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In saecula saeculorum

in alle Ewigkeit
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

@sasa56: Vielen Dank für deinen Kommi, ja, der arme Harry aber es wird bestimmt besser.

@annette-ella: Auch dir vielen Dank für deinen Kommi. Eine Aussprache war ja dringend notwendig aber sie haben bestimmt noch genug Sachen über die sie diskutieren können. ;)

So, das war`s leider schon mit Kommi-Beantwortung, schade. Aber weiter geht`s ... Komplett anzeigen

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Kapitel 7

Wütend stampfte Harry im Schlafsaal auf und ab, immer wieder vor sich hin murrend und fluchend. Seamus und Neville, die als Einzige anwesend waren, sahen ihm schon eine Weile dabei zu bevor sie sich einen fragenden Blick zuwarfen und Seamus irgendwann fragte, „willst du uns eventuell einweihen warum du so sauer bist? Dann könnten wir uns gemeinsam ärgern.“

Harry blieb überrascht stehen, rauschte dann zu seinem Schreibtisch und warf ihnen eine Pergamentrolle zu. „Da, dieses Ekel, der Mann ist ein absolutes Ekel“, fauchte er.

Während Seamus die Rolle öffnete, fragte Neville, „wer?“

„Snape“, kam von Seamus bevor er vor las, „netter Aufsatz, Mr. Potter. Annehmbar. Aber noch weit entfernt von dem erforderlichen Ohnegleichen, viel Glück beim nächsten Mal. S. Snape.“

„Annehmbar? Nicht wahr.“

„Doch, eindeutig. Aber hatte er nicht gesagt, dass du ein E brauchst?“

„Nun, scheinbar nicht in seinem Unterricht. Verdammt, da bekomm ich nie ein O“, knurrte Harry bevor er sich resignierend neben seine Freunde aufs Bett fallen ließ.

„Versuch es weiter. Hey, es ist immerhin kein Troll“, sagte Neville aufmunternd und mit den Gedanken ganz bei seinem letzten Aufsatz, ein Troll.

„Aber wie soll ich bei dem Kerl ein O bekommen?“

Diesmal zuckten die zwei Jungs mit den Schultern, darauf hatten sie auch keine Antwort. „Willst du aufgeben?“, fragte Neville irgendwann.

Harry grinste ihn schief an, „niemals. Der Kerl wird mich kennenlernen.“ Sein Grinsen wurde breit erwidert.
 

„Nicht schlecht, Mr. Potter. Annehmbar. Sie sollten mehr Sorgfalt auf die eigentliche Aufgabenstellung verwenden als auf sinnlose Details, die keinen interessieren und Sie im Kampf nicht retten wird. S. Snape.“
 

„Mr. Potter, ich bin es langsam leid, Ihnen ein Annehmbar zu geben. Würden Sie sich bitte etwas mehr anstrengen? S. Snape.“
 

„Ein sehr interessanter Aufsatz. Eigentlich ein E. Aber da Ihr letzter Zaubertrank, mal wieder, in die Luft geflogen ist, bekommen Sie ein M. Sie sollten sich nicht nur auf ein einziges Fach konzentrieren sondern Ihr Augenmerk auf Ihre kompletten, schulischen Leistungen richten. S. Snape.“
 

„Ich bin beeindruckt, Mr. Potter. Ein E in Zaubertränke, so gut waren Sie noch nie. Sie sind auf dem richtigen Weg aber vernachlässigen Sie Ihre anderen Fächer nicht. S. Snape. PS: Annehmbar.“
 

„Auch wenn ich nicht verstehe wie Sie ein Ohnegleichen in Zaubertränke bekommen konnten, bin ich beeindruckt. Auch Ihre restlichen Noten sind, in Anbetracht dessen wer sie sind, annehmbar. Ihr Aufsatz war beeindruckend. E. S. Snape.“
 

Wochenlang bekam Harry nur irgendwelche fiesen und zurechtweisenden Worte für seine Aufsätze, für die er immer länger arbeitete. Selbst Hermine war der Meinung, dass er längst ein Ohnegleichen verdient hätte aber Snape schien da anderer Meinung. Er forderte immer mehr.
 

Die Osterferien waren gerade drei Tage alt, Harry hatte seine Hausaufgaben längst gemacht und er hatte sich entschlossen den heutigen Abend am See zu verbringen. Als Fledermaus war es ein Flug von wenigen Minuten doch da er den Abend nicht nackt verbringen wollte, schnappte er sich seinen Tarnumhang und schlich sich als Mensch hinaus. Seine Freunde waren nach Hause gefahren, bis auf Neville und der wiederum trieb sich hauptsächlich bei den Schlangen rum. Er hatte Harry zwar angeboten ihm Gesellschaft zu leisten doch er hatte abgelehnt. Harry hatte die Sehnsucht in Nevilles Blick gesehen und verstanden. Im normalen Schulalltag hatte Neville kaum Gelegenheit um sich mit seinem Freund zu treffen, lediglich an den Wochenenden schlich er sich zu ihm. Er sollte die zwei Wochen Ferien ruhig ausnutzen. Ehrlich gesagt, wollte Harry auch ein bisschen allein sein.
 

Mit einem erleichterten Seufzen zog sich Harry den Tarnumhang von den Schultern und packte ihn in die mitgebrachte Tasche. Dann zog er eine verzauberte Decke aus der Tasche, breitete sie im Gras aus und ließ sich darauf nieder. Genießerisch schloss er die Augen, die Sonne war bereits sehr stark und das obwohl es gerade mal Ende März war. Seit drei Monaten kämpfte er um ein O in Verteidigung, in den restlichen Fächer hatte er es im Laufe des letzten Monates geschafft. Genauso lange dachte er schon nach, über die Prophezeiung, über den Krieg, über die Zukunft aber vor allem darüber, was er sich selber wünschte.

Nicht das, was alle von ihm forderten. Nicht das, was alle von ihm erwarteten. Sondern nur das, was er sich wünschte und er hatte schnell festgestellt, dass seine Wünsche relativ klein waren. Er wollte Frieden, Sicherheit für seine Freunde und eventuell irgendwann mal eine Familie. Eigentlich ganz normale Träume. Langsam öffnete er die Augen, waren diese Träume zu hoch gegriffen? Nein, eigentlich nicht. Hm, das waren zu viele Eigentlichs. Harry seufzte leise als ihn ein leises Rascheln herum fahren ließ. Der Zauberstab lag sofort in seiner Hand doch sein Gegenüber warf ihm nur einen verachtenden Blick aus goldbraunen Augen zu.
 

Etwas fassungslos beobachtete Harry wie sich Severus in seiner Katzengestalt weiter näherte und schließlich vor ihm stehen blieb. Ihn einfach nur anstarrte. Der Blick wurde langsam unheimlich und noch unheimlicher wurde es als Severus den Blick leicht senkte und jetzt auf die Decke sah. „Oh“, war alles was Harry raus brachte bevor er hektisch zur Seite rutschte und so einen Platz auf der Decke frei machte. Mit einer Selbstverständlichkeit, die wohl nur Severus zu eigen war, setzte dieser sich auf die Decke und begann in aller Seelenruhe seine Vorderpfoten zu putzen.

Harry blinzelte ein paar Mal doch an dem Bild änderte sich nichts, Severus Snape saß noch immer in Katzenform neben ihm und putzte sich. Erst die Vorderpfoten, dann den Kopf und dann begann er mit dem Rücken. Doch dann fiel sein Blick auf etwas, was er vorher irgendwie übersehen hatte. Um den schlanken Hals lag eine filigrane Goldkette, die einen eingefassten dunkelblauen Stein auf der Brust hielt.

„Seit wann tragen sie ein Halsband?“, fragte er bevor er es verhindern konnte.

Severus hielt in seinem Putzen inne, warf ihm einen Todesblick zu und setzte dann das Putzen fort.

„Also kein Halsband. Was ist es dann?“

Ein Maunzen zwischen zwei Strichen mit der Zunge auf dem gefleckten Fell und Harry war genauso schlau wie vorher.

„Ich spreche kein Serval. Wären Sie eine Schlange, hätten wir das Problem nicht, Parsel kann ich. Sie sind doch nicht hierher gekommen um sich auf meiner Decke zu putzen, oder?“, fragte Harry weiter.

Severus stockte kurz, hörte dann ganz auf und nickte bevor er mit einer Pfote auf die Kette deutete.

„Ich soll sie abnehmen?“, fragte Harry während er schon die Hand ausstreckte. Da sich weder Krallen noch Zähne in seine Haut bohrten, zog er vorsichtig die Kette über seinen Kopf. Severus schüttelte sich kurz, nahm ihm die Kette mit dem Maul aus der Hand und stand dann auf um sich ein Stück zu entfernen. Als Harry ihn auch weiterhin anstarrte, wurde er an geknurrt bis er beschämt den Kopf umwandte. Es ertönte nochmal ein warnendes Knurren bevor er spürte wie hinter ihm Magie gewirkt wurde.

