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Kessler Syndrome

Im Weltraum gibt es nur eine wichtige Regel: "Lass nicht los!"
von

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Katastrophe

„Ryan, geben Sie uns bitte ein kurzes Statusupdate über Ihre Systeme, over!“ „Hmm, Stand-by Houston.“ Mission Commander John Ryan, ein sportlicher Mann der mit großen Schritten auf die Mittvierziger zuging checkte die Anzeigen seines Raumanzuges. Sowohl sein Armdisplay als auch das Head-up-display seines Helmes. „Treibstoff bei 70%, Sauerstoff für 5 Stunden, CO² Werte stabil im Nominalbereich copy?“ Es dauerte einen Moment, dann bestätigte Houston. Elegant und gekonnt manövrierte Ryan sein Jetpack zwischen den Astronauten Bowman und Sellars hindurch, die beide an einem eingefangenen Satelliten arbeiteten. Sie waren zwar beide über eine Sicherheitsleine fest mit dem Shuttlearm verbunden aber das Sicherheitsprotokoll und die Vernunft gebot es, dass mindestens ein Zusätzlicher Astronaut mit ihnen draußen war, um sie im Falle eines Abdriftens zurück zu holen. Wenn man sich im Weltraum erst einmal in eine Richtung bewegte und nichts hatte um eine Gegenbeschleunigung zu machen war man praktisch hilflos. Man konnte nur wenige Zentimeter am rettenden Handgriff vorbeischweben, wenn man ihn nicht greifen konnte war es aus. Mission Commander Ryan war etwas gelangweilt, immerhin war es sein dritter Flug ins All, einmal war er über sechs Monate auf der ISS geblieben, das zweite Mal war es der Jungfernflug des neuen Spaceshuttles Ikarus.

Er bremste ab und bewegte sich zwischen Bowman und Sellars, ehe er seine Sicherheitsleine an einer Halterung am Arm des Shuttles befestigte. Er sah erst zu Bowman hinüber, ein drahtiger Brite mit Brille, die mit einem speziellen Gummiriemen, unter seiner Snoopykappe, um seinen Kopf gebunden war, damit er sie in der Schwerelosigkeit nicht verlor. Bowman war in seine Arbeit vertieft und wechselte Festplatten am Satelliten aus. Ryan drehte sich zur anderen Seite um, Sellars war damit beschäftigt eine Verkleidung wieder anzuschrauben. Sellars war sein geheimer Liebling. Die Frau Anfang dreißig hatte dunkelblondes Haar, eine sportliche Figur und tiefblaue Augen. Ryan nannte sie immer „Weltraumengel“. Auch Sellars war in ihre Arbeit vertieft, vielleicht umso besser, so konnte sie nicht merken wie Ryan sie mit seinen Blicken musterte. Plötzlich knisterte es in seinen Kopfhörern. „Ikarus und Außencrew hier Houston over.“ Die rauchige Stimme von Flightcommander Carry Adams meldete sich und antwortete auf den Funkspruch von Houston. „Was gibt es Houston over?“ Adams war eine ehemalige Kampfjetpiloten der U.S. Airforce gewesen bevor sie zur NASA gekommen war. „Ikarus, wir habe gerade eben einen Bericht über einen unangemeldeten Raketenstart aus Nord Korea bekommen, die sagen es handle sich um den Test einer Trägerrakete. Laut unserem Radar besteht im Moment auch keine Gefahr für euch, die Apoapsis der Raketenflugbahn liegt laut unseren Berechnungen weit unterhalb eures Orbits, daher ist diese Info eigentlich nur „nice to know“ für Euch over. Bestätige Houston. Ryans Magen verkrampfte sich leicht und er wusste nicht warum, tat es aber ab und konzentrierte sich wieder auf seine Tätigkeiten. „Hey Sellars, kann ich Sie auf einen Drink einladen, wenn wir wieder zurück sind?“ Scherzte Ryan. „Ist das ein Flirtversuch Commander, wenn das einer ist muss ich ihnen leider sagen, dass Sie nicht mein Typ sind.“ Erklärte Sellars ohne von ihrem Akkuschrauber auf zu sehen. „Schade hätte ja klappen können, dann frage ich mich aber, warum sie mich beim gemeinsamen Abendessen an Bord der Ikarus immer so seltsam ansehen. Egal, wenn eine Dame „Nein“ sagt muss man gehorchen. Alles Klar Bowman?“ Gab Ryan von sich, stieß sich vorsichtig ab um langsam zu Bowman hinüber zu schweben. Er hielt sich an einem Handgriff fest, löste seine Sicherheitsleine und befestigte sie am gleichen Handlauf wie Bowman. „Hmm, verdammt ich brauche das Auslesegerät.“ Der Brite drehte sich um und deutete nach unten auf eine Transportbox im Laderaum der Ikarus und machte mit der anderen Hand Anstalten seine Leine zu lösen. „Lassen Sie nur Doc, ich mach das schon.“ Kam Ryan wie aus der Pistole geschossen dazwischen und legte Bowman die Hand auf die Schulter. Im Handumdrehen hatte Ryan seine Leine gelöst und war mit seinem Jetpack zum Frachtraum geflogen. Während er sich mit der einen Hand fest hielt öffnete er mit der anderen vorsichtig die Transportbox. Er hatte gerade das Auslesegerät gefunden und es aus seiner Klettverankerung gelöst als sich plötzlich Houston zu Wort Meldete. „Ikarus hier Housten, Mission abbrechen, ich wiederhole Mission abbrechen. Satelliten abkoppeln Crew sofort zurück an Bord, Wiedereintritt vorbereiten, ISS wird evakuiert. Die koreanische Rakete ist mit einem Satelliten kollidiert, was eine Kettenreaktion verursacht hat, immer mehr Satelliten wurden getroffen und haben eine riesige Wolke aus Trümmerteilen verursacht die sich auch in Ihrer Flugbahn bewegen. Daher m..en..sof… verla… nd…“ Ryan blickte hinauf zu Bowman und Sellars die beide dabei waren ihre Sachen wieder ein zu packen und den Satelliten auf die Abkoppelung vorbereiteten. „Adams, Luftschleuse bereitmachen, wenn wir hier fertig sind müssen wir so schnell wie möglich los.“ Ryan stieß sich vom Boden des Frachtraumes ab und korrigierte seine Flugbahn mit den Steuerdüsen so, dass er sich auf die Anderen zubewegte. Doch auf halbem Wegen bemerkte er ein Glitzern am Horizont der Erde. „Heads up Leute, Backbord auf Höhe des Erdhorizonts.“ Bowman und Sellars drehten sich synchron um und sahen in die Richtung die Ryan beschrieben hatte. Eine riesige Wolke aus Trümmerteilen bewegte sich direkt auf sie zu.

Plötzlich schoss ein Trümmerstück, etwa so groß wie eine Mülltonne an Ryan vorbei lautlos und mit einer Geschwindigkeit von ca. 10000 m pro Sekunde. „Ikarus, hier Ryan habe Sichtkontakt mit Debris, wahrscheinlich Trümmerteil einer Rakete, verdammt wir müssen los und das verdammt schnell.“ Weitere Befehle und Beobachtungs- sowie Statusberichte wurden über Funk gegeben und die Frequenz war mit einem Mal laut und belebt. Ryan korrigierte erneut die Richtung wollte gerade zu dem noch immer verankerten Satelliten, als dieser plötzlich von ein einem Debrisstück in zwei Hälften gerissen wurde und selbst eine gigantische Wolke aus Trümmerteilen erzeugte die in alle Richtungen davon stoben. Nicht schlimm genug riss eine der Satellitenhälften die Verankerung komplett aus dem Frachtraum der Ikarus und versetzte das Shuttle in eine langsame Drehung. Gerade noch konnte Ryan der anderen Trümmerhälfte ausweichen als er von der Transportkiste, an der er sich gerade noch befunden hatte hart gegen die geöffnete Ladeluke geschleudert wurde, über dies hinaus verlor er Sichtkontakt zu Bowman und Sellars die er beide jedoch noch über Funk hören konnte. Mit kurzen kontrollierten Schüben seiner Steuerdüsen stabilisierte er sich wieder als ein weiteres Trümmerteil die Ikarus genau von unten durchschlug, ein riesiges Loch in den Boden des Shuttles riss und dafür sorgte, dass die Bewegung des selbigen immer schneller und unkontrollierbarer wurde. Schnell wich er dem herumschwingenden Frachtarm aus und sah nun plötzlich Sellars wieder die immer noch daran befestigt war. Bowman, der nicht mit den Füßen sondern nur mit der Sicherheitsleine fixiert war wurde, laut schreiend umso heftiger herumgeschleudert. Die ganze Situation lief völlig aus dem Ruder.

"Ruhe bewahren!"

Es brauchte einen Moment bis die Information die er mit den Augen aufnahm zu seinem Gehirn durchgedrungen und dort verarbeitet worden war. Er musste handeln, er wich erneut dem umherschwingenden Frachtarm aus und versuchte Abwechselnd Bowman und Sellars sowie die Ikarus per Funk zu erreichen. Plötzlich jedoch wurde der große Frachtarm der Ikarus von einem Splitterstück getroffen, aus seienr Verankerung gerissen und trieb samt der beiden Astronauten weg, der Funk blieb tot, zu viele Splitter und Trümmerteile störten den Funk.
 

Information, Ryan brauchte Informationen er musste sich einen Überblick über die Lage verschaffen, er musste sich vom Shuttle entfernen um die Lage überblicken zu können, wäre dann aber zu weit weg wenn etwas passieren würde.

Es gab keine andere Wahl er musste.

Vorsichtig ließ er sich kontrolliert vom Shuttle wegtreiben, Immer noch torkelte die Ikarus unkontrolliert um nahezu alle Achsen. Fieberhaft lies er den Blick schweifen und versuchte den abgerissenen Frachtarm der Ikarus zu finden. Eine Nadel im Nadelhaufen; selbstständig konnten Bowman und Sellars keinesfalls zurück zum Shuttle kommen, beide hatten kein Jetpack. Mit einem Mal ertönte ein leises Knacken in seinen Kopfhörern.

„Ryan, Commander Ryan, irgend Jemand, hier ist Mission Specialist Kara Sellars wir sind abgetrieben worden und benötigen sofortige Hilfe over.“

Ryan hatte sich weit genug abtreiben lassen, sodass sein Funk nichtmehr länger von den Trümmern gestört wurde. „Sellars, Sellars hier Ryan over, Sellars hier Ryan bestätigen Sie over.“ Antwortete er und suchte die Umgebung nach den beiden Astronauten ab.

„Komm schon Weltraumengel, sprich mit mir.“ Flüsterte er zu sich selbst, dann ganz plötzlich antwortete Sellars. „Ja, ja Ryan ich höre Sie.“ Ryan wirkte erleichtert.

„Ok, Sellars hören Sie zu, Sie müssen sich genau auf meine Stimme konzentrieren als erstes müssen Sie mir sagen was mit Bowman los ist, geht es ihm gut?

Als zweites müssen Sie mir sagen was sie sehen, irgendeinen Fixpunkt, einen Kontinent irgendwas damit ich Sie orten kann ok ?“ Ryan sprach langsam und eindringlich. Sellars hingegen war zu aufgeregt, sie atmete zu schnell und wenn sie so weiter machte würde ihr Sauerstoffvorrat nicht mehr lange halten.

Sellars antwortete. „Ich, ich weiß nicht, ich glaube er ist bewusstlos, jedenfalls kann ich keine Schäden an seinem Anzug erkennen. Ehm ich sehe, ich weiß nicht ich drehe mich zu schnell… es ich habe keine Ahnung… doch ich sehe etwas das ist, ich glaube das ist die ISS, sie ist klein, sehr klein.“

Ryan wusste wo die ISS jetzt in etwa stehen musste und suchte den Erdhorizont ab, fand die ISS und wenig später auch den Frachtarm der Ikarus, etwa 900 Meter entfernt von seiner Position.

„Sellars, ok kein Grund zur Sorge, ich habe Sie, ich lasse Sie nicht mehr aus den Augen, ich werde jetzt zu Ihnen kommen, aber bis dahin müssen Sie sich beruhigen, Sie verbrauchen zu viel Sauerstoff, ich will dass Sie ruhig und langsam atmen, konzentrieren Sie sich auf meine Stimme, schließen sie notfalls die Augen für einen Moment, aber beruhigen Sie sich.“

Ryan setzte sich in Bewegung.

Langsam näherte er sich dem umhertreibenden Frachtarm.

„Ryan, Sie müssten mich jetzt sehen können, ich werde im letzten Moment kurz beschleunigen müssen, damit ich nicht vom rotierenden Arm erfasst werde ok? Bleiben Sie ruhig, wir schaffen das.“ Erklärte er Sellars und bremste etwas ab, energisch beobachtete er die Drehung des Frachtarmes, versuchte seine Bewegungen voraus zu ahnen, dann zählte er an.

„Ok, 3…2…1… Schub.“ Mit einem kräftigen Schub seiner Steuerdüsen bewegte er sich genau auf den Frachtarm zu wurde wie geplant vom zerstörten Ende verfehlt und prallte genau auf Sellars, wo er sich festhielt um seine Bewegungsenergie abzudämpfen.

Sofort klinkte er sich mit seiner Sicherheitsleiste an Sellars fest, dann bewegte er sich genau so, dass der ihr direkt Visier vor Visier in die Augen schauen konnte.

Ihre tiefblauen Augen zogen ihn in ihren Bann. „Sie haben verdammt schöne Augen, hat Ihnen das schon mal jemand gesagt?“ Witzelte Ryan und sah wie sich Sellars zumindest ein gequältes Lächeln abringen konnte. „Ok als erstes werde ich jetzt nach Bowman sehen und ihn an ihrem Gurt befestigen, dann sind wir alle miteinander verbunden, keine Angst, ich gehe nicht weg ich bin ja an Ihnen fest gemacht.

Vorsichtig zog er an Bowmans Sicherheitsleine holte ihn zu sich heran, befestigte ihn an Sellars Gurtzeug und sah ihn sich dann genauer an.

Ein kleines Tröpfchen Blut kam aus seiner Nase und schwebe durch seinen Helm, seine Augen waren geschlossen, zuckten aber, Bowman war wirklich nur bewusstlos.

„Ok Sellars, alles klar Bowman geht es soweit gut. Als nächstes müssen wir uns vom Arm lösen, mit ihm ist unsere Masse zu groß und ich werde nicht in der Lage sein uns alle mit den Steuerdüsen meines Jetpacks zu bewegen. Sellars protestierte, doch Ryan lies ihr keine Wahl, er löste die Fußverankerung ihres Anzuges.

Mit einem heftigen Ruck wurden die drei Astronauten wie von einem Katapultarm geschleudert. Mit mehreren Schüben seiner Steuerdüsen konnte er die drei jedoch stoppen.

„So, Sie sehen, alles halb so wild. Ich sehe die Ikarus von hier, etwa 900 Meter unter uns.“ Langsam und ruckartig setzte sich die Dreierkolonne aus Astronauten in Bewegung und kehrte langsam zur Ikarus zurück die immer noch unkontrolliert umhertrudelte.

Abgesehen von den schweren Schäden die das Shuttle hatte beunruhigte Ryan die noch immer unkontrollierte Fluglage, die Besatzung musste doch wenigstens versucht haben das Schiff zu stabilisieren. Langsam kamen sie im Frachtraum des Shuttles an.

Dort befestigte Ryan die Sicherheitsleine von Sellars an einem stabilen Handlauf und löste seine eigene, sodass nur noch Bowman und Sellars mit dem Shuttle verbunden waren.

„Ich seh mir mal die Schäden genauer an, kümmern Sie sich derweil um Bowman, reden Sie mit ihm, versuchen Sie ihn zu wecken.“ Ryan flog los.

Die Luftschleuse des Shuttles schien noch intakt zu sein aber durch die beiden Fenster von denen man aus der Crewsektion in den Laderaum sehen konnte schien kein Licht.

Mit einem Unguten Gefühl im Magen bewegte sich Ryan nach Vorn um direkt in das Cockpit des Shuttles sehen zu können. Das Cockpit war dunkel und zwei der dreieckigen Fenster waren durchschlagen worden. Ryan schloss kurz die Augen, dann schaltete er seine Helmlampen an und leuchtete in die Kabine. Sein Lichtkegel fiel auf zwei leblose, gefrorene Körper. Ryan wusste er konnte nichts mehr tun.

„Houston, ich weiß nicht ob Ihr mich hören könnt, aber Flightcommander Carry Adams und Mission Spacialist Thomas Roots sind tot, Trümmerteile haben die Cockpitscheiben durchschlagen und das Shuttle dekomprimiert over.“ Ryan kehrte zu Sellars und Bowman zurück auf Sellars Frage nach Überlebenden schüttelte Ryan nur bedrückt den Kopf.

Es herrschte eisige Stille zwischen ihnen. Inzwischen war auch Mission Specialist Bowman wieder zu sich gekommen.

Ryan war für einen Moment ohne jede Idee. Das Shuttle war zerstört, sie waren die einzigen drei Überlebenden der Crew hatten nur noch begrenzten Sauerstoff und keinen Funkkontakt zur Erde. Die Situation schien aussichtslos.

ISS

„Sheiße… wir werden hier draußen verrecken!“ Ertönte Bowmans verzweifelte Stimme über Funk. „Wir sind am Ende das war’s Game Over…“ Sellars fiel ihm ins Wort jetzt hör auf David da bringt doch nichts.“ Aber Bowman begann von neuem, bis ihm Ryan seinerseits ins Wort fuhr.

„Sellars hat Recht, wenn wir so denken können wir uns gleich einsargen lassen. Es gibt immer eine Möglichkeit, eine Alternative. Wir müssen sie nur finden.

Aber fürs erste brauchen wir eine Bestandsaufnahem, jeder macht jetzt einen Statusreport.“ Ryan sah alle eindringlich und zugleich mit ruhigem Gesichtsausdruck an. „Ich fang an.“ Ryan sah auf sein Armdisplay. „Ich hab noch für 2 Stunden Sauerstoff, CO² ist im Nominalbereich.“

Er richtete seinen Blick wieder auf die anderen. Bowman fuhr fort. „1 ½ Stunden Sauerstoff, CO² ist ok.“ Alle Augen schienen nun auf Sellars gerichtet als dies etwas bleich ihre Werte bekanntgab. „45 Minuten CO² steigend.“ Ryan packte sofort ihren linken Arm um selbst einen Blick auf ihr Armdisplay zu werfen.

„Was!?! Wie ist das möglich?“ Entfuhr es ihm. „

Ich…ich weiß nicht meine Herzfrequenz war die ganze Zeit nicht besonders niedrig und als ich vom Shuttle getrennt wurde, die Aufregung...“ Ryan lies ihren Arm los und merkte, dass er überreagiert hatte.

Er merkte nur, dass ihm Sellars Schicksal interessanter Weise mehr als sein eigenes am Herzen lag. „Wir finden schon eine Lösung.

Fakt ist, wir können nicht auf Rettung hoffen oder warten, wir müssen zurück auf die Erde, aber nicht mit dem Ding hier.“ Er deutete auf das Shuttlewrack in dessen Laderaum sie sich befanden und das immer noch langsam umhertrudelte.

„Wenn wir aber… das ist es. Die ISS, wir nutzen die Soyuz TMA um wieder zurück zu kehren.“ Brach Ryan hervor, doch Bowman negierte. „Aber Houston hat doch Befehl zur Evakuierung gegeben.“ Ryan Schüttelte den Kopf.

„Ja die Soyuz die als Rettung Kapsel genutzt wird wir nicht mehr da sein, aber zuletzt waren drei Mann an Bord der ISS die sind mit einer anderen Soyuz gekommen, die werden sie für die Rückkehr nicht genutzt, sondern werden sie zurück gelassen haben. Wenn die ISS noch halbwegs intakt ist, muss diese Soyuz TMA noch da sein. Die ist unser Rückflugticket, wir müssen nur ISS kommen, aber die ist noch so weit weg, 5 vielleicht 6 Kilometer. Das können wir mit meinen Steuerdüsen schaffen.“

Erneut warf Bowman Bedenken ein, doch Sellars gab Ryan Recht, der Entschluss war gefasst.

„Ok als nächstes Stellen wir unsere Timer auf 90 Minuten, dann kommt die Trümmerwolke wieder, wenn ich die Geschwindigkeit richtig eingeschätzt habe.“

Alle drei Astronauten stellten ihre Armbanduhren, die so konzipiert waren, dass man sie auch mit den Handschuhen der Anzüge bedienen konnte, auf 90 Minuten ein. Dann verband sich Bowman mit seiner Sicherheitsleine an Sellars Anzug und Sellars klinkte sich mit ihrer hinten an Ryans Jetpack ein. Danach gab Ryan kurze kontrollierte Schübe um die Kette in Bewegung zu setzen. Kaum hatten sie sich vom Shuttle gelöst und dessen Drehung ausgeglichen sahen sie die hell, weiß und silbern schillernde Raumstation in einiger Entfernung. Von weitem unberührt lag sie ruhig im Raum. Sie machten sich auf den Weg.
 

„Hey Bowman, was machst du als erstes wenn du wieder zu Hause bist?“ Fragte Ryan und hob dabei den linken Arm und knickte in ab. Kurz über seinem Armdisplay war ein kleiner Spiegel angebracht, mit dem der den Bereich hinter sich beobachten konnte.

Er drehte ihn so, dass er Bowman darin erkennen konnte. „Hmm ich weiß nicht, wahrscheinlich werde ich meiner Ex-Frau sagen, dass ich jetzt was Schlimmeres als die Ehe mit ihr überlebt habe und dann werde ich meinen Schülern in Dartford eine mords Geschichte erzählen.“

Ryan senkte den Arm wieder „Ach stimmt du bist ja Lehrer, na dann horrido.“

Die folgenden Minuten bestanden aus reinem Smalltalk über Bowmans Laufbahn als Lehrer und wie er zur NASA kam, weil er als erster Lehrer seit der Challanger Katastrophe aus All unterrichten wollte.

Sellars blieb dabei still, sie wollte ihren kostbaren Sauerstoff sparen und war sichtlich angewidert davon, dass die beiden Anderen sich offensichtlich nichts aus der Dramatik ihrer Situation machten. Plötzlich ertönte ein elektronischer Alarm.
 

Es war das Piepsen von Sellars Anzugcomputer, der die erste Warnung ausgab, weil Sellars Sauerstoffvorrat auf 5% gesunken war. Der Alarm war so laut, dass er über ihr Mikrofon an die anderen Astronauten übertragen wurde. Sellars quittierte die Warnung, der Alarm verstummte. „Ich sehe, wir haben nicht ganz so viel Zeit wie ich es erhofft hatte, egal wir bekommen das hin, da vorn ist schon die ISS.“ Sagte Ryan und korrigierte nochmals ihren Kurs.

Die Station kam immer näher, als sie nur noch rund 900 Meter über ihr waren und sich schnell auf sie zu bewegten ergriff Ryan wieder das Wort.

„Die Station hat was abbekommen, scheint im Großen und Ganzen aber noch intakt zu sein. Das ist sehr gut. Ich habe aber leider noch ne schlechte Nachricht für euch Leute, mein Treibstoff ist gleich alle.

Ich kann vielleicht noch einmal den Kurs korrigieren, dann war’s das.“ Ryan korrigierte nochmals die Flugbahn der Dreierkolonne. „Und in wie weit ist das jetzt so schlecht, ich meine wir bewegen uns doch genau auf die Station zu.“ Sagte Bowman und sah fragend Ryans Rücken an. „Nun das ist insofern schlecht, dass ich nicht mehr wirklich abbremsen kann.“

Bowman gab einen Laut des Missmutes von sich. Ein erneuter Alarm erklang und zeigte an, dass Sellars Sauerstoffvorrat erschöpft war. Sellars begann schwerer zu Atmen.

„OK Sellars, sie müssen versuchen flach zu atmen, versuchen sie ihren Puls zu kontrollieren, sie haben noch Sauerstoff in ihrem Anzug, das dauert eine Weile bis sie den aufgebraucht haben.“ Unterdessen bewegte sich der Treck weiter auf die ISS zu.

„Ryan, sie müssen Abbremsen.“ Kam es von Bowman. „Geht nicht, nichts mehr in den Tanks, wird ein harter Aufprall, macht euch bereit nach allem zu greifen war ihr in die Finger bekommt.“ Ryan klappte die beiden Steuerelemente seines Jetpacks nach unten weg um mehr Spielraum zu bekommen. „Also gut 3...2…1…Aufschlagt“

Ryan kam als erster heftig auf der Oberfläche des „Harmony“ Modus auf, konnte aber einen Handlauf erwischen und sich daran festhalten.

Als nächstes kam Sellars auf, prallte auf Ryan und wurde wieder hoch geworfen und setzte die Sicherheitsleine die an Ryan befestigt war auf Spannung. Trotzdem konnte Ryan sich mit letzter Kraft festhalten, doch dann kam der ebenfalls manövrierunfähige Bowman.

„ Shit, nein, nein, nein nein!“ Rief Ryan, hielt sich eine Hand schützend vor den Visor seines Helmes, dann Schlug Bowman auf, rutschte über Ryan, prallte gegen Sellars du riss alle drei mit sich.

Der Handlauf entglitt Ryans Hand und manövrierunfähig trieben die nun weiter, bis Sellars sich am „Harmony“ Verbindungsmodul festhalten konnte und sie alle drei so verlangsamte, dass Ryan eine Strebe des S0 Auslegers zu fassen bekam.

Bowman hingegen trieb ein Stück weiter, prallte gegen den ausgefahrenen Roboterarm „Canadarm“. Dabei riss seine Verbindungsleine zu Sellars und ließ ihn langsam abtreiben. Todes- Stille. Sekunden wurden zu quälend langen Stunden.

„Verdammt Bowman!“ Rief Ryan löste sofort seine Verbindung zu Sellars, nachdem er gesehen hatte, dass diese sich noch immer festhalten konnte und bewegte sich entlang des Roboterarmes hinter Bowman her. Bowman machte panische versuche nach dem Roboterarm zu greifen, doch gerade als Ryan das Ende des Armes erreicht hatte und Bowman fast in greifbarer Nähe war meldete sich dieser zu Wort. „Sellars!“ Rief er und deutete auf die Astronautin.

Ryan hielt inne und drehte sich um. Sellars hatte das Bewusstsein verloren und begann ebenfalls abzutreiben. „Du kannst uns nicht beide retten Ryan, Sellars ist näher du kannst sie noch erwischen, ich bin schon zu weit weg.“ Sagte Bowman und machte mit den Händen eine abweisende Bewegung. „Shit Bowman nein…“ Erwiderte Ryan doch fiel ihm Bowman ins Wort.

„Ist schon in Ordnung, es ist ok…rette sie.“ Ryan sah im hinterher sein Gesicht zu einer schmerzvollen Mine verzerrt. „Es tut mir leid Bowman, ich … es tut mir so leid.“

Keuchte er ehe er sich umdrehte und den Arm wieder hinunter glitt. Schnell hatte er sich mit der Leine die er von Sellars gelöst hatte selbst am „Harmony“ Modul fest gemacht und peilte dann Sellars genau ein. Zögernd blieb er auf der Oberfläche des Moduls und sah zu ihr auf, dann holte er tief Luft, sein Herz raste, und stieß sich mit aller Kraft ab.

Schnell bewegte er sich auf die regungslose Sellars zu und unter den Anfeuerungsrufen von Bowman erreichte er sie gerade noch rechtzeitig bevor sie außer Reichweite trieb.

