wie er sie wollte und wenn nicht mehr, irgendwo an einem ruhigen Fleckchen sesshaft werden? Sie konnte auch ihren Namen ablegen und ganz von vorne beginnen. Was wäre daran so verwerflich? Bevor sie zwanghaft einen Kerl wie diesen nahm - sie beobachtete gerade wie er versuchte sie unauffällig zu mustern und sein abschätziger Blick sprach Bände - konnte sie auch alleine bleiben. Er würde sie doch sowieso nicht wollen, ganz so wie er sie ansah.

Tonlos seufzend schob sie ihr Glas vor sich her und rührte lustlos in der Suppe.

Mit Victor war sie glücklich gewesen, er hatte sie gewollt. Wollte sie hoffentlich noch immer. Und in Malfori hatte keinen interessiert wer sie war, problematisch wurde es erst in Verlest.

Ihn hatte nicht interessiert ob sie andere Männer vor ihm gehabt hatte, ob sie nur Händlerstochter war oder was auch immer. Er hatte sie ernst genug genommen um mit ihr über das zu sprechen, was er gerade las, Naturphilosophie, terranisch. Er ließ sie teilhaben an seiner Arbeit! Und verdammt sollte sie sein, wenn sie das nicht zu schätzen wüsste. Und ja, sie wollte ihn, wollte ihn wie keinen anderen. Vielleicht hätten sie doch eines Tages gemeinsame Kinder und sie würde in Malfori sesshaft werden? Sicher wäre sie glücklicher mit ihm in dieser wie auch immer gearteten Zeit, als wenn sie ein ganzes Leben mit 'Herr-ich-hab-Angst-vor-großen-Frauen' verbringen müsste. Was verlor sie dabei bitte schon?

Verdrossen sah sie zu ihrem aktuellen Gast hinüber. „Bitte entschuldigen Sie Herr Alfred, was hatten Sie gerade über die aktuellen Absatzmärkte in Ravensloft gesagt? Manchmal verstehe ich Sie leider etwas schlechter, wenn Sie sich beim Sprechen so sehr in Giselhers Richtung drehen.“ Alfred war die überraschende Einmischung Hildegards sichtlich peinlich, denn er hatte schon seit einer halben Stunde an der teilnahmslosen Frau vorbei mit ihrem Stiefvater gesprochen. „Oh, es war nichts wichtiges, Fräulein Hildegard. Es geht nur um die Geschäfte, das ist eher ein Gespräch für uns Männer unter uns. Ihr Vater und ich sind Kollegen...“ „Das ist mir durchaus bewusst, Herr Alfred. Immerhin wurden Sie mir als Kollege vorgestellt und unterhalten sich jetzt schon seit der Vorspeise nur mit meinem Stiefvater über die aktuelle Preislage verschiedener Stoffe und die Veränderungen des Absatzmarktes. Ich habe durchaus Ohren, wie Ihnen bereits aufgefallen sein dürfte, wo sie doch immer wieder so angestrengt an meinem Gesicht vorbei darauf starren. Ich beiße übrigens nicht, oder würde das noch etwas verbessern?“ Nun lief Kollege Alfred sichtbar rot an vor Zorn. Er war es nicht gewohnt, dass irgendjemand so mit ihm redete und schon gar nicht die Tochter eines Kollegen, die er extra zu sehen gekommen war, um sie als potentielle gute Partie zu begutachten. Leider entsprach sie so gar nicht seinen Erwartungen, viel zu groß, viel zu unelegant und am schlimmsten, viel zu vorlaut.

„Aber Hildegard, Kind!“ fiel Swanahild ganz entrüstet ein, das erste was sie an diesem Abend zum Gespräch beitrug. „Oh, ich dachte nur ich müsste vielleicht irgendwie ausgleichen, dass ich nicht aussehe wie du oder Adalgund. Aber Herr Alfred scheint nicht besonders angetan zu sein von der Aussicht gebissen zu werden, oder? Könnten Sie denn vielleicht noch einmal den Teil wiederholen, wo Sie, ich zitiere, von dem blutsaugenden Ungeheuer erzählen, dass Schuld ist, dass die Situation für alle Verlester Tuchhändler schlechter aussieht? Ich meine ja nur, weil ich mir schwerlich vorstellen kann wie er Ihre Geschäfte in Ravensloft negativ beeinflusst haben könnte. Und haben Sie sich eigentlich mal Gedanken darüber gemacht, wer für den guten Zustand der Straßen sorgt, die Sie nach den Grenzen von Verlest mit Ihren Waren befahren?“ „Nun reicht es aber wirklich! Bitte entschuldigen Sie mich, Herr Giselher, aber Sie können nicht erwarten, dass ich mir das weiter von Ihrer Tochter bieten lasse! Zumindest wundert es mich nicht länger, wieso sie dieses reizlose Weibsbild noch nicht losgeworden sind. Guten Abend noch.“ Damit warf Alfred seine Serviette auf das Tischtuch und verließ den Raum. Hildegard ließ den Kopf hängen und starrte auf die Hände in ihrem Schoß. Hatte sie das wirklich gerade getan? Sie wollte ihren Eltern wirklich keinen Ärger machen, aber irgendwann hatte sie sich einfach nicht mehr beherrschen können. Eine halbe Stunde lang hatte sie mitangesehen wie er sie mied und nur ab und zu musterte wie ein hässliches Zugpferd, aber als er dann noch anfing über Victor herzuziehen... Und sie wusste wie viel Zeit, Mühe und Geld Victor in die Sorge für eben solche Leute steckte, und dann waren sie undankbar und beleidigend... Irgendwann wurde es ihr einfach zu viel. Leise rollten ein paar Tränen ihr Gesicht herab und sie bedeckte die Augen mit zitternden Händen.

„ Na na. Schon gut Kind. Mach dir keine Sorgen. Er war einfach nicht der richtige für dich, hätte dich nicht gut behandelt. Kein anständiger Kerl. Und ein wichtiger Kollege war er auch nicht.“ Tröstend legte Giselher seiner Stieftochter die Hand auf die Schulter und gab seiner Frau ein unauffälliges Zeichen ihre Tochter doch bitte nach oben zu begleiten. „Bitte...es tut mir leid. Ich will euch doch wirklich nicht in Schwierigkeiten bringen! Ich...liebe euch doch, ihr seid meine Familie...“ mit sanftem Druck schaffte Swanahild ihre schluchzende Tochter nach oben in ihr Zimmer, während sie einige besorgte Blicke mit ihrem Mann Giselher austauschte, der grübelnd am Tisch zurück blieb.

