Zum Inhalt der Seite

Mafiosi küsst man nicht

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 1:

Der Geruch von süßen Backwaren und frisch gekochten Kaffee begrüßte ihn, als er den niedlichen Laden betrat. Eigentlich würden ihn keine zehn Pferde in einen rosa Cupcake-Laden kriegen, doch die Bäckerin war der Grund weswegen Billy Thompson immer wieder hierher kam. Und für viele andere Männer auch, denn eigentlich würde sich niemand lebendig oder tot in diesem Mädchentraum aus Pink und süßen Zeugs erwischen lassen.

Wie immer waren viele Kunden in Cassies Laden und machten es sich entweder gemütlich oder kauften die kleinen, zuckerhaltigen Backwaren für zu Hause ein. Cassandra Brown war erst dreiundzwanzig, dennoch hatte sie sich schon eine eigene Existenz mit diesem Laden aufgebaut. Und Billy konnte sich glücklich schätzen die taffe, junge Frau als gute Freundin bezeichnen zu können. Er selbst studierte mit seinen fünfundzwanzig Jahren immer noch Geschichte und hielt sich mit seinem Nachtjob über Wasser. Einem Job von dem noch nicht einmal Cassie etwas wusste. Denn wer wusste schon, ob diese anständige Frau noch mit einem Dieb befreundet sein wollte.

Seit zwei Jahre ‚sammelte‘ Billy Antiquitäten, Juwelen oder andere Schätze und verhökerte sie auf dem Schwarzmarkt, um sich sein Leben zu finanzieren. Er hätte ja auch einen Job als Kellner annehmen können, aber das wäre ihm viel zu langweilig. Zu gewöhnlich. Er brauchte das Adrenalin eines Gejagten. Es machte ihm Freude, die Polizei hinters Licht zu führen und an den Beamten vorbei zu stolzieren, ohne dass sie irgendetwas merkten.

„Billy!“, hallte es sofort durch den Laden, nachdem das kleine Glöckchen an der Tür geklingelt hatte. Eine andere Warnung bekam er nicht, als ihm etwas entgegenflog und er wie immer die Hand ausstreckte, und den Schokoladen-Cupcake auffing. Er biss in die süße Versuchung und musste schmunzeln.

„Ach Mist! Nicht schon wieder! Kannst du ihn nicht einmal nicht fangen?“, ertönte die gleiche Stimme wieder.

„Tja. Dafür musst du schon früher aufstehen, Süße“, grinste Billy als er das schmollende Gesicht von Cassie sah. Die Kunden, die noch in der Reihe warteten, hatten dieses Schauspiel schon öfter gesehen und konnten nicht anders als zu lachen. Für sie gehörten die Neckereien der beiden Freunde dazu.

Billy kam an die Verkaufstheke und setzte sich auf einen der freien Hocker, die dort standen und grinste die rothaarige Bäckerin an. Cassie streckt ihm die Zunge raus und bediente ihre Kunden, während Billy seinen Cupcake aufaß und ihr dabei zusah. Er musste immer wieder den Kopf schütteln, wenn die Bäckerin mit einem süßen Mädchen flirtete, das dann rot anlief und schüchtern davonlief, nachdem es gezahlt hatte.

„Kannst du deine armen Kundinnen nicht einmal in Ruhe lassen?“, fragte Billy, der nun gelangweilt mit den Fingern durch sein blondes Haar strich. Mit seinen grauen Augen durchbohrte er Cassie, die nur mit den Schultern zuckte.

„Du bist nur neidisch, dass ich als Frau besser bei Frauen ankomme als du: ein Kerl “, grinste sie frech und wich dem Cupcake-Papier aus, das Billy nach ihr warf. In ihren grünen Augen konnte man den Schelm erkennen. Doch sie riss sich zusammen und füllte die leere Auslage wieder auf.

