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The doubt in himself

von

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9.

Wie ich erwartet hatte, war dieser Versuch Vegeta zu finden wirklich sinnlos gewesen und auch wenn ich es von Anfang an gedacht und auch so erwartet hatte, so war es auf seine ganz eigene Art wirklich frustrierend. Niederschmetternd und vielleicht sogar ein wenig deprimierend.

So sehr die Erkenntnis bereits vor meinem Start bestanden hatte, es tat immer wieder aufs Neue weh mich derart getäuscht zu haben. Meinen Vorahnungen den Raum zu geben, dass sie sich vollends entfalten konnten, dass sie gedeihen konnten und mich am Ende wirklich einzunehmen versuchten.

Ich seufzte und sah aus der Frontscheibe meines Gleiters in die dunkle Nacht hinein, ohne mich daran hindern zu können, dass sich eine Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitete.

Es war nicht kalt.

Gerade hier und jetzt fühlte es sich aber so an und die Dunkelheit da draußen vor der Scheibe machte es auch nicht zwingend besser. Viel eher vermochte sie einem Bilder zu zeigen, die man eigentlich versuchte zu verdrängen, viel eher brachte sie ein Gefühl mit sich, das mich schaudernd zurück ließ.

Ich wollte ihn finden, ich wollte Vegeta wirklich finden.

Wollte ihm in diese dunklen, tiefen Augen sehen und ihm alleine mit meinem Blick zu verstehen geben, dass ich da war.

Was er eigentlich wusste, schon immer gewusst hatte.

Weshalb ich seine inneren Zweifel einfach nicht verstehen konnte, weshalb ich einfach nicht begreifen konnte, was ihn davon abhielt dieses Leben so weiter zu leben, wie er es vorher getan hatte. Warum ich einfach nicht verstand, wieso er nicht zu mir kam, sich förmlich abkapselte und sich vor mir verschloss, als wäre ich mit einem Mal wieder ein total fremdes Wesen, dem er einfach nicht zu nahe kommen wollte.

Das war ich nicht.

Ich wusste, dass ich es nicht war.

Dass er mit seiner ganz eigenen Art nur versuchte, mich von ihm fern zu halten, damit er mir nicht wehtun konnte - nur vergaß er dabei, dass er mir gerade damit genauso sehr wehtat.

Er könnte mich anschreien, mir Angst einjagen wollen, das alles war bei Weitem nicht so schlimm wie jetzt.
 

Weil ich keine Angst vor ihm hatte, sondern eher davor, ihn nicht mehr zu haben.

Ihn nicht mehr bei mir zu wissen, so wie vor nicht allzu langer Zeit, als wir unser Dasein getrennt fristen mussten, wenngleich es nicht länger als ein paar Stunden, ein paar Tage gewesen sein mussten.

Ich wusste es nicht, wenn ich ehrlich war.

Wusste nicht, wie lange diese Episode letzten Endes wirklich gedauert hatte, aber ich musste es auch nicht wissen - weil ich zu genau wusste, wie schmerzlich es sich angefühlt hatte.

Zu lächeln war eine Qual gewesen.

Mich daran zu erinnern, warum er am Ende gestorben war, es mir sagen zu lassen, war noch ein wenig schlimmer.

Mit ansehen zu müssen, wie er in alte Verhaltensweisen gefallen war, war unverständlich.

Aber für mich noch lange kein Grund ihn fallen zu lassen, nicht mehr daran zu glauben, was wirklich in ihm steckte. Es war für mich schlicht und einfach kein Grund ihn links liegen zu lassen und meine Gefühle für dieses einzigartige Wesen auszuschalten, weil ich es einfach nicht konnte.

Es nicht wollte.

Nicht aufhören konnte ihn zu lieben, nur weil er einen Fehler gemacht hatte.

Aber vielleicht war es genau das, was ihn so sehr beschäftigte, am Ende konnte ich wahrscheinlich nur raten, was in diesem verschlossenen Schädel wirklich vor sich ging und angestrengt starrte ich aus der Frontscheibe, ohne wirklich etwas erkennen zu können.

Lediglich meine eigene verschwommene Spiegelung im Glas, die dunkle Nacht, die in ihren Konturen verschwamm und eine trübe Erkenntnis, die mir erneut die Tränen in die Augen treiben wollte.

Ich wollte ihn finden, mit ihm reden und dieses Problem ein für allemal klären, aber wie findet man jemanden, der nicht gefunden werden wollte?

Abermals quälte sich ein gestresstes Seufzen zwischen meinen Lippen empor, gefolgt von einem weiteren undefinierbaren Geräusch, das ich nicht einmal mehr richtig wahrnehmen konnte. In meinen Augen brannten die ungeweinten Tränen, die ich mir verbot einfach so fallen zu lassen, hinter meinen Augen brannten die unaufhörlichen Gedanken, die sich noch immer wie ein Fegefeuer durch meinen Geist zogen und einfach nicht schwinden wollten.

Sich im Kreis drehten und mir keine Antworten liefern konnten.
 

Mein Kopf begann zu dröhnen und irgendwo, ganz tief in meiner Seele brannte nur noch mehr Schmerz, den ich mir nicht wirklich erklären konnte, mich zum schlucken brachte. Aber auch diese Aktion förderte nur die Größe des Kloßes, der sich in meinem Hals festgesetzt hatte und der mit jedem zurückgelegten Kilometer, in dem ich ihn nicht entdecken konnte, nur noch größer wurde.

Ein wildes Feuer aus Schmerz und Versagen, dass sich durch meine Adern brannte und jedes positive Gefühl versuchte mit sich zu nehmen, zu verbrennen und in die ewigen dunklen Tiefen meiner eigenen Hölle zu verbannen.

Unglaubliche Angst ihn zu verlieren.

Verlustängste und unkontrollierbare Gedanken, die sich zu einem endlosen Strang aus etwas zusammenballten, das ich nicht beschreiben konnte.

Und ich nahm einen zittrigen Atemzug, ohne die Wahrheit wirklich sehen zu wollen, ohne der Realität auf den Grund zu gehen, die sich so klar die ganze Zeit vor mir aufgebaut hatte und die Sicht auf das Wirkliche nahm.

Ich hatte Angst, Angst zu versagen.

Zu versagen, ihn wieder zu mir zurück zu bringen.

Es nicht zu schaffen ihn aus seiner eigens geschaffenen Hölle auf Erden zu ziehen und wieder mitzunehmen, ihn zu mir kommen zu lassen.

Aber ich konnte nicht mehr warten, so wie Son-kun es mir geraten hatte.

Konnte nicht noch mehr Zeit verstreichen lassen und untätig herumsitzen, während ich hoffte, dass sich etwas änderte und dabei doch genau wissend, dass es das von alleine niemals tun würde. Konnte nicht die Hände in den Schoß legen und die Sekunden an mir vorbeiticken hören, während mir mein Verstand unaufhörlich zuschrie, dass ich etwas unternehmen könnte, selbst wenn es am Ende nicht das Ergebnis brachte, das es vielleicht sollte.

"Scheiß auf gib ihm Zeit.", flüsterte ich mir beharrlich zu, weil ich die entstandene Stille über dem Surren der Motoren einfach nicht mehr ertragen konnte. Eine Stille, in der ich mich selbst angestrengt atmen hören konnte, weil es einfach nichts anderes gab, auf das sich meine schmerzenden Augen, mein schmerzender Verstand hätten konzentrieren können.

"Die hatte er nun wirklich genug." Als würde ich selbst beginnen den Verstand zu verlieren, als würde ich dem Weg folgen, den Vegeta damals auf dem Turnier eingeschlagen hatte - aber ich konnte einfach nicht verhindern, dass sich die Worte träge über meine Lippen schlichen und dabei doch eine Vehemenz, eine Härte in sich trugen, die nicht ganz zu meinem eigenen Spiegelbild passen wollte.

Und meine Augenbrauen zogen sich parallel zu jedem weiteren Gedanken zusammen.
 

Ich hatte keine Zeit mehr zu verschenken, sie nicht zu vergeben.

Ich wollte den Mann wiederhaben, für den ich mich einst entschieden hatte und nichts, wirklich nichts, würde mich davon abhalten! Keine Macht dieser Erde, keine Macht des gesamten Universums würde mich davon abhalten zu meinem Mann zu gelangen und diese Sache endlich aus der Welt zu schaffen, weil ich schon viel zu lange dabei zugesehen hatte.

Zuviel Zeit hatte verstreichen lassen und nicht auf mein Gefühl gehört hatte, das mir schon ganz zu Anfang die Antworten so klar und deutlich auf dem Silbertablett serviert hatte, ich sie nur nicht sehen wollte.

Entschlossen zog ich am Steuer und lenkte den Gleiter in eine ganz andere Richtung.

Zog meine Augenbrauen nur noch mehr zusammen und starrte kurz aus der Scheibe nach draußen in die Dunkelheit, nur um meinen Blick letzten Endes auf mein eigenes verschwommenes Spiegelbild zu legen.

Unbeugsam festigte sich erneute Entschlossenheit in meinen Augen und ein kleines, kaum sichtbares Lächeln prangte mir selbst entgegen, so dass ich die Finger ein wenig fester um das Lenkrad schloss. Mir über die Lippen leckte und das Lächeln verschwinden ließ, während ich tief durchatmete und den Kopf über mich selbst schüttelte.

Was hatte mich so lange aufgehalten?

Welche inneren Dämonen hatten mich davon abgehalten einfach zu handeln, auf etwas zu hören, von dem ich zu Anfang an gewusst hatte, dass es nicht richtig war.

Zeit mochte Wunden heilen, aber sie vermochte es auch nicht, Narben im Nichts verschwinden zu lassen und sie schaffte es auch nicht, Zweifel von jetzt auf jetzt gleich zu unterbinden - besondern wenn man eben jene Zweifel nicht an Etwas hegte, das einem nicht so wichtig war, sondern an dem Wichtigsten überhaupt - sich selbst.

Und jetzt war ich diejenige, die begann zu zweifeln.
 

Nur... dass ich jetzt wirklich keine Zeit dafür aufbringen konnte.

Dass ich es mir wirklich nicht leisten konnte an meinen eigenen Entscheidungen zu zweifeln und mit ihnen leben musste, weil mir schlicht und einfach nichts anderes übrig blieb.

Warten oder handeln?

Das war doch schon immer eine der elementarsten Fragen, die die Welt zu bieten hatte und es gab immer, wirklich schon immer nur eine Möglichkeit, wie man sie sich beantworten konnte. Es stand Fifty-Fifty und versuchte man es nicht einfach, oder ließ es ganz einfach, dann würde man die Antwort eben niemals erhalten, ob es klappen könnte oder nicht.

Aber ich hatte nichts zu verlieren, oder?

Wenn ich es nicht versuchte, dann könnte dieser elende Zustand, der mir wirklich mein Herz vor Schmerz zum Stillstand bringen könnte, noch ewig andauern und dazu hatte ich weder die Lust, noch eine andere Erklärung. Wenn ich es nicht versuchte, dann würde sich nichts ändern, außer der Tatsache, dass sich dieser schmerzende Zustand nur noch weiter ausweitete und ich später nichts mehr dagegen unternehmen würde können.

Vegeta sich mit jedem weiteren Tag nur wieder noch weiter von mir entfernte, auch wenn wir es schon einmal geschafft hatten über seine Vergangenheit hinweg zu sehen.

Ein langes Stück Arbeit, eine harte, wirklich sehr harte Arbeit.

Unendliche Geduld, die ich manchmal nicht einmal mehr glaubte aufbringen zu können.

Und doch eine gewisse Ehrlichkeit uns gegenüber, die nicht mit Worten sparte, die sich in unser beider Seele gebohrt hatten, schmerzende Wellen gleißender Dunkelheit zu uns gebracht hatten, die ich trotz allem nicht missen wollte.

Die uns zu dem gemacht hatten, was wir heute waren.

Nur dass eben jene Ehrlichkeit in den letzten Tagen mehr als nur gefehlt hatte - von mir, sowie auch von ihm und ich verstand es nicht. Ich begriff nicht, was uns beide so sehr aufhielt ein weiteres Mal aufeinander zuzugehen.
 

Abermals nahm ich einen tiefen Atemzug und drückte ein wenig aufs Gas, weil ich es mit einem Mal wirklich eilig hatte. Weil ich nicht mehr länger warten wollte und konnte und diese Gedanken einfach nur abstellen wollte. Sie gegen gewisse aussagende Taten ersetzen wollte, die es eher vermochten etwas zu bewirken als dieser niemals endende Gedankenstrom, der mich auch nicht weiterbrachte.

Taten, die sowohl die richtigen, als auch die falschen sein konnten.

Aber ich wollte nicht zweifeln, hatte keine Zeit zu zweifeln, es mir anders zu überlegen, weil ich wenig später dort ankam, wo ich zu Anfang eigentlich gar nicht hinwollte.

Ein wehmütiges Lächeln legte sich auf meine Züge, als ich mich ein letztes Mal im Glas betrachtete, bevor ich sanft aufsetzte und den Motor ersterben ließ. Bleierne Stille legte sich mit einem Mal auf den engen Raum, eine bedrückende, alles einnehmende Ruhe, in der nicht einmal mehr das Surren zu hören war, die Lichter sich langsam mehr und mehr dämpften und nur mein eigener, unruhiger Atem übrig blieb.

Eine fahle Schwere in meinen Gliedern.

Und mit einem Mal kehrte der große und trockene Kloß in meinem Hals zurück, manifestierte sich mit einem Räuspern und wollte trotz allem nicht weichen, wollte wachsen, mir das Atmen schwer machen.

Mich daran erinnern, was ich im Begriff war zu tun.

Eine ungeahnte, mir niemals vorstellbare Unsicherheit in die Knochen jagte, eine unangenehme Nervosität, die ich eigentlich nicht spüren sollte, weil wir schon soviel mehr durchgemacht hatten. Eine Art innere Beklommenheit, die mich so fest in ihre Hände nahm, dass die meinen begannen zu zittern und sich meine Finger nur noch ein wenig mehr an das Lenkrad krallten.

Ich schluckte schwer, versuchte das fahle und dunkle Gefühl abzuschütteln. Unterstützte es mit einem Kopfschütteln und versuchte mir selbst Mut zuzusprechen, weil ich keinen Grund hatte Angst zu haben, nervös zu werden.

Ich war Bulma Briefs!

Ich hatte einen der stärksten Männer in diesem verdammten Teil des Universums für mich einnehmen können und ihn in all den Jahren vielleicht nicht verändern wollen und es doch auf meine ganz eigene Weise geschafft.

Weil er es zugelassen hatte.
 

Abermals nahm ich einen tiefen Atemzug und straffte meine Schultern.

Sah durch die Scheibe in die Dunkelheit nach draußen, besah mir das kleine Häuschen, das irgendwie schon immer hier gewesen sein musste und konnte nicht verhindern, dass sich ein ehrliches, ein wirklich ehrliches und weites Lächeln auf meinen Lippen ausbreitete.

Da stand er, als würde er niemals etwas anderes machen und wartete.

Wartete darauf, dass ich ausstieg und auf ihn zukam, weil er wusste dass hier und heute seine überschwängliche Art einfach nicht passen würde. Weil er wusste, dass ich für etwas Wichtiges hier war und er meinen Entschluss nicht stören wollte, indem er zu früh auf mich zutrat.

Son-kun war genauso besonders wie Vegeta selbst.

Er wusste nur zu oft seine ernste Seite, die vieles leichter durchschaute als manch anderer es vermochte, hinter einer immer lächelnden Maske zu verstecken.

Nur lächelte er jetzt nicht.

Sah mich lediglich ernst an, ohne dabei in seinem Blick auch nur den Hauch von Ungeduld liegen zu haben. Ohne mir zeigen zu wollen, dass er lange wusste, was vor sich ging... nicht umsonst war er damals an mich herangetreten, als Vegeta einfach so verschwunden war.

Er sah mich an und ich verlor mein Lächeln, während ich gegen die Tränen ankämpfte, die erneut drohten meine Augen einzunehmen, sie überlaufen zu lassen, so dass ich lediglich einen weiteren, tiefen und beruhigenden Atemzug nehmen konnte, bevor ich mich abschnallte.

Aufstand und mich dem Unausweichlichem stellte.
 

"Hey." Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich ihn an, sah ihm in die Augen und musste ihm doch wieder ausweichen. Diesem wissenden Blick, der bereits in meine Seele zu schauen schien und zu genau wusste, was Sache war. Und ich schluckte, weil ich das nervöse Gefühl in meinem Magen einfach nicht abstellen konnte, weil ich diesen Blick kannte und wusste, was er wusste.

"Hey Bulma." Leise. Seine eigene Stimme war gedämpft, als wolle er die Ruhe hier draußen einfach nicht stören, als wolle er die Bewohner des Hauses nicht mit diesem Thema belästigen und meine Lippen pressten sich zusammen, während ich angestrengt auf den Boden sah. Mir fieberhaft überlegen wollte, was zum Teufel ich eigentlich sagen wollte und doch kein einziger Gedanke meinen Geist streifte. Sie hatten sich einfach verabschiedet, waren in der Versenkung verschwunden und ließen mich ratlos zurück.

"Tut mir leid, dass ich um die Zeit hier aufkreuze...", begann ich und sah endlich wieder nach oben, nur um zu bemerken, dass er mich noch immer so ernst betrachtete. Der Hauch eines Lächelns huschte auf seine Lippen, in dem Moment als sich unsere Blicke kreuzten und er schüttelte lediglich einmal den Kopf.

Nur ein einziges Mal, kaum sichtbar und doch hatte es die selbe Wirkung als wenn er mir einfach die Hand auf den Mund gelegt hätte, um mich am Weiterreden zu hindern.

"Du bist immer willkommen, und das weißt du." Seine Stimme war versucht mir einen Schauer über die Wirbelsäule nach unten zu jagen. Sie war wirklich versucht mir in der Stille unserer eigenen Stimmen, in der nächtlichen Frische der Dunkelheit einen unangenehmen Schauer zu bescheren, weil ich sie kannte.

Weil dort nicht dieser versteckte Schelm herrschte, der er so gerne war und wie ich ihn auch liebte.

Sondern weil dort lediglich eine Seite gezeigt wurde, die ich ebenfalls zu lieben gelernt hatte, eine Seite, die er zu gerne versteckte und von der ich doch wusste, dass sie da war und sie brachte mir ein eigenes flüchtiges Lächeln auf die Lippen.

"Ich weiß, Son-kun, ich weiß." Ich seufzte, kaschierte das Ganze als einen tiefen Atemzug und wusste noch immer nicht wirklich wie ich anfangen sollte. Auch wenn er es bereits wusste, wie sagte ich die so wichtigen Worte, wenn sie sich einfach nicht vernünftig formen wollten?

Wie stellte ich eine Bitte, wenn ich nicht wusste, wie derjenige reagierte, wie ich sie formulieren sollte?

Wie weit konnte ich mit meinen eigenen Wünschen gehen, ohne dabei die eines anderen förmlich zu übergehen?
 

"Komm mit, lass uns ein Stück gehen." Ich sah wieder auf, als ich seine Stimme hörte und schallte mich in Gedanken selbst, weil ich nicht einmal gemerkt hatte, dass ich den Blick schuldbewusst wieder gesenkt hatte. Was er in diesem Moment von mir dachte wollte ich nicht einmal wissen, aber auf der anderen Seite wusste ich zu genau, dass es nichts schlechtes sein konnte und lächelte leicht, nickte.

Wandte mich um, um ihm zu folgen.

"Danke." Es wäre nicht nötig gewesen und ich wusste es genauso gut wie er. Weswegen er auch nichts sagte, mir lediglich einen kleinen Seitenblick zuwarf und wieder nach vorne blickte und wenn er genickt hatte, dann hatte ich es nicht einmal gesehen, so unscheinbar war es.

Und wenn ich jetzt noch gekonnt hätte, dann würde ich einen Rückzieher machen.

Einfach wieder gehen und die Sache weiterhin auf sich beruhen lassen, weil mein eigener Entschluss begann zu bröckeln, sich aufzulösen und nur noch mehr Unsicherheit zurück zu lassen.

Ich presste die Lippen erneut zusammen, fixierte irgendeinen Punkt vor mir in der Dunkelheit, den ich nur schemenhaft als einen der vielen Bäume ausmachen konnte.

"Du musst dich nicht entschuldigen und nicht bedanken." Noch ein Seitenblick, der sich in seiner Intensität in die Haut meines Gesichtes bohrte und sie zum prickeln brachte, ein unterschwelliger Unterton, der mir immer und immer wieder ein und dasselbe sagen sollte.

Dass er alles für mich tun würde.

Wenn es in seiner Macht stand und er dazu fähig war, dann würde der größere von beiden Saiyajins wirklich alles für mich tun und es war dieser Gedanke, der am Ende ein wenig meiner eigenen Anspannung aus den Knochen sog. Mich einen weiteren tiefen Atemzug nehmen ließ, um mich selbst zu stärken, um meine Entscheidungen zu kräftigen.

"Ich weiß, Son-kun." Manchmal war er wirklich mehr als ein Freund, mehr als der Retter der Welt, der uns so oft schon mit unseren Freunden das Leben gerettet hatte.

Manchmal steckte soviel mehr hinter diesem Lächeln, hinter diesen kindlich verspielten Augen, als viele von uns ihm zutrauen würden und es machte mich traurig, dass man es nicht sah.

Weil es mich förmlich ansprang.
 

"Also, warum sagst du mir nichts einfach..." Er nahm selbst einen tiefen Atemzug und blieb im selben Augenblick stehen, so dass ich mich gezwungen fühlte, es ihm gleich zu tun. Ihn anzusehen und die Worte bereits hören konnte, bevor er sie überhaupt aussprach, so dass mich ein weiteres Mal eine Gänsehaut befiel.

Uns verband mehr als nur diese jahrelange Freundschaft.

"... warum du hergekommen bist und was dir auf dem Herzen liegt." Es war keine Frage, es war eine simple Feststellung, dass es so war. Sein Verstand, der die Teile bereits zusammengefügt hatte und keine Widerrede duldete, weil ich ja nun einmal hierher gekommen war und aufhören konnte, um den heißen Brei herum zu reden.

Und doch war es so schwer. Fühlte es sich einfach nur tonnenschwer an, weil die Person, um die es eigentlich ging, nicht ganz so einfach zu handhaben war wie die Person genau neben mir.

Was mich dazu brachte wieder aufzusehen, mich in seine Richtung zu drehen und in die Augen zu sehen. Ehrliche Augen, die wahrscheinlich nicht einmal wirklich lügen konnten und doch wusste ich es anders.

Wusste, dass er es konnte, dass er es nur bei mir und Vegeta niemals tun würde.

"Du weißt so gut wie ich, warum ich hier bin.", sagte ich schließlich leise und konnte nicht verhindern, dass mein Herz in meiner Brust begann härter zu schlagen, als es eigentlich sollte.

"Vielleicht." Er wollte es aus mir herauskitzeln, wollte es wirklich aus meinem Mund hören und würde wahrscheinlich selbst erst dann etwas unternehmen, wenn es so war und ich seufzte erneut.

Leise, weil ich die wunderbare Ruhe hier draußen nicht stören wollte, weil ich meine eigenen Gedanken nicht unterbrechen wollte und weil der Blickkontakt zwischen uns einfach nichts anderes zuließ. Ich schluckte schwer, spürte wie der hässliche Kloß in meinem Hals zurückkehrte.

"Es geht um Vegeta." Nur ein paar Worte, die doch die Welt für mich bedeuteten und er nickte eines jener kaum sichtbaren Bewegungen, die im dunklen Hintergrund verschwammen und untergingen. Trug diesen ehrlichen und ernsten Ausdruck in seinen Augen, bevor er sich wieder nach vorne drehte und erneut in Bewegung setzte.

"Das habe ich mir schon gedacht. Ich hab mich gefragt wann er sich einkriegt und aufhört davon zu rennen, aber anscheinend ist er sich selbst nicht einmal im Klaren darüber, dass er es macht.", sagte er genauso leise und doch trug sein Ton etwas, das ich nicht ganz bestimmen konnte. Ich folgte ihm, blinzelte ihn von der Seite her an und hatte die Frage bereits auf der Zunge liegen, als ich den Mund öffnete. Doch ein Seitenblick seinerseits brachte mich zum Schweigen, bevor ich überhaupt etwas sagen konnte.

Woher wusste er das?
 

"Ich kann es spüren.", sagte er dann, als wäre es die ultimative Erklärung für alles, nur dass es in mir nur noch weitere Fragen aufwarf.

"Und ich habe es gesehen, als wir zurückgekommen sind." Ja, ich wusste, dass dieser Mann eine genauso gute Auffassungsgabe wie mein eigener hatte - besonders wenn es um Personen ging, die er nun einmal als seine Freunde bezeichnete, wenngleich Vegeta das wahrscheinlich selbst heute noch nicht zulassen würde.

"Was auch immer er für ein Problem hat, er kann es nicht ablegen und egal wie sehr ich selbst darüber nachdenke, ich komme nur auf eine einzige Lösung." Wenngleich es hier wahrscheinlich hunderte geben könnte - einen komplexen Verstand auseinander zu nehmen war so schwer wie eine neue Erfindung, eine neue Idee auf Papier zu bringen und von der Theorie in die Praxis umzusetzen.

Wahrscheinlich aber war, dass er dieselbe Lösung gefunden hatte, wie ich.

So schwer es auch war, Vegeta in irgendeiner Weise wirklich verstehen zu wollen und seine Beweggründe zu entschlüsseln, so einfach war es manchmal aber auch.

Vegeta war anders.

Er war nicht hier aufgewachsen und hatte eine gänzlich andere Vergangenheit als wir alle und ich konnte mir nur immer wieder vor Augen führen, dass es so war.

Dass wir hier eigentlich alles gehabt haben und auch heute noch haben und die Zeiten, in denen man sich beschwerte, dass einem das eine oder andere fehlte, sollten im Hinblick auf ihn eigentlich wirklich verblassen. Die Momente, in denen man so unzufrieden mit diesem Leben war, das einem ja doch irgendwie immer alles geboten hatte, sollten beim Blick auf den Prinzen eines nicht mehr existenten Volkes, im Nichts verschwinden und niemals existiert haben.

Es war eigentlich wirklich einfach Vegeta zu verstehen, nur sträubte sich unser menschlicher Verstand förmlich dagegen diese Möglichkeiten auch aufzunehmen, weil er etwas anderes war. Unser Verstand sträubte sich die Möglichkeiten zu erblicken, die Vegeta bereits beim ersten Hinsehen gesehen hatte und wir flogen im Unwissen dahin, ohne die rettende Leine zu finden, an der wir uns festhalten konnten.

Die uns seine Gründe sagte.
 

"Dann weißt du, wo er jetzt ist?" Ich musste nichts mehr erklären, er wusste es doch sowieso. Son-kun war meine einzige Möglichkeit Vegeta zu finden und ich würde diesen Strohhalm ergreifen, wenn es nötig war um zu ihm zu gelangen.

Wenn Vegeta mir schon aus dem Weg ging, wenn er nicht bereit war mit mir zu reden, dann musste ich zu ihm gehen.

Wenn er meinte wieder einfach gehen zu müssen, dann würde ich hundertmal herkommen und um diese eine Hilfe bitten, nur um endlich zu kriegen, was ich so dringend brauchte - meinen Mann. Einen Mann, der soviel mehr war, als wir alle zu Anfang angenommen hatten.

Tiefgründiger als die scheinbare, oberflächliche Arroganz, mit der uns alle immer auf Abstand halten wollte.

"Natürlich weiß ich das, er versteckt sich nicht. Er hat nur keine Lust sich seinen Problemen zu stellen." Ein Lächeln huschte über die Züge des größeren Saiyajins und er legte mir eine Hand auf die Schulter. Wie war dieser Mann eigentlich bereits am ersten Tag auf die Lösung eines Problems gestoßen, von dem ich zu dieser Zeit noch nicht einmal geahnt hatte, dass es überhaupt eines war?

"Kannst du... mich zu ihm bringen?" Es wäre nur eine Bewegung, eine Sache von Sekunden und ich spürte mein Herz erneut wild in meiner Brust schlagen. Als würde es Anlauf nehmen und einen Salto vorführen wollen, kehrte die Nervosität in meine Knochen zurück und zertrümmerte meine so sorgfältig zurecht gelegten Gedanken, Worte, die ich hatte sagen wollen.

Sie verpufften in der Weite meines Verstandes, während sich die Umgebung auflöste und völlig neu manifestierte...



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