Später saß Swanahild noch am Bett ihrer Tochter, die mittlerweile sehr still geworden war. Völlig in sich versunken starrte sie ins Leere, während ihre Mutter ihr über den Arm streichelte. Allein der Anblick brach der Mutter fast das Herz.

„Schätzchen, ich weiß du tust das gerade uns zuliebe. Und wir wollen wirklich nur dein Bestes. Aber ich kann einfach nicht mitansehen, wie du darunter leidest. Wir sagen das ganze einfach ab, oder du bleibst zumindest in Ruhe hier oben, wenn Herr Hinrich vorbeikommt. Um ihn auszuladen, ist das ganze wohl schon zu kurzfristig...“

„Nein nein, schon gut Mutter. Wie sähe das denn aus, wenn die Tochter sich gar nicht blicken ließe... Ich gebe mir Mühe mich diesmal besser zu benehmen.“

Swanahild schluckte. „Wir sagen einfach du bist plötzlich erkrankt, Hildegard. Ein leichtes Fieber...“ „Nein, das musst du nicht tun.“ Unterbrach sie Hildegard und hielt die streichelnde Hand ihrer Mutter sanft fest. Sie blickte ihr in die Augen. „Ich schaffe das schon, Mutter. Immerhin bin ich doch schon groß, oder? Was wäre ich für eine schlechte Geweihte, wenn ich damit nicht fertig werden würde? Wie sollte ich dann anderen Menschen eine Hilfe oder Stütze sein? Wir bekommen das schon hin.“

Stolz und gerührt sah Swanahild ihre jüngste Tochter an und nickte. „In Ordnung, Hildegard. Hinrich ist aber auch wirklich ein sehr netter Mann, ich kenne ihn bereits seit längerem. Diesmal bin ich mir sicher, dass ihr euch gut verstehen werdet. Ansonsten würde ich dir das unmöglich noch einmal antun können.“ Sie küsste ihrer Tochter die Stirn und stand auf. „Gute Nacht Häschen, schlaf gut.“ Dann verließ sie das Zimmer und kehrte zurück zu ihrem Mann, der sie bereits erwartete.
 

Am nächsten Tag erschien Hildegard sittsam gekleidet in eine Cottehardie aus fester, rostroter Seide. Die Kanten der Ärmel und der Ausschnitt waren versehen mit kleinen Stickereien von gelben und orangeroten Blüten, die mit dunkelgrünen Blattwerk miteinander verbunden waren. Unauffällig blitzte das eierschalenweiße Innenfutter des Kleides an diesen Stellen hervor. Die Reihe kleiner Messingknöpfe lief wie Schmuck über ihre Brust hinunter.

Das lange Haar hatte die Mutter an diesem Morgen persönlich mit unzähligen Bürstenstrichen gekämmt, indem sie immer wieder beruhigend durch das Haar ihrer Tochter fuhr. Anschließend hatte die junge Frau ihr Haar geflochten und in einem Knoten am Hinterkopf zusammengefasst.

Die Stimmung im Hause war eher gedrückt, als der Besuch ihnen angekündigt wurde.

Formvollendet, aber mit höflicher Zurückhaltung begrüßte der Händlerkollege und Witwer Hinrich die Damen und setzte sich mit ihnen an den Esstisch. Er machte weder Anstalten Hildegard mit irgendetwas speziell beeindrucken zu wollen, noch nahm er sie oder ihre Mutter vom angeregten Gespräch aus. Seine ungekünstelte Art und die freundlichen braunen Augen nahmen Hildegard genug für den sympathischen Witwer ein, als dass die Stimmung im Laufe des Essens sich deutlich lockerte. Hinrich war etwa im gleichen Alter wie ihr Stiefvater, hatte eigene Kinder von denen er liebevoll erzählte, der jüngste würde einmal sein Nachfolger werden, während der ältere Sohn eine Anstellung im Dienste eines Verlester Stadtbeamten hatte, und erweckte nicht den Eindruck irgendwelche Erwartungen an Hildegard zu stellen. Er schien tatsächlich nur für ein gemütliches gemeinsames Essen vorbeigekommen zu sein.

Besonders angetan war Hildegard von Hinrichs Erzählungen über seine Reisen, es erinnerte sie an die Zeit als kleines Mädchen, als ihr Vater nach jeder Geschäftsreise ausmalen musste was er gesehen hatte, in den buntesten Farben die ihm zur Verfügung standen.

„Das klingt wirklich sehr faszinierend, was Ihr da erzählt, Hinrich! Ich habe noch nie einem elfischen Fest am Nebelmeer beiwohnen dürfen. Noch nicht einmal den Flug der Wyvern habe ich wirklich selbst gesehen!“ „Wenn ihr wollt, Fräulein Hildegard, könnt Ihr mich mit eurer Familie beim nächsten mal gerne begleiten. Mein ältester Sohn wird ebenfalls seine Verlobte mitbringen, die dem Schauspiel zum ersten mal beiwohnt. Und wenn es euch wirklich interessiert, ein Bekannter hat ein Buch speziell zu diesem Thema verfasst, ich könnte euch vorab ein Exemplar vorbeibringen. Natürlich nur, wenn ihr wollt.“, bot Hinrich höflich an. Hildegard drückte kurz seine Hand. „Aber selbstverständlich, wenn man schon einmal die Gelegenheit bekommt! Aber bitte macht Euch wegen mir keine Mühe, nur wenn es sich auch wirklich einrichten lässt. Nicht wahr, Mutter?“ Swanahild nickte. Erfreut lächelte Hinrich in die Runde. „Ach was, wenn junge Leute sich noch für so etwas traditionelles interessieren, ist das doch immer alle Mühe wert und ein Grund zur Freude. Seid Ihr auch an traditionellen Festen anderer Regionen interessiert? Ich sehe Ihr tragt das Zeichen einer Sehanine-Geweihten. Ein äußerst respektabler Stand, wenn ich das so sagen darf. Es heißt viele der Geweihten dieser Kirche besäßen ein reges Interesse an kulturellem Austausch und hätten einen Sinn für die Schönheit der Natur.“ Hildegard nickte eifrig. „Ja, auf meinen Reisen gehören die vielen Dinge die ich von anderen Regionen und auch anderen Personen gelernt habe zu den wichtigsten Erfahrungen. Der Austausch mit anderen Rassen und Religionen ist wirklich wichtig, wenn man nicht nur in seiner eigenen kleinen Welt leben will. Es gibt vieles, was über das Offensichtliche und Ertastbare hinausgeht. Und nur Wissen und Erfahrung bringen uns weiter.

