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Wörtertanz² mit einem Kunai - Zweiter Tanz

Os/Drabbel-Sammlung
von

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Nomenwalzer - Nebel(Kisame)

Der Nebel waberte wie eine ekelhafte, überdimensionale Schnecke durch die Straßen und verschlang alles, was sich - aus welchen Gründen auch immer - zwischen den Häuser herumtrieb.

Doch es waren so oder so nicht viele Menschen auf den Straßen Kirigakures unterwegs, welche durch den dichten Nebel mehr einer Geisterstadt ähnelte als einem Ninjadorf. Dies konnte an dem Krieg liegen, den die Gemeinschaft eben gegen einen ihrer Nachbarn ausfocht. Ein Nachbar, welcher sich nach Jahren einer mehr oder weniger friedlichen Koexistenz der Gefährlichkeit einer solchen Nachbarschaft bewusst geworden war und deren Minister nun beschlossen hatten, diese Gefahr von der Landkarte zu tilgen.
 

Doch ebenso konnte auch das feuchtkühle Wetter Schuld sein, dass viele Bewohner des Dorfes es vorzogen, im trockenen und warmen ihren Tag zu verbringen anstatt unter freien Himmel.

Vielleicht war es auch das was die zwei Männer sich wünschten, als sie mit schnellen Schritten durch eine Gasse nach der anderen huschten, während das Kind in ihrer Mitte verzweifelt versuchte mit seinen kurzen Beinen ihren langen Schritten mitzuhalten. Doch die Erwachsenen nahmen keine Rücksicht auf den Jungen. Wenn dieser in Gefahr geriet im Nebel hinter ihnen zurück zu bleiben, griff einer seiner Begleiter recht grob nach einem seiner Ärmchen und zog ihn eine Weile hinter sich her. Dem Kleinen war klar, dass er den beiden Männern lästig war, doch gegen die unsanfte Behandlung zu rebellieren wagte er nicht.
 

Schlussendlich blieben sie vor einer Tür stehen, an der dann einer der Männer ungeduldig klopfte. Der dichte Nebel kroch ihnen während des Wartens über die Kleidung und klebte sie noch stärker an die feuchte Haut.

Schritte trampelten hinter der Tür in ihre Richtung und kaum waren sie verhallt, öffnete ihnen eine ältere Frau. Ihre imposante Erscheinung verdanke sie weniger der respekteinflößenden Aura, welche sie umgab, sondern mehr ihres fülligen Leibes, der durch ihre Größe noch mehr unterstrichen wurde. Das lange Kleid, über welchem sie eine schmutzige Schürze trug, spannte sich regelrecht um ihren Körper und betonte somit nur noch unvorteilhafter ihre Figur. Das schon ergrauende Haar steckte lieblos unter einem Tuch, während ein paar schlichte Armringe an ihren dicken Handgelenken klirrten. Ein kurzer Blick auf das Würmchen, welches sich nun ein wenig hinter die Männer drückte, genügte ihr um die Situation zu erfassen. Mit einem genervten Blick trat sie einen Schritt zurück und ließ die drei in den Gang eintreten.
 

Kurze Zeit später fanden sich alle vier in einem Büro ein, welches vor allem durch ein Merkmal auffiel: Unordnung. Überall stapelten sich Schrifttücke und Rollen. Eine nackte Glühbirne baumelte von der Decke und erhellte zwielichtig den Raum. Die Feuchtigkeit, welche Kiri beinahe das ganze Jahr fest im Griff hatte, hing selbst neben der vollaufgedrehten Heizung weiterhin im Zimmer und setzte sich trotzig in den Atemwegen fest.

Mit ärgerlicher Miene nahm die Frau das Schriftstück, welches ihr einer der Männer hinhielt. Kurzangebunden überflog sie die draufgeruckten Angaben, beäugte dann schnell das Kind, welches verloren vor ihrem Schreibtisch stand, und wandte sich schließlich den Männern zu.

„Und er hat ganz sicher keine Angehörigen mehr?“, fragte sie mit schneidender Stimme nach.

„Wir haben nur den Auftrag bekommen ihn in Eure Obhut zu übergeben, Schwester.“

Sie nickte und kramte nach einem Schreibgerät, um ihre Unterschrift bei der Bestätigung zu setzten. Der Junge indes verharrte teilnahmslos auf seinen Platz, als wäre er ein Unbeteiligter.

„Gut, dann verschwindet, ich übernehme ab hier.“

Die Unterstreichung ihrer Aufforderung mit einer Handgeste erwies sich als unnötig, denn die beiden Shinobi verließen nur allzu schnell den Raum, nachdem die Frau ihnen die Bestätigung überreicht hatte.
 

Schwester Haori wandte sich, kaum hatten die Männer ihr Büro verlassen, dem Problem zu, welches sie hier bei ihr gelassen hatten. Das letzte was sie gebrauchen konnte war ein weiteres Kind in ihrem Haus. Durch den Krieg war das Heim schon hoffnungslos überfüllt und auch wenn jede Woche durch verschiedene Gründe Kinder wegstarben, woran vor allem Krankheiten, die knappe Versorgung und fehlende Zuwendung schuld hatten, wurde die Lage aufgrund des ununterbrochenen Nachschubs nicht entlastet. Es fehlte einfach hinten und vorne an allem, ob nun an finanziellen Mitteln oder an Personal, um dem Problem Herr zu werden.
 

Kritisch beäugte sie den Knaben. Er schien nicht älter als fünf zu sein, doch der verwahrloste Zustand, in welchen sich das Kind befand, konnte leicht über sein wahres Alter hinweg täuschen. Einzig ein schmutziges weißes Hemd und eine dunkle Hose, wobei die Hosenbeine schon völlig ausgefranst waren, bedeckten den dürren Leib. Nicht mal Schuhe besaß der Junge.

Es war jedoch nicht die dürftige Kleiderausstattung, welche den Kleinen sonderbar erscheinen ließ. Es war die blaue Hautfarbe, die einem gleich ins Auge stach. Diese außergewöhnliche Farbe beschränkte sich nicht nur auf die Haut, auch das Haar war blau, wenn auch dunkler. In diesem Kontext erschien die grüne Augenfarbe des Kleinen regelrecht banal.
 

Mit nachdenklichem Blick baute sich die Ordensschwester vor dem Kleinen auf, welcher bis jetzt kein Wort gesprochen hatte. In Gedanken ließ sie seine ungewöhnliche Erscheinung bei Seite und überlegte fieberhaft, wo sie in ihrer Anstalt dieses weitere Waisenkind unterbringen konnte, ohne seine Überlebungschancen durch seine schlechte körperliche Verfassung und sein junges Alter weiter zu reduzieren. Die kleinen grünen Äugelein blinzelten zu ihr auf. Die Traurigkeit und die versteckte Angst dahinter ignorierte sie professionell und entschied missmutig die Bedenken für die Zukunft des Knaben auf später zu verschieben.

„Zieh das aus.“, wies sie ihn mit scharfem Ton an und holte von einem der vollgestellten Regale eine Kiste.

Folgsam entledigte sich das Kind der nassen Textilien, während Schwester Haori mehrere Kleidungsstücke aus der Schachtel fischte, welche sie dann dem Jungen vor die Füße warf.

Der Kleine verstand, denn ohne ein Wort zu verlieren zog sich dieser wieder an. Keines der ausgewählten Kleidungstücke passte dem Knaben, aber sollte er die nächsten Jahre überleben, könnte er in sie hineinwachsen.

Während sie dem Kind half Ärmel und Hosenbeine soweit hochzukrempeln, dass er sich nicht beim Gehen verhedderte, fiel ihr erst ein, dass der Junge keinen Namen trug und bis auf seinen Fundort auch keine weitere Angabe zu seiner Identität auf dem Dokument, welches sie unterschrieben hatte, gestanden hatte.
 

„Wie heißt du denn?“

Das Kind kniff den Mund zusammen und Schwester Haori seufzte müde auf. Sie hatte keine Kraft sich jetzt mit dem Schweigen dieses Knaben auseinanderzusetzten. Durch den Bericht, welchen sie in der Hand gehalten hatte war ihr klar, dass der Junge mitten aus dem Kriegsgebiet stammte und diese Erfahrung mit größter Sicherheit ein Trauma ausgelöst hatte. Doch je schneller er dieses überwand umso mehr stiegen seine Chancen hier zu überleben. Schwester Haori ließ dem namenlosen Jungen noch einen Augenblick Zeit um endlich den Mund aufzumachen, doch es tat sich nichts.

So wie die Lage nun mal war, würde sie ihm wohl oder übel einen Namen geben müssen.
 

Während sie weiterhin die Kleidung richtete, dachte sie nach. Der Junge war in der Kisamebucht gefunden worden. Ein kleines Fischerdorf, welches vor dem Krieg die Fische fürs Dorf lieferte und nun durch den Krieg zerstört worden war. Angeblich weil es mit Kirigakure paktierte.

Ihr Blick fiel auf ein paar vertrocknete Dattelpflaumen zwischen einem Haufen Schreibstücke ihres Arbetstisches, welche sie nun seit Tagen vergaß des Schimmelns wegen wegzuschmeißen.

Sie richtete sich schlussendlich auf.

„Gut, wenn du mir nicht sagen willst, wie du heißt, werd ich dich ab heute einfach Kisame Hoshigaki nennen. Ab heute wird dieses Heim dein Zuhause sein. Du wirst hier essen und schlafen, hast du das verstanden?“

Kisame nickte, bevor sie seine Hand nahm und ihn in die oberen Räumen zu den anderen Schützlingen ihres durch den Krieg maßlos überfüllten Heimes brachte.
 

Kisame überlebte die nächsten Jahre im Heim, musste aber die Bittere Realität über das Recht des Stärkeren erkennen und erdulden, bis er selber zu den Stärkeren zählte. Der Nebel war blutig geworden, selbst als der Krieg gegen die Nachbarn endete. Doch auch dies beendete sein Leben nicht. Er nutzte gnadenlos seine Chancen und erreichte sein drittes Lebensjahrzehnt, im Gegensatz zu vielen seiner Bekannten.

Es war nebelig gewesen, als er zum ersten Mal das Dorf hinter dem Nebel betreten hatte, und er hatte nichts besessen als ein paar Lumpen. Als er Kiri verließ war es auch nebelig, wie immer eigentlich, aber dabei nahm er einen Namen und eine der größten Kostbarkeiten des Dorfes auf seinem Weg in die Vogelfreiheit mit.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Kisame=Dämonenhai
Hoshigaki=Dattelpflaumen
(aus dem Narutowiki)

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