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The doubt in himself

von

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8.

Dieser Tag endete, gelinde gesagt, genauso seltsam wie er begonnen hatte und genauso seltsam, wie alle anderen Tage zuvor auch gewesen waren.

Denn auch, wenn er jetzt wieder hier war, so war er es auf seine eigene Art doch wieder nicht.

Ich sah ihn und doch hatte es auf eine ganz gewisse Weise etwas Seltsames, als wolle er nicht einmal hier sein, als wüsste er selbst nicht, wie er die Tatsache an sich einordnen sollte.

Und ich betrachtete mir die kleine Auseinandersetzung, wenn man es denn überhaupt so nennen konnte, was meine beiden Männer dort veranstalteten mit gemischten Gefühlen. Wusste nicht, was ich denken sollte und was ich davon halten sollte, während ich nicht verhindern konnte, dass sich eine gewisse melancholische Traurigkeit in meinen Geist legte.

Ich die Hände vor meine Brust heben musste, um mich davon abzuhalten, doch noch dazwischen zu gehen. Weil es mir in den Fingern juckte, weil ich dieses seltsame Schauspiel eigentlich gar nicht ansehen wollte und doch hier stand und es tat. Weil ich nicht begreifen konnte und wollte, was Vegeta wirklich damit bezweckte.

Wenn er es überhaupt tat.

Wenn er einen Grund dafür hatte, dass er sich so vorführen ließ.

Das alleine war wohl der einzige Grund, der einzige Gedanke, der mich erneut innehalten ließ.

Vegeta ließ sich vorführen - von seinem eigenen Sohn und versuchte nicht einmal etwas dagegen zu unternehmen. Ließ es geschehen und brachte damit nur das unbestimmte und ungute Gefühl der letzten Tage mit einer Wucht in meinen Verstand zurück, dass ich wieder einmal vor einem Rätsel stand.

Was hatte er nur?

Was machte ihm seit dem Ausgang der Geschichte mit Boo so sehr zu schaffen, dass er begann alles andere dafür zu vernachlässigen?

Was lag ihm auf dem Herzen, das er mir nicht erzählen wollte, es nicht konnte?

Welche Gedanken hatten sich in ihm eingenistet, die er nicht schaffte auseinander zu nehmen?

Die er nicht abstellen konnte, so dass es sogar jedem in seinem Umfeld begann aufzufallen?

Ich sah ihm nach, als er das Ganze schließlich doch noch beendete.

Sah ihm nach und konnte nicht anders als mir flehentlich auf die Lippen zu beißen, weil ich einfach nicht wusste, wie ich den nächsten Anfang starten sollte. Wie ich das nächste Mal vorgehen sollte ein Stück näher an ihn heran zu treten, ohne dass er sich davon gestört fühlte.

Ohne dass ich ihn störte und er mich doch wieder nicht an sich heranließ.
 

Ich seufzte leise und sah nach oben, auch wenn ich seine Statur auf dem Dach nicht einmal sehen konnte. Zog sorgenvoll die Augenbrauen zusammen und konnte mich dabei doch nur daran erinnern, wie verdammt schön die letzte Zeit gewesen war, bevor diese Gefahr auf die Erde zugetreten war.

Konnte mich nicht dagegen wehren, dass sich diese seltsame Traurigkeit nur noch weiter in mir ausbreitete.

Er hatte sich doch so wunderbar in dieses Leben eingefunden und auch wenn ich niemals behaupten konnte, dass er ein wundervoller und sorgender Vater, sowie Mann gewesen war, so war es vielleicht immer mehr gewesen, als ich zu Anfang erwartet hatte, als ich jemals angenommen hatte mit ihm erreichen zu können.

Vegeta war nun einmal speziell.

Er war niemand, den man in dieses Leben hätte zwingen können, er war niemand, den man einsperren konnte - aber das wollte ich auch gar nicht. Er war niemand, der sich etwas sagen ließ und ich habe so lange dafür gebraucht, dass sich die Dinge am Ende von ganz alleine entwickeln konnten, nur um jetzt dabei zuzusehen, wie das Ganze wieder in die Brüche ging.

Wie es von vorne begann.

