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Mafiosi küsst man nicht

von

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Kapitel 5:

 

Das laute Vogelgezwitscher vor ihrem Fenster und der Sonnenstrahl, der sich an ihrem Vorhang vorbei geschlichen hatte, weckten die Rothaarige, die unter heftigen Kopfschmerzen litt. Cassie zog sich ihre Bettdecke über den Kopf und stöhnte vor Schmerz. Glücklicherweise war Wochenende und sie musste nicht in den Laden und darum konnte sie ihren Kater in aller Ruhe ausschlafen. Dachte sie jedenfalls, denn neben ihr im Bett bewegte sich Etwas, oder besser gesagt jemand. Ruckartig setzte sich die junge Frau auf und entdeckte noch Jemanden in ihrem Bett.

„Wie viel habe ich getrunken, dass ich mich nicht mehr an die erinnere?“, flüstere sie und hielt sich ihren pochenden Kopf. Sie hätte mit ihrer dummen Schnauze liegen bleiben sollen. Solche Situationen waren ihr leider Gottes schon oft passiert, aber sie hatte gehofft sowas endlich hinter sich zu haben. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, wie ihre männlichen Begleiter verschwunden waren und sie mit Hitomi noch etwas getanzt und getrunken hatte. Aber was sonst noch an diesem Abend passiert war, wusste sie nicht. Sie hatte noch nicht einmal eine Ahnung ob Mann oder Frau nun bei ihr lag.

„Das find‘ ich schon noch heraus… Später“, murmelte sie und ließ sich wieder in die weichen Kissen fallen. Eine Mütze voll Schlaf würde ihr bestimmt helfen. Doch sie würde ihren wohlverdienten Schlummer nicht mehr bekommen, da sich die Person neben ihr wieder regte und schlussendlich aufwachte. Cassie beobachtete sie ganz genau und als sich die Person aufsetzte, weiteten sich ihre Augen. Es war Hitomi, die sich da gerade aufsetze und sich an den wohl schmerzenden Kopf fasste.

„Hi-Hitomi?“, fragte Cassie dennoch entgeistert nach. Sie konnte doch nicht etwa mit ihr…? Nein, das war völlig unmöglich. Für die Schwarzhaarige war sie doch nur eine gute Freundin! Mehr nicht. Doch das andere Mädchen antwortete nur mit einem schmerzerfüllten Stöhnen. Cassie setzte sich nun auch auf und stellte fest, dass sie beide noch angezogen waren. Vielleicht hatte Hitomi einfach nur bei ihr übernachtet, da sie im Vollrausch nicht nach Hause wollte. Konnte Cassie gut verstehen.

Ohne ein Wort zu sagen, quälte sich die Rothaarige aus dem Bett und ging torkelnd ins Badezimmer. Aufs Licht verzichtete sie, aber sie wusste genau wo sie die Kopfschmerztabletten liegen hatte. Sie griff gleich zur Packung, die auch an ihrem angestammten Platz lag und ging in die Küche um eine Flasche Wasser mitzunehmen. Um Gläser zu schleppen hatte sie keine Lust. Und die würden bei ihrem Zustand eh nur auf den Boden fallen und zerbrechen.

Mit den geholten Dingen krabbelte sie wieder ins Bett. Hitomi hatte sich zwischenzeitlich wieder hingelegt. Und der Sonnenstrahl war verschwunden, also hatte sie die Vorhänge zugezogen. Schlaues Mädchen.

„Hier, gegen deine Kopfschmerzen“, flüsterte Cassie und reichte dem anderen Mädchen Tabletten und Wasser. Sie nahm sich selbst eine Tablette und einen schnellen Schluck, ehe sie die Sachen Hitomi reichte, die alles vorsichtig entgegennahm.

„Danke“, murmelte sie und nahm die heilige Tablette. Sie sah so aus als würde sie nie wieder trinken wollen. Cassie verstand sie, denn nach jedem Kater sagte sie sich dies selbst , doch jedes Mal hielt sich nicht an dieses Versprechen.