Außerdem sind Menschen doch unheimlich spannend, oder? Was natürlich auch für Zwerge und Elfen gilt.“

„Hildegard hat auch einige zwergische Freunde, nicht wahr Liebling? Und dann wäre da noch dieser sympathische Elfen-Hauptmann, der diese Überraschungsfeier für sie zum Geburtstag geplant hat...“ „Du meinst Elaril vom Eiswasser, richtig?“ unterbrach Hildegard ihre Mutter, ohne zu erwähnen, dass Elaril im Grunde nur von Victor vorgeschickt wurde. Ihre Eltern wussten dies auch ohne ihren Einwand. „Ja, genau! Und im letzten Jahr hast du doch deinen Freund Dvalinn und diese Zwergen-Gesandtschaft in den hohen Norden begleitet.“ „Ja, witziger weise wollten wir nur Dvalinns Familie in Khazad Sosnojask besuchen, haben uns die Wegstrecke aber mit einer Gesandtschaft des Königs unter dem Berge geteilt. Balint Steingesicht hat die Delegation angeführt und unter ihnen war sogar ein Kleriker des Dumathoin. Es sind richtige Freundschaften entstanden in der Zeit und ich selbst stehe heute noch mit dem Kleriker in Kontakt.“ Hildegard lachte in Erinnerung an die deftigen Zwergen-Feiern und schwor Hellond bald wieder einen Brief zu senden. Hinrich hörte interessiert zu und hakte dann ein. „Das klingt ja wirklich nach einem großen Glücksfall, nicht jeder Mensch erfährt die Ehre mit einer Delegation von Balint Steingesicht reisen zu dürfen. Ich bin mir sicher, ihr werdet viel dort im Norden gesehen haben und auch weite Kontakte geknüpft. Stimmt es, was man über zwergisches Essen sagt?“ „Wenn man sagt, dass es für Menschen so gut wie ungenießbar ist, dann ja.“ witzelte Hildegard. „Und ihr habt ganz Recht, es war wirklich ein besonderer Glücksfall für uns. Allein die Gesellschaft, und dann noch das Wissen was sie vermittelt haben. Ihr spielt nicht zufällig Zwergen-Schach, Hinrich? Wenn ich nicht in Lur bin, fehlt mir tatsächlich ein Übungs-Partner.“ Freundlich blickten Hinrichs Augen auf die vielversprechende junge Frau vor sich. Sollte sie einwilligen, wären ihre Kontakte sicherlich nur zum beiderseitigen Vorteil. Ganz zu schweigen von den Gesprächen, die sich nicht nur um die neueste Mode und den letzten gesellschaftlichen Anlass drehen mussten. Söhne hatte seine verstorbene Frau ihm glücklicherweise schon geschenkt, aber seit ihrem Tod vermisste er die Gesellschaft, die gemeinsamen Abende und die Gespräche am morgendlichen Frühstückstisch. Und Hildegard wäre womöglich sogar daran interessiert sich am Geschäft zu beteiligen. Auf jeden Fall faszinierte ihn ihre Begeisterungsfähigkeit.

„Zwergenschach leider nicht, aber wäre Ihnen auch ganz gewöhnliches Schach Recht, mein Fräulein? Dann ließe sich sicher etwas arrangieren.“ 'So stelle ich mir meinen Onkel vor, wenn ich einen hätte', dachte Hildegard. '“Schade, dass sie doch so weit weg wohnen, Herr Hinrich. Aber ich bin mir sicher, dass sich ein Abend finden lassen wird, an dem wir beide Zeit hätten.“ „Mit Sicherheit, Fräulein Hildegard.“

Längst war die Zeit fortgeschritten seit dem Mittagessen und man war zu Tee und Kuchen übergegangen, den dienstbare Hände zwischendurch auf ein Zeichen der Hausherrin hin aufgetragen hatten. Es gab selbstgebackenen Obstkuchen, eine Spezialität von Swanahild die ausgiebig von allen gelobt wurde. Nach dem letzten Bissen ließ Hinrich nachdenklich das Besteck sinken und warf einen Blick nach draußen. Es wäre sicherlich besser ein paar Dinge mit Hildegard allein, ohne das Beisein ihrer Eltern zu besprechen. „Was für ein wundervoller Kuchen! Allerdings würde ich mir nach dem Essen sehr gerne ein wenig die Füße vertreten. Wie wäre es, Fräulein Hildegard, würden Sie mich für einen kleinen Spaziergang nach draußen begleiten und mir den Garten zeigen, von dem ich schon so viel gehört habe?“ „Aber gerne doch!“ willigte Hildegard ein, die sich ebenfalls nach ein wenig frischer Luft sehnte. Höflich kam Hinrich um den Tisch herum, half der jungen Dame auf und geleitete sie unter den wohlwollenden Blicken der Eltern nach draußen, während die Geweihte fröhlich weiterplapperte. Nach den letzten Treffen war dieses eine reine Erholung und sie hatte längst den Grund seines Besuches verdrängt, sah ihn nur noch als den Freund ihrer Eltern, der zum Essen zu Besuch kam und sich ausnahmsweise für ihre Meinung und ihre Geschichten interessierte.
 

Ihre Eltern blieben derweil am Esstisch sitzen und warfen sich vielsagende Blicke zu. Keiner wagte es auszusprechen, bevor die Tochter mit den guten Nachrichten wieder zurück kam, aber beide glaubten sie mit Hinrich letztendlich doch noch einen treffenden Mann gefunden zu haben. Swanahild war die erste die das Schweigen brach: „Nun, ich bin ja mal gespannt, was uns die beiden zu erzählen haben, wenn sie zurück sind. Ich bin mir sicher sie werden gerade noch ein paar...wichtige Dinge zu klären haben, meinst du nicht Giselher?“ „Du möchtest doch nur von mir hören, dass ich deine Vermutung teile, oder Liebling? Wenn das so ist, dann stimme ich dir zu, ja. Ich denke auch, dass die beiden sich ausgesprochen gut zu verstehen scheinen. Aber warten wir lieber erst einmal ab. Bevor wir es nicht selbst aus dem Mund deiner Tochter hören, ist nichts sicher.“ „Das stimmt, Schatz. Aber ich denke diesmal passt es. Und keiner wird dieser Verbindung abgeneigt sein. Wir hätten gleich daran denken können, dass jemand so weit gereistes selbst jemanden mit Erfahrungen bevorzugen könnte.“
 

Die beiden Hauptpersonen um die sich dieses Gespräch drehte, traten im gleichen Moment auf einen der Rosensträucher zu, die dem Haus seinen Namen gaben. Hildegard strich sanft über ein paar aufgeblühte Rosenblüten und befühlte die samtige Oberfläche der Blütenblätter. Wie sehr sie sich doch mittlerweile nach Malfori, dem Rosengarten dort und vor allem nach ihm sehnte.

