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Schizophrenia

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Zu erst möchte ich mich für die lieben Kommentare bedanken!
Meine letzte Fanfiction ist schon mehrere Jahre her, von daher bedeutet es mir sehr viel, dass diese hier viel Anklang findet :)
Und nachdem sowohl mein Laptop als auch mein Job ein wenig stressig war, geht es jetzt auch endlich weiter.
Ich hoffe, es gefällt euch ^^ Komplett anzeigen

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Slaughter

Er stand aus seinem Sessel auf. Diese Handlung war eigentlich nur symbolisch gemeint, ein Aufbäumen seines wahren Ichs, das viel zu lange durch Uruha verdrängt worden war. Aber nun stand Kouyou vor seinem Terrassenfenster und wusste noch nicht so ganz, was er jetzt tun sollte. Durch die Spiegelung im Glas betrachtete er sich selbst. Smart sah er aus. Mit seiner Brille auf der Nase, dem Hemd mit den hochgekrempelten Ärmeln und den Haaren zum Pferdeschwanz gebunden hätte er seinen Eltern bestimmt gefallen. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass er nicht auf Frauen steht.

Da musste was geändert werden. Im Augenblick repräsentierte sein Äußeres alles, was er nicht war. Kouyou nickte seinem Spiegelbild zu, drehte ihm den Rücken zu und ging die Treppen hoch in sein Schlafzimmer.

Mit jeder Stufe, die er erklomm, wurde er aufgeregter. Es ist eine Sache, sich zu sagen, dass man etwas ändern musste – der erste Schritt hingegen war eine ganz andere Kragenweite, vor Allem wenn sie so konsequenzenreich sein würden, wie bei dem jungen Mann. Als er schließlich vor seinem Kleiderschrank stand, waren seine Hände eisig und sein Atem ging schnell und unregelmäßig.

Er zögerte. Sollte er wirklich? Wäre es nicht besser, alles so beizubehalten, wie es momentan war?

„Reiß' dich zusammen, du kleiner Junge! Sei nicht so feige!“, sprach Kouyou sich selbst durch den Spiegel an. Sein Kopf war gehoben und er sah sich von oben herab an, seine Stimme klar und schneidend wie der Wind im tiefsten Winter.

„Du hast Recht.“ Uruha nickte und sah betreten zu Boden. Er hätte mehr Mut von sich erwartet. Aber schlussendlich gab er auf. Er gab sich hin. Seine Hände legten sich bedächtig auf die Schiebetür seines Schrankes. Tief atmete er ein und dann – mit einem kräftigen Ruck – riss er sie förmlich zur Seite.
 

Wahllos griff er sich einen Kleiderhaken, an dem ein dunkelblau kariertes Hemd hing. Er sah es sich an und nach einem Moment fing Kouyou schallend an zu lachen. Es war so lächerlich, dass er dieses Hemd mal gerne getragen hat, dass er sich nicht zurückhalten konnte. Immernoch glucksend pfefferte er es auf den Boden, hielt dann jedoch inne. Das reichte bei weitem nicht. Sein Blick huschte auf den antiken Standspiegel neben der Schlafzimmertür und in ihm sah er einen Uruha, der dem Hemd auf dem Boden zugewandt ertappt zurückstarrte.

Langsam ging er auf den jungen Mann im Spiegel zu. Der Schritt war fest, der Blick jedoch ausweichend. Als er vor sich stand, zwang er sich jedoch, sich anzusehen.

„Vergiss es.“ Eine klare Ansage von Kouyous Seite. Aber Uruha schien lernresistent zu sein, also mussten Konsequenzen folgen. Also hob er seine rechte Hand und beobachtete wohlwollend, wie der Mann im Spiegel unsicher wurde. Und dann ohrfeigte er sich selbst.
 

Als nächstes schritt er hinaus auf den Flur. Auf dem Weg zum Badezimmer überlegte er kurz, ob er nicht zu hart gewesen war, aber diesen Gedanken verwarf Kouyou so schnell, wie er gekommen war.

Unschlüssig stand er also im Bad und sah sich um. Was würde nun sein Hilfsmittel werden, um der Maskerade ein Ende zu setzen? Am Medizinschrank blieb sein Blick hängen. War da nicht mal...? Schnell öffnete er die Türen und erblickte sie sofort. Ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Sie war perfekt.
 