„Wann bekomme ich meinen Kaffee? Immerhin hast du mir versprochen, dass ich, wenn ich den Cupcake fange, immer einen Kaffee und Cupcake aufs Haus bekomme…“, schmollte der Blonde und schob seine Unterlippe vor. Doch Cassie ignorierte ihn und räumte weiter ein. Er wusste auf was sie wartete und enttäuschte sie nicht. Er fing an wie ein Weichling zu jammern und so goss sie ihm einen Becher Kaffee ein. Sie stellte ihm ein Kännchen mit heißer Milch dazu. Sie kannte Billy lange genug, um zu wissen, dass in seinen Kaffee Milch gehörte.

Billy freute sich wie ein Kind über sein bitteres Heißgetränk und verbrannte sich auch prompt die Zunge, als er zu schnell einen Schluck nahm. Dank der heißen Milch wurde der Kaffee nicht abgekühlt und man hatte länger etwas davon.

Nachdem sie alles erledigt und die Gäste in ihrem Laden bedient hatte, wandte sich Cassie Billy nun voll zu. Sie musterte ihn eindringlich und ihm wurde dabei leicht unwohl und er musste schlucken.

„Habe ich etwas im Gesicht?“, fragte er unsicher und wischte sich über den Mund, für den Fall, dass er mit dem Kaffee gekleckert hätte.

„Nein. Aber ich frage mich schon etwas, seit längerem…“, murmelte Cassie und blickte ihrem Freund tief in die Augen.

„W-Was denn?“ Billy lehnte sich zurück, als diese intensiven grünen Augen näher kamen und ihn zu durchbohren schienen.

„Du sagtest, du würdest Geschichte studieren, aber du hängst sehr oft in meinem Laden herum und schläfst manchmal hier ein. Wieso?“, bohrte sie nach.

„Ich studiere ja auch Geschichte, aber ich habe nicht so viele Kurse. Und abends übernehme ich nur diverse Jobs. Oder lerne sehr lange bis tief in die Nacht hinein“, erklärte er schnell und drückte die Rothaarige von sich, um wieder etwas mehr Abstand zwischen ihnen beiden zu gewinnen. Er hatte schon lange mit dieser Frage gerechnet und sich deshalb diese Erklärung parat gelegt. Die Frau vor ihm war sehr klug und sie wollte sicherlich irgendwann einmal Antworten erhalten. Er hoffte nur, dass sie es auch wirklich schluckte.

Einige Momente lang starrte Cassie ihren Kumpel an und seufzte dann. Diverse, immer wechselnde Jobs passten gut zu Billy, der in ihren Augen schon immer sehr chaotisch und flatterhaft schien. Er bekam sein kinnlanges, blondes Haar noch nicht einmal richtig unter Kontrolle und sah so aus, als wäre er gerade erst aus dem Bett gefallen. Was bei ihm auch sehr gut der Fall sein könnte

„Gut, ich glaube dir vorerst einmal. Aber wenn du Arbeit brauchst, ich suche eine Hilfskraft und du wohnst eh schon fast hier. Also?“ Cassie sah Billy auffordernd an. Dieser schüttelte nur den Kopf und lächelte sie lieb an.

„Tut mir Leid. Meine Kurse finden so unregelmäßig statt, dass ich kaum als zuverlässig gelte. Such dir jemanden, der dir wirklich helfen kann. Ich schnorre mich hier lieber durch als zu arbeiten!“

„Das hätte ich mir denken können. Aber dieses Schnorren währt nicht ewig! Irgendwann wirst du einen Cupcake fallen lassen und dann musst du für alle, die du danach willst, zahlen! Lass dir das gesagt sein mein Freundchen!“, drohte Cassie. Ihr ging die Wette, die sie mit dem Blonden geschlossen hatte, manchmal gehörig gegen den Strich und sie würde gerne mal die zehn Dollar einstreichen, die sie bekommen würde, die sie für jeden Cupcake bekommen würde, der den Boden berührte.