Mit einem leisen Räuspern unterbrach Hinrich die Gedanken der Klerikerin. „Darf ich?“ Vorsichtig brach er eine der Blüten ab, entfernte ein paar Dornen und steckte die Rose behutsam in Hildegards Haarknoten. Dabei strich er so sanft über ihr Haar, dass sie es kaum spürte. Als er sie wieder anblickte um sein Werk zu bewundern, sah die Geweihte ihn unerwartet traurig an.

„Was habt ihr denn plötzlich, Fräulein Hildegard? Habe ich etwas falsch gemacht, bin ich euch vielleicht zu nahe getreten? Wenn Ihr es wünscht, können wir auch alles ein wenig langsamer angehen.“ „Nein nein, Ihr habt euch absolut nichts vorzuwerfen Hinrich! Ich war nur kurz in Gedanken woanders, es tut mir leid. Ich muss um Verzeihung bitten.“

„Keineswegs, Fräulein Hildegard. Es ist ja nur natürlich, wenn eine junge Frau wie Sie bei diesem Thema etwas nervös wird. Ich möchte aber keineswegs, dass es für Sie unangenehm wird. Deshalb dachte ich es sei besser, wenn wir uns ohne Ihre Eltern noch einmal unterhalten. Sie sind eine wunderhübsche, interessante Frau, Hildegard. Ich bewundere Ihre Einstellung und denke, dass wir beide eine durchaus gute Ehe führen könnten, sofern Sie ebenfalls nicht abgeneigt wären. Sie könnten ein Leben vor den Toren Verlest führen, einer der schönsten Städte der Reiche. Ich würde mich auch über Ihre Begleitung auf der einen oder anderen Reise freuen und hätte nichts dagegen, wenn Sie ihre Freundschaften weiter pflegen. Außerdem habe ich bereits zwei erwachsene Söhne, wir ständen diesbezüglich also unter keinerlei Druck und könnten uns Zeit lassen, je nachdem wie Sie sich am wohlsten fühlen.“

Hildegard hatte Hinrich erst mit offenem Erstaunen, dann mit fast weinerlichem Blick angesehen. Der Schreck war ihr bis in die Knochen gefahren, so bald sie realisiert hatte, wovon er sprach. Jetzt wagte sie es gar nicht ihn zu unterbrechen, weil sie nicht wusste was sie ihm sagen sollte, dass ihre Situation auf schonendste Art deutlich machte. Aber sie hatte ihm offensichtlich gedankenlos Hoffnung auf eine Zusage gemacht, die sie ihm nicht würde geben können. Nicht einmal für ihre Familie konnte sie alles verleugnen. Es würde bedeuten auch ihren Glauben zu verraten. Nein, das konnte sie nicht.

Hinrich, der die feuchten Augen der Geweihten für Rührung hielt, die es im Grunde ja auch war, seufzte am Ende seines Vortrages und blickte die junge Frau liebevoll an. „Haben Sie keine Angst offen zu sprechen, Fräulein Hildegard. Was halten sie von dem allen?“ Betreten schluckte sie und schlug kurz die Augen nieder. „Ich....ich danke Ihnen Hinrich für Ihre Ehrlichkeit und ihr aufrichtiges Wohlwollen. Leider muss ich Sie erneut um Verzeihung bitten, doch diesmal dafür Ihnen keine positive Antwort geben zu können. Sie sind ein wunderbarer Mann und ich habe das Gespräch mit Ihnen wirklich sehr genossen, allerdings...“, sie blickte sich kurz absichernd nach Zuhörern um, ihre Stimme klang belegt, „kann ich Ihnen mein Herz nicht versprechen, da ich es bereits einem anderen Mann geschenkt habe.“ Hinrich stutzte. Trotz seiner Enttäuschung tat ihm Hildegard in diesem Moment mehr leid, sie wirkte plötzlich so zerbrechlich und ihr Blick war voller Kummer. Er hatte nur eine vielversprechende Partie verloren, keine Liebe. Aber sie schien von deutlich üblerem geplagt. „Aber wieso sagen Sie das nicht einfach Ihren Eltern, Fräulein Hildegard? Ich bin mir sicher sie wären erfreut, dass sie jemanden gefunden haben, der Ihnen offensichtlich so viel bedeutet.“ Bedrückt neigte Hildegard den Kopf. „Das sind sie leider nicht, sie haben ihn vor drei Wochen kennen gelernt und waren nicht besonders erfreut. Er... ist ein wundervoller Mann, aber leider nicht das was meine Eltern sich gewünscht hätten. Es ist beiderseits eine, wie soll ich sagen, unpassende Partie: Und die Umstände... ich möchte Sie da wirklich nicht mit belasten, Herr Hinrich.“ Nun hätte er der Geweihten am liebsten beruhigend auf den schmalen Rücken geklopft. Wenn sie seine Tochter wäre, würde er vielleicht auch anders handeln, aber in dieser Situation hatte er nur einen guten Rat: „Reden Sie doch noch einmal in Ruhe mit Ihren Eltern darüber und auch mit ihm. Vielleicht lässt sich ja doch noch eine befriedigende Lösung für alles finden. Und falls nicht...“, scherzte er, um die Situation ein wenig aufzulockern. „Sie wissen ja jetzt wie Sie mich erreichen, nicht wahr Fräulein Hildegard?“ Sie lächelte tatsächlich und schenkte ihm einen warmen Blick. „Es bleibt übrigens bei der Einladung, ich hoffe Sie können sie wahrnehmen.“ Hildegard griff seine Hand und drückte sie kurz. „Vielen Dank, Herr Hinrich. Sie können sich kaum vorstellen wie dankbar und erleichtert ich jetzt bin.“ „Doch, das kann ich.“ lächelte der Händler. „Wären Sie so gut sich in meinem Namen nochmal bei Ihren Eltern zu bedanken? Es war ein wirklich schöner Tag, aber ich sollte so langsam aufbrechen, bevor es zu spät wird. Ich denke wir hören voneinander?“ „Mit Sicherheit!“ antwortete Hildegard freudig lächelnd und begleitete ihren Besuch bis er vom Hof ritt. Dann ging sie zurück zu ihren Eltern und wappnete sich innerlich für ein Gewitter.