Und ich einfach nicht mehr wusste, was in seinem Kopf vor sich ging, weil er einfach nicht bereit war, etwas davon preiszugeben. Weil er nicht bereit war einen Schritt auf mich zuzugehen und einmal mehr über seinen Schatten zu springen, so dass wir die Sache hätten regeln können.

Aber er bevorzugte es schon immer alles alleine regeln zu wollen.

Doch wie lange sollte ich noch warten, wie viel Zeit sollte und konnte ich ihm geben?

Konnte ich überhaupt viel länger warten und ihm die Zeit gewähren, die meinem Denken nach zufolge einfach nicht vorhanden war, es niemals gewesen ist? Konnte ich noch länger stumm dabei zuzusehen, wie er zwar anwesend war und doch irgendwie niemals wirklich mit seinem gesamten Wesen bei uns war, in diesem Haus weilte?

Konnte ich noch viel länger dabei zusehen, dass etwas wichtiges in ihm vorging, das ich noch nicht herausgefunden hatte? Und dabei half es mir leider auch nicht, auch wenn ich in ihm lesen konnte wie in einem offenen Buch, dass ich ihn in den letzten Jahren gut genug kennen gelernt hatte, dass ich mich nicht zwingend auf Worte verlassen musste und seine Gefühle genauso leicht lesen konnte, wie die jedes anderen.

Denn auch wenn ich wusste, dass er zweifelte, wusste ich noch lange nicht, an was.
 

Es konnten so viele Dinge sein, die ich mir ausmalen könnte.

Abermals seufzte ich und wandte meinen Blick vom Dach ab, nur um ihn in den Garten zu senken und dort einmal stumm schweifen zu lassen. Am Ende an Trunks hängen zu bleiben, der seinerseits mit einem Blick auf das Dach starrte, den ich nicht einordnen konnte. Im besten Fall war er verwirrt.

Eine seiner Augenbrauen in typischer Vegeta-Manier nach oben gezogen, verschränkten sich seine schmalen Arme ebenfalls vor seiner Brust und ergaben ein Bild, das mir ein kurzes Lächeln über meine Lippen huschen ließ.

Es verschwand wieder so schnell wie es gekommen war, weil es trotz aller Gleichheit, trotz allem Wiedererkennungswert, einfach nur ein ungutes Gefühl in mir hervorrief.

Die melancholische Traurigkeit wieder wach rüttelte, die ich nur kurz verdrängen konnte.

Die brennende Frage nach dem Was und dem Warum so stark zurückbrachte, dass sie mich beinahe drohte zu ersticken, mir die Kehle zuzuschnüren.

Dieser Junge war eindeutig zu sehr wie sein eigener Vater, als vielleicht gut für ihn gewesen wäre und doch... doch konnte ich ihn nur lieben, konnte ihn nur ansehen und eben jene Person in ihm sehen, die mir so viel schlaflose Nächte bereitet hatte.

So viele bereitete - heute noch immer.

Wieder brannte mir ein Seufzen auf den Lippen und ich musste den Kopf schütteln, als sich der Blick meines Sohnes vom Dach löste und sich schließlich fragend auf mich legte.

Ich kannte die Antwort auch nicht, ich wusste sie ihm nicht zu geben, weil ich die Gründe einfach nicht verstand. Ich konnte ihm seine niemals gestellte Frage einfach nicht beantworten, konnte kein Licht ins Dunkel bringen, weil Vegeta es mir nicht gewährte.

Er sah mich an und ich konnte nur die Schultern zucken.
 

Ihn stumm dabei beobachten, wie er diese Geste wiederholte, sie imitierte und schließlich einen tiefen Atemzug nahm, nur um selbst den Kopf zu schütteln. Als wolle er den störenden Gedanken loswerden, als wolle er die brennende Frage in seinem Kopf vertreiben und mich danach mit einem Blick bedenken, der genauso ratlos, genauso hilflos wie der meine schien.

Mein Junge hatte eindeutig zu viel von seinen Eltern geerbt.

Nicht nur die Gesten, den Blick und so viele andere Dinge, die ihn so einmalig machten, wie wir alle waren. Es war vor allem sein Verstand, der vermochte viel zu viel zu erhaschen, Verbindungen zu knüpfen und Dinge wahrzunehmen, die nicht so waren wie sie schienen.

"Warum hat er das gemacht, Mum?" Erschrocken sah ich nach unten, weil ich gar nicht gemerkt hatte, dass er mittlerweile an mich herangetreten war und mich mit derselben Frage in seinen Augen intensiv ansah - in der klaren Hoffnung, dass ich ihm eine Antwort liefern konnte. Eine Antwort, die ich ihm gerade schon nicht hatte geben können.

"Ich weiß es nicht, mein Schatz." Das wusste ich wirklich nicht und auch wenn ich versucht war, die Worte mit einem Lächeln zu mildern, so wusste ich, dass es mir nichts gebracht hätte. Dass ich nicht einmal wirklich lächeln konnte, weil ich mir selbst zu viele Gedanken machte und der Versuch schlicht und einfach nach hinten losgegangen wäre.

"Er hat sich ja nicht mal richtig gewehrt!" Es klang empört und genauso verschränkte er auch die Arme erneut vor seiner Brust. Eine wirsche Bewegung, mit all der Härte, die diese Feststellung aufbringen konnte, während sich ein Schnauben aus seinen Lippen löste und er schließlich im selben Augenblick wegsah.

Eindeutig zu viele Gene...

"Ich hab's gesehen." Was sollte ich auch sagen?

Eine Lüge wäre eindeutig nicht angebracht gewesen, und um ehrlich zu sein habe ich mich schon gewundert, wann er beginnen würde Fragen zu stellen. Wann er eins und eins zusammenzählen würde und erkannte, dass das Ergebnis unlogischerweise nicht zwei, sondern fünf war.

"Das ist gemein! Sonst nimmt er auch keine Rücksicht!" Was Trunks auch niemals verlangt hätte, das wusste ich. Es musste in denen Genen liegen, es musste irgendwas damit zu tun haben, wenngleich er auch nur ein Junge war und hier und da darüber rum meckerte... er verlangte es niemals von seinem Vater.

Und ich konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er es nicht verstand, nicht verstehen wollte wieso sein Vater sich nicht einmal aufgepowert hatte, wieso er nicht wirklich eine Hand erhoben hatte. Dass er sich fragte, wieso er der Aufforderung nachgekommen war, um sich am Ende durch den Garten schubsen zu lassen - von seinem Sohn wohlgemerkt.

Ein Umstand, eine Erkenntnis, die mich schlucken ließ.

Die mich erkennen ließ, wie groß die Tragweite Vegetas Verhaltens wirklich wurde.
 

"Vielleicht war er einfach nicht bei der Sache, Trunks. Er hat's bestimmt nicht so gemeint.", sagte ich dann und beteuerte mir selbst noch einmal, dass ich ihm Zeit geben musste. Dass ich nicht weiter dabei zuschauen konnte wie er in sich selbst versank und dabei einen Eindruck vermittelte, den ich so, in dieser Art, noch niemals von ihm gesehen hatte.

"Ja, was auch immer." Er war beleidigt und man sah es ihm mit jeder Faser seines Körpers an, nur konnte ich jetzt auch nichts mehr dagegen machen. Konnte keine Worte mehr finden, um ihm diese Gefühlslage zu erleichtern und konnte keine Taten sprechen lassen, weil er mir immer sagte, dass er zu alt für diesen Scheiß wurde.

Ich lächelte nun doch und sah ihn mit dieser unbestimmten Traurigkeit an, von der ich wusste, dass er sie eigentlich in meinen Augen lesen könnte, wenn er mich ansehen würde.

Aber er sah mich nicht an, ganz wie sein Vater.

Hatte sich abgewandt und zuckte noch einmal mit den Schultern, bevor er selbst seufzte und mir die Tat abnahm, bevor ich es selbst hätte machen können. Einen faden Nachgeschmack des Sieges mit sich brachte, den ich nicht greifen konnte, den ich nicht ganz bestimmen konnte...

Aber es war genau das.

Genau das, dachte ich, während ich noch immer stumm dabei zusah, wie Trunks sich schließlich umdrehte und sein altes Spiel wieder aufnahm. Durch den Garten rannte, als wäre es sein ganz eigenes Reich, während ich noch einmal nach oben blickte.

Ich sah ihn noch immer nicht, aber ich wusste, dass Vegeta dort war.

