Zum Inhalt der Seite

P.D.T.S.S.

V Custodis
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Alles zu spät?

Ärm, ich glaube spätestens ab hier sollte ich die Warnung geben, dass das ganze zu einer Darkfic mutiert. Wer der Gequälte wird, war ja schon von Anfang an irgendwie abzulesen...

Dann ist mir noch etwas anderes fehlerhaftes in diesem Kapitel aufgefallen. In China, bzw Japan sind doch ganz andere Religionen verbreitet als bei uns. Sie glauben dort mehr an ständige Wiederauferstehung, bis man sich im Nirwana wieder findet, allerdings hab ich da etwas sehr viel lineares Denken bei Ray mit eingebaut (also der Glaube, dass man nur ein Leben hier auf Erden hat und dann in den Himmel kommt etc) und Boris Gesinnung als Russe dementsprechend andersrum gedreht habe, sodass dieser nun von Reinkarnation redet...*drop* ich hoffe ihr seid mir diesbezüglich nicht allzu sauer...ist aber halt irgendwie wichtig, dass sie so herum gesinnt sind...
 

Kai, Tyson, Max und Kenny sahen Ray verdutzt an.

Was hatte Boris da gerade gesagt? Ray wäre nicht für Drigger bestimmt? Was hatte das nur alles zu bedeuten?

"Dann hatte ich ja doch schon den Richtigen erwischt!" grinste Boris glücklich und klatschte einmal in die Hände. Wieder erleuchteten zwei Fackellichter in tiefroter Farbe. Ein waagerechter Balken erschien an der Wand.

Am ihm hingen schwere Eisenketten, die eine kleine Person festhielten.

Sie hätten ihn nicht erkannt, wenn er nicht die Augen plötzlich mühsam geöffnet hätte und sie stattdessen erkannt hätte.

"Ray?!" drang es im Flüsterton aus Lees Kehle.

Ray erstarrte. Weshalb war Lee denn hier? Was sollte das alles bedeuten?

"Moment mal..." meldete sich Kai nun zu Wort "... soll das etwas heißen, dass nicht Ray der Träger Driggers ist, sondern....Lee?" seine Stimme klang erstaunt, doch in Ray fiel damit eine Welt zusammen.

Ihm wurde heiß und kalt, plötzlich stand er ganz alleine im Raum, die anderen waren so weit weg. Jeder von seinen Teamkameraden stand bei seinem Bit Beast und schaute ihn verwirrt, mitleidig oder einfach nur ungläubig an.

Er war allein, hier in diesem großen, schwarzen Raum.

Krampfhaft hielt er sich an dem Amulett fest, es war der einzige Halt den er gerade hatte.

Alleine...

Drigger hatte nie ihm gehört... sondern immer schon Lee...

Alles war still und starrte ihn an. Offenbar warteten sie auf eine Reaktion von ihm, doch was sollte er jetzt sagen? Was sollte er jetzt tun?

Langsam wanderte sein Blick um Hilfe bettelnd die Gesichter seiner Freunde ab, bis er schließlich zu Boris kam und dort hängen blieb.

Auch er sah nicht sonderlich glücklich aus, aber es schwank noch ein anderes Gefühl mit in seiner Mimik, das Ray nicht erkannte und von dem er auch nicht wusste wie es ihm gesonnen war.

"Ray!" drang Lees Stimme röchelnd von der Wand so laut es in seiner Situation momentan nur ging zu Ray herüber "Ray, bring mir das Amulett!" keuchte er aus letzter Kraft "Wir brauchen jetzt Drigger um die fünf Heiligen zu dem großen Ganzen zu vereinen und sie das Übel bekämpfen zu lassen..."

Schnell schaltete Ray und wusste, dass das jetzt das Einzige war, was er tun konnte um zu helfen.

Er rannte auf Lee zu, doch auch Boris hatte schnell begriffen, was Lee damit gemeint hatte und stürzte sich auf Ray, bevor dieser Lee das Amulett hinhalten konnte.

"Nein, nein, ihr versteht nicht! Ich bin nicht das Übel!" rief er während er Ray zu Boden drückte.

"Ich will nur der Welt helfen! Ihr dürft sie nicht der Reinkarnation der Welt entgegensetzen! Bitte! Ihr müsst mir helfen! Bitte!"

Boris schwerer Körper drückte Ray allmählich die Luft ab, das Amulett lang unter seinem Körper, auf dem der stämmige Russe saß.

Er konnte seine Hand nicht bewegen.

Er war nur Zentimeter von Lee entfernt, der kraftlos auf ihn hinabschaute und auf das Amulett wartete.

Ray starrte dem alten Freund ins Gesicht, er hatte aufgehört sich gegen Boris zu wehren, schließlich musste er sich eingestehen, dass er viel zu schwer und zu stark für ihn ist. Die anderen standen bis gerade eben noch perplex da, erst als der chinesische Körper unter Boris aufgehört hatte sich zu bewegen, rannten sie auf sie los und versuchten Boris von Ray herunter zu ziehen.

Ray bekam das alles gar nicht mehr richtig mit, ihn interessierte momentan viel mehr was mit der jungen Person direkt vor ihm geschah.

Lees Augen waren halb zu und blickten traurig auf ihn hinab. Sie wurden wässrig und es begannen sich allmählich kleinen Kugeln daraus zu bilden, die in feinen Tropfen seine Wangen herunter liefen um schließlich vom Kinn ins Ungewisse zu stürzen.

Neben dem mächtigen Druck auf seinem Rücken, spürte er wie seine andere Hand, die nicht unter seinem Körper mit dem Amulett begraben war, sondern vorne ausgestreckt lag, sodass sie die Wand berühren konnte allmählich feucht wurde.

Lees Tränen benetzten seine Haut. Langsam schwang sein Blick hinüber zu der Hand, die nicht nur durch die Tränen feucht wurde, sondern auch durch eine rote Flüssigkeit, die direkt an der Wand herunter lief und sich mit der Tränenflüssigkeit vermischten.

Die roten Fackeln, die angegangen waren, als Boris Lee mit einem Händeklatschen gerufen hatte erloschen langsam.

Die Tränen versiegten. Ray schaute wieder auf in das Gesicht seines ältesten Freundes. Leer schaute dieser auf ihn herab. Leer und traurig.

Die Augäpfel immer noch eingebettet in Tränen halb verdeckt durch die schweren Augenlider.

"Lee" keuchte der Schwarzhaarige. Er wollte nicht glauben, was er bei diesem Anblick vermutete, denn das würde zugleich auch ihre Hoffnung begraben.

"Ray, steh endlich auf und gib ihm das Amulett, damit er Drigger rufen kann!" schrie Tyson ihn aus seinen Gedanken.

Verwirrt schaute Ray sich um. Die anderen hatten sich Boris geschnappt und ihn von seinem Körper gezogen. Mit viel Mühe hielten sie ihn nun fest.

Die Bit Beasts konnten ihnen dabei nicht helfen, da ihre Macht zu groß war um bei einem Eingreifen nicht auch jemand anderen zu erwischen.

Ray erhob sich nun langsam. Vorsichtig ging er nun auf Lee zu, der ohne die beiden roten Fackeln total im Dunkel lag. Man konnte nur die Umrisse erahnen und den Ausdruck seiner Augen entziffern.

Vorsichtig streckte Ray seine Finger nach ihm aus. Bereits beim näher Kommen bildete sich ein dicker Klos in seinem Hals, der ihm ebenfalls Wasser in die Augen steigen ließ.

Sacht berührte Ray Lees Wange und wischte die Spur der Tränen weg.

Lee rührte sich nicht. Sanft legte er seine Hand nun auf Lees Wange und schaute ihn an. Zwischen seinen Rippen begann sich ein heftiger Schmerz auszubreiten, sodass sein ganzer Körper anfing zu zittern und wie zuvor bei Lee liefen nun auch über Rays Wangen heiße Tränen.

Ray wusste, er stand nun nur noch vor einem leeren Körper, der nicht mehr in der Lage war das erlösenden Wort zu sagen, dass die Fünf zueinander bringen konnte.

"Ray?" fragte Max zögerlich mit belegter Stimme.

Ohne sich umzudrehen und Lee somit aus den Augen zu lassen antwortete Ray leise: "Seine Seele ist, dort, wo sie keine Qualen mehr erleiden muss"

Zum Ende des Satzes hin versagte ihm seine Stimme fast völlig und er musste den Blick auf ihn doch abwenden.

Lee war fort, sein bester Freund aus alten Zeiten war fort...

Langsam taumelte er von dem leeren Körper weg.

Dabei lockerte sich sein Griff, der das Amulett festhielt.

Langsam rutschte der Stein ihm aus der Hand.

Wie in Zeitlupe fiel er mit den Tränen Rays um die Wette.

Bis das Amulett bereits bei dem ersten Kontakt mit dem Bonde zerbarst.

Tausende winzig kleiner Scherben verteilten sich auf dem Boden und färbten sich schwarz.

Zuerst leise, dann immer lauter werdend begann Boris zu lachen.

Die anderen hatten ihn losgelassen und starrten ihn nun entsetzt an.

"Jetzt können sich eure Bit Beasts nicht mehr miteinander verbinden!" schrie er fröhlich.

"Sie sind wahnsinnig!" stellte Kai in einem ruhigen Tonfall fest.

Boris grinste: "Ja? Bin ich das? - Bin ich wahnsinnig, wenn ich versuche die Welt vor sich selbst zu retten? Vielleicht. Aber einer muss es dann ja auch sein!"

"Los Dragoon!" schrie Tyson zornig und mit heftig klopfendem Herzen.

Die vier Bit Beasts hatten sich schon vorher in Position gestellt und hatten nur noch auf den Startschuss gewartet.

Sofort schoss Dragoon mit einem mächtigen Schrei auf Boris los.

Kai, Max, Kenny und Tyson wichen schnell noch ein paar Schritte mehr zurück um ja nicht getroffen zu werden.

Mit weit aufgerissenem Maul stieß der blaue Drache auf Boris zu, der abwehrend die Hand hob.

Plötzlich wanden sich aus den Wänden schwarze große Wesen, die sich kurz bevor Dragoon Boris erreicht hatte vor ihm wie eine Schutzmauer aufbauten.

Der geschwächte Dragoon versuche sich gegen das schwarze Etwas zu wehren, jedoch erfolglos.

"Dracil! Hilf ihm!" schaltete sich Max nun auch ein.

Dracil stürzte sich auf die schwarzen Tentakel ähnlichen Gebilde des Etwas, das Dragoon gefangen nahm. Doch anstatt diese durchzubeißen und dem Drachen somit zu helfen, schlängelten sich daraus weitere Tentakeln hervor, die die Schildkröte ergriffen und sie an den Drachen banden.

"Dranzer! Firearrow!" befahl Kai, doch ein kurzer Blick auf sein Bit Beast machte ihm seine eigene ungünstige Situation klar.

Dranzer war, von der Flucht und dem Flug hierher zurück so geschwächt, dass sie sich ohne zu wehren auch von den Tentakeln hat ergreifen lassen.

"Dranzer!" keuchte Kai verzweifelt.

Auch Dizzy hatte sich bereits zu der ringenden Masse geschlängelt.

Zwar entglitt sie mit ihrem schmalen Körper dem schwarzen Etwas immer wieder, jedoch hatte auch sie keine Chance irgendwo gewinnbringend anzugreifen, denn egal wo sie mit ihren scharfen Eckzähnen hin biss, löste sich das Etwas genau dort geradezu in Luft auf.

Ray sah sich das Geschehen mit offenem Mund aus der Ferne an. Noch immer stand er nur ein paar Meter von Lee entfernt in einer Scherbenwiese.

Dieses schwarze Etwas erinnerte ihn an das Monster aus seinem Traum. Vor diesem Ding waren sie weggelaufen. Sie mussten schnell laufen, doch sie hatten es geschafft. Sie hatten unter einer Brücke Schutz gefunden.

Ja so etwas konnten sie nun auch gut gebrauchen, einen Ort an dem sie sich ausruhen konnten, wenn auch nur kurz.

Die Bilder aus seinem Traum nahmen plötzlich vor seinen Augen wieder Gestalt an. Er konnte jede Gasse sehen, jede Einzelheit wieder erkennen, an der sie vorbeigekommen waren.

Das war sein Traum, sein Alptraum, sein Alptraum war wahr geworden.

Dann sah er wieder die ringende Masse aus Bit Beasts und dem schwarzen Etwas und im Hintergrund immer noch die Gassen.

Doch plötzlich fiel Ray auf, dass er sich den Traum nicht noch einmal durch den Kopf gehen ließ, sondern dass sich die Bilder auf den Wänden widerspiegelten. Abrupt drehte er sich um. Hinter ihm hing immer noch die leblose Gestalt im Dunkeln.

"Bitte hilf uns, Lee! Hilf uns!" betete er im leisen Flüsterton.

Plötzlich, wie ein Zeichen, dass er Ray gehört hatte gingen die beiden Fackeln, deren rotes Licht zuvor völlig erloschen waren mit einer gleißenden weißen Stichflamme, die alle für einen Moment lang blendete und die kämpfende Truppe inne halten ließ, wieder an.

Erschrocken durch das helle Licht hielt Ray beide Arme schützend vor Kopf und Augen. Als er die Arme wieder senkte war an Lees Stelle die Brücke getreten, unter der Kai und er sich zuvor in seinem Traum versteckt hatten.

Freude stieg in Ray auf. Sein Herz begann heftig zu klopfen, dann drehte er sich zu den anderen um.

"Schnell! Folgt mir!" rief er, bevor er auf die Wand zu lief und in das Bild der Brücke sprang.
 

Es war seltsam Still und warm. Ray fühlte sich wohl.

Dieser Moment war so schön, dass er sich nicht traute die Augen wieder zu öffnen. Den Duft von Gras sog er mit der Nase ein. Neben sich hörte er Wasser fließen. Und warme Sonnenstrahlen streichelten ihn über den Rücken.

Mit seinen Händen krallte er sich in die Wiese fest um sie ja nicht zu verlieren.

Es war so viel passiert. So viel geschehen, was er einfach nicht glauben konnte, oder wollte.

Lee gab es nicht mehr. Er würde ihn nie wieder sehen, oder allerhöchstens wenn er selbst irgendwann mal soweit war. Ja, Lee würde ihn dann bestimmt hohlen kommen. Bestimmt.

Und was war mit Drigger? Ja, ihn würde er wahrscheinlich auch nicht mehr wieder sehen. Da Lee ja, für ihn bestimmt war, wird Drigger Lee wohl begleitet haben. Ray seufzte. Drigger war bislang immer für ihn da gewesen. Immer hatte er sich bei ihm ausweinen können, mit ihm sprechen und Trost finden können.

Ray musste wieder an diese eine gewittrige Nacht denken, als sich plötzlich das Blade bewegt hatte und Drigger vor ihm stand. Beruhigend hatte er ihm übers Gesicht geleckt und sich verabschiedet wie von seinem besten Freund, und dann war er gegangen. Fort. Einfach fort. Das war der letzte Moment an den er sich erinnern konnte mit der Großkatze zusammen gewesen zu sein. Er hatte ihn so gern gehabt. Und so gern hätte er auch noch einmal mit ihm sprechen wollen, einmal im Leben hätte er gern seine Stimme gehört. Dass Ray nicht für ihn bestimmt war, war sicherlich auch der Grund dafür gewesen, dass er Drigger nie verstehen konnte.

Aber jetzt war er weg. Einfach fort. Ob Drigger damals bei dem Gewitter schon gewusst hatte, dass sie sich nie wieder sehen würden?
 

Langsam öffnete er die Augen und sah sich um.

Er lag wie erwartet auf der Wiese neben der Brücke. Um ihn herum waren seine Freunde verstreut. Sie hatten ihre Augen noch geschlossen, doch jeder hielt sein Blade in der Hand. Jetzt erst bemerkte er, dass direkt vor seiner Nase auch sein eigenes Blade lag. Doch sein Bit Chip war leer.

Ein paar Meter neben ihm lag Kai auf der Seite.

Langsam und müde krabbelte Ray zu ihm herüber und legte sich in seine Arme.

Wenigstens er war nicht fort.

Er kuschelte sich ganz fest an ihn und konnte in der starken Brust das Herz klopfen hören.

Beruhigend gleichmäßig, langsam und warm wiegte der Rhythmus Ray in einen dösigen Zustand, nahe dem Schlaf.

Sanft streichelte Kais Atem sein Gesicht.

Irgendwo zwitscherten Vögel.

Irgendwo fuhren Autos über eine kiesige Straße.

Irgendwo spielten Kinder.

Irgendwo schimpften Eltern mit ihren Sprösslingen.

Irgendwo hörte er wie sich Jugendliche Stritten, worum verstand er nicht.

Irgendwo zerbrach plötzlich Glas und Schreie drangen zum Fluss herüber.

Irgendwo aus dem Nirgendwo überflutete plötzlich eine Welle kalte Dunkelheit die Idylle. Das spürte Ray sogar durch die geschlossenen Augen. Dann war es wieder weg und alles war so ruhig und still wie zuvor.

Nur das Wasser konnte man noch fließen hören.

Doch dann, eine Minute später, begann sich Kais Herzrhythmus zu verändern. Zuerst verlangsamte er sich, dann wurde er immer schneller. Auch kam von Kai keine Wärme mehr. Ray hatte eher das Gefühl, dass es kälter wurde.

Ihm wurde es sogar geradezu unangenehm und das in Kais Armen!

Ein Knurren ertönte. Es war seltsam nah. Erschrocken riss Ray nun die Augen auf. Kais Körper vibrierte. Vorsichtig schlängelte er sich aus der Umarmung und setzte sich auf. Langsam, ganz langsam drehte er sich zu Kai, der immer noch mit geschlossenen Augen dalag. Er musterte ihn lange, bis ihm Kais Zähne in die Augen fiel. Kai hatte den Mund nur einen Spalt breit offen, trotzdem ragten zwei lange Reißzähne an der Stelle wo bei anderen die Eckzähne sitzen heraus.

Der Schwarzhaarige sog die Luft scharf durch die Zähne ein.

Dieser Anblick kam ihm nur zu bekannt vor.

Langsam erhob er sich und trat ein paar Schritte rückwärts.

Er musste die anderen von ihm wegbringen, bevor Kai aufwachte. Langsam trat er auf Tyson zu, der ihm am nächsten war. Vorsichtig beugte er sich zu ihm hinab.

"Tyson, wir müssen..." doch dann stockte ihm der Atem. Auch Tyson besaß Reißzähne.

Panik stieg in ihm auf und langsam drehte er sich von seinem Freund weg.

Auch bei Kenny und Max fielen ihm schon von weitem diese glänzenden, spitzen Zähne auf wie Kai und Tyson sie schon hatten.

Was nun? Was sollte er denn nun nur tun?

Doch es gab für ihn erst einmal nur eine Lösung: Weg von hier!

Langsam und vorsichtig um auch ja kein Geräusch zu verursachen schritt er auf die Treppe zu, die zur höher gelegenen Straße führte.

Jeder Schritt auf der schmutzigen Treppe knirschte wie Donnerhall in seinen Ohren. Doch gleich hatte er es ja geschafft, gleich war er oben.

Die letzte Stufe. Nur noch die eine. Geschafft, er war oben angelangt und warf noch einmal einen traurigen Blick zurück auf seine Freunde. Diese schliefen immer noch seelenruhig. Dann wandte er sich der Stadt zu.

Doch vor Schreck hätte er fast laut aufgeschrieen, wenn er nicht so perplex gewesen wäre und seine Stimme verschluckt hätte.

Die hübschen hellen Häuser, waren alle mit grau schwarzer Farbe überzogen. Kein Mensch, kein Tier war dort. Die Bäume am Straßenrand trugen keine Blätter mehr und ihre Äste waren verdorrt. Selbst der Himmel war mit schwarzen Wolken verhangen. In ihnen regte sich ab und zu mal ein kleiner gleißender Blitz. Der Donner grollte nur leise durch die leeren Seitengassen, durch die der eiskalte Wind pfiff.

"Das ist die nächste Stufe in meinem Plan, Ray"
 

Seelenruhig war Boris Stimme, doch in Ray begann sein Herz sich im Schlagen selbst zu übertrumpfen.

"Boris!" keuchte er erschrocken und machte einen Satz seitwärts.

Boris stand direkt neben ihm und schaute auch auf die tote Stadt, die Arme hinterm Rücken überkreuzt begutachtete er sein Werk.

"Ja Ray, es wird nicht mehr lange dauern und die Reinkarnation kann beginnen. Die Welt bereitet sich bereits darauf vor"

"Das dürfen sie nicht, Boris!" sagte Ray mit zitternder Stimme.

Er musste seine letzten Kraftreserven dafür sammeln. Aber was konnte er denn jetzt schon noch ausrichten? War hier nicht bereits schon alles verloren?

Doch Boris lächelte nur.

Machte der alte Russe sich etwa über ihn lustig?

"Oh Ray, du bist wie all die anderen und doch bist du anders"

Verwirrt starrte er Boris an. Wieso klang der auf einmal so freundlich?

"Die Menschen wollen nicht von dieser Welt loslassen, weil sie Angst vor der neuen Welt haben. Sie haben Angst vor Veränderungen und das sie nicht mehr ihren gewohnten Alltagstrott gehen können. Deshalb muss man sie zwingen aus diesem Trott herauszukommen und ein neues, besseres Leben zu beginnen.

Du hast auch Angst Ray. Du hast Angst das alte Leben zu beenden"

Boris machte eine kurze Pause und beobachtete dabei den Wind, der Papier und Sand durch die Gassen vor sich hertrieb.

"Dabei bist du doch gerade die Person, deren Leben schon schlecht angefangen hatte. Keine Eltern da, die auf dich aufpassten. Du hattest praktisch von Anfang an nur deine Großmutter"

Traurig schaute er auf Ray. Dieser jedoch war ganz erstaunt, dass Boris soviel von seinem Leben wusste, denn es stimmte, dass er bei seiner Großmutter aufgewachsen war. Seine Mutter hatte ihn dort, in den Bergen bei seiner Großmutter geboren und war kurz darauf wieder verschwunden. Niemand hatte von da an je wieder etwas gehört. Er hatte sich oft gewünscht Eltern zu haben, doch er würde sie auch nie haben, wenn Boris jetzt versuchen würde die Welt zu einer Reinkarnation zu zwingen.

"Aber vielleicht ist es auch gerade genau das, was dich anders macht. Alle sind von dieser Stufe meines Planes wie betäubt. Sie sind leer und warten nur noch auf ihr Ende, schau!" mit der rechten Hand deutete er auf eine Person, die gerade aus einem Haus kam und den Müll in eine Tonne steckte. Diese Person hatte die Augen fast geschlossen und dicke schwarze Ränder unter diesen. Die Bewegungen waren lahm und kraftlos. Genauso wie Boris es gerade beschrieben hatte.

"Doch sie gehen immer noch ihrem alten Trott nach...

Nur du Ray, du ergibst dich dem nicht. Mit aller Kraft kämpfst du dem entgegen. Wieso Ray? Ich verstehe das nicht. Und dabei habe ich das alles doch nur für dich gemacht!"
 

"Für mich?" flüsterte Ray ungläubig und fassungslos.

"Ja Ray, das alles ist nur für dich, mein Engel!" sagte Boris und blickte ihn an.