Zwei aufmerksame Augenpaare richteten sich voller Spannung auf die eintretende Klerikerin und fragten still in den Raum hinein. „Und? Wo ist Herr Hinrich? Was habt ihr besprochen?“ Hildegard seufzte, setzte sich zu ihren Eltern an den Tisch, legte die Hände ruhig auf die Decke und begann dann erst zu sprechen. „Es tut mir wirklich leid, aber ich kann das nicht. Hinrich lässt euch lieb grüßen, die Einladung gilt noch und er bedankt sich für den schönen Tag und das leckere Essen. Wir sollten ihm irgendwann einen Gegenbesuch abstatten, aber nicht mit mir als Heiratskandidatin.“ Enttäuscht blickten ihre Eltern sich an. „Also doch nicht, wie schade... Nunja, es ist wie es ist, man kann es schlecht erzwingen.“ Besorgt und fragend sah Giselher sie an. „Was gedenkst du nun zu tun, Hildegard?“ „Ich weiß es nicht. Aber.... nein, ich weiß es wirklich nicht.“ Sie vergrub den Kopf in den Armen. „Ist es okay, wenn ich eben zu Adalgund gehe?“ Die Eltern bejahten und ließen ihre Tochter nachdenklich ziehen.
 

Die ältere Schwester Adalgund, die mit ihrem Mann und den zwei Kindern in einem Haus ein ganzes Stück nach Weyersdorf rein, lebte, war schon immer ein ganz anderer Typ gewesen als Hildegard. Als Kinder hatten sie nicht viel gemeinsam gehabt, eine kam nach der Mutter und die andere wollte lieber draußen mit den Jungs auf Bäume klettern, anstatt weiter an dem schönen Stickmuster zu arbeiten. Doch als Erwachsene hatten sie sich neu angenähert und waren nach Hildegards Rückkehr in den Schoß der Familie Freundinnen geworden. Als eine der ganz wenigen Frauen im Bekanntenkreis der Klerikerin war Adalgund, kurz Ada genannt, einer der wichtigsten Gesprächspartner bei speziellen Themen. Und die unschickliche, aber intensive Liebesbeziehung zu einem älteren Mann, seines Zeichens Fürst von Malfori und Staatsfeind Nummer eins, gehörte mit Sicherheit zu den ganz speziellen Themen.

Als Hildegard von Weyersdorf das Haus ihrer Schwester erreichte, neigte sich der Abend über das Land und die überraschte Adalgund wollte sogleich die Neuigkeiten über Hildegards Treffen hören. Doch als sie den Gesichtsausdruck ihrer jüngeren Schwester sah, beschloss sie erst einmal ihre Kinder zu Bett zu bringen und dann in Ruhe ein paar Frauengespräche zu führen.

Als sie es sich schließlich in der guten Stube am Kamin gemütlich gemacht hatten, wartete die junge Hausfrau ab, bis ihre Schwester lange genug in die Flammen gestarrt hatte und reden wollte. Vorsichtig setzte Hildegard an zu erzählen. „Du erinnerst dich ja an die Überraschungsfeier für mich in Lur, richtig? Und auch, dass danach alles irgendwie seltsam war bei uns und plötzlich diese ganzen Treffen mit Männern für mich einberaumt wurden?“ Adalgund nickte. „Aber du weißt nicht, warum das so ist, oder?“ „Nunja“, antwortete die zweifache Mutter, „ich weiß, dass ihr mich sehr aus allem herausgehalten habt, ich hoffe doch nicht wegen meiner Schwangerschaft? Aber ich weiß auch, dass Leo sehr schlecht den Mund halten kann, wenn es um seine Schwestern geht. Und das vor allem mir gegenüber, immerhin kenne ich ihn schon seit fünfundzwangig Jahren, da wird es schwer mir so etwas wichtiges zu verheimlichen.“ „Du weißt also von unserem Überraschungsgast, von dem niemand vorher etwas ahnte?“ „Es ist also wahr, Hildegard? Ich konnte es nicht so recht glauben, als ich es hörte. Nicht einmal von Leopold.... aber... du hast also wirklich einen Liebhaber, ja?“

Hildegard grinste schief. „Ist es wirklich das, was dich am meisten erstaunt? Er ist nicht mein erster, wenn wir schon dabei sind. Aber erzähl das bloß nicht weiter, derjenige welcher war dummerweise auch dort und ich hatte schon Angst es würde noch Ärger geben deshalb.“ „Ärger wegen wem?“ fragte Adalgund zurück. „Ach, wegen allen eigentlich...“, seufzte Hildegard. „Hat... hat Leopold erwähnt um wen es sich handelt?“ Adalgund nickte. „Ja, hat er tatsächlich. Das ist also auch wahr, ja Hildegard? Ich meine... wirklich Victor von Malfori?“ Diesmal war es an der Geweihten zu nicken. „Ja, das ist wahr Adalgund. Wirklich und wahrhaftig der Staatsfeind. Ich weiß... das muss ein ziemlicher Schock gewesen sein...“, „Ohja, das war es allerdings Liebes!“, „...und es klingt vermutlich nach wie vor etwas unglaubwürdig...“, „Auch das muss ich bejahen, Hildegard...“, „Vielen Dank für dein Vertrauen in mich.“, schloss die Klerikerin zähneknirschend.

„Du musst zugeben, es kann einen doch etwas überfordern, wenn der eigene Bruder mit der Nachricht rausrückt, dass die kleine Schwester eine Liaison mit einem Fürsten begonnen hat. Und dann wäre es auch mehr oder weniger egal mit welchem, schockierend wäre es alle mal.“, antwortete Adalgund mit einem Schulterzucken. Hildegard lehnte sich in ihrem Polster zurück. „Es hätte ja noch schlimmer kommen können.“ „Wohl kaum, Hildegard.“ Geknickt sah die Klerikerin ihre Schwester an. „Du hast Recht.“ Sie seufzte. „Als Verlesterin habe ich vermutlich den schlimmsten Frevel begangen. Als Frau... ist mir das alles reichlich egal. Ich meine...“ hilflos warf sie die Arme in die Luft. „Ist es denn so schlimm?“ fragte Adalgund neugierig. „Wie... ist er denn so?“ Hildegard legte den Kopf schief und sah ihre Schwester skeptisch an. „Wie meinst du das, Ada?“ „Naja, ich habe ihn immerhin noch nie getroffen, nicht wie ihr. Und wenn mein kleines Schwesterchen sich ausgerechnet dem erklärten Erzfeind an den Hals wirft, dann muss ja irgendwas an ihm sehr ...überzeugend sein.“ Genüsslich beobachtete Ada wie ihre Schwester rot wurde bis unter beide Ohren. „...ich bin größer als du, Ada. Immer noch....“ „Keine Ausflüchte, Hildegard! Sag mir was dran ist an dem Mann!“ Hildegards Gesichtsfarbe wurde noch dunkler und sie stammelte vor sich hin. „Er, äh... ist äußerst charmant, sieht gut aus, groß, blond, tolle grüne Augen... aber eigentlich ist es nicht das, was du hören willst, oder?“

