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Mafiosi küsst man nicht

von

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Kapitel 2:
 

Sie wusste nicht was sie dazu getrieben hatte da hinein zu gehen. Sie ging eigentlich nie daran vorbei, doch ihr eigentlicher Heimweg war von Straßenbauarbeiten versperrt gewesen und sie musste einen anderen Weg einschlagen. Hitomi Falcone hasste es etwas außerhalb ihrer Gewohnheiten zu tun und doch war sie in diesen Cupcake-.Laden hineingegangen und hatte sich sogar einige dieser Zuckerbomben gekauft. Die Bäckerin war doch ein wenig aufdringlich gewesen, auch wenn sie ihr geholfen hatte einige der Kuchen auszusuchen.

Hitomi blickte wieder einmal zu der blass rosa Papierschachtel, in der die Cupcakes steckten. Ganze sechs Stück hatte sie sich aufschwatzen lassen. So viele würde sie doch niemals schaffen! Vielleicht konnte sie ja einen guten Tee oder Kaffee kochen und sie mit ihrem Vater und ihrem Bruder verspeisen? Eine hoffentlich willkommene Abwechslung für die beiden. Hitomi mochte es nicht, wenn die beiden immer bis tief in die Nacht arbeiteten und sich nicht einmal richtig entspannten. Auch wenn sie nicht die leibliche Tochter Marco Falcones war, so liebte sie ihre Familie von ganzem Herzen und wusste, dass sie zurück geliebt wurde. Jedoch fiel es ihr sehr schwer dies zu zeigen, was sie wohl indirekt von Vater und Bruder hatte. Alle drei hatten Schwierigkeiten zu zeigen was sie fühlten außer Ärger, doch in kleinen Gesten konnte man die Liebe erkennen.

Voller Vorfreude beeilte sie sich nach Hause zu kommen, und rannte deswegen los. Eigentlich tat sie das nie, aber wieso sollte heute nicht ein Tag voller Veränderungen sein? Sie konnte und wollte nicht ewig die immer brave Medizinstudentin sein, die keine Miene verzog. Sie hatte durch ihre Familienverhältnisse eh schon keinen Freundeskreis, mit dem sie etwas hätte unternehmen könnte. Ihr Leben gehörte zurzeit dem Studium und ihrem Bruder. Er würde in nächster Zukunft den Platz ihres Vaters einnehmen und er wollte, dass es ihr nur gut ging. Sie wusste das und hatte schon lange aufgehört gegen seine Einmischungen zu protestieren.

Außer Atem kam sie dann auch zu Hause an. Vor den hohen Gittertoren, die das riesige Anwesen umzäunten, blieb sie kurz stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Sie stützte sich schwer keuchend auf ihren Knien ab und ignorierte die fragenden Blicke der Security, die immer am Tor stand. Ohne ein Wort wurde ihr geöffnet und erhobenen Hauptes schritt sie durch das massive Tor. Sie würdigte den Männern keinen Blick. Sie durfte es nicht, hatte sie sich immer eingeredet.

„Guten Tag, Miss Hitomi“, wurde sie im Chor begrüßt. Sie neigte dann doch schließlich kurz den Kopf zum Gruß und ging weiter auf das Anwesen zu. Immer wieder fragte sie sich; wenn sie diesen kleinen Hügel hochging; wieso sie das Angebot ihres Bruders nicht angenommen hatte, sie von der Uni abzuholen. Morgens wurde sie doch eh schon hingebracht, aber dennoch wollte sie sich regelmäßig die Füße vertreten und einige Freiheiten beibehalten. Und wenn es nur der Rückweg zu Fuß war.

Hitomi brauchte nicht einmal einen Schlüssel hervorzuholen, da ihr schon von den Dienern des Hauses die Tür geöffnet wurde. Die Männer am Eingang hatten bestimmt schon Bescheid gegeben, dass sie wieder da war. Und ihr Bruder wusste es bestimmt auch schon. Er wusste immer wo sie wann war. Manchmal hasste sie es wirklich, aber sie verstand seine Beweggründe. Als zukünftiger Mafiaboss musste man jedes Risiko berechnen und er wollte nur, dass seine kleine Schwester in Sicherheit war.

„Guten Tag, Miss Hitomi“, wurde sie auch schon von den Hausmädchen begrüßt. Sie nickte ihnen ebenfalls zu und reichte ihnen die Schachtel mit den Cupcakes entgegen. Hoffentlich waren sie nicht beschädigt worden, dachte sich Hitomi.