„Kein Problem… Und jetzt schlaf weiter…“, meinte Cassie nur noch und legte sich wieder hin. Sie zog die Decke bis ans Kinn und wollte sich nicht mehr rühren. Sie spürte wie Hitomi sich wieder hinlegte und ebenfalls zudeckte. Es dauerte nicht lange, bis beide Frauen wieder eingeschlafen waren.

 
 

*
 

 

 

Die Beiden hatten noch mehrere Stunden geschlafen und nach einer leichten Mahlzeit hatte Hitomi sich auch wieder auf den Weg nach Hause gemacht. Ihr Vater und ihr Bruder machten sich bestimmt schon Sorgen. Da ihr Akku von ihrem Mobiltelefon leer war, wusste sie nicht ob sich einer bei ihr gemeldet hatte und Cassies Gerät wollte sie nicht verwenden. Ihr Vater brauchte ihre Nummer nicht zu haben, also hatte sie lieber ganz darauf verzichtet sich bei ihm zu melden.

Er war anfangs etwas dagegen gewesen sie mit ihrem Bruder gehen zu lassen, da er der Meinung war, dass Nachtclubs nichts für seine Kinder waren, aber Hitomi hatte ihren besten Dackelblick aufgesetzt und er hatte sie ohne Bodyguards losgeschickt. Immerhin konnten sie und Tommaso Karate, also wäre da kein Problem gewesen. Hatten alle insgeheim gehofft. Und glücklicherweise war auch nichts passiert, also bestand kein Grund zur Panik.

Jedoch schien ihr Vater anders zu denken, denn unterwegs kam ihr ein schwarzer Wagen entgegengefahren, den sie als den ihres Vaters erkannte. Er war bestimmt durch die Gegend gefahren und hatte gehofft sie zu finden. Der Wagen blieb stehen und wortlos stieg Hitomi ein. Diesmal war sie dankbar abgeholt zu werden. Aber ihr Vater saß nicht selbst am Steuer, sondern sein persönlicher Chauffeur. Aber ihr kam das gerade recht, da sie keine Lust hatte sich zu erklären.

Die Fahrt verlief ruhig, abgesehen von den Blicken, die der Mann am Steuer Hitomi zuwarf. Irgendwie sah er aus, als würde er sich für sie freuen. Er nahm wohl an, dass sie bei einem Mann übernachtet hatte, was aber nicht der Fall gewesen war. Hitomi schloss für den Rest der Fahrt die Augen und genoss die Stille im Wagen. Erst als der Wagen vor dem Anwesen stehen blieb, öffnete sie sie wieder und stieg aus ohne darauf zu warten, dass man ihr die Tür öffnete.

Sie wollte gerade die Stufen zur Haustür hinaufgehen, als sich diese abrupt öffnete und ein völlig verlegener Billy in der Tür erschien. Seine Haare standen schlimmer zu Berge als sonst und er war gerade dabei sich hastig das Hemd anzuziehen. Hinter ihm erschien ein zufrieden grinsender Tommaso mit einer dampfenden Tasse Kaffee in der Hand. Er selbst hatte nur seinen weißen Morgenmantel an.

Hitomi musste fast aus dem Weg springen, als Billy knallrot im Gesicht an ihr vorbeihetzte und ein schnelles ‚Bis dann‘ murmelte und schon den Weg zur Straße entlangraste, als sei ein Rudel wilder Hunde hinter ihm her. Hitomi sah dem Blonden fragend hinterher. Hatte sie etwa den einen oder anderen Knutschfleck entdeckt? Was hatten die beiden Männer in der Nacht nur getrieben? Ok, dumme Frage, sie konnte es sich denken, denn so unschuldig wie alle meinten war sie wirklich nicht.

Hitomi ging die restlichen Stufen hoch zu ihrem Bruder, der immer noch im Türrahmen stand und Billy hinterherblickte. Sie blieb vor ihrem Bruder stehen und blickte diesem in die Augen. Sie hob eine Augenbraue um ihn stumm danach zu fragen was passiert war. Doch Tommaso blieb darüber schweigsam.