Harry fragte sich wie Severus mit ihm reden wollte, er wollte nicht die ganze Zeit mit der Luft reden aber auf einen nackten Lehrer hatte er auch keine Lust. Hinter ihm erklang ein Rascheln und wenige Momente später spürte er einen anderen Körper neben sich, eine Rolle Pergament wurde in sein Sichtfeld gehalten.

„Dein Aufsatz.“

„Danke“, murmelte Harry, der krampfhaft in eine andere Richtung sah als er die Rolle ergriff. Nein, er wollte seinen Lehrer definitiv nicht nackt sehen, egal was Seamus und Dean auch sagten. Um sich abzulenken, rollte er das Pergament auf und suchte den nächsten, beleidigenden Satz doch zu seiner Überraschung standen da nur zwei Worte. „Ohnegleichen. S. Snape.“ Völlig überrascht fuhr er zu Severus rum und erst in der Bewegung fiel ihm ein, warum er sich eigentlich weggedreht hatte.

Schwarze Augen funkelten ihn amüsiert an, eine Augenbraue war spöttisch erhoben während Harry seinen Blick absolut fassungslos über die schwere Lehrerrobe gleiten ließ.

„Aber wie...?“, stammelte er leise.

„Glaubst du wirklich, dass ich mich lange mit der Tatsache abfinde, dass ich weder Kleidung noch meinen Zauberstab nach einer Verwandlung bei mir habe?“, war die Gegenfrage.

„Nein. Aber wie? … Natürlich, das Halsband. Wie funktioniert das?“

„Ganz einfach. Die notwendige Kleidung und den Zauberstab auf eine Stelle legen, einen Zauber darüber sprechen und dann das Halsband in Tierform über den Kopf ziehen“, erklärte Severus.

„Klingt ganz einfach.“

„Ist es auch.“

„Können Sie es mir beibringen?“

„Sie? Das letzte Mal hast du mich geduzt.“

„Ich stand unter dem Einfluss eines Zaubertrankes“, maulte Harry.

„Veritaserum beeinflusst den Wahrheitsgehalt einer Aussage aber nicht die respektvolle Anrede für einen Lehrer. Wenn der Beteiligte eigentlich 'Du' denkt aber sonst immer 'Sie' sagt, wird er unter dem Einfluss auch 'Du' sagen.“

„Also darf ich weiter Du sagen?“

„Nur unter uns. Also Mr. Potter, was wünscht du dir für die Zukunft?“, fragte Severus schließlich. Es überraschte Harry, dass Severus gleich auf den Punkt kam aber irgendwie war es typisch für ihn. Er atmete ein paar Mal tief durch und begann dann zu erzählen. Er legte seine Gedanken der letzten Monate offen.
 

Die Sonne war schon am sinken als Harry endlich fertig war. Severus hatte ihm die ganze Zeit schweigend zugehört, den Blick auf den See gerichtet. Nicht ein Mal hatte er ihn unterbrochen und selbst als Harry schon längst fertig war, schwieg sein Gegenüber noch. Erst als die Sonne komplett versunken war und sich langsam die Kälte einer Frühlingsnacht ausbreitete, kam wieder Bewegung in Severus. Er zog den Zauberstab und belegte erst die Decke mit einem Wärmezauber bevor er ein magisches Feuer vor sie in die Luft zauberte.

„Das klingt alles so als hättest du wirklich mal nachgedacht. Wie gedenkst du den Frieden zu erreichen wenn du nicht kämpfen willst?“, fragte er irgendwann.

„Ich habe nie gesagt, dass ich nicht kämpfen will aber ich will mich nicht opfern. Es muss einen anderen Weg geben als dieser viel gepriesene Mann-gegen-Mann-Kampf“, gab Harry zurück.

„Welchen? ER wird nicht aufgeben bevor du tot bist. ER hält dich für SEINEN größten Feind, noch vor Albus.“

„Ich weiß es nicht.“

„Willst du diese Einstellung auch Albus gegenüber verteidigen?“, fragte Severus weiter, noch immer sah er ihn nicht an sondern hatte den Blick in die Dunkelheit gerichtet.

„Ja, werde ich.“

„Wissen deine Freunde davon? Du wirst sie enttäuschen.“

„Falsch, werde ich nicht und habe ich nicht. Ich habe mit ihnen geredet und sie verstehen mich. Wir werden kämpfen aber nicht so, wir brauchen einen besseren Plan als einfach nur blind einer Prophezeiung hinterher zulaufen.“

„Das könnte von mir sein.“

„Naja, ist es auch“, gestand Harry grinsend.

Jetzt wandte ihm Severus den Kopf zu, er hob nur wieder eine Augenbraue, sagte aber nichts.

„Kannst du mir den Zauber beibringen?“

„Warum?“

„Er ist verdammt nützlich und ich wäre nicht mehr eingeschränkt“, erklärte Harry.

„Hast du ein zweites Kleidungsstück und deinen Zauberstab dabei?“

„Jein.“

„Jein? Was ist das denn für ein Englisch?“

„Muggelenglisch. Ich habe meinen Zauberstab und eine Art Umhang dabei. Ich weiß aber nicht ob es damit klappt“, sagte Harry.

„Doch nicht etwa den Tarnumhang deines Vaters, oder?“

„Du kennst ihn?“

„Leider. Nein, damit wird es nicht klappen. Dann heute nicht mehr. Du kannst im Laufe der Ferien zu mir kommen, dann bringe ich ihn dir bei.“

„Warum bist du so nett zu mir?“, fragte Harry jetzt.

„Wären Ihnen alles andere lieber, Mr. Potter?“, schnarrte Severus in altbekannter Manier.

„Nein, nein, nicht wirklich. Belassen wir es bei dem nett“, versicherte Harry sofort, ein kaltes Lächeln antwortete ihm darauf.

„Anderes Thema, wie gedenkst du deinen Rückstand in Verteidigung aufzuholen?“

„Ich habe gerade ein Ohnegleichen bekommen.“

„In der Theorie. Wie sieht es mit der Praxis aus? Bis jetzt hast du dich noch nicht mit Ruhm bekleckert“, sagte Severus.

„Das war nicht meine Schuld.“

„Wessen dann?“

„ER? Nein, jetzt mal ernsthaft. So gut wie jeder Kampf, in den ich verwickelt wurde, kam aus dem Hinterhalt. Bei Merlin, ich stand IHM das erste Mal gegenüber als ich elf war. Wer verlangt von einem elfjährigen Kind zu kämpfen?“

„Niemand. Du hättest IHM den Stein auch einfach geben können“, sagte Severus.

„Und dann? Nein, ich hatte damals schon zu viel Angst vor IHM. Die Geschichte, die mir alle erzählt haben, haben mir Angst gemacht und ich wusste nur eines ganz sicher, ER durfte niemals wieder leben. Deswegen durfte ER den Stein nie bekommen“, sagte Harry bevor er leise lachte, „ER ist auch der Grund warum ich in Gryffindor bin. Naja, und Malfoy.“

„Draco? Wieso?“

„Der Hut war sich nicht sicher ob Gryffindor oder Slytherin, ich habe ihn angefleht mich nach Gryffindor zu stecken. Im Zug haben alle erzählt, dass ER in Slytherin war und nachdem auch Malfoy dort war, wollte ich unbedingt woanders hin.“

„Was hat mein Patenkind gemacht?“, fragte Severus neugierig. Es war befreiend mit jemanden reden zu können, dem er nichts verheimlichen musste denn durch Potters Aufenthalt in seinem Haus, hatte der Junge mehr über ihn erfahren als jeder Andere.

Jetzt lachte Harry wirklich und erklärte, „ich hatte mich im Zug mit Ron angefreundet, mein erster Freund überhaupt und Malfoy hat ihn beleidigt. Hat gesagt, dass einige Zaubererfamilien besser sind als andere und ich sollte mir gut überlegen, mit wem ich befreundet bin.“

„Kurz, er war ein arroganter Mistkerl.“

„Ja, so in etwa.“

„Also wärst du vielleicht sogar in mein Haus gekommen.“

„Das wäre furchtbar gewesen, oder?“, grinste Harry.

„Allerdings. Ich hätte dir keine Punkte abziehen können“, gestand Severus völlig ernst.

„Das wäre natürlich schrecklich gewesen.“ Diesmal konnte sich auch Severus dem Lachen nicht entziehen, es war zu ansteckend.
 

Sie blieben noch eine Weile auf der Decke sitzen, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend bis sich Severus streckte und aufstand. Harry sah ihn fragend an woraufhin Severus einen Tempus in die Luft zauberte.

„Halb eins?“, fragte Harry fassungslos, „schon?“

„Scheinbar. Zumindest ich möchte so langsam ins Bett.“

„Gute Idee. Gehst du so zurück oder verwandelst du dich?“, fragte Harry während er aufstand und sich erst mal ausgiebig streckte, das lange Sitzen hatte seine Glieder steif werden lassen.

„Um diese Uhrzeit muss ich nicht befürchten, gesehen zu werden. Du allerdings benutzt den Tarnumhang“, wies Severus ihn an.

„Natürlich.“

Harry packte seine Decke sorgfältig weg und warf sich dann den Umhang über. „Wir können.“ Schweigend machten sie sich an den Rückweg zum Schloss.
 

Severus hatte zwar erwartet, dass Harry irgendwann im Laufe der Osterferien zu ihm kommen würde aber doch nicht gleich am nächsten Abend. Umso überraschter war er als es kurz vor der Ausgangssperre an seiner Tür klopfte. Allerdings war der Gang davor leer, lediglich der Windhauch, der an ihm vorbei huschte, zeigte ihm an, dass er Besuch hatte. Kaum, dass die Tür zugefallen war, zog sich Harry den Tarnumhang aus und blieb etwas verloren mitten im Raum stehen, in seinem Arm hatte er eine zweite Schulrobe.

„Werde ich jetzt jeden Abend deine Gesellschaft genießen dürfen?“, fragte Severus mit einem sehr sarkastischen Unterton.

„Es war deine Idee. Du wolltest mir den Zauber beibringen und mir praktischen Verteidigungsunterricht geben“, konterte Harry.

Eine Augenbraue wurde fragend hochgezogen bevor sich Severus ab wandte und ihm bedeutete ihm zum Kamin zu folgen. „An das Erste kann ich mich erinnern aber das Zweite habe ich niemals gesagt.“

„Wie sollte ich deine Worte sonst verstehen?“

„Drehst du dir die Dinge immer so, wie du sie brauchst? Tee?“

„Äh, ja.“

„Worauf?“

„Auf Beides“, sagte Harry mit einem breiten Grinsen.

„Setz dich endlich, ich komme gleich wieder.“ Damit verschwand Severus wieder nach nebenan.
 

„Wo ist das Veritaserum diesmal drin? Im Tee oder in den Sandwichs?“, fragte Harry mit einem skeptischen Blick auf die Sachen, die Severus auf den Tisch stellte.

„In Beidem.“

Harrys Hand, die gerade nach einer Teetasse greifen wollte, hielt mitten in der Bewegung inne. Er sah seinen Gastgeber misstrauisch an bis ihm das hinterhältige Grinsen auffiel. Grummelnd griff er nach dem Tee, ließ erst Honig rein fließen und trank dann demonstrativ einen großen Schluck.

Severus konnte sich ein weiteres Grinsen nicht verkneifen während er sich setzte und dann fragte, „was willst du hier?“

„Du wolltest mir den Zauber für die Kleidung beibringen“, sagte Harry, der mit einer Hand die Zweitrobe hochhob.

„Habe ich eine Wahl auf einen ruhigen Abend?“

„Je schneller ich den Zauber lerne, desto schneller bin ich heute wieder weg.“

„Also sitzen wir die ganze Nacht hier“, seufzte Severus theatralisch auf.

„Danke“, murrte Harry, „warum diesmal kein Veritaserum?“

„Ich bin der Meinung, dass das nicht mehr nötig ist. Wir wissen mehr übereinander als jeder Andere und die Fronten sind geklärt, oder?“

„Ich denke schon.“

„Aber?“

„War das so offensichtlich?“ Severus nickte nur und Harry fuhr fort, „warum hilfst du mir so plötzlich? Ich meine, du hast dich ehrlich gesagt wie ein Mistkerl benommen und jetzt? Es kommt mir seltsam vor.“

„Ich habe mich also wie ein Mistkerl benommen? Was habe ich von dir verlangt? Dass du dich an die Regeln hältst. Dass du deine schulische Ausbildung nicht immer vernachlässigst. Dass du auch Fächer beachtest, die du für sinnlos erachtest. Ich habe dich nicht in den Himmel gehoben und wollte dich vom Schlachtfeld fern halten. Ja, ich muss dir Recht geben, ich war ein furchtbarer Mistkerl“, stimmte Severus schnarrend zu. Seine Stimme tropfte wieder einmal vor Sarkasmus und Harry musste sich, bei genauerer Betrachtung eingestehen, dass er Recht hatte.

„Du warst unfair, parteiisch und du hast mich, bei jeder sich bietenden Gelegenheit runter gemacht, mir Punkte abgezogen und mir Strafarbeiten aufgegeben“, sagte er dann.

Severus nickte nur bedächtig und meinte, „gut, vielleicht war ich etwas parteiisch aber hättest du dich auch nur an einen Bruchteil der Regeln gehalten oder auch nur versucht, in Zaubertränke aufzupassen, hätte ich wesentlich weniger Gründe für die Bestrafungen gefunden.“

„Toll.“

„Was erwartest du? Einen Kniefall und eine weitläufige Entschuldigung?“, schnarrte Severus mehr amüsiert als alles andere.

„Wäre ne gute Idee“, gab Harry mit einem breiten Grinsen zurück.

„Wohl kaum. Also, willst du anfangen?“

„Klappt der Zauber auch mit meinem Tarnumhang?“

Diesmal schüttelte Severus den Kopf, „nein. Der Zauber ist auf normale Kleidung und einen Zauberstab zugeschnitten.“

„Könnte man ihn um schneiden?“

„Könnte ich. Aber warum sollte ich?“

„Es wäre sehr praktisch.“

„Für wen?“

„Mich? Ok, ok, dann halt nicht. Dann halt nur die normale Kleidung. Wie fangen wir an?“ Statt einer Antwort erhob sich Severus und verschwand durch eine Tür.
 

Wenig später kam er mit einer Robe über dem Arm wieder, die er auf den Tisch legte. „Du hast zwischen dem Sprechen des Zaubers und der Wirkung genau vier Sekunden um deinen Zauberstab auf die Kleidung zu legen. Solltest du das in dieser Zeit nicht schaffen, geht der Zauber schief. Der Zauber ist auf eine normale Anzahl von Kleidungsstücken und einen Zauberstab zugeschnitten.“

„Was heißt eine normale Anzahl?“, fragte Harry dazwischen.

„Genug um sich normal anzuziehen, einschließlich Schuhe oder Stiefel. Jegliche magische Kleidung, einschließlich deines Tarnumhanges, werden nicht mit verwandelt“, erklärte Severus. Er wartete bis Harry genickt hatte und vollführte dann eine Handbewegung und sprach den dazugehörigen Zauber, „mutatius aurum.“ Schnell legte er den Zauberstab auf die Robe und schon begann die Verwandlung.
 

Nur wenige Momente später lag die filigrane Goldkette auf dem Tisch, der blaue Stein schimmerte sanft im Licht. „Wonach richtet sich die Form?“, fragte Harry neugierig. Er streckte die Hand langsam auf, wartete aber darauf, dass Severus kurz nickte bevor er die Kette hochnahm und sie sich genauer ansah.

„Der Zauber ist so geschrieben, dass er alles in eine kleine, möglichst leichte Kette verwandelt. Die Form der Kette richtet sich nach der Kleidung, die des Anhängers nach dem Zauberstab“, erklärte Severus.

„Würdest du also andere Kleidung statt der Lehrerroben verwandeln, würde die Kette anders aussehen?“

„Ja.“

„Die Kette ist immer noch zu groß für mich.“

„Zumindest für den Hals. Du müsstest sie wahrscheinlich mit den Füßen festhalten“, meinte Severus, „aber dazu musst du ihn erst mal beherrschen.“ Er nahm Harry die Kette wieder ab, legte sie auf den Tisch und tippte den Stein mit dem Finger an.

„Kein Zauberspruch?“

„Wie soll ich den als Katze sagen? Du musst den Stein direkt, mit Absicht und mit dem Gedanken der Rückverwandlung berühren. Wenn du ihn nur flüchtig berührst, passiert gar nichts. So, jetzt du.“

Harry seufzte innerlich leise und legte die mitgebrachte Robe auf den Tisch, nachdem Severus seine Sachen runter geräumt hatte. Irgendwie hatte er Angst, dass er den Zauber nicht meistern könnte und sich vor Severus blamierte aber jetzt gab es kein Zurück mehr.

„Wird das heute noch was?“, schnarrte Severus gerade, „schlimmer als im Tränkeunterricht kann es ja nicht sein.“

„Ich habe ein Ohnegleichen in Zaubertränke.“

„Ja, weil ich dich nicht mehr unterrichte.“

„Danke.“

„Bitte.“

„Das ist nicht lustig“, maulte Harry doch das Grinsen seines Gegenübers zeigte ihm, dass Severus das durchaus lustig fand.
 