Bowman jubelte. „Du hast es geschafft, du hast es geschafft.“ Und obwohl er lachte entschwebte ihm eine Träne aus den Augenwinkeln. Ryan sah Sellars an. Sie war regungslos, schien ohne jedes Leben. Durch den Ruck den er durch die gestraffte Leine bekommen hatte trieb er langsam in die entgegengesetzte Richtung auf die ISS zu und zog dabei Sellars mit sich.

Dort angekommen löste er seine Verbindung und zog Sellars zur Luftschleuse.

Schnell hatte Ryan ihren schwerelosen Körper in die Schleuse rangiert und war hinter her gestiegen, als er gerade die Luke schließen wollte hörte er Bowmans stimme, die aufgrund der größer werdenden Entfernung langsam leiser wurde.

„Ryan, der Sonnenaufgang, er ist wunderschön von hier oben, ich glaube… ich glaube ich bin zu Hause Ryan, ich bin hier zu Hause, bei den Sternen…“ Bowmans stimme wurde so leise, dass sie vom Atmosphärischen Rauschen im Funk verschluckt wurde. „Machs gut Kumpel.“ Sagte Ryan sah noch einmal zu dem kleinen weißen Punkt der Bowman war, dann kletterte er in die Schleuse und verriegelte diese.

Soyuz TMA

Im Inneren der Station brannte Licht, alle notwendigen und wichtigen Systeme schienen noch zu arbeiten. Sobald die Schleuse verriegelt war stieß sich Ryan kräftig von der Wand ab, hinüber zum Ventil mit dem er die Schleuse wieder mit Atmosphäre flutete. Er drehte an dem roten Handrad und beobachtete am Computerdisplay darüber wie sich der Druck langsam erhöhte und stabilisierte.

Als der Nominalwert erreicht nahm er an seinem Anzug die Handschuhe ab, als nächstes löste er Sellars Helm von ihrem Anzugtorso. Sellars war immer noch völlig regungslos.

Ryan nahm seinen Eigenen Helm ab, dann entriegelte er seinen Anzug an dem Dichtungsring um seine Hüfte und löste den Anzugtorso von dem Beinteil, sodass er den Torso über seinen Kopf hinweg ablegen konnte. Nur noch seine Anzughose tragend, nahm er nun Sellars Handschuhe, dann den Anzugtorso ab. Er überprüfte ihren Puls und ihre Atmung.

Beides war nicht mehr vorhanden. Ryan begann Sellars Körper an die Schleusenwand zu drücken, hakte sich mit einem Fuß in einen Handgriff ein und stemmte den Anderen dagegen um einen Festen Standpunkt zu bekommen. Danach begann er mit wieder der Wiederbelebung. Sellars schien nicht zu reagieren.

Unablässig führte er die Herzdruckmassage und die Beatmung durch, bis Sellars plötzlich zu Husten begann. Sie kam wieder zu sich. Als sie wieder bei Sinnen war fragte sie als nach Bowman, woraufhin Ryan nur ernsthaft betroffen mit dem Kopf schüttelte.

Sellars verstand und fragte nicht weiter nach. Ryan löste die Digitaluhr vom Arm seines Anzuges und legte sie sich um. „Wir haben noch 25 Minuten, dann sollten wir nicht mehr hier sein.“ Erklärte er, entledigte sich seiner Anzughose und glitt anschließend zur Innenluke der Luftschleuse von wo aus er ins Innere der Station gelangte. Man sah, dass die Station in aller Hast verlassen worden war. Überall schwebten Gegenstände durch die Gegend, Wasserbeutel, Stifte und Klemmbretter, es war fast schon gespenstisch. „Sieh mal nach ob du über Funk jemanden erreichen kannst, ich seh nach wie es der Soyuz geht.“

Sagte Ryan, dann bewegte er sich nach unten zum UDM Modul. Die Luke am Ende des Moduls war geschlossen und durch dessen kleines Sichtfenster konnte man die Erde sehen.

Die Rettungskapsel war abgedockt. Er bewegte sich wieder nach oben und zurück um dann im DSM Modul nach zu sehen, die Luke am anderen Ende war geöffnet und er konnte schon von Weitem in das Orbitalmodul der angedockten Soyuz Kapsel blicken. „Jackpot“ flüsterte Ryan leise, dann kehrte er zu Sellars zurück, die mit einem Headset auf dem Kopf, ihre Snoopykappe hatte sie mittlerweile, genau wie er abgelegt, Houston über Funk zu erreichen versuchte.

Sellars bekam keine Antwort. „Die Trümmerteile müssen die Funksendeanlagen beschädigt haben, ich bekomme nichts rein.“ Erklärte Sellars, dann setzte sie das Headset ab und sah zu Ryan hinüber. „Ist die in Ordnung?“ Ryan nickte. „Was ich sehen konnte sah gut aus.

Wir können nach Hause.“ Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Kapsel.

Als sie beide eingestiegen waren schloss Ryan hinter ihnen die Luke. Im Inneren des Orbitalmodules befanden sich drei Druckanzüge, einer für jeden Sitz, den die Astronauten für gewöhnlich beim Wiedereintritt trugen, aber nicht für längere Weltraumspaziergänge geeignet waren. Vom Orbitalmodul bewegten sich beide in die eigentliche Raumkapsel, setzten sich in die Sitze und schlossen die Luke zwischen Reentrymodule und Orbitalmodul.

„Ok wir werden einige der Standardprozeduren überspringen, als erstes müssen wir abdocken.“ Ryan saß auf dem Pilotensitz, in einer mit Klett gesicherten Tasche befanden sich mehrere Ordner, er zu den Roten heraus und blätterte routiniert bis zum jeweiligen Kapitel.

Als erstes startete er die Hauptrechner, dann fuhr er die jeweiligen Systeme Eines nach dem Anderen hoch, danach bereitete er die Kapsel auf das Abdocken vor.

Als es soweit war betätigte er den entsprechenden Schalter, ein metallenes Klacken war zu hören, aber es tat sich nichts. Ryan blickte zu einem der beiden Seitenfenster hinaus und sah, dass sie sich nicht bewegten. Mehrmals drückte Ryan auf den Knopf, Nichts geschah.

Immer wieder drückte er auf den Knopf, immer fester, bis das Drücken zu einem Hämmern wurde, letztlich drosch er nur noch mit der Handfläche auf die Konsole ein.

Ryan tobte „Das...darf…doch…wohl…nicht…wahr…sein!“ Brüllte er und mit jedem Wort versetzte er der Konsole einen weiteren Schlag. Er fuhr fort mit wilden Beschimpfungen gegen das System und die Kapsel an sich, Sellars hingegen sah ihn nur zornig an, bis sie sich selbst zu Wort meldete. „Verdammt nochmal John das bringt uns doch auch nicht weiter.“ Brüllte sie ihn an, packte seine Hände und sah ihm tief in die Augen.

„Ja, wir haben ein Problem, aber auch das werden wir lösen ok?“ Ryan schien das erste Mal an seine Grenze gekommen zu sein und alle Hoffnung verloren zu haben.

„Nein, Scheiße nein was soll ich machen, wenn das verdammte Ding nicht abkoppelt, dann koppelt es eben nicht ab da kann ich auch Nichts mehr machen.“ Erklärte er und entriss seine Hände ihrem Griff. „Verdammt nochmal John reiß dich zusammen, du hast bis jetzt immer einen kühle Kopf bewahrt, du hast uns durch all den Mist bis hier her gebracht, jetzt verlier nicht den Mut. Ich vertraue dir, wir können das schaffen.“ Redete Sellars auf ihn ein bis er sich langsam beruhigte. Ryan begann sich wieder zu fassen.
 

Er packte mit zwei Fingern seine Nasenwurzel, schloss die Augen und lehnte sich zurück. So verharrte er eine ganze Weile bis er wieder wirklich zu sich kam. „Ich hab‘s, aber das wir Zeit brauchen, wir werden parallel arbeiten müssen.

Du musst von hier den Navigationscomputer vorbereiten und ihn auf eine Notfallrückkehr zur Erde programmieren. Während dessen gehe ich mit einem der Druckanzüge über das Orbital Modul raus und versuche von außen den Andockring zu lösen, die Versorgung mache ich über Schlauch.“ Sellars sah ihn zustimmend an.

Wenig später war alles vorbereitet. Ryan hatte einen Der Druckanzüge aus dem Orbitalmodul angelegt und hatte den Anzug mit den Lebenserhaltungssystemen der Kapsel mittels Schlauch verbunden. Das Orbitalmodul war durch die geschlossene Luke vom Crewmodul getrennt und das Orbitalmodul fungierte als einzige große Luftschleuse.

Ryan kletterte ins freie und Bewegte sich zum Andockring, der Punkt an dem die Kapsel noch mit der Station verbunden war.

Er klinkte sich mit einem Haken in einen Handlauf an der Außenseite der Kapsel fest und zog den Versorgungsschlauch vorsichtig nach. Dann begann er zu arbeiten.

Er begann damit eine Schraube nach der anderen zu lösen um die Außenverkleidung des Dockingrings zu öffnen.

„Hey Sellars, danke dass du mich auf den Boden zurückgeholt hast. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.“ Sellars antwortete über Funk. „Nein, ich muss dir danken, ohne dich hätte ich es nicht geschafft, hätte es keiner geschafft.“ Die Hälfte der Schrauben war gelöst. „Bowman hat es nicht geschafft.“ Antwortete Ryan ohne mit seiner Arbeit auf zu hören.

„Du kannst nichts dafür, es war ein Unfall, du hast alles getan was in deiner Macht stand das ist ein Risiko das wir alle eingegangen sind und Bowman kannte es auch.“ Eisiges Schweigen herrschte, die Stille wurde erst nach einer Weile von Ryan gebrochen. „Was machst du eigentlich wenn wir wieder zurück sind, gibt es da unten jemand, einen Mister Sellars?“ Alle Schrauben waren gelöst und Ryan begann damit die Verkleidung hoch zu schieben. „Mr. Sellars heißt jetzt wieder Mr. Kowalsky und ist nicht mehr mit mir verheiratet, aber ja es gibt jemanden.

Nora meine Tochter. Ich werde sie in meine Arme schließen und sie drei Tage lang nicht wieder los lassen. Und bei dir, wartet da jemand auf dich?“ Ryan lachte kurz auf. „Mit mir hat es keine Frau lange genug ausgehalten, dass sie mich geheiratet hätte.

Ja die sind aber auch alle noch nie mit dir durch die Hölle gegangen.“ Warf Sellars ein. „Ok, das war’s wenn wir hier durch sind gehst du mit mir Essen.“ Erwiderte Ryan und zog unsanft an der Verkleidung. „Das ist ein Deal.“ Antwortete Sellars, sie hatte sich zum Navigationsprogramm durchgearbeitet und gab nun mit Hilfe des Handbuches neue Werte ein.

Plötzlich vernahm Ryan ein leises elektronisches Piepen. Er sah sich reflexartig um, begriff jedoch schnell, dass das Geräusch nur aus seinem Anzug kommen konnte. Es war die Uhr die er unter seinem Anzug trug. „Ryan?!?“ war Sellars beunruhigte Stimme zu hören. „Ja ich weiß, meine hat auch gerade angefangen.“ Sagte er und beschleunigte sein Tempo.

Mit aller Kraft zog und rüttelte er an der Verkleidung, während lautlos um ihn herum bereits die ersten Splitter und Trümmerteile an ihm und der Kapsel vorbeirasten.

Wie Geschosse durchschlugen sie die Sonnensegel der ISS. Ein Trümmerstück durchschlug nur etwa zwei Meter neben seinem Kopf die Hülle der ISS und erzeugte zwei Löcher aus denen nun die Luft aus der ISS in den Weltraum entwich. Immer mehr und immer größere Trümmerteile bewegten sich auf sie zu.

Nach Hause...

„Ich hab’s gleich, ich hab’s gleich!“ Rief Ryan und konnte bereits die Metallklammern sehen, die die Soyuz mit der Station verankerten.

Als er gerade die ersten Klammern lösen wollte Zerfetzte ein umhertrudelnder Satellit das DSM Modul und trennte das Untere Drittel des Moduls samt Kapsel vom Rest der Station ab. Unkontrolliert trudelte nun die Kapsel samt Rest der Station durch die Wolke aus Geschossen. Ryan konnte sich gerade noch festhalten und drückte sich eng an die Soyuz um nicht von anderen Trümmern oder den Solarpanelen der ISS getroffen zu werden, denn die Raumkapsel brach gerade durch einen der großen Solararme. Die Fliehkraft zog und zerrte an Ryan ließ ihn nun mit den Beinen hinaus in den Weltraum zeigen.

„Sellars…Sellars stabilisieren, du musst sie stabilisieren!“ Brüllte er während er Mühe hatte sich fest zu halten.

Sellars behielt einen kühlen Kopf.

Zuerst stoppte sie die unkontrollierte Drehung, dann richtete sie das Soyuz Raumschiff neu aus, dennoch bewegten sie sich mit hoher Geschwindigkeit nunmehr vor der völlig zerstörten ISS, die allmählich immer näher kam.

Ryan hingegen war weggeschleudert worden, hing aber noch an seinem Versorgungsschlauch er sah wie sich die Station langsam auf sie zu bewegte. „Nein, nein, nein, nein!“ Gab er von sich und zog sich hastig am Schlauch zurück zur Kapsel. „Wir müssen hier weg und zwar schnell!“ Rief er als er die Luke des Orbitalmoduls erreicht hatte.

Er schwang sich hinein und zerrte hastig den Schlauch hinter sich in das Modul um die Luke schließen zu können, gerade noch rechtzeitig denn ein abgerissener Teil eines Moduls zog wenige Zentimeter an ihnen vorbei, dort wo vor ein paar Sekunden noch die geöffnete Luke war.

Schnell drehte Ryan den Sauerstoff im Orbitalmodul auf, als der Druck ausgeglichen war, öffnete er sein Helmvisier und trennte den Schlauch von seinem Anzug.

Danach öffnete er die Luke zum Crewmodul schwang sich hinein zu Sellars und verriegelte sie wieder.

Sellars war fieberhaft damit beschäftigt Trümmern aus zu weichen und die Kapsel auf Kurs zu halten. Ryan begab sich in den Sitz neben Sellars und schnallte sich fest.

„Ganz schön was los da draußen.“ Kommentierte er die Situation und begann sogleich die Kapsel auf den Wiedereintritt vor zu bereiten, denn die Kapsel begann zusammen mit der ISS die obersten Schichten der Atmosphäre zu berühren. „Alles klar, bereit für die Abkopplung?“ Fragte er und Sellars nickte. Sie ließ die Steuerelemente los und hielt sich fest, dann betätigte Ryan die Schalter für die Abtrennung des Orbitalmoduls und des Versorgungsmoduls.

Sofort begann die Kapsel wieder zu trudeln und umher zu schwingen, zumindest so lange bis der Widerstand durch die Atmosphäre so groß wurde, dass sich die Kapsel automatisch strömungsgünstig aufrichtete, mit dem Hitzeschild nach unten.

Im inneren der Kapsel begann alles zu klappern, vibrieren und zu rütteln. Ryan sah aus einer der Sichtfenster, die ISS Trümmerteile die mit ihnen in die Atmosphäre eintauchten begannen sich rötlich zu verfärben, einige begannen zu brennen, sie kehrten nach Hause zurück.

„Sellars, Ich weiß nicht ob die Abtrennung der Modul wirklich erfolgreich war, das ganze hier kann also auf zwei Arten enden. Entweder wir verbrennen beim Wiedereintritt, oder wir kommen nach Hause und haben dann eine Wahnsinns Geschichte zu erzählen.

Wie es auch endet, ich bin glücklich mit dir geflogen zu sein.“ Unsicher und etwas verängstigt sah Sellars ihn an, dann wanderte ihre Hand zu seiner und umfasste sie fest.

Sie würde nicht wieder loslassen, bis es vorbei war, so oder so. Flammen züngelten von außen an beiden Sichtfenstern empor. Das Rauchen und Klappern im Inneren wurde lauter.

Die darauffolgenden 4 Minuten dehnten sich zu Jahren aus bis plötzlich ein harter Ruck gefolgt von einem metallenen Klacken durch die Kapsel ging. Der Fallschirm hatte ausgelöst und der Hitzeschild war abgesprengt worden.

Drei Meter über dem Boden zündeten dann die Bremsraketen der Kapsel und bremsten sie kurz vor dem Aufprall noch einmal stark ab, dann setzte die Kapsel auf. Schlaff fiel der Fallschirm in sich zusammen und sank zu Boden. Sellars und Ryan sahen wie helles Tageslicht durch die kleinen Sichtfenster flutete, sie schnallten sich los.

Sellars, auf deren Seite sich die Ausstiegsluke befand betätigte einen gesicherten Not Hebel und sprengte so die seitliche Ausstiegsluke ab.

Sofort strömte frische Luft in die Kapsel. Draußen konnte man den Landeplatz sehen, eine steppenähnliche Landschaft, sie waren in den USA gelandet. Langsam quälten sich beide aus der Kapsel, ihre Muskulatur war durch die Schwerelosigkeit stark geschwächt und ihre Körper mussten sich erst wieder daran gewöhnen.

Erschöpft setzten sich beide in den Schatten den die Kapsel warf, über ihnen verglühten in riesigen Sternschnuppen den Reste der ISS und in der Ferne waren Hubschrauber zu hören die langsam näher zu kommen schienen.

Man hatte sie seit ihrem Wiedereintritt auf dem Radar gehabt und das automatische Notsignal der Kapsel war geortet worden. „ Ryan, du schuldest mir jetzt noch ein Abendessen.“ Sagte Sellars und sah zu Ryan hinüber. „John, sag John zu mir und wenn du dich wirklich einladen lässt, wirst du dir den ganzen Abend Sprüche über deine schönen Augen anhören müssen.“ Er lächelte und Sellars lächelte zurück. Langsam kamen sie sich näher.

Unter dem näherkommenden Geräusch der Rettungshubschrauber küssten sie sich.
 

ENDE



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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Von: Futuhiro
2013-12-09T16:06:23+00:00 09.12.2013 17:06
Uääääh, ich will meinen Bowman wiederhaben. Q__Q

Nein, Scherz beiseite. Das finale Kapitel war richtig klasse. Ich fand es gut, daß bis zum Schluss offen war, ob sie nun heil unten ankommen oder nicht. Das hat die Spannung bis zum Ende gehalten. Mich hätte nun nur noch interessiert, wie genau Sellars das Shuttle wieder stabilisiert hat. Nachdem alles andere so haarklein und supergenau beschrieben und erklärt war, fand ich dieses simple <Sie stoppte die unkontrollierte Drehung> doch etwas knapp gehalten. Gab es da Steuerdüsen, oder irgendwas, um Gegenschub zu erzeugen?

Hat Sellars eigentlich auch einen Vornamen?
Antwort von: abgemeldet
14.12.2013 17:00
Ok ich sehe da noch Nachholbedarf. Ich werde da noch ein bisschen was einschieben.
Ansonsten arbeite ich gerade die story für zwei weitere Geschichten aus und möchte deine Meinung dazu hören. Werde diesbezüglich noch auf dich zu kommen.
Antwort von: Futuhiro
14.12.2013 18:48
Klar, gern, ich freu mich drauf. :)
Von: Futuhiro
2013-12-08T14:50:37+00:00 08.12.2013 15:50
Nein, der Mist hört einfach nicht auf. Endlich sind die in der ISS, schon haben sie die nächsten Probleme.

Ich fand die Szene super, wie Ryan den Kopf verloren und wütend auf die Technik eingeprügelt hat. Ich kann ihn soooo gut verstehen. Das mach ich auf Arbeit regelmäßig. XD - Nein, aber ehrlich, wirklich glaubwürdig geschrieben. So kam Ryan gleich noch menschlicher rüber. In so Weltraumstationen muss man ja auch keine Angst haben, Knöpfe kaputt zu machen, da gibt ja jeden Knopf zur Sicherheit mindestens 3x.

Hm, allerdings fand ich es etwas seltsam, daß er Wiederbelebungsversuche gemacht hat, wenn er doch noch Atmung und Puls feststellen konnte (wenn auch schwach). Wiederbelebt werden Leute eigentlich nur, wenn man gar keine Vitalfunktionen mehr findet.
Antwort von: abgemeldet
08.12.2013 15:55
ja ist mir im nachhineina cuh aufgefallen, wird geändert, danke
Antwort von: Futuhiro
08.12.2013 16:04
Bin gespannt. ^^
Entweder kann er sie solange links und rechts ohrfeigen, bis sie wieder zu sich kommt, oder er wartet einfach bis sie von selber wieder aufwacht. (Okay, Zeit haben die da oben ja nicht ...) Hm, oder er hat halt doch keine Vitalfunktionen mehr gefunden. Das wäre auch ne Möglichkeit.
Von: Futuhiro
2013-12-05T17:18:30+00:00 05.12.2013 18:18
Neeeeeiiiiiiin!!!! Q__Q
Das ist so unfair! Wieso hat er nicht Bowman statt Sellars gerettet? *heul* Ich mochte Bowman so! Hoffentlich wird der nochmal irgendwo von einem rumfliegenden Trümmerteil angeprellt und zur ISS zurückgeschubbst, oder irgend sowas.

Über den ersten Satz musste ich ja lachen. "Scheiße, wir werden hier draußen alle verrecken", und dann der Satz, was er seiner Ex-Frau sagen würde. Sehr schön trocken und zynisch, genau so hatte ich mir Bowman vorgestellt. ^^ Hm, Sellars hat Bowman mit Vornamen angesprochen. Demnach sind die beiden wohl persönlich miteinander bekannt und befreundet.

Ich hoffe, die Luftschleuse ist noch okay und die sind da drin erstmal wieder in vorläufiger Sicherheit. So lange bis die Trümmerwolke wiederkommt. (Dauert das echt nur 90 Minuten, bis die den ganzen Planeten einmal umkreist hat? Muss ja ne irre Geschwindigkeit drauf haben.)

Die ISS war toll beschrieben, mit den ganzen Modulen und Seitenarmen, auch mit Namen und so. Klingt, als hättest du Ahnung von Raumfahrt und der Raumstation an sich. Ein Interessengebiet von dir? Oder stammen die Infos hauptsächlich aus dem Film, auf dem das alles hier basiert?
Antwort von: abgemeldet
05.12.2013 18:36
^^ ja ich weiß ist unfair, aber ich hatte den entschluss schon etwas länger aus dramaturgischen gründen getroffen. es verleiht einer solchen geschichte einfach die nötige tragik wenn ein charakter den man liebgewonnen hat pltözlich stirbt.
was die geschwindigkeit angeht, ja das ist durchaus realistisch. weltraumdebris bewegt sich im durchschnitt mit ca. 10000 m/sek manche schneller, manche langsamer. da ist es durchaus realistisch dass sie für eine komplette erdumrundung nur 90 minuten brauchen. dieser schrott bewegt sich teilweise so schnell, dass dabei die größe beinahe nebensächlich wird. da würde selsbt eine schraube durch einen menschen durchschießen wie durch ein stück butter, jetzt mal drastisch gesponnen.

ja raumfahrt ist unter anderem ein kleines steckenpferd meinerseits. ich habe für die geschichte auch einiges nachgeschlagen utner anderem auch den genauen aufbau der iss und die namen der verschiedenen module. ich weiß nicht ob du es beim lesen getan hast, aber wenn du die einen übersichtsplan der station ansiehst kannst du genau nachschauen wo das alles passiert.
Antwort von: Futuhiro
05.12.2013 18:42
Nein, nachgeschlagen habe ich die Namen der Module nicht. Aber es klang sehr plausibel, wie du es geschrieben hast, da kam ich zu dem Schluss, daß sie wohl stimmen werden. ^^ (Find ich toll, ich mag gut recherchierte Geschichten. Auch wenn ich zugeben muss, daß ich selbst das recht selten tue. Wohl darum schreibe ich eher Fantasy, wo man einfach alles unerklärliche als Magie abstempeln kann. ^^)

... trotzdem schade um Bowman. Ich hoffe, er wird später in der Story nochmal gebührend gefeiert.
Von: Futuhiro
2013-12-03T17:14:28+00:00 03.12.2013 18:14
So, gestern schon gelesen aber keine Zeit mehr für einen vernünftigen Kommentar gehabt ...

Es geht spannend weiter, find ich genial. ^^ Der Schreibstil ist sehr authentisch, man fühlt sich als würde man da selber mit drinstecken. Das rumfliegende Trümmerteile den Funk so extrem stören, hatte ich gar nicht gewusst. Wenn man bedenkt, was da oben an Weltraumschrott rumfliegt, ist es ja direkt ein Wunder, daß die überhaupt noch normal kommunizieren können.
Das Sellars auf den "Schöne-Augen"-Kommentar keine schlagfertige Antwort hatte, wundert mich etwas. Im ersten Kapitel kam sie so selbstbewusst rüber. Aber nagut, in so einer Lage noch scherzen zu können, wäre vermutlich auch kaltblütig gewesen.

Das Kapitel was angenehmer zu lesen, es hatte mehr Absätze, das fand ich schön. ^^ Danke für die Berücksichtigung dieses Wunsches.
Antwort von: abgemeldet
04.12.2013 11:57
super, freut miich, dass es dir so gefällt. hätte gerne mehr leser wie dich, deine kritik kann man wirklich gebrauchen. selbstvertändlich wird die gesamte fanfic, sobald sie fertig ist nochmal komplett überarbeitet udn alle flüchtigkeitsfehler rausgenommen etc. das hier sind immer nur quasi einfach alpha versionen. derzeit arbeite ich am nächsten kapitel und würde dich fragen was du dir als leser gern noch von der geschichte erhoffst, bzw. welche entwicklung du gerne noch bei den charakteren sehen würdest. kleine spoilerinfo vorweg es wird auf jeden fall noch eine kleine wendung geben was die charaktere angeht.
Antwort von: Futuhiro
04.12.2013 17:38
Puh, was ich mir noch von der Geschichte erhoffe und welche Entwicklung die Charaktere nehmen sollen ... das ist schwierig zu sagen, da ich keinerlei Ahnung habe, auf welche Länge die Story ausgelegt ist. Wenn es "nur" darauf hinausläuft, daß sie letztlich da oben gerettet werden und dann <The End>, ist es schwer sich da noch große Wendungen zu überlegen. Aber wenn der Unfall im Weltraum nur das Intro ist und die eigentliche Handlung dann nach der Rückkehr auf der Erde spielt, könnte ich mir da schon spannende Sachen vorstellen. - Grundsätzlich hätte ich als Leser gern mehr Hintergrund-Infos zu den Charas, wer die sind, was die privat so treiben, ob sie komische Hobbies oder Ticks haben, warum die gerade alle da im Weltraum sind (also was für eine Mission die hatten) ... sowas eben. Mich interessiert einfach die Vorgeschichte zu den einzelnen Leuten. Gerade zu Bowman erfährt man ja bisher sehr wenig, obwohl ich den bisher am interessantesten fand.
Von: Futuhiro
2013-11-30T15:28:33+00:00 30.11.2013 16:28
Wouw, toll geschriebene Story. (Und da ich den Film dazu nicht gesehen habe, um so spannender für mich.)
Die Charaktere werden schon auf den ersten paar Seiten hier super eingeführt, so daß man eine gute Vorstellung von ihnen hat. Ich bin gespannt, wie das weitergeht.

Aber ich würde mir hier und da einen Absatz mehr wünschen. Der Text ist ziemlich dicht geschrieben und daher etwas anstrengend zu lesen.
Antwort von: abgemeldet
01.12.2013 11:15
ok, danke für Deinen kommentar, ich werde deine vorschläge berücksichtigen
Antwort von: Futuhiro
01.12.2013 12:33
Danke, ich freu mich. ^^


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