„Guten Morgen“, sagte sie stattdessen und bekam auch eine Antwort. „Hat Vater nichts gesagt, dass du einen Gast über Nacht hier hattest?“, wollte sie wissen. Sie konnte sich nicht denken, dass Tom den anderen an ihrem Vater vorbeigeschmuggelt hatte und dass er nichts sagen würde, konnte sie sich auch nicht vorstellen. Immerhin war deutlich zu sehen, was passiert war und ob ihr Vater solches Benehmen duldete war fraglich. Immerhin hatte Tom einen anderen Mann mit nach Hause genommen.

„Vater musste gestern Abend noch weg und ist noch nicht zurück. Er wird wohl eine Woche abwesend sein. Solange habe ich hier das Sagen und niemand wird auch je ein Wort über das verlieren, was letzte Nacht passiert ist“, grinste der Mann und nahm einen weiteren Schluck Kaffee. Hitomi sah ihren Bruder verwirrt an und blickte zu dem schwarzen Wagen, der nun Richtung Garagen fuhr.

„Den habe ich nach dir geschickt. Ich dachte mir, dass du lieber gefahren werden würdest. Billy hat mir Cassandras Adresse gegeben“, erklärte er und drehte sich um und ging wieder hinein. Das Mädchen folgte ihm.

„Wirst du ihn wiedersehen?“, fragte sie dann und die beiden blieben wieder stehen. Sie wollte wissen, ob Billy nur für eine Nacht gut war oder ob da mehr war. Eine ganze Weile schwieg Tommaso und starrte vor sich hin.

„Wenn er es will dann ja.“ Tommasos Antwort klang in Hitomis Ohren irgendwie traurig. So als hoffte er wirklich Billy noch mal sehen zu können, aber sich nicht sicher war ob dies der Fall sein sollte. Ohne nachzudenken ging Hitomi zu ihrem Bruder und nahm ihn in den Arm.

„Er wird dich bestimmt noch einmal wiedersehen wollen. Er sah nicht angewidert aus, sondern einfach nur verlegen als er gegangen ist“, versuchte sie den Älteren zu trösten. „Also mach dir keine Gedanken und warte ab. Gib ihm Zeit, das was passiert ist zu verdauen.“ Tommaso nickte nur und umarmte seine Schwester im Gegenzug mit seinem freien Arm.

„Danke“, murmelte er und ließ sie dann wieder los. Sie trennten sich wieder voneinander und sahen betreten in verschiedene Richtungen. Noch nie hatten sie sich so trösten müssen, besonders Tommaso nicht, da er sonst immer vor Selbstvertrauen nur so strotzte.

„Und was ist mit dir? Ist bei dir was gelaufen?“, wollte Tommaso von sich ablenken. Sofort lief seine Schwester rot an und schüttelte wild den Kopf.

„Nein! Rede keinen Blödsinn. Ich habe nur bei Cassie übernachtet, da es spät geworden ist. Mehr nicht!“, verteidigte sie sich sofort. Tommaso musste lachen, als seine Schwester so rot anlief. Sonst war sie immer so beherrscht aber nun schien sie die Fassung zu verlieren. Das musste er definitiv für sich nutzen.

„Ach nein? Und wieso wirst du dann so rot? Da ist doch bestimmt etwas passiert, aber du willst es deinem großen Bruder nur nicht sagen. Du enttäuschst mich! Und ich dachte, wir können uns alles erzählen!“, setzte er eine melodramatische Stimme ein, um Hitomi weiter zu reizen. Und prompt kassierte er einen Schlag auf die Schulter, so dass Kaffee aus der Tasse schwappte. Doch den beiden fiel das gar nicht auf.

„Es ist aber nichts passiert!“

„Schon gut ich glaube dir ja!“, lachte Tommaso und rieb sich über die schmerzende Schulter. Für so eine kleine Person hatte sie einen ganz schönen Schlag drauf.

„Aber du wünschst dir es wäre etwas passiert!“, trällerte er dann und verzog sich sofort. Protestierend und feuerrot im Gesicht stürmte Hitomi dem Mann hinterher, um ihn für seine Worte zu bestrafen. Das Gelächter und ein Schmerzensschrei hallten durch das gesamte Anwesen, doch die Angestellten versuchten die durchgeknallten Geschwister zu ignorieren. Immerhin war es nicht alle Tage, dass die beiden so ernsten Falcones sich mal so gehen ließen.



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