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In saecula saeculorum

in alle Ewigkeit
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

@F88: Naja, gäbe es das Original nicht, könnten wir Fanfic-Autoren keine abweichenden Geschichten schreiben. Und in manchen Geschichten wird halt mehr nachgedacht als in Anderen. ;)

Severus hatte nicht wirklich eine Chance, irgendwie wurde er ja förmlich dazu gedrängt sich mit ihm auszusprechen. Sonst hätte ihn Harry ja ewig genervt und da wäre seine geheiligte Privatsspähre ja völlig dahin. Aber nur weil man sich vertragen hat, muss sich Severus ja nicht zu einem Weichei entwickeln, ein bißchen Biss ist doch ganz lustig.

Und ob Severus` Idee klappt, nun, wir werden es lesen aber es ist immerhin ein Anfang.

Es freut mich, dass dir die Geschichte so gut gefällt. Da geht einem als Autor das Herz auf. :)

@Drachenlords: Vielen Dank für dein Review. Es ist niemand verpflichtet zu jedem Kapitel zu kommentieren, es freut mich natürlich. :) Also keinen Stress.

@mimaja56: Irgendwann musste Harry ja mal sein Gehirn entdecken. Schließlich geht es um sein Leben.

Vielleicht sind Draco und Harry doch erwachsener als wir alle denken und lassen Severus` Wohnzimmer heil. ;)

@Kaya: Nein, so lang anhaltende Streitigkeiten vergißt man nicht so schnell. Aber man kann es ja langsam angehen lassen. Severus würde es reichen wenn sie sich nicht mehr gegenseitig an die Kehle gehen würden. ;)

@sasa56: Ich glaube, das hofft SEverus auch. ;)

@Silver-Wolf: Ich eile, ich eile. Aber manchmal muss ich auf die Muse warten, dann geht es nicht ganz so schnell. Aber ich eile. ;)

@annette-ella: Vielen Dank für dein Kommi, ich eile zu meinem Laptop um weiter zuschreiben. :)

So, jetzt geht es weiter... Komplett anzeigen

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Kapitel 8

„Ihr klärt eure Streitigkeiten bis ich wieder da bin“, schnarrte Severus. In seinem Wohnzimmer standen sich Harry und Draco gegenüber, Beide die Arme verschränkt und Beide nicht sehr begeistert von der Idee. Noch bevor einer der Zwei etwas sagen konnte, hatte sich Severus umgedreht und das Zimmer verlassen.
 

Sie schwiegen sich jetzt schon seit einer halben Stunde an, Harry saß mittlerweile im Sessel während Draco sich an den Kamin gelehnt hatte.

„Das ist lächerlich“, murrte Harry schließlich.

„Es ist nicht meine Idee gewesen“, gab Draco zurück. Beide klangen mehr als missmutig.

„Vielleicht sollten wir doch reden.“

„Worüber? Wir hassen uns.“

„Naja, eigentlich nicht. Ich habe mich nur gewehrt“, murmelte Harry.

„Ach, also bin ich an allem schuld, oder was?“, fauchte Draco ihn sofort an.

„Du hast angefangen. Bei Merlin, du hast mich bei jeder Gelegenheit angegiftet und dass seit wir elf waren. Wie sollte ich mich da groß verhalten? Ich habe es damals nicht mal verstanden warum du mich so angegangen bist“, gab Harry in derselben Tonlage zurück.

Sie funkelten sich eine Weile wütend an bis Draco tief durchatmete, sich vom Kamin abstieß und Richtung Küche ging.

„Flucht ist zwecklos, ich glaube nicht, dass Severus uns gehen lässt bevor wir geredet haben“, rief ihm Harry hinterher.

„Ich mache Tee“, gab Draco knurrend zurück.
 

Schweigen und zwei dampfende Teetassen standen zwischen ihnen bis Draco als Ersten die Geduld verließ. „Ich war beleidigt“, sagte er.

„Häh?“

„Wortgewand wie immer, Potter.“

„Wann und wie habe ich dich beleidigt?“, präzisierte Harry jetzt seine Frage.

„Gar nicht, ich war halt einfach beleidigt. Mensch, ich war elf und du hast meine Freundschaft ausgeschlagen. Das war ich nicht gewöhnt, ich bin ein Malfoy, ich habe bis dahin alles bekommen was ich wollte“, fauchte Draco.

Harry blinzelte ihn nur fragend an.

„Du machst deiner Eule gerade schwer Konkurrenz.“

„Was hast du damals erwartet? Du hast meinen ersten Freund überhaupt beleidigt und warst ein arroganter Mistkerl, wie hätte ich da deine Hand annehmen sollen? danach hast du mich immer nur angezickt.“

„Angezickt? Hallo?“

„Ist doch wahr. Du hast dich wie eine Zicke benommen“, sagte Harry mit einem Grinsen.

Draco sah ihn einen Moment an, versuchte herauszufinden ob er verarscht wurde doch schließlich erwiderte er das Grinsen. „Ok, ich habe gezickt. Aber du warst auch nicht besser.“

„Also sind wir dann quitt?“

„Wollen wir das?“, fragte Draco.

Harry zuckte unschlüssig mit den Schultern und fragte, „sind wir nicht zu alt für so was? vor allem im Anbetracht der äußeren Umstände.“

„Wahrscheinlich schon.“

„Wahrscheinlich?“

„Ja, ok, wir sind zu alt dafür. Was schlägst du vor?“

Jetzt grinste Harry und reichte die Hand über den Tisch. „Lass uns einfach nochmal anfangen. Kein Vergeben und Vergessen, einfach nochmal probieren“, schlug er vor.

Seine Hand wurde skeptisch gemustert bevor Draco zögernd einschlug, „ok, probieren wir es. Aber leicht wird es nicht.“

„Wollen wir es leicht haben?“, fragte Harry grinsend.

„Neee.“

„Was lassen wir uns für Severus einfallen?“

Das Grinsen von Draco wurde jetzt bösartig bevor er fragte, „Ich gehe davon aus, dass du seine zweite Gestalt kennst?“

„Jaaa“, sagte Harry gedehnt. Wenn es möglich gewesen wäre, wäre das Grinsen seines Gegenübers noch breiter geworden und während Draco ihn in seinen Plan einweihte, konnte sich auch Harry das Grinsen nicht mehr verkneifen.
 

Unterdessen saßen sich noch zwei Zauberer bei Tee gegenüber doch ihre Differenzen waren längst beigelegt. Sie waren mittlerweile bereits zu dem Planen übergegangen auch wenn Severus' Gedanken öfters mal abschweiften.

„Wenn du dir solche Sorgen machst, dann geh doch nachsehen“, schlug Albus schließlich vor.

„Nein, sie müssen sich einig werden. Wenn diese zwei Häuser zusammenarbeiten, können wir auch die Sechstklässler der anderen Häuser einbeziehen.“

„Du warst immer dagegen Kinder in den Krieg zu schicken“, warf Albus ein.

„Falsch Albus, ich war dagegen Kinder in einen sinnlosen Krieg zu schicken. Ganz ehrlich, glaubst du wirklich, dass wir kämpfen werden und diese Kinder einfach dabei zusehen werden?“

„Nein.“

„Eben. Also kann man sie auch einbinden. Ein Herrenhaus zu durchsuchen, sollte genau ihren Fähigkeiten entsprechen“, sagte Severus.

„Vorausgesetzt die zwei Hauptstreithähne in deinem Wohnzimmer werden sich einig. Du wirst weder die Slytherins noch die Gryffindors zu einer Zusammenarbeit bringen wenn sich Harry und Draco ständig angehen“, gab Albus zu Bedenken.

„Deswegen habe ich sie ja auch eingesperrt.“

„Aber Severus.“

„Sie müssen sich nur vertragen und schon ist der Zauber aufgehoben. Albus, wann willst du mit Lucius reden?“

„Ich werde ein Ordenstreffen einberufen und dort die gesamte Sachlage aufklären. Du weißt, dass ich nichts ohne das Einverständnis der Anderen machen werde.“

„Wann?“

„In drei Tagen. Meinst du, bis dahin sind die Zwei sich einig?“

„Bestimmt.“ Albus sah ihn fragend an und Severus erklärte, „sie sind Beide nicht dumm, sie werden die Notwendigkeit eines normalen Umgangs miteinander einsehen.“

„Glaubst du auch, dass der Rest sich ihrem Beispiel anschließt?“

„Der Rest ist sogar schon weiter“, schnarrte Severus. Er wurde nur fragend angesehen und erklärte, „ich weiß aus sicherer Quelle, dass eine Schlange und ein Löwe zusammen sind. Beides Freunde der zwei Streithähne da unten.“

„Das ist ein guter Anfang. Du bist sicher?“, fragte Albus nochmal.

„Ja, bin ich. Überlass die Schüler mir, kümmre du dich um den Orden. Und tu uns allen einen Gefallen und sag nicht, dass die Idee von mir ist. Moody stimmt sonst nie zu, du weißt, wie gern er mich hat.“

„Nun, ich kenne eure Zuneigung zueinander“, lächelte Albus was Severus nur mit einem Schnauben beantwortete.

„Ich werde jetzt gehen und mal nachsehen ob mein Wohnzimmer noch so aussieht wie ich es verlassen habe. Albus, halt mich auf dem Laufenden“, sagte Severus während er schon aufstand.

„Natürlich. Viel Glück.“

„Albus, ich glaube diesmal ist meine Aufgabe wesentlich leichter als deine.“

„Bist du sicher?“

„Ja, bin ich. Einen schönen Tag noch.“

„Dir auch.“

Severus nickte seinem Mentor nochmal zu und ging dann, er hoffte wirklich, dass sein Wohnzimmer noch stand.
 

„Schachmatt.“

„Ich hasse dich.“

„Ich weiß.“

Severus beobachtete die zwei grinsenden Jugendlichen, zwischen denen sein eigenes Zaubererschachspiel stand und auf dem sich die Figuren gerade wieder zusammen setzten.

„Du bist ein miserabler Spieler“, sagte Draco.

„Ich weiß.“

„Deswegen spiel ich auch nicht mit ihm, es ist keine Herausforderung“, schnarrte Severus während er den Raum durchquerte und sich zu ihnen setzte.

„Danke, dass wollte Draco jetzt nicht wissen“, maulte Harry sofort los.

„Doch, das ist sehr interessant.“

„Ihr habt euch also ausgesprochen?“, fragte Severus.

Die Jugendlichen sahen sich kurz an, sie schienen wortlos zu kommunizieren bis Draco das Wort ergriff, „wir haben geredet aber um uns komplett auszusprechen, brauchen wir mehr Zeit. Man kann fast fünf Jahre Streit und Anfeindungen nicht innerhalb einiger Stunden beseitigen aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg.“

„Das ist mehr als ich erwartet hatte“, gestand Severus.

„Was hast du denn erwartet?“, fragte Harry während Draco schon die Figuren einräumte.

„Dass ihr euch mit gezogenen Zauberstäben gegenüber steht“, war die völlig ernste Antwort.

„Wir haben uns noch nie verflucht“, meinte Draco.

Nur um sofort von Harry unterbrochen zu werden, „naja, wir hatten nie die Gelegenheit dazu. Es war immer ein Lehrer da. Mal ehrlich, irgendwann hätten wir die Stäbe gezogen, oder?“

Draco sah ihn einfach nur an, überlegte kurz und nickte schließlich widerstrebend.

„Gut, da das jetzt geklärt ist. Wollt ihr wissen wie es weiter geht?“

„Gleich, erst mal hätten wir eine Frage.“

Severus zog nur fragend eine Augenbraue hoch und Harry fragte schließlich, „warum bist du so anders? Erst bist du nett zu mir, dann willst du, dass wir uns verstehen und jetzt sollen die Sechstklässler aller vier Häuser zusammen arbeiten und das bei einer sehr, sehr wichtigen Aufgabe. Warum nicht die Siebtklässler? Warum engagierst du dich plötzlich so? Du hast dich sonst aus allem raus gehalten oder eher im Hintergrund agiert. Warum diese plötzliche Eile?“

„Weil ich auch nicht jünger werde“, gab Severus mit einem Schmunzeln zurück doch die zwei Jugendlichen sahen ihn nur weiter abwartend und auffordernd an. Severus seufzte schließlich leise und sagte, „weil ich es leid bin. Diesen ganzen Krieg, dieses Umeinanderrumgetanze, dieses ganze Theater. Nachdem ich bei IHM aufgeflogen bin, muss ich mich nicht mehr verstecken. Nachdem du endlich dein Gehirn entdeckt hast und Albus damit den Kopf gewaschen hast, habe ich meine Chance genutzt. Ich versuche seit 81 Albus davon zu überzeugen, dass ER wiederkommen wird und wir einen Weg suchen müssen, IHN endgültig zu vernichten. Aber Albus hat immer wieder gesagt, dass er sich nach der Prophezeiung richtet. Er wollte Harry ausbilden damit er dann gegen IHN kämpft. Seit du hierher gekommen bist, rede ich auf ihn ein, dass wir einen weiteren Plan brauchen. Nun, bis jetzt war er dagegen. Bis Harry ihm direkt gesagt hat, dass wir einen anderen Weg brauchen. Ich habe keine Ahnung ob wir etwas in Malfoy-Manor finden, ob es überhaupt einen anderen Weg gibt aber ich weigere mich einfach so aufzugeben. Und warum ihr? Nun, die Antwort müsstet ihr euch eigentlich denken können. Zumindest Harry und seine Freunde würden sich sowieso irgendwie einmischen und lieber sollen sie das unter kontrollierter Aufsicht tun. Und wenn die schon was machen, können die restlichen Sechstklässler auch was tun. Ich habe nicht vergessen, dass in eurer famosen Armee auch andere Häuser waren. In drei Tagen wird Albus den Plan beim Orden vorstellen. Ich rechne mit etwas Gegenwehr von Moody, Arthur und seinen Sprösslingen und vielleicht noch Kingsley. Lupin und Minerva werden sofort dabei sein.“

„Warte mal, Remus Lupin?“, unterbrach ihn Harry aufgeregt.

„Natürlich. Wer denn sonst?“

„Wo ist Remus?“

„Kann ich dir leider nicht sagen, der ist für Albus unterwegs. Nur er kann ihn kontaktieren.“

„Aber er wird in drei Tagen im Grimmauldplatz sein?“, fragte Harry und man musste kein Hellseher sein um zu erkennen, worauf die Fragen hinausliefen.

„Ja, wird er und nein, du bleibst hier.“

„Aber....“

„Kein Aber. Harry, du bleibst hier.“

„Das ist nicht fair.“

„Gewöhn dich dran. Wenn die Sache so abläuft, wie ich und Albus uns das vorstellen, siehst du ihn eh bald wieder“, sagte Severus beruhigend.

„Wann?“

„In Malfoy-Manor. Er wird mit suchen, genau wie ein paar des Ordens.“

„Warum kann ich nicht zu dem Treffen?“, murrte Harry.

Sein Gegenüber seufzte genervt auf und knurrte, „willst du wirklich vor den versammelten Orden treten und ihnen erklären, dass ihr vielgepriesener Held doch nicht gegen IHN kämpfen will? Zumindest nicht so, wie sie es sich, seit Jahre oder Jahrzehnten, vorgestellt haben.“

„Nein.“

„Siehst du und deswegen bleibst du hier. So, noch Fragen?“ Nachdem Beide mit dem Kopf geschüttelte hatten, deutete Severus auf die Tür, „Dann raus. Ich habe genug Nerven für heute gelassen.“
 

„Was machen wir jetzt?“, fragte Harry, nachdem die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war.

„Du bist doch offiziell gar nicht da, oder?“

„Nein, wieso? Ich müsste mich auch gleich verwandeln, wieso?“

Draco druckste etwas mit seiner Antwort rum bis er fragte, „wir wollten doch neu anfangen, oder?“

„Ja. Mensch Draco, mach den Mund auf.“

„Warum kommst du nicht mit zu uns?“, brachte Draco jetzt heraus.

„Zu euch? Zu den Slytherins?“, fragte Harry etwas unglaubwürdig nach.

„Ja, zu den Slytherins. Wohin denn sonst? Komm schon, ich will nicht mit den Beiden alleine sein.“

Jetzt grinste Harry und meinte, „gehe ich Recht in der Annahme, dass es sich bei den Beiden um Neville und Theo handelt?“

„Ja.“

„Sind sie so nervig?“

„Sieh es dir selber an und urteile dann“, schlug Draco vor, er klang dabei allerdings irgendwie resignierend.

„Dieses Angebot nehme ich gerne an.“

„Danke“, diesmal klang er ehrlich dankbar, „dann auf.“

Grinsend folgte Harry dem Slytherin.
 

Draco schlug sich mit der Hand gegen die Stirn als sie den Gemeinschaftsraum betraten und außer ihnen wirklich nur Neville und Theo anwesend waren, und die waren mit sich selbst beschäftigt. „Sucht euch ein Zimmer“, knurrte er sofort.

Die zwei Jungs sahen auf, Theo grinste ihn nur an während Neville beschämt lächelte. Doch dann bemerkte er Harry und sprang sofort auf.

„Was machst du denn hier?“, fragte er sichtlich erfreut, Theo blieb einfach sitzen.

„Mich mit den Schlangen anfreunden nachdem uns die Oberschlange rausgeschmissen hat“, sagte Harry grinsend.

Sie gesellten sich zu Theo auf die Couchgruppe und Draco erklärte ihnen erst mal die Situation.
 

„Krasse Sache. Meint ihr, das funktioniert?“, fragte Theo schließlich.

„Die Freundschaft zwischen den Häusern oder die andere Sache?“, fragte Neville.

„Beides.“

„Wir werden es versuchen. Beides.“

Alle sahen überrascht zu Draco, der den Blick neutral erwiderte.

„Du scheinst dir dieser Sache sicher zu sein.“

„Nein, bin ich nicht aber wir müssen es versuchen. Harry wird sich um die Löwen kümmern und ich werde mit dem Rest der Slytherins reden wenn sie wieder da sind.“

„Glaubst du wirklich, dass sich die Siebtklässler etwas von dir sagen lassen? Einige stehen noch sehr unter SEINEM Einfluss und sind nicht sehr gut auf dich zu sprechen“, warf Theo nachdenklich ein, „du weißt selber wie sie mittlerweile über Snape reden.“

„Die Siebtklässler sind noch drei Monate da, die sind egal.“

„Sie könnten Probleme machen.“

„Dass sollen sie versuchen und ich hexe sie persönlich ins nächste Jahrhundert“, knurrte Draco, „und wenn es nach Severus' Zeitplan geht, sind wir frühstens in den Sommerferien in Malfoy-Manor. Das Ritual wird ja auch einige Zeit in Anspruch nehmen.“

„Hoffentlich klappt es.“

„Was wenn wir nichts finden? Was machen wir dann?“, fragte Theo.

„Uns was Neues überlegen. Ich werde mich nicht sinnlos opfern“, murrte Harry.

„Hier opfert sich niemand sinnlos. Also, was machen wir jetzt?“, fragte Draco.

„Snape explodiert?“

„Gute Idee.“

Schon packte Theo die Karten aus und sie nutzten den angebrochenen Tag damit sich etwas besser kennenzulernen.
 

Er hatte schlecht geschlafen, naja, eigentlich hatte er gar nicht geschlafen. Er war nervös und er wusste auch genau warum, heute war das Treffen des Ordens und er konnte nichts anderes tun als zu warten. Murrend stand Harry auf und schlurfte ins Bad, auch wenn eine heiße Dusche ihm nicht wirklich helfen würde. Er war schlicht und einfach schrecklich nervös über den Ausgang der Versammlung.
 

Die Nervosität trieb Harry schließlich aus dem Gryffindorturm und zwar direkt in die Kerker. Zu seiner Überraschung stand ein Fenster offen. Etwas verwirrt flatterte er rein und fand sich in Severus' Wohnzimmer wieder.

„Ich hatte früher mit dir gerechnet“, schnarrte eine Stimme und nach einem Moment der Orientierung hatte er Severus gefunden. Er saß im Sessel, ein Buch auf dem Schoß und eine dampfende Tasse neben sich auf dem Tisch. „Setz dich“, sagte Severus mit einem Deut auf den Tisch.

Harry flatterte etwas verwirrt über dem Tisch herum, er konnte nicht glauben, was er da sah denn direkt unter ihm lag sein Kissen.

„Setz dich oder ich frier dich ein“, warnte Severus.

Mit einem Fiepsen sank Harry tiefer, kuschelte sich in das Kissen und sah ihn dann fragend an.

„Da du deine Kette nicht dabei hast, gehe ich davon aus, dass du nicht vor hast dich zu verwandeln. Also willst du dich hier verstecken und so tun als wärst du nicht Harry Potter?“, fragte Severus.

Harry sah ihn weiter fragend an, er hörte nur eine leichte Amüsiertheit aus seiner Stimme heraus und nichts von dem Spott, den er erwartet hatte. Unsicher nickte er.

„Dann verhalte dich ruhig. Ich möchte in Ruhe weiterlesen, vielleicht findet sich schon in diesem Buch etwas.“

Ein fragendes Fiepsen.

„In dem Buch stand auch der Bestientrank, der Richtige. Leider sind die meisten Zaubersprüche und Tränke hier drin nicht für den Kampf gedacht.“ Jetzt war Harrys Neugier geweckt, er flatterte etwas mit den Flügeln bis Severus fragte, „was willst du?“

Unsicher wurde mit einer Flügelspitze auf das Buch gedeutet.

„Du willst mitlesen?“, fragte Severus jetzt wirklich überrascht.

Nicken.

Severus sah ihn einen Moment zweifelnd an, seufzte dann leise und hob ihn vorsichtig von dem Kissen runter. Nur um ihn auf seine Schulter zu legen. „Versuch dich nicht in meinen Haaren zu verfangen, du weißt genau was das für Probleme macht“, schnarrte Severus.

Harry fiepste beschämt, machte es sich aber dann bequem und versuchte etwas in dem Buch zu erkennen. Es dauerte ein paar Momente bis er wirklich etwas lesen konnte, das veränderte Sehvermögen einer Fledermaus machte ihm doch manchmal noch Probleme. Doch als er sich erst mal daran gewöhnt hatte, blieb er ruhig liegen und las. Severus kommentierte das Ganze nicht sondern trank einen Schluck Tee und las dann auch weiter. Jedes Mal bevor er umblättern wollte, wartete er auf das Fiepsen, welches ihm anzeigte, dass sein Besuch auch soweit war.
 

Der Tag verging friedlich, Harrys Nervosität legte sich in der ruhigen Stimmung im Kerker und schneller als er gedacht hatte, klopfte es an der Tür. Harry zuckte erschrocken zusammen und rutschte damit von Severus' Schulter. Mit einem leisen Platsch landete er auf dem Buch, eine hochgezogene Augenbraue und ein Grinsen antwortete ihm darauf bevor Severus den Blick hob und schnarrte, „herein.“

Doch es war nicht Albus, der eintrat.

„Lupin. Was wollen sie denn hier?“

„Hallo Severus“, gab der Werwolf ruhig zurück. Den schneidenden und hasserfüllten Unterton seines Gegenübers versuchte er zu ignorieren. Noch bevor Severus darauf antworten konnte, schoss ein quietschendes Etwas auf den Neuankömmling zu und prallte mit voller Wucht gegen seine Brust. Remus starrte auf die hektisch fiepsende Fledermaus, die wild flatternd an seiner Brust klebte und sah dann etwas hilflos zu Severus. Als dieser ihn nur weiter kalt ansah, fragte er, „Könntest du dein Haustier zurückrufen?“

„Harry, du hast es gehört. Lass den Köter in Ruhe“, schnarrte Severus.

„Du hast dein Haustier nach Harry benannt?“

„Falsch, er hat denselben Namen, den ihm seine Eltern gegeben haben.“

Es dauerte ein paar Momente bis Remus die Worte verstand und verblüfft auf die Fledermaus starrte, die jetzt dazu übergegangen war wild um seinen Kopf herum zu flattern.

„Das ist wirklich Harry?“

„Hat Albus nichts erzählt?“, fragte Severus.

„Davon auf alle Fälle nicht. Darf ich mich setzen? Was ist mit Harry los?“, fragte Remus.

„Ungern. Harry versucht dir klar zu machen, dass er sich freut dich zu sehen.“

„Woher weißt du das? Vor allem, wie stellt man ihn ab?“

„Potter!“, knurrte Severus.

Die Reaktion erstaunte Remus denn Harry zuckte wie unter einem Schlag zusammen, ließ aber dann von ihm ab und segelte zum Tisch zurück. Dort landete er auf einem Kissen und sah Severus aus großen Augen an.

„Lupin, setz dich“, knurrte dieser bevor er sich an Harry wandte, „flieg in den Turm und hol deine Sache. Der Köter ist dann immer noch da.“

Harry sah kurz zu Remus, nickte aber dann und flog durchs offene Fenster wieder raus.

„Willst du mir das erklären, Severus?“, fragte Remus leise.

„Nein.“
 

Es dauerte nur wenige Minuten bis die Fledermaus wieder durchs Fenster rein geschossen kam, diesmal hielt sie allerdings eine kleine, goldene Kette in den Krallen. Wortlos deutete Severus auf eine Tür, die er mit einem Wink des Zauberstabes öffnete. Harry flatterte hindurch und Remus guckte noch verwirrter als vorher. Jeglicher Versuch ein Gespräch in Gang zu bringen, war von Severus im Keim erstickt worden. Er hatte keinerlei Zweifel daran aufkommen lassen, dass er Remus' Anwesenheit in seinen Räumen nur duldete weil er wahrscheinlich Informationen über die Versammlung hatte.

„Remus“, erscholl genau in diesem Moment und wenig später hatte der Werwolf einen sehr glücklichen Jugendlichen in den Armen.

„Hallo Harry, es ist schön dich zu sehen“, gab er lächelnd zurück.

„Ihr könnt euch später in irgendwelchen herzerweichenden Willkommensgrüßen verlieren, Lupin. Wieso bist du hier?“, knurrte Severus.

„Weil Albus und ich Harry nicht im Gryffindorturm gefunden haben. Und Albus hat dann vorgeschlagen, dass ich ihn hier suche. Will mir einer von euch erklären warum?“, fragte Remus immer noch lächelnd.

„Was willst du hier?“, wiederholte Severus, „was sagt der Orden?“

„Nach einigen Diskussionen sind sie einverstanden. Der Orden hat schon mit der Beschaffung der benötigten Zutaten begonnen, das Ritual kann dann voraussichtlich in vier Wochen beginnen.“

„Wie lange dauert es dann bis das Manor wieder frei ist?“, fragte Harry.

„Eigentlich sofort aber der Zauber legt sich auf das Haus. Jeder Mensch, der das Haus betritt, wird sozusagen infiziert und um sicher zugehen, dass auch wirklich jeder Todesser betroffen ist, will Albus weitere vier Wochen warten“, erklärte Remus.

„Also zwei Monate?“

„Ja.“

„Gut, da das jetzt geklärt wäre, könnt ihr euer Gespräch woanders fortführen“, schnarrte Severus. Während Remus nichts anderes erwartet hatte, sah Harry ihn verwirrt an. Doch Severus ging nicht darauf ein sondern knurrte, „Lupin, raus.“

„Deine Gastfreundschaft war schon mal besser. Harry, wollen wir im Gemeinschaftsraum weiter reden? Ich habe da einige Fragen an dich“, sagte Remus.

„Muss das sein?“

„Ja.“

„Dann aber nicht hier!“

„Remus, geh doch schon vor, ich komme sofort nach“, sagte Harry. Er wurde zwar fragend angesehen doch dann nickte Remus, löste sich von ihm und stand auf.

„Auf Wiedersehen, Severus.“

„Raus, Lupin.“

Ohne ein weitere Wort zu sagen, verließ Remus den Raum.
 

„Warum bist du so unfreundlich zu ihm?“, fragte Harry.

„Nur weil ich zu dir freundlich bin, werde ich mein Verhalten den anderen Gryffindors gegenüber nicht ändern. Egal ob ehemaliger Gryffindor oder nicht. Harry, Lupin und ich werden nie Freunde werden, egal was auch passiert. Jetzt verschwinde zu dem Köter“, schnarrte Severus.

Harry schüttelte nur lächelnd den Kopf und steuerte erneut die offen stehende Tür an. Kurz darauf flatterte die Fledermaus wieder in Severus' Wohnzimmer rum.

„Verschwinde, Fledertier.“ Diesmal klang er nicht mehr kalt und abweisend sondern amüsiert.

Harry fiepste ihn nochmal schrill an und steuerte dann das Fenster an.

„Denk an das Training morgen Nachmittag.“

Ihm antwortete nur ein Quietschen, welches er mittlerweile als Ja identifiziert hatte bevor Harry den Raum endgültig verließ. Severus schloss das Fenster mit dem Zauberstab und wandte sich dann wieder seinem Buch zu. Er wollte die ruhige Zeit nutzen denn er war sich sicher, dass Albus heute auch noch bei ihm auftauchen würde.
 

Die Osterferien waren vorbei und zu aller Überraschung waren plötzlich sämtliche Streitigkeiten zwischen den Häusern Slytherin und Gryffindor eingestellt. Es war als wäre niemals etwas gewesen. Von einer großen Freundschaft waren sie weit entfernt aber die Schüler gingen höflich und freundlich miteinander um und machten so einige Unterrichtsstunden wesentlich einfacher. Doch auch das Verhalten eines Lehrer änderte sich. Severus Snape, Hauslehrer von Slytherin und bekennender Gryffindorfeind wurde fair.

Die Gryffindors konnten es gar nicht glauben als sie die ersten Punkte bekamen, als die Slytherins bestraft wurden als sie Streit anfingen, als Hermine das erste Ohnegleichen bekam. Er war immer noch sarkastisch, höhnisch, erniedrigend und extrem streng aber er war fair geworden. Seine Strafen richteten sich gegen alle vier Häuser gleichermaßen, genau wie die Punkteverteilung. Nach außen hin wirkte es so als würde er wirklich alle Schüler gleich behandeln. Hätte sich aber jemand die Mühe gemacht die einzelnen Klassenstufen miteinander zu vergleichen, wären die Unterschiede sofort aufgefallen. Die Sechstklässler nahmen völlig anderen Schulstoff durch als sie eigentlich sollten. Severus forderte von ihnen mehr als von den Siebtklässlern, sogar mehr als eigentlich für das Bestehen der UTZ erforderlich war. Doch es machte sich keiner die Mühe die Klassen zu vergleichen, alle waren glücklich darüber, dass sich Severus so positiv verändert hatte.
 

Nun, in einigen Dingen war er gleich geblieben. Das stellte Harry am Wochenende nach Beginn des Schulalltages fest denn da war er wieder mit Severus zum Training verabredet.

„Zehn“, stellte Severus ruhig fest.

Leise schimpfend rappelte sich Harry auf und klopfte sich wütend den Staub von den Sachen.

„Harry?“, fragte Severus nach.

„Das ist nicht fair.“

„Was ist denn jetzt schon wieder nicht fair?“

„Wieso verliere ich ständig?“, maulte Harry. Mit einem Plumps ließ er sich wieder auf den Boden fallen. Er zog die Beine an, schlang die Arme darum und legte den Kopf auf die Knie, er war sauer. Er erwartete eine bissige Bemerkung, wie schon die neun Mal zuvor, in denen er das Duell verloren hatte doch Severus seufzte nur leise und setzte sich, sehr viel eleganter, neben ihn.

„Wir üben seit nicht mal zwei Wochen. Was hast du denn erwartet?“

Etwas unschlüssig zuckte Harry mit den Schultern, „dass ich zumindest besser werde.“

„Du wirst besser.“

„Klar, deswegen lande ich auch zehn Mal hintereinander auf dem Hintern.“

„Ich sagte, du wirst besser, nicht, dass du gut genug bist um mich zu besiegen.“

„Wann werde ich das sein?“, fragte Harry ohne ihn anzusehen, „ich werde auch nicht jünger.“

„Du wirst in wenigen Monaten gerade mal siebzehn. Was soll ich denn da sagen?“

„Wie alt bist du eigentlich?“

„Siebenunddreißig.“

„Echt? Schon?“

„Soll ich jetzt beleidigt sein? Lupin ist genauso alt“, gab Severus zu bedenken.

„Naja...., er sieht aber nicht so alt aus“, gab Harry leise zurück.

Als Severus nicht antwortete, wandte Harry vorsichtig den Kopf um ihn anzusehen doch sein Sitznachbar sah nach oben in den Himmel. Harry folgte seinem Blick, einige Wolken waren vor den Sternen zu sehen aber ansonsten war es eine schöne Nacht.

„Böse?“

„Nein, warum auch? Ich weiß wie ich aussehe und ich weiß auch was die Schüler über mich erzählen. Aus dem Alter mich darüber zu ärgern, bin ich längst hinaus“, sagte Severus ohne ihn anzusehen.

„Warum dann so schweigsam?“

„Schon mal was von, ich genieße die Ruhe, gehört?“

„Oh. Na dann.“

Harry ließ sich nach hinten ins Gras fallen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und beobachtete die vorbeiziehenden Wolken, die nur als dunkle Schatten zu erkennen waren. Severus löschte die meisten Hexenfeuer bis nur noch eines hinter ihnen brannte.
 

Nach einiger Zeit begannen Harrys Gedanken zu wandern und hauptsächlich drehten sich seine Überlegungen um den Mann, der neben ihm saß und noch immer schweigend in den Himmel sah. Er hatte noch nicht wirklich begriffen warum er plötzlich so nett zu ihm war. Nicht, dass er es nicht genoss aber er verstand seine Beweggründe nicht. Gut, Severus hatte scheinbar endlich eingesehen, dass er nicht sein Vater war aber wieso dieser plötzliche Sinneswandel um 180 Grad? Oder war das hier der wirkliche Severus Snape? Harry dachte über die Zeit als Fledermaus nach und kam zu dem Schluss, dass Severus sonst immer eine Maske trug. Damals war er, er selbst gewesen. Freundlich, nett, auf seine weiße immer noch zynisch aber mit einem amüsierten Unterton, der ihm sonst immer fehlte. Nur warum war er in seiner Gegenwart immer noch so? Klar, er kannte Dinge von Severus, die er wahrscheinlich nie freiwillig preis gegeben hätte aber rechtfertigte das dieses ungezwungene, fast schon freundschaftliche Verhältnis? Als sich Severus neben ihm leise räusperte, sah er auf und stellte fest, dass er ihn die ganze Zeit angestarrt hatte.

„Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte Severus amüsiert.

„Ich glaube nicht. Ich grüble nur etwas.“

„Worüber?“

„Dich.“

„Aha, und was ist dabei raus gekommen?“ Severus klang nicht böse sondern eher interessiert.

„Ich versteh dich einfach nicht.“

„Musst du ja nicht.“

„Würde ich aber gerne.“

„Warum?“

„Weil es mich interessiert. Du bist so anders zu mir“, sagte Harry leise.

„Im Vergleich zu wann? So weit ich mich erinnere, war ich genauso zu dir als du eine Fledermaus warst, oder?“

„Ja, schon aber...“

„Harry, wir wissen mehr von dem jeweils Anderen als wahrscheinlich jeder Andere. Ich muss mich nicht mehr verstellen also ist es sinnlos wenn wir diese Farce aufrecht erhalten. Sollte dir der momentane Zustand allerdings irgendwie unangenehm sein, werde ich es natürlich ändern“, sagte Severus ernst und zum ersten Mal seit Trainingsende sah er ihn an.

„Warum sollte mir das unangenehm sein? Nein, ist es nicht. Ich versuche es nur immer noch zu verstehen. Gib mir einfach etwas Zeit, das wird schon“, gab Harry genauso ernst zurück.

Severus nickte knapp und wechselte dann das Thema, „ich möchte, dass du deinen Okklumentikunterricht wieder aufnimmst.“

„Wieso? Das war ein Desaster.“

„Die Umstände waren damals anders. Diesmal wird es funktionieren.“

„Wann?“

„Jeden Dienstag und Freitag um Acht Uhr bei mir.“

„Das ist ja wie nachsitzen“, protestierte Harry sofort.

„Dann solltest du es ja gewohnt sein.“

„Das war fies!“

Severus sparte sich einen Kommentar darauf sondern grinste nur leicht und erhob sich dann.

„Schluss für heute?“, fragte Harry.

„Ja, Schluss für heute. Morgen wieder?“

„Gerne. Nach dem Abendessen?“

„Nein. Ich habe zu viele sinnlosen Hausaufgaben zu kontrollieren. Gegen zehn?“

„In Ordnung.“

Harry war inzwischen auch aufgestanden und hatte die Decke zusammen gelegt und in seine Tasche gesteckt. Gleichzeitig zog er den Tarnumhang raus und warf ihn sich über. „Dann bis morgen Abend?“, fragte er nochmal nach.

„Ja.“

„Dann gute Nacht.“

„Gute Nacht.“
 

Die erste Okklumentikstunde war ein kompletter Reinfall, Harry schaffte es keinen einzigen Angriff von Severus stand zu halten und nach dem letzten Angriff blieb er einfach auf der Stelle sitzen, an der er umgefallen war. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, er wollte Severus nicht ansehen denn dieser war zu weit in seine Gedanken eingedrungen. Selbst bei dem Unterricht in seinem fünften Schuljahr war Severus nie so weit vorgedrungen, er hatte lediglich immer wieder Cedrics Tod und das Verhältnis zu Sirius verhöhnt. Es war eine Kleinigkeit gewesen, das letzte Weihnachtsfest und irgendwie hatte dieses Fest Harrys Erinnerungen freigelegt. Ohne jeglichen Widerstand waren seine Kindheitserinnerungen über ihn und Severus hereingebrochen. Nichts hatte sie aufhalten können und als es endlich vorbei war, wusste Severus alles, wirklich alles. Und Harry wollte sich einfach nur noch in ein Loch verkrümeln.

Severus starrte den Jungen vor sich fassungslos an, naja, eigentlich starrte er seinen Hinterkopf an denn Harry hielt den Blick gesenkt und machte auch keine Anstalten aufzusehen. In gewisser Weise verstand er ihn aber auf der anderen Seite auch nicht. Harry konnte nichts für seine Vergangenheit und doch schämte er sich scheinbar dafür. „Wir machen Schluss für heute. Willst du noch einen Tee trinken?“, fragte er leise.

Harry schüttelte fast sofort den Kopf.

„Niemand kann etwas für seine Vergangenheit, vor allem ein Kind nicht. Es gibt nichts wofür du dich schämen müsstest“, sagte Severus.

„Aber...“

„Nein, kein Aber. Komm hoch, trink einen Tee und wenn du willst, können wir darüber reden. Wenn nicht, schweigen wir uns einfach ne Zeitlang an.“

Harry hob langsam den Kopf, das Grinsen sah sehr gequält aus doch schließlich nickte er.

„Dann setz dich, ich hole den Tee.“

„Wieso vertrage ich den eigentlich?“, fragte Harry während er aufstand. Severus hob fragend eine Augenbraue und Harry erklärte, „mormal vertrag ich nur Wasser aber deinen Tee kann ich ohne Probleme trinken. Wieso fällt mir das erst jetzt auf?“

„Weil du andere Dinge im Kopf hattest“, gab Severus zurück bevor er den Raum einfach verließ. Harry sah ihm kurz nach, machte es sich aber dann vor dem Kamin bequem.
 

„Du hast die gröbsten Bestandteile des Tees schon als Fledermaus vertragen. Ich habe lediglich ein paar weitere Kräuter hinzugefügt, deswegen ist er auch so bitter“, erklärte Severus kurze Zeit später als er wiederkam und ein Tablett auf den Tisch stellte.

„Die Gebäckstücke damals?“

„Da habe ich die Wahrheit gesagt. Ich habe schon damals einen Trank entwickelt, der dich normale Nahrung vertragen lässt aber er würde auf Dauer zu schweren Organschäden führen. Du wirst dich an deine Insekten gewöhnen müssen“, sagte Severus.

„Aber den Tee kann ich bedenkenlos trinken?“

„Ja.“

„Kann man den Geschmack irgendwie verändern?“, fragte Harry während er sich ein Tasse Tee und die Schüssel mit den gebratenen Grillen nahm.

„Geringfügig. Ich werde ein paar Versuche durchführen. Harry, willst du darüber reden?“, fragte Severus.

„Nein.“

„Bist du sicher?“

„Ja. Severus, du bist der Erste, der überhaupt davon erfährt. Nicht mal meine Freunde wissen wirklich was vor meinem elften Geburtstag geschehen ist und wenn es nach mir gehen würde, hätte es auch nie jemand erfahren“, sagte Harry ernst aber traurig.

„Vertraust du deinen Freunden so wenig?“

„Das ist es nicht.“

„Was ist es dann? Glaubst du, sie würden es nicht verstehen?“

„Doch würden sie. Aber ich möchte trotzdem nicht, dass sie es erfahren. Ich will ihr Mitleid nicht“, sagte Harry, „und deins auch nicht.“

„Glaubst du wirklich, dass ich mit irgendjemanden Mitleid hätte?“, schnarrte Severus mit hochgezogener Augenbraue.

„Neee. Also können wir das Thema einfach vergessen?“

„Das ist nicht gut aber in Ordnung.“

„Hast du mit jemanden über deine Kindheit geredet? Über die Sachen, die mein Vater und die Rumtreiber dir damals angetan haben?“, fragte Harry.

„Ja.“

Jetzt war Harry wirklich erstaunt und das sah man ihm auch an.

Severus lächelte etwas gequält und meinte, „es ist nicht gut solche Dinge in sich hinein zu fressen, egal wie schlimm, peinlich oder demütigend sie waren. Man zerbricht daran.“

„Wer?“

„Lucius.“

„Malfoy? Der Eisklotz?“

„Lucius mag arrogant wirken aber er ist ein sehr guter Freund, der immer ein offenes Ohr für mich hatte. Der mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat, sehr viele Abwehrzauber habe ich von ihm gelernt. Er hat mir auch öfters mal den Kopf zurecht gerückt“, erklärte Severus und jetzt war das Lächeln echt.

„Das klingt schön.“

„Du solltest auch mit jemanden reden.“

„Ich überleg es mir. Danke für den Tee.“

Damit erhob sich Harry, nickte dem völlig überraschten Severus nochmal zu und ging dann ohne ein weiteres Wort.
 

Harry ließ die nächsten zwei Trainingseinheiten, einmal praktische Verteidigung und die nächste Okklumentikstunde, ausfallen und ging Severus auch sonst sehr großzügig aus dem Weg. Dieser sah sich das Verhalten genau vier Tage an bis er beschloss, dass sich etwas ändern musste. Er verstand Harrys Verhalten aber es war nicht gut und vor allem war es unnötig. Aber da er die verquere Denkweise des Jugendlichen mittlerweile gut genug kannte, wusste er auch, dass jedes Wort sinnlos war. Harry schämte sich vor ihm und solange dieser Umstand da war, würde ein weiterer, normaler Umgang unmöglich sein. Also musste er für ausgeglichene Verhältnisse sorgen.
 

„Leute, da sitzt eine Katze vor dem Portrait“, rief ein Gryffindorviertklässler, „wem gehört die?“ Sofort kam Bewegung in die anwesenden Gryffindors, vor allem die Mädchen wollten sich gleich auf das Tier stürzen, das brav vor dem Portrait saß. Lautes Fauchen, Jaulen und Schmerzensschreie erklangen und jagte die erste Euphorie damit zum Teufel. Eine Gasse bildete sich um das Tier einzulassen, welches sich kurz umsah und dann zielgerichtet auf eine der Couchgruppen zuging. Die Löwen folgten ihm, allerdings mit sehr viel Sicherheitsabstand.
 

Die Sechstklässler, die in genau dieser Couchgruppe saßen, sahen sich fragend an als das Tier mit langsamen aber sehr selbstbewussten Schritten auf sie zukam.

„Das ist keine normale Katze, oder?“, fragte Ron mit einem skeptischen Blick auf die langen Beine und Ohren.

„Nein. Sieht eher nach einer Wildkatze aus. Ich glaube, ich habe mal einen Fernsehbericht über solche Tiere gesehen“, sagte Hermine, „aber sie muss jemanden gehören. Sie trägt ein Halsband.“

„Ist das eine Phiole?“, fragte Neville mit einem Deut auf das Halsband.

Jetzt sahen seine Freunde genauer hin und tatsächlich, an der feinen Goldkette hing eine gläserne Phiole mit weißem Inhalt. Die Katze hatte sich mittlerweile zwischen sie gesetzt und sah Hermine an, oder besser gesagt an ihr vorbei. Stirnrunzelnd drehte sich Hermine um, sie suchte was die Aufmerksamkeit der Katze gefesselt hatte und traf schließlich auf eine kleine Fledermaus, die in der Ecke hing. Harry hatte von alledem nichts mitbekommen, er hatte sich in seine Flügel eingeschlagen und schlief.

„Ich glaube nicht, dass die Katze zu uns will“, sagte sie leise. Der Rest folgte ihrem Blick jetzt.

„Nach oben?“, fragte Seamus.

Zu ihrer aller Überraschung nickte die Katze und maunzte laut und lang. Alle Aufmerksamkeit lag auf ihr und Hermine beobachtete fasziniert wie Harry förmlich zusammen schreckte. Er entfaltete sich und kam dann zu ihnen geflogen. Die Gryffindor hatten sich längst an die seltsame Fledermaus gewöhnt denn nur die Sechstklässler wussten, wer sich dahinter verbarg und die schwiegen. Ohne die Schüler weiter zu beachten, erhob sich die Katze und war mit wenigen Schritten an der Treppe, die zu den Jungenschlafsälen führte. Harry schoss schon nach oben und auch seine Freunde setzten sich in Bewegung.
 

„Was machst du denn hier?“, fragte Harry. Er hatte sich im Bad verwandelt und angezogen und hockte jetzt vor Severus, der ihn vorwurfsvoll ansah. Harry lachte leise und meinte, „ich kann nichts dafür, dass du warten musstest. Ich habe nicht mit dir gerechnet.“

„Wollen wir Madame Pomfrey holen?“, fragte Dean leise, „er redet mit einer Katze.“

„Wir öfters mal mit einer Fledermaus. Harry, gehe ich Recht in der Annahme, dass es sich um einen verwandelten Zauberer handelt?“, fragte Ron.

„Ja, ein Freund. Was machst du hier?“

Severus verdrehte die Augen bei dem Begriff Freund, deutete aber dann mit der Pfote auf die Phiole, die an seiner Kette hing.

„Für mich?“, fragte Harry sicherheitshalber nochmal nach bevor er die Hand danach ausstreckte. Er hatte keine Lust irgendwelche Krallen oder Zähne in seiner Haut zu spüren.

Severus nickte nochmal und wartete bis er die Phiole gelöst hatte. Dann erhob er sich auch sofort wieder und ging zur Tür, von wo er Ron einen eiskalten Todesblick zuwarf. Dieser beeilte sich die Tür zu öffnen und Harry meinte, „jemand sollte ihn aus dem Turm lassen.“

„Ihn?“

„Ja, wie gesagt, ein Freund.“

„Ich geh mit“, kam von Seamus, der Severus jetzt wirklich begleitete.

„Kann mir jemand erklären was hier los ist? Und was war das eben?“, fragte Ron nachdem sich die Tür hinter Seamus geschlossen hatte.

„Wer war das?“, fragte Hermine.

„Ein Freund, der mir etwas gebracht hat. Aber was ist das?“

Hermine trat jetzt näher zu Harry, nahm ihm die Phiole ab und schwenkte sie etwas. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass es eine Erinnerung ist. Aber wer würde dir eine Erinnerung schicken?“

Harry überkam so langsam eine Ahnung, er nahm ihr die Phiole ab und sagte mehr zu sich selbst als zu jemand anderem, „jemand, der mir etwas zeigen will. Leute, seit ihr mir böse wenn ich mir das alleine ansehen möchte?“

Er wurde zwar fragend angesehen aber dann nickten seine Freunde und verließen den Raum. Hermine blieb nochmal im Türrahmen stehen und drehte sich zu ihm rum, „Wir sind immer für dich da. Ich hoffe, das weißt du. Du kannst mit uns genauso reden wie mit Professor Snape.“

„Woher...?“

„Egal ob Katze oder Mensch, diesen Blick würde ich wohl überall erkennen. Eine sehr interessante Tierform für den Hauslehrer der Slytherins“, grinste Hermine, „aber keine Angst, ich werde nichts sagen.“

Harry starrte sie einen Moment an, grinste aber dann und nickte.

„Denk daran, was ich gesagt habe. Viel Spaß beim ansehen.“ Damit drehte sie sich rum und ging endgültig.
 

Harry sah die Tür noch einen Moment an bevor er sich umdrehte und sich ein Buch aus seinem Schrank holte. Er musste ja schließlich irgendetwas in eine Schüssel verwandeln und schnell war diese Schüssel mit Wasser gefüllt. Er zögerte einen Moment, sollte er sich wirklich diese Erinnerung ansehen? Er war sich sicher, dass sie von Severus war. Sollte er sie wirklich ansehen? Wobei, Severus hatte sie ihm persönlich und freiwillig gebracht also konnte er sie sich eigentlich auch ohne schlechtes Gewissen ansehen. Dennoch zögerte er einen weiteren Moment, ließ die Erinnerung ins Wasser laufen und tauchte dann seinen Kopf hinein. Sofort wurde er in den altbekannten weißen Nebel gerissen und er glaubte am Rande eine Stimme zu hören, „Um für ausgeglichene Verhältnisse zu sorgen.“
 

Er wusste nicht wie lange er in den Erinnerungen von Severus gefangen war. Irgendwann wurde er wieder aus den Erinnerungen katapultiert und landete mit voller Wucht auf dem Hosenboden. Er verbrachte die nächsten Minuten damit einfach ins Leere zu starren und mit dem Versuch, das Gesehene irgendwie zu verarbeiten. Doch es gelang ihm nicht. Es war nicht so als würde er nicht verstehen was er gesehen hatte, nein, er verstand den Sinn dahinter nicht. Severus hatte förmlich sein Leben vor ihm ausgebreitet. Im Schnelldurchlauf hatte er alle Erinnerungen von Severus gesehen, seit dieser sich zurückerinnern konnte.

Bei Merlin, der Mann hatte kein einfaches Leben gehabt. Wollte er ihm damit vielleicht sagen, dass Andere größere Probleme als er hatten? Dass er sich nicht so anstellen sollte? Nein, irgendwie konnte und wollte Harry das nicht glauben. Er erhob sich, hier auf dem Boden seines Zimmers würde er keine Antwort finden. Schnell war das Fenster geöffnet, er entkleidet und seine Sachen in die altbekannte Goldkette verwandelt. Und genauso schnell war er selbst auch verwandelt, die Kette mit den Krallen ergreifend, erhob er sich flatternd in die Luft und war innerhalb weniger Momente zum Fenster raus.
 

Das Fenster wurde geöffnet noch bevor er daran kratzen konnte. Verwundert flatterte er hinein, Severus erwartete ihn bereits und deutete auf eine Tür.

„Verwandel dich.“

Harry folgte der Aufforderung um kurz darauf als Mensch vor ihm zu stehen.

„Willst du jetzt reden?“, fragte Severus mit einem Blick auf den Sessel ihm gegenüber.

„Warum?“

„Das habe ich dir bereits erklärt.“

„Nein, Severus, warum hast du mir diese Erinnerungen geschickt?“, fragte Harry aufgebracht.

„Das habe ich dir bereits gesagt, um für ausgeglichene Verhältnisse zu sorgen“, sagte Severus ruhig.

„Aber warum? Du schuldest mir nichts. Warum hast du das gemacht?“

„Ich wiederhole mich nicht gern. Willst du darüber reden?“

„Severus, warum bist du so erpicht darauf mit mir zu reden? Du konntest mich nie wirklich leiden also warum das alles? Du hast meinen Vater gehasst, was ich mittlerweile auch verstehen kann also warum das alles hier?“, fragte Harry, der diesmal nicht vor hatte sich zu beruhigen. Völlig aufgebracht begann er auf und ab zu laufen, abwechselnd die Arme vor der Brust verschränkt und dann wieder hilflos durch die Luft wirbelnd.

„Ist es falsch verhindern zu wollen, dass du so wirst wie ich?“

„Wie meinst du das?“

„Wir wissen Beide wie ich bin und ich möchte einfach verhindern, dass du genauso wirst. Harry, du kannst und willst anscheinend nicht mit deinen Freunden über deine Vergangenheit reden und das ist nicht gut. Wie lange willst du noch alles in dich hineinfressen? Wie lange kannst du es noch ohne dass es Konsequenzen hat? Glaub mir, ich weiß wovon ich rede“, sagte Severus, immer noch völlig ruhig aber mittlerweile auch sehr ernst.

„So schlimm geht es mir doch gar nicht“, verteidigte sich Harry.

Severus hob lediglich eine Augenbraue doch diesmal schien es nicht zu funktionieren.

„Ist es weil du meine Mutter geliebt hast?“, fragte Harry.

„Nein, das ist nicht der Grund.“

„Denkst du, du bist meiner Mutter irgendetwas schuldig. Verdammt, sie hat sich damals gegen dich entschieden, kannst du das nicht einfach akzeptieren“, fauchte Harry. Er wusste, dass Severus irgendwo Recht hatte aber er wollte es sich einfach nicht eingestehen.

Severus seufzte leise bevor er sagte, „deine Mutter hat hiermit nichts zu tun. Nein, ich habe Lily nicht geliebt, sie war meine beste Freundin und ich habe diese Freundschaft durch meine eigene Dummheit beendet.“

„Das ist doch Schwachsinn. Ich habe deine Erinnerungen gesehen, du hast sie geliebt!“

„Es gibt mehrere Arten von Liebe. Ja, ich habe Lily geliebt aber nicht als Freundin, sondern als beste Freundin, als Schwester.“

„So ein Blödsinn. Du hast sie geliebt“, beharrte Harry, „und deswegen machst du das alles hier. Du denkst, du bist es ihr schuldig.“

Severus schüttelte leicht den Kopf und sagte, „so bringt dieses Gespräch nichts. Denk nochmal in aller Ruhe über alles nach und dann bist du jederzeit hier willkommen.“

„Du schmeißt mich raus?“

„Ja. Wenn du nicht freiwillig gehst, helfe ich nach.“

„Das ist der Severus Snape, den ich in der ersten Klasse kennengelernt habe“, fauchte Harry bevor er sich wütend umdrehte und zur Tür stampfte. In seinem aufgebrachten Zustand schien er völlig vergessen zu haben, dass er ja eigentlich gar nicht in Hogwarts sein sollte.

„Vielleicht solltest du dich mal mit Weasley Nummer vier und fünf über die Arten der Liebe unterhalten“, rief ihm Severus hinterher bevor Harry wütend die Tür ins Schloss fallen ließ.
 

Die Slytherins sahen überrascht auf als sich die Steinmauer öffnete und ein sehr wütender Harry Potter in den Gemeinschaftssaal gerauscht kam. Die Schlangen wussten, dass er hier war doch sie schwiegen. Sie waren eine Gemeinschaft, sie hielten zusammen und selbst die Siebtklässler hielten sich daran.

„Harry, was ist los?“, fragte Draco, der aufgestanden war und ihm entgegen kam.

„So ein absolutes Ekelpaket“, fauchte Harry, „erst tut er auf nett und dann macht er das alles nur weil er meine Mutter geliebt hat. Warum hat er das nicht gleich gesagt? Aber nein, erst mal auf gut Freund machen, so ein Scheusal.“ Aufgebracht ging er, wie bei Severus schon, auf und ab, Draco hob skeptisch eine Augenbraue, setzte sich aber dann einfach wieder hin.

Blaise, gegen den er gerade Schach spielte, zuckte mit den Schultern und meinte, „Ich vermute, er redet von Snape.“

„Das war ja klar.“

„Lass ihn sich beruhigen, dann wird das schon“, schlug Blaise vor. Genauso machten sie es dann auch, sie ließen Harry toben und wütend während sie weiterspielten. Auch die anderen Schlangen machten einfach da weiter wo sie von Harrys Erscheinen unterbrochen wurden.
 

Irgendwann ließ sich Harry erschöpft und verstimmt neben Draco aufs Sofa fallen und schnaubte angewidert.

„Beruhigt?“, fragte Blaise grinsend.

„Nein.“

„Was war eigentlich los?“

„Nichts.“

„Na klar und deswegen schimpfst du seit einer halben Stunde auf meinen Patenonkel. Also, was ist los?“

„Warum will eigentlich jeder unbedingt mit mir reden?“, fauchte Harry.

„Du musst ja nicht, es war nur ein Vorschlag.“

„Wie definiert ihr Liebe?“, fragte Harry plötzlich.

Etwas überrascht über den plötzlichen Themawechsel sahen sich die zwei Schlangen fragend an bevor Blaise meinte, „das kommt auf die Art der Liebe an.“

„Wieso das?“

„Naja, welche Art der Liebe meinst du? Geschwisterliebe, die Liebe zwischen Eltern und Kindern, die Liebe zwischen Mann und Frau, welche meinst du?“, fragte Blaise schulterzuckend.

„Gibt es da so viele Unterschiede?“

„Mensch, Harry, wie alt bist du denn? Du benimmst dich wie zwölf.“

„Naja, ich hatte bis jetzt nicht viele Gelegenheiten“, gestand Harry leise.

„Was genau hat Severus gesagt, dass du dich so darüber aufregst?“, fragte Draco jetzt nach.

Doch Harry schüttelte den Kopf, „ich glaube nicht, dass er wollte, dass ich das verbreite. Er hat mir einige seiner Erinnerungen gegeben und irgendwie verstehe ich sie nicht ganz. Es ging im Groben um verschiedene Arten der Liebe.“

„Wie genau muss man das jetzt verstehen?“, fragte Blaise mit seltsamen Unterton in der Stimme nach.

Es dauerte einen Moment bis Harry diesen Unterton verstand und zuordnen konnte doch dann sagte er schnell, „nein, nichts in diese Richtung. Merlin, warum denkt eigentlich jeder, dass ich was mit Severus hab?“

„Wer denkt das noch?“

„Seamus und Dean sprechen mich regelmäßig darauf an, Ron fragt mich jedes Mal, wenn wir auf das Thema kommen ob ich mir das gut überlegt habe und Hermine und Ginny finden, dass der Altersunterschied zu groß ist“, maulte Harry, „und nein, ich bin nicht schwul und ich habe nichts, wirklich gar nichts mit Severus.“

Blaise und Draco grinste über das schmollende Gesicht und die verschränkten Arme des Anderen und Draco meinte, „Naja, der Altersunterschied ist schon groß.“

„Merlin, warum will mich jeder mit meinem Verteidigungslehrer verkuppeln?“, rief Harry.

„Ok, gehen wir mal davon aus, dass ihr nicht über diese Art der Liebe geredet habt, worüber dann?“

„So ne Art Geschwisterliebe.“

„Dann solltest du mit den Weasleyzwillingen reden, über die gibt es die tollsten Gerüchte“, schlug Blaise vor.

„Welche Gerüchte?“

„Unzählige. Von normaler Brüderlichkeit bis hin zu Inzest ist alles dabei. Aber egal, was es ist, sie können dir bestimmt helfen.“

„Ihr mir nicht?“

„Naja, wir haben Beide keine Geschwister und die große Liebe hat auch noch keiner von uns gefunden. Da sind wohl Theo und Neville die besseren Ansprechpartner“, sagte Draco.

„Meint ihr, das ist die große Liebe?“, fragte Harry etwas überrascht.

„Von Theos Seite auf alle Fälle“, sagte Blaise, „wie es bei Neville aussieht, müsstest du besser wissen?“

„Wir haben nicht darüber geredet. Wie komme ich in die Winkelgasse?“, fragte Harry nachdenklich.

„Wie kommst du jetzt darauf?“

„Ich soll doch mit den Zwillingen reden und die wohnen in der Winkelgasse, nur wie komme ich dahin?“

Jetzt sahen sich die Schlangen grinsend an, Blaise erhob sich und kehrte mit einer kleinen Schale zurück. „Hiermit. Flohpulver. Damit kannst du direkt zu den Weasleys reisen.“

Harry fragte nicht wieso die Slytherins Flohpulver hatten, er nickte ihnen lediglich dankbar zu und ging zum Kamin. Es wurde Zeit für ein sehr ausführliches Gespräch mit den Zwillingen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, da ist Harry jetzt verwirrter denn je. Warum tut Severus das alles? Ist es wirklich wegen Lily oder bildet sich Harry das alles nur ein? Aber in einem hat Severus wohl Recht, es ist nicht gut alles in sich hinein zu fressen.

Die Aussprache mit Draco ist glimpflicher abgelaufen als wohl alle gedacht haben aber hey, sie sind fast volljährig, es herrscht Krieg und da hat man doch wirklich andere Dinge im Kopf als diese kindischen Streigigkeiten, oder?

Mal sehen was bei den Zwillingen rauskommt? Ob er es dann versteht?

*Zwetschendatschie und Kaffee hinstell* - Kaffeetime. :)

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Omama63
2014-07-30T09:24:31+00:00 30.07.2014 11:24
Ein klasse Kapitel.
Harry ist wirklich wie ein 12 Jähriger, aber woher sollte er den Unterschied auch kennen. Er hat seine große Liebe noch nicht gefunden, oder erkennt sie noch nicht, Geschwister hat er auch keine und seine Verwanden sind alles andere als liebenswert.
Bin schon gespannt, wie das Gespräch mit den Zwillingen wird. Bestimmt lustig, so wie ich sie kenne.

Lg
Omama63
Von:  Legoory
2014-04-27T19:43:35+00:00 27.04.2014 21:43
Ich kann Harrys Verwirrung sehr gut nachvollziehen. Irgendwie ist es nämlich seltsam, wie Snape sich verhält. So plöztlich. Ah, keine Ahnung xD
Das Gespräch mit den Zwillingen wird bestimmt interessant und ich freu mich schon riesig darauf.
Also, hopp: schnell weiter schreiben ^^
Von:  annette-ella
2014-04-24T13:14:07+00:00 24.04.2014 15:14
Hi,
wieder ein tolles Kapitel.
LG
annette-ella


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