Das Glöckchen an der Tür klingelte und kündigte einen neuen Kunden an. Automatisch drehten sich Billy und Cassie zum Neuankömmling um und Cassie strahlte das Mädchen an, das sich in der Tür befand. Sie konnte nicht älter als zwanzig sein, hatte asiatische Vorfahren und schien irgendwie verloren. Perfektes Beuteschema für die Bäckerin, die noch mehr strahlte. Billy seufzte innerlich und wünschte sich an einen anderen Ort. Es war doch immer das Gleiche. Cassie sah ein süßes Mädchen, versuchte es anzuflirten, doch das Mädchen ergriff die Flucht und ließ eine enttäuschte Cassie zurück. Und er wäre wieder der Pechvogel, der ihr Geheule auszuhalten hatte.

Die neue Kundin sah sich etwas scheu in dem sehr mädchenhaften Cupcake-Laden um, so als wüsste sie nicht was sie hier wollte. Sie hatte lange, seidig glänzende, schwarze Haare, die ihr bis zu den Hüften reichten und einen gerade geschnittenen Pony. Ihre Kleidung war eher verschlossen. Sie hatte eine weiße Bluse an und darüber einen grauen Blazer gezogen. Eine rote Schleife hatte sie auch um den Kragen der Bluse gebunden. Ihr Faltenrock war in einem dunklen, fast schwarzen Blau gehalten. Sie wirkte wie ein typisches, japanisches Schulmädchen.

Cassie erkannte ihre Misere sofort und hechtete hinter der Theke hervor, um die Heldin des Tages zu werden. Cassie wirkte neben dem Mädchen wie ein bunter Vogel in ihrem roten T-Shirt, der eng anliegenden, blauen Jeans und der zart rosa Schürze mit viel weißen Rüschen dran. Billy beobachtete die Situation genau, im Falle dass er eingreifen und Cassie wieder auf den Boden der Tatsachen bringen musste.

„Hallo. Willkommen in Cassies Cupcake-Laden! Ich bin Cassie, die Besitzerin und Bäckerin! Wie kann ich dir weiterhelfen?“, stellte sich die Rothaarige überschwänglich vor. Das asiatische Mädchen blinzelte einmal verwirrt, so als sei sie es nicht gewohnt, dass man sie mit so viel Energie ansprach. Ehe sie jedoch antworten konnte, nahm Cassie das Mädchen an der Hand und zerrte es zu der Auslege mit den bunt verzierten Cupcakes.

„Sieh dich in Ruhe um! Wenn du etwas gefunden hast, sag mir einfach Bescheid!“ Und schon verschwand die Bäckerin wieder hinter der Theke. Sie ging zurück zu Billy, der an einem Loch in seiner ausgewaschenen Jeans spielte. Er wusste, dass sie schwärmen wollte, doch leider hatte er keine Ahnung wie er seine Freundin abwimmeln sollte. Vielleicht sollte er ihr ja beibringen nicht jeden mit ihrer Art und Weise zu erschlagen? Denn das Mädchen wirkte noch verlorener als vorher.

„Und? Sie ist niedlich, oder?“, wollte seine Freundin auch schon wissen.

„Ja, aber ich glaube nach dieser Aktion wird sie so schnell nicht wieder kommen. Du bist einfach zu aufdringlich und nicht jeder kann damit umgehen, verstehst du?“, versuchte er es auch schon. Jedoch wirkte das Mädchen nicht so, als würde es jeden Moment verschwinden. Es besah sich die Auslage und schien ernsthaft zu überlegen welches Gebäck sie wollte.

„Du bist gemein! Ich bin charmant und freundlich!“, schmollte Cassie und wollte ihrem Freund am liebsten eins überbraten. Doch sie bezähmte dieses Verlangen und ging zu der neuen Kundin. Billy konnte nur den Kopf schütteln. Cassie schien sich jedoch etwas ruhiger mit dem Mädchen zu unterhalten, da es nicht mehr so verschüchtert wirkte und nun selbst ein wenig redete. Wahrscheinlich fragte es nach den Cupcakes. Die Form und Farben gaben nicht immer die Geschmacksrichtung preis und die Namen, die Cassie ihren Kreationen gegeben hatte, waren auch keine wirkliche Hilfe.