„Probier es schon und versuch bitte meine Einrichtung ganz zu lassen.“

„Ich versuch es“, sagte Harry während er schon den Zauberstab hob.
 

Nur vier Versuche später lag eine Goldkette mit einem zartrosa Stein auf dem Tisch. Sie war kleiner und filigraner als Severus' und über die Farbe des Steines war Harry mehr als enttäuscht. Rosa. Warum um alles in der Welt rosa? Er war ein Junge also warum bekam er einen rosafarbenen Stein?

„Aus was ist dein Zauberstab?“, fragte Severus mit einem musternden Blick auf die Kette in seinen Händen.

„Stechpalmenholz und Phönixfeder. 11 Zoll, federnd. Professor Dumbledore hat mir mal erzählt, dass die Feder von Fawkes kommt, genau wie bei SEINEM Stab.“

„SEIN Stab? Woher weiß Albus das?“

„Hat er nicht gesagt.“

„Und wie kamt ihr auf das Thema?“, fragte Severus, der die Kette jetzt vorsichtig auf den Tisch legte.

„Wegen der Sache auf dem Friedhof. Prio … irgendwas, ich erinnere mich nicht mehr an den genauen Wortlaut. Er hat irgendetwas von vergeschwisterten Zauberstäben erzählt“, sagte Harry schulterzuckend.

„Priori Incantatem.“

„Richtig, genau das war es. Was hat das mit dem rosa Stein zu tun?“

„Nichts, aber es ist interessant“, gab Severus zurück, und noch interessanter fand er es, dass Albus das ihm gegenüber mit keinem Wort erwähnt hatte.

„Darf ich mich verwandeln und versuchen sie zu tragen?“, fragte Harry, der von den Gedankengängen nichts mitbekam.

„Mach das wenn du alleine bist. Ich lasse mich nicht gerne aus meinem eigenen Wohnzimmer jagen. Verwandel deine Sachen zurück.“

Harry tat wie ihm gehießen und fragte gleichzeitig, „und als Fledermaus muss ich den Stein auch nur an tippen?“

„Müsstest du, ja, aber rein technisch gesehen ist es sinnlos. Du willst deine Kleidung schließlich als Mensch anziehen, nicht als Fledermaus.“

„Aber du hast sie auch als Katze zurückverwandelt.“

„Falsch. Ich habe mich erst zurückverwandelt, dann meine Kleidung und mich dann angezogen.“

„Klingt logisch.“

„Würde ich etwas Unlogisches tun?“, schnarrte Severus doch zu seiner Überraschung wandte Harry den Blick ab.

„Keine Antwort?“

„Naja, ich will die Stimmung nicht kaputt machen.“

„Welche Stimmung?“

„Dieses Nette, Freundliche. Ich brauch das kalte Ignorieren oder Runtermachen nicht, ganz ehrlich“, gestand Harry, „aber ja, du hast dich in letzter Zeit sehr unlogisch verhalten. Zumindest von deiner Sicht aus.“

„Wann?“

„Silvester.“

„Wieso? Ich wollte mir nur das Feuerwerk in meiner zweiten Gestalt ansehen. Katzen sehen wesentlich anders als Menschen und ich war neugierig“, sagte Severus doch irgendwie klang es für Harry wie eine Ausrede.

Er atmete noch mehrmals durch und begann dann, „das hättest du überall gekonnt, vor allem nachdem du gesehen hast, dass ich auch da war. Aber du hast mich beinah gefressen, mir den Schädel fast eingeschlagen, alles nur damit ich bleibe. Warum? Du bist mir bis zu diesem Zeitpunkt immer aus dem Weg gegangen. Und dann? Du lädst mich urplötzlich zum Tee ein, flößt mir Veritaserum ein und fragst mich aus. Was soll das?“

„Das habe ich doch damals schon gesagt, ich wollte die Sache geklärt haben und das haben wir, oder?“ Unsicher nickte Harry und Severus fuhr fort, „Wo liegt dann dein Problem?“

„Ich habe kein Problem, zumindest nicht im eigentlichen Sinne. Ich verstehe es nur nicht. Erst hasst du mich.“

„Nein.“

„Ok, du tust so als würdest mich hassen, als Fledermaus warst du nett zu mir und dann hast du mich wie Luft behandelt. Kurze Zeit später versuchst du mich zu fressen,..“

„Wieder falsch, ich habe Geschmack.“

„...und willst eine Aussprache, bei der ich unter einem Zaubertrank stehe. Dann höre ich wieder fast drei Monate nichts von dir, außer teilweise sehr schmeichelnder Sätze unter meinen Aufsätzen. Und dann? Nun, da sitzt plötzlich ein Serval auf meiner Decke und putzt sich in aller Seelenruhe. Jetzt sitze ich hier, bei Tee und Sandwichs und plaudere fröhlich über tolle Zaubersprüche. Verzeih wenn ich das etwas seltsam finde“, sagte Harry wobei seine Stimme immer lauter und teilweise hysterischer wurde, „ich hätte wirklich gerne eine Erklärung für diesen Sinneswandel.“

„Trink einen Tee, das beruhigt.“

„Wieso? Welcher Trank ist diesmal drin?“

„Keiner, reiner Tee.“

„Severus, ich will eine Antwort“, knurrte Harry, „und zwar sofort.“

Diesmal war es an Severus kurz wegzusehen bevor er deutlich hörbar seufzte und sagte, „ich brauchte einfach Zeit zum Nachdenken. Entgegen jeder Vermutung der Schülerschaft bin auch ich nur ein Mensch und ich kann auch nicht aus meiner Haut. Dein kleines Verwirrspiel hat mich sehr getroffen und ich brauchte einfach Zeit zum nachdenken. Ich habe nachgedacht und bin um Weihnachten rum zu der Erkenntnis gekommen, dass wir reden müssen. Leider war ich zu diesem Zeitpunkt mit einem sehr wichtigen Experiment beschäftigt und bin erst zu Silvester dazu gekommen, mit dir zu reden. Dass ich dich auf dem Astronomieturm getroffen habe, war Zufall aber ich hätte dich irgendwie noch aufgesucht.“

„Wer bist du und was hast du mit Severus Snape gemacht?“, fragte Harry fassungslos.

Sein Gegenüber grinste kalt und schnarrte, „ich bin durchaus Ich selbst.“

„Du kannst nicht Severus Snape sein.“

„Warum?“

„Weil der nie so was gesagt und zugegeben hätte.“

„Du hast mich bei mir daheim erlebt und wunderst dich noch?“

„Wieso bist du eigentlich in der Öffentlichkeit so?“

„Du hast meine Erinnerungen an deinen Vater gesehen, ich arbeite seit Jahren irgendwo im Graubereich zwischen den Fronten. Glaubst du wirklich, dass ich mir großartige Gefühle leisten kann? Ich bin wie ich bin, vor allem in der Öffentlichkeit“, sagte Severus mit einem angedeuteten Schulterzucken.

„Ich bin etwas erschlagen.“

„Das könnte ich gerne übernehmen.“

„DAS ist der Severus Snape, den ich kenne“, sagte Harry grinsend.

„Wenn dir dieser Severus Snape lieber ist, bitte. Ich kann auch anders, Mr. Potter!“

„Nein, nein, das Thema hatten wir schon. Ich war nur überrascht. Bleibt es jetzt hierbei?“

„Definiere 'Hierbei'.“

„Naja, dass ich dich nerven darf wenn ich weiter gute Noten habe. Einfach diese freundlichen Treffen“, sagte Harry zögernd.

„Habe ich eine andere Wahl? Du verfolgst mich doch sowieso ständig.“

„Das war ein Ja.“

Severus seufzte ergeben und knurrte, „ja, war es. Aber für heute reicht es.“

„So spät ist es doch noch gar nicht.“

„Nein, aber ich will noch ein bisschen meine Ruhe haben. Es sind Ferien und die verbringe ich gerne alleine und ohne irgendwelche Schüler um mich herum.“

„Morgen?“

„Von mir aus.“

Harry grinste, trank seinen Tee jetzt aus und stellte die Tasse weg während er aufstand. Severus erhob sich und brachte ihn bis zur Tür.

„Aber nerv mich nicht den ganzen Tag.“

„Ich doch nicht“, grinste Harry bevor er den Tarnumhang über sich zog und zur geöffneten Tür hinausging. Er drehte sich nicht nochmal um, sodass er nicht sah wie Severus mit einem leichten Lächeln den Kopf schüttelte und die Tür dann schloss.
 

Es stellte sich eine Art Regelmäßigkeit in Harrys Besuchen ein, er tauchte jeden Abend kurz nach dem Abendessen auf und irgendwie verbrachten sie dann ihre Abende. Manchmal redeten sie, mal über wichtige, mal über belanglose Dinge. Severus hatte ihm auch angeboten Zauberschach zu spielen aber Harry hatte mit den Worten, „Nein danke, es reicht wenn mich Ron immer haushoch schlägt“, abgelehnt. Auf Hausaufgaben hatte Harry auch keine Lust und so äußerte Severus nach vier Tagen den Vorschlag den praktischen Verteidigungsunterricht nachzuholen. Mit gemischten Gefühlen stimmte Harry zu und fand sich keine zehn Minuten später auf dem Boden liegend wieder, mit einem grinsenden Severus Snape vor sich.
 

„Das war nicht fair, ich war noch nicht fertig“, murrte Harry während er sich aufrappelte und sich den Staub von der Robe klopfte. Sie waren zum See gegangen, ein halbes Dutzend magischer Lichter hingen in der Luft und erleuchteten den Kampfplatz.

„Ein Kampf ist nicht fair. Niemand wird darauf warten, dass du dich fertig machst. Ein Angriff kann jederzeit, von überall kommen und darauf musst du vorbereitet sein“, schnarrte Severus, der sehr locker vor ihm stand.

„Aber doch nicht gleich so. Ich habe ewig nicht mehr gekämpft.“

„Dann wird es Zeit.“

„Können wir die Sache trotzdem langsamer angehen?“, fragte Harry hoffnungsvoll.

Sein Gegenüber seufzte leise, nickte aber trotzdem. „Gut, dann fangen wir mit der korrekten Anwendung des Schildzaubers an. Mal sehen ob du das besser hinbekommst als deine Klassenkameraden.“

„Ich erinnere mich.“

„Gut, dann weißt du, was ich nicht sehen will. Dein Zauber ist der Protego “, sagte Severus. Harry grinste und ging in Position. „Bereit?“, fragte Severus sarkastisch.

„Ja, Professor Snape“, gab Harry genauso sarkastisch zurück.

Keine zwei Sekunden später durchbrach der Petrificus Totalus seinen Schutzzauber und schickte ihn erneut in den Dreck, nur diesmal war er dazu noch völlig bewegungsunfähig.

Severus verleierte die Augen und hob den Versteinerungszauber auf. „Sagtest du nicht, du bist bereit?“, schnarrte er.

„Hrmpf“, war alles was Harry raus brachte während er aufstand.

„Nochmal?“

„Ja natürlich.“

„Sobald du das zehnte Mal im Staub liegst, höre ich für heute auf“, informierte Severus ihn bevor er den dritten Zauber auf ihn wirkte. Die Beinklammer zog dem völlig überraschten Jugendlichen die Beine unter dem Körper weg und schickte ihn zum dritten Mal auf den Boden.

„Sehr witzig“, maulte Harry.

„Was habe ich vorhin gesagt? Immer und überall bereit.“

„Jaja. Würdest du bitte...?“, fragte Harry mit einem Deut auf seine Beine.

„Du hast einen Zauberstab in deinen Händen, benutze ihn gefälligst auch.“ Murrend machte sich Harry daran die Beinklammer zu lösen und wieder aufzustehen.

„Können wir weiter machen?“, fragte Severus, der sich nur noch schlecht ein Grinsen verkneifen konnte.

„Expelliarmus“, rief Harry mit einer, wie er fand, blitzschnellen Bewegung. Doch sein Gegenüber war trotzdem schneller, mit einer eher lästigen Abwehrbewegung wehrte Severus den Fluch ab und schickte seinen Eigenen, „Favete linguis.“

Überrascht sah Harry ihn an, er stand noch und lag nicht auf dem Boden. Auch seinen Zauberstab hielt er noch in den Händen, was für ein Zauber war das? Die Antwort darauf fand er sehr schnell denn als er den Mund öffnete um Severus danach zu fragen, kam kein einziger Ton heraus. Er begann hektisch zu gestikulieren bis er sich darauf beschränkte seinen Gegenüber wütend anzusehen.

„Ach, wenn ich diesen Zauber nur im Unterricht anwenden könnte“, sinnierte Severus sehnsüchtig, „es würde das Unterrichten wesentlich leichter machen. Schade, dass mir Albus das schon beim Beginn meiner Lehrertätigkeit verboten hat. Loquitium .“

„Was ist das für ein Zauber?“, fragte Harry auch sofort.

„Ein Zauber, der eine Person am sprechen hindert. Das zählt im übrigen auch als auf dem Boden liegen.“

„Was? Wieso?“

„Weil du stumm völlig hilflos bist und es mich nur einen Zauberstabsschwenk gekostet hätte um dich erneut in den Staub zu schicken. Ich wollte dir nur das Aufstehen ersparen“, schnarrte Severus, „damit sind wir bei vier.“

„Super. Wird dieser Zauber in Hogwarts gelehrt?“

„Nein. Es gäbe bestimmt Schüler, die damit nur allzu gerne einen Lehrer belegen würden und wie würde das denn aussehen. Können wir weiter machen?“

„Wieder der Protego?“

„Natürlich, bis du ihn kannst.“

Ein Seufzen konnte sich Harry nicht verkneifen dennoch stellte er sich wieder in Duellierpose.
 

Knappe zwei Stunden später war Harry gleich mehrere Erfahrungen reicher. Zum Ersten tat ihm gehörig der Hintern und der Rücken weh, er war wirklich noch sechs Mal auf dem Boden gelandet bevor Severus das Training abgebrochen hatte. Zudem musste er sich eingestehen, dass sein Lehrer wesentlich besser war als er angenommen hatte und dass er Zauber benutzte, die er noch nie gehört hatte. Gegen die er vor allem keine Verteidigung hatte. Er verstand endlich was es hieß gegen einen Gegner anzutreten, der ihm erfahrungsmäßig und auch zaubertechnisch weit überlegen war.

„Alles in Ordnung?“, riss ihn Severus' Stimme aus seinen Gedanken.

„Ja“, gab Harry maulend zurück. Sie saßen auf einer mitgebrachten Decke und genehmigten sich einen Mitternachtssnack, den ihnen Dobby gebracht hatte.

„Aber?“

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich so ein mieser Duellant bin“, gestand Harry geknickt. Er spielte mehr mit seinen Insekten als dass er sie aß.

„Dir fehlt die Erfahrung und die Umsetzung.“

„Das klingt fast nach einem Kompliment.“

„Bei einem Gryffindor? Wohl kaum. Iss endlich, das ist ja nicht zum aushalten.“

Etwas überrascht sah Harry ihn an, aß aber dann gehorsam seine Libellen.

„Kommst du eigentlich mit den Veränderungen klar?“, fragte Severus plötzlich.

Jetzt wurde er völlig überrascht angesehen bevor Harry nickte, „ja, es ist bei weitem nicht so schlimm wie ich am Anfang gedacht habe. Gut, nur Insekten sind etwas langweilig aber dafür höre ich wesentlich besser und komme auch im Dunkeln besser zurecht. Wobei ich schon gerne wieder normal wäre. Gibt es da keine Möglichkeiten?“

„Nein.“

„Gar keine? Nicht eine winzige, klitzekleine Chance?“, fragte Harry flehend.

„Es gibt zu viele Variablen. Der verhunzte Trank, deine eigene Magie, die Tränke, die du bei mir über dich drüber gekippt hast, der falsche Zauberspruch von Longbottom und Weasley, es ist zu viel. Man müsste alle diese Begebenheiten nachstellen um einen Vergleich zu bekommen und selbst dann wüsste ich nicht wie man das rückgängig machen könnte. Du solltest dich wirklich damit abfinden“, erklärte Severus.

Sein Sitznachbar ließ den Kopf hängen und schob sich eine weitere Libelle in den Mund, allerdings knabberte er eher darauf rum anstatt sie wirklich zu essen.

„Hast du nicht eben noch gesagt, dass du damit klar kommst? Wieso dieser deprimierte Gesichtsausdruck?“, fragte Severus.

„Naja, ich wäre schon gerne wieder normal. Diese Ohren sind furchtbar.“

„Stimmt.“

Harry warf ihm einen vernichtenden Blick zu, musste ihm aber dann notgedrungen zustimmen. „Es... da kommt jemand“, sagte Harry plötzlich.

„Kannst du auch sagen wer?“, fragte Severus, seine Stimme klang alarmiert denn eigentlich war das Schloss fast leer und die Schüler dürften um diese Uhrzeit gar nicht mehr draußen sein.

„Ja, diese Schritte kenne ich. Professor Dumbledore.“

„Ist es zu spät zu fliehen?“, fragte Severus.

„Ja, mein Junge ist es.“
 

Harry sah wie Severus noch kurz die Augen verleierte bevor er sich mit einem ausdruckslosen Gesichtsausdruck zu Albus umdrehte und fragte, „was machst du schon hier? Du wolltest bis zum Ende der Ferien im Ausland sein.“

„Nun, ich bin früher wiedergekommen und habe mich gefragt, wieso hier am See Hexenfeuer brennen. Scheinbar komme ich genau richtig für einen kleinen Imbiss“, gab Albus mit einem Lächeln zurück während er schon seinen Zauberstab zog und die Decke magisch vergrößerte. Noch bevor Harry oder Severus etwas dagegen unternehmen konnten, saß Albus mit bei ihnen und hatte sich einen der kleinen Kuchen genommen. Während Severus' Miene immer verschlossener wurde, konnte sich Harry ein Lachen nicht mehr verkneifen. „Wie ich sehe, habt ihr euch ausgesprochen. Was ist dabei raus gekommen?“, fragte Albus freundlich.

„Wir sind uns einig geworden“, schnarrte Severus.

„Und weiter? Severus, mein Junge, sei doch nicht so wortkarg. Was macht ihr eigentlich hier?“

„Praktisches Verteidigungstraining.“ Wieder war es Severus, der antwortete, vor allem weil Harry mittlerweile wirklich am Lachen war. Nur versuchte er es hinter vorgehaltener Hand zu verstecken.

„Oh, das ist aber nett von dir. Aber warum mitten in der Nacht und vor allem hier? Ihr könntet in deinen Klassenraum gehen oder Mr. Potter nimmt wieder ganz normal am Unterricht teil.“

„Nein, muss nicht unbedingt sein“, warf Harry zwischen zwei Lachern ein und Severus knurrte, „ich muss den ganzen Tag irgendwelche Hohlköpfe in diesem Raum unterrichten. Da möchte ich mich in meiner Freizeit nicht auch noch da aufhalten.“

„Harry, du kannst nicht für immer eine Fledermaus bleiben“, sagte Albus, jetzt deutlich ernster. Der Schalk war aus seinen Augen verschwunden.

Die Stimmung kippte sofort, Severus spürte wie der Junge neben sich, sich völlig versteifte und fast sofort in den Verteidigungsmodus ging.

„Ich habe momentan die besten Noten seit Beginn meiner Schullaufbahn, ich sehe keinen Grund etwas an der momentanen Situation zu ändern“, sagte Harry jetzt.

„Du weißt, dass das nicht geht. Du musst deinen Abschluss machen und vor allem die praktischen Prüfungen.“

„Dazu kann ich ja erscheinen aber ich gedenke nicht wieder am normalen Unterricht teilzunehmen.“

Albus seufzte leise und sagte, „du kennst die Prophezeiung, du wirst irgendwann kämpfen müssen und das kannst du nur als Mensch.“

„Ich hatte gehofft, dass ich dieses Gespräch noch eine Weile hinaus zögern könnte“, murmelte Harry. Er warf Severus einen Seitenblick zu, dessen Gesichtsausdruck war allerdings völlig ausdruckslos und damit nicht sehr hilfreich.

„Was meinst du damit?“, fragte Albus jetzt nach.

„Das fällt mir jetzt schwer zu sagen aber ich werde nicht gegen IHN kämpfen.“

Hellblaue Augen sahen fragend von Harry zu Severus und wieder zurück. Auf der einen Seite erwartete ihn dieselbe eiskalte Maske, die Severus immer aufsetze wenn er entweder nicht reden wollte oder wenn er anderer Meinung war. Harry wiederum sah immer wieder auf seine Finger und wich seinem Blick großzügig aus. Doch immer wenn er seinem Blick begegnete, stand Entschlossenheit in seinen Augen. „Würdest du mir deine Entscheidung bitte erklären“, forderte Albus ihn schließlich auf.

„Ich hatte in letzter Zeit sehr viel Zeit um nachzudenken, ich hatte verschiedene Denkanstöße und bevor sie jetzt Professor Snape die Schuld in die Schuhe schieben, nein, er ist nicht schuld. Ich habe mich genauso mit meinen Freunden unterhalten und sie sind derselben Meinung. Professor Dumbledore, bei allem nötigen Respekt aber wie soll ein sechzehnjähriger Zauberschüler gegen einen vier mal so alten Schwarzmagier bestehen? Und nein, ich glaube nicht daran, dass mich die Liebe meiner Mutter rettet. Wieso auch? Meine Mutter hat mich bestimmt geliebt, daran zweifel ich nicht aber war sie die Einzige? War sie die einzige Mutter, die sich schützend vor ihr Kind geworfen hat um einen Avada abzufangen? Wohl kaum und doch habe nur ich überlebt. Niemand weiß was damals wirklich in Godric's Hollow geschehen ist. Ich weiß ja nicht mal wer der Erste war, der damals dort aufgetaucht ist. Ich kenne meine Eltern nicht, ich kann mich gar nicht mehr an sie erinnern aber ich bin mir sicher, dass sie nicht wollten, dass ich mich sinnlos opfere.“

Albus' Blick ging zu Severus, vorwurfsvoll doch dieser schüttelte nur den Kopf, „nein Albus, das habe nicht ich ihm gesagt. Ich habe meine Meinung seit Jahren nicht geändert und er hat sie damals schon in Spinner's End gehört als er sich den Bauch hat kraulen lassen.“

Harry lief bei diesem Gedanken rot an doch Albus schien nicht damit einverstanden und so wandte er sich schnell wieder an ihn.

„Harry, mein Junge, du hast eine Kraft in dir, die ER nicht hat. Du kannst IHN besiegen.“

„Wie? Soll ich mal fröhlich mit dem Zauberstab wedeln? Och bitte, das ist Blödsinn.“

„Also willst du gar nicht mehr kämpfen? Dich einfach weiter als Fledermaus verstecken und deine Freunde in den Tod schicken?“

Severus schnaubte leise doch Harry lächelte traurig, „sie können mir kein schlechtes Gewissen einreden. Ich habe mit meinen Freunden geredet und sie denken genauso wie ich. Wir werden kämpfen aber nicht so. Nicht indem wir blindlings einer Prophezeiung hinterher rennen. Mit einem ordentlichen Plan, mit einer Taktik, die sogar aufgehen könnte, dann kämpfen wir. Aber mal ehrlich, wir sind Kinder und sollen gegen erwachsene Männer und Frauen mit jahrelanger Kampferfahrung kämpfen? Professor, das ist einfach nur Wahnsinn. Nein, wir haben uns nicht gut gehalten, in diesem Fall hat Professor Snape Recht – wir hatten mehr Glück als Verstand. Und so kann es nicht weiter gehen. Irgendwann haben wir kein Glück mehr. Wir hatten schon mal kein Glück mehr. Zwei Mal sogar.“

Seine Stimme war zum Schluss immer leiser geworden und trauriger und noch bevor Albus etwas sagen konnte, war er aufgestanden.

„Harry?“

„Ich gehe ins Bett, es ist spät. Professor Dumbledore, Sie kennen meine Meinung jetzt und ich wäre Ihnen sehr verbunden wenn Sie sie akzeptieren. Ich kämpfe an Ihrer Seite aber nur mit einem richtigen Plan und mit der reellen Chance auf einen Sieg. Professor Snape, morgen die gleiche Zeit?“

„Nach dem Mittagessen in meinem Quartier“, schnarrte Severus ungerührt.

Harry nickte nur, warf sich seinem Tarnumhang über und ging ohne Albus nochmal anzusehen.
 

„Jetzt sag es schon“, forderte Severus nachdem sie alleine waren.

„Er hat es also geschafft. Wieso hast du deine Meinung geändert?“, fragte Albus.

„Wir mussten reden und das haben wir. Wir sind uns einig geworden.“

„Deswegen unterrichtest du ihn persönlich in praktischer Verteidigung? Und das mitten in der Nacht?“

„Ja. Albus, das ist nicht das Thema über das du wirklich reden willst.“

„Er meint es ernst, oder?“

„Ja.“

„Was hast du damit zu tun?“, fragte Albus, er sah seinen Gegenüber über den Rand der Halbmondbrille hinweg an doch Severus ließ sich nicht einschüchtern. Er kannte Albus einfach schon zu lange.

„Ich glaube, ich habe ihn zum nachdenken gebracht. Albus, akzeptiere es einfach. Deine Galionsfigur hat seinen Kopf und vor allem sein Gehirn entdeckt. Wir müssen einen anderen Weg finden um IHN zu besiegen“, sagte er schließlich.

„Wir?“

„Natürlich. Albus, ich war nie gegen einen Kampf aber gegen ein sinnloses Opfer. Es muss einen anderen Weg geben. lass ihn uns suchen. Potter hat es uns doch vorgemacht.“ Severus' Stimme klang eindringlich, er meinte, was er sagte denn er hoffte immer noch seinen Mentor umstimmen zu können. Denn ohne Albus' Unterstützung würde er keinen Weg finden, nicht alleine.

„Wie meinst du das?“

„Der Trank.“

„Der Verwandlungstrank? Was hat der damit zu tun?“

„Überleg doch mal. Keiner von uns kannte diesen Trank, es kann unzählige Tränke, Flüche und Rituale geben, die uns helfen können, wir müssen sie nur finden. Wir müssen uns endlich auf die Suche machen. Bei Merlin, auf unserer Seite sind genauso viele uralte Reinblüterfamilien wie auf SEINER, irgendwo muss es Hilfe geben“, sagte Severus.

„Du klingst als hättest du schon eine Idee.“

Jetzt grinste Severus kalt und nickte, „natürlich. Im Gegensatz zu dir habe ich immer nach einem anderen Weg gesucht aber alleine? Keine Chance.“

„Was schlägst du vor?“, fragte Albus widerstrebend. Ihm gefiel der Gedanke nicht aber scheinbar musste er sich daran gewöhnen denn die Entschlossenheit in Harrys Gesicht war ihm nicht entgangen.

„Setz den Phönixorden darauf an.“

„Worauf? Severus, wonach sollen wir suchen? Vor allem wo?“

„Als Erstes nach Malfoy-Manor. Besetz es.“

Jetzt war Albus wirklich überrascht und etwas verwirrt fragte er, „warum? Lucius ist im Grimmauldplatz, er wird wissen was für Bücher er in seinem eigenen Manor hat.“

Ein verächtliches Schnauben antwortete ihm, „Lucius weiß nicht mal welche Bücher er im kleinen Salon stehen hat. Albus, Malfoy-Manor ist seit dem elften Jahrhundert in Familienbesitz und die Malfoys waren schon immer begeisterte Sammler seltener Dinge, darunter auch Bücher und Pergamentrollen. Unzählige Bücher vermodern im Keller und auf dem Dachboden, von den ganzen Bibliotheken will ich gar nicht reden.“

„Es gibt da nur ein Problem. ER ist in Malfoy-Manor.“

„Nicht unbedingt.“

„Wieso sollte ER den Platz wechseln? Das Manor ist durch starke Zauber geschützt und es bietet viel Platz. Es wäre sinnlos zu wechseln“, sagte Albus, in dessen Kopf sich langsam ein Plan entwickelte.

„Aber wir haben den Hausherren“, grinste Severus kalt.

„Der Fidelius....“

„Richtig. Wir schmeißen einfach alle raus und schon gehört das Manor wieder uns.“

„Wenn du es sagst, klingt es wesentlich einfacher als wie es eigentlich ist und das weißt du. Allein die Vorbereitungen für das Säuberungsritual dauern mindestens zwei oder drei Monate. Wirklich sicher wird es auch nicht werden.Wir können alle aus dem Manor verbannen aber wir müssten bei jedem Einzelnen die Erinnerungen persönlich löschen. Sie würden sich an den genauen Standort erinnern“, gab Albus zu Bedenken.

Severus winkte ab und meinte, „das wäre das Risiko wert. Albus, denk an die Möglichkeiten.“

„Es wäre immer eine Gefahr.“

„Das sagtest du bereits. Albus, irgendwo müssen wir anfangen. Lass uns das Ritual vorbereiten und dann das Manor durchsuchen. Es ist ein erster Schritt in eine andere Richtung.“ Mittlerweile klang seine Stimme fast schon verzweifelt, er musste Albus irgendwie umstimmen doch der stand nur schweigend auf. „Albus?“

„Auch ich brauche ein bisschen Zeit zum nachdenken, Severus. Ich wünsche dir eine gute Nacht.“

„Gute Nacht, Albus.“

Ihm wurde ein warmes Lächeln geschenkt bevor Albus sich auf den Weg zurück ins schloss machte, er hatte wahrscheinlich genug Dinge über die er nachdenken musste. Severus packte nur kurze Zeit später die Decke zusammen und ging auch.
 

„Harry, wolltest du nicht ins Bett?“, schnarrte Severus amüsiert als er vor seinen Räumen ankam und dort eine kleine Fledermaus an der Decke hingen sah.

Fieps.

„Ahja, die Sache mit dem Verständigungsproblem. Gehe ich recht in der Annahme, dass du mir rein willst?“

Wieder ein Fiepsen und dazu ein Kopfnicken bevor Harry sich schon fallen ließ und um seinen Kopf flatterte.

Severus schüttelte kurz den Kopf, öffnete aber dann die Tür und ließ seinen Besuch hineinfliegen. „Du weißt schon, dass ich keine Fledermaus bin und gerne schlafen würde, oder?“, fragte er während er den Kamin per Zauberstab entzündete.

Harry fiepste nochmal, flatterte dann zu einem der Sessel und machte es sich darauf bequem.

„Also schläfst du hier?“

Ein weiteres Fiepsen bevor Harry demonstrativ die Augen zumachte. Er sah nicht wie Severus den Zauberstab auf ihn richtet und ein weiches Tuch über ihn erscheinen ließ, er fiepste nur überrascht als sich genau dieses Tuch auf ihn senkte. Severus sah jetzt nur noch wie das Tuch von unten zerknautscht wurde und irgendwann ein Fledermauskopf unter einer Ecke vorlugte. Noch ein paar Handgriffe und schon hatte sich Harry eine Art Ring um sich gebildet und schloss erneut die Augen.

„Gute Nacht, Harry.“

Fieps.

Severus lachte leise, löschte aber dann den Kamin und ging ins Schlafzimmer, es war spät und diesmal wollte er wirklich schlafen.
 

Leises Gerumpel und der Geruch von Kaffee weckte Severus. Etwas verwirrt blinzelte er ins Halbdunkel und nachdem er sein eigenes Schlafzimmer identifiziert hatte, tat sich gleich das nächste Problem auf. Wieso rumpelte es in seinen Räumen? Etwas desorientiert schälte er sich aus den Laken und griff nach seinem Zauberstab. Irgendwo im hintersten Winkel seines Gehirns kamen die Erinnerungen an den vergangenen Abend wieder und genauso weit hinten war die Erkenntnis, dass der Krachmacher eigentlich nur Harry sein konnte. Nun, der konnte auch noch etwas länger warten und mit diesem Gedanken machte sich Severus auf ins Bad. Er war am frühen Morgen einfach kein Mensch ohne eine heiße Dusche und eine Tasse Kaffee.
 

„Guten Morgen“, begrüßte Harry ihn eine halbe Stunde später.

„Was machst du in meiner Küche?“, war die Antwort während sich Severus an den gedeckten Tisch setzte.

„Mich dafür bedanken, dass ich hier schlafen durfte.“

„Indem du meine Küche demolierst?“

„Ich räum ja auf“, maulte Harry leise. Er hatte einige Zeit gebraucht bis er alles in der Küche gefunden hatte und dementsprechend sah es jetzt auch aus.

Severus schnaubte leise, trank aber dann einen Schluck Kaffee und hob skeptisch eine Augenbraue.

„Schlecht?“, fragte Harry.

„Nein, erstaunlich gut. Jetzt setz dich endlich, du hast doch nicht umsonst für zwei gedeckt.“

Harry konnte sich ein breites Lächeln gerade noch so verkneifen, er ließ den Blick nochmal prüfend über den Tisch schweifen und da alles drauf stand, was man für ein ordentliches Frühstück brauchte, setzte er sich. Allerdings griff er nach dem heißen Kakao, er war noch nie ein Freund von Kaffee gewesen.

„Hast du das alles selber gemacht?“

„Ja.“

„Woher kannst du das? Ich glaube kaum, dass du dich so gut in Haushaltszaubern auskennst um ein komplettes Frühstück auf den Tisch zu zaubern“, schnarrte Severus.

„Ich habe gar nicht gezaubert. Alles selbstgemacht.“

„Woher kannst du das?“, fragte Severus erneut, diesmal etwas schneidender.

„Das ist ein Thema, über das ich nicht reden will.“ Er wurde mit hochgezogener Augenbraue angesehen doch Severus schnitt das Thema nicht nochmal an sondern begann zu essen. Harry musterte ihn aus den Augenwinkeln, begann aber dann auch, dankbar, dass Severus nicht weiter nachfragte. Er wusste, dass er ihn irgendwann nochmal darauf ansprechen würde und dann würde er nicht um eine Antwort herum kommen.
 

Eine Weile war nur gefräßiges Schweigen zu hören, Harry wunderte sich im ersten Moment, dass Severus überhaupt etwas aß aber irgendwie freute es ihn. Doch er wusste es würde noch ein Gespräch folgen, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass Albus und Severus nichts mehr miteinander besprochen hatten. Als Severus schließlich den Teller wegschob, sich eine dritte Tasse Kaffee einschenkte und ihn dann prüfend ansah, wusste Harry, seine Schonfrist war vorbei.

„Willst du wissen was Albus noch gesagt hat?“, fragte Severus.

„Betrifft es mich?“

„Teilweise. Aber auch deine Freunde.“

„Wieso meine Freunde?“

„Nun, wir werden jedes Paar Augen brauchen wenn wir das komplette Malfoy-Manor durchsuchen wollen.“

„Malfoy-Manor? Severus, berichtige mich wenn ich falsch liege aber ist das nicht der Ort, den wir Beide nur sehr, sehr knapp verlassen konnten?“, fragte Harry.

„Du liegst nicht falsch, um diesen Ort geht es.“

Und ER wird uns einfach suchen lassen?“

„ER und seine Leute werden rausgeschmissen.“

„Ähm.... Häh?“

Severus grinste kalt und begann seinen Plan zu erläutern.
 

„Das funktioniert?“, fragte Harry irgendwann.

„Was davon?“

„Alles?“

„Nun, der Säuberungszauber wird funktionieren. Ob wir natürlich dort etwas finden, ist eine andere Sache. Aber es ist ein Anfang“, erklärte Severus, den skeptischen Tonfall des Anderen ignorierend.

„Wozu braucht ihr dann uns?“

„Wie gesagt, jedes Paar Augen ist nützlich. Der Orden und die Auroren werden zum Schutz benötigt und da sind zwanzig neugierige Jugendliche, die ihren Nasen sowieso immer in fremde Angelegenheiten stecken, genau richtig“, schnarrte Severus.

„Zwanzig?“, fragte Harry nach.

„Ja. Sechstklässler Gryffindor und Slytherin.“

„Das gibt Mord und Totschlag.“

„Nicht wenn du und mein Patensohn euch mal aussprecht.“

„Willst du das Schloss renovieren?“, fragte Harry trocken.

„Nein, will ich nicht“, gab Severus grinsend zurück, „aber es wird Zeit diese sinnlosen Reibereien beizulegen. Wir befinden uns im Krieg, da ist kein Platz für solche Kindereien.“

„Das von dir? Du hast den Häuserhass doch erst richtig entfacht. Du warst nie fair zu den Gryffindors.“

„Das werde ich auch überdenken“, gab Severus zu und konnte sich dann an Harry's Imitation eines Goldfisches erfreuen. „Da ich keine Widerworte höre, wirst du dich heute Nachmittag mit Draco zusammen setzen und reden. Ihr müsst keine besten Freunde werden aber ich will, dass die Sechstklässler ohne Probleme zusammenarbeiten können.“

„Weiß Dumbledore von dieser Idee?“

„Nein, noch nicht.“

„Er wird niemals zustimmen, dass sich Schüler in Malfoy-Manor aufhalten“, warf Harry jetzt ein.

„Überlass Albus mir, du kümmerst dich um Draco.“

Harry seufzte leise, nickte dann aber bevor er ihn angrinste und hoffnungsvoll fragte, „Können wir tauschen?“

Severus sparte sich die Antwort.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, Harry hat also Klartext geredet und Albus sehr nachdenklich gemacht. Gut, dass Severus gleich einen Plan hat aber ob der wirklich funktioniert?

Er hat ein O geschafft, das ist doch toll. Und scheinbar können sie doch sowas wie Freunde werden. Schön, oder? Zumindest beim Training sind sie sich ja noch nicht einig.

Und Draco und Harry sollen sich aussprechen, ob das so eine gute Idee ist? Mal sehen ob das wirklich funktioniert und ob die Häuser wirklich zusammen arbeiten können und werden?

*Kartoffelsalat und Grillwürstchen hinstell* - Grillzeit!

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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Omama63
2014-07-29T19:27:07+00:00 29.07.2014 21:27
Ein klasse Kapitel.
Ich denke schon, dass Draco mit Harry zusammenarbeiten wird. Sie stehen auf der selben Seite und sind keine Kinder mehr.
Bei Ron bin ich mir da noch nicht so sicher, aber Hermine ist ja auch noch da.
Harry hat endlich ein O geschafft und kann wieder mehr Zeit mit Severus verbringen.
Es ist gut, dass Severus Harry trainiert, sonst würde er nicht mal an den Todessern vorbei kommen.
Ich hoffe, dass der Plan klappt und dass sie finden was sie brauchen.

Lg
Omama63
Von:  Legoory
2014-04-27T19:07:34+00:00 27.04.2014 21:07
Ich sitz seit Kapitel-Anfang mit einem Dauergrinsen vor meinem PC xD
Jetzt bin ich mal gespannt, ob der Plan klappt. Weil ein bisschen skeptisch bin ich schon.
Von:  F88
2014-04-14T19:49:19+00:00 14.04.2014 21:49
Wow!
Endlich mal wieder eine geniale Story.
Ich liebe sie wirklich.
Und ganz ehrlich?
Warum wurden solche Überlegungen und Gespräche nicht im Original geführt?
Warum sind hier alle so einsichtig und vernünftig?
Es ist wirklich schön zu lesen das die Herrschaften mal ihren Grips gebrauchen.
Auch wenn Albus einwenig zickig ist XD

Ach schön, das Severus und Harry sich endlich ausgesprochen haben und nun so gut miteinander umgehen können.

Ach wie ich ja mitgefiebert habe. Mit gebangt und gehofft. Und endlich, endlich verstehen sich meine beiden Lieblinge^^
Dieser neckische Dialog diese kleinen Wortduelle gefallen mir ausnehmend gut.
Besónders Severus Art ist wirklich hervorragend getroffen.
Er ist wirklich noch immer er selbst und ich konnte mir richtig gut das Grinsen vorstellen, als er Harry immer wieder zu Boden geschickt hat.
Ich gestehe, das würde mir auch Spaß machen XD

Das Harry nicht über seine Zeit bei seiner Tante und seinem Onkel reden will kann ich gut verstehen, aber sicher wird Severus ihn darauf noch mal ansprechen.
Wäre ja nur fair, wenn Severus auch etwas über Harrys Leben erfahren würde, wo dieser doch schon so einiges über seinen Lehrer herausgefunden hat.

Severus dachte ja eh immer, das es Harry gut gehen würde, das sein Leben leicht und angenehm, bei seinen Verwandten ist. Ich bin sehr gespannt wie er reagiert wenn er erfährt, wie falsch er damit doch gelegen hat.

Und eine Aussprache zwischen Draco und Harry?
Der Junge hat recht, will Sev das Schloss renovieren?
Ohne die ein oder andere Beleidigung oder Verwünschung kann ich mir das kaum vorstellen.
Vielleicht nachdem sich beide ausgetobt haben, vielleicht können die Beiden ja dann vernünftig miteinander reden.
Mal sehen, wie sich die Beiden zusammenraufen.

Und hoffentlich gelingt Sevs Plan auch so, wie er sich das vorstellt und nicht, das da eine unangenehme Überraschung auf sie lauern wird.

Ich freue mich sehr auf weitere Kapitel deiner Tollen Story^^ und kann es kaum erwarten.

Vielen Dank, das du dir so viel Mühe mit dieser gibst und uns daran teilhaben lässt.
Sie ist wirklich wundervoll!
Von:  mimaja56
2014-04-10T16:24:26+00:00 10.04.2014 18:24
ein tolles Kapitel und auch eine geniale Story.

Albus hat also die sogenannte A... karte gezogen. Nix ist mit Harry vor .... du machst das schon.

Aber recht hat der Junge, die Alten schieben immer große Reden und spielen Geheimniskrämer und der, der die ganze Schei... auslöffeln soll, erfährt es immer zu letzt.

Und Harry tut es gut zu wissen, dass sowohl seine Freunde als auch Sev hinter ihm stehen.

Ziemlich gespannt bin ich auf das Zusammentreffen und die Aussprache von den Gefahrenstellen der Löwen und der Schlangen.

bis bald

und vielen Dank
Von:  Kaya
2014-04-08T08:18:25+00:00 08.04.2014 10:18
Scönes Kapitel.
Ich hoffe sehr, dass Harry und Draco zumindest nicht mehr aufeinander losgehen. So schnell werden sie aber wohl keine Freunde. Diese Reibereien vergisst man ja nicht so schnell.

LG
Von:  sasa56
2014-04-07T19:54:47+00:00 07.04.2014 21:54
super kapitel
hoffentlich wird das klappen mit den zweien
freu mich aufs neue kapitel
lg
sasa56
Von:  sasa56
2014-04-07T19:54:47+00:00 07.04.2014 21:54
super kapitel
hoffentlich wird das klappen mit den zweien
freu mich aufs neue kapitel
lg
sasa56
Von:  Silver-Wolf
2014-04-06T21:04:43+00:00 06.04.2014 23:04
Schreib schnell weiter *O*
Von:  annette-ella
2014-04-06T17:17:31+00:00 06.04.2014 19:17
Hi,
ein tolles Kapitel.
Freu mich schon auf mehr
LG
annette-ella


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