Dass er die Szene im Blick hielt und dabei wahrscheinlich selbst nicht einmal wusste, dass es so war und es brachte ein neuerliches Lächeln auf meine Lippen.

Ein seufzendes Kopfschütteln hinterher, weil sich meine Gedanken genauso unerbittlich durch meinen Geist brannten und mich nicht mehr loslassen wollten. Ein beständiges Höllenfeuer aus Dingen, die ich selbst nicht ordnen konnte, die mir meinen Alltag, meine Routine nahmen, weil ich mich nicht mehr darauf konzentrieren konnte.

Weil alle meine heillosen Gedanken an Vegeta hingen.
 

Es hieß immer, dass jeder Sieg auch einem Verlust barg... vielleicht war das der Unsere.
 

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Das erste, was mir seit jenem Tag auffiel, als er sich von Trunks mehr hatte durch den Garten schupsen lassen als wirklich etwas zu unternehmen war, dass er nicht mehr wirklich trainierte.

Vegeta hatte zwar, wie jeden anderen Tag der letzten Jahre auch, seinen Trainingsanzug an und verließ das Haus, nur Gott wusste wohin, aber ich sah an seinem Zustand, dass er nicht wirklich etwas machte. Ich erkannte es an der Unversehrtheit seiner Kleidung.

Zuerst wollte ich wirklich froh darüber sein, aber je länger dieser Zustand am Ende andauerte, brachte er nur wieder ein Gefühl mit sich, das ich nicht beschreiben konnte.

Ein Tag war okay, jeder brauchte mal eine Pause.

Zwei Tage konnte ich verschmerzen, weil es hin und wieder einfach so war.

Länger als eine Woche und ich wusste, dass irgendwas wirklich, wirklich nicht im Reinen war und ich nur noch immer nicht wusste, wobei es sich dabei handeln konnte.

Kurz sah ich aus dem Fenster und nahm einen tiefen Atemzug, weil er wieder nicht hier war.

Weil er heute morgen einfach so gegangen war und uns alleine ließ, um mit sich selbst und seinen Gedanken ins Reine zu kommen - aber er schien es nicht zu schaffen und anstatt besser zu werden, bekam ich das Gefühl, dass alles nur noch schlimmer wurde.

Dass er sich immer weiter von uns entfernte, je mehr Zeit auch ich verstreichen ließ.
 

Und ich konnte einfach nicht mehr länger stillhalten, konnte nicht mehr länger dabei zusehen, ohne nicht wenigstens zu versuchen irgendwas zu unternehmen. Doch wenn Vegeta meinte mir weiterhin aus dem Weg zu gehen und unsere wenigen Interaktionen eher auf Selbstgesprächen meinerseits basierten, dann konnte das einfach nichts werden.

Ich hätte genauso gut gegen eine Wand sprechen können, Antworten von ihr verlangen können.

Aber wahrscheinlich wäre eben jene Wand auch noch gesprächiger gewesen wie mein eigener Mann und es war die Traurigkeit, die darüber wieder zu mir zurückkehrte.

Ich liebte ihn zu sehr, um ihn sich selbst zu überlassen.

Ja, er war erwachsen und ja, er könnte die Erde wahrscheinlich mit einer einzigen Bewegung, einer einzigen Attacke einfach in die Luft jagen... aber das würde er nicht machen, dafür hatte selbst er am Ende zuviel auf sich genommen, zu viel riskiert und sich zu sehr selbst verändert.

Ich wusste es ganz einfach, auch wenn ich nicht wusste, was ihn wirklich beschäftigte.

So lange nun schon, ohne mir auch nur einen Anhaltspunkt zu geben.

So lange Zeit, in der er erneut gelernt hatte sich vor mir zu verschließen.

Vorbei war die Offenheit, in der ich am Tag seiner Rückkehr in seinen Augen hatte lesen können, vorbei waren meine Versuche ihn zum Reden zu bewegen, weil er es sowieso nicht wollte und sich mit jedem weiteren Versuch nur noch weiter von mir entfernte.

Die unterschwellige Schuld, die ich spüren konnte, weil ich ihn einfach gut genug kannte; die Art wie er begann mich zu meiden, sagte mir allerdings aber auch, dass es sich bei seinen Gedanken nicht nur um die Allgemeinheit drehte.

Ich lächelte traurig und sah wieder zurück auf meine Arbeit, weil ich keine andere Wahl hatte.

Vegeta war niemals ein Musterehemann gewesen, aber wenn ich ehrlich bin, hatte ich das auch niemals haben wollen. Ich wollte niemanden, der sich nicht gegen meinen eigenen sturen Schädel durchsetzen konnte und ich hatte jemanden gefunden, der das Ganze wahrscheinlich noch besser beherrschte als ich.

Der mich in den Wahnsinn treiben konnte...

... genau wie ich es wahrscheinlich am Ende auch mit ihm oft genug tat.

Leicht schüttelte ich den Kopf und nahm einen weiteren tiefen Atemzug, legte das Werkzeug zur Seite, das ich die ganze Zeit über eher nutzlos in meinen Händen gehalten hatte, als irgendwas damit zu versuchen zu reparieren.

Ich konnte mich nicht konzentrieren, konnte mir einfach nicht helfen, als einen weiteren Blick aus dem Fenster zu werfen, zu warten und zu hoffen.

Worauf?
 

Ja, das konnte ich mich am Ende auch nur selbst fragen, aber ich würde keine Antwort geben können, weil es viele Dinge waren, worauf ich hoffte.

Vielleicht war es auch einfach nur die Tatsache, dass die Zeit schneller vergehen würde, um die Antwort auch so zu erhalten, ohne weitere Worte dafür zu benötigen um danach zu fragen.

Vielleicht war es auch der einfache Wunsch, dass er endlich zu mir kam, hinter mir stand und mich mit diesen unergründlichen tiefen Augen ansah, in denen ich die Antwort sehen konnte.

Vielleicht war es etwas ganz anderes - nur nicht das.

Nicht dieses endlose Warten, das so penetrant, so beharrlich an meinen Nerven zog und mir die Eingeweide zusammenziehen ließ, wann immer er mich für den Bruchteil einer Sekunde ansah und wieder wegsah, ohne auch nur eine einzige Regung von sich zu geben.

Vielleicht hoffte ich auch schlicht und einfach, dass er diese Art endlich ablegen würde, zu einem ganz normalen Mann wurde, der mit mir sprach. Der mir seine Gedanken mitteilte oder schlicht und einfach eine Geste machte, dass er mich brauchte.

Aber Vegeta gab immer vor, dass er genau dies nicht brauchte.

Dass er gut alleine zurecht kam.

Das mochte vielleicht auch so sein, aber es war schwer zu glauben, wenn man ihn sich beobachtete. Wenn man ihn einfach nur ansah und der einst so stolze erhabene Gang etwas gewichen war, das man nicht sofort hatte beschreiben können. Das man nicht hatte sofort greifen können, bis es einen ein paar Tage später förmlich anzuspringen schien.

Die Erkenntnis mit einer Wucht auf mich einstürmte, dass es wehtat.

Es war eben jener erhabene Gang, jener erhabene und stolze Stand, der fehlte.

Leicht nach unten gesackten Schultern gewichen war und mir nur wieder die Frage übrig ließ, wieso das so war.

Es war der Versuch uns so vehement aus dem Weg zu gehen, der mir nur noch einmal bestätigte, dass etwas nicht stimmte, mit einer Intensität auf mich einströmte, dass ich es nicht aufhalten konnte und wieder sah ich aus dem Fenster. Der untergehenden Sonne entgegen, die mir auch nur verkünden wollte, dass ein weiterer Tag einfach so vergangen war und nicht wiederkommen würde.

Dass ein weiterer Tag einfach verflog, ohne dass ich etwas hatte regeln können und seufzend stand ich auf, zog die Augenbrauen ins Gesicht.
 

Vegeta mochte mir aus dem Weg gehen wollen, aber wenn ich nicht wollte, dass es so war, dann konnte er es noch so sehr versuchen.

Entschlossen streifte ich mir meinen Kittel ab, von dem ich bis vor zwei Wochen vielleicht sogar noch angenommen hatte ihn nie wieder tragen zu können, nur um jetzt in dieser scheinbaren Friedlichkeit zu leben, und hielt inne als ich ihn auf den Stuhl legen wollte. Starrte ihn an, als könne er mir die Antwort auf das soeben etwas seltsame Gefühl geben, das sich bei dem Gedanken in mich eingenistet hatte, aber wie immer hatte der weiße schwere Stoff nichts zu sagen.

Genau wie mein eigener Mann.

Wir waren alle tot, verschwunden vom Antlitz des ganzen Universums und ich riss meinen Blick von meinem Kittel wieder los, um ihn leer durch die Räume wandern zu lassen.

Wir waren alle tot...

Wir waren alle im Himmel und konnten uns unterhalten, konnten uns wiedertreffen und vielleicht war diese Tatsache sogar das, was mir immer die Angst vor dem Tod genommen hatte.

Auch Vegeta war es gewesen.. nur hatte er wahrscheinlich nicht dieses Glück.

Ein bleierner Gedanke, den ich einfach nicht sofort wieder von mir schieben konnte, ein tonnenschweres Gewicht, das mir einen Knoten schier unendlicher Größe in den Hals trieb und meinen Magen sinken ließ.

Selbst wenn wir starben, hörte es sich nicht nach einem Ende an.

Es nahm allem den Schmerz, der damit verbunden gewesen wäre und wieder streifte mich so etwas wie Erkennen. Wieder setzte sich dieses schwere Gefühl in meinen Magen und wollte mich nicht mehr loslassen, wieder brachte es mein Herz zum hüpfen.

Entschlossen drehte ich mich um und lief aus meinem Labor, weil ich wusste, dass ich heute sowieso keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, es gar wollte. Die Zeit schien seit unserer Rückkehr still zu stehen und förmlich an mir vorbei zu rennen, mich zu vergessen und mir doch jeden Tag aufzuzeigen, dass sie noch da war. Sie ging nicht einfach und ich würde mich nicht daran erinnern können, sie war da und quälte mich mit ihrer Anwesenheit, wie Vegeta mich mit seiner Abstinenz quälte.

Langsam lief ich die Treppen nach oben, so dass ich im Wohnbereich des Hauses ankommen würde, seufzte am Beginn der Treppe und verkniff es mir ein weiteres Mal, als ich endlich oben angekommen war.

Warf auch hier einen Blick aus dem Fenster und auf den nahenden Sonnenuntergang, der die Welt, die Stadt in Farbtöne tauchte, die es eigentlich immer wunderschön hatten aussehen lassen.

Heute nahm ich die Schönheit kaum wahr, heute konnte ich mich nicht auf die Farben konzentrieren, die den Himmel verfärbten, die Dächer der entfernten Häuser mit Lichtreflexen verzauberten. Es war nichts weiter als ein schönes Bild, dessen wahre Schönheit man einfach nicht entdecken konnte, weil in den eigenen Augen noch etwas fehlte.

Nur eine Kleinigkeit, auf die man wahrscheinlich nicht einmal den Finger legen konnte.

Ein Gedanke, ein kleiner Pinselstrich, der im Gesamtwerk eigentlich nicht auffiel und doch so viel bewirken würde, wenn man ihn tat und dabei doch nicht wusste, wo man ihn setzen sollte.

Ein Farbklecks, der das Bild in anderen Augen wahrscheinlich zerstört hätte - in meinen komplettiert.

Ich lief weiter am Wohnbereich vorbei und warf lediglich einen kurzen Blick in die Küche, nur um diese ebenfalls links liegen zu lassen und das Haus schließlich mit festen Schritten zu verlassen. Es war so ruhig, es war viel zu leise, wenn man bedachte, dass sonst immer irgendwas zu hören war und es bescherte mir eine Gänsehaut, als ich daran dachte.

Um Trunks musste ich mir keine Gedanken machen, meine Eltern waren hier und der Junge war einmal alleine um die Welt geflogen - welchen Grund hatte ich, mir Gedanken um sein Wohlergehen zu machen?

Er hatte gekämpft und sich wacker geschlagen, einen Abend alleine konnte er gut überstehen.
 

Ein paar Schritte machte ich noch und drehte mich schließlich mit einer schnellen Bewegung um, um auf dem Dach des Hauses nach eben jenem Farbklecks zu suchen, nur um nach wenigen Sekunden selbst die Schultern hängen zu lassen.

Vegeta war nicht da.

Er war nicht da und ich drehte mich wieder um, nahm einen tiefen und vielleicht sogar enttäuschten Atemzug, straffte erneut meine Schultern. Niemand hatte jemals immer sagen können, wo er sich befand und auch jetzt schien er diese Eigenschaft beizubehalten, sie sogar noch ausgefeilt zu haben und doch konnte ich nicht verhindern, dass mich dabei ein schlechtes Gefühl beschlich.

Ich wollte wirklich nicht, dass dies hier unser Verlust wurde.

Ich wollte nicht, dass unser Sieg von etwas überschattet wurde, das ich nicht einmal benennen konnte, von dem ich einfach nicht wusste, wie ich es finden sollte, welchen Namen es trug.

War es wirklich nur Schuld, die ich hatte sehen können?

Tief sitzende Zweifel, die er selbst nicht beschreiben konnte?

War es nichts weiter als das, oder ging die Sache doch sehr viel tiefer?

Welchen Verlust hielt das Leben noch für uns bereit, wenn wir doch eigentlich schon einmal alles verloren hatten?

War der Gedanke daran dann wirklich noch so abschreckend, war er das, was er hätte sein sollen?

Ich wusste es am Ende wirklich nicht mehr und lief mit entschlossenen Schritten weiter, weil ich nicht mehr länger warten wollte. Weil ich nicht mehr länger warten konnte und die Zeit sinnvoller nutzen wollte als so. Es war schwer genug, für uns alle.

Wir sollten die Ruhe, den Frieden genießen, aber ein gewisser Jemand, der einfach nicht dafür bekannt war so etwas zu tun, konnte das wohl nicht.

Und es riss an meinem Herzen, wollte es zum stehen bleiben zwingen, während es doch beharrlich und hart gegen meine Rippen stieß, als ich in meinem Gleiter zum sitzen kam.
 

"So nicht.", flüsterte ich mir selbst zu und zog die Augenbrauen nur noch weiter zusammen.

"Ich finde dich und wenn ich dich habe, dann wirst du mir sagen, was zum Teufel mit dir los ist!" Ich startete den Gleiter, während meine Stimme mit jedem Wort fester wurde. Es war mir egal, dass ich mich gerade eher lächerlich machte, weil ich wusste, dass ich Vegeta mit diesem Ding sehr wahrscheinlich nicht einmal finden würde.

Die Möglichkeiten, die er hatte waren um einiges größer als meine eigenen, aber wer war ich mich davon aufhalten zu lassen?

Eine Bulma Briefs gab niemals auf, ich hatte es niemals getan, denn sonst hätte ich schon damals damit anfangen können. Damals, als ich auf ihn getroffen bin, als er wieder hergekommen war, nachdem die Suche nach Son-kun kein Ergebnis gezeigt hatte. Damals, als ich selbst zu spät merkte, welche Anziehung dieser eine Saiyajin wirklich auf mich hatte.

"Das bist du nicht." Meine Stimme war wieder zu einem Flüstern verkommen, das im beständigen Surren meiner Maschine unterging.

"Das bist du einfach nicht.", wiederholte ich und meine durcheinander geratenen Gefühle waren wirklich versucht mir die Tränen in die Augen zu treiben.

Wenn ich nicht so erpicht darauf gewesen wäre ihn zu finden, wenn ich nicht schon lange den Entschluss dazu gefasst hätte, hätte ich den sinnlosen Versuch wahrscheinlich spätestens jetzt wieder aufgegeben.

Denn das er sinnlos war und keine Früchte tragen würde, war mir klar.

Doch alles, was jetzt noch zählte, war Vegeta - alles, an das ich seit Tagen denken konnte, war der Saiyajin, der mir das Herz gestohlen hatte und der irgendwas mit sich herumschleppte, das er selbst nicht ordnen konnte. Der Saiyajin, der seinen Problemen so vehement aus dem Weg ging und sie so auch nicht zur Ruhe bringen konnte und ich wollte ihn finden.

Ihn finden, in den Arm nehmen und ihm sagen, dass egal was es war, ich ihn liebte.

Und ich lächelte durch den Schleier in meinen Augen, weil ich wusste, dass er diese Dinge hasste, mich wahrscheinlich dennoch gewähren ließ.

Denn... Vegeta war nicht so, wie er immer vorgab zu sein und mit diesem Gedanken flog ich in die nahende Nacht hinein.



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