Zum Inhalt der Seite

Hostile Negotiation

Feindverhandlung (Grand Theft Auto IV)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hostile Negotiation

„Willkommen bei Cluckin’ Bell, was kann ich für sie tun, Sir?“

Nachdenklich studierte er die Karte, so wirklich schien ihn nichts anzusprechen.

Da er allerdings schon seit Stunden nichts mehr gegessen hatte, und somit seinen Feinden ein leichtes Ziel wäre, hatte es ihn wie so oft in das kleine Fastfood-Restaurant gezogen. Einen solchen Tod würde er niemals sterben wollen, und das nur, weil er zu hungrig war, um sich in einem Kampf zu verteidigen. Oder um eine Waffe zu bedienen.

Schließlich bestellte er sich einen „Großen Gacker Imbiss“, mit welchem er nach ein paar Minuten in seinem Auto verschwand.

Die große Cluckin‘Bell Tüte auf den Beifahrersitz gelegt, startete Niko das Auto und fuhr auf den Parkplatz einer nahegelegenen Tankstelle. Während er abwesend den Verkehr beobachtete, öffnete er die Packung seines Fillet Burgers und biss herzhaft hinein. Anschließend widmete er sich seinen Pommes und seinem Fowl Wrap, die er ab und zu mit einem Schluck Sprunk hinunterspülte. 

Kaum hatte er die letzten Pommes verdrückt, stellte er seinen Getränkebecher in seinen Halter, stopfte den leeren Restmüll wieder in die große Papiertüte und warf diese in den nächsten Mülleimer. Kurz betrachtete er die einzelnen Tauben, die sich in die Stadt verirrt hatten, und nun sämtliche Krümel und Kleinkram, die auf dem Boden liegen, aufpickten.

Normalerweise hätte er auf sie geschossen oder sie zumindest verjagt, aber das lässt er an diesem Tag sein. Er hatte in den letzten Tagen schon genug Ärger und Stress gehabt. Einen wegen Tiermord verärgerten Polizisten konnte er jetzt am wenigsten gebrauchen.

Kurz blickt er seufzend in den Himmel, bevor er sich wieder in sein Auto setzt. Vielleicht würde ihm in der nächsten Zeit mehr Ruhe als in den letzten Wochen gegönnt sein …

 

Kaum saß er wieder in seinem Auto und hatte die Tür geschlossen, klingelte schon sein Handy.

Das ist bestimmt nur wieder Roman oder Brucie, weswegen er eigentlich gar nicht rangehen wollte.

Im Moment war ihm weder der Sinn nach einer Partie Bowling, noch nach einem Straßenrennen. Auch wenn er die beiden wirklich mochte, so wollte jetzt selbst vor den beiden seine Ruhe haben. Wenigstens für einen Moment niemanden an sich ranlassen, für ein paar Augenblicke tief einatmen und sich ausruhen.

Als jedoch das Klingeln nach der üblichen Dauer immer noch ertönte, seufzte Niko resigniert und durchsuchte seine Taschen nach dem Handy.

Als er jedoch sah, wessen Name auf dem Display angezeigt wurde, war Niko überrascht – mit ihr hatte er gar nicht gerechnet.

Oh Roman, dachte er sich, lass den Scheiß und komm wieder nach Hause. In den letzten paar Stunden rief ihn Mallorie mehrere Male besorgt an, dass sein Cousin sich weder bei ihr gemeldet hatte, noch sich zuhause blicken ließe. Da er das von seinem Cousin kannte, hatte er sie immer wieder beruhigen können.

Roman, du kannst echt von Glück reden, dass du so eine tolle Freundin hast.

Mit dem Plan im Hinterkopf, Roman diesbezüglich mal eine Standpauke zu halten, hob er schließlich ab.

Wie lange wollte er das arme Mädchen denn noch warten lassen?

 

„Mellorie, schön, dass du mich anrufst. Was kann ich für dich tun?“

Er hatte mit allem gerechnet, doch mit dem, was jetzt kam, überhaupt nicht.

„Niko“, ertönte eine verzweifelte und verweinte Stimme. „Ich glaube, sie haben Roman …“

Weiter kam sie nicht, zu sehr übermannte sie die Traurigkeit.

„Mallorie, beruhige dich … Was ist mit Roman, wer hat ihn?“ Ein paar Augenblicke wartete er,  bis sie sich wieder zusammen gerissen hatte.

„Er wurde entführt, Niko. Angeblich soll er Geldschulden bei ein paar Russen haben.“

Nikos Gedanken kreisten, weshalb er nun versuchte, sich zu beruhigen.

Verdammt, Roman, jetzt hast du richtig viel Scheiße gebaut. Zumindest hast du Mallorie da rausgehalten. So viel Anstand hattest du, wenn es auch nicht viel war.

Weswegen er sie gespielt überrascht fragte: „Er schuldet ihnen Geld? Weißt du, wo sie ihn hingebracht haben?“

Wie um seinen Verdacht zu bestätigen, bejahte Mallorie seine Frage.

 „Ach, Niko, mir erzählt er doch nichts. Ich hätte ihm bestimmt irgendwie helfen können …“

Für einen kurzen Moment schwieg die junge Frau, bis sie schließlich wieder das Wort ergriff.

„Sie haben ihn in ein verlassenes Gebäude in Bohan gebracht. In die leer stehende Xero-Gas Fabrik im Industriegebiet … bitte, du muss etwas unternehmen, Niko!“

Schluchzend brachte sie die letzten Worte hinaus. Sie versuchte tapfer zu sein, doch es gelang ihr nicht, und schon konnte er sie wieder weinen hören. Kurz überdachte Niko die Informationen, die Mallorie ihm mitgeteilt hatte, nur um im Anschluss mit fester Stimme zu antworten: „In Ordnung, ich fahre schnell hin und werde mir das mal ansehen.“

„Oh Danke, Niko, vielen lieben Dank!“, kam es noch von ihr, bevor sie wieder auflegte.

Unterdessen legte Niko den Gangschalter auf Drive, bereit, mal wieder seinem einfältigen Cousin aus der Patsche zu helfen. Schon war er auf der Straße unterwegs, wenngleich er auch nicht mehr ganz so rücksichtsvoll fuhr, wie noch vor wenigen Minuten.

Mann, Roman, wo hast du uns nur wieder reingeritten? Du und deine verdammten Schulden!

 

Ein vertrautes Klingeln riss ihn erneut aus seiner Gedankenwelt.

Sofort holte er sein Handy hervor, ein Blick auf sein Display verriet ihm sofort den Namen der Person, die dieses Mal versuchte, ihn zu erreichen: Dimitri Rascalov.

Nikos Augen verengten sich, was hatte der Russe nur jetzt schon wieder ausgeheckt?

Doch die Frage erschien ihm überflüssig, denn in seinem Fall konnte er sich denken, was er angerichtet hatte. Nichtsdestotrotz wollte er wissen, was Dimitri ihm dieses Mal mitzuteilen hatte. Bis ihm auffiel, dass er ihn ausnahmsweise mal nicht anrief, sondern sich lediglich mit einer MMS begnügte. Er öffnete diese und augenblicklich sprang ihm Dimitris verhöhnender Text ins Auge. Als würde der Russe höchstpersönlich vor ihm stehen, und ihm ins Gesicht spucken.

Dazu hielt er kurz am Straßenrand, denn auch jetzt konnte er keinerlei Polizeiaufgebot gebrauchen. Und wer konnte schon sagen, wozu Romans Entführer in der Lage waren, sollten sie die Polizeisirenen auch nur in der Nähe hören. Mal ganz abgesehen von der Möglichkeit, dass sie ihn verhafteten. Nein, das waren alles Dinge, die er nun wirklich nicht brauchte.

„Hallo, mein Freund, hoffe, es geht dir gut. Bei deinem Cousin sieht das ein wenig anders aus. Und ich dachte, ich schicke dir ein liebes, kleines Foto, damit du dich selbst davon überzeugen kannst.“

 

Niko scrollte den Text aufmerksam hinunter, beim Anblick des Bildes, das als Anhang unter dem Text drangehangen war, legte sich ein Schatten über seine Miene.

Sein Cousin Roman saß auf einem Stuhl, gefesselt und ohnmächtig. Obwohl sein Kopf tief auf seiner Brust lag und somit sein Gesicht kaum erkennbar war, konnte sich Niko allein schon anhand des ganzen Blutes auf dessen Oberkörper und Kleidung ausmalen, was sie Roman angetan hatten. Zudem war noch eine langläufige Waffe auf seinen Kopf gerichtet, vermutlich von seinem Entführer.

„Damit … damit bist du zu weit gegangen, Dimitri! Du verdammtes Schwein! Das wirst du mir büßen!“, presste er aus seinem Mund.

Blanker Zorn und Hass lagen in seiner Stimme, nicht nur, dass sie Roman einfach entführt hatten. Sie hatten ihn auch noch gefoltert und misshandelt, was Nikos Wut endgültig entfachte.

Nun war es nicht mehr eine einfache Rettungsaktion wie bisher, es war nun etwas Persönliches.

 

Hatte er schon zuvor nicht sonderlich auf die Verkehrsregeln geachtet, so waren sie ihm jetzt vollkommen egal. Kreuz und quer heizte er über die Straßen, es grenzte an ein Wunder, dass er nicht die Aufmerksamkeit der Polizisten auf sich zog.

Einzig und allein an der Brückenmautstelle hielt er sich zurück, jedoch nur unter lautem Zähneknirschen. Er hatte eigentlich keine Lust auf das Theater, noch weniger als üblich, aber wenn er nicht auffallen wollte, musste er es über sich ergehen lassen.

So kam er in wenigen Minuten, die sich wie eine halbe Ewigkeit für ihn angefühlt hatten, an der verlassenen und stillgelegten Lagerhalle an. Nachdem er den Wagen vorsichtig neben dem Gebäude, welches auch zugleich das einzige auf dem gesamten Gelände war; geparkt und seine Waffen und Munitionen auf Vollständigkeit überprüft hatte, schlich er geduckt zum Eingang der Lagerhalle.

 

Dort angekommen, bekam er Wortfetzen zu hören. Er konzentrierte sich darauf, um besser verstehen zu können, was da gesprochen wurde. Allmählich erkannte er einen russischen Akzent, welcher nach seiner Einschätzung zu Romans Entführer gehörte.

Allerdings war es nicht, wie er zuerst annahm, Dimitri, der dort sprach, sondern ein ihm völlig Unbekannter.

„Hab gehört, du hast da ein paar Schulden bei guten Freunden von mir. Hast du schon mal daran gedacht, wie du die zurückzahlen willst, kleines Serbenschwein?“

Er lachte über seine Worte, die nur in seinen Augen lustig waren.

 „Wenn du willst, wiederhole ich das Angebot. Aber nur, weil du es bist und weil ich so ein netter Kerl bin. Du musst uns lediglich Niko Bellic ausliefern, dann würden sie auch deine kompletten Schulden vergessen. Du musst uns einfach nur deinen Cousin geben, und alles ist wieder gut.“

„Nein!“, entgegnete Roman energisch, aber auch gleichzeitig nervös. „Ich werde das Geld zurückzahlen, das verspreche ich. Aber nicht so, auf keinen Fall so. Meinen Cousin werde ich niemals an euch verkaufen!“

„Na, wenn du meinst“, zischte sein Gegenüber trocken, gefolgt von dem Geräusch einer Ohrfeige und einem weiteren Lachen. Wütend biss Niko sich auf die Unterlippe, bis sie sich anfühlte, als würde sie gleich aufplatzen.

 Diese Bastarde, das haben die nicht umsonst getan!

 

Leise schlich er sich weiter, durch den Eingang der Lagerhalle, bis er sich hinter einer hüfthohen Mauer verstecken konnte.

Vorsichtig lugte er über diese und beobachtete die Situation. Doch so sehr er es versuchte, er konnte einfach nicht klar denken. Dazu standen ihm seine Emotionen zu sehr im Weg. Daher dachte er sich keine Strategie oder einen Plan aus – er würde sich einzig und allein zu seinem Cousin freikämpfen, und versuchen, selbst so wenig wie möglich abzubekommen.

So versteckt wie möglich zählte er die Gegner, er kam auf insgesamt sechs Mann in seinem Sichtfeld. Jedoch konnte er nur raten, wie viele sich wirklich in diesem Gebäude aufhielten.

Vorsichtig zog er seine Pistole hervor, ein treuer Gefährte in so manch auswegloser Situation, und zielte auf einen der Männer.

Ihr werdet noch allesamt bereuen, was ihr Roman angetan habt, schwor er sich in Gedanken und drückte den Abzug. Sein Ziel hatte keine Chance: Nach ein paar gezielten Schüssen auf Kopf und Oberkörper sackte dieser zusammen. Was von dessen Kollegen nicht unbemerkt blieb.

 

„Guckt mal, wer sich uns die Ehre gibt“.

„Hat er sich also doch noch hierher getraut.“

 „Los, Männer, den kriegen wir. Erschießt ihn!“

Selbstgefällig, mit einer Spur Aggression, riefen die russischen Söldner durcheinander, darunter auch ein paar russische Ausdrücke und Sätze, die Niko dennoch sehr gut verstand. Nach und nach wurde das Ganze begleitet von einem regen Schusshagel.

Im ersten Moment versuchte Niko heraus zu hören, wie viele Gegner sich im Gebäude befanden, doch gab er es schnell auf. Zumal er nicht damit rechnete, dass alle von ihnen sich unter lautem Fluchen und Verhöhnen so verschwenderisch von ihrer kostbaren Munition trennten.

Nein, er rechnete auch mit erfahreneren Gegnern. Mit welchen, die ihr tödliches Handwerk verstanden. Mit welchen, die sich ruhig hinter der nächsten Ecke versteckten, bereit, ihn bei bester Gelegenheit zu überfallen oder anzugreifen. Schon oft hatte er diese Situationen erlebt, erst damals im Krieg und nun bei seinen kleinen Nebentätigkeiten.

Doch so leicht wollte er es ihnen nicht machen. Tod, Kampf, Schmerz, Blut, Verzweiflung – all diese Dinge hatten ihn härter, stärker gemacht. Zu einem sehr hohen Preis.

 

„Dafür werdet ihr bezahlen, ihr Hunde!“

Kurz lugte er erneut über die Mauer, sein Blick fiel auf ein Fass, das sich auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes befand. Neben dem sich zwei Übermütige positioniert hatten, und wie auch ihre Kollegen wild ihr gesamtes Magazin in seine Richtung verballerten. Doch man konnte nicht leugnen, dass sie jung, unbedacht und unerfahren waren. Genau das nutzte Niko aus.

Mit flinken Bewegungen, als wäre es eine normale Tätigkeit, zog er den Zünder und warf das mörderische Instrument in ihre Richtung, während er sich in der gleichen Sekunde wieder duckte. Selbst wenn sich das Fass als leer herausstellen sollte, so baute er auf die Wirkung der Handgranate an sich.

Doch das Glück war auf seiner Seite: Wenige Zentimeter neben dem Fass explodierte die Handgranate, wodurch sich der Inhalt entzündete und ebenfalls hochging. Schreiend flogen die Beiden, die vor einem Moment noch in Nikos Richtung zielten, durch die Luft und prallen an den Wänden ab, nur um dann in teils unbequemen Positionen am Boden zu liegen.

Das stachelte nun die Anderen noch mehr an, sie schlüpften hinter den Säulen hin und her, ohne ihr Ziel aus den Augen zu verlieren.

Es war auch für Niko das Zeichen, langsam mobil zu werden. Vorsichtig schlich er an der Mauer entlang, bis zu ihrem Ende und zielte auf den Nächstbesten, der ihm vor die Nase lief. Schnell wechselte er zu seiner MG, zielte auf diesen und beförderte ihn mit ein paar Schüssen ins nächste Leben.

„Aaaaaaargh!“, schrie Niko, zum Einen um seine Wut zum Ausdruck zu bringen, zum Anderen, da ihn einer der beiden anderen am Oberarm erwischte. Augenblicklich zog sich Niko wieder hinter seine Mauer zurück, überprüfte kurz, wie stark die Verletzung war. Stöhnend verzog er sich das Gesicht, als er nach der Wunde tastete, und als er wieder auf seine Finger sah, waren die Kuppen blutbefleckt.

Doch er hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern. Es war für ihn nicht das erste Mal, dass er von einer Kugel getroffen wurde, und würde auch nicht das letzte Mal sein. Darum würde er sich später kümmern, jetzt erst einmal hat eine andere Sache Priorität: Die Rettung Romans.

 

Nur noch drei waren jetzt übrig – zumindest was diese Etage betraf. Nach dem Angriff mit der Granate wurden sie etwas vorsichtiger, jedoch nicht geiziger, was ihre Munition betraf. Wieder biss sich Niko frustriert auf die Unterlippe.

Ich habe keine Zeit, mich mit diesen Mistkerlen lange aufzuhalten … es muss doch noch einen anderen Weg geben.

Sein Blick schweifte hin und her, auf der Suche nach einer guten Möglichkeit. Oder einem besseren Versteck. Bedauerlicherweise waren seine restlichen Gegner schlauer, als ihre toten Kameraden: Sie standen nicht neben einem gefüllten Fass. So viel Glück sollte Niko nun doch nicht haben, wie ihm schien. Oder aber es war schlichtweg das einzige gewesen.

Schließlich fiel sein Blick auf eine kleine Mauer, grade mal so hoch wie sein halber Oberschenkel. Er hatte zwar keine Ahnung, wie die beschädigte Baustellenabsperrung ausgerechnet an einen Ort wie diesen kam, aber er war dankbar für diesen Wink des Schicksals. Sie war genau das, was er jetzt brauchen konnte.

Jetzt oder nie!

Mit einer schnellen Bewegung schlitterte er hinter seinem Versteck hervor und zu der kleinen Mauer, hinter der er sich augenblicklich verschanzte. Glücklicherweise hatte er die Anderen mit dieser Aktion überrascht. Zu verdutzt, blickten sie ihm erst hinterher, um anschließend ihre Waffen auf seinen neuen Aufenthaltsort zu richten, doch da war es schon zu spät.

Diese Überraschung nutzte Niko aus, und richtete zum Gegenangriff. Zielte mit seiner MG auf den, der ihm an nächsten stand und drückte ab. Schüsse surrten durch die Luft, und trafen ihr Ziel ohne Gnade. Gurgelnd und blutspuckend fiel er zu Boden, wo er leblos liegenblieb. Dem Zweiten erging es genauso: Auch er brach unter Gurgeln und einem kurzen Schmerzensschrei zusammen; seine letzten Atemzüge aushauchend. Nun war nur noch Einer übrig.

 

„Verdammte Scheiße, nun stirb endlich, du Mistkerl“.

Jegliche Vorsicht vergessend, spang der letzte der Sechs aus seinem Versteck hervor – und verschoss seine ganze Munition auf den Punkt, an dem Niko gerade eben stand.

„Dreck!“, kommentierte er, als sein Magazin gelehrt war, und zückte schnell ein neues hervor, mit dem er da alte ersetzte. Bereit, auch dieses auf den Serben zu feuern.

Doch dieser hatte andere Ziele. Kaum zielte sein Gegner wieder mit seiner Waffe auf ihn, richtete er sich auf und schoss ein Augenzwinkern später sein eigenes Magazin an ihm leer. Er selbst drückte aus Reflex den Abzug, ein paar verirrte Kugeln flogen durch die Luft, danach lag auch der letzte Mann am Boden. Schwer blutend, und mit einer ebenso schweren Atmung, versuchte er in Nikos Richtung zu sehen, was ihm jedoch nicht gelang.

Nichts sagend trat Niko an seine Seite – seine Kugeln hatten schon genug gesagt, und  so gab er ihm schließlich den Rest. Blut sickerte aus den neuen Wunden, und tropfte auf den Boden.

 

Schnell versteckte er sich hinter der Säule, hinter der bis eben gerade noch sein letztes Opfer stand. Erst jetzt merkte er, dass er in den letzten paar Minuten die Luft oft angehalten hatte, und atmete zum Ausgleich nun mehrere Atemzüge tief ein und aus. Kaum hatte er sich diese kurze, wenn auch teure Erholung gegönnt, öffnete er seine Jacke und untersuchte seine kleine Schusswunde.

Ein sauberer Durchschuss, was ihn ziemlich erleichtert.

Wenigstens musste er dann nicht mit einem Messer die lästige kleine Kugel hinaus friemeln. Oder zu einem Doktor gehen und lästige Fragen beantworten, auf die er beileibe keine Lust hatte. Zumal er als illegal eingewanderter Immigrant keine Sozialversicherung vorweisen konnte, weswegen ihn die meisten Ärzte nur aus der Tür befördern würden. Oder gar über die Landesgrenze hinaus.

Schnell durchsuchte er seine Klamotten, konnte jedoch nichts finden, mit dem er sich die Verwundung provisorisch hätte versorgen können, und so kam er auf die Idee, sein T-Shirt zu verwenden. Gerade, als er einen Ärmel zerreißen will, fiel sein Blick auf die Wand vor ihm. Direkt darunter lag eine kleine, grüne Box, die nun wie ein Segen des Himmels auf ihn wirkte.

Dann aber schnell, dachte er und rannte zu der Box, um sie nach einem Hilfsmittel für seine Situation zu durchsuchen. Und er wurde fündig.

Mit flinken, erfahrenen Griffen band er sich einen Verband um die Stelle, sollte sich doch Mallorie das Ganze später genauer ansehen. Die Jacke überstreifend, guckte er so gut er konnte in die oberen Stockwerke, konnte jedoch so gut wie keine Feinde ausfindig machen.

 

Lediglich sein untrüglicher Instinkt und die ganzen, teils geschmacklosen Beleidigungsversuche machten ihm klar, dass sich hier noch mehr Söldner aufhielten. Mit geübtem Blick huschen seine Augen über das gesamte Stockwerk, bevor er sich aufmachte und so schnell es ging sämtliche Waffen seiner Gegner aufsammelte.

Jetzt seid ihr doch mal nützlich geworden, ihr verkommenen Hunde, dachte er sich, während er sich die restlichen Munitionen aus den Waffen klaubte und sie selbst in die Waffen oder Jackentaschen steckte.

 

Mit der gleichen Eile rannte er zurück zur Treppe, die er nun langsam und geduckt hinauf ging.

Kaum hatte er die nächste Etage erreicht, versteckte er sich hinter einer weiteren Mauer. Keine Sekunde zu langsam, denn schon schossen die Nächsten ihre Munition in seine Richtung. In der Hoffnung, es besser als ihre toten Kameraden zu machen.

Wieder saß Niko hinter einer Mauer, nur dass er im Gegensatz zu vorhin sich keinen genauen Überblick verschaffen konnte. Nur grob kann er die Positionen der Männer heraushören  - und das war im Moment das Einzige, worauf er sich verlassen konnte. Tief atmete er ein und aus. Immer wieder ein und aus. Während er sich innerlich auf den nächsten Angriff vorbereitete. Welcher entweder ein voller Erfolg sein würde, oder ein totales Fiasko.

Doch dazu war er zu wütend, um sich wirklich Sorgen darum zu machen. Die Wut schenkte ihm Kraft. Kochend floss sein Blut durch die Adern, Adrenalin wurde durch seinen Körper gepumpt. Kurz rief er sich das jämmerliche Bild seines Cousins wieder ins Gedächtnis, und dies reichte aus, um seine Rage zu steigern. Er würde nun alles auf eine Karte setzen, wie immer. Jetzt oder nie. Nur dass es ihm noch nie so ernst war, wie jetzt.

„Ihr werdet es bereuen, euch mit der Familie Bellic angelegt zu haben!“, brüllte er so laut er konnte. Für einen kurzen Moment hatte er damit seine Feinde aus der Fassung gebracht, eine kurze Zeitspanne, aber das reichte ihm. Wie in einer Zeitlupe schoss er das gesamte Magazin seiner MG auf die Männer, die gerade noch eben versucht hatten, das Selbe auch mit ihm zu tun. Seine Wut hinausschreiend, die Augen weit aufgerissen. Doch er würde keine Ruhe finden. Bis der letzte von ihnen auf der Erde lag und zur Hölle fuhr.

 

Doch das Spiel lief zu seinen Gunsten: Wie auch die anderen zuvor fielen die Gegenspieler, begleitet von weiteren Schreien und noch mehr blutgetränktem Gurgeln.

„Scheiße, ist der zäh. Scheiße, scheiße, scheiße!“  Kaum war die Kulisse kurz von Stille gefüllt, fielen nun wieder Schüsse. Wieder kamen ein paar Männer angelaufen, jedoch blieben sie hinter den Mauern und Säulen. Sie waren nun vorsichtiger – was Niko jedoch nicht aufhielt. Auch er selbst hatte wieder hinter seiner eigenen Mauer Position eingenommen.

Die wissen wohl auch nicht, was gut für sie ist. Dann werde ich es den Hohlköpfen wohl selbst beibringen müssen, jedem einzelnen von ihnen.

Er wusste, dass sie sich nicht so schnell zeigen würden – das gleiche wussten sie auch von ihm. Es war wie eine Pattsituation, wenn auch nur fast. Denn Niko hatte den Männern gegenüber einen kleinen Vorteil, welchen er auch gleich ausspielte. Wie auch die erste warf er zwei Handgranaten in die Richtung seiner Gegner, darauf bedacht, so viele möglich von Ihnen zu treffen. „Oh Fuck!“, kam es von ihnen, doch da war es schon zu spät.

Dicht an die Wand gepresst, und den Kopf so gut wie möglich eingezogen, versuchte er sich vor den Detonationen zu schützen. Was auch die anderen tun wollten, doch gegen die Wucht der Granaten hatten sie keine Chance.

 

Aber auch Niko hatte mit den Folgen zu kämpfen: Ein durchdringendes Pfeifen drängte sich in durch seine Ohren in seinen Kopf, ein leichter Schwindel befiel ihn. Es dauerte ein paar Sekunden, bis der nervige Ton wieder nachließ, und Niko wieder einen klaren Kopf bekam. Soweit es sein Zorn zuließ.

Vorsichtig schlich er sich an dem kleinen Mauergebilde entlang, immer darauf achtend, dass er keinem Feind in die Arme lief. Zwar zielte er in die Richtung der Überlebenden dieses Stockwerkes, jedoch nahmen ihm die Säulen die Sicht auf diese.

Ach, verdammt.

Denn das bedeutete, dass er sich ihnen noch mehr nähern musste. Jedoch gab es in der Gegend der Säulen nicht viele Versteckmöglichkeiten. Und man bot vom nächstoberen Stockwerk eine gute Schießbudenfigur ab. Doch er hatte keine andere Wahl – dazu steckte er zu tief drin, als dass er sich noch eine andere Option schaffen konnte. Und wer wusste, wie viel Zeit ihm noch bleiben würde …

 

Augenblicklich schlich er sich an die erste der Säulen, von der er aus um sie herum lugte. Kaum hatte er Sichtkontakt mit dem Söldner, hielt er die Pistole hoch und drückte ab. Eine kleine Blutspur nach sich ziehend, fiel der Mann über das Geländer hinunter ins Erdgeschoss, wo er in einer leicht abstrakten Pose liegen blieb. Doch das konnte ihn nicht mehr stören.

„Du mieses, dreckiges Immigranten-Schwein!“

Offenbar hatte der Letzte, der von dieser Etage übrig geblieben war, vom Verhalten der anderen dazugelernt, aber die Wut machte ihn blind. Und somit nicht mehr treffsicher. Niko konnte seinen Kugeln ausweichen, was diesen nur noch mehr anstachelte.

Unverständliches Gemurmel, Niko vermutete Flüche, kamen über die Lippen des schwarzhaarigen Unbekannten, von welchem auch ein anderes Geräusch kam, das enstand, wenn man eine Waffe nachlud. Niko tat es ihm gleich, schleuderte das leere Magazin weg und steckte sich sogleich ein neues in die Waffe.

Wie beinahe gleichzeitig kamen sie unter den Säulen hervor, und beide ließen ihre MGs für sie sprechen. Fast sah es so aus, als hätten beide ihr Ziel getroffen, aber es war nur ein trügerischer Schluss. Siegessicher lächelt der Fremde Niko an. Aber was er zu sehen bekam, gefiel ihm gar nicht. Eine Kugelbahn, von der Form fast wie eine Sternschnuppe, erstreckte sich auf der Wand hinter Niko, knapp über seinem Kopf hinweg. Das blanke Entsetzen zeichnete sich auf dem Gesicht des Fremden ab, als ihn langsam die Erkenntnis einholte. Den Waffenarm noch immer ausgestreckt, blickte er langsam auf seinen Körper. Auf die kleinen, roten Blüten, die sich nun immer weiter auf seinem gesamten Oberkörper ausbreiteten, bis sie eine große Masse bildeten.

„Ty stschastliwyj gibrid.“

„Jaja, du mich auch.“

Einen Augenblick später lag auch er auf dem Boden, während sich unter ihm die Blutlache immer weiter vergrößerte.

 

Dass er selbst dem Tod nur knapp entkam, hatte er nur seinen Reflexen zu verdanken.

Sieht aus, als hätte dieser Krieg nicht nur seine Schattenseiten.

Sein Blick fiel auf die Stelle, an der der Kerl bis gerade eben noch gestanden war. Ihm fiel eine Schussweste auf, die dort alleine auf ihren Einsatz wartete. Hätte der Kerl nachgedacht, wäre er mit Sicherheit mit dem Leben davongekommen. Doch sein unüberlegtes Handeln war Nikos Vorteil. So war er mehr als zufrieden damit, als er sie sich mit einem schnellen Griff schnappte, damit unter die Treppe rannte und sie sich selbst überzog.

Jedoch, selbst wenn er es wollte, er konnte und durfte sich nun keine Pause leisten. Wie auch zuvor schlich er in geduckter Haltung die Treppe hinauf, jederzeit einen entgegenkommenden Gegner erwartend. Auch die letzte Etage war voll mit Söldnern, die es kaum erwarten konnten, Niko in der gleichen toten Haltung wie ihre gefallenen Kollegen zu sehen. Worauf sie seiner Meinung nach lange warten konnten.

Hinter einer steinernen Säule stehend, nahm Niko die Lage ins Auge. Fünf Männer konnte er ausmachen, doch wie viele sich noch versteckten oder sich für ihn im toten Winkel aufhielten, konnte er stattdessen nicht sagen.

Verstehe, da hast du also all die guten Männer versteckt gehalten …

Im Gegensatz zu den ganzen Männern, die nach seinem Blut lechzten, allerdings ausnahmslos versagt hatten, hielten sie sich diese bedeckt und wagen sich kaum hinter ihren Verstecken hervor. Nur ein paar gut gezielte Schüsse flogen in Nikos Richtung.

Dann werde ich wohl ein paar andere Seiten aufziehen müssen!

Mit diesem Gedanken lud er noch einmal nach, bevor er zur nächsten Säule weiterrutschte.

 

Ein paar Sekunden Stille, tödliche Stille – so trügerisch friedlich. Keiner wollte sich die Blöße geben, niemand wollte der Erste sein.

Doch als hätten sie sich abgesprochen, stürzten Niko und sein blondhaariger, verschwitzter Gegenspieler hinter der gleichen Säule hervor; beide bewaffnet mit starken Reflexen und einem nervösen Zeigefinger.

Wie auch in vielen anderen Situationen entschied auch hier ein kleiner Unterschied.

Während Niko durch die Wucht der Schüsse gegen die Wand hinter sich geschleudert wurde, hatte der Blonde weniger Glück: Unter Schreien, gemischt mit russisch klingenden Flüchen, fiel er über das Gelände und fiel mit dem Kopf voraus hinunter, wo er augenblicklich seinem Schöpfer gegenüber trat.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt Niko sich den Brustkorb. Auch wenn er eine fast brandneue Schutzweste trug, so hatten sie nur die Kugeln anfangen können, jedoch nicht die Wucht, mit der sie abgeschossen wurden. Prustend schnappte er nach Luft, ein beklemmendes Gefühl legte sich über seine Lunge, und sie fühlte sich so an, als würde sie der Russe höchstpersönlich niederdrücken.

Doch darauf konnte und wollte Niko keine Rücksicht nehmen, ebenso auch seine Gegner nicht.

Die Zähne zusammenbeißend, befestigte er den Griff um seiner Waffe und lief seinen Widersachern entgegen.

Perplex starrten sie ihn an, und bevor sie überhaupt reagieren konnten, fiel einer nach dem anderen im Kugelhagel, untermauert von Nikos wütendem Brüllen. Doch kaum starb der letzte, fielen erneut Schüsse in seine Richtung. Mit einem Hechtsprung ausweichend, durchsuchte er mit forschendem Blick nach den Schützen. Und wurde auf dem Dach fündig.

Schnell tauschte er die MG gegen das Scharfschützengewehr und zielte auf diese. Zwei, drei präzise Treffer, und er hatte auch sogleich wieder seine Ruhe.

„Roman, ich komme und hole dich hier raus!“, rief er so laut er konnte.

 

„Niko, ich bin hier drüben, beeil dich bitte!“

Froh, dass sein Cousin offenbar noch in der Lage war, ihm zu antworten, machte er aus, woher die Stimme kam und wurde fündig. Doch dazu musste er über eine weitere Treppe rennen …

Kaum nahm er die letzten Stufen, wurde er auch schon freundlich mit einem Schrotgewehr begrüßt, dass zugleich seine Ladung auf ihn abfeuerte.

Obwohl Niko sich hinter eine Wand hatte verstecken können, so waren ein paar Kugeln zumindest hier und da ganz dicht an ihm vorbeigeflogen, oder waren gegen seine Weste geprallt. Lediglich ein paar Kratzer und Schürfwunden zeichneten sich ab, schlimmeres hatten seine Reflexe verhindern können. Wofür er ein weiteres Mal mehr als dankbar war.

Wieder tauschte er seine Waffe, dieses Mal gegen seine eigene Schrotflinte, mit welcher er vorsichtig um die Ecke lugte und versuchte, den Typen zu erwischen, bevor er es tat. Er brauchte mehrere Versuche, bis er ihn schließlich erwischte.

„Verdammter Dreckskerl!“

 

War‘s das … war das jetzt der letzte?

Innerlich hoffe Niko es, doch seine Hoffnungen wurden jäh zerstreut, als er sich hinter der Wand hervorwagte und dieses Mal jemand ihm mit einer geladenen Waffe entgegenrannte. Niko will noch ausweichen, doch es ist zu spät: Die Kugeln trafen seine Weste und drängten ihm sämtliche Luft aus den Lungen.

Seine Chance sehend, näherte sich der Andere, in der Hoffnung, den Serben seinem Auftragsgeber wie frisch gejagtes Wild vor die Füße werfen zu können.

Nur hatte er die Rechnung ohne Niko gemacht. Dieser riss sich zusammen, so gut es sein flacher Atem und seine schmerzende Brust es zuließen, und wich dem Messer des Russen aus. Im gleichen Moment drehte er seine Waffe um und schmetterte den Griff seiner Waffe in die Richtung seines Kopfes. Wie zuvor Niko konnte auch der Söldner nicht ausweichen, was kurz daraufhin eine blutige Wunde an dessen Schläfe nach sich zog.

„Du Serbenschwein“, zischte er, doch da gingen schon Nikos erste Faustschläge auf ihn nieder. Immer wieder und wieder musste er einstecken, bis auch er über das Geländer fiel. Bis auf Romans gelegentlichen Hilferufen war es nun vollkommen still in der Halle.

 

Leise sank Niko auf die Knie. Nicht, dass er das Morden anderer Menschen nicht gewohnt war, so nagte es immer noch an ihm. Raubte es ihm seine Kraft, und ein Stück von ihm selbst. Oft genug hatte er sich Gedanken darüber gemacht. War der Weg, den er ging, der richtige? Waren die Lösungen, die er wählte, die richtigen?

Noch nie hatte er Gefallen am bloßen Töten gefunden, und selbst wenn er tötete, dann nur, um sein eigenes Leben oder Prinzipien zu verteidigen. Das Leben, dass er sich hart erkämpft hatte. Dass er nun um jeden Preis verteidigen wollte.

Kurzzeitig sah er die Gesichter seiner gefallenen Freunde – und wie sie starben. Hatten ihre Mörder Spaß daran? Hatte er im Moment Spaß daran? Energisch schüttelte er den Kopf. Es gab längst kein Zurück mehr für ihn. Und solange er nicht den dafür Verantwortlichen unter der Erde wusste, würde er keinen Frieden mehr finden.

„Cousin, ich bin hier drüben!“

Romans verzweifelter Ruf riss ihn aus seinen kritischen Gedanken. Es würde ihm nie Freude bereiten, einem anderen Menschen das Leben auszulöschen. Doch hatte er seine Gründe, wie auch jetzt. Er wollte nur beschützen, was ihm wirklich wichtig ist. Er wollte nicht schon wieder jemandem, der ihm nahestand, verlieren. Im Geiste kurz an seine Kameraden und Freunde denkend, atmete er tief ein und ging in die Richtung, aus der Romans Ruf kam.

 

Mit langsamen Schritten ging er den restlichen Weg entlang, gespannt, welcher Anblick sich ihm bieten würde. Ob sich noch ein paar Feinde dort verschanzt hatten? Niko pokerte auf das Gegenteil. Und so kurz vorm Ziel würde er sich nicht töten lassen.

Doch dieses Mal war sein Pokerglück gut, keiner stellte sich in den Weg. So kam er schließlich in dem Raum an, in dem sein Cousin gefangen gehalten wurde.

Welcher sich als ein ehemaliges Büro herausstellte. Hier und da standen noch vereinzelt Tische, Stühle oder Schränke herum, beziehungsweise lagen sie herum, während die Reste entweder zerstört oder gar nicht mehr vorhanden waren. Auch die Naturgewalten hatten ihre Spuren hinterlassen; fast die Hälfte des Bodens war mit Bauschutt übersät. Doch das interessierte Niko nicht. Viel mehr wollte er wissen, wie es seinem Cousin ging. Dieser stand, mittlerweile nicht mehr gefesselt, am anderen Ende des Raumes.

Zu sehen, dass es ihm besser ging, als er es sich die ganze Zeit ausgemalt hatte, ließ  Niko einen großen Stein vom Herzen fallen. Dieser kehrte jedoch umgehend zurück, als hinter Roman plötzlich ein weiterer Mann auftauchte, und ihm eine Pistole an die Schläfe hielt. Dies und Romans angstgefüllte Stimme ließen Nikos Adrenalin erneut in die Höhe schnellen. „Cousin, tut mir Leid. Ich habe versucht, mich zu wehren … es sieht wirklich nicht gut aus! Hilfe, Niko!“

„Roman!“

Wie aus einem Reflex wollte er näher an ihn herangehen, doch sein Entführer tippe nur mit dem Lauf an den Kopf seines Opfers, und grinste blutlüstern.

 

„Sieh an, sieh an, wer da zu uns gekommen ist! Du hast eine Menge meiner Männer erledigt, das finde ich überhaupt nicht nett von dir", sagte er in einem sarkastischen Ton und lachte dabei.

„Aber glaube ja nicht, dass ich deswegen Angst vor dir oder dem Tod habe. Im Gegenteil, ich würde ihn sogar wie einen Bruder empfangen und ihn umarmen. Ich an deiner Stelle würde meinen serbischen Arsch in die Hände nehmen und von hier verschwinden. Wenn du weißt, was gut für dich ist, und natürlich auch für deinen Cousin. Ansonsten habe ich keine andere Wahl und ich werde mich wohl dazu gezwungen sehen, ihm ein schnelles Ende zu bereiten.“

Du Dreckssau … jetzt willst du mich also noch erpressen … was erlaubst du dir? Nein, nicht mit mir.

Am liebsten hätte er es ausgesprochen, aber er wollte den Mann nicht unnötig reizen. Zwar hörte man aus seinem Unterton die Verzweiflung heraus, aber verzweifelte Männer waren zu allem in der Lage und er wollte das Risiko nicht unnötig erhöhen.

Wortlos holte er sein Scharfschützengewehr heraus, was der Russe nur spöttisch kommentierte. Gleichzeitig zog er Roman dichter an sich heran, so dass Niko nur noch sehr wenig Handlungsspielraum bezüglich der Trefferquote hatte.

„Ich sage es ein letztes Mal, verschwinde! Oder die kleine Sau hier muss sterben!“

Doch Niko versuchte, sich nicht aus der künstlichen Ruhe bringen zu lassen, in die er sich versetzt hatte. Obwohl es in ihm mehr als unruhig war. Schließlich ging es um alles oder nichts, ums Treffen der richtigen Person. Ein falscher Schuss, ein Zittern und er müsste sich wieder von einem geliebten Menschen verabschieden …

Sämtliche Stoßgebete in den Himmel schickend, auch wenn es sonst nicht seine Art war, zielte er auf den Kopf des Mannes, bzw. den Teil, den er einsehen konnte und drückte ab. Augenblicklich fiel er nach hinten um, Roman durch seinen Griff mit sich ziehend. Während sich auf dem Boden in Sekundenschnelle der rote Lebenssaft des Russen auf dem Boden ausbreitete, krabbelte Roman von ihm weg und stand auf. Es war vorbei, er war nun gerettet. Von einem einzigen Mann, dem er immer wieder mit seinen Bowlingeinladungen oder Sauftouren auf die Nerven ging. Von seinem geliebten Cousin.

 

Beide, froh darüber alles überstanden zu haben, gingen aufeinander zu und nahmen sich in die Arme. Ein kurzes Stechen durchfuhr Nikos Brust, doch das war ihm egal. Er würde jeden Schmerz auf sich nehmen, um Roman zu retten – selbst wenn er dies niemals zugeben würde. Jedenfalls nicht mit Worten.

„Cousin, du hast mich gerettet, ich danke dir, ich danke dir so sehr …!“

Leicht weinerlich klang er, aber auch mehr als erleichtert, dass er kam und ihn rettete. Nach einem kurzen Augenblick lösten sie sich voneinander und Romans Blick fiel auf den kleinen roten Punkt an Nikos Arm. Zwar hatte er sich die Stelle provisorisch mit einem Verband versorgt, dennoch ist an der Stelle ein wenig durch den Verband durchgekommen. Niko jedoch winkte es ab und nannte es eine Kleinigkeit, die schnell wieder verheilen würde. Romans besorgten Blick ignorierte er dabei.

„Komm, Niko, lass uns von hier verschwinden!“

Wie, als hätte er es geahnt, hörten sie eine immer näher kommende Polizeisirene. Insbesondere aufgrund der vielen Leichen konnten die beiden ein Gespräch mit den Gesetzeshütern weniger vertragen. Mit den Worten „Unten müsste noch ein Wagen stehen, wenn sie ihn nicht wieder weggefahren haben“ folgte Niko Roman über ein externes Treppenhaus.

Verdammt, hätte ich doch nur eher davon gewusst, fluchte Niko innerlich.

Doch dann merkte er, dass er die Männer stattdessen dann auf der Flucht hätte bekämpfen müssen. Das und nebenbei noch Roman beschützen – das wäre selbst für ihn zu viel gewesen. Nicht, dass er seinem Cousin nichts zutraute, aber eine Kämpfernatur war dieser freilich nicht.

 

Als sie unten ankamen, sahen sie den von Roman erwähnten Wagen, und stiegen ohne zu Zögern ein. Glücklicherweise war dieser Wagen nicht abgesperrt, dadurch bekamen sie wertvolle Sekunden geschenkt, welche sich bei der möglichen Flucht als nützlich erweisen könnten.

Nach wenigen Augenblicken hatte Niko den Wagen aus einem anderen Ausgang manövriert und fuhr nun zusammen mit dem alltäglichen Stadtverkehr. Zwar hörte er aus dem Radio eine Meldung „von einer Schießerei in einer verlassenen Lagerhalle in Bohan“, aber näheres konnten die Medien verständlicherweise nicht mitteilen. Und da es keine Zeugen gab, wiegte Niko sich in Sicherheit.

„Roman, soll ich dich ins Krankenhaus bringen?“, fragte er ihn, da er sich doch Sorgen um ihn machte. Doch nun dieser winkte ab. „Ach was, ich bin das gewohnt. Normalerweise werde ich viel übler verprügelt. Etwas von Mallories Pflege und mir geht es bald wieder blendend.“

Das so aus seinem Mund zu hören, als wäre es das Normalste der Welt, dass sich sein Cousin Schulden bei Kriminellen holte und dafür dann Prügel kassierte, schmeckte ihm ganz und gar nicht.

Weswegen er sich nun dazu entschied, mit ihm ein Machtwort zu sprechen.

 

„Cousin, ich möchte dir ja nichts reinreden, aber es wäre wirklich besser, wenn du mit dem Spielen aufhörst. Du hast doch jetzt gesehen, was passiert, wenn man sich mit den Russen anlegt. Verdammt, was, wenn ich nicht rechtzeitig da gewesen wäre?“

„Aber du bist rechtzeitig da gewesen.“

Mittlerweile hatten sie Romans kleine Unterkunft erreicht, doch Niko parkte nur an der Bordsteinkante, und beide stiegen aus. Doch so schnell wollte Niko ihn nicht entkommen lassen.

Mit schnellen Schritten ging er um das Auto herum, und stand neben seinem Cousin, dem er mit einem ernsten Blick in die Augen sah. Das letzte Mal, als ihm etwas so ernst war, war, als er Rache für seine toten Freunden schwor, und den Verrat an jeden einzelnen an ihnen zu rächen.

Er nahm ihn an den Schultern: „Hör zu, Mallorie ist halb verrückt geworden vor Sorge, weil du dich nicht gemeldet hast. Und dann hört sie, dass du entführt wurdest. Sie ist so ein tolles Mädchen, da draußen würden sich die Kerle um sie prügeln. Tu ihr sowas nicht an! Und auch mir nicht. Ich helfe dir gerne, aber ich möchte dich nicht immer aus den Klauen dieser Kerle rausreißen müssen. Ich möchte mir nicht immer Sorgen um dich machen müssen. Von mir aus rauche oder trinke oder mach sonst was, aber hör mit dem verdammten Spielen auf!“

Roman jedoch wich seinem Blick nur aus, was Niko provozierte.

„Ach, mach doch, was du willst … Drecks Glücksspiele!“

 

Ein paar serbische Kraftausdrücke von sich gebend, wand er sich ab und wollte in das Auto steigen, als Roman ihn nun aufhielt.

„Hör zu, Cousin, ich weiß, es ist nicht einfach mit mir … aber du hast Recht. Danke nochmal, dass du mich gerettet hast, es bedeutet mir sehr viel. Ich wünschte, ich könnte dir auch irgendwann so helfen, wie du es mit mir heute getan hast.“ Ein tiefes Seufzen.

„Aber euch zuliebe, werde ich das Spielen aufhören. Ich möchte euch nicht verletzen und noch so ein Erlebnis wie heute brauche ich echt nicht mehr … ich geh dann mal Cousin, ich brauche ganz dringend Schlaf.“ Sagte er noch, winkte ihm und verzog sich in das Haus, zu seiner kleinen Wohnung.

Niko sah ihm hinterher, bis er durch die Tür verschwunden war.

„Ich hoffe nur, dass du dich auch an deine Worte hältst, Cousin. Ich hoffe es wirklich.“

Mit diesen Worten stieg er ins Auto zurück und fuhr in Richtung Burger Shot. Ein Bleeder Burger wäre jetzt genau das Richtige, dachte er sich und mischte sich in den Feierabendverkehr, in welchem er schließlich unterging.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, dann sage ich erstmal vielen Dank fürs Lesen :3

Trivia:
- Obwohl man in GTA IV nur einen einfachen Burger kaufen kann, kauft sich Niko einen "Großen Gacker-Imbiss", obwohl dies eigentlich nur Carl „CJ“ Johnson aus GTA San Andreas vorbehalten ist.

- Der Russe, der kurz vor seinem Tod Niko Russisch spricht, sagt in etwa: "Du glücklicher Bastard."
Da ich selbst kein Russisch kann, war ich auf diverse Übersetzer angewiesen.
Erst einmal habe ich diesen hier verwendet:http://www.online-translator.com/Default.aspx?prmtlang=de
Dort habe ich "Du glücklicher Bastard" in das hier übersetzt: Ты счастливый гибрид
Auf dieser Seite habe ich die kryllische Buchstaben in latenische Buchstaben übersetzen lassen: http://www.russian-online.net/text_converter/russ.php
Dort wurde mir dann der Text in das hier übersetzt: Ty stschastliwyj gibrid.

- Normalerweise, wenn Niko im Spiel einen Verbandskasten verwendet, verschwindet dieser, als auch die Wunden innerhalb von Millisekunden. Einen Verband wie jetzt hier legt er sich dabei nirgends um ;-) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2015-07-05T16:38:54+00:00 05.07.2015 18:38
Hey, 
 
Ich habe deine FF nun schon etwas länger in meiner Favo-Liste, bin aber - leider - nie wirklich dazu gekommen, sie auch zu kommentieren; und das musste ich jetzt dringend nachholen! 
 
Ist es nun schon etwas länger her, seitdem ich GTA IV gespielt habe, aber an einige Szenarien kann ich mich noch gut erinnern - eben auch welche, die dich zu dieser FF bewegt hat. Ich muss sagen, dass ich Roman am Anfang etwas nervig fand, weil er sich eben immer in solche Schlamasseln bringt und seine Freundin eigentlich auch nicht so würdigt, wie sie es verdient hätte. Aber je mehr Zeit ich mit diesem Spiel, mit Niko und Roman verbrachte, desto sympathischer wurde er mir. Bei den beiden kann mal wohl getrost sagen: Blut verbindet
Ich kann mich vage noch an eine Mission erinnern, an der man sich als Spieler entscheiden musste: Roman oder die Frau (mir fällt gerade ihr Name nicht mehr ein...), mit der Niko ein Verhältnis hatte. Zugegeben, ich habe sowohl einmal die Frau, als auch Roman sterben lassen und muss sagen, dass ich Roman dann doch im Laufe des Spieles vermisst habe :D 
 
Nun zum inhaltlichen: Du hast es so geschrieben, dass ich mich sofort wieder in das Spiel hineinversetzen konnte. Ich konnte mir die Szenen einfach bildlich vorstellen; als würde ich direkt wieder spielen! Das mochte ich sehr! Allgemein habe ich über deinen Schreibstil wenig zu sagen, da du wirklich flüssig und spannend geschrieben hast. Ich glaube, bei solchen Schusswechsel-Szenen, würden mir einfach irgendwann die Worte fehlen, aber dir ist es wirklich gelungen, alle Szenen aufregend zu gestalten. Da kann man einfach nur sagen: Top!
 
So, das war's dann erstmal von meiner Seite aus. Ich weiß, ich hätte mich schon eher dafür aufraffen können, die endlich ein gescheites Kommentar zu hinterlassen, aber irgendwie hat es nicht so recht geklappt. Hoffe, du nimmst das nicht Übel >3< 
 
Habe übrigens gesehen, dass du noch mehr GTA-FF's geschrieben hast - die werde ich mir natürlich auch alle noch ansehen und kommentieren. Narf, ich liebe diese Spiele einfach <3
 
Liebe Grüße, 
Federvieh
Antwort von:  KiraNear
10.07.2015 13:58
Hi^^

Vielen Dank erstmal für deinen Kommi, ich habe mich sehr darüber gefreut :3
Achwas, dafür musst du dich doch nicht entschuldigen, ich habe oft oft FFs oder Kapitel davon tage- und wochenlang in meinem ENS-Eingang herumliegen, bis ich damit anfange sie zu lesen. Musst also kein schlechtes Gewissen haben :-)

Das kann ich mir vorstellen, ich fand ihn am Anfang etwas seltsam. Auch beim Rest kann ich dir nur zustimmen, und das ist auch einer der Gründe, warum ich die Beiden so mag: Denn egal, wie viel Unsinn Roman baut, die Beiden mögen sich trotzdem immer (noch) und ich denke, dass es da auch nichts geben wird, was die Beiden trennen könnte. Außer den Tod natürlich XD

Aww, das freut mich, dass es so einen Effekt erzielt hatte :3
Hatte aber auch dafür die Szene immer wieder im Kopf, denn zwischen dem, dass ich die Szene gespielt habe und dem Schreiben vergingen schon einige Wochen, Faulheit sei Dank OTL
Danke für das Kompliment, ich hatte erst riesen Respekt vor der Szene, aber dann ging es einfach von der Hand bzw von den Fingern und ich konnte einfach nicht aufhören *o*

Nene, ich nehm dir das nicht übel. Bin ja genauso drauf XD
Sei es beim Schreiben meiner anderen FFs, oder beim Lesen von FFs oder anderen Büchern XD

>Narf, ich liebe diese Spiele einfach <3
Ich auch, ich auch! X3

Vielen Dank für deinen Kommi nochmal :33
Von:  konohayuki
2014-01-24T19:36:00+00:00 24.01.2014 20:36
~Kommentarfieber~

Hallöchen,

ich muss zugeben, von GTA habe ich keine Ahnung. Da haben mir zumindest die Bilder schon einmal geholfen, mir etwas vorzustellen. Auch deine Kurzbeschreibung hat mir in der Hinsicht geholfen, so bekommt man schonmal einen kleinen Einblick in deine Motivation den One-Shot zu schreiben.

Den Einstieg in deine Geschichte finde ich sehr gelungen, man ist direkt in der Szenerie drin und ist gespannt, wo diese doch recht normal wirkende Aktion hinführen wird. Er hat ja schon angedeutet, dass es da irgendwo zu einem Kampf kommen wird.

>Schluchzend brachte sie die letzten Worte hinaus, bis sie wieder von ihren Tränen übermannt wurde.<
Auch wenn es einige Sätze vorher war, so ist mir die Wiederholung von "übermannt werden" trotzdem aufgefallen. Vielleicht kannst du in diesem Satz hier eine andere Formulierung nutzen. Spontan will mir keine schöne einfallen, ich habe gerade nur "bis sie wieder anfing zu weinen" oder "bis sie wieder mit den Tränen kämpfte" im Kopf.

>Niko stattdessen legte den Gangschalter auf Drive, bereit, mal wieder seinem einfältigen Cousin aus der Patsche zu helfen. <
"stattdessen" klingt hier ein wenig komisch, weil es da irgendwie keinen Widerspruch mit etwas gibt. "Unterdessen legte Niko" hätte mir hier besser gefallen.

>Doch die Frage erschien ihm überflüssig, denn in seinen Fall konnte er sich denken, was er angerichtet hatte. <
"denn in seinem Fall".

>[...]erst damals im Krieg und jetzt nun bei seinen kleinen Nebentätigkeiten.<
"Jetzt" und "nun" sind hier irgendwie doppelt gemoppelt, da kannst du eines von streichen.

Deine Kampfbeschreibungen finde ich sehr gelungen. Man kann der Situation folgen und die Szene baut sich vor dem inneren Auge auf und läuft wie ein Film mit. Sehr dynamisch, sehr angenehm für den Leser, auch wenn es sich um eine alles andere als angenehme Situation handelt. Was mir auch gefällt ist, dass Niko nicht einfach reinläuft, alles plattwalzt und dann wieder rausgeht, ohne einen Kratzer abzubekommen. Das ist in einem solchen Szenario nicht realistisch, unverwundet rauszugehen. Gibt auf jeden Fall Pluspunkte.

>Jegliche Vorsicht vergessend, springt der letzte der Sechs aus seinem Versteck hervor – und verschießt seine ganze Munition auf den Punkt, an dem Niko gerade eben stand.<
Hier bist du in der Zeit gesprungen. Ich weiß nicht, ob das so beabsichtigt war, ich empfand es beim Lesen allerdings als kleinen Stolperstein und würde dementsprechend auch hier die Vergangenheitsform vorziehen.

>Gerade, als er einen Ärmel zerreißen will, fällt sein Blick auf die Wand vor ihm.<
Auch hier nochmal ein kleiner Zeitsprung.

>Dann aber schnell, und rannte zu der Box, um sie nach einem Hilfsmittel für seine Situation zu durchsuchen.<
Da fehlt mir ein "dachte er", um klar zu machen, dass das Kursive tatsächlich seine Gedanken sind.

>Mit der gleichen Eile rennt er zurück zur Treppe, die er nun langsam und geduckt hinauf ging.<
Auch hier ein Zeitsprung. Ich bekomme zwar das Gefühl, dass diese gewollt sind, sie erzielen aber für mich keinen Effekt. Abgesehen davon, dass ich kurz innehalte und mich frage, warum da gerade ein Zeitsprung ist. Ich weiß nicht, ich würde es vorziehen, in einer Zeit zu bleiben. Oder aber halt in einem ganzen Absatz die Zeit zu wechseln. Allerdings bietet sich das hier halt nicht unbedingt im Handlungsfluss an.

>Kaum war die Kulisse kurz von Stille gefüllt, fallen nun wieder Schüsse.<
Auch hier wieder ein Zeitsprung.

>Die wissen wohl auch nicht, was gut für sie ist. Dann werde ich es den Hohlköpfen wohl selbst beibringen müssen, jedem einzelnen von ihnen.<
Ich mag seinen Ton. Ernsthaft, Niko wird mir sympatisch (und irgendwie ist das komisch, weil er ja gerade Leute umbringt. Aber ich weiß nicht, ich mag ihn.).

>Ein paar Sekunden Stille, tödliche Stille – so trügerisch friedlich.<
Ein ganz, ganz toller Satz. Wunderbar atmosphärisch, einfach passend. Genial.

>Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er sich den Brustkorb.<
Da du im Satz vorher den Fokus auf Nikos Gegner hast, würde ich hier statt dem "er" tatsächlich wieder "Niko" setzen wollen, um klar zu machen, dass es jetzt wieder um Niko geht.

>Mit langsamen Schritten ging er den restlichen Weg entlang, gespannt, welcher Anblick sich im Bieten würde.<
"[...]sich ihm bieten würde."

>„Sieh an, sieh an, wer da zu uns gekommen ist! Du hast eine Menge meiner Männer erledigt, das finde ich überhaupt nicht nett von dir.“ Sagte er in einem sarkastischen Ton und lachte dabei.<
Da würde ich den Begleitsatz mit einem Komma anschließen, also als ""[...]das finde ich überhaupt nicht nett von dir", sagte er in einem sarkastischen Ton[...]"

>Trotz, dass es in ihm mehr als unruhig war.<
"Obwohl" statt "trotz"? Das "trotz" klingt mir da ein wenig umgangssprachlich.

>Aber euch zuliebe, werde ich das Spielen aufhören.<
Dann hoffen wir doch mal, dass er sich wirklich daran hält. Immerhin hat sein Cousin ja einiges auf sich genommen, um ihn da rauszuholen und seine Freundin klingt auch nach einer sehr vernünftigen Person.

Das Ende ist, wie abgemeldet schon anmerkte, echt cool. Niko ist schon gut drauf.
Ich hatte auf jeden Fall ein sehr angenehmes Leseerlebnis, viel Vergnügen dabei.
Deine Beschreibungen sind lebhaft, dynamisch und man wird als Leser sehr angenehm durch die Geschichte geführt.
Auch wenn man GTA nicht kennt kann man sich ein Bild von den Charakteren machen und bekommt einen kurzen Einblick. Mir hat's gefallen.

Liebe Schreibziehergrüße,

konohayuki
Antwort von:  KiraNear
01.02.2014 22:44
Hallo und auch dir ebenfalls ein ebenso großes Dankeschön für die Kritik und den Lob^^
Hab mich auch darüber sehr gefreut.

Dass er da ohne Kratzer nicht rausgeht, wollte ich auch nicht schreiben. Zwar heilt man sich im Spiel auch mit einem Verbandskasten, allerdings ist es wie ein Zaubertrank: Man nimmt ihn und schon ist alles verheilt. In nem Spiel käme mir das logisch vor, in einem Buch oder in dem Fall FF allerdings nicht. Also wollte ich, dass er sich erstversorgt. Und dass er natürlch auch was anbekommt. Denn trotz dass er fiktiv ist, ist er auch nur ein ganz normaler Mensch. Freut mich, dass es dir aufgefallen ist^^

Und ich muss zugeben, vor den Kampfbeschreibungen hatte ich ein wenig Angst, da ich das davor noch nie gemacht habe.

Das mit dem Zeitspringen ist eigentlich nur ein Fehler von mir, das mache ich leider immer^^°
Wobei es langsam besser wird.

Was das Spielen angeht - soweit ich weiß, hat er das Spielen noch nicht so ganz danach aufgegeben. Aber zumindest hat er sich nicht mehr mit irgendwelchen russischen Gangstern angelegt ;-)

Mich freut es wirklich sehr, dass dir ebenfalls meine FF gefallen hat und bin dir auch sehr dankbar für deine Tipps und deine Anregungen. Man kann von solchen Dingen nur lernen, finde ich^^
Und auch danke dafür, dass du die Zeit genommen und die doch etwas länger FF gelesen hast :3
Von: abgemeldet
2014-01-03T17:18:11+00:00 03.01.2014 18:18
~ Kommentarfieber ~

Tag auch,
da bin ich ja mal gespannt. Von GTA habe ich mal so gar keine Ahnung, ich bin aber auch einfach kein Zocker. Wenn man es ganz genau nimmt, bin ich auf dieser Seite wahrscheinlich eh falsch. Wie dem auch sei. Punkte kriegst du von mir schonmal für die Längen. Die Kurzbeschreibung zum Beispiel. ^^ Wenn du einen enleitenden Satz hineinschreiben würdest, wäre es sogar noch toller. Am besten zentriert und kursiv, dann fällt der Blick zuerst darauf. Du kannst es natürlich auch so lassen, aber ich stehe einfach auf Kurzbeschreibungen zur Geschichte. Naja, und Bücher haben ja auch nicht ohne Grund einen Klappentext.

Der Einstieg in die Geschichte ist sehr ansprechend. Man wird direkt in eine Szene gezogen, die nachvollziehbar dargestellt wurde.
Als Unwissender sind die Namen seiner Fressalien und allem was dazu gehört echt amüsant zu lesen.

schon klingelte sein Handy.
Vielleicht ist das reine Geschmackssache, aber ich würde eher "klingelte schon sein Handy" schreiben.

Nikos Gedanken kreisten sich, weshalb nun er versuchte, sich zu beruhigen.
Auch diesen Satz würde ich umstellen und ein "sich" streichen: "Nikos Gedanken kreisten, weshalb er nun versuchte, sich zu beruhigen."

Irgendwie passt „Ich glaube, sie haben Roman …“ nicht so ganz zu der Situation, dass Mallorie sagen kann, wo sie Roman hingebracht haben. Oder habe ich da etwas überlesen beziehungsweise falsch verstanden?

An dieser Stelle wenn auch gleich er nicht mehr ganz so rücksichtsvoll fuhr, finde ich, klingt es ein wenig kompliziert. Mein Vorschlag: wenngleich er auch nicht mehr ganz so rücksichtsvoll fuhr...

legte sich ein Schatten über seine Miene.
Sehr schöne Umschreibung. Man hat natürlich eine schlechte Nachricht erwartet, aber du untermauerst dies an dieser Stelle noch.

Den Absatz mit dem, was Niko von draußen hört, ist dir gut gelungen. Es hat ein wenig Gangstar-Flair. Aber natürlich wirft sich eine Frage auf: Warum wollen sie Niko? Es bleibt also spannend.

Leise schlich er sich weiter, durch den Eingang der Lagerhalle,
Das "sich" und das Komma kannst du löschen.

Zumal er nicht damit rechnete, dass alle von ihnen sich unter lautem Fluchen und Verhöhnen so verschwenderisch von ihrer kostbaren Munition trennten.
Wieder eine sehr gute Stelle. Du beschreibst verschiedene Dinge auf einmal. Dass sie weiterhin fluchen und auf - na, zumindest in seine Richtung - Niko schießen, auf Teufel komm raus. Vor allem ist der Ausdruck und der Satzbau hier aber sehr gelungen, einfach intuitiv.

jedoch nicht ohne ihr Ziel aus den Augen zu verlieren.
Meiner Meinung nach kannst du das "jedoch nicht" weglassen.
da ihn einer der beiden anderen ihn am Oberarm erwischte.
Das zweite "ihn" kannst du ebenfalls streichen.
Stöhnend verzog er sich das Gesicht,
Und hier ist das "sich" auch überflüssig.
Nur noch drei waren jetzt noch übrig
Eines der beiden nochs kannst du löschen.

Nichtssagend trat Niko an seine Seite – seine Kugeln hatten schon genug gesagt, und so gab er ihm schließlich den Rest.
Keine Ahnung, ob ich da richtig liege, aber "Nichts sagend" würde besser passen.

Mit geübtem Blick huschten seine Augen über das gesamte Stockwerk
Mit Zeitformen habe ich immer Probleme. Aber du schreibst doch im Präsens, oder? Dann müsste doch hier "Mit geübtem Blick huschen seine Augen...". Mir kommt es so vor, als ob du des Öfteren hin und her springst. Sicher bin ich da aber nicht. Ich weiß nur, dass mir selbst Texte in der Gegenwartsform auch schwer fallen. Man rutscht fast automatisch in die Vergangenheit, da auch die meisten Bücher so geschrieben sind. Das könnte ich mir aber auch einreden.

Das, das entstand, wenn man eine Waffe nachlud.
"...ein anderes Geräusch kam, das enstand, wenn man eine Waffe nachlud."

Doch wie als hätten sie sich abgesprochen,
Bitte das "wie" streichen.
doch seine Hoffnungen wurden je zerstreut,
Hier meinst du, glaube ich, "jäh" und nicht "je".

Und solange er nicht den dafür Verantwortlichen unter der Erde wusste, würde er keinen Frieden mehr finden.
Wieder so eine wunderbare Formulierung. :) Du siehst, trotz meiner Krittelei, mag ich deinen Text ziemlich.

fragte er ihn besorgt, da er sich doch Sorgen um ihn machte.
Die Wiederholung finde ich nicht so schön. "besorgt" oder "Sorgen machen". Eines davon reicht aus.

Der Schluß ist megacool. Da fährt er einfach wieder zum FastFood Restaurant. Coole Sau.
Nein, im Ernst, ich bewundere dein Durchhaltevermögen, diese Wand an Text fabrieziert zu haben. Trotz dass es sehr überspitzt wirkt - was einfach am Spiel und der Darstellung liegt - ist was du schreibst nachvollziehbar.
Zwar sind einige Zeit- und Flüchtigkeitsfehler im Text, aber das hält sich in Grenzen. Ansonsten ist dein Ausdruck und dein Erzählstil sehr gut.
Ein Freund von GTA werde ich wohl nie, aber ein bisschen Action tut jedem auch mal gut.

Liebe Schreibziehergrüße,
abgemeldet

Antwort von:  KiraNear
06.01.2014 00:21
Hallo,

das macht gar nichts, wenn man sich mit der Serie nicht auskennt, man kennt zwar nicht alle Details, aber ich denke, dass muss man hier auch gar nicht wissen^^
Erst einmal vielen Dank für den wirklich ausführlichen Kommentar und auch für die vielen Verbesserungsvorschläge und -hinweise, oft fällt einem selbst sowas einfach nicht auf, egal, wie oft man es sich ansieht. Und was die Zeiten betrifft, ja, das war schon immer eine Schwäche von mir^^°
Könnte wirklich an den ganzen Büchern liegen, die ich gelesen habe - da prägt sich einem die Vergangenheitsform viel zu tief ein.

Das mit dem Satz in der Kurzbeschreibung könnte ich ausprobieren, auf soaws bin ich ehrlich gesagt nie gekommen.
Wobei ich mich mit Kurzbeschreibungen schwer tue, wenn ich ganz ehrlich bin^^°

>Irgendwie passt „Ich glaube, sie haben Roman …“ nicht so ganz zu der Situation, dass Mallorie sagen kann, wo sie Roman hingebracht haben. Oder habe ich da etwas überlesen beziehungsweise falsch verstanden?

Ein wenig verwirrend, das gebe ich zu. Allerdings ist es schon richtig. Bzw es war im Spiel genauso. Sie wusste nichts von Romans Ärger und Schulden mit und bei den Russen, sie wusste nur, dass er aus einem ihr unbekannten Grund an einen Ort gebracht wurde. Und da er schon öfters ein kriminelles "Opfer" wurde, hatte sie den Verdacht, dass er entführt sein könnte. Sie wusste also, wo er war, aber hatte keine Ahnung, was also los war. Näher sind sie darauf im Spiel leider nicht gegangen, aber ich denke mal, dass sie Mallorie angerufen haben, weil sie keine andere Kontaktmöglichkeit zu Niko wussten.

Außerdem möchte ich dir nicht nur für deine ausführliche Kritik, sondern auch für die freundlichen und ehrlichen Komplimente, hab mich über beides sehr gefreut^^
Tut mir Leid, wenn ich mir mit dem Antworten etwas Zeit gelassen habe, aber längere Kommentare denke ich lieber erstmal in Ruhe durch und antworte dann erst :-)

Und ganz ehrlich: Ich war auch ganz erstaunt darüber, als es am Ende so viel war. Aber wenn ich einmal anfange zu schreibe, dann kann ich nicht mehr aufhören :3


Zurück