Rays Augen wurden größer: "Mein Engel?"

"Ja Ray, du bist mein kleiner Engel!

Ich habe dich beobachtet seitdem es bekannt war, dass die BBA ein neues Team aufgestellt hatte und du ein Mitglied von ihnen bist.

Als ich dich damals gefunden hatte, wollte ich dich eigentlich zu mir nehmen, doch deine Großmutter hat mich davon überzeugt, dass es besser für dich sei, dort zu bleiben"

Hatte sich Ray da etwa gerade verhört, oder lief diese Geschichte gerade genau auf das heraus, was sich sein Verstand in wirren Zügen zusammenreimte?

Aber so was konnte doch gar nicht möglich sein! Nein! Es durfte nicht so sein!

"Ray, deine Mutter und ich trafen uns damals in China. Sie war Kellnerin und hat mich jeden Abend bedient. Daraus wurde dann halt mehr als nur eine neutrale Beziehung. Und als ich dann wieder zurück nach Russland musste, wusste ich noch nichts von dir. Erst Monate später habe ich dann einen Brief von ihr bekommen, in dem sie mir von dir schrieb. Das war der einzige Brief, den ich je von ihr bekommen habe. Nur deinen Namen habe ich gewusst, mehr nicht.

Später dann, als ich dich im Fernsehen gesehen habe, wurde mir klar, dass ich Schritte unternehmen musste, um dir etwas Besseres zu ermöglichen und meine Pflicht zu tun.

Zuerst hatte ich gehofft, dass Bryan dir zur Reinkarnation verhelfen würde..."

Ray klappte der Unterkiefer runter. Der hatte also versucht ihn nicht nur zu verletzen, sondern sogar zu töten?

Sachlich fuhr der Russe fort:

"...als du dich aber mit allen Kräften erfolgreich gewehrt hast wurde mir klar, dass ich nicht dich verändern oder aus dem Leben reißen durfte, sondern dass das Drumherum sich verändern musste, ansonsten wäre ein Neuanfang deines Lebens wahrscheinlich auch wieder durch irgendetwas verdorben worden"

die letzten Worte spuckte er vor Ekel vor der Schlechtigkeit der Welt geradezu aus.

"Ray,... bitte glaube mir, ich wollte dir nie wehtun, ich wollte nur das Beste für dich! Für dich, mein Sohn!"

Bedeutungsschwanger schaute Boris ihn nun an und wartete auf Rays Reaktion.

Doch Ray fühlte sich momentan einfach nicht in der Lage sich zu bewegen oder irgendetwas zu sagen.

Es war einfach zu viel! Viel zu viel hatte er heute in so kurzer Zeit erfahren und verdauen müssen.

Er fühlte sich so leer und allein.

Einen nach dem anderen hatte er verloren und stand nun nur mit Boris da, der ihm eben eröffnet hatte, dass er der Mitbegründer seines Lebens war.

Es war kein Hass, den er gegen ihn hegte, sondern vielmehr Gleichgültigkeit, denn ein anderes Gefühl erfüllte seinen Körper und Geist viel zu sehr als dass er sich um diese neuen Erkenntnisse große Gedanken machen konnte.

Trauer. Tiefe Trauer erfüllte ihn.

Ohne dass er es bemerkte, liefen ihm langsam glitzernde Tränen die Wangen hinunter und fielen vom Kinn herab auf den trockenen Boden, der diese gierig in sich aufsog und nicht einmal mehr einen dunklen Flecken übrig ließ.

Seltsamerweise konnte Ray Boris verstehen.

Es mochte nicht richtig sein, was er getan hatte beziehungsweise immer noch tut, doch alles hatte einen Beweggrund, der edel und instinktiv richtig war. Lediglich die Umsetzung war falsch.

Ray wandte sein vor Tränen schimmerndes Gesicht Boris zu und begann langsam seinen Kopf zu schütteln:

"Wenn du mir nie wehtun wolltest, warum nur hast du es dann doch gemacht?

Wieso musstest du nur das Schlechte dieser Welt sehen? Warum konntest du deine Augen nie für die schönen, kleinen Momente öffnen?

Kai, meine Freunde, Drigger, meine Berge, meine Heimat... alles ist zerstört..."

Boris Blicke wanderten wieder zur sterbenden Stadt und starrten dort starr auf einen imaginären Punkt.

"Ray, ich glaube du verstehst mich nicht. Noch nicht, vielleicht bist du einfach noch zu jung. Zu jung um zu verstehen, oder zu jung um die Erfahrungen gemacht zu haben, die ich gemacht habe.

Ich werde auf jeden fall meinen Plan durchziehen. Und du wirst sehen es wird gut werden!"
 

Ein leises Zischen näherte sich ihnen von hinten.

Ray drehte sich langsam um und zuckte nicht einmal mehr mit der Wimper als er seine Freunde mit gefletschten Zähnen und rot glühenden Augen erkannte, die ihn wie ein Rudel hungriger Werwölfe einkreisten und siegessicher näher traten.

Direkt vor ihm stand Kai. Einst war dies die Person, die er immer begierig ansah, und noch vor ein paar Stunden hatte er sich an ihn gekuschelt und er hatte ihn tröstend in die Arme genommen. Sein Alptraum ist wahr geworden.

Doch an diesem Punkt war er aufgewacht. Hatte er vielleicht noch die eine kleine Chance dies alles gut ausgehen zu lassen?

Oder sollte in ein paar Minuten die blasse Person, die sich beim Erscheinen der Bestien ein paar Schritte zurück gezogen hatte, hier auf die Knie fallen und um seinen Sohn trauern, für den er dies alles doch so erschaffen hatte?

Ein wildes hungriges Knurren drang aus der Kehle des graublauhaarigen Wesens...

... bevor es sprang...
 

~~~~Fortsetzung folgt~~~~
 

"...und soweit zu diesem Streich, doch der Epilog folgt sogleich..."

Tja, zuerst hab ich nicht so recht gewusst, ob ich jetzt den Ausgang hier schon rein schreiben sollte, oder ob ich ich mir das tatsächlich für das Nachwort noch aufsparen sollte.

Wie ihr seht hab ich mich für zweiteres entschieden, sodass ihr erst, in ca. 1-2 Tagen erfahrt wie's ausgeht ;)



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kouichi-chan
2004-08-13T10:11:42+00:00 13.08.2004 12:11
Oh.Mein.Gott!!!

Ich dachte mir, dass die Geschichte noch eine große Wendung nehmen würde, aber mit sowas....
Nya...dass Ray an all dem "schuld" bzw. beteiligt sein soll....uiuiuiuiiuiuiiu...v.v""
Ich hoffe doch, dass es bald weiter geht!!
Ich hab' echt geheult...als Ray Drigger nicht rufen konnte, als Lee gestorben ist, als er das Amulett fallen gelassen hat, als er Kai's Eckzähne gefunden hat...als er DAS erfahren hat...ich hab' mich echt bei uns auf'S Klo gesetzt und geheult...T.T *seufz*
Mach weiter so!!
Jetzt wird's richtig schön spannend!!!
Ich freu' mich schon
Bye
Kouichi
Von:  Hayan
2004-08-06T08:02:02+00:00 06.08.2004 10:02
ôô boris?
ohlala...<<°
schieb büdde ganz schnell weiter!
*umknuffz*
Marakesch
Von: abgemeldet
2004-08-02T19:52:21+00:00 02.08.2004 21:52
Waahhhhh!! Schnell weiter!!!!
Von: abgemeldet
2004-08-01T12:41:58+00:00 01.08.2004 14:41
NEIN!! Das kannst du mir doch nicht antun >< ab dem 4. August bin ich 2 Wochen weg und wenn ich vorher nicht weis wie das ausgeht sterbe ich !!!!
Von:  DarknessKai
2004-08-01T11:22:05+00:00 01.08.2004 13:22
Mach schnell weida
ich will jetzt wissen wies weida geht

Bye
Darkness


Zurück