„Nein. Es ist auch kaum sein Titel, der dich so spontan überzeugt hat. Stehst du auf ältere Männer? Dämonen? Beißt er? Ist er gut im Bett?“ „..er ist wirklich ein sehr zuvorkommender Mann, groß und... seine Augen... ach, verdammt! Ada du ziehst mich doch eh nur auf! Lerne ihn gefälligst selbst kennen!“

Die werdende Mutter sah auf ihren runden Bauch herab. „Das hätte ich ja gern getan, aber die Reise war dafür doch schon etwas zu weit in dem Moment. Außerdem hat mich ja niemand vorgewarnt.“ „Mich ja auch nicht, Adalgund, mich auch nicht. Ich würde ihn dir ja gerne ein andermal vorstellen, wenn ich ihn je wiedersehen darf....“, seufzte eine traurige Hildegard. „So schlimm?“ zweifelte Adalgund. „Aber... ist Victor von Malfori nicht... ein Dämon? Ich meine, wie kommt es, dass ausgerechnet er? Und ausgerechnet du? Was treibt dich ausgerechnet zum Fürsten von Malfori und was treibt einen Dämon dazu sich überhaupt für eine Frau wie dich, ich meine natürlich eine menschliche, bürgerliche Frau, zu interessieren?“

„Den zweiten Teil kann ich dir schlecht beantworten, Ada. Ich frage mich das auch nach wie vor. Ich bin nur ein Mensch, weder von Stand, noch eine stadtbekannte Schönheit wie Mutter. Oder du.“ An dieser Stelle winkte Adalgund mit ernstem Gesichtsausdruck ab, während Hildegard fortfuhr, „Dann bin ich Wanderklerikerin und komme ausgerechnet noch aus Verlest. Es ist als wäre ich all das, was mich unmöglich machen sollte für ihn in Personalunion! Wenn es nicht der Reiz daran ist, was bewegt diesen Mann dann, Adalgund? Ich wäre froh, wenn ich es wüsste. Wäre ich seine Freundin und nicht seine Geliebte, würde ich ihm wohl auch sagen such dir was besseres. Er könnte mit Sicherheit eine passendere Frau finden die ihm genau so zugetan ist wie ich“, Hildegard seufzte traurig. „Denn du hast Recht, er ist immerhin noch Fürst und Hegemon der Reiche und mal ganz abgesehen davon ist er in erster Linie ein wirklich reizender Mann. Gebildet, höflich und unglaublich zärtlich. Ich hätte nie gedacht, dass es jemanden wie ihn überhaupt gibt, geschweige denn, dass ich das Glück hätte auf ihn zu treffen. Ich weiß, dass meine Sicht auf ihn früher ganz anders war, geprägt vor allem durch verletzten Stolz. Ja, er hat uns erpresst um uns für seine Zwecke einzuspannen, aber wir hätten uns trotzdem weigern können.Was mich stört ist weniger die Tatsache, dass er dieses Mittel gewählt hat, ich weiß auch, dass es für ihn nur natürlich ist jemanden zu schicken, zu dem er sonst keinerlei persönliche Bindung hat, sondern dass er dachte, dass er ausgerechnet mit uns so verfahren könne! Wir waren einfach ersetzbar für ihn, unwichtig, völlig bedeutungslos. Das hat mich so wahnsinnig gestört.“ Hildegard lachte bitter. „Die Geweihte die keine Ameise sein wollte im Königreich des Victor von Malfori und die jetzt fast alles für eben diesen Mann tun würde. Warum ausgerechnet... das ist tatsächlich eine gute Frage Ada.“ Sie legte die Hände in den Schoß und starrte darauf, als ob die weißen Finger ihr eine Antwort geben könnten. Adalgund betrachtete ihre Schwester besorgt. „Ada? Kannst du mir sagen, warum ich darauf keine Antwort habe? Und trotzdem das Gefühl, dass es egal ist und ich einfach nur bei ihm sein will?“ Adalgund ging zu ihrer Schwester, nahm sie in den Arm und drückte sie an sich. Als sie begann zu sprechen, löste sie sich wieder ein Stück und streichelte Hildegards Haar. „Du hast dich ganz offensichtlich verliebt, Hildegard. Und das ist etwas schönes. Ich verstehe nur nicht ganz, wie das kommen konnte. Und du wohl auch selbst noch nicht, oder Hilde?“ Die Geweihte schwieg einen Moment und grübelte. „Ich... ich bin mir nicht sicher. Ja, wir hatten eine mehr als schlechte Ausgangsposition. Doch die ganze Situation hatte sich ja schon etwas beruhigt. Und dann kam der Abend.... der Abend an dem wir eine Nacht miteinander verbracht haben. Und jetzt frag bitte nicht wie ausgerechnet das passiert ist, ja? Jedenfalls habe ich befürchtet er würde mich nach dieser Nacht direkt wieder rauswerfen, aber das hat er nicht getan. Er wollte den nächsten Abend mit mir Essen und als wir danach unter uns waren... es ist gar nichts passiert, außer dass wir stundenlang zusammen in der Bibliothek saßen und uns küssten. Wir haben nicht gesprochen, denn es schien alles unnötig. Als ob wir alles wichtige damit sagen könnten, wie wir uns geküsst haben. Es war unglaublich schön, er war absolut hinreißend und gleichzeitig der sanfteste Mann, den ich mir vorstellen kann. Und danach... war für mich irgendwie schon alles klar. Im Grunde ist das alles was ich hier versuche nur eine Farce gegenüber meinem eigenen Herzen. Dass ich zugestimmt habe andere Männer zu treffen, nur der Familie zu Liebe, weil ich euch wirklich nicht mit meiner ungehörigen Liebe in Schwierigkeiten bringen will. Aber eigentlich weiß ich doch schon längst, dass ich im Grunde keinen anderen will. Ich stehe in einem absoluten Dilemma, Adalgund! Auf der einen Seite will ich etwas richtig machen und nur einmal tun was gut für euch ist, anstatt wieder und wieder mit meinem Egoismus zu eurem Schaden zu handeln. Auf der anderen Seite schaffe ich es nicht ihn loszulassen, weil ich es einfach nicht will. Allein wenn ich darüber nachdenke nie wieder seine weichen Locken zu spüren, nicht mehr zu sehen wie liebevoll er mich ansieht, nicht mehr in seinen Armen liegen zu können, dann.... möchte ich am liebsten sofort wieder aufbrechen, weil ich es kaum noch aushalte von ihm getrennt zu sein.“

„Ach, Hildegard!“ Adalgund drückte den Kopf ihrer Schwester wieder an ihre Brust und seufzte. Fast kamen ihr, die einen Hang zur romantischen Liebesdichtung und den traurigen Sagen des Elfenvolkes hatte, die Tränen bei den Schilderungen ihrer jüngeren Schwester. „Hilde Liebes, du scheinst da etwas gefunden zu haben, von dem die meisten Frauen ihr Leben lang nur träumen können. Und wenn ich nicht als Teil des familiären Handelsunternehmen spreche, sondern einfach als deine große Schwester, die dich liebt, dann würde ich sagen... nimm es, so lange du kannst!“ Hildegard prustete los, als Adalgund so ganz aus ihrer gefühlsseligen Stimmung heraus mit diesem handfesten Ratschlag kam und die junge Mutter stimmte spontan mit in das Lachen ihrer Schwester ein. „Aber ich meine das wirklich ernst Hilde! Es ist schön, dass du auf uns alle hier Rücksicht nehmen willst. Und dieser Hang zum Märtyrertum mag dir ja ganz gut anstehen, so als Geweihter. Aber wenn du mich fragst, ich würde einfach hingehen und sagen 'Victor, ich will mit dir zusammen sein, aber wir brauchen eine Lösung die gut für die Familie ist.' Und dann schaust du mal weiter. Soll er doch mal was tun für seine Freundin, der Hegemon! Wofür ist er denn Fürst, hm? Da kann er ja ruhig mal zeigen was er kann und was du ihm wert bist.“ „Also Adalgund!“, rügte Hildegard entrüstet ihre ältere Schwester, die trotz allem eine sehr praktische Sicht auf die Dinge hatte, „wie kannst du sowas vorschlagen? Schämst du dich nicht? Auf keinen Fall werde ich hingehen, Victor all meine Probleme vor die Füße kippen und dann noch erwarten, dass er sie für mich löst! Außerdem klingt das fast nach käuflicher Liebe, wovon du da gerade redest!“ Adalgund schmunzelte noch immer. „Aber mitnichten, Hildegard. Ich sage ja auch gar nicht, dass du dich bezahlen lassen sollst, so etwas würde ich dir niemals raten! Ich meine nur, dass es doch ganz natürlich ist, dass der Mann auch etwas für die Frau tun kann, wenn er etwas von ihr will. Er will doch auch weiterhin etwas von dir, oder etwa nicht? Und immerhin ist es dann nicht nur deine Schuld, wenn deine Familie in Schwierigkeiten gerät, sondern auch seine. Also ist es genau so gut sein Problem.“ Hildegard wurde still und dachte nach. So ganz Unrecht hatte ihre Schwester damit nicht, da ließ sich schlecht etwas gegen sagen. Vorausgesetzt natürlich, dass Adalgund damit Recht hatte, dass Victor sie wirklich auch weiterhin als seine Geliebte wollte. Selbst wenn sie Forderungen stellte. Aber hatte er nicht selbst gesagt, es wäre ihr gutes Recht auch Forderungen zu stellen? War sie zu vorsichtig aus ihrer Angst heraus ihn wieder zu verlieren? Aber verbaute sie sich dadurch nicht selbst die Chance auf eine Partnerschaft, wie sie sie sich wünschte, wenn sie sich selbst immer kleiner machte für ihn?

„In Ordnung, ich werde mit ihm reden.“ lautete schließlich die Resolution der Geweihten und Adalgund klatsche fast Beifall. Die Beziehung dieser beiden war besser als alle Dichtung! Das zu verfolgen versprach deutlich mehr Amüsement als über irgendwelche fiktiven Liebespaare zu lesen und ihre lächerlichen Probleme. Nichts davon konnte so haarsträubend sein wie das hier, denn kein elfischer Poet hätte sich jemals so ein Paar ausgedacht wie dieses.
 

Hildegard kehrte zurück in ihr Elternhaus und bereitete eine Nachricht für Victor vor, die sie ihm dank Magie auf mentalem Wege zukommen ließ.

„Liebster, ich würde gern mit dir sprechen. Ist es in Ordnung, wenn ich wieder nach Malfori aufbreche? Ich vermisse dich schrecklich.“

„Komm, wann immer du willst, meinetwegen so schnell wie möglich.“, lautete seine Antwort und Hildegard begann zu packen.
 

Am nächsten Morgen erschien sie mit ernstem Gesicht nach dem Gebet zum Frühstück, ihre Reisekleidung lag schon auf dem Bett parat und die gepackten Taschen standen daneben. Doch obwohl ihre Entscheidung längst gefallen war, wollte sie ihre Eltern vorsichtig an das Thema heranführen. Sie trug ein einfaches Hauskleid und gab sich gelassen, trank mit den Eltern Tee und wartete ab, bis sie auf den gestrigen Abend und das Gespräch mit Adalgund angesprochen wurde. Sie wusste irgendwann würde ihre Mutter damit herausplatzen. Es dauerte bis der Frühstückstisch abgeräumt wurde, dann fragte Swanahild direkt heraus: „Und? Wie war es bei Adalgund? Geht es ihr gut? Was habt ihr besprochen? Ich hoffe nichts, was sie aufgeregt hätte...“

„Keine Angst, Mutter. Ada wusste längst Bescheid. Außerdem ist sie schwanger, nicht schwer krank. Und so weit, dass das Kind jeden Moment kommen könnte, nur wenn sie einen Schritt zu viel tut, ist es nun wirklich nicht.“, antwortete Hildegard ruhig. „Ihr habt also...über ihn gesprochen, richtig?“ Nach wie vor vermied Swanahild den Namen Victor auszusprechen. „Das dachtest du dir doch bereits, nicht wahr? Ja, wir haben über 'ihn' gesprochen und ja, bevor du noch weiter fragen kannst, Adalgund war etwas überrascht, aber neugierig, nein, sie scheint kein großes Problem darin zu sehen und ja, ich würde gerne wieder nach Malfori und mit 'ihm' sprechen.“ „Worüber wollt ihr denn sprechen?“ fragte Swanahild skeptisch. „Über das, was Adalgund sagte.“ Hildegard zuckte mit den Schultern, dann starrte sie für eine weitere Minute grüblerisch in ihren Tee, bevor sie weitersprach. „Ich weiß, dass euch diese Beziehung nicht recht ist und ich weiß auch, dass ich euch dadurch unwillentlich schaden könnte. Das schmerzt mich wirklich sehr und ich schäme mich fürchterlich für meinen Egoismus, aber trotzdem möchte ich ihn wiedersehen.“ „Kind, dass ist keine Beziehung wie du es nennst, du bist lediglich die Mätresse eines Mannes von dem du nicht weißt, wie lange er dir wohlgesonnen bleibt. Und wer weiß schon was passiert, wenn sich seine Einstellung zu dir ändert? Wenn er dich nur wegschicken würde, sobald er den Gefallen an dir verliert, wäre das ja noch glimpflich. Trotzdem wäre zu dem Zeitpunkt dein Ruf ruiniert und deine Zukunft. Du darfst dich nicht benehmen wie ein naives Mädchen von fünfzehn Jahren, Hildegard!“ An dieser Stelle räusperte sich Giselher. „Wir sehen ja ein, dass weitere arrangierte Treffen mit Männern zurzeit keinen Sinn haben, wir wollen dich ja nicht quälen, Hildegard. Aber im Großen und Ganzen stimme ich mit deiner Mutter überein. Es ist zu gefährlich diesem Mann vorschnell so viel Vertrauen entgegen zu bringen, du solltest vorsichtiger sein. Allein die Tatsache, dass du so plötzlich deine Meinung geändert hast sollte doch zur Skepsis raten, oder? Ja, er ist ein äußerst einnehmender Mann, das haben wir auch festgestellt. Höflich und entgegenkommend, das macht es aber nur gefährlicher. Kein ganzes Fürstentum wird ohne Grund seit Generationen vor ihm gewarnt.“

Das Gesicht der Klerikerin wurde weiß. Der unausgesprochene Vorwurf 'wer weiß, was er dir angetan hat oder noch antun könnte' brannte bitter, ebenso die Vermutung sie wäre nur ein Opfer der unbekannten und unbegreiflichen Möglichkeiten eines ach so fürchterlichen Dämonen geworden. Kurzzeitig ergriff sie die Wut. Dachten ihre Eltern wirklich so schlecht von ihm und trauten sie ihr so wenig zu, dass sie sich ohne weiteres so sehr gegen ihren Willen beeinflussen ließ, dass sie sogar dauerhaft die Mätresse eines Mannes wurde den sie eigentlich zutiefst verabscheute? Diese Macht traute sie nicht einmal Victor zu und vor allem nicht diese Bösartigkeit. Hildegard schluckte ihren Ärger herunter und zwang sich ruhig zu bleiben, immerhin waren ihre Eltern nur um sie besorgt. „Ich bin froh, dass ihr mir gegenüber so ehrlich seid und mir jetzt die volle Wahrheit sagt über das was ihr denkt, auch wenn es mich sehr verletzt. Mir ist bewusst, dass es schwer sein muss zu glauben, dass jemand wie Victor ein ehrliches Interesse für mich entwickelt. Ich wundere mich ja selbst darüber. Aber denkt ihr nicht auch, dass er sich nicht die Mühe machen würde eine Geburtstagsfeier für mich zu organisieren, selbst eine Woche nach Lur zu reiten um teilnehmen zu können um dort meine Familie und meine Freunde kennen zu lernen, wenn ich ihm völlig egal wäre? Ich denke jedenfalls, dass ihr ihn nur besser kennen lernen müsstet um das zu sehen, was ich sehe.“ Damit stand sie auf und schob ihren Stuhl zurück an den Tisch. „Jedenfalls werde ich wieder aufbrechen und vielleicht finden wir ja auch eine Lösung, die die Familie nicht so sehr belastet. Es ist ja nicht so, als ob mich jeder in Malfori kennen würde und euch mit mir in Verbindung brächte... Und wenn es sein muss, dann gebt doch einfach vor die jüngste Tochter sei wieder verloren gegangen. Ich werde jedenfalls nicht entgegen meinem eigenen Glauben handeln und Liebe heucheln, nur um eine weniger brisante Verbindung einzugehen. Lieber habe ich nur eine kurzzeitige Beziehung, oder lebe eine Weile als Mätresse. Mir ist es egal was die Leute sagen, so lange es nur mich betrifft und so lange ich glücklich mit dem Mann bin. Dann sollen die Leute das eben nennen wie sie wollen. Mir ist das immer noch lieber als einen Meineid zu schwören. Und mein Wort habe ich noch nie gebrochen...“

„Aber Kind! Du musst doch auch an die Zukunft denken! Jetzt bist du vielleicht noch jung und würdest noch einen anderen finden, aber wenn du älter wirst und mit der Vergangenheit....“ wandte Swanahild ein. „Hast du nicht mit über dreißig noch einmal geheiratet, zu einem Zeitpunkt wo du bereits drei Kinder hattest?“ entgegnete Hildegard bitter, aber schämte sich sogleich ihrer harschen Worte, als sie das Gesicht ihrer Eltern sah. „Bitte verzeiht... ich wollte doch nur sagen, dass Mutter doch auch einen zweiten wunderbaren Mann gefunden hat. Wieso sollte mir diese Option also völlig versperrt sein? Bin ich wirklich so hässlich und unvermittelbar?“ „Nein, natürlich nicht, Kind! Das meint auch keiner. Ich meinte nur, dass es schwer wird mit dem Makel die Mätresse des....Fürsten von Malfori gewesen zu sein. Das könnte durchaus den ein oder anderen Mann abschrecken...“ „Na gut, dann tut es das eben. Na und? Mutter, ich mache mir nichts aus diesen Männern. Und selbst wenn ich danach keinen mehr finde, bin ich immer noch Klerikerin und kann mich durchaus selbst versorgen. Außerdem habe ich immer noch Freunde und Familie und ihr werdet mich doch mit Sicherheit nicht alle verlassen, nur wegen Victor, oder? Ich komme schon zurecht, egal was die Zukunft bringt. Ich bin doch bisher auch irgendwie klar gekommen.“ Die Geweihte ging um den Tisch herum um ihre Eltern zu umarmen. „Ich danke euch, dass ihr euch um mich sorgt. Doch ich glaube, dass ihr euch gar nicht so viele Sorgen machen müsstet. Denkt einfach daran, dass ich jemanden gefunden habe der mich so nimmt und schätzt wie ich bin. Ist das nicht ein Glücksfall und ein Grund sich zu freuen?“ Hildegard drückte ihre Eltern und löste sich dann wieder. „Ich bitte euch, lasst mich jetzt ziehen, selbst wenn ihr euch nicht für mich freuen könnt. Und ich komme ja sehr bald wieder. Immerhin kann ich doch Adalgunds Niederkunft nicht verpassen, oder?“ Lächelnd wandte sich die Klerikerin um und gab einem Burschen Bescheid ein Pferd für sie satteln zu lassen und ging dann nach oben um ihr Gepäck zu holen. Ihre Eltern blieben betreten und still zurück, aber erwiderten immerhin Hildegards Winken zum Abschied, wenn auch nicht mit dem gleichen Enthusiasmus wie sie.



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