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King and Lionheart

von

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Auf dem Weg

Nervös verschränkte Ken die Hände ineinander. Tais Idee, mit den anderen zu sprechen, sie einzuweihen, war zwar gut, aber dass er das alleine übernehmen sollte… Aber gut, es war sinnvoll, dass Tai versuchen würde, Davis aufzuheitern und die ganze Sache auch mal von dessen Seite zu hören. Nun musste er den anderen die Geschichte noch einmal von vorne erzählen und Ken war sich immer noch nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung war. Natürlich konnte er auf die Hilfe der Freunde bauen und zumindest Tai musste wissen, worum es ging – es war zugegebenermaßen auch eine Erleichterung für ihn. Und dennoch… Davis wollte es alleine schaffen, okay, fast alleine, er wollte seine Zukunft den anderen stolz präsentieren. Und jetzt?

„Ken!“ Yolei kam herbeigerannt, atemlos wie immer, mit verrutschter Mütze. „Was ist denn los, dass wir so dringend kommen sollten? Tai hat ja richtig Druck gemacht am Telefon.“

Doch bevor Ken zu einer Antwort kam, waren auch schon Matt und T.K. an Yoleis Seite: „Gute Frage. Und wo ist Tai?“

„Tai ist bei…“ Dieses Mal unterbrach ihn Kari mit einem fröhlichen „Hallo!“ in die Runde. „Wie gesagt, Tai ist…“

„Hallo! Entschuldigt, dass ich so spät komme.“ Cody verbeugte sich tief vor den anderen und sah sich dann um. „Nanu, es sind ja noch gar nicht alle da. Wobei… auf Davis werden wir wohl nicht warten müssen, der kommt ja immer zu spät.“

Während die anderen sich unterhielten und noch auf die restlichen Freunde warteten, hatte Ken beschlossen, jetzt einfach zu schweigen. Er würde noch früh genug das Wort haben. Dann würden sie auch erfahren, wo Tai war und warum Davis dieses eine Mal nicht zu spät kommen würde. Während er sich überlegte, wie er anfangen sollte, kamen auch Joey und Mimi herbei geschlendert, ganz so als hätten sie alle Zeit der Welt. Ken sah sich um, wollte wissen, wer noch fehlte, als Sora mit wehendem Schal angelaufen kam.

„Izzy kann leider nicht, er konnte sich nicht freimachen.“

„Dann fehlt ja nur noch Davis. Und Tai. Wo ist Tai? Hat er nicht so Druck gemacht?“, fragte Cody erneut in die Runde, woraufhin Mimi entschlossen nickte.

„Tai ist bei Davis.“ Ken war auf seiner Bank sitzen geblieben und sah nun zu den anderen hoch. „Es geht um Davis.“

„Was hat er jetzt schon wieder angestellt?“ Auch wenn Matts Worte genervt klangen, war sein Tonfall eher besorgt. Er sah in Davis eine Art sehr nervigen und anstrengenden kleinen Bruder, das wusste Ken, denn Matt hatte es ihm mal anvertraut.

Während Ken den anderen also erzählte, was geschehen war, stellte er fest, dass es jedes Mal leichter von den Lippen ging: Nudelsuppenstand, Traum, lange Abende, gute Planung, Üben des Gesprächs, desaströses Gespräch, Unterhaltung mit Davis‘ Vater und das Ganze mit Tai. Zwar versuchten insbesondere Mimi und auch Yolei immer mal wieder, seinen Redefluss zu stoppen, aber er ließ sich nicht davon beeinflussen und sprach einfach weiter.

„So sieht es aus. Und ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann.“

Kari setzte sich neben ihn auf die Bank und legte den Kopf in den Nacken, um in den Himmel zu schauen. „Wenn er erst mal bei Tai schlafen kann, ist gut. Ich hoffe, er denkt darüber nach und geht zu seinen Eltern zurück.“

Zwar wusste Ken, dass Karis Gedanken vernünftig waren, aber dennoch wollte er einfach das Beste für Davis und das war es seiner Ansicht nach nicht. Doch bevor er auch nur eine Chance hatte, das zu sagen, ergriff Mimi das Wort: „Quatsch. Kari, das ist Quatsch. Hast du Davis‘ Nudelsuppen gegessen? Die sind köstlich. Und wir alle wissen, dass unser guter Davis keine Leuchte ist. Wenn Ken sagt, dass sie ein gutes Konzept und diesen Finanzkram ausgearbeitet haben, dann glaube ich es ihm.“

Und schon brach ein Streit aus, der die Freunde in zwei Fronten teilte. Es gab welche, darunter Cody und Sora, die Karis Meinung teilten. Es wäre einfach vernünftiger, wenn Davis wieder zur Schule gehen würde. Danach könnte er immer noch Nudelsuppen kochen. Doch Ken war überrascht, dass Joey sich nicht dieser Meinung anschloss und der Ansicht war, dass Davis seinem Traum folgen sollte.

Es war T.K., der dem Ganzen schließlich ein Ende setzte: „Es bringt doch nichts, wenn wir uns streiten, wichtig ist, was Davis will.“

„Stimmt genau.“ Es war Tai, der hinter ihnen stand und T.K. zustimmte. „Und Davis will aktuell bei Shous Ramen arbeiten, um das Geld für seinen eigenen Nudelsuppenstand zu verdienen.“

Immerhin da waren sich dann alle einige, dachte Ken, denn das war absoluter Schwachsinn. Shou würde ihn ausnutzen, denn trotz Kochausbildung war Davis einfach der bessere Koch. Eine billige Arbeitskraft, mehr Kunden und Shou würde sich ganz entspannt zurücklehnen können.

„Zumindest eines ist geklärt“, Tai sah entschuldigend zu seiner Schwester, „Davis wird vorerst bei mir wohnen. Gegen eine geringe Miete. Der Vermieter ist einverstanden.“

„Ich fasse mal zusammen: Davis geht nicht mehr zur Schule. Er arbeitet lieber als Hilfskoch und wohnt bei Tai. Ist aber vermutlich unglücklich.“ Yolei hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. „Und was können wir jetzt tun?“

Nachdenklich und betretend schweigend standen die Freunde nun da. Das war eine gute Frage, denn auch diejenigen, die eigentlich auf der Seite der Motomiyas standen, wollten Davis helfen. Nur wie? Ken selbst wusste, was er tun könnte, doch er traute sich nicht, dies gegenüber den anderen anzuschneiden. Es war ein heikles Thema und auch wenn er sich seiner Sache und Davis‘ Fähigkeiten vollkommen sicher war, wollte er dennoch niemand anderen dazu zwingen.

Tai räusperte sich leicht: „Also… ich muss wieder gehen, ich wollte nur kurz etwas einkaufen. Offiziell. Lasst uns eine Nacht drüber schlafen, vielleicht fällt uns etwas ein.“

Er umarmte kurz seine Schwester und verschwand dann so schnell, wie er gekommen war. Auch die anderen gingen langsam, die Runde löste sich auf, bis nur noch Ken und T.K. übrig waren.

„Du hast einen Plan, oder?“ Geradezu lässig ließ T.K. sich auf die Bank fallen. „Du willst ihm Geld geben, richtig?“

„Woher…“

„Ich habe gesehen, wie du nachgedacht hast.“ T.K. grinste Ken verlegen an. „Und das ist ehrlich gesagt auch die einzige Lösung, die mir eingefallen ist.“

Schweigend saßen sie nebeneinander und betrachteten eine junge Frau mit Kinderwagen, die gerade vorbei kam.

„Wie viel fehlt Davis?“

„Ohne die Miete und Kosten, die jetzt noch dazu kommen?“

„Ja.“ T.K. sah ihn neugierig an und Ken nannte ihm schließlich die Zahl. „Wenn er das hat, kann er sich ein neuwertiges Rad mit Ramen-Anhänger kaufen?“

„Ja.“

„Okay. Ken. Ich geh jetzt auch mal. Vielleicht habe ich eine Idee.“ Noch bevor Ken richtig antworten konnte, war T.K. schon verschwunden. So rief er ihm nur noch ein „Bis dann“ hinterher. Eine Idee? Hoffentlich etwas Hilfreiches, und etwas, das mehr half, als seine eigene Idee.
 

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Erschöpft öffnete Ken die Augen. Die halbe Nacht hatte er wach gelegen und sich Gedanken gemacht, wie er Davis helfen könnte. Das Ergebnis war das gleiche wie am Abend zuvor, ihm fiel einfach nichts Besseres ein. Und die wirren Träume, die er während seines kurzen Schlafes hatte, waren auch nicht viel besser: Davis‘ Mutter in einem Nudelsuppen-Topf, die immer wieder „Geh zur Schule“ rief, ihr Mann fuhr klingelnd auf einem Fahrrad durch die Gegend und rief immer wieder gehässig „Das kriegst du nicht, das kriegst du nicht.“ Gekrönt wurde das Ganze dann durch Juns Lachen, das ihm immer noch in den Ohren klingelte. Was für eine Nacht…

Aber warum war er eigentlich aufgewacht? Er hatte das Gefühl, da war irgendetwas. Der Wecker hatte nicht geklingelt, es war Sonntag. Das Telefon auch nicht… aber das Handy! Schnell entdeckte Ken den Grund, warum er aus seinen wirren Träumen aufgeschreckt war: Eine SMS von T.K. war angekommen.
 

Hey Ken! Ich glaube, ich hab eine Lösung. Lass uns nachher bei Matt treffen. Gruß, T.K.
 

Mit vollem Schwung sprang Ken aus dem Bett und war im Nu angezogen. Aber wann war nachher? Er wollte nicht aufdringlich erscheinen, aber andererseits hätte er zu gerne gewusst, welche Idee T.K. gehabt hatte. Ob das wohl wirklich die Lösung war? Angespannt saß er auf seinem Schreibtischstuhl und sah aus dem Fenster. Wie es wohl Davis ging? Ob er vielleicht noch im Bett lag und schlief? Oder war er schon wach? Vielleicht sollte er Tai mal schreiben. Nein, besser nicht.

Nachdem er lange genug gegrübelt hatte, beschloss Ken kurzerhand, dass nun nachher war und machte sich auf dem Weg zu Matt. Den ganzen Weg über begleiteten ihn Vermutungen, Gedanken und Sorgen, und so war er schon fast froh, als er endlich das Hochhaus erreicht hatte, in das Matt vor kurzem erst eingezogen war. Doch er musste gar nicht erst in die Wohnung selbst, T.K. kam gerade aus dem Hinterhof und grinste ihn breit an.

„Hey, Ken. Gut geschlafen?“ Was für eine Ironie und Ken war sich sicher, dass T.K. dies auch genau wusste, also zog er es vor, mit einem unverbindlichen Kopfnicken zu antworten.

„Hör zu, ich habe mir gestern viele Gedanken gemacht und habe dann im Internet recherchiert und habe etwas gefunden. Die Besitzerin war so freundlich und hat es her gebracht. Sie und Matt sind hinten im Hof.“ T.K. zog Ken mit sich und sah ihn immer wieder erwartungsvoll an. „Die anderen müssten auch jeden Moment kommen. Ich glaube wirklich, das ist die Lösung!“

Mit jedem Schritt wurde Ken aufgeregter und sein Herz begann zu pochen. Eigentlich lächerlich, aber er wollte Davis unbedingt helfen und hier bot sich nun die Chance. Davis hatte so viel für ihn getan und war immer für ihn da gewesen. Einen besseren Mensch als Freund konnte er sich einfach nicht wünschen. Und dann sah er es: ein Rad. Ein Ramenstand, genauso wie Davis es sich vorgestellt hatte.

„Und? Wie findest du es?“ Schon fast mit Besitzerstolz präsentierte T.K. im das kleine Wunder. „Jetzt kommt das Beste: Weil es gebraucht ist, kriegen wir es für nicht mal die Hälfte. Ich habe mit den anderen telefoniert und sie dazu überredet, dass wir es kaufen.“

„Wir schenken es Davis“, erklang Tais Stimme hinter Ken. „Dafür kriegt er nie wieder etwas zu Weihnachten oder zum Geburtstag. Und ich will kostenlose Suppe bis ans Ende meines Lebens.“

„Ihr müsst es noch reparieren und wieder etwas verschönern, aber mir hat es lange Zeit gute Dienste geleistet.“ Erst jetzt nahm Ken die lächelnde, ältere Frau wahr, die neben Davis‘ zukünftigem Laden stand. „Und… ihr seid wirklich tolle Freunde. Das freut mich sehr. Ich brauche es nicht mehr und freue mich, wenn wieder jemand es nutzen kann. Da gebe ich es gerne an euch weiter. Die anderen Käufer… haben Pech.“

Sie zwinkerte ihm zu und nahm dann einen Umschlag entgegen, den Tai in der Hand hielt.

„Viel Spaß damit. Und sagt mir Bescheid, wenn euer Freund seine erste Tour macht, dann komme ich vorbei und esse eine Nudelsuppe bei ihm.“

„Da haben wir ja noch einige Arbeit vor uns.“ Sora sah das Fahrrad misstrauisch an. „Wir brauchen neue Räder, der Rahmen ist leicht verzogen.“

„Und außerdem brauchen wir dringend einen neuen Anstrich“, das war Mimi, die sich nach vorne gedrängt hatte. „Hattet ihr zwei euch ein Logo überlegt?“

„Was?“

„Na ja… ein Logo. Ein Motiv, das nur Davis hat. Etwas, womit er sich von den anderen unterscheidet.“

„Oh… nein.“ Ken schüttelte den Kopf. Daran hatte er wirklich nicht gedacht.

„Ts, ts, ts.“ Yolei trat – ebenfalls kopfschüttelnd – an seine andere Seite. „Also habt ihr auch keine Flyer oder sonstige Werbung, nicht wahr?“

„Dann überlasst das mal Izzy und mir, richtig, Izzy? Wir werden euch was Schönes zaubern. Und ihr repariert diesen Schrotthau… äh… das Fahrrad. Und den Anhänger.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MoonlightWhisper
2013-12-03T15:54:51+00:00 03.12.2013 16:54
Eine schöne Lösung für die Freunde.
Da freue ich mich doch darauf wie Davis Reaktion ausfällt :)
Natürlich lese ich sofort weiter.
Fühl dich geknuddelt, weil ich die ganze Zeit lächeln muss. Mir tun schon die Mundwinkel weh ;)
lg
Cliona


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