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Dein Blick hat sich nie geändert

von

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Wiedersehen in der Dunkelheit

Jin…

Ziemlich unsicher trat ich aus dem Gasthaus unter der Herberge. Es war pechschwarze Nacht. Wankend ging ich zu einem Baum. Ich fragte mich, wo die beiden Streithähne abgeblieben waren. Als zweites fragte ich mich, warum ich mich das fragte.
 

Du bist betrunken. Warum denkst du überhaupt? halte eine Stimme in meinem Kopf wieder. Ich war mit der Stimme einer Meinung.
 

Nachdem ich fertig mit pinkeln war, machte ich mich auf den Rückweg.
 

Plötzlich hörte ich hinter mir etwas rascheln. Aus einem Impuls heraus griff ich zu meinem Katana. Gerade noch rechtzeitig, denn eine fremde Klinge traf auf meine.

Aber die Klinge wurde schwach geführt. Es war mir ein leichtes sie abzuwehren, auch wenn ich betrunken war.
 

„Wer… bist du?“ kam es keuchend von meinem Gegner. Oder wohl eher von meiner Gegnerin. Die Worte kamen eindeutig von einer Frau.
 

„Wenn du mich angreifst, habe ich wohl ein Recht darauf, deinen Namen zuerst zu erfahren.“ Ich war verwundert, dass ich nicht beschwipst klang.
 

„Wer kam hier bedrohlich auf mich zu?“ sagte sie beleidigt und lies endlich ihre recht kleine Klinge sinken.
 

„Ich hab nicht vor ihnen etwas zu tun.“ wechselte ich in die Höflichkeit. Doch auch wenn ich es mir nicht anmerken ließ(als Samurai wäre das einfach nicht angebracht), nervte sie mich.
 

Die Frau nickte. „Also gut. Mein Name ist Merisa, Tamajako Merisa.“ Ihren vollen Namen sprach sie voller Abscheu aus.
 

Dennoch ließ dieser Name mich erstarren. Er führte mich in den tiefen Abgrund meines Herzens zurück und sorgte dafür, dass ich sie ungläubig anstarrte.
 

„Merisa…“ sagte ich beinah sprachlos, denn gleich darauf küsste ich sie. Ich hatte ihre Stimme zwar nicht direkt erkannt, aber nun war ich mir sicher. Sie war es. Sie war meine Frau, die ich vor zehn Jahren verlassen und nie zurückgekehrt war.
 

Sie drängte mich zurück. „Jin?!“ rief sie fassungslos. Wohl einmal überrascht, weil ICH vor ihr stand und einmal, weil ich sie küsste.
 

Merisa…

Erschrocken starrte ich in die Augen des Mannes, den ich bis gerade noch für einen Fremden gehalten hatte. Vor mir stand Jin, der berühmte Samurai. Jin, der mich eigentlich nur für ein Jahr verlassen wollte. Jin, der mich so sehr enttäuscht hatte, wie nie ein Mensch zuvor. Ich hasste ihn, mehr als alles andere. Wie konnte er mich nur so besitzergreifend küssen?!
 

Ich verbat es mir, ihm eine Ohrfeige zu verpassen. In seinen Augen sah ich, dass er glücklich war, auf eine komische Art und Weise. Vermutlich war er betrunken. Ich roch den Alkohol.
 

Etwas in mir regte sich. Nein, schrie förmlich, ihm etwas zu sagen.
 

Ich biss mir auf die Unterlippe. Es hatte keinen Zweck. Ich würde es sicher bereuen, wenn ich es ihm jetzt nicht sagte. Vermutlich würde ich ihn nie wieder sehen.
 

„Hör mir jetzt gut zu.“
 

Unsicher nickte er. So meinte ich zumindest. Bei dieser Dunkelheit konnte man kaum etwas erkennen.
 

Ich holte tief Luft. „Tamajako Jin, du hast eine Tochter. Sie ist neun und mehr brauchst du nicht zu wissen.“
 

Ich drehte mich um. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Dieses Mal war ich es, die sich entschied zu gehen. Meine Kleine sollte keinen Vater haben, der einfach so verschwand. Und ich brauchte keinen Mann auf den ich mich nicht verlassen konnte. Der Druck seiner Lippen brannte immer noch auf meinen. Ich drehte mich um und verschwand in der Dunkelheit.



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