„Stellen Sie die bitte auf ein Tablett und bereiten Kaffee und Tee vor. Ich habe vor diese Kuchen mit meinem Bruder und meinem Vater zu genießen“, erklärte sie und machte sich auf den Weg zu ihrem Zimmer, um sich umzuziehen. Es würde noch etwas dauern, bis alles fertig wäre und solange hatte sie Zeit die Männer ihrer Familie zu überzeugen etwas Zeit mit ihr zu verbringen.

Umgezogen machte sich die Japanerin sofort auf zum Arbeitszimmer ihres Vaters, wo die beiden die letzte Zeit immer aufzufinden waren. Ehe sie anklopfte horchte sie an der Tür für den Fall, dass sie Gäste hätten, aber dem war nicht so, also klopfte sie auch schon und schritt nach einem ‚Herein‘ auch ins Zimmer. Sie verbeugte sich aus Gewohnheit und wurde von den Männern im Zimmer gegrüßt.

„Hallo, Hitomi. Gibt es etwas Spezielles, das du willst?“, fragte ihr Vater auch schon, während er sich in seinem Bürosessel nach hinten lehnte und seine Adoptivtochter ansah. Tommaso, der in einer Ecke gestanden hatte, schloss eine Akte und blickte seine Schwester auffordernd an. Wie immer waren beide in den teuersten Anzügen gekleidet und perfekt hergerichtet. Wahrscheinlich hatten sie am Morgen ein wichtiges Treffen gehabt, aber Hitomi hielt sich aus allem heraus. Sie wollte nichts mit der Mafia zu tun haben und ihr Vater und Bruder sorgten dafür, dass dem auch so war. Es genügte wenn der Sohn den Platz des Vaters einnahm.

„Ich habe einige Cupcakes gekauft und gehofft wir könnten sie zusammen essen und etwas Zeit verbringen?“, erklärte sie dann doch etwas eingeschüchtert. Vater und Sohn hatten die Fähigkeit einem mit ihren Blicken zu durchbohren und wenn sie mitten in der Arbeit waren, richtete sich dieser Blick manchmal unbeabsichtigt auf das Mädchen, wenn es einmal bei ihnen vorbeischaute. Viele harte Männer waren schon unter diesem doppelten Blick zusammengebrochen und hatten gesungen wie die Kanarienvögel.

Tommaso blickte seinem Vater mit seinen himmelblauen Augen in dessen dunkle, braunen und wartete darauf, was er zu sagen hatte. Sie hatten noch viel zu tun, aber Hitomi bat selten um etwas, weswegen sie ihr kaum diesen Wunsch abschlagen konnten. Marco Falcone schloss daraufhin seine Augen und lächelte seine Tochter an. Tommaso lächelte ebenfalls und strich sich durch sein schwarzes Haar, um wieder lockerer zu werden.

„Natürlich können wir das machen. Heute stehen keine weiteren Termine mehr an und wieso sollte ich nicht etwas Zeit mit meiner hübschen Tochter verbringen?“, meinte Marco und stand auf. „Der Rest kann warten“, fügte er hinzu, als sein Sohn ansetzen wollte etwas zu sagen. Jedoch hielt er den Mund, als er das Funkeln in Hitomis schwarzen Augen sah.

„Lasst uns ihn Wohnzimmer gehen.“ Marco machte sich nach diesen Worten auf den Weg dorthin und seine Kinder folgten ihm brav. Gerade als die Drei Platz nahmen, kam auch schon die Haushälterin mit einem Tablett, auf dem die Cupcakes und die heißen Getränken standen. Die alte Dame hatte es sich wohl nicht nehmen lassen, selbst alles herzubringen, als eines der Mädchen mit den Küchlein in der Küche erschienen war.

„Bitte sehr.“

„Danke“, murmelte Hitomi und beobachtete wie alles auf dem Kaffeetischchen hingestellt wurde. So auf dem teuren Porzellan machten die Cupcakes viel her und sie freute sich in diesen Laden gegangen zu sein. Sie würde das wohl regelmäßig wiederholen. Die Haushälterin ließ die Familie dann in Ruhe und verließ das Wohnzimmer.

Hitomi nahm sich einen Kuchen mit rosa Glasur und biss hinein. Sie hatte keine Ahnung, wie sie schmeckten aber kaum, dass der erste Bissen genommen wurde, war sie erleichtert. Sie schmeckten fantastisch. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie die Männer, die die bunten Kuchen erst argwöhnisch ansahen und vorsichtig hineinbissen. Ihre Gesichter hellten sich jedoch auf, als sie feststellten, dass sie wirklich gut waren.

„Sag mal Hitomi“, drang die dunkle, samtige Stimme ihres Vaters an ihr Ohr. Er hatte seinen grünen Cupcake auf dem Teller abgestellt und nach seiner Tasse schwarzen Kaffees gegriffen. Sie sah ihn fragend an und wartete darauf, was er zu sagen hatte.

„Wie kommt es, dass du uns mit solchen Leckereien verwöhnst?“, fragte er dann lächelnd und nahm einen Schluck aus seiner Tasse. Der Mafiaboss lächelte nur in der Gegenwart seiner Kinder, besonders bei seiner Tochter. Andere, die ihn so sahen, lebten nicht mehr lange genug, um es herum zu erzählen. Nur seine engsten Vertrauten kannten diese Seite des sonst so harten und strengen Mannes.

„Mein eigentlicher Weg war durch Straßenarbeiten versperrt, also musste ich einen Umweg gehen. Da habe ich diese Bäckerei entdeckt und bin hineingegangen. Ich weiß auch nicht wieso, aber da habe ich diese Kuchen her“, erklärte die Studentin und nahm sich ihre Tasse grünen Tees. Angewohnheiten ihrer Heimat konnte sie schlecht ablegen und für sie gehörte nun mal Tee zum Gebäck.

Tommaso, der seinen Kuchen schon ganz verschlungen hatte, schluckte einmal und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab. Er sah zu seiner Schwester und wuschelte ihr mit einer Hand durch die Haare, wie er es immer getan hatte, als sie noch klein waren.

„Ist ja nicht schlimm. Diese Dinger sind wirklich gut. Kannst du gerne öfters mitbringen. Vielleicht komme ich einmal mit, um mir das Ganze einmal genauer anzusehen?“, schlug er dann vor. Er hatte es nie verraten, aber er war ein Schleckermaul. Sein Vater und auch Hitomi wussten das jedoch längst und mussten lachen.

„Du willst dir doch nur mit so vielen Kuchen wie möglich den Bauch vollschlagen. Und deine Schwester schleppst du dann nur mit, um einen Vorwand zu haben“, stellte Marco fest und Tommaso ließ seinen zweiten Cupcake auf dem Teller stehen. Er wollte nicht als Vielfraß gelten.

„Ich hätte nichts dagegen, wenn du mitkommen würdest, Bruder“, nuschelte Hitomi schüchtern. „Die Bäckerin ist wirklich sehr nett und hat mir geholfen die Cupcakes auszusuchen.“

Tommaso lächelte seine Schwester an und wollte wieder durch ihr glattes Haar wuscheln, doch sie schlug seine Hand scherzhaft weg. Die drei redeten noch eine ganze Weile, ehe die beiden Männer wieder arbeiten mussten und sich wieder ins Arbeitszimmer zurückzogen. Hitomi stellte das Geschirr zusammen und ein Hausmädchen räumte alles weg. Doch Hitomi war zufrieden. Viel zu selten setzten die drei sich zusammen und waren für eine kurze Zeit eine ganz normale Familie. Aber das würden sie nie sein.

Ihr leiblicher Vater war in Japan ein hoch angesehener Yakuzaboss und mit den Falcones befreundet gewesen. Als dieser ermordet worden war, hatte Marco ohne Umschweife dessen kleine Tochter adoptiert, da man es weiterhin auf sie abgesehen hatte. Doch hier in Amerika war sie zumindest vor der japanischen Mafia in Sicherheit. Und hier wurde sie aus allem herausgehalten und bis jetzt hatten alle respektiert, dass sie unantastbar war.

Mit einem Lächeln im Gesicht ging die junge Japanerin auf ihr Zimmer, um sich für die bevorstehenden Arbeiten auf der Uni vorzubereiten. Sie wollte schon lange Ärztin werden und den Menschen helfen. Sie hatte das Gefühl als müsste sie Wiedergutmachung leisten, für all die Toten, die ihre beiden Väter auf dem Gewissen hatten. Obwohl sie die Tochter von einem Mafiaboss war, liebte sie ihr Leben und war zufrieden damit.



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