Kouyous Schritte waren leicht hüpfend, als er wieder das Schlafzimmer betrat. Das würde jetzt ein Spaß werden, er freute sich wie ein König. Und auf dem Boden lag auch sein erstes Opfer. Er kniete sich neben das Hemd, riss dieses vom Haken und sah dann erneut in den Spiegel. Aus diesem sah ihn Uruha mit geröteter Wange an. Sein Blick deutete, dass er böses ahnte.

„Sieh genau hin.“ Mit diesen Worten schnitt Kouyou mit der Schere einen riesigen Fetzen aus dem Hemd. Gleich darauf schhnitt er einen Ärmel zur Hälfte ab. Immer wieder schnitt er Löcher in Teile des Hemdes, bis dieses aussah, wie ein schweizer Käse. Als er sein Werk in seinen Händen betrachtete, war er allerdings noch nicht zufrieden. Zeige- und Mittelfinger beider Hände suchten sich ein Loch im Stoff.

Ein reißendes Geräusch erfüllte die Stille. Anstelle eines ganzen Stofffetzens hielt er nun einen kleinen in jeder Hand. Das war es. Das hatte gefehlt, um ihn zufrieden zu stellen, auch wenn nur für dieses Kleidungsstück. Die Vorfreude stieg, als er in den noch vollen Kleidersschrank schaute. Und ab diesem Moment war Kouyou wie im Rausch.

Ein Stück nach dem nächsten landete auf dem Fußboden. Wie im Wahn schitt er Löcher, riss er am Stoff bis dieser nachgab und warf die Fetzen im Anschluss in die nächste Zimmerecke. Verschont wurden nur die wenigsten Teile. Bandshirts, Geschenktes von Fans und seine Lieblingsteile rührte er nicht an.

Als er seinen Kleiderschrank auf ein Minimum dezimiert hatte, war sein Atem rasend und flach. Das Rauschen seines Blutes in den Ohren ließ nach und im seinen Kopf bildeten sich langsam drei Worte. „Bitte hör' auf“. Es klang wie ein Mantra in seinem Kopf.

Wut stieg in ihm hoch. Konnte dieser Mistkerl nicht einfach den Mund halten? Er spürte, wie sein Kiefer sich verkrampfte. Mit dem Handrücken wischte Kouyou sich den Schweiß von der Stirn, ehe er aufstand und sich erneut vor den Spiegel stellte. Uruha hatte geweint, sein Zopf war praktisch nicht mehr vorhanden und die Brille war verrutscht. Alles in allem war es ein erbärmlicher Anblick, der sich Kouyou bot. Aber nun sah er den letzten Fehler.

Mit der Schere schnitt er nun also in das Hemd, das er noch trug. In den Ärmeln, in den Schulterpartien und sogar im Rücken hinterließ er Löcher. Auch die Knöpfe schnitt er ab. Und der Mann im Spiegel schluchzte. Seine Schultern bebten, der Rücken war gekrümmt und er hielt sich sein letztes Hemd zusammen.

Die Wut kroch Kouyous Hals hinauf, so sehr, dass es ihn schon die Luft abschnürte.

Er sah ruhig an. Schön sah er nicht aus, aber er würde ihm kein Mitleid zu teil kommen lassen. Er löste das Zopfgummi aus seinen Haaren, nahm die Brille ab und warf sie dann mit so einer Wucht zu Boden, dass ein Glas sprang. Er zog die Überreste des Hemdes aus und als er dieses als letztes zerriss, sah er sich in die Augen.

Im Spiegel zerbrach Uruha. Sein Gesicht bekam Risse und fing an zu bröckeln. Wie ein Ertrinkender rang er nach Luft.
 

Ein markerschütternder Schrei durchbrach die Stille der Nacht, die sich langsam dem Ende neigte.
 

Als die ersten Strahlen des Sonnenaufgangs in das Zimmer krochen, stand ein junger Mann vor dem Spiegel. Nur mit einer Hose bekleidet und die Haare standen wirr vom Kopf ab, aber er hatte ein Lächeln im Gesicht.
 

„Lange nicht gesehen. Gut siehst du aus.“, sprach Kouyou zu sich selbst.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-04-16T15:22:52+00:00 16.04.2014 17:22
Tolles Kapitel, ich bin ja immer noch gespannt
Antwort von:  mnmlfaultier
16.04.2014 20:26
Vielen Dank! Das Schreiben an diesem Kapitel hat auch unglaublich Spaß gemacht ^^


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