Billy schlürfte genüsslich an seinem, nun trinkbaren, Kaffee und nahm sich die Zeit seine E-Mails auf dem Mobiltelefon zu lesen. Vor seinem ersten Kaffee hatte er dazu einfach keine Lust und Cassie schien sich zu benehmen, also bräuchte er nicht mehr einzugreifen. Das Meiste in seinem Eingang war jedoch Spam und das löschte er sofort ungelesen. Eine E-Mail jedoch erregte seine Aufmerksamkeit. Jedoch konnte er sie nicht in aller Öffentlichkeit lesen, deswegen beeilte er sich mit seinem Kaffee.

Als er von seinem Telefon aufsah, war das asiatische Mädchen schon wieder verschwunden. Cassandra sah jedoch glücklich aus, also war das Mädchen nicht geflüchtet, sondern hatte seinen Einkauf einfach erledigt und musste wieder los.

Billy wollte die Bäckerin gerade zu sich winken, als die Türglocke wieder erklang und zwei uniformierte Männer eintraten. Bei den beiden Polizisten handelte es sich um zwei Bekannte, oder eher Freunde, von Cassie, die ebenfalls regelmäßig ihren Laden aufsuchten, egal wie mädchenhaft er auch war. Billy ließ die Hand wieder sinken und beobachtete den Alten und seinen jüngeren Kollegen.

Patrick Salvatore war schon über zwanzig Jahre im Beruf und somit ein alteingesessener Hase. Er durfte schon viele Beamte ausbilden, jedoch war noch nie einer bei ihm geblieben, da sie meist mehr anstrebten. Alex Morgan schien da anders. Er war ein alter Schulfreund von Cassie und die beiden verstanden sich so gut wie Geschwister. Billy hatte einmal aufgeschnappt, dass die beiden in der High School ein Paar waren, jedoch ging dies schief, als Cassie ihre Homosexualität entdeckt hatte. Irgendwie hatten sie es doch geschafft Freunde zu bleiben, auch wenn überdeutlich war, dass Officer Morgan noch immer etwas für die Rothaarige Schönheit empfand.

Der ältere der beiden Polizisten hatte immer ein warmes Lächeln auf den Lippen, auch jetzt als er Cassie begrüßte. Er zog sich die Kappe vom Kopf und entblößte eine Halbglatze, die zusammen mit seinem Bart und seiner etwas stämmigeren Figur zu dem klischeehaften Bild beitrugen, das man von einem Polizisten in seinem Alter hatte. Alex war das genaue Gegenteil von seinem Partner. Er war groß, muskulös, hatte einen Militärschnitt und einen harten Ausdruck im Gesicht. Billy mochte diesen Mann überhaupt nicht.

Cassie bat beide an die Theke, um weiterhin mit ihnen plaudern zu können, und goss beiden schon ihren Kaffee ein. Billy würde schon noch gerne bleiben, um den Feind zu bespitzeln, aber ihm wurde es doch zu heiß, als Alex ihn wieder wie immer so durchdringend ansah, als kenne er sein Geheimnis. Also nichts wie weg hier.

„Hey Cassie, Liebes!“, rief er nach ihr. „Ich muss los. Kannst mir ja morgen alles über dieses Mädchen erzählen, ja?“ Er winkte ihr dann doch zu und stand schon von seinem Platz auf. Mit einem schnellen ‚Tschüss‘ verschwand er dann auch schon. So war es fast immer, also wunderte Cassandra sich schon nicht mehr darüber.

Draußen atmete Billy einmal tief durch und holte sein Telefon wieder hervor. Die E-Mail hatte er auch schnell gelesen und so machte er sich auf den Weg, um seinen nächsten Auftrag vorzubereiten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück