Zum Inhalt der Seite

Deine erfundene Frau

Dramione
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Spinner

Es war tiefste Nacht, oder vielleicht auch schon halber Morgen, dass konnte sie in dem Moment nicht sagen, als es laut knallte und etwas in ihrem Hause zu Bruch ging, dass sie aus ihren Schlaf riss. Gespannt lauschte sie den Geräuschen, die immer näher kamen. Schritte, die schlurfend über den Fußboden kratzten und ihr die Nackenhaare aufstellen ließ. Langsam, um Scorpius nicht sofort zu wecken, der trotz ihrem schnellen aufsetzen noch immer schlief, griff sie nach ihren Zauberstab, der neben ihr auf der Kommode lag. Sachte rutschte sie an den Rand des Bettes und schlüpfte mit ihren Füßen in die kuscheligen Hausschuhe, die sie sich einst gekauft hatte. Noch bevor sich die Tür öffnen konnte, hatten die Schritte doch mittlerweile direkt davor angehalten, erhob sie ihren Zauberstab und verschloss die Tür mit einem stummen Zauber. Angespannt griff sie nach ihren Morgenmantel und zog sich diesen über, bevor sie sich dran machte, Scorpius lautlos zu wecken. Es tat ihr leid, den Jungen so früh aus den Schlaf zu reißen, den er seit langer Zeit mal wieder einmal richtig bekam, doch wer wusste schon, wer dort in ihrem Zuhause herum schlich. Seit dem Krieg rechnete sie eigentlich zu jeder Zeit damit, dass unbefugte das Gelände betraten und die Hauselfen so sehr verschreckten, dass diese es nicht wagten zu ihr zu kommen.

„Oma?“, hörte sie ihren kleinen Schatz leise fragen, während er sich verschlafen über die noch verklebten Augen wischte.

„Shh, du musst leise sein mein Schatz und das tun, was ich dir jetzt sage. Du wirst jetzt aufstehen und mit mir kommen“, flüsterte sie, um so wenig Geräusche wie nur möglich zu machen. Sie sah, wie sich der Türknauf bewegte und die Person dabei feststellen musste, dass er – oder auch sie – auf eine so banale Art und Weise nicht weiter kam. Ungeduldig wurde an der Tür gerüttelt, sodass deutliches Quietschen davon ausging. Sie wusste, es würde nur noch Sekunden dauern, bis derjenige ins Zimmer eindrang, weswegen sie sich dazu entschloss, Scorpius nun doch etwas grober aus dem Bett zu ziehen. Ihr blieb keine Zeit, sich nun sanft um ihn zu kümmern.

„Bleib hinter mir“, zischte sie ihm zu, als es erneut heftig an der Tür rüttelte und ein Poltern von dieser ausging, das darauf schließen ließ, dass jemand mit seiner Faust dagegen donnerte. All ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, bis sie schließlich eine Stimme vernahm, die ihr nur all zu vertraut war.

„Mutter, mach diese verdammte Tür auf, oder ich sprenge sie auf!“, fluchte es auf dem Flur, der sich vor ihrem Schlafzimmer erstreckte. Überrascht weiteten sich ihre Augen und noch bevor sie handeln konnte, sah sie dabei zu, wie Scorpius hinter ihr hervor lief und zur Tür rannte. Gerade als sie ihm sagen wollte, dass die Tür magisch verschlossen war, öffnete er diese, ohne sie überhaupt zu berühren und rannte direkt in seinen Vater, der leicht wankte, als die Barriere vor ihm verschwand und ein Kind sich um seine Beine schlang. Starr vor Schreck besah sie sich die Szene die, wie sie mittlerweile festgestellt hatte, mitten in der Nacht stattfand. Mit einem tiefen seufzen, ließ sie ihren Zauberstab sinken und verschränkte ihre Arme vor der Brust, wobei sie ihren Morgenmantel etwas enger um sich schloss. Sie war wütend auf ihren Sohn, der es wagte, sie so schamlos aus den Schlaf zu reißen, nachdem er so lange Zeit verschwunden war und es nicht für nötig gehalten hatte, sich zu melden.

„Hast du auch endlich den Weg nach Hause gefunden?“, fuhr sie ihn deswegen etwas schärfer an, wie es einst nur Lucius gekonnt hätte. Wieder vermisste sie ihren Ehemann, was ihr schmerzlich bewusst wurde. Schnell wurde sie jedoch wieder auf andere Gedanken gebracht, als Draco auf ihre Worte reagierte und zynisch lachte.

„Sehr gut, Mutter, du machst ihm langsam Konkurrenz. Ich habe deinen Patronus erhalten“, ließ er verlauten, während er Scorpius von seinen Beinen schälte und ihm deutete, zum Bett zu gehen. Schlurfenden Schrittes folgte er ihm und ließ sich eher aufs die Decke fallen, als dass er sich setzte. Skeptisch betrachtete sie ihren einzigen Sohn, dem sie so gern einen Bruder gewünscht hätte. Nur langsam realisierte sie, dass sie noch immer in einem dunklen Zimmer saßen und nur das Licht des Mondes durch die Fenster schien und den Raum erhellte.

„Lumos Maxima“, flüsterte sie daher und ließ einen strahlenden Lichtball aufsteigen, der sich in den Kronleuchter setzte. Vom Licht erhellt, erkannte sie auch, warum Draco so schlurfend lief. Sein Bein war zerkratzt und die Hose hing nur in Fetzen an seinem linken Unterschenkel. Ebenso hielt er sich den linken Arm, der Blutete und eine rote Spur auf ihrem schönen weichen Teppich hinterlassen hatte, den sie nun sicherlich entsorgen konnte.

„Was ist mit dir passiert, wo warst du?“, fragte sie ihn, ihre Stimme nicht mehr als ein Raunen. Wieso schaffte er es nur, ihr immer wieder Sorgen zu bereiten. Nie hatte sie einmal Ruhe mit ihm, egal in welchem Alter er war. Jedes Mal war etwas anderes mit ihm, dass sie ihre Nerven kostete. Erst war es seine Kindheit, die geprägt von Strenge war. Dann seine Pubertät, in der er lernen konnte wie er wollte und doch nicht den Ansprüchen seines Vaters genügte. Ebenso wurde er in dieser Zeit zu einem Todesser und ehe sie sich versah, erwachsen. Doch so schnell wie er seine Pubertät verloren hatte, holte er sie nach dem Fall des dunklen Lords nach und vergnügte sich mit irgendwelchen Hexen, von denen er oftmals nicht einmal den Namen kannte. Seufzend hatte sie irgendwann aufgegeben ihm ins Gewissen zu reden, was sowieso dadurch erschwert worden war, dass er sich schnellstens eine eigene Wohnung gesucht hatte. Mit dem beginn seiner Arbeit, hatten auch seine besuche im Manor aufgehört und somit das Interesse an ihrer Familie. Eigentlich war es daher auch kein Wunder, dass er nicht früher bemerkt, dass sich etwas am Stammbaum geändert hatte. Nie war er seit der Herrschaft von Voldemort mehr in dem Zimmer gewesen, in dem der prächtige Wandteppich an der Wand hing. Es war ein Jammer. Hätte sie ihn doch nur dazu bringen können, diesen Raum zu betreten, wäre vielleicht alles anders gekommen, doch sie war der Meinung, dass er allein hatte herausfinden müssen, dass er einen Sohn in die Welt gesetzt hatte, egal wie lang dies auch dauerte. Dass es jedoch so lang dauerte, damit hatte sie nicht gerechnet, hatte sie ihn doch immer wieder in das Zimmer schicken wollen, damit er ihr irgendetwas von dort holte. Seiner Sturheit war es nur verdankt, dass er das Zimmer nicht betrat, hätte er Lucius und sie doch nur nicht einst darin erwischt, wie sie sich geliebt hatten. Erneut biss sie sich in ihre Wange um von diesen trübsinnigen Gedanken wegzukommen.

„Ich habe alles erledigt. Ich bin nicht mehr verlobt, die Wohnung ist aufgelöst und Eloise hat den nächsten reichen Kerl gefunden, der sie aushält. Dieses mal einen reichen Muggle. Ich bin frei, habe eine neue Wohnung näher bei der Arbeit und größer.“ Bei seinen letzten Worten blickte er zu Scorpius, der neben ihm saß und sich an ihn schmiegte, zufrieden, dass sein Vater wieder dort war. Er wusste, dass er im Moment nicht dran war zu sprechen und so müde wie er war, würde er sowieso gleich wieder einschlafen, schätzte Narcissa.

„Und was ist mit deinem Arm? Ist es das, was Hermione erzählte? Von diesem Trank, den du einst eingenommen hast, als sie bei dir war? Draco, du weißt, dass du dieses Zeug nicht mehr anrühren sollst!“, entfuhr es ihr streng. Ihre verspannte Haltung löste sich und sachte kniete sie sich vor ihm hin, um sich seinen Arm zu besehen.

„Was meinst du, warum er blutet? Nicht etwa, weil ich den Trank genommen habe, sondern weil ich ihn nicht genommen habe. Erinnerst du dich an Bellatrix Dolch, Mutter? Sie verpasste mir damals einen Schnitt, den ich versteckte, niemanden zeigte. Anders als bei Hermione zeigte er sich nicht als Narbe, saugte das Mal den Schnitt doch auf. Sie hatte herausgefunden, dass ich Potter und die anderen sehr wohl erkannt hatte, als sie hier gefangen waren. Sie wusste es und sie wusste, wie ich Hermione beobachtet hatte, dass ich ihre Schreie nicht ertrug. Das war die Warnung gewesen. Seitdem blutet das Mal immer wieder. Immer wieder, sobald ich einem Schlammblut zu nah komme. Eloise Familie kennt sich mit schwarz magischen Flüchen aus, sind eine der mächtigsten Familien in Frankreich. Sie brauten den Trank und banden mich an Eloise. Abgeneigt war ich nicht gewesen, war sie immerhin heiß und verflucht gut im Bett“, beichtete er seiner Mutter seine Geschichte. Es war eine Zweckbeziehung, die er gern geführt hatte, war der Sex doch keineswegs zu verachten gewesen. Und Narcissa schien zu verstehen, zeigte ihr Blick ihm doch deutlich ihre Abscheu gegenüber seinem Verhalten. So hatte sie ihn nicht erzogen, so war er geworden. Er hatte sich gesträubt der Erziehung zu folgen und so wurde aus ihm das, was er war. Ein Feigling, der alles zerstörte, dass ihm irgendetwas bedeutete. Resigniert sah Narcissa zu ihm auf, direkt in seine Augen, die so trüb wirkten, als hätte man ihn die letzten Jahre in Azkaban eingesperrt gehabt.

„Wärst du doch nur früher zu mir gekommen Draco. Der Fluch, den Bella dir verpasst hat, ist ein sehr alter. Einer, der von unserer Familie erfunden wurde. Von Abraxas Malfoy. Sie hat ihn einst in den Büchern deines Vaters gefunden. Du weißt, sie hatte keinen Respekt vor unseren Dingen. Ich erinnere mich, dass dein Vater in seiner Schulzeit einst einen ähnlichen Fluch bekam, da er in der Schule keinem Rock abgeneigt gewesen war, egal wer darin steckte.“ Seufzend erinnerte sie sich an die Zeit, in der sie Lucius schon gemocht hatte, doch dieser nur seinen Spaß wollte. Selbst bei ihr hatte er es versucht, doch war sie hartnäckig geblieben, nicht darauf hereinzufallen. Nicht zuletzt, da Bella sie immer wieder ermahnte, nicht auf so einen Kerl einzugehen. Allerdings wusste sie, dass selbst Bellatrix wenigstens einmal während ihrer gemeinsamen Schulzeit etwas mit Lucius gehabt hatte.

„Wie dem auch sein. Mit dem hier werden wir alleine fertig, dafür brauchen wir den Trank nicht. Hermione konnte mir nicht viel darüber sagen, sonst hätte ich längst gewusst, was wir zu tun haben. Wann lernst du endlich, dass ich immer da bin, wenn du Hilfe brauchst?“ Sie wusste, dass sie auf ihre Frage keine Antwort bekommen würde und das wollte sie auch gar nicht, denn es würde ihr nur aufzeigen, dass sie zwar eine liebende Mutter war, jedoch keine, die alles in ihrer Macht stehende getan hatte, um ihren Sohn vor Unheil jeglicher Art zu bewahren. Egal wie sehr sie auch immer für ihn da sein wollte und war, er hatte sich immer mehr von ihr entfernt, war ihrer Fürsorge entflohen. Sie hatte schlicht und ergreifend einfach versagt. Vorsichtig nahm sie seinen Arm in die Hand und strich sachte mit einem Tuch, dass sie mit dem Accio zu sich zauberte, über das Blut. Es war viel, doch nicht so viel, dass er daran verbluten würde, noch nicht. Gut war, dass sie nun wusste, was ihn quälte und wie sie es beenden konnte. Ein Trank linderte nur für bestimmte Zeit, vermochte den Fluch jedoch nicht völlig zu lösen. Der Gegenzauber war jedoch nicht so einfach, weswegen sie es sicherlich nicht in dieser Nacht durchführen konnte, doch sie würde sich darum kümmern. Leise begann sie daher einen Singsang aus Lateinischen Worten, einen Spruch, der die Wunde langsam schloss und nur eine harte blutige Kruste zurück ließ.

„Ich werde mich um den Spruch kümmern, doch nun schlaf erst einmal und wenn ihr beiden ausgeschlafen habt, kümmern wir uns um alles weitere“, sagte sie rau und stand wieder aus der Hocke auf.

„Leg dich hier hin, Scorpius weicht sowieso nicht von deiner Seite und so müde wie du aussiehst, würdest du mir nur wieder beim Torkeln Vasen herunterschmeißen“, flüsterte sie ihm zu und deckte ihn und Scorpius mit ihrer Decke ab, als er sich mit seinem Sohn widerstandslos ins Bett sinken ließ. Manchmal hatte sie das Gefühl, Draco wäre nicht ein Stückchen gealtert, war sein Verhalten doch noch viel zu sehr Kind. Dennoch wusste sie, warum es so war. Er hatte nur selten eine richtige Kindheit verlebt. Oft nur, wenn er mit Blaise zusammen war oder die Parkinsons die Kinder zu einer Poolparty einluden. Das waren noch die friedlichen Zeiten gewesen, wo Draco noch nicht die Aufgaben und Pflichten eines Todessers verlebt hatte. Selbst müde von den ganzen Geschehnissen, machte sie sich auf den Weg in das Ahnen Zimmer, in dem sie Lucius Sachen untergebracht hatten. Sie musste zuerst das Buch finden, indem der Fluch niedergeschrieben war, bevor sie Draco helfen konnte.
 

Das Buch zu finden, hatte sie die gesamte restliche Nacht gekostet und je mehr sie sich darin vertieft hatte, je mehr kamen die Erinnerungen an vergangene Tage zurück. Sie hoffte inständig, dass Draco und Hermione endlich zur Ruhe kommen würden und sie sich nicht mit so vielen Erinnerungen abmühen mussten, wie sie selber. Sie hoffte inständig, dass Hermione Draco eine Chance geben würde trotzdem, was passiert war. Die beiden waren einfach füreinander gemacht, auch, wenn das nur die wenigsten sehen konnten, überschattete doch ihrer beider Vergangenheit eine künftige Beziehung. Doch Hermione und Draco waren stark, da war sie sich sicher und wie stark Scorpius war, hatte er ihr erst wieder gezeigt, als er unbewusst mit seiner Magie die Tür geöffnet hatte um Draco ins Zimmer zu lassen. Müde rieb sie sich den Schlaf aus ihren Augen, als ihre Elfe ihr ihren ersten Tee nach den drei Tassen Kaffee brachte, die sie schon zu sich genommen hatte. Es war ein komplizierter Zauber und sie wusste, dass ihn damals ihre Mutter gesprochen hatte um den Fluch von Lucius zu nehmen, als sie geheiratet hatten. Es war ein Beweis des Vertrauens gewesen. Das Vertrauen darin, dass Lucius sie nicht mit irgendeiner Frau und schon gar keine Mugglestämmige betrügen würde und sie war sich sicher, dass er dieses Vertrauen nie missbraucht hatte. Sie würde einige Anläufe brauchen, um den Fluch von Draco zu lösen, doch war sie sich sicher, es hinbekommen zu können. Wenigstens das musste sie für ihn tun können. Sachte streckte sie sich, nachdem sie die Tasse Tee an ihre Lippen geführt hatte um einen Schluck zu trinken und ihn dann wieder absetzte. Es war Zeit, nach den beiden Schlafmützen zu sehen, die noch friedlich schlummernd in ihrem Bett verweilten, dachte sie zumindest. An ihrem Schlafzimmer angekommen, hörte sie schon das Kinderlachen ihres Enkels, der sich halb kreischend und halb lachend auf Draco stürzte. Schmunzelnd beobachtete sie die beiden, die nicht einmal Notiz von ihrer Anwesenheit nahmen, während sie tobten. Draco schien seinen Sohn sehr vermisst zu haben und so wie sie es beobachtete, schien er auch ein wirklich guter Vater zu sein. Einer, der sich um seinen Sohn sorgte und mit ihm spielte. Lächelnd sah sie die beiden an.

„Guten Morgen, zeit zum Aufstehen“, grüßte sie Sie. Es war schön mit anzusehen, wie ihr Sohn mit seinem Sohn aufzuleben schien. Etwas, dass sie nie erwartet hätte. Doch irgendwoher musste Scorpius ja seine Sympathie für seinen Vater ziehen.

„Gehen wir nach Mama?“, schien eben dieser auch gleich hell wach und abgelenkt von seiner vorherigen Tätigkeit.

„Ja, natürlich. Sie wartet sicher schon auf uns, also husch, husch, ins Bad mit dir.“

„Kommt Papa auch mit?“ Erneut schmunzelte sie und sah zu Draco, bevor sie antwortete.

„Ich denke, dein Vater wird heute mit dir gehen, Oma hat noch einiges zu erledigen, aber ich mache euch zwei noch Frühstück, also los, macht euch fertig.“ Jauchzend sprang Scorpius von seinem Vater und somit auch vom Bett, wobei er strauchelte und auf die Nase fiel, doch statt zu weinen, stand er gleich wieder auf, wischte sich den Rotz von der Nase und kniff die Lippen zusammen. Ohne einen weiteren Ton lief er ins Badezimmer und sie wusste, er würde dort erst ein paar Tränen lassen, bevor er sich fertig machte. Ihren Kopf schüttelnd, wandte sie sich ab um das Zimmer zu verlassen und den Weg zur Küche anzutreten, als Dracos Stimme sie zurück hielt.

„Sie hat sie. Granger hat die Kette deiner Schwester. Ich war in der Nacht bei ihr und habe sie ihr umgelegt“, raunte er ihr zu und sie merkte, dass es ihm schwer fiel über Hermione zu reden.

„Lerne endlich sie Hermione zu nennen, Draco. Sie wird es dir danken, wenn du ihr einen Antrag machst, damit ihr richtig verheiratet seid und nicht nur durch deine Lügen. Es ist gut, dass du sie ihr gebracht hast, sie wird sie schützen.“ Die Kette die er meinte, war ein Familienerbstück, auf der ein Zauber lag. Ein Zauber, der Wunden heilen ließ und Erinnerungen bewahrte. Sie wirkt wie ein Energiespeicher. Sie wusste, ihre Schwester hatte sie ihr nicht umsonst vor ihrem Tod gegeben und das Draco sie nun an Hermione weiter gab, erleichterte sie, war sie doch immer noch sehr schwach, nachdem sie nun aus dem Koma erwacht war.

„Achte gut auf Hermione, Draco. Du hast sie schon zu oft verletzt. Ich hoffe, dass das letzte Mal nicht einmal zu viel war und sie dir noch eine letzte Chance gibt. Ihr beide seid wie füreinander gemacht, das hätte auch dein Vater gesehen, ob er wollte oder nicht. Und ich glaube, er wusste es schon damals. Ein Grund, warum nicht er dir diesen Fluch gab.“ Sie lächelte, als er ihr kurz zunickte, den Blick jedoch gegen Boden gerichtet hielt. Die Zeit würde zeigen, was aus ihnen werden würde, doch sie war sich sicher, das ganze war noch nicht vorbei. So resolut Hermione in ihrem Bett auch gewirkt hatte, sie hing an Draco und sie liebte ihn und wenn er sich nun ein wenig zusammen nehmen würde und ihr endlich zeigte, was er für sie fühlte, würden sie den Weg gemeinsam schaffen. Einen Weg, der steiniger nicht hatte sein können.

„Ich werde mich in der Zeit um den Gegenzauber für den Fluch kümmern. Sei, du, nun erst einmal für deine Familie da. Scorpius und Hermione brauchen dich.“ Es war das letzte, was sie sagte, bevor sie das Zimmer verließ und müde über den Gang lief, der schon längst von den Scherben befreit war, die Draco in der Nacht hinterlassen hatte. Mit ihren Hauselfen, hatte sie wahrlich gute Hilfe in einem Haus wie diesem und wenn sie nicht alles in diesem Haus halten würde, hätte sie es längst verlassen.
 

Unruhig saß sie in dem Rollstuhl und wartete auf die Schwester, die damit beschäftigt war das Bett neu zu beziehen, das sie nach ihrer ersten wirklich richtigen Mahlzeit gleich über und über mit erbrochenen bedeckt hatte. Es war ihr unangenehm gewesen und am liebsten hätte sie das ganze einfach weggezaubert und das hätte sie auch, wenn ihr Zauberstab nur da gewesen wäre, doch er war nicht bei ihr. Nirgends in diesem verdammten Zimmer. Als sie schließlich eine Schwester rief, eröffnete ihr diese, dass sie den Zauberstab bei ihrer Einlieferung nicht bei sich gehabt hatte. Und nun saß sie dort in dieser Ecke des Zimmers, in die niemand blicken konnte, während die Schwester nicht nur das Bett säuberte, sondern auch den Gestank mit einem Spruch verdrängte. Das schwerste an dem Ganzen war, dass sie sich nicht einmal groß von eigener Kraft bewegen konnte und durfte. Ihre Werte waren in der Nacht noch einmal merklich gefallen, sodass ihr Herz kurz ausgesetzt hatte, während die Träume die Erinnerungen heraus kramten. Somit hatte sie viel zu wenig geschlafen und durch die letzten Wochen, in denen sie nur im Bett gelegen hatte, haben ihre Muskeln merklich abgebaut, sodass ihre Beine sie nicht lange trugen. Es war einfach nur zum Haare raufen.

„So, ihr Bett ist nun wieder bereit, Miss Granger. Ich werde den Pfleger, der für die Physiotherapie zuständig ist, nachher zu ihnen schicken. Alles weitere wird er dann mit ihnen besprechen und solange bleiben Sie bitte im Bett. Wir haben ja gesehen, wie weit sie kommen, wenn sie allein versuchen aufzustehen“, wies sie die Schwester zurecht, die scheinbar angenervt von ihr war. Kein Wunder, so wie sie die Frau zuvor angefahren hatte, als sie dank ihren zu schwachen Muskeln auf dem Weg zur Toilette gestürzt war. Sie wollte nicht auf Fremde Hilfe angewiesen sein und doch konnte sie es nicht ändern, sie war darauf angewiesen, so sehr sie sich auch sträubte. Als sie gefallen war, hatte sie sich eine ihrer Sonden abgerissen, die sie überwachten und dadurch laut Alarm geschlagen hatten. Fluchend hatte sie auf dem Boden gelegen und versucht sich aus eigener Kraft wieder aufzurichten und in die Toilette zu gelangen, vergebens. Die Dame hatte dann all ihren Frust abbekommen, wurde sogar unbeabsichtigt von Hermione gekratzt, als sie Sie beiseite schieben wollte.

„Ja, ja, ich weiß schon, dass ich mich nicht rühren darf. Erzählen Sie mir etwas Neues“, knurrte Hermione erneut und sie wusste, sie machte sich mit ihrem Verhalten gerade keine Freunde. Was sollte sie aber auch sonst tun, außer zu fluchen? Sie kam ja nirgends hin und einen Zauberstab hatte sie auch nicht. Einzig ihr Mund schien im Moment einwandfrei zu funktionieren und somit verwendete sie eben das, was sie zur Verfügung hatte. Gerade als sie noch etwas sagen wollte, vernahm sie Stimmen, die dem Zimmer näher kamen und schließlich in der Tür zu verharren schienen. Sie sah, wie die Schwester die Besucher musterte und ihre Oberlippe kräuselte in Erwartung einer Begrüßung oder dergleichen. Schon an den Stimmen hatte sie erkannt, wer dort im Begriff war zu ihr zu kommen. Sie schluckte fest, als sie seine Stimme vernahm, die unsicherer nicht sein könnte.

„Wir wollten zu Hermione Granger“, begann er, stockte jedoch kurz, denn für einen Moment blieb es erneut still.

„Wo ist sie?“ Täuschte sie sich, oder hörte sie da in Dracos Stimme tatsächlich so etwas wie Unsicherheit? Ihr Herz schlug verräterisch schneller, als der Blick der Schwester zu ihr glitt und sie begann zu sprechen.

„Nun, da sind sie hier richtig. Miss Granger ist hier“, verriet sie Sie an ihm. Hermione konnte nicht anders als der Frau einen kurzen genervten Blick zuzuwerfen.

„Aber sie müssen sich noch kurz vor der Tür gedulden, sie ist gerade im Badezimmer. Ich hole sie, wenn sie soweit ist“, gab die Schwester Draco zu verstehen, der mit Scorpius in der Tür stand.

„Verstehe, wir warten dann hier draußen“, entgegnete er ihr und sie hörte noch, wie Scorpius fragte, warum sie denn nicht zu seiner Mama gingen, bevor die Tür mit einem dumpfen Geräusch ins Schloss fiel. Sie war der Schwester, deren Namen sie sich nicht einmal gemerkt hatte, unheimlich Dankbar, dass sie die beiden noch einmal hinausschickte, sodass sie nicht sahen, wie schwach sie noch war. Gerade ihr Sohn sollte nicht sehen müssen, wie sehr seine Mama im Moment auf Hilfe angewiesen war. So bedankte sie sich auch mit einem leichten Lächeln und einer gemurmelten Entschuldigung bei Schwester Enid, die ihr ins Bett zurück half. Zum Glück trug in diesem Krankenhaus jeder ein Namensschild, sodass man nicht gezwungen war nach den Namen zu fragen, wenn man sie nicht mitbekommen, oder gar vergessen hatte. Erschöpft legte sie sich zurück in ihr Kissen und erst, als sie sich ein wenig beruhigt hatte, was ihre Gedanken und Gefühle anging, nickte sie zustimmend, sodass Enid – Draco und Scorpius – erlaubte, zu ihr zu gehen. Lachend stürzte ihr Sohn sofort in das Zimmer und kletterte auf ihr Bett, wodurch auch sie lachen musste und ihn sanft an sich drückte.

„Mama, Papa ist wieder da! Papa hat eine Überraschung für uns, hat er gesagt“, erzählte er ihr aufgedreht, wodurch sie nur schmunzelte und ihren Blick zu Draco wandern ließ, der viel ruhiger und eher unsicher ihr Zimmer betrat. Für einen Moment musterten sie sich gegenseitig nur, bevor er seine Stimme erhob und sie grüßte.

„Du bist wach.“ Ungläubig hob sie ihre Augenbraue. War das sein Ernst?

„Das bin ich wohl. Wäre es dir lieber, ich wäre es nicht?“, fragte sie ihn scharf, vergaß dabei für einen winzigen Moment, dass Scorpius mit im Raum war.

„Sieht es so aus, als wäre es mir lieber? Verdammt, Granger, mach es mir nicht so schwer. Es war schon scheiße genug, was du getan hast um hier zu landen. Die Bilder werde ich nie wieder aus meinem Kopf kriegen. Bei Merlin, ich bin verdammt nochmal froh, dass du wieder wach bist, dass du lebst.“

„Du meinst, dass du mich nicht auf dem Gewissen hast?“ Sie war wütend und wie, doch sie musste sich zusammen reißen. Er hatte immerhin recht, es war ihre eigene Schuld, was mit ihr passiert war. Sie sah, wie er sie ungläubig betrachtete, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank.

„Du spinnst, Granger, du spinnst vollkommen“, knurrte er sie an.

„Ich meine es, weil es so ist, weil ich dich nicht sterben sehen wollte, weil ich dich – Merlin verdammt nochmal – brauche, weil Scorpius dich braucht, weil wir dich brauchen.“ Und es war genau wie immer. Immer wenn sie miteinander redeten, endete es im Streit und das hier fing genauso an, wie es geendet hatte, mit einem Streit. Sie seufzte auf und wandte ihren Blick ab. Streiten wollte sie sich eigentlich gar nicht mehr mit ihm und dennoch tat sie es, weil sie nicht anders konnte, weil es eben sie beide waren. Es war ihre Art miteinander umzugehen.

„Ich denke nicht, dass du mich brauchst. Du hast Eloise an deiner Seite und du hast Narcissa. Es tut mir leid, dass ich so lange nicht für Scorpius da war und ihr euch um ihn kümmern musstet und ich freue mich, dass du ihn als deinen Sohn anerkannt hast auch, wenn ich ihn von dir fernhalten wollte und dir verschwieg, dass er dein Sohn ist.“ Und es tat ihr wirklich leid. Hätte sie von Anfang an mit offenen Karten gespielt, hätte sie nicht so viele Menschen verletzt. Narcissa, Harry und Scorpius.

„Eloise ist mit einem Muggle zusammen. Mein Leben verläuft von nun an anders, Granger, und ich will, dass du ein Teil von diesem neuen Leben wirst. Du und Scorpius. Diese verdammten Streitereien haben nur dazu geführt, dass du fast gestorben wärst.“ Hermione war überrascht von seinen Worten, die ihr so viel zeigten. Zeigten, was in ihm vorging.

„Du meinst das ernst, oder? Das mit Scorpius und mir meine ich“, hackte sie vorsichtig nach. Es konnte immer noch sein, dass sie da etwas hinein interpretierte, was gar nicht da war. Dennoch wollte sie ihm glauben. Allein die Kette mit dem Namen von Tonks Mutter um ihren Hals hatte ihr schon gezeigt, dass etwas anders war. Konnte sie daran glauben? Konnte sie darauf hoffen? Noch bevor Draco ihr antworten konnte, mischte sich Scorpius nun wieder ins Gespräch.

„Mama, Papa ist ein Spinner“, begann er und erntete somit die Aufmerksamkeit beider Erwachsenen.

„Papa hat gesagt, wir wohnen nun bei ihm. Du, ich und Papa“, zeigte er von sich auf die betroffenen Personen. Lachend sah sie ihn an und strich kurz durch seine Haare.

„So, hat Papa das gesagt? Nun, da hat er Mama aber noch nicht gefragt und ich muss auch erst gesund werden, bevor ich das Krankenhaus verlassen darf“, flüsterte sie ihm ruhig zu und küsste seinen Schopf.

„Papa?“ Fragend sah Scorpius zu seinem Vater aus, der die beiden vor sich mit Argusaugen beobachtete. Er wusste, was Scorpius von ihm wollte.

„Nun, wenn dem so ist, zieht ihr zu mir, wenn du aus dem Krankenhaus raus bist, Hermione?“ Es war diese Frage, die ihren Atem stocken ließ und es war ihr Name, der aus seinem Mund kam und so sanft ausgesprochen wurde, dass sie dachte noch zu träumen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück