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Children of the Sea

OS-Sammlung | Marco/Ace
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Friendship, Gen.
Es spielt nach der Szene in Kapitel 552, in der Ace Whitebeard gesteht, dass Rogers Blut in seinen Venen fließt. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Pairing: Marco x Ace. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Pairing: Marco x Ace. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Pairing: Marco x Ace (established relationship)
Mir war danach ein bisschen über Marcos Teufelsfrucht zu sinnieren und mit dem Haki herumzuspielen. Im Manga erfährt man zwar, dass Marco das Rüstungshaki hat, aber es gibt genügend Charaktere, die mehr als eines besitzen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Rüstungshaki - Busoushoku
Observationshaki – Kenbunshoku Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Für abgemeldet. :)
Pairing: Marco/Ace Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Thatch + eine Prise Marco/Ace (established relationship). Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Gen, Friendship
Mein winziger Beitrag zum Feder & Stift-Zirkel, in dem wir zu jedem Advent eine kleine Geschichte schreiben. Der Prompt ist 'Winter', aber eigentlich bezieht sich der OS (wie immer) eher auf die Dynamik zwischen Marco/Ace/Thatch. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Eine andere Variante von den Geschehnissen nach Thatchs Tod.
Warnung: established relationship, sexuelle Andeutung + keine allzu gesunde Verarbeitung von Trauer beider Parteien. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Eine verspätete Fortsetzung zum letzten OS, der daher auf Thatchs Tod aufbaut.

Warnung: established relationship, sexuelle Andeutungen + keine gesunde Verarbeitung von Trauer beider Parteien, besonders von Ace nicht. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Anmerkung: Alternative Timeline. Ace lebt. Ich hab mir Freiheiten mit Marcos Teufelsfrucht erlaubt. Viele, viele Spoiler für das neue OP Kapitel 909.
Warnung: Erwähnung von Tod + andere düstere Gedanken. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Mehr Marco/Ace, weil ich gerade wieder Feels habe. <3 Komplett anzeigen

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family

Polternde Schritte holten Marco in die Realität zurück. Sie ließen ihn von dem Logbuch vor sich auf dem Tisch aufsehen, als sie anschwollen, auf dem Gang vor seiner Kabine näher kamen, anstatt sich zu entfernen.

In der nächsten Sekunde klopfte – nein, hämmerte – es an seiner Tür.

»Marco, bist du da? Darf ich reinkommen?«, rief Ace durch das Holz hindurch. Eine Höflichkeit, die jedoch die wahre Laune des Jünglings durch die nachdrückliche Geste erahnen ließ.

Sich halb auf seinem Stuhl herumdrehend bettete Marco einen Arm auf die Rücklehne. »Komm rein.«

Noch bevor diese Worte seinen Mund verlassen hatten, war Ace bereits in seine Kajüte gestürmt. Seine Pupillen waren geweitet, seine Wangen gerötet und sein Brustkorb hob und senkte sich kräftig und unregelmäßig. Beinahe so, als würde ihm jeder Atemzug Schmerzen bereiten. Die Tür fiel krachend hinter ihm zu und Ace lehnte sich gegen sie.

Marco wartete ab, doch das neuste Mitglied der Whitebeard-Piraten hüllte sich in Schweigen und sah auf seine schwarzen Stiefeln herab.

»Hast du schon wieder eine Wette gegen Thatch verloren?«, erbarmte sich Marco schlussendlich, während er Ace auch weiterhin mit neutralem, vor allem aber gelangweiltem, Gesichtsausdruck betrachtete. »Früher oder später wird er auch hier suchen.«

Doch Ace konterte nicht oder zeigte ihm das Grinsen, welches in der letzten Zeit des Öfteren seine Züge geziert hatte. Seit er endlich Whitebeard als seinen Käpt’n und seinen Vater akzeptiert hatte, seit er sein Zeichen auf dem Rücken trug.

Seitdem ging es weitaus ruhiger an Bord der Moby Dick zu, so ruhig wie das bei so vielen Männern, die regelmäßig die Sakefässer herausholten und feierten, eben sein konnte. Wenigstens mussten die Jungs Ace nun nicht mehr regelmäßig aus dem Wasser fischen. Umso erstaunlicher war die Wut, die über das mit Sommersprossen besäte Gesicht huschte. Es erinnerte Marco unwillkürlich an die ersten Tage, die Ace auf dem Schiff verbracht hatte, und ließ ihn kaum merklich die Augenbrauen zusammenziehen.

»Es war ihm egal...« Ace’ Stimme war gesenkt, mehr ein Flüstern als alles andere, seltsam gebrochen und enthielt einen Hauch Überraschung. »Whitebeard hat gesagt, es ist ihm egal! Wie kann er so was sagen? Einfach so?«, wiederholte er lauter und hob den Blick.

Seine dunklen Augen bohrten sich in Marco hinein, als wollte er eine Erklärung von ihm einfordern. Eine Erklärung für etwas, von dem Marco nicht wusste, was es eigentlich war. Was war Whitebeard egal? Marco wusste nur, dass Ace zum ersten Mal aufgrund von etwas zu ihm kam und keine Schlägerei anzettelte oder sich zurückzog. Es war ein Fortschritt, auch wenn manche ihn als fragwürdig bezeichnen würden, da er nicht in das Geschehnis eingeweiht war, das Ace aufgewühlt hatte.

Marco erhob sich langsam von seinem Stuhl und trat einige Schritte auf Ace zu. Die Hände wurden in die Hüften gestemmt, als er dem noch immer auf ihn gerichteten Blick standhielt.

»Eh? Was hast du sonst erwartet?«, fragte Marco probehalber.

Der Zorn wechselte sich für den Bruchteil einer Sekunde mit Verwirrung ab, bevor sich Ace’ Augen erneut verengten und die nackten Schultern sich anspannten. „Dass er mich von Bord schmeißt natürlich!“ Ace blinzelte, sah wieder auf seine Stiefel hinab, die Zähne fest zusammengebissen. „Jeder andere hätte es getan, wenn ich es ihm gestanden hätte.“

Ein Beben ging bei diesen Worten durch seinen Körper, welches Marco nachdenklich stimmte. Andererseits war es kein Geheimnis, dass Ace etwas auf der Seele lastete. Das hatten so einige an Bord recht früh bemerkt – alle, bis auf Thatch, aber dieser besaß ohnehin kein Taktgefühl oder irgendeine Art von Empathie.

Es war mehr als bloßer Stolz gewesen, der Ace dazu verleitet hatte, Whitebeard jeden Tag aufs Neue anzugreifen und scheitern zu lassen. Er hatte sich so sehr gegen einen Vater gesträubt, dass es Wetten gegeben hatte, dass Ace die Mannschaft verlassen würde, bevor er ihnen offiziell beigetreten war. Auch darin war Thatch verwickelt gewesen.

»Du trägst nun Paps Zeichen«, begann Marco und nickte in Ace’ Richtung, »und damit bist du einer von uns. Permanent.“

Vielleicht war Ace deshalb zu ihm gekommen, denn Whitebeard tat alles mit einfachen Worten, einem Fass Sake und einem Witz ab. Doch der junge Mann vor ihm brauchte mehr als das, Bestätigung womöglich. »Paps jagt niemanden so einfach wieder vom Schiff. Und für ihn macht es auch keinen Unterschied, woher man kommt oder was man in der Vergangenheit getan hat. Das ist eine zweite Chance. Ein Neubeginn mit einer Familie, die man sich selbst aussucht und die einen akzeptiert.«

Es waren die letzten Worte, die Ace hart schlucken ließen. Er mied Marcos Blick und rutschte stattdessen an der geschlossenen Tür zu Boden, so dass sich Marco einmal mehr an den Tag an Deck erinnert fühlte, an dem er Ace dies schon einmal klargemacht hatte.

So viel Selbstbewusstsein Ace zeigte, so unsicher schien er zu sein und was immer er mit Whitebeard besprochen hatte, musste der Auslöser dafür sein. Was auch immer, es gewesen sein mochte. Dass Whitebeard es ihm mitteilen würde, sollte es von Bedeutung sein, bezweifelte Marco nicht, aber das half ihm in diesem Moment wenig.

Mit einem lautlosen Seufzen auf den Lippen schlenderte Marco zu der Kommode herüber, die neben dem Bett und dem Schreibtisch das einzige Möbelstück in dem kleinen Raum darstellte. Marco zog zwei hölzerne Schälchen und eine angefangene Sakeflasche zwischen den Büchern und Schriftrollen darin hervor, ehe er sich zu Ace gesellte.

Schwer ließ er sich neben diesem und der Tür an der Wand nieder, stellte beide Sakeschälchen vor ihnen ab und goss sie bis zur Hälfte voll. »Trink.«

Der Sake schwappte leicht gegen den Rand bei dem seichten Wellengang der Moby Dick und Marco setzte sein eigenes an seine Lippen. »Ich meine, was ich sage«, erklärte er danach. »Paps sieht uns als Söhne an und es gibt so gut wie nichts, was das jemals ändern könnte.«

Zittrige Finger umfassten das zweite Schälchen zwischen ihnen, während wässrige Augen stur geradeaus starrten. »Es ist so einfach, huh?«

»Ja, ist es«, antwortete Marco und hob ohne nachzudenken die Hand, um Ace’ ohnehin wildes Haar noch etwas mehr zu zerwuseln.

Aber es folgte weder ein finsterer Blick, noch eine verbale Beschwerde, stattdessen kniff Ace die Augen zu und ließ den Sake in einem Zug seinen Rachen herunterstürzen.

Marco schenkte ihm nach und der folgende Dank war bereits von einem schmalen, wenn auch fast unscheinbaren, Lächeln begleitet.

you're the future [1]

Marco zählt nicht die Tage, die vergehen, nachdem man Ace die Position des zweiten Kommandanten angeboten hat. Trotzdem hängt der Vorschlag wie eine durchsichtige Spannung in der Luft und folgt der Feuerfaust auf Schritt und Tritt. Er läuft aufrechter, die Schultern sind straff und der Rücken ist durchgedrückt, das Gesicht ist ernst anstatt wütend. Doch es ist keine Autorität, die er in den Männern weckt, sondern es ringt ihnen viel mehr ein belustigtes Schmunzeln ab, wenn Ace ihnen den Rücken kehrt.

Auch Marco bedenkt Ace’ Hinterkopf gelegentlich mit einem schiefen Lächeln, weil er das Einfachste nicht begreift. Weil er den Grund nicht sieht, warum man ihn in dieser Position haben möchte.

Niemand erwähnt die Stelle des zweiten Kommandanten erneut, während die Frage unbeantwortet seitens Ace bleibt. Nur einmal beim Abendessen verfolgt Marco eine Unterhaltung zwischen Teach und Ace, in der er den Älteren fragt, ob er den Platz nicht haben möchte. Ob er ihm nicht eher zusteht, da er am längsten mit Whitebeard unterwegs ist. Allerdings ist Ace nicht der Erste, der das erwähnt. Teach wurde bereits öfter für eine derartige Position vorgeschlagen, doch jedes Mal hat er jemand anderem den Vortritt gelassen. Sein Ehrgeiz läge woanders, sagt er stets, während Marco sich fragt, ob er so etwas überhaupt besitzt. Gesehen hat er ihn bei Teach jedenfalls noch nie.

Zwar zählt Marco nicht die Tage, doch es dauert sicherlich einige Wochen, bis Ace ihn beinahe in einem der Gangways umrennt. Das Grinsen auf seinen Lippen reicht von einem Ohr zum anderen und stellt das vollkommene Gegenteil von dem jungen Mann dar, den sie vor Monaten mitsamt seiner Mannschaft an Bord genommen haben. Die Verschlossenheit und der Zorn, der stets unter der Oberfläche gebrodelt hat, ist von etwas anderem ersetzt worden: Offenheit und Freude und Leben.

»Ich hab’s getan, Marco«, ruft er aus, obwohl sie direkt voreinander stehen.

Marco hebt eine Augenbraue.

»Den Posten als zweiten Kommandanten angenommen. Ich hab’s getan.«

Doch Marcos Gesicht bleibt unbeeindruckt und die fehlenden Worte lassen das Grinsen auf Ace’ Lippen schrumpfen.

»Das hat ja lange genug gedauert«, erwidert Marco, als es fast gänzlich verschwunden ist und einen nachdenklichen Ausdruck hinterlässt. Binnen weniger Sekunden taucht das Grinsen wieder auf, Ace’ dunkle Augen auf Marcos Lippen gerichtet, welche sich ein Stückchen heben.

»Ich wette die Jungs wollen darauf anstoßen«, fuhr Marco fort und sein Blick ging an Ace’ Kopf vorbei, um den leeren Gang herunterzuschauen, der zu der Treppe führt, über die man an Deck gelangt. Aber man kann nur einige dumpfe Stimmen über ihren Köpfen vernehmen. Wenn Marco ganz genau hinhört, kann er sich jedoch vorstellen, das Rollen von Sakefässern zu hören.

Vor ihm tritt Ace von einem Fuß auf den anderen, als Aufgeregtheit Einzug in seinen Körper erhält.

»Ich wollte es dir nur persönlich sagen. Damit du es nicht von jemand anderem erfährst«, sagt Ace und zieht somit abermals Marcos Aufmerksamkeit auf sich.

»Und das wäre so schlimm gewesen?« Marco wäre genauso zufrieden gewesen, wie er es auch jetzt ist, das weiß er genau.

Ace zögert, trägt jedoch auch weiterhin ein einladendes Lächeln auf den Lippen. Beinahe so, als wäre er tatsächlich lieber hier unten in diesem dunklen Gang, anstatt oben an Deck mit den Jungs, mit seiner neuen Division. »Vista hat mir gesagt, warum du findest, dass ich den Posten annehmen soll.«

Mehr braucht Ace nicht zu sagen, damit Marco versteht. Natürlich hat Vista es ihm gesagt, denn jedes Wort, das man an Bord der Moby Dick ausspricht, kommt irgendwann in der ein oder anderen Form zu einem zurück. Es ist ein Naturgesetz unter tratschfreudigen Piraten.

Marcos Ohrenspitzen fühlen sich plötzlich heiß an, doch er zuckt nur mit den Schultern.

Und wenn schon... Scheinbar haben seine Worte, dass es nicht um Autorität, sondern Loyalität und Aufopferungsbereitschaft und Akzeptanz geht, seinen Zweck erfüllt. Ace verkörpert all diese Eigenschaften, auch wenn er sich das nicht immer ganz bewusst zu sein scheint. Vielleicht wird es sich nun ändern, jetzt, da es ihm jemand gesagt hat.

Ace tritt einen Schritt dichter an ihn heran und sucht seinen Blick. Die braunen Augen sind warm, doch Marco kann die Belustigung, die Herausforderung, unter der Oberfläche erkennen. »Ich würde dich gern küssen, Marco.«

»Eh?« Marco blinzelt. »Steigt dir die Position schon am ersten Abend zu Kopf?«

Aber Ace lässt sich nicht einschüchtern und bleibt vor ihm stehen, was Marco nicht verwundert. Schon bei ihrer ersten Begegnung hat man gesehen, dass die Feuerfaust zu viel Mut besitzt. Dass er zu dickköpfig ist, um kampflos das Feld zu räumen. Lieber stirbt er – und Marco hat das dumpfe Gefühl, dass Ace das irgendwann einmal zum Verhängnis wird.

»Ich mein’s ernst«, sagt Ace.

Marco nickt kaum merklich. Es ist keine Einladung, sondern viel eher Verständnis. Er hat zwei gesunde Augen und kann sehen, wie ernst es ihm ist. »Ich bin nur nicht ganz sicher, warum.«

»Weil ich das schon seit einer Weile machen wollte.« Den Kopf schieflegend schnaubt Ace amüsiert. »Ich hab’ dich beobachtet. Ich mag dich. Warum also nicht? Ich wette, es gab schon Dutzende, die dasselbe tun wollten.« Es schwingt keine Eifersucht in seinem Ton mit; es ist nur eine Annahme, die keine Schlussfolgerungen mit sich zieht und stattdessen verrät, dass jeder eine Vergangenheit hat, aber diese eben vergangen ist. Dass die Zukunft morgen beginnt. Nein, dass sie heute Nacht in diesem Gang geschrieben wird.

Als Marco nicht antwortet und ihn ohne eine Reaktion ansieht, verliert sich Ace’ neckender Gesichtsausdruck in Ernsthaftigkeit und er überbrückt mit einem weiteren Schritt auch den letzten Abstand zwischen ihnen. »Du kannst nein sagen, Marco.« Seine Worte sind ein Flüstern, nur wenige Zentimeter von Marcos Lippen entfernt. Doch Ace küsst sie nicht, sondern presst seine eigenen auf seinen Mundwinkel, sanft, intim, aber am Ziel vorbei. Ein zweiter Kuss landet an Marcos Kinn und Ace’ Lippen wandern seinen Kiefernknochen entlang, in die Richtung seines rechten Ohrs.

Marcos Stirn legt sich in Falten, zeitgleich stellen sich ihm die Nackenhaare auf. »Das nennst du einen Kuss?«

Er spürt Ace’ Grinsen auf seiner Haut, als warmer Atem sie streift. »Na ja. Ich will, dass du mir sagst, dass ich dich küssen soll«, murmelt er.

Noch im selben Atemzug verdrehen sich Marcos Augen. Er schiebt Ace an der Schulter von sich, schlendert an ihm vorbei und nährt sich der Treppe. »Da kannst du lange warten. Auf solche Spielchen lasse ich mich nicht ein.«

»Ich hab’ alle Zeit der Welt, Marco«, ruft Ace ihm gutgelaunt und viel, viel zu selbstbewusst nach, als Marco die Stufen zum Deck erklimmt.

Wahrscheinlich hat er mit seinen Worten, die er seit Ace’ Ankunft an Bord an ihn verschwendet hat, ein kleines Monster kreiert. Ein Monster, das ihm zukünftig im Nacken sitzen wird, weil Marco ihm erlaubt hat, Blut zu lecken. Seine Finger reiben über seinen Kiefer, da er noch immer das Phantom von Ace’ Lippen fühlen kann, und der geschundene Mundwinkel zuckt unwillkürlich in die Höhe.

you're the past [2]

Es ist still. Auch das letzte Gemurmel ist verstummt und bricht erst wieder aus, als Ace sich abwendet und mit lauten Schritten davon marschiert. Nur schwer löst sich Marcos Blick von Thatchs Leiche und folgt der Feuerfaust, die sich den Weg zwischen den herumstehenden Jungs bahnt, an Whitebeard vorbei, der sie alle um mehrere Köpfe überragt und die Tat mit unlesbarem Gesicht betrachtet.

Thatch liegt auf dem Bauch, den Kopf zur Seite gedreht, während leere Augen auf ihre Stiefel gerichtet sind und die Blutlache unter der Morgensonne auf den Planken trocknet. Auch sein braunes und sonst so ordentliches Haar ist verklebt und durcheinander. Nichts ist mehr so, wie es sein soll, das steht fest.

Ein Seufzen dringt über Marcos Lippen, bevor er Ace unter Deck folgt. Auch hier herrscht eine bedrückende Stille, die sie wohl alle nun mit sich herumschleppen und die ihn bis zu Ace’ Kajüte verfolgt.

Dumpfe Geräusche und das Zuschlagen von Schubladen sind bis vor die Tür zu vernehmen. Unheilbringend. Marco wird hellhörig. Ace ist einer der unordentlichsten Menschen, die er kennt, und der Tod eines Nakamas wird das nicht von einer Sekunde auf die andere ändern können. Nicht bei Ace, nicht auf diese Art und Weise.

Marco klopft, doch weder die Laute noch die Schritte verstummen. Er wird auch nicht wie gewöhnlich mit einem lockeren ‚Herein’ begrüßt. Vom Eintreten hält es ihn aber nicht ab, weshalb er lautlos die Tür öffnet, jedoch im Rahmen verweilt, als er Ace seinen Seesack packen sieht.

Mit hektischen Bewegungen stopft Ace ein paar Sachen hinein, ohne Marco auch nur eines Blickes zu würdigen. Das sonst so offene Gesicht ist verzerrt, die Augenbrauen dicht beieinander und die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst.

»Was hast du vor?«, fragt Marco, obwohl die Antwort bereits auf der Hand liegt.

Die Schnüre des Seesacks werden zugezogen, so fest, dass sie zu reißen drohen und Ace’ Knöchel weiß hervorstehen. »Teach hat Thatch umgebracht. Das kann ich ihm nicht durchgehen lassen.« Seine Worte sind nur ein Zischen, das durch zusammengebissene Zähnen hervorgepresst wird. Schwarze Haarsträhnen hängen Ace ins Gesicht und verdecken es.

»Das ist nicht deine Entscheidung«, sagt Marco.

Daraufhin fährt Ace herum und wirft ihm einen zornigen Blick zu, als wäre er es gewesen, der Thatch niedergestreckt hätte. »Teach war in meiner Division. Er unterstand mir.« Ace schluckt und sein Ton senkt sich. »Wie soll Thatch jemals Frieden finden, wenn sein Mörder lachend durch die Gegend läuft?«

Eine Antwort hat Marco dafür nicht. Zumindest hat er keine, die Ace zufrieden stellen wird. »Geh nicht«, sagt er stattdessen. Zeitgleich tritt er gänzlich in die kleine Kajüte hinein und schließt die Tür hinter sich, obwohl sie Ace nicht aufhalten kann. »Es ist keine gute Idee. Nicht allein. Vor allem aber nicht so überstürzt.«

Doch Ace schüttelt den Kopf. Mit dieser Geste vertreibt er auch den Schmerz und überlässt der Wut die Kontrolle. »Umso länger ich warte, umso mehr Vorsprung hat er.«

Marco ist nicht überrascht, sondern wischt sich viel eher mit einer Hand resigniert über das Gesicht, ehe er tief durchatmet. Nur er befindet sich zwischen Ace und der Tür, zwischen Ace und seinem Striker. »Dann küss mich, Ace.«

Die nonchalanten Worte nehmen der Feuerfaust den Wind aus den Segeln. Sein Mund klappt auf und seine Augen weiten sich. »W-Warum?«

»Ist es nicht das, was du von mir hören wolltest? Küss mich.« Immerhin waren gerade mal ein paar Monate seit ihrer Begegnung im Gang vergangen, da wird Ace sie wohl kaum bereits vergessen haben.

Seine Finger lösen sich von seinem Seesack und die Wutfalte zwischen Ace’ Augenbrauen glättet sich langsam, als er Marco nachdenklich betrachtet. »Ich weiß, was du damit bezwecken willst«, stellt Ace klar, tritt aber näher an ihn heran. »Ich kann aber nicht bleiben.« Ein Schulternzucken folgt und eine Bitterkeit huscht über seine Züge, die ihn viel zu alt erscheinen lässt. »Küssen werde ich dich trotzdem. Dann hast du etwas, auf das du dich freuen kannst, bis ich zurück bin.«

Ace’ selbstbewusster Ton trägt nicht dazu bei, dass sich Marco auch nur in irgendeiner Weise besser fühlt. Zeit darüber nachzudenken bekommt er ebenso wenig, denn schon im nächsten Moment drängt ihn Ace mit einer Hand in seinem Nacken und der anderen an seiner Hüfte gegen die Tür seiner Kajüte. Das Holz ist genauso unnachgiebig wie Ace, der seine Lippen auf Marcos drückt. Von all den Szenarien, in denen es hätte ablaufen können, ist es das, womit Marco am wenigstens gerechnet hätte. Der Kuss schmeckt nach Verzweiflung und Tod, nach einem Schlachtfeld, das es zu erobern gilt.

Ace von sich drückend betrachtet Marco sein Gesicht ohne sich gänzlich aus Ace’ Halt zu befreien. Seine eigenen Hände, die bisher locker an seinen Seiten gehangen haben, finden den Platz auf Ace’ Oberarmen, auf der Tätowierung seines Namens und dem durchgestrichenen S, dessen Bedeutung Marco nicht kennt.

»Du machst es falsch«, sagt er, ehe er sich vorlehnt. Dieses Mal ist er es, der Ace küsst. Er legt den Kopf schief, vertieft die Berührung ihrer Lippen und Ace lässt sich von ihm leiten, passt sich ihm an anstatt gegen ihn anzukämpfen.

»Wow...«, ist alles, was Ace anschließend hervorbringt.

Marcos Gesicht bleibt ausdruckslos, doch er echot diese Worte mit rauer Stimme. »Ja, wow.« Ace’ Atem streift noch immer seine Lippen, sein Kinn. »Wenn du gehen musst, lass’ mich mitkommen.«

Ein krächzendes Lachen seitens Ace folgt. »Komm schon, Marco. Wir wissen beide, dass hier Chaos herrschen wird, wenn du einfach so verschwindest.«

»Dann nimm jemand anderen mit. Jozu. Oder Vista«, sagt Marco, anstatt es zu leugnen. Wenn er etwas mit Gewissheit weiß, dann, dass Vista und Jozu ihn begleiten würden, wenn man sie darum bittet.

Doch Ace schüttelt den Kopf. »Das muss ich allein tun.«

»Warum musst du nur so ein Sturkopf sein, Ace?« Marco stößt schnaufend den Atem aus, ehe er Ace an den Schultern von sich schiebt und von der Tür wegtritt. Das ungute Gefühl liegt noch immer wie ein Gewicht auf seiner Brust, doch egal, was er sagt und tut, es wird nichts daran ändern, dass Ace aufbrechen wird. Dass er sich einredet, Teach zu verfolgen zu müssen. Dass es seine Aufgabe ist – und plötzlich hat Marco den Eindruck, dass er daran Schuld ist. Hat Ace nicht nur aufgrund seiner Aussage die Position des zweiten Kommandanten angenommen?

»Aber das ist doch das, was du so sexy an mir findest«, unterbricht Ace seine ohnehin nutzlosen Gedanken und Marco hebt eine Augenbraue.

»Tu ich das?«

»Ich hoffe...«, ist alles, was Ace sagt. Er tritt an sein Bett heran und nimmt seinen Seesack auf, bevor er Marco ein letztes schiefes Lächeln schenkt. Im nächsten Moment ist er bereits aus der Kajüte marschiert, um vermutlich Whitebeard und den anderen Bescheid zu geben. Um sich auf seinen Striker zu schwingen und davon zu sausen.

Marco wischt sich mit einer Hand über das Gesicht, als er zurückbleibt und sich stattdessen in Ace’ Zimmer umsieht. Es ist nicht mehr viel von ihm hier, nichts außer einer Erinnerung an einen Kuss, der aus den falschen Gründen initiiert worden ist.

to live and die [1]

Das Observationshaki kündigt Ace an, bevor er Marcos Kajüte erreicht hat. Es sagt ihm, dass er heute Nacht nicht allein schlafen wird. Es lässt ihn Aces Klopfen vorausahnen oder viel eher das Poltern, als er mit der Tür kollidiert. Das darauffolgende Rumpeln hört sich verdächtig nach herunterfallenden Büchern an und Marco sieht von seinem eigenen auf.

Ein zweites und diesmal anständiges Klopfen folgt, ehe Ace eintritt. Tatsächlich trägt er einen wankenden Bücherstapel auf dem Arm und ein breites Grinsen auf seinen Lippen.

»Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht mehr klopfen brauchst?«, fragt Marco, als die Feuerfaust mit dem Fuß geräuschvoll die Tür zu kickt. Darin, dass diese Geste alle anderen Kommandanten den Gang herunter aufgeweckt hat, besteht für Marco kein Zweifel.

»Solange ich lebe. Ich will dich nicht aus Versehen bei etwas stören.« Die Provokation in seiner Stimme sagt Marco ganz genau, was dieses gewisse Etwas laut Ace sein soll.

Marco schnaubt. »Da brauchst du dir keine Sorgen machen. Immerhin bist du in solchen Fällen schon im Zimmer.«

Ace kommt geradewegs auf das Bett zu, auf dem Marco mit dem Rücken an der Wand und übereinandergeschlagenen Beinen sitzt. Seine Lektüre über die Geheimnisse der Seekönige liegt aufgeschlagen auf seinem Schoß, als Ace die mitgebrachten Bücher am Fußende fallen lässt.

»Ich habe dich noch nie auch nur ein Buch anfassen sehen«, kommentiert Marco und lässt den Blick über die Auslage wandern, »versuch mir da nicht weiszumachen, dass du die auch alle lesen willst.« Sich aufsetzend legt Marco sein Buch beiseite, um sich das erste von Ace herbeiziehen zu können. Eine Teufelsfrucht ist auf dem Umschlag zu sehen. »Fakten über die Früchte des Teufels«, liest Marco vor und hebt die Augenbrauen.

»Lesen nicht. Überfliegen vielleicht«, erwidert Ace, ehe er neben Marco auf das Bett sackt. Die schwarzen Stiefel werden abgestreift und sein orangener Hut hängt an seinem Bändchen in Aces Nacken. »Vista hat sie mir ausgeborgt. Hier ist sogar eines über Phönixlegenden.« Er hält Marco ein Buch mit der Karikatur eines Phönix entgegen, der aussieht wie ein blauer Spatz. Soll das eine Beleidigung sein? Sieht Ace etwa eine Ähnlichkeit zwischen diesem Vogel und seiner Verwandlung?

Marco riskiert einen Seitenblick, doch Ace kramt zwischen den mitgebrachten Büchern herum.

»Oh, und das hier: Fabelwesen.« Ace hält ihm ein weiteres entgehen, auf dem ein Einhorn und eine – Marco ist sich nicht sicher – Fee abgebildet sind.

»Und die hast du dir alle ausgeliehen, weil...?«, fragt Marco, obwohl die Antwort direkt vor ihm in der Form eines blauen Spatz liegt, der ihn aus Knopfaugen heraus von der Titelseite des Buches anschaut.

Ace sieht nicht auf, sondern schlägt den Wälzer über Fabelwesen auf und blättert darin herum, als würde er nach etwas Bestimmten suchen. »Na, weil du ein Phönix bist, Marco.«

Ein Nicken ist Marcos Antwort, auch wenn Ace ihn nicht ansieht. Doch so schnell wie seine Augen über die Seiten huschen, ist er wirklich nicht besonders in die Materie vertieft. Überraschend ist es nicht. Ace ist kein leidenschaftlicher Leser wie Marco – und es ist diese Tatsache, die Marco nachdenklich stimmt. Die ihn mehr hinter dieser ganzen Sache vermuten lässt.

»Das weißt du schon seit deiner ersten Woche an Bord«, sagt Marco und lehnt sich wieder nach hinten gegen die Wand. Er nimmt seine Lesebrille ab und legt sie auf dem Nachttisch ab, denn das war Aces Lesestoff, nicht seiner. »Warum willst du also ausgerechnet jetzt so viel darüber wissen?«

»Weil gestern bei dem Kampf... bei diesen Kopfgeldjägern, hast du dich verwandelt. Zum ersten Mal und du sahst...« Ace beendet seinen Satz nicht und obwohl Marco nur sein Seitenprofil sehen kann, sieht er, wie Ace sich auf die Unterlippe beißt. Eine bekannte Wärme steigt in Marco auf, welche den Raum plötzlich zu stickig erscheinen lässt. Also findet Ace ihn in dieser Form doch nicht hässlich oder hält ihn für ein überdimensionales Vögelchen.

Eine Stille breitet sich zwischen ihnen aus, bevor Marco räuspernd ein weiteres Mal das Wort erhebt. »Du hättest zu mir kommen können, wenn du Fragen hast.«

Nun sieht Ace doch von seinem Buch auf und zu ihm herüber. »Ich weiß.« Sein Grinsen verwandelt sich zu einem Lächeln, als Ace seine Position verlagert. Marcos Haki verrät ihm bereits, was als nächstes geschehen wird, bereitet ihn auf das Gefühl von Aces Oberschenkel vor, der Marcos Hüftknochen berührt und eine kleine Verbindung zwischen ihren Körpern herstellt. »Ich bin aber noch nicht bereit, meine Frage auszusprechen«, fügt Ace hinzu, hat jedoch längst wieder den Blick abgewendet.

Marco betrachtet ihn auch weiterhin mit ausdruckslosem Gesicht. Die Feuerfaust ist nur eine Armlänge entfernt, doch es kommt Marco plötzlich eher so vor, als läge ein gesamter Ozean zwischen ihnen. Mit der Heiterkeit, mit der Ace stets durch die Welt wandert, ist es einfach zu vergessen, dass da mehr unter der Oberfläche lauert.

Die Finger nach Ace ausstreckend schieben sie sich unter den Gürtel seiner schwarzen Dreiviertelhose. »Dann haben die Bücher ja noch bis morgen Zeit, oder?«

Das zwischen ihnen löst nicht alle ihre Probleme oder beantwortet alle ihre Fragen, doch es heilt ein paar ihrer Wunden. Ein paar von Aces Wunden, das kann Marco ganz genau sehen. Es steht in jeder seiner Konturen geschrieben, in der schwindenden Anspannung in seinen Schultern und in den dunklen Augen, die sich an Marcos raue Lippen heften. »Stimmt es, dass der Phönix verbrennt und aus seiner eigenen Asche steigt?« Aces Stimme ist bereits kurzatmig und leise.

»Nein.«

»Was ist mit der Legende, dass er ganz normal stirbt und aus seinen Überresten als Baby wiedergeboren wird?«

Marco schüttelt den Kopf. »Nein.« Sich abermals vorbeugend entzieht er Ace das Buch und wirft es zurück auf den Haufen am Fußende. »Und wenn du mich fragst, ist es für solche Gespräche ein bisschen zu spät.«

»Dafür ist es zu spät, aber nicht für...?« Das schelmische Lächeln kehrt auf Aces Lippen zurück und die Sommersprossen sind als dunkle Sprenkel durch den Kerzenschein auf seinen Wangen erkennbar, als er sich abwartend zu Marco herumdreht.

Einer von Marcos Mundwinkeln zieht sich langsam in die Höhe. »Sag du’s mir.«

Mehr Worte braucht es nicht, damit Ace ein Bein über Marcos schwingt und sich auf seine Oberschenkel setzt. Marco wird wieder nach hinten gegen die Wand gedrückt, bevor Aces Hände von seinen Schultern hinab zu seinen Seiten wandern, talentierte Fingerspitzen, die über seine Haut streifen und die feinen Härchen aufstellen.

»Wie alt bist du, Marco?«

Die Frage ist nicht mehr als ein Flüstern gegen Marcos Lippen, auf die er nicht antwortet. Ein Blick in Aces Gesicht verrät jedoch, dass er keine Erwiderung erwartet, sie eventuell gar nicht haben möchte. Und der Gedanke, dass für jemanden, der sich todesmutig in jeden Kampf stürzt, sich bei Ace eine Menge um das Leben und Sterben dreht, stiehlt sich ungefragt in Marcos Kopf, als Ace ihn küsst.

to live and die [2]

Die Moby Dick schiebt sich durch das Wasser voran, das in der Dunkelheit schwarz wirkt. Nur die Sichel des Mondes spiegelt sich als fahles Abbild in ihm wider, als der Wind die Segel aufbläht und sie stetig weitertreibt.

Gelächter erfüllt die frische Nachtluft, ebenso wie ein aufgeregtes Grölen, das von drei verschiedenen Ecken des Schiffes herüberschallt. Bei jedem weiteren Meteorit, bei jeder Sternschnuppe, die über das Firmament huscht, gewinnt es an Lautstärke und die Jungs stoßen mit Krügen und Sakeschalen miteinander an, während andere ihren Wunsch dreimal hintereinander vor sich hin flüstern.

Auch Marcos Blick gilt dem Himmelszelt, als er einen großzügigen Schluck aus seinem Krug nimmt. Es geschieht selten, dass das Wetter auf der Grand Line beständig genug ist, um einen Meteoritenschauer zu genießen, ohne dass einem die Wolken die Sicht versperren.

»Eine Frau, eine Frau, eine Frau«, murmelt Thatch und kreuzt die Finger.

Mittendrin schlingt Ace einen Arm um die Schultern des vierten Kommandanten und lehnt sich zu ihm herüber. Thatch trägt sein meistes Gewicht, was Marco bestätigt, dass er bereits einiges an Sake intus hat. »Glaubst du, sie wird einfach vom Himmel fallen? So einfach ist das nicht. Dafür musst du schon etwas tun«, säuselt Ace.

Marco verdreht die Augen. »Du meinst, die ausgewählte Person anstarren, bis sie sich genötigt fühlt, den ersten Schritt zu machen?« Als derjenige, der Ace ernst gemeinte Flirtversuche am eigenen Leib hat spüren dürfen, meint Marco sich ein Urteil darüber erlauben zu können. Aces Charme mag eine Menge Leute anlocken, doch unter der selbstbewussten Schale versteckt sich ein empfindlicher Kern, der nicht immer zu wissen scheint, ob er erwünscht ist oder nicht.

»Es wäre wirklich nett, wenn ihr einem Single wie mir eure Beziehung – oder was auch immer, das zwischen euch ist – nicht immer unter die Nase reiben würdet«, beschwert sich Thatch, als er Aces Arm abschüttelt.

Ihre Blicke treffen sich über Thatchs Schulter hinweg und ein Grinsen liegt auf Aces Lippen. Allerdings ist es zu dunkel, um zu erkennen, ob Ace etwas an Gesichtsfarbe gewonnen hat.

»Oh mein Gott!«, ruft Thatch aus, als sein Kopf von einer Seite zur anderen ruckt, »könnt ihr aufhören euch anzuschauen, als ob ihr gleich übereinander herfallt?« Thatch leert seinen Krug, der zuvor auf der Reling gestanden hat, in einem Zug, bevor er davon marschiert. »Das ist ja unerträglich.«

Lachend sieht Ace ihm nach und Marco trinkt schweigend seinen Sake.

Thatch ist eine der wenigen Personen, die wissen, dass da etwas zwischen Ace und ihm läuft. Das ist jedoch nicht Marcos Entscheidung gewesen, denn im Gegensatz zu der Feuerfaust hat er Thatch nicht erlaubt, ohne anzuklopfen in seine Kajüte zu platzen.

»Thatch hat recht«, sagt Ace irgendwann. Er setzt sich auf das Geländer, mit dem Rücken zum Meer und zum freien Himmel. »Du siehst mich wirklich so an.«

Marco hebt eine Augenbraue. »Eh? Er meinte dich, nicht mich.«

Ein wissendes Lächeln huscht über Aces Gesicht, welches Marco nicht kommentiert.

»Sag mir lieber, ob du dir auch etwas gewünscht hast«, sagt er stattdessen.

»Ich brauche nichts.« Das Zucken seiner Schultern folgt, als Ace seinen Krug an die Lippen führt.

Ihn dabei unwillkürlich beobachtend zwingt Marco sich nach einigen Sekunden wegzuschauen. »Heißt das, dass du glücklich bist?«, fragt er, denn es ist eine Sache, es zu glauben und eine andere, es aus Aces Mund zu hören. Obwohl Marco neben dem Busoushoku auch das Kenbunshoku besitzt, gehört er nicht zu denen, welche die Gedanken anderer hören können. Gestört hat es ihn bisher nie, doch er würde gern Aces kennen. Aber alles, was Marco spüren kann, ist Aces Anwesenheit in der Form von glühender Kohle und die Fluktuationen in seiner Aura. Ob der minimale Verlust an Kontrolle seines Königshakis von seiner Trunkenheit oder von einer tiefsitzenden Emotion stammt, kann Marco nicht sagen. Er bezweifelt sogar, dass die, die nicht das Kenbunshoku besitzen, überhaupt den Unterschied bemerken.

Ace senkt den Kopf und sein Cowboyhut nimmt Marco die Sicht auf sein Gesicht. »Ich bin ziemlich sicher, dass du das bereits weißt.« Das Lächeln ist aus seiner Stimme herauszuhören. »Aber ich habe mir etwas gewünscht. Nicht für mich, sondern für dich.«

Einen Schritt vortretend bettet Marco die Ellenbogen auf der Reling neben Ace und sieht in die Nacht hinaus. Die Stimmen der Jungs nimmt er nur im Hintergrund wahr, für den Moment sind sie unwichtig. »Und das wäre?« Was das sein soll, weiß Marco beim besten Willen nicht. Er braucht nicht viel und solange er dieses Schiff mitsamt dieser Crew hat, kann er sich nicht beschweren.

Ace lässt sich Zeit mit dem Antworten, während die Sekunden verstreichen. »Dass du nie allein sein wirst. Weil du mit deiner Teufelsfrucht doch nicht sterben wirst. Oder alterst.«

All die Wälzer über Teufelsfrüchte, Fabelwesen und Phönixe liegen noch immer in Marcos Kajüte, nur hat er sie ordentlich auf seinem Schreibtisch gestapelt. Der einzige Grund, warum Marco weiß, dass Ace regelmäßig darin nachschlägt, sind die unterschiedlichen Reihenfolgen, in denen er die Bücher immer wieder vorfindet. Das Thema hat Ace in den letzten Wochen nicht losgelassen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass er diese Informationen aus einem der Bücher hat, schätzt Marco als gering ein. »Wer hat dir das erzählt, Ace?«

»Paps«, antwortet dieser. »Ich hab' auch die Jungs gefragt – Vista, Thatch, Jozu und so –, aber nur Paps ist mit der Sprache herausgerückt.«

Wieso ausgerechnet Whitebeard der Meinung gewesen ist, Ace darin einzuweihen, ist Marco schleierhaft. Insbesondere, da sein Captain es ohne seine Erlaubnis getan hat. Für gewöhnlich mischt er sich in solche Dinge jedenfalls nicht ein.

»Ist das deine Frage gewesen? Ob ich sterbe wie jeder andere auch?« Es ist Verschwendung, eine so schöne Nacht mit solch trübenden Unterhaltungen zu füllen und Marcos Lippen entfleucht ein Seufzen. »Ich kann sterben. Unter den richtigen Umständen sind selbst meine Teufelskräfte nicht allmächtig.«

»Aber das wirst du nicht. Das weiß ich«, beharrt die Feuerfaust und sieht ihn wieder an. Das Schmunzeln ist auf seine Lippen zurückgekehrt, sieht offen und ehrlich, aber zeitgleich auch ein wenig wacklig, aus. »Du bist nicht wie ich. Oder Thatch. Du stürzt dich nicht kopfüber in einen Kampf oder lässt dich provozieren. Und wenn wir alle nicht mehr sind, dann musst du jemand anderen finden. Das ist okay.«

»Bis dahin ist noch etwas Zeit. So schnell stirbt keiner von uns.« Wenn dem so wäre, wäre ihre Mannschaft unter Whitebeard nicht so berüchtigt. Man weiß es besser, als sich mit ihnen anzulegen.

Davon will Ace aber offensichtlich nichts hören, den er übergeht Marcos Worte mit einer bekannten Intensität. »Du musst nämlich glücklich sein. Du mehr als alle anderen, Marco.«

Zusammen mit Aces Worten schwingt noch etwas anderes mit, eine leise Ahnung, die wie ein Kitzeln unter Marcos Haut sitzt. Er leert seinen Krug, bevor er Ace den seinen aus den Händen nimmt und beide vor sich auf der Reling abstellt.

Ace am Arm packend zieht Marco ihn in dem Augenblick von der Reling, als seine Narkolepsie zuschlägt. Er sackt in Marcos Arme, der ihn vorsichtig mit dem Rücken gegen das Gelände lehnt. Ein leises Schnarchen dringt aus Aces offenstehenden Mund und sein Gesicht ist entspannt und lässt Marco wieder einmal erkennen, wie jung Ace eigentlich ist.

»Ich bin glücklich, also mach' dir mal keine Sorgen um mich«, murmelt Marco, als er sein violettfarbenes Hemd von den Schultern streift und Ace damit zudeckt. Die Nacht ist frisch, ob er nun seine Teufelskräfte im Schlaf kontrollieren kann oder nicht.

hurting [1]

Der Sturm findet kein Ende. Anders als bei gewöhnlichen Unwettern bewegt jedoch kein Hauch die Luft, welcher die schweren Wolken weiterschieben und dem beständigen Regen Einhalt gebieten könnte. Stattdessen trommeln die Tropfen auf ihr Boot nieder und sammeln sich zu Marcos Füßen.

Ein irritierter Ausdruck huscht über sein Gesicht, als er mit den feuchten Zehen in seinen Sandalen wackelt. Ein leichtes Schwächegefühl zieht seine Beinen hinauf, als das Salzwasser ihm seine Teufelskräfte zu entziehen versucht. Wäre er allein unterwegs, hätte er sich längst in die Lüfte erhoben, aber zu zweit macht sich das schlecht. Es wäre ein zu großer Kraftaufwand, da die Moby Dick sich nicht in der Nähe aufhält.

Marcos Blick wandert von seinen Füßen zu Ace herüber, der mit ihm zusammen in dieser Nussschale hockt. Die Feuerfaust sitzt vor ihm auf der zweiten Bank. Seine Schultern sind angespannt und der Regen perlt von seinem nackten Rücken und Whitebeards Zeichen, welches dort prangt. Sein orangener Hut hält ihm weitgehend die Feuchtigkeit aus dem Gesicht, welches Marco nicht sehen kann. Ob Ace nicht mit ihm reden will oder sich vor ihm zu verstecken versucht, bleibt fraglich. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem und Ace ist sich dessen nur nicht bewusst.

Sich ein paar der nassen Haarsträhnen zur Seite wischend rudert Marco weiter. Das Segel hängt schlaff und unbrauchbar an dem kleinen Mast, während Aces Rhythmus beim Rudern gegenteilig zu seinem ist. Das Boot macht einen Halbkreis und Marco zieht sein Ruder aus dem Wasser, um Ace damit gegen den Hinterkopf zu tippen. »Konzentriere dich auf deine Arbeit«, mahnt er laut genug, um über das Plätschern hörbar zu sein.

Ace wirft einen finsteren Blick über seine Schulter zurück, viel zu kurz, als dass Marco ihn ernst nehmen könnte. »Das tu ich!«

»Und warum drehen wir uns dann im Kreis, eh?«

»Woher soll ich das wissen?« Aces schlechte Laune ist förmlich greifbar, dem Wetter angepasst, in welches sie hineingesegelt sind.

Marco könnte ihn mit Samthandschuhen anfassen, aber das hat er schon die gesamte letzte Woche getan, in dem er nichts gesagt und stattdessen schweigend seinen Pflichten nachgegangen ist. »Weil du das hier zu verantworten hast«, fasst er ihr gesamtes Dilemma zusammen.

Diesmal dreht sich Ace nicht zu ihm um, sondern präsentiert ihm weiterhin stur seinen Rücken. »Warum erzählst du mir das? Das weiß ich doch alles schon«, folgt nach einigen Momenten des Stillschweigens, in denen es unter Aces Oberfläche gebrodelt hat. Seine Stimme ist tiefer als gewöhnlich, was ein eindeutiges Zeichen darstellt.

»Vielleicht weißt du es, aber du hast es offensichtlich nicht verinnerlicht. Ansonsten würdest du dich mehr konzentrieren und mir beim Rudern helfen. Beim geradeaus rudern.« Spaß daran, Ace zu belehren, hat Marco keinen. Im Grunde hat er gedacht, dass sie über diesen Punkt in ihrer Freundschaft hinaus sind, nachdem Ace die Position des zweiten Kommandanten übernommen hat. Scheinbar hat sich Marco geirrt, obwohl er mehr hinter Aces schlechter Laune vermutet. Die baut sich nun schon seit einigen Wochen Tag für Tag mehr auf, während das schiefe Grinsen, welches er sich an Bord zusammen mit Whitebeards Zeichen angenommen hat, wieder zu einer Seltenheit geworden ist.

Ace antwortet ihm nicht. Er schielt nur aus den Augenwinkeln zu Marco nach hinten, um sich seiner Rudergeschwindigkeit anzupassen. Ein Fortschritt.

Der Regen ist eiskalt, als er weiterhin auf sie niederprasselt, obwohl die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit hoch sind. Diese Gegend ist berüchtigt für ihre windlosen Regenmonate, die oftmals zu Schlammlawinen und Überflutungen auf Mud Island  führen. Die tropische Sommerinsel ist während der Trockenmonate durchzogen mit Gräben, nun jedoch mit reißenden Flüssen, die direkt in den Ozean abgeleitet werden. Wenn es dieses Mal zu Überflutungen kommt, würde man jedoch ihnen die Schuld dafür geben. Die Insel mochte unter Whitebeards Schutz stehen, weil einer seiner längst verstorbenen Söhne von ihr stammt, aber die Bewohner haben es nicht mit Humor getragen, als Ace ihre heilige Festhütte abgebrannt hat. Dass er das auch noch geschafft hat, bevor sie die Festlichkeiten für ihren Regengott abgeschlossen haben, ist schon ein kleines Kunststück.

»Es war ein Versehen«, murmelt Ace, als hätte er Marcos Gedanken gelesen. »Als der Kerl Paps beleidigt hat, ist es mit mir durchgegangen.«

Marco blinzelt und versucht das lähmende Gefühl in seinen Unterschenkeln zu ignorieren, welches vom Wasser stammt. »Ich war dabei.«

Ace ist genauso ungestüm wie das Feuer, welches er kontrolliert. Überraschen tut es Marco nicht. Immerhin sind sie nach Mud Island geschickt worden, um mit diesen Räubern, welches das Dorf belagert haben, abzurechnen. Das hat Ace auch getan, darin bestand kein Zweifel. Nur der Wideraufbau der Festhütte hat ihren Zeitplan durcheinander gebracht. Das ist eine Konsequenz, mit der sie nun leben müssen. Die würde Marco ihm nicht abnehmen, in dem er einfach das Seil neben ihm auf der Bank am Bug des Boots festband und es in seiner Phönixform zog. Das würde Ace keine Lehre sein und dafür nahm Marco gern die schwache Wirkung des Meerwassers in Kauf, die auch Ace fühlen muss.

»Ich bin zur Zeit schlecht drauf«, gesteht Ace und Marco wartet ab, anstatt etwas Falsches zu sagen und diesen eventuellen Redefluss zu stoppen. Doch Ace fährt nicht fort, sondern scheint auf eine Reaktion zu warten. Das entnimmt Marco zumindest den sackenden Schultern, die von Resignation sprechen. Für einen so offenen Menschen ist Ace schon immer wahnsinnig verschlossen gewesen. Dass er der Sohn von Gol D. Roger ist, weiß Marco auch nur von Whitebeard persönlich. Den Rest hat er sich allein zusammenreimen müssen.

»Du weißt, dass du darüber reden kannst, eh?«, sagt Marco schließlich. »Hier draußen brauchst du dir wenigstens keine Sorgen machen, dass jemand uns belauscht.«

Ein Schnaufen dringt von Ace herüber, welches von einem schwachen Lächeln erzählt, das vermutlich seinen durchnässten Stiefeln gilt, aber seine Augen nicht ganz erreicht. Marco kann es sich bildlich vorstellen. Es ist fast ein wenig erschreckend, wie gut er das kann. Er weiß, dass Ace schluckt und seine Optionen abwiegt. Wenn er provoziert wird, tut er das nie, sondern bleibt er in Bewegung und handelt, anstatt nachzudenken. In ruhigen Sekunden, die sich um einen seiner wunden Punkte dreht, ist es das genaue Gegenteil. Schon allein Aces Zögern entnimmt Marco, dass der Grund für alles in seiner Vergangenheit liegt, in seiner Kindheit wahrscheinlich.

»Niemand weiß es«, sagt Ace, als er ihr Schweigen bricht. Seine Stimme ist kaum lauter, als das Geräusch von auf dem Wasser aufschlagenden Regentropfen, die sich zu dem Ganzen fügen und ein Teil der Grand Line werden. »Mein Geburtstag ist in zwei Tagen.«

Marco blinzelt ein paar Mal, als er sich das große Geheimnis durch Kopf gehen lässt. »Und das ist etwas Schlechtes?«

Seine trocken dahergesagte Frage erhält keine grobe Abwehr oder störrische Widerworte, wie Marco es erwartet hat. So gut er Aces Reaktion in gewissen Momenten hervorahnen kann, so erstaunt ihn sein Verhalten genauso oft. Ace ist eben doch das Feuer und das hat rein gar nichts mit seiner Teufelsfrucht zu tun. Er ist unberechenbar. Wenn Ace glücklich ist, ist er sprichwörtlich Feuer und Flamme, aber in seinem Schmerz kann er kaum mehr zerstörerisch sein, vor allem sich selbst gegenüber. Anders als bei anderen Menschen ist die Linie, welche diese zwei Eigenschaften trennt, nur hauchdünn und aus Glas immer wieder zusammengesetzt.

»Meine Mutter ist für mich gestorben, Marco«, erwidert Ace, vermeidet aber auch diesmal, sich umzudrehen und ihn anzusehen. »Vielleicht war meine Geburt ja ein Fehler.«

Ob Ace sich bewusst ist, dass Marco von seinem Vater weiß, kann Marco nicht bestimmen. Macht es überhaupt einen Unterschied? »Paps denkt das nicht. Ansonsten würdest du nicht sein Zeichen tragen dürfen.« Sein Blick ist auf Aces Tätowierung geheftet, während er sich beim Rudern Aces verlangsamter Geschwindigkeit anpasst. »Orz denkt das auch nicht. Er liebt den Hut, den du für ihn gemacht hast. Von Thatch und den anderen Jungs muss ich wohl gar nicht sprechen.« Jeder mag Ace und hat ihn mit offenen Armen akzeptiert.

 »Aber sie kennen nicht die Wahrheit!«, presst Ace hervor und dreht sich halbwegs zu ihm herum, um ihn anzustarren. Seine Zähne sind fest aufeinander gebissen und sein Blick ist gehetzt.

Das Rudern ist vergessen und das Boot treibt auf der Stelle. Es ist immer noch windstill, während der Regen weiter auf sie herabprasselt, als wären sie nicht schon nass bis auf die Knochen.

Marcos Gesicht bleibt regungslos. »Sie kennen sie vielleicht nicht und würden vielleicht auch anders denken, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass du immer noch du bist. Egal, was andere denken. Du bist nicht dein Vater, Ace.«

Sein Mund öffnet sich, doch kein Laut dringt über Aces Lippen. Er erinnert Marco an einen geschlagenen Hund, obwohl man ihm mit seinen Logia-Kräften kaum etwas anhaben kann.

»Du weißt es...«, bringt er schließlich mit einem Krächzen hervor, als hätte er tagelang seine Stimme nicht benutzt.

»Deine Mutter wusste ganz genau, welches Blut in deinen Adern fließt«, fährt Marco gnadenlos fort. »Und ist freiwillig das Risiko eingegangen. Ist deine Geburt also wirklich ein Fehler gewesen?« Bei seiner Frage legt er den Kopf schief.

Aces Unterlippe bebt, dann presst er die Lippen fest aufeinander. Viel zu lange ist Marcos unter dem Regenfall blinzelnder Blick auf seinen Mund gerichtet, als beide Männer sich anstarren.  Letztendlich ist es Ace, der den Blickkontakt bricht und sich erneut wegdreht. »Erzähl es einfach niemandem. Bitte, Marco.«

healing [2]

Das Rollen von Sakefässern ist zu vernehmen. Es vermischt sich mit dem Geräusch von dem zurückgehaltenen Kichern einiger Jungs und macht die Geheimnistuerei nicht sonderlich geheim. Aber in solchen Dingen ist Marcos Meinung ohnehin noch nie besonders erwünscht gewesen. Laut den meisten seiner Brüder hat er keine Ahnung von solchen Sachen. Das hält Marco jedoch nicht davon ab, zu ihnen herüber zu schlendern und ihnen bei ihrem Tun zuzusehen.

»Ich wusste nicht, dass es hierzu ausarten wird«, gibt er zu, als sein Blick über das Schiff wandert. Ein paar der länglichen Tische sind aus ihrem Speisesaal nach draußen getragen worden und stehen nun unter den eingeholten Segeln auf dem Deck der Moby Dick. Auf ihnen werden Krüge, Sakeschalen und allerlei beladene Teller mit Fleisch und anderen Gerichten abgestellt, so dass er sich durchbiegt.

Einer ihrer Musiker hat seine Violine hervorgezogen und stimmt ein Ständchen ein, welches die abendliche Luft erfüllt. Der Himmel stellt mit seinen Wolkenbergen ein flammendes Meer dar, während die Sonne langsam hinter den Horizont versinkt. Wenigstens sieht es nicht nach Regen aus. Davon hat Marco erst einmal genug, denn den Schnupfen von ihrer letzten Bootsfahrt hat er gerade erst auskuriert. Seine Teufelskraft mag Schüsse und Messerstiche regenerieren, doch bei einer Erkältung scheitert sie aus unerfindlichem Grund.

Marcos Worte werden zunächst mit dem Heben einer braunen Augenbraue und einem skeptischen Blick kommentiert. Thatchs Haartolle wippt, als er sich aufrichtet und seinen weißen Anzug glättet. Er lehnt mit der Hüfte gegen eines der Sakefässer, welches er mit einigen aus seiner Division aus dem Vorratsraum hochgeschleppt hat. »Von was redest du da, Marco? Ich hab mich noch zurückgehalten. Das ist gerade mal das Minimum einer anständigen Geburtstagsfeier.«

»Minimum, eh?«

»Ansonsten hätte ich Ace noch eine Frau spendiert. Ich hab ein bisschen Geld in den letzten Monaten zurückgelegt«, fährt Thatch fort. Anhand der Röte, die sich zusammen mit einem Grinsen auf seine Wangen stiehlt, kann Marco mit Gewissheit sagen, dass Thatch sich einfach entschieden hat, das Geld für sich selbst auszugeben. Stören tut er sich daran nicht. Soll Thatch nur machen. Ace ist ohnehin nicht der Typ Mann, der versucht eine Frau nach der anderen aufzureißen. Wenn er ganz ehrlich sein soll, hat er Ace zwar schon öfter flirten sehen, doch das war meistens aus der Ferne geschehen. Meistens scheint es Ace nicht einmal aufzufallen, dass er eine nach der anderen mit seinem lockeren Lächeln in den Bann zieht. Es passiert vollkommen unbemerkt.

»Wow. Hab ich irgendwas verpasst?« Aces Stimme dringt über das Deck und lässt Thatch zusammenschrecken.

Wenn man vom Teufel spricht... Marcos Blick bleibt an der Feuerfaust hängen, die gerade den Laufsteg erklommen hat. Ace hat die Arme in die Hüften gestemmt und sieht sich interessiert auf dem Deck um. Bei der sich ausbreitenden Stille und der abrupt verstummenden Violine scheint er sich nichts zu denken. Das scheint auch Thatch zu bemerken, denn das Grinsen kehrt auf sein Gesicht zurück, als er zu Ace herüber marschiert und ihm einen Arm um die Schultern legt.  »Wir räumen um«, erklärt er und Marco verdreht die Augen bei dieser schwachen Ausrede, die ihm nur jemand wie Ace abkaufen kann.

»Was machst du überhaupt schon hier?«, fährt Thatch vor. »Solltest du nicht etwas für mich besorgen, huh?«

Ace hebt die Tüte, die er mit sich herumträgt. »Das Haarwachs war teurer als erwartet. Die Bewohner nehmen es hier von den Lebenden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die ganze Insel wimmelt von Taschendieben. Drei Leute wollten mir mein Messer klauen.« Ace tätschelt das Messer, welches in seiner prunkvollen Scheide an seinem Gürtel hängt.

»Keine Sorge, die nehmen es hier auch von den Toten«, plaudert Thatch, ohne auf das ausgegebene Geld einzugehen, das er Ace nun vermutlich schuldet. »Thief’s Hole ist auch für seine Grabschänderei bekannt. Die Wirtschaft ist hier einfach grausig.« Thatch schüttelt sich und nimmt Ace die Tüte ab, bevor er die Feuerfaust unzeremoniell zu den Tischen bugsiert. Als Ace auf einem der Stühle Platz genommen hat, wirft Thatch Freddie einen Blick zu und die lockeren Klänge der Violine beginnen erneut ihre Ohren zu erfüllen.

Marco beobachtet alles aus der Ferne. Vor allem beobachtet er die Emotionen, die über Aces Gesicht huschen, als Thatch ihm das Buffet präsentiert und ein »Alles Gute zum Geburtstag« verlauten lässt. Andere stimmen mit ein. Die anfängliche Verwunderung Aces wird von Überraschung ersetzt, ehe sie sich in Panik verwandelt. Seine Augen huschen von links nach rechts, doch die Jungs klopften ihm nur auf die Schultern und schieben ihm den Teller mit den Fleischspießen herüber. Vista setzt ihm einen Sakekrug vor die Nase und lacht kehlig auf – und Aces Muskeln entspannen sich zögerlich. Er schluckt, der Blick auf das Essen gerichtet, dessen Geruch ihm in die Nase steigt.

Marco wendet sich ab und verschwindet unter Deck. Er muss nicht bleiben, um zu wissen, dass Ace die Feier trotz seiner Zweifel über sich ergehen lassen und dabei mehr Spaß haben wird, als er sich jemals erträumt hat. Wenn er ehrlich ist, sind Marco Geburtstage relativ egal, aber es ist eine gute Gelegenheit, um einer Person etwas Anerkennung zu zeigen.

Das betrunkene Johlen und Singen der Jungs, sowie die inzwischen schräg klingenden Töne mehrerer Musikinstrumente schallen noch bis tief in die Nacht über die Moby Dick. Auch Whitebeards tiefes Lachen ist hörbar, seitdem ihr Kapitän sich zu seinen Söhnen gesellt hat. All die Geräusche sind bis in Marcos Kajüte zu vernehmen und machen die Routenplanung angenehmer als gewöhnlich. Ein einsamer Sakekrug steht neben ihm und der flackernden Kerze auf seinem Schreibtisch, den er sich vor einigen Stunden stibitzt hat und der schon seit einer Ewigkeit leer ist. Allerdings ist Marco zu müde, um ihn nachfüllen zu gehen. Zeitgleich bezweifelt er fast, dass der Sakevorrat nicht ohnehin längst aufgebraucht ist.

Das Quietschen der Türscharnieren lässt Marco von der Karte aufsehen und er wirft einen Blick über seine Schulter.

»Kann ich reinkommen?«, fragt Ace, als er den Kopf durch den Türspalt schiebt. »Ich wollte erst klopfen, aber dich auch nicht wecken, solltest du wieder mit Licht eingeschlafen sein.«

Marcos Augenbraue hebt sich ein Stück. »Wieder?«

Ein schelmisches Grinsen breitet sich auf Aces Gesicht aus. Er schiebt sich ins Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Ferne Stimmen über ihnen sagen Marco, dass die Feier am Abklingen, aber noch nicht vorbei ist.

»Du hast es Thatch gesagt.«

Was Marco erwartet hat, weiß er selbst nicht. Ace klingt weder vorwurfsvoll noch wütend. Sein Gesicht ist offen und abwartend, das genaue Gegenteil von den letzten Wochen. Langsame Schritte führen ihn um das Bett herum und Marco dreht sich auf seinem Stuhl. Die erröteten Wangen seitens Aces sprechen von einer Menge Sake, doch seine Schritte sind sicher. Hinter jedem von ihnen steckt ein Motiv.

»Thatch hat so eine Angewohnheit, solche Dinge aus einem herauszukitzeln«, antwortet Marco, obwohl er sich nicht sonderlich angestrengt hat, dieses bestimmte Geheimnis zu wahren. Nach all seinen Jahren erkennt er einen Hilfeschrei, wenn er ihn hört.

»Danke.« Aces Lächeln wird breiter und zieht Marcos Aufmerksamkeit zu seinen Lippen herunter. Erst in diesem Moment fällt es ihm auf, wie oft das eigentlich der Fall ist. Wie oft seine Gedanken sich um Ace drehen und wie oft sein Blick an der Feuerfaust hängen bleibt. Wieso hat er das nicht früher bemerkt? Ist Marco nicht sonst so weitsichtig? Seine Ohrenspitzen werden warm und das Zimmer ist stickig, während Ace ihn weiterhin anschaut. Sein Blick ist Feuer auf Marcos Haut.

»Denkst du auch, dass meine Geburt kein Fehler gewesen ist?«, fragt Ace so leise, so dass Marco Mühe hat, ihn zu verstehen. Er steht direkt vor ihm. Es fühlt sich an, als hätte er es schon hundert Mal getan, als er die Hand nach Ace ausstreckt.

Seine Knöchel fahren dem Arm der Feuerfaust entlang, ehe er ihre Finger miteinander verschränkt. Mit einer stummen Geste zieht er Ace näher zu sich heran, bis er zwischen Marcos Beinen steht. »Es war kein Fehler. Und ich hab auch kein Problem damit, dich gelegentlich daran zu erinnern.«

Mit ausdruckslosem Gesicht schaut er zu Ace hinauf, der schluckt, als säße ein Kloß in seinem Hals. Seine freie Hand stützt sich auf der Stuhllehne ab, als er sich zu Marco herunterbeugt. Seinen Hut hat er irgendwo an Deck verloren und schwarze Haarsträhnen hängen ihm ins Gesicht. Sie kitzeln Marcos Wangen, als Ace ihn küsst und gegen seine Lippen grinst.

no love at first sight.

»Das ist sie, Marco. Das ist sie.« Thatchs Stimme ist schrill, obwohl seine Worte nur geflüstert sind. Sein Knie unter dem Tisch wippt im Takt zu der Musik und lässt ihn wackeln, während er sich seinen weißen Anzug glatt streicht.

Auch ohne Thatchs Blick zu folgen, weiß Marco ganz genau, was los ist. Inselausflüge mit Thatch sind schlechtgemachte Déjà-vus oder als hinge man in einer ewigen Zeitschleife fest.

»Du kennst sie doch gar nicht«, bemerkt er daher desinteressiert und nippt an seinem Sakeschälchen.

»Es ist ja auch Liebe auf den ersten Blick.«

Nun rollt Marco doch mit den Augen. Anschließend wendet sich sein Blick von der Tür des Lokals ab und er sieht zu der kleinen Bühne herüber, die in einer der Ecken aufgebaut ist. Sie ist nicht mehr als ein kleines Podest, auf dem ein Cellospieler und eine Sängerin in einem dunklen Kleid und einer rauchigen Stimme die Gäste unterhalten. Dass sie perfekt in Thatchs Beuteschema passt, ist nicht schwer erkenntlich. Sie ist groß und schlank, besitzt langes Haar und ein charmantes Lächeln, das nicht einmal ansatzweise in ihre Richtung geht.

»Ich habe mich immer gefragt, wie die Liebe auf den ersten Blick aussehen mag. Interessant.« Auf seine Worte hin tritt Thatch ihn auf den Fuß und Marco verzieht das Gesicht, nimmt diese Aussage jedoch nicht zurück.

»Du wirst dich wundern. Nach dem Song wird sie rüberkommen und ich werde sie auf einen Drink einladen. Bis dahin musst du verschwunden sein, Marco. Du kannst mir nicht schon wieder die Tour vermasseln«, plappert Thatch. Er sieht starr zu seiner neuen Angebeteten herüber, die sanfte Töne singt und die Aufmerksamkeit der sonst so lauten Kundschaft im Bann hält. Sie singt von einer verschmähten Liebe, aber wenn Marco etwas weiß, dann dass der Großteil aller Lieder von keinem anderen Thema handeln.

Er wendet sich wieder Thatch zu, der noch immer redet und in seinen eigenen Fantasien versunken scheint. »Eine Fernbeziehung wird schwer sein, aber sie wird das verstehen. Ich bin nun mal ein Pirat. Ich kann meine Freiheit nicht einmal für Liebe aufgeben. Und Kinder gehören nun mal nicht auf ein Piratenschiff.«

»Kinder, eh?«, echot Marco und ein Mundwinkel hebt sich.

»Wir werden vier haben. Drei Mädchen, die aussehen wie ihre Mutter, und ein Junge. Er wird Thatch Junior heißen und ich werde ihn mit zur See nehmen, wenn er alt genug ist.«

»Wieso überrascht mich dieser Name nur nicht...«

Thatch leert seine Sakeschale in einem Zug, welche er aus einer Karaffe schon zum dritten Mal nachgefüllt hat. »Du bist ja nur neidisch. Wenn du willst, kann sein Mittelname ‚Marco’ sein.«

»Nein, danke.«

»Dann wird er eben Ace«, sagt Thatch und Marco ist sich sicher, dass er seine gesamte Zukunft schon ewig geplant hat. Nur die Frau in seinen Träumen variiert stets mit jeder neuen Schönheit, die ihm unglücklicherweise über den Weg läuft und sich in seinen Fantasien verheddert.

Marco mustert den vierten Kommandanten, der ihm gegenüber am Tisch sitzt. Zum ersten Mal erinnert Thatch ihn ein wenig an Whitebeard, der sich ebenfalls nach einer Familie anstatt Ruhm und Reichtum gesehnt hat. Allerdings weiß er es besser, als es Thatch auf die Nase zu binden. Das ist ein Kompliment, welches ein paar Nummern zu groß für ihn ist und ihm nur unnötig zu Kopf steigen wird. An einem gesunden Ego hat es ihm schließlich noch nie gemangelt, was den Grund für seine Oberflächlichkeit darstellen dürfte.

»Ace wird sicher aus dem Häuschen sein...«, antwortet Marco, denn wenn es jemanden an Bord der Moby Dick gibt, der Thatchs exzentrischen Geschmack teilt, dann ist es Ace.

»Oh, oh, oh, Marco! Sie kommt rüber.« Ein weiteres harsches Flüstern seitens Thatch holt Marco in das Hier und Jetzt zurück und er blinzelt. »Geh. Du musst gehen.«

Tatsächlich ist das Lied zu Ende und während der Cellospieler noch ein paar Töne spielt, bahnt sich die namenlose Sängerin den Weg zwischen den Tischen entlang. Jeder Schritt ist elegant und – überraschender noch – bringt sie stets näher zu ihnen herüber.

Als Thatch ihm erneut auf den Fuß zu treten versucht, um ihm Beine zu machen, zieht Marco ihn zurück. Schabend wird der Stuhl zurückgeschoben, als Marco sich erhebt. Sollte Thatch ausnahmsweise wirklich Glück bei einer Dame haben? Es ist schwer vorstellbar, aber Marco will ihm auch nicht im Weg stehen. Das wird er sich sonst wieder wochenlang anhören dürfen.

Er schlendert zum Ausgang der Taverne, wissend, dass er Thatch gerade mit der Rechnung sitzen lässt. Man kann eben nicht alles haben. Als zukünftiger Familienmann wird es schließlich Zeit, dass er Verantwortung lernt.

Ein Lächeln huscht über Marcos Lippen, als er die Tür nach draußen aufstößt. Er riskiert einen Blick über seine Schulter zurück und passt den Moment ab, in dem die Sängerin Thatchs Tisch erreicht – und an ihm vorbeigeht.

Thatch bleibt mit offenem Mund sitzen, als die junge Frau sich zwei Tische weiter bei einer anderen Dame niederlässt und mit dieser zu schwatzen beginnt.

Amüsiert schlüpft Marco aus der Taverne, anstatt zurückzugehen und Salz in die Wunde zu streuen. In einer Stunde wird Thatch ohnehin wieder gutgelaunt auf dem Schiff auftauchen und seinen zerplatzten Tagtraum überspielen. Das liegt nicht nur an seiner optimistischen Persönlichkeit, sondern auch an Lyrical Island.

Verschiedene Melodien, die von allen Teilen der winzigen Insel herüberdringen, erfüllen die Luft und erzeugen ein rhythmisches Orchester, welches sich harmonisch zu einem Ganzen zusammenfügt. Die Häuser sind in den Formen von Noten gebaut und die Wege formen verschlungene Notenschlüssel, die einen oftmals im Kreis führen. Eine Legende besagt sogar, dass die besten Musiker von Lyrical Island stammen oder zumindest ihre Blutlinie sich hierher zurückverfolgen lässt. Allerdings hat Marco noch nie besonders viel für Musik übrig gehabt. Er genießt die Ruhe, die es an Bord der Moby Dick ohnehin viel zu selten gibt. Nur wenn die Jungs irgendeine Insel unsicher machen, liegt eine angenehme Stille über dem Schiff.

Aus diesem Grund führen ihn seine Schritte auch schnurstracks zurück zu dem kleinen Hafen, an dem überwiegend Fischerboote vor Anker liegen. Von den Besitzern ist um diese späte Uhrzeit jedoch keine Spur mehr zu sehen. Die Sonne ist beinahe gänzlich hinter den Horizont gesunken und Sterne funkeln an einem wolkenlosen Firmament, obwohl diese Insel keine Abendruhe zu kennen scheint. Auch gut. Das kümmert Marco recht wenig. Er bezweifelt, dass die Musik und der beständige Gesang bis unter hinunter in seine Kajüte hörbar sind. Wahrscheinlich haben sie auch Thatch unlängst in ihren Bann gezogen, so dass er keinen Gedanken mehr an die Sängerin verschwendet, die ihm kurzzeitig und vollkommen unbewusst das Herz gebrochen hat.

Marcos Schnauben ist das einzige Geräusch, als er durch die verlassenen Gangways des Schiffes schlendert. Er mag an vieles glauben, aber die Liebe auf den ersten Blick gehört nicht dazu. Andererseits hat Thatch noch nie eine anständige Beziehung geführt. Wenn, dann wüsste er wohl, dass Liebe Zeit bedarf. Marcos Stirn legt sich in Falten. Wann ist er zu einem Experten auf diesem Gebiet geworden? Seine Schritte verlangsamen sich, als er das Ende des Ganges erreicht, in dem sich die Kajüten der Kommandanten befinden. Allerdings ist es nicht seine, vor der er zum Stehen kommt. Vielleicht ist er kein Experte, aber er weiß, was es bedeutet, Gefühle für jemanden zu empfinden, den er anfangs für einen ziemlichen Rotzlöffel gehalten hat.

Eine Augenbraue hebt sich in kritischer Manier, als Marco die Tür zu Aces Kajüte einen Spalt aufschiebt, um einen Blick in den leeren Raum zu werfen. Er weiß auch, wie es aussieht, wenn der Gegenüber diese Gefühle erwidert.

Alle Wände des kleinen Zimmers sind mit Steckbriefen gepflastert. Die über dem schmalen Bett zeigen Reihen von grinsenden Gesichtern mit Narben unter den Augen und Strohhüten auf den Köpfen, während auf denen auf der andere Seite die Gesichter vieler ihrer Brüder zu sehen sind, in ihrer Mitte das von Whitebeard. An der dritten Wand des Zimmers, die ein Fenster nach draußen hat, kleben Marcos Steckbriefe. Sie sind nach dem steigenden Kopfgeld sortiert und haben einmal mit einem einzigen angefangen, bevor sie sich in den letzten Monaten rasant vermehrt haben. Woher Ace all diese alten Steckbriefe hat, ist ihm allerdings ein Rätsel. Manche sind bereits Jahrzehnte alt. Allein ihr Anblick lässt Marcos Ohrenspitzen glühen. »Er ist immer noch ein Rotzlöffel«, murmelt er, als er die Tür wieder zuzieht und in seiner Kajüte verschwindet. Sie befindet sich direkt nebenan und wird weitaus öfter in Anspruch genommen als Aces. In ihr hängt nur ein einziger Steckbrief über der Kommode: Feuerfaust Ace, 550.000.000 Berry.

jumping into the water [1]

Die Wut steht in jedem angespannten Muskel der Feuerfaust geschrieben. Als die Stille unerträglich wird, stößt Ace den Atem ruckartig aus, der sofort als weißes Wölkchen zum verhangenen Himmel aufsteigt und sich auf halbem Weg noch verliert. »Ihr sitzt hier lieber fest, als etwas zu tun?« Seine Stimme vibriert und drückt die Bitterkeit aus, die auch von seinem Gesicht abzulesen ist.

Von diesem Aspekt her ist er noch immer der Teenager, den sie vor ein paar Monaten aufgenommen haben. Er ist wie ein vor den Kopf gestoßenes Kind, das kein Nein akzeptieren kann, egal wie einstimmig es ist.

Beeindrucken tut es Marco nicht. Genauso wenig entlockt ihm der finstere Blick von Ace, der über Thatch und Vista wandert und schließlich an Marco hängen bleibt, als habe er Ace von hinten ein Messer in den Rücken gerammt, eine Reaktion.

»Das ist es nicht, Ace«, sagt Marco und schiebt seine kalten Hände in die Taschen seiner gefütterten Winterjacke. Allerdings gibt es kein Entkommen vor der eisigen Kälte, die sie in der Nacht überrascht hat.

Für gewöhnlich sind die Whitebeard-Piraten besser vorbereitet, aber nach einer durchgezechten Nacht, in der die Sakevorräte geplündert worden sind, ist der Schlaf aller etwas zu tief gewesen. Binnen weniger Stunden ist das seichte Frühlingswetter von einer klirrenden Kälte abgelöst worden, welche nicht nur die Oberfläche des Meeres, sondern auch gleich die Moby Dick in ihrer Fahrt eingefroren hat. Wie Ace bereits so passend festgestellt hat, sitzen sie für den Moment fest. Das Eis erscheint endlos, denn es reicht bis zum Horizont und scheinbar bis zum Ende der Welt. Es zeichnet sich auch keine einzige Insel in der Ferne ab. Solche Dinge passieren nur auf der Grandline, da kann man noch so erfahren und vorsichtig sein.

Thatch tritt neben Marco von einem Bein aufs andere und reibt die Hände gegeneinander. Er neigt den Kopf nach vorn, um den Schnee abzuschütteln, der sich auf seiner Haartolle gesammelt hat. Seine Augenbrauen ziehen sich fragend zusammen. »Es ist einfach keine gute Idee. Selbst ich kann das erkennen, weil—«

Aber Ace lässt ihn nicht aussprechen, weil er ein ungestümer Feuerteufel ist, der mit Kritik nicht sonderlich gut umgehen kann. Stattdessen wendet er sich ab und stapft über den Schnee, der sich auf dem Deck gesammelt hat, davon. Seine Fußabdrücke sind tief und das offenstehende Hemd, welches er trägt, flattert im Wind. Marco hätte ihn am liebsten unter Deck geschleift und ihn in seinen Wintermantel gewickelt, weil ihn allein der Anblick gleich noch zusätzlichen frieren lässt.

Aber Marco lässt ihn ziehen und wendet sich stattdessen Vista zu, der schweigend neben ihnen steht und seinen Schnurrbart zwischen behandschuhten Fingern zwirbelt. »Was denkst du?«

Vista zuckt mit den Schultern. »Ich seh keine andere Möglichkeit. Unsere Vorräte waren vorher schon knapp, aber durch die Feier sind sie so gut wie aufgebraucht. Das haben zumindest die Köche gesagt.«

»Aces Feuer könnte uns einen Weg aus diesem Gewässer bahnen«, bemerkte Thatch, obwohl ein Zögern in seinen Worten enthalten ist.

»Wir finden einen anderen Weg«, antwortet Marco und dass keine Proteste kommen, sagt ihm, dass die anderen genauso wenig in diesem Fall auf Aces Kräfte zurückgreifen wollen.

»Ace sah ziemlich sauer aus«, gab Thatch zu bedenken. Er bläst nun warme Luft in seine Hände, da er nie auf Marcos Rat gehört hat und sich Handschuhe gekauft hat. Sein Geld wird lieber für hübsche Frauen verschwendet, die er auf den Insel aufzureißen versucht.

»Nun... Ace schwankt eigentlich immer nur zwischen zwei Emotionen. Sauer und gelassen«, erwidert Vista und ein Schmunzeln zeichnet sich auf seinem Gesicht ab. Sein Hut schützt ihn vor den herabfallenden Schneeflocken, die sich jedoch auf seiner Hutkrempe angesammelt haben und seine Kopfbedeckung allmählich tiefer in sein Gesicht rutschen lassen. »Aber vielleicht sollte jemand mit ihm sprechen. Ihm die Situation erklären.«

»Ich brauch erst mal etwas zum Aufwärmen, bevor mir die Finger abfallen«, meint Thatch und auch Vista wandert ohne weiteres davon. Nur Marco bleibt zurück, zusammen mit dem Gefühl, dass diese unerfreuliche Aufgabe an ihm hängen zu bleiben scheint.
 

Ewig lässt sich das Unvermeintliche bekanntlich nicht herauszögern. Marco kann nur eine gewisse Zeit mit den Köchen über die Einteilung der restlichen Vorräte diskutieren. Es steht doch schlechter um sie, als er angenommen hat. Vielleicht kommen sie doch nicht darum herum, sich Aces Teufelskräfte zu nutzen zu machen. Zumindest bezweifelt Marco, dass er sich binnen einer Stunde einen besseren Plan aus den Fingern saugen kann.

Letztendlich findet er sich mit einer veralteten Packung mit trockenen Keksen über das Schiff ziehend wieder. Das ist nicht die erste Suche nach Ace, die Marco seit dessen Ankunft auf dem Schiff unternimmt. Allerdings wird er besser und besser darin, die Feuerfaust aufzuspüren und zu wissen, wohin es Ace in welcher Stimmung zieht.

Der Gang, der zu den Räumlichkeiten der zweiten Division führt, ist dunkel, da sich kein einziges Bullauge in ihm befindet. Ferne Stimmen dringen zu ihnen herunter, aber kaum jemand hält sich hier unten auf, der Großteil der Jungs versucht noch etwas Essbares abzustauben, bevor es nichts mehr zu verteilen gibt.

Marcos Augen gleiten zu der offenstehenden Tür herüber, welche Sicht auf Hängematten gibt, die zwischen Pfeilern aufgespannt sind. In eine von ihnen hat Ace ebenfalls anfangs geschlafen, nachdem Whitebeard Ace dieser Division zugeteilt hat. Nun ist er jedoch ihr Kommandant mit einer eigenen Kajüte auf der anderen Seite der Moby Dick, die sich direkt neben Marcos befindet.

Seine Schritte verraten Marco, denn er möchte sich nicht an Ace anschleichen.

Dieser hebt kurz den Blick, bevor er den Kopf wegdreht. Er sitzt im Gang, den Rücken an der Wand und die Arme locker auf den angewinkelten Knien abgestützt. Es erinnert Marco schmerzhaft an den Nachmittag, an dem Ace ihn gefragt hat, warum sie Whitebeard ‚Paps’ nennen. Die Erinnerung wiegt schwer auf Marcos Schultern, schwerer noch als die offensichtliche Ablehnung von Ace.

»Immer noch sauer, eh?«

Marco erhält ein stures Schweigen als Antwort. Im Gegensatz zu Aces Gesicht verrät seines nichts, als er sich mit einem Meter Abstand neben Ace an der Wand heruntergleiten lässt. Während Ace noch immer mit viel zu wenig Kleidung herumläuft, ist der Reisverschluss von Marcos Jacke auch hier unten bis zum Kinn hochgezogen, da der Wind durch jeden Ritz dringt.

»Du bist manchmal ein wirklich dummer Junge, Ace«, fügt Marco hinzu, denn er mag geduldig sein, aber er ist nicht dafür bekannt, ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

»Und du bist...«, zischt Ace, beißt sich jedoch auf die Unterlippe, bevor er den Satz vollendet hat. Marco hätte gern die Beleidigung gehört, die ihm auf der Zunge liegt.

»Ich weiß ganz genau, was du denkst«, sagt er stattdessen und nickt, als Aces wütendes Gesicht etwas Skeptisches annimmt. »Wir zweifeln nicht an deiner Stärke. Wir wissen alle, dass du das Eis schmelzen und uns die Weiterfahrt ermöglichen kannst.«

»Aber warum—«

»Lass mich ausreden«, unterbricht Marco. Zeitgleich öffnet er die Packung mit den trocknen Keksen und nimmt sich einen heraus. »Aber wir kennen dich auch gut genug, um zu wissen, dass du überstürzt an Sachen herangehst und dir deine eigenen Grenzen egal sind. Und da du auf dem Eis stehen musst, damit du nicht gleich die Moby Dick in Brand steckst, ist das nicht ganz so ungefährlich, wie du dir das gedacht hast. Wir wollen, dass du uns noch etwas erhalten bleibst, Ace. Daher muss unsere Vorgehensweise überdacht sein.«

Abermals bleibt eine Antwort seitens der Feuerfaust aus, doch die Stille zwischen ihnen wandelt sich. Aces Schultern sacken und die Wut fällt verräterisch schnell von seinem Gesicht ab. Es ist anstrengend wütend zu sein und Ace hat damit genug Erfahrung.

Marco streckt ihm die Schachtel mit den Keksen entgegen. »Du solltest was essen. Mit knurrenden Magen bist du zu abgelenkt, wenn wir uns endlich eine Strategie ausgedacht haben.«

Mit einem schwachen Lächeln, das schief auf seinen Lippen hängt, greift Ace nach der Packung. Bevor er sie Marco jedoch abnehmen kann, wird sie ihm bereits von einer fremden Hand entrissen.

»Ich hab euch schon auf dem gesamten Schiff gesucht«, donnert Thatchs Stimme durch den stillen Gang. Er sackt zwischen Marco und Ace zu Boden und stopft sich Kekse in den Mund. Seine Nasenspitze ist rot und ein Schal ist eng um seinen Hals gebunden. »Die Vorräte sind endgültig alle und Teach hat sich doch glatt das Brot geklaut, das ich mir ergattert hab. Ich hab mich nur kurz umgedreht, um mit Izou zu sprechen und dann war es bereits weg.« Thatch stößt einen frustrierten Laut aus, doch Marcos Blick klebt an Ace, der seine Hand sinken lässt. Allerdings wirkt er nicht enttäuscht. Nur dass er nicht über Thatchs fehlendes Glück lacht, verrät ihn und sagt Marco, dass noch nicht alles beim Alten ist.

Marco stößt Thatch wortlos einen Ellenbogen in die Seite.

»Hey!«, entweicht es diesem, doch er fängt Marcos Blick auf und sieht auf ein Nicken hin zu Ace herüber. »Oh.« Thatch räuspert sich theatralisch. »Jedenfalls hat Izou irgendwas davon gelabert, dass er eine Idee hat, wie du das Eis schmelzen kannst, ohne dabei in Eiswasser zu ertrinken.«

Als Ace aufsieht, schiebt Thatch ihm einen Keks in den Mund. »Also hör auf zu schmollen, du wirst uns den Tag retten. Oder eher den Abend, wenn man es genau nimmt.«

»Hör auf so einen Quatsch zu reden, Thatch«, murmelt Ace mit vollem Mund und Krümeln im Gesicht. Seine Wangen erhitzen sich unter den Blicken der älteren Kommandanten, bis sich Marcos Mundwinkel in Belustigung hebt. »Das will ich doch gar nicht.«

»Ja ja«, sagt Thatch. »Zieh dir lieber endlich was Anständiges an, ich kann dich kaum ansehen, wie du bei diesen Temperaturen halbnackt herumläufst.«

jumping into the water [2]

Aces Fingerspitzen tanzen über das raue Material des Seils, ehe er probehalber an ihm zieht. »Es ist definitiv fest. Aber ich glaub trotzdem nicht, dass ich es brauche.« Abgesehen mal davon findet Ace sich ziemlich albern damit. Welcher gefürchtete Pirat läuft schon mit einem Seil um die Hüften gebunden herum, dessen Ende wiederum an die Reling des Schiffs gebunden ist? Niemand tut das. Ein skeptischer Blick geht in Marcos Richtung, aber dessen Gesicht bleibt regungslos, auch wenn seine rote Nasenspitze die Autorität schwinden lässt. Erbarmen zeichnet sich jedoch nicht in ihm ab, obwohl Ace doch bereits einen Kompromiss eingegangen ist. Immerhin hat er seinen schwarzen Wintermantel aus der hintersten Ecke seiner Kajüte herausgekramt und angezogen. Zählt das denn kein Stück? Scheinbar nicht, denn Marco lässt ein entschiedenes »Das Seil bleibt« verlauten.

»Als du gesagt hast, dass Izou eine Idee hat, hab ich an etwas anderes gedacht«, versucht Ace es bei Thatch, dessen Finger sich fest um den ergatterten Becher mit Tee geschlossen haben. Dampf steigt von ihm auf und direkt in Thatchs Gesicht, welches er somit aufzuwärmen versucht. Auch in ihm ist kein Mitleid für Ace zu erkennen, obwohl dieser gerade bei Thatch davon ausgegangen ist, dass er ihn verstehen wird.

»Das sieht schon ziemlich bescheuert aus, das gebe ich zu«, räumt Thatch mit dem Heben einer Augenbraue ein. »Aber so können wir dich wenigstens aus dem Wasser ziehen, solltest du das Eis unter deinen Füßen schmelzen.«

»Und wir bringen niemanden in Gefahr, weil niemand hinter dir herspringen muss«, sagt Marco.

Thatch nickt eifrig. »So wie mich.«

Für Ace klingt das alles jedoch nach einer Verschwörung gegen seine Person. Erst verbieten sie es ihm überhaupt zu helfen und dann machen sie es von diesem dummen Seil abhängig.

Ace wirft beiden Kommandanten einen letzten Blick zu, bevor er zur Reling marschiert. Das Seil folgt ihm auf Schritt und Tritt und zieht eine Spur durch den Schnee, der sich auf den Planken gesammelt hat. Wenigstens sind die anderen Jungs inzwischen unter Deck verschwunden, nachdem die Temperaturen in den letzten Stunden stetig weiter gefallen sind. Vertraut man auf ihre Navigatoren, so ist das Eis inzwischen noch dicker und härter geworden und würde Ace somit um einiges mehr Kraft kosten, um es zum Schmelzen zu bringen. Allerdings gibt es nichts, was Ace nicht schmelzen kann und das wird er auch allen an Bord beweisen. Whitebeard hat ihn nicht umsonst als Sohn akzeptiert und zum zweiten Kommandanten ernannt. Ace würde ihn stolz machen und den Jungs die Weiterfahrt ermöglichen, damit sie ihre Vorräte auffüllen können. Wenn Ace ihnen Sake verschafft, wird er ihr Held sein. Dieser Gedanke erinnert Ace unwillkürlich an Thatchs Worte von vorhin und sein Gesicht erhitzt sich.

Mit einem Ruck katapultiert er sich über die Reling der Moby Dick, verheddert sich in dem Seil und landet mit seinem Hintern zuerst auf dem Eis.

Über ihm erklingt ein raues Lachen, das von einem Japsen gefolgt ist, als Thatch sich in seiner Heiterkeit seinen Tee über die Finger schüttet.

Ace rappelt sich auf, würdigt die beiden älteren Kommandanten, die sich dazu auserkoren haben, seine Babysitter zu spielen, jedoch keines Blickes mehr. Sieht er so aus, als ob er auch nur einen Aufpasser braucht? Er kommt auch ganz wunderbar allein klar.

Kaum das er sich auf dem Eis befindet, beginnt die Kälte mehr durch den Stoff seines Mantels und in seine Knochen zu kriechen. Nur ist sie bei Ace an der vollkommen falschen Adresse, denn er muss nur an Wärme denken, damit sie wieder von ihm Besitz ergreift. Früher, als er sich seine Teufelskräfte gerade erst angeeignet hat, hat er sich und seine Kleidung noch in Brand gesteckt. Auch heute trägt er noch Kleidung, die aus feuerfestem Material angefertigt worden ist.

Ace fährt mit einem Ruck herum. »Ich könnte das Seil versehentlich abbrennen«, ruft er zu Marco und Thatch zurück.

Marco deutet ein Kopfschütteln an, während er die Arme vor dem Körper verschränkt hält. »Dann musst du aufpassen, dass du das nicht tust. Das Seil bleibt, Ace.«

Schnaufend wendet dieser sich wieder ab. Mit Marco ist aber auch überhaupt kein Verhandeln. Das Eis zieht sich soweit Aces Augen reichen in die Ferne und formt eine kalte und tote Wüste, der es zu strotzen gilt. Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus, als er die Handflächen aneinander reibt, ehe er die Finger ineinander verschränkt und die Knöchel knacken lässt. »Dann wollen wir mal.« Sein Blick richtet sich geradeaus, in die Richtung, die Marco ihm eingetrichtert hat. Daran, wie weit sich das Eis nun wirklich zieht, verschwendet er keine Gedanken.

Seine Faust verwandelt sich in Flammen, als er mit dem Arm ausholt. Ace schickt einen gewaltigen Feuerstrahl über das Eis und Dampf steigt auf, als die Hitze auf das Eis trifft. Er nimmt ihm die Sicht und es dauert eine Weile, bis der Wind ihn fortgeblasen hat. Aces Augen weiten sich und sein Mund klappt auf. »Huh?« Die dichte Eisplatte, die sich auf dem Ozean geformt hat, ist unversehrt, nur die Oberfläche wirkt feuchter als zuvor. Seine Attacke hat versagt? Unmöglich.

»Scheinbar haben unsere Navigatoren recht gehabt«, meldet sich Marco vom Schiff aus. »Das Eis hier ist sonderbar. Es scheint die Kälte regelrecht zu speichern und weitaus dicker zu sein, als wir angenommen haben.« Er hat die Hand an die Stirn gelegt, um sich die tiefhängende Abendsonne aus dem Gesicht halten zu können, die alles in ein orangefarbenes Licht taucht. Es sieht aus wie Feuer, doch wenn Ace nicht in der Lage ist, das Eis mit seiner Feuerfaust-Attacke zum Schmelzen zu bringen, dann kann es auch nicht die Sonne. Hier müssen schwerere Geschütze aufgefahren werden!

Der verwirrte Ausdruck weicht und das Grinsen kehrt auf Aces Lippen zurück. Das Seil sitzt eng genug um seine Taille, dass er es kaum vergessen kann, doch plötzlich ist es ihm egal geworden. Seine Konzentration ist laserscharf und auf das Eis gerichtet, das eine Herausforderung ist, welcher Ace nicht den Rücken kehren wird.

»Er wird doch nicht...«, vernimmt er Thatchs Stimme hinter sich und der hohe Ton verrät, dass er Schlimmes ahnt. Marcos Antwort hört Ace nicht mehr, denn das Feuer breitet sich um ihn herum aus. Das Flammengebot ist nur eine Aufwärmübung für seine richtige Attacke, für das richtige Flammengebot, mit dem Ace diesem Eis Einhalt gebieten wird. Unter seinen Füßen knarrt es und kleine Beben gehen durch das Eis, als die Temperatur seines Feuers dramatisch in die Höhe schießen. Er hat die Attacke erst vor kurzem erdacht und kaum getestet, was diese Chance unentbehrlich macht.

Die Rufe, die von der Moby Dick kommen, nimmt Ace nicht wahr. Das Feuer um ihn herum zieht Bahnen und breitet sich kreisförmig über dem Eis aus, weiter und weiter. Trotz der Kälte bildet sich Schweiß auf Aces Stirn und er muss die Zähne zusammenbeißen, als das Feuer stoppt und sich nur langsam weiter ausstreckt. Einen Angriff von diesem Ausmaß hat er noch nie versucht, auf die Idee ist er nie gekommen, aber es sorgt für ein anschwellendes Gefühl von Stolz in seiner Brust, als das Feuer bis zum Horizont reicht. Zu schade, dass er die Gesichter der Jungs gerade nicht sehen kann. Nicht das von Marco, denn dieses Spektakel kann ihn einfach nicht kalt lassen. Ein Lachen steckt bei diesem Wortwitz in Aces Kehle, schafft es aber nicht über seine Lippen. Die Erschöpfung hat Besitz von ihm ergriffen. Seine Beine fühlen sich wie Gummi an und hinter seinen Schläfen hämmert es. Überall um ihn herum hat es inzwischen zu knacken und zu knarren begonnen. Hier und da beginnt das Eis auseinander zu brechen, während mehr Beben das Eis und Ace erschüttern. Doch er nimmt es kaum wahr, denn seine Konzentration gehört seinem Feuer, welches er mit Energie versorgt. Die einzelnen Eisplatten lösen sich auf, werden kleiner und kleiner, während das Feuer stellenweise verschwindet und Wasser preisgibt. Ace öffnet die schweren Lider, obwohl er sich nicht daran erinnern kann, wann er die Augen geschlossen hat. In der Zeit hat sich das Eis fast vollständig aufgelöst und ein müdes Grinsen, was ein Grübchen in seine Wange gräbt, zeichnet sich in seinem Gesicht ab. Sein Feuer ist erloschen und lässt nur vereinzelte Eisschollen zurück, mit denen die Moby Dick kein Problem haben wird. Fast so, als wüsste das Eis, dass Ace seine Arbeit getan hat und es verloren hat, bricht das Stück endgültig unter seinen Füßen auseinander. Ace wankt und rudert mit den Armen, als er das Gleichgewicht verliert. Sein Körper ist jedoch zu erschöpft, um rechtzeitig zu reagieren, während der Spalt zwischen seinen Füßen breiter wird. Das Wasser umschließt ihn mit einem Ruck, eiskalt und lähmend. Ace hält die Luft an und sinkt stetig tiefer. Trotzdem ist er sich sicher, dass das Seil ihn längst daran hätte hindern sollen. Er hat es tatsächlich abgebrannt, wird ihm klar. Und was ist mit der Moby Dick passiert? Sein letzter Gedanke, seine letzte Frage, bleibt unbeantwortet, als Bewusstlosigkeit von Ace Besitz ergreift.

jumping into the water [3]

Erwachen tut Ace genauso schlagartig, wie er ins Wasser gefallen ist. Einen Moment ist sein Bewusstsein noch in Schwärze getaucht, im nächsten bäumt Ace sich auf und zur Seite, um eiskaltes Wasser auszuhusten. Seine Zunge fühlt sich wie ein Eisstück an, das nicht in seinen Mund gehört. Sein gesamter Körper fühlt sich so an und zittert gegen seinen Willen. Ace schlingt die Arme um sich selbst, denn Kälte ist etwas, womit er keine Erfahrung hat, mit dem er dank seiner Teufelskraft noch nie ein Problem gehabt hat. Er konzentriert sich auf Wärme, auf sein Feuer, doch seine Zähne klappern weiter.

»Ich bezweifle, dass deine Teufelskräfte dich so schnell wieder aufwärmen werden«, sagt Marco, der hinter ihm hockt und ihn mit unsanften Fingern aus seinem nassen Mantel pellt. »Das geschieht dir nach dieser unachtsamen Aktion auch recht.« Ace lässt ihn machen, da schon das Heben der Arme eine Kraftanstrengung darstellt.

»Du kannst vom Glück reden, dass du am Leben bist, Ace.«

Die Feuerfaust folgt der Stimme und dreht den Kopf zur Seite. Vista lehnt mit verschränkten Armen an der Reling und ein paar Schneeflocken haben sich in seinem Schnauzbart verfangen. Es hat wieder zu schneien begonnen und die Dunkelheit ist fast gänzlich über sie hereingebrochen. Doch Aces Aufmerksamkeit ist auf die Jungs um ihn herum gerichtet, die über das Gelände herunterschauen und sich murmelnd unterhalten.

»W-Was ist passiert?«, bringt Ace mit vor Kälte bebenden Lippen hervor.

Marco zieht ihm derweil mit einem Ruck auch das nasse Hemd von den Schultern, bis er mit nacktem Oberkörper dasitzt und der eisige Wind das kalte Wasser auf seiner Haut zu trocknen versucht. Es brennt und sticht, bis Ace die Beine an den Körper zieht.

»Nicht nur, dass du das Seil in Brand gesteckt hast, was wir dir ohnehin untersagt haben, aber du hast es auch wirklich noch geschafft, die Moby Dick fast abzubrennen«, antwortet Marco. Er zieht seine Winterjacke aus und legt sie Ace um die Schultern. »Glücklicherweise haben wir kein Sake mehr an Bord, so dass alle sofort in Alarmbereitschaft waren, um die Feuer zu löschen.« Seine Stimme ist wie immer regungslos, weswegen es schwer einzuschätzen ist, ob Marco wütend auf ihn ist oder nicht. Ace zieht die Jacke, welche die Körperwärme des ersten Kommandanten gespeichert hat, enger. Er senkt den Blick auf seine Knie. Das Gefühl von Stolz hat sich aufgelöst und eine bleierne Leere dagelassen, die es nicht zulässt, dass er Marco ins Gesicht sieht.

Polternde Schritte, die unregelmäßig auf den Planken erklingen, durchbrechen Aces Melancholie. Neben ihm sinkt Thatch auf das Deck. Ein Handtuch hängt ihm um die Schultern und seine Haartolle hängt ihm schwer und nass ins Gesicht. Von seiner sonstigen Gelassenheit ist nicht mehr viel übrig, als er Ace am Kragen von Marcos Jacke packt und heranzieht, bis sich ihre Nasenspitzen berühren. »Ich bin beinahe gestorben. Weil du dich mal wieder nicht beherrschen konntest, Ace. Weißt du, wie weit du vom Schiff entfernt warst? Wie weit ich schwimmen musste, um dich zu erreichen?«

Ausnahmsweise hat Ace keine Antwort auf seine Fragen, auf die Anschuldigungen, die er verdient hat. Er hat sich mitreißen lassen. Mal wieder.

»Ist ja gut«, murmelt Marco, der Thatch an der Schulter von Ace wegschiebt. »Wollt ihr euch streiten und erfrieren oder euch unter Deck aufwärmen?« Er wartet keine Antwort ab, als er Ace am Arm auf die wackeligen Beine zieht. »Vista?«

»Ja, ich kümmere mich um alles«, erwidert dieser und wendet sich ab. Er klingt unbekümmert, doch das kann Aces Gewissen nur bedingt erleichtern. Dafür ist Thatchs Blick in seinem Nacken wie Säure, als er ihnen unter Deck folgt.

»Hat es wenigstens geklappt? Hat die Moby Dick freie Fahrt?« Nun schielt Ace doch zu Marco herüber, der ihn zu den Kajüten der Kommandanten führt.

»Eh?« Marco fängt seinen Blick auf und hebt eine Augenbraue. »Natürlich hat es geklappt.« Anstatt Ace in seiner eigenen Kajüte zu verfrachten, gehen sie an ihr vorbei, weil Marco seine eigene ansteuert. Ace hat Marco bisher nur ein- oder zweimal dort drinnen besucht, weswegen er verloren im Zimmer stehen bleibt.

Thatch hingegen wirft das Handtuch auf den Boden und streift sich die nassen Klamotten ab, bis er nur in einer gepunkteten Boxershorts dasteht. »Es ist saukalt. Überall auf dem Schiff. Bestimmt lieg ich morgen mit einer Lungenentzündung im Bett«, brummt er. »Ich brauch eine Sommerinsel.«

»Mal sehen, ob dein Wunsch erhört wird«, sagt Marco, der in seinem Schubladenschrank herumkramt. Ein Blick geht über seine Schulter. »Setz dich, Ace.«

Dessen Augen wandern zwischen dem schmalen Bett und dem einzigen Stuhl im Raum hin und her, auf dem Thatch sackt, als er sich seine Haare mit dem Handtuch trocken rubbelt. Seine Gänsehaut ist auch aus der Entfernung sichtbar. Anstatt das ordentliche Bett nass zu machen, setzt sich Ace im Schneidersitz auf den Boden.

Marco kommentiert seine Entscheidung nicht. »Ich weiß ja nicht, wie du das damals in deiner Piratenbande gehandhabt hast«, beginnt er stattdessen. »Aber alle Entscheidungen, die du triffst, haben Konsenquenzen, die nicht nur dich betreffen, sondern auch jeden anderen an Bord der Moby Dick.«

Thatch stößt einen zustimmenden Laut aus, der jedoch nicht mehr so wütend wie zuvor klingt.

»Stell dir vor, einer unserer Köche setzt uns verdorbenes Fleisch vor, weil er unachtsam ist«, redet Marco weiter. Er macht beim Suchen eine Pause und dreht sich zu ihnen um oder er hat längst gefunden, wonach er gesucht hat. »Die halbe, wenn nicht sogar die gesamte Mannschaft, wird dann an einer Fleischvergiftung leiden. Wenn wir alle außer Gefecht sind, wer achtet dann auf den Kurs? Wer hat dann ein Auge auf unsere Feinde, die nur darauf warten, dass wir Schwäche zeigen, eh? Es zieht seine Kreise. Und du bist ein Teil von uns, seit du dir die Tätowierung auf deinem Rücken hast machen lassen. Du bist jetzt der zweite Kommandant. Wenn Paps stirbt, wenn ich sterbe, bist du der Captain dieser Mannschaft. Wenn du nicht mal die Konsequenzen deiner eigenen Handlungen bedenkst, wie willst du dann für die Handlungen und deren Konsequenzen von jedem einzelnen Mitglied dieser Mannschaft verantwortlich sein?«

Ace presst die Lippen aufeinander. Marcos Stimme ist so sehr ernst, als würde dieser Fall tatsächlich eintreten. Dabei weiß jeder, dass Whitebeard der stärkste Mann der Welt und Marco nicht umsonst seine rechte Hand ist. »Ich will nicht der Captain werden«, presst er letztendlich hervor, um die aufgekommene Stille zu durchbrechen. Früher hat er gedacht, dass er der Captain einer Piratenbande sein muss, um wirkliche Freiheit zu erfahren, aber inzwischen weiß er es besser.

»Wirst du auch nicht, du Dummkopf. So schnell stirbt hier keiner. Nicht mal du«, murrt Thatch. »Das ist eine Meta... Meta...«

»Metapher«, hilft Marco ihm auf die Sprünge.

»Genau. Das wollte ich sagen.«

Ace bringt kein Grinsen zustande, aber er versteht, was gemeint ist. Trotzdem nagt dieser Gedanke an ihm. Er glaubt nicht, dass er diese Mannschaft zusammenhalten kann, wenn Whitebeard und Marco nicht mehr wären. Er ist sich nicht mal sicher, ob er das wollen würde, ob er in einer solchen Welt noch würde leben wollen.

Marco schließt die Schublade mit einem dumpfen Laut und das Klirren von Porzellan ist zu vernehmen. Es reißt Ace aus seinen düsteren Gedanken und lässt ihn aufsehen. Ein zweites Mal an diesem Tag weiten sich seine Augen, als Marco mit drei Sakeschalen und einer Flasche zu ihnen herübergeschlendert kommt.

Thatchs Augenbrauen heben sich. »Die Vorräte sind leer.«

»Die Vorräte des ersten Kommandanten sind nie leer, Thatch«, erwidert Marco und seine Mundwinkel heben sich zu einem faulen Lächeln. »Außerdem hat ein geheimer Vorrat es an sich, dass niemand außer der Besitzer weiß, dass er überhaupt existiert.«

Auch Marco setzt sich auf den Boden hin, direkt neben Ace, der noch immer dessen Jacke um den Schultern hängen hat. Er stellt die Schälchen ab und öffnet die Sakeflasche, ehe er ihnen einschenkt.

Thatch gesellt sich zu ihnen, in dem er von dem Stuhl herunterrutscht. »Und ich dachte immer, dass du der Fairste und Ehrlichste unter uns bist...«

»Ich bin auch ein Pirat, Thatch«, antwortet Marco und schiebt jedem sein Schälchen hin. »Seid froh, so habt ihr wenigstens was zum Aufwärmen.«

Ace wird warm im Bauch, was rein gar nichts mit seinen Teufelskräften oder dem Sake zu tun hat. Diese drei Schälchen bringen so viele Erinnerungen zu ihm zurück, denn sie erinnern ihn an Sabo und Luffy, welche durch diesen Brauch zu seinen Brüdern geworden sind. Und nun sitzt er hier bibbernd auf der Moby Dick und trinkt Sake mit Marco und Thatch, die...

Ace beendet seinen Gedanken nicht, als er die Hand unter der Jacke ausstreckt und sein Schälchen aufhebt. »Wir müssen anstoßen. So ist der Brauch.«

Beide Kommandanten sehen ihn an, bevor sie seiner Aufforderung nachkommen und sie alle miteinander anstoßen. Das aneinander Klicken ihrer Schälchen echot in Aces Herz wieder, als er den Sake in einem Zug austrinkt. Der Alkohol brennt in seiner Kehle und wärmt ihn von innen heraus.

»Dein kleines Flammenspiel sah schon ganz beeindruckend aus«, gesteht Thatch schließlich, der den bösen Blick schon bei Marcos Lektion aufgegeben hat. Stattdessen nimmt er die Flasche zur Hand, um sein Schälchen noch einmal aufzufüllen. »Aber bild dir bloß nichts darauf ein. Nächstes Mal kann jemand anderes ins Wasser springen, um dich zu retten.«

»Das sagst du jedes Mal«, bemerkt Marco. »Am Ende bist du trotzdem immer der Erste, der Ace hinterher springt.« Er lächelt schief, während Thatchs Gesicht an Farbe gewinnt.

»Ach, halt doch den Mund, Marco!«

imprints of his fingertips [1]

Die Tür fällt hinter ihnen ins Schloss. Sie sperrt die fernen Stimmen aus, die auf dem Deck grölen und jubeln und singen, betrunken und kaum zu verstehen. Im Zimmer ist es dunkel, doch Marco macht sich nicht die Mühe, um mit seiner Teufelskraft für ein bisschen Helligkeit zu sorgen. Stattdessen lehnt er an der Tür, die den einzigen Ausgang darstellt, als muss sie bewacht werden. Im gewissen Sinne ist Marco sein Wächter, denn er ist der einzige Grund, warum Ace überhaupt noch an Bord ist.

Dessen Schritte sind leise und verraten sich nur durch das gelegentliche Knarren der Planken, als er sich den Weg durch Marcos Kajüte bahnt. Ace kennt jeden Winkel des Raums, wahrscheinlich kennt er ihn besser als seinen eigenen, der verlassen nebenan liegt.

Ein Quietschen folgt, bevor eine Flamme in Inneren der kleinen Lampe auf Marcos Schreibtisch entflammt. Sie tanzt für einen Moment und malt groteske Schatten an die Wände, welche die Stimmung an Bord besser beschreiben, als das eigentliche Vorgehen an Deck. Alles wirkt sorglos und heiter. Es wird gefeiert und getrunken, doch die Tränen, die in den Augen der Männer schwimmen, sind keine Lachtränen, keine Freudetränen.

Auch auf Aces Gesicht fehlt das typische Grinsen, das er sich nach einer langen Zeit an Bord endlich angenommen hat, das sie aus ihm herausgekitzelt haben. Die Augenbrauen sind zusammengezogen und die Hände haben sich längst wieder zu Fäusten geballt. Ace spiegelt die Bitterkeit wider, die Marco schwer wie Blei auf der Brust liegt. Er sieht denselben Zorn, denselben Schmerz reflektiert – und anstatt etwas dagegen zu unternehmen, sind sie wieder in diesem Raum und nur diese Tür, nur Marco, hindert Ace daran, auf seinen Striker zu springen und zu gehen.

Wieso eigentlich? Ein Teil von Marco will Ace gehen lassen, will sich ihm anschließend, um Teach zu zeigen, dass er mit seinem Verrat nicht durchkommt. Aber die Vernunft ist stärker. Seine Intuition hält Marco davon ab. Wie viele Nächte haben sie darüber debattiert und sind doch stets zur selben Erkenntnis gekommen?

Die Teufelsfrucht verleiht Teach ungeahnte Kräfte, die niemand von ihnen zum gegenebenen Zeitpunkt versteht. Es ist ein Risiko, das sie nicht eingehen können. Nicht jetzt, vielleicht nie oder erst wenn sich ihre Wege auf natürliche Wege kreuzen. Die Wut vernebelt den Verstand und wird ihnen höchstens den Kopf kosten. Sie wird Ace den Kopf kosten, denn Ace denkt nicht nach, bevor er sich einem Kampf stellt.

Die Feuerfaust nimmt ihren Hut vom Kopf und legt ihn neben der Lampe auf dem Schreibtisch ab. Das Licht der Flamme erleuchtet das Accessoire, das lächelnde und das traurige Gesicht, das in blauer Farbe seinen Hut dekoriert. Nichts beschreibt Ace besser als dieses Accessoire.

Marcos Gesicht bleibt regungslos und er zwingt sich den Blick von Aces orangenen Hut zu nehmen, um dessen Besitzer anzusehen. Stille Vorwürfe werden mittels eines einzigen Blickes ausgetauscht, doch nichts ändert Marcos Meinung.

Aces Schritte sind langsam, als er auf ihn zukommt. Er ist einen halben Kopf kleiner als Marco, aber nicht weniger autoritär in seinem Auftreten. Sein Körper drängt sich an Marco und ein fordernder Mund sucht seinen. Aces Hände greifen nach seinem Hemd und ziehen es ihm von den Schultern den Armen hinab, bis es nur noch zwischen Marcos Rücken und der Tür feststeckt.

Seine eigenen Hände bleiben nicht untätig. Sie berühren Ace und fahren erhitzter Haut entlang, die unter seinen Fingerspitzen zu brennen scheint, die ihn verbrennen will.

An den Schultern schiebt er Ace von sich, bringt Abstand zwischen ihre Lippen. Hinter ihm fällt sein Hemd endgültig zu Boden, wo es liegen bleibt. Marco streift seine Sandalen ab, als er Ace folgt und sich nun seinerseits gegen ihn drängt. Weiter und weiter treibt er Ace nach hinten, bis dieser die Bettkante in den Kniekehlen spüren muss. Abermals finden Marcos Hände die Schultern der Feuerfaust und er drückt ihn in eine sitzende Position.

»Wa—«, beginnt Ace, doch da sinkt Marco bereits vor ihm auf die Knie. Seine rauen Finger hinterlassen eine Gänsehaut auf Aces Unterschenkeln, denen sie hinunterfahren, bis sie die Stiefel erreichen. Erst zieht Marco ihm einem aus, dann den zweiten, langsam, in Zeitlupe.

»Thatch würde das verstehen«, murmelt Marco, als er sich zwischen Aces Beine drängt und den Gürtel seiner Hose öffnet. Der Holzboden tut seinen Knien nicht gut, aber das einzige, was er wahrnimmt, ist Aces Blick. Er ist Säure auf seiner Haut, als dieser auf ihn hinunterschaut, grimmig und so furchtbar ernst.

»Thatch würde wollen, dass wir ihn rächen«, antwortet Ace, dessen eigenen Finger untätig bleiben. Er sackt nach hinten auf den Rücken und legt sich einen Arm über die Augen, als versucht er Marco auszublenden. Im Moment hasst Ace ihn genauso sehr wie Teach, vielleicht sogar mehr. Er braucht es nicht aussprachen, denn Marco hasst sich selbst ebenfalls ein wenig.

»Ich bin sicher, dass ihm die Sicherheit seiner Brüder mehr wert wäre, als eine sinnlose Racheaktion«, sagt er dennoch, als er sich aufrichtet und von Ace ablässt.

Doch die Feuerfaust ist sich seiner gewahr und packt sein Handgelenk, bevor er sich zu weit entfernen kann. Der Arm rutscht von seinem Gesicht und wird dafür benutzt, um rückwärts weiter auf das Bett zu rutschen. Marco wird mitgezogen, unsanft, bestimmend, weiter über den erhitzten Körper, der unter der Oberfläche vor Zorn brodelt und bald wie ein Vulkan ausbrechen wird. Es ist nur eine Frage der Zeit. Selbst nach der einen Woche, die bereits seit dem Auffinden von Thatchs Leiche vergangen ist, hat sich Aces Wut nicht gelegt, kein bisschen. Irgendwann wird Marco aufwachen und ein kaltes Laken vorfinden, denn Aces Gefühle für ihn sind nicht so tief, wie die Verbundenheit, die er für seine Brüder, für diese Familie, fühlt.

Die Küsse, die Marco rau auf Aces Mundwinkel, seinen Nacken und sein Schlüsselbein presst, können nur herauszögern, aber nicht dauerhaft besänftigen. Aces Zorn ist eine Naturgewalt und kein Regen dieser Welt kann das Feuer in seinen Adern löschen.

Und Marcos Griff um Aces Handgelenke ist eisern, als er sie auf die Matratze drückt. Die Abdrücke seiner Fingerkuppen werden auch am Morgen noch auf Aces Haut als gelb-grüne Tupfer sichtbar sein. Sie werden als Zeugen dieser Nacht zurückgelassen und vermischen sich mit jenen von vorangegangenen Nächten. Sein Rüstungshaki sorgt dafür, denn es lässt nicht zu, dass Ace sich ihm mittels seiner Logiakraft entziehen kann. Er kann Ace nicht auf dem Schiff halten, aber auf dem Laken – zumindest bis zum Morgengrauen, an dem Ace sich aus dem Zimmer stehlen und sich auf seinen Striker schwingen wird, stets dem Sonnenaufgang und seiner Rache entgegen.

marks on his soul [2]

Ace ist schlecht. Sein Magen ist flau und sein Mund ist so trocken, als hätte er die gesamte letzte Woche nichts getrunken. Schlimmer noch, er konnte seinen Würgereflex spüren, der nur einen Grund sucht, um sein Mittagessen wieder hervorzubringen. Es ist sowieso ein Wunder, dass er etwas essen konnte, denn ausnahmsweise ist ihm nicht danach gewesen. Im Gegenteil, für eine Weile hat er angenommen, nie wieder etwas zu sich nehmen zu können.

»Es ist der beste Ort«, erklingt Marcos Stimme neben ihm. Sie ist ruhig, ruhiger noch als sonst und beinahe beschwichtigend – und bringt die Wut in Aces Bauch zum Kochen.

Er schenkt dem anderen Mann einen knappen Seitenblick. Ringe liegen dunkel unter Marcos Augen und Ace weiß, dass er dieselben auf dem Gesicht trägt. Nicht nur sein Gesicht, sondern sein gesamter Körper ist besäht von Andenken. Thatchs Tod – sein Mord! – hat Spuren hinterlassen. Die Augenringe und die Übelkeit und der Hass sind seine Überbleibsel. Die tiefsitzende Trauer, die Ace furchtbar vertraut ist.

Dabei trägt er doch schon Sabos Existenz auf seinem Oberarm und das Zeichen seines Vaters auf dem Rücken, an den meisten Tagen stolz, aber in gewisser Weise ist das Zeichen auch schwer. Doch nun sind da zusätzlich Marcos Fingerkuppen als gelbgrüne Schattierungen auf seinen Handgelenken zu sehen und dunkle Flecken verfärben die Haut an seinem Hals und seinem Nacken, intim an seiner Hüfte.

Seine Gedanken an letzte Nacht sind glasklar. Er kann sich daran erinnern, wie Marco ihn auf die Matratze gepresst hat, sein Griff eisern, als raue Lippen nach seinen gesucht haben, jeder Stoß hart und heiß und manisch. Schweißnasse Pausen folgten mit Marco an seiner Seite, aber mit den Fingern mindestens einer Hand besitzergreifend und festkettend an seiner Hüfte, bevor er Aces Kopf in seine Richtung gedreht und ihn abermals geküsst hat, bevor sich sein Körper ein zweites Mal auf seinen geschoben und Ace es zugelassen hat.

Und nun sind sie hier vor Anker dieser Insel, die keinen Namen trägt, da alle ihre Bewohner tot und vergessen sind. Der Morgen ist grau, doch es regnet nicht. Da sind nur ferne Nebelschwaden, die über dem Wasser treiben, die Insel jedoch verschonen, als will irgendjemand, dass vorbeifahrende Schiffe die Gräber nicht sehen, welche die gesamte Insel einnehmen, weil kein Baum oder Strauch auf ihr wächst. Nur die Besucher, die an Land zu gehen gedenken, erlaubt sie einen Blick auf das, was sie erwarten wird.

»Woran sind all diese Menschen gestorben?«, fragt Ace und er erkennt seine eigene Stimme nicht wieder, die kratzig und rau klingt. Fast so, als hätte er sie ewig nicht gebraucht. Fast so, als hätte er sie in Marcos Kajüte, in Marcos Bett zurückgelassen.

Marco lehnt sich mit der Hüfte an die Reling, die Arme vor dem Oberkörper verschränkt. »Niemand hat konkrete Antworten. Doc munkelt, dass es eine Krankheit war, welche sämtliche Leute befallen hat. Ungewöhnlich wäre es nicht. Zumindest nicht auf der Grandline.«

»Hier ist alles möglich«, stimmt Ace zu. Es ist eines der wenigen Dinge, worüber sie sich in den letzten Tagen seit Thatchs Tod einig sind.

Kein Gelächter und auch keine Gesprächsfetzen hängen in der Luft, als alle Mitglieder ihrer Crew sich von Bord begeben, gefolgt von Whitebeard, der Thatchs Leiche in einer weißen Decke auf dem Arm trägt, als wiegt ihr vierter Kommandant nicht mehr als eine Feder.

Ace reiht sich zwischen ihnen ein, hinter Paps und irgendwo vor Marco, dessen Blick sich in seinen Rücken bohrt wie ein Messer. Ein schwarzgepunktetes T-Shirt mit aufgestelltem Kragen hängt ihm um die Schultern, um die Male zu verdecken, die Marco hinterlassen hat. Aber der Stoff ist enganliegend und warm und Ace ballt die Hände zu Fäusten, um sich das T-Shirt nicht vom Körper zu reißen.

Jeder Schritt wiegt schwer wie Blei und trotzdem erreichen sie eine geeignete Stelle in einem Kreis aus Gräbern gemacht. Ace zerrt einem der Jungs die erstbeste Schaufel aus den Händen, bevor er beim Ausheben des Lochs hilft. Die Arbeit tut gut, lenkt ihn von seinen Gedanken ab, von den Emotionen, die durcheinanderwirbeln als seien sie in einem Strudel gefangen. Sie sind niederträchtig und dunkel. Sie drehen sich um Teach und seinem Verrat, um die Teufelsfrucht, die mehr wert sein soll, als das Leben eines Kameraden, um Marco und dessen Worte von gestern Nacht. Thatch würde nicht wollen, dass Ace nach diesem Verräter hinterher jagt und ihn rächt. Als ob Marco weiß, was Thatch will! Thatch ist tot. Er kann nichts mehr wollen.

Sein Körper wird ins das Loch hineingelegt und Tränen fließen um Ace herum, die ihn nur bestätigen, dass Thatch vermisst werden wird. Dass er hätte gehen sollen, um mit Teach abzurechnen.

Aces Blick ist finster, als er dasteht und Whitebeards Worten lauscht, die halb an ihn vorbeigehen. »Thatch war mein Sohn. Er wird immer mein Sohn bleiben«, schnappt er die letzten Worte auf und Zustimmungen erklingen von den Männern um sie herum, die Worte wie »Bruder« und »für immer« verlauten lassen.

Das Loch wird zugeschaufelt und Ace bemerkt es erst, als Marco ihm sanft die ergatterte Schaufel entzieht, auf die er sich abgestützt hat, weil seine Knie sich für einen Augenblick wackelig angefühlt haben. Ace schließt die Augen und Marco füllt mit den andere Thatchs Grab, welches mit einem selbstgefertigten Kreuz und seinem dort eingeritzten Namen hinterlassen wird.

Die Moby Dick bleibt die kommende Nacht vor der Insel vor Anker. Schwärze liegt wie ein Trauertuch über ihnen. Gemurmelte Unterhaltungen dringen von einigen Kajüten und einigen Ecken an Deck, doch in Aces Kajüte ist es zu mucksmäuschenstill.

Das kleine Fenster zeigt ein mit Sternen besätes Firmament und Ace kann nicht schlafen, weil das Bett neben ihm kalt ist und die Hand an seiner Hüfte fehlt. Weil der Körper fehlt, der ihn auf der Matratze hält und ihn davon abhält unüberlegt zu handeln.

Marco liegt nur eine Wand entfernt, aber Ace hat es einfach nicht fertig gebracht auch nur einen Schritt in den Raum zu setzen, in dem er sich so oft aufhält, dass es auch bereits zu seinem geworden ist. Seine eigene Kajüte bedeutet ihm nichts. Sie ist kein Ort, an dem er Schutz vor seinen Gedanken findet – und Ace setzt sich schnaufend auf, schlüpft in seine Stiefel und verlässt den Raum. Er hat sich nie die Mühe gemacht, sein T-Shirt oder seine Dreiviertelhose auszuziehen. Er hat gewusst, dass er nicht lange hier liegen wird.

Auf seinem Striker dauert es nur wenige Sekunden, bis er die Moby Dick hinter sich gelassen hat und wieder festen Boden unter den Füßen hat. Die Insel strahlt etwas Beruhigendes, etwas Trauerndes, in der Dunkelheit der Nacht aus. Doch Ace braucht kein Tageslicht, um den Weg zu Thatchs Grab zu finden. Er hat sich in sein Gehirn eingebrannt und ein weiteres Mal hinterlassen.

Aber wozu ist er hergekommen? Als er vor der frischgeschaufelten Ruhestätte steht, lockert sich die Anspannung in seinen Schultern und die Wut verpufft, weil keine seiner Taten Thatch wiederbringen wird und nichts an dem Geschehenen etwas ändern wird.

Ace hebt eine Hand, um Daumen und Zeigefinger gegen seine Augen zu pressen, die brennen und sich feucht anfühlen. Das bittere Gefühl auf seiner Zunge ist zurück, das flaue Gefühl in seinem Magen, ebenso wie die wackeligen Knie. Er hätte da sein sollen. An dem Abend hätte er mit Thatch zusammen Wache schieben sollen. Er hätte diese dumme Teufelsfrucht über Bord werfen sollen, ganz egal wie viel sie wert gewesen ist. Er hätte—

»Das bringt Thatch nicht zurück«, sagt Marco. »Nichts kann das.« Der feine Windzug verwuselt Aces Haar, als Marco hinter ihm landet. Doch sein Blick über die Schulter ist zu spät, Marcos Arme haben sich bereits zurückverwandelt und er steht hinter ihm, als befindet er sich schon eine ganze Weile dort.

»Das weiß ich selbst«, raunt Ace und kehrt dem ersten Kommandanten wieder den Rücken zu. »Das heißt aber nicht, dass man alles so hinnehmen muss. Dass man es einfach so hinnehmen kann

Marco schweigt und für eine Sekunde glaubt Ace, dass er versteht und einsieht, dass Ace recht hat. Doch dann schlingt sich ein Arm von hinten um Aces Schultern und Marcos Oberkörper lehnt sich gegen seinen Rücken und trockene Lippen berühren seinen Nacken. »Darum hast du Brüder, Ace. Sie können dir helfen.«

Ace braucht kein Genie zu sein, um zwischen den Zeilen zu lesen. Zu wissen, dass Marco ihm seine Unterstützung anbietet und gemeinsam mit ihm trauern möchte. Ein Teil von Ace will sich fallen lassen, doch der andere begreift, dass Marco eben nicht versteht.

Seine Finger schließen sich um Marcos Arm und er schiebt ihn von sich, ehe er sich in Marcos Umarmung umdreht. Finster ist sein Blick, während Marco ihn müde, aber unbeeindruckt anschaut. Ace beißt die Zähne aufeinander. Er schubst Marco an der Schulter von sich, der einige Schritte nach hinten taumelt, jedoch wortlos bleibt.

»Ich will deine Hilfe nicht. Ich brauch keine Hilfe. Thatch hat es verdient, dass wir seinen Tod rächen!«, platzt es aus Ace heraus. Seine Stimme schallt über den Friedhof, der viel zu viele Tote beherbergt. »Warum ist das so schwer zu verstehen, huh?«

»Weil Thatch es nicht gewollt hätte, dass du dich in Schwierigkeiten bringst«, sagt Marco. »Mit der Teufelsfrucht ist Teach zu stark für uns im Moment. Vor allem jetzt, wenn wir noch am Trauern sind.«

»Ist mir egal«, erwidert Ace und er weiß, dass es stimmt. »Ich hab keine Angst.« Der Tod ist das einzige, was ihm noch nie Angst gemacht hat. Ein Kloß steckt in seiner Kehle und Marco schaut ihn so intensiv an, als kann er seine Gedanken lesen.

Bevor Ace es realisiert, holt er aus und seine Faust kollidiert mit Marcos Kinn. Der Schlag zwingt Marco in die Knie und Ace stürzte sich auf ihn, um ihn einen zweiten zu verpassen, bis Marco auf dem Rücken auf der Erde liegt und Ace über ihm hockt.

Seine Unterlippe ist aufgeplatzt und Blut sucht sich seinen Weg zu seinem Kinn hinunter. Ace starrt es an, die Faust erhoben, aber auf halben Weg eingefroren, als er begreift, was er tut. Als ihm bewusst wird, dass Marco sich nicht wehrt, sondern ihn nur mit diesem Blick ansieht, der Ace schon vom ersten Tag an Gänsehaut bereitet hat. Marco durchleuchtet ihn, hat es immer schon getan.

»Ich kann das nicht einfach so durchgehen lassen«, sagt er, leiser und kontrollierter diesmal. Ein Beben geht durch seinen Leib. Es ist schwer den Zorn im Griff zu haben, denn normaler Weise hat er Kontrolle über Ace und nicht umgekehrt.

Marco streckt den Arm nach ihm aus und seine Hand rutscht in seinen Nacken, als er ihn hinunterzieht, bis Aces Stirn an seinem Schüsselbein ruht. Aces Unterarme sind rechts und links neben Marcos Kopf gebettet und er schließt die Augen, die einfach nicht mehr aufhören zu brennen. »Geh nicht, Ace.«

»Morgen«, räumt er ein, denn er kann nicht bleiben und sie beide wissen, dass er früher oder später aufspringen und verschwinden wird, weil er aus Wut und Trauer gemacht ist. »Morgen«, wiederholt er und Marco entweicht ein lautloses Seufzen, das Ace nicht hören kann, aber unter sich fühlt und mit sich tragen wird, wenn er Teach jagt und konfrontiert.

the way you look at him

»Weißt du, Marco…«, beginnt Thatch, der mit verschränkten Armen und einem unerträglichen Grinsen auf den Lippen neben ihm an der Reling steht. Allein sein Ton verrät, dass Marco es nicht weiß und eigentlich auch nicht wissen will. Zudem verrät sein Gesichtsausdruck, dass es dabei um Marco geht, was diesem noch weniger gefällt. »Irgendwann solltest du es Ace sagen. Ich meine, wenn du so weitermachst, fallen dir noch die Augen aus dem Kopf«, beendet er, bevor Marco einen Grund finden kann, um das Gespräch im Keim zu ersticken.

Marco schnaubt, ein halbbelustigter und halbverärgerter Laut. Sein Blick löst sich kurz von der Feuerfaust, die stolz über das Deck und in die Richtung der Jungs marschiert, die auf leeren Kisten sitzen und Kartenspielen. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst, yoi.«

Doch er braucht Thatch nicht anzuschauen, um zu wissen, dass das schiefe Grinsen anwächst, bis es von einem Ohr zum anderen reicht. Thatch kennt einfach kein Taktgefühl und bringt damit nicht nur sich, sondern auch andere in Verlegenheit. Vor allem jedoch Marco, der über die Jahre zu Thatchs liebsten Opfer geworden ist. »Versteh mich nicht falsch«, sagt Thatch. »Ausnahmsweise kann es ich sogar nachvollziehen. Ich meine, wie kam er bloß auf die Idee, seine Haare zusammenzubinden? Scheinbar hat er nicht in den Spiegel geschaut, bevor er seine Kajüte verlassen hat.« Ein raues Lachen entflieht Thatchs Kehle und Marcos Augenbraue zuckt in stummer Zustimmung.

Leugnen, dass Ace der kleine Zopf nicht sonderlich steht, kann er nicht. Er lässt Ace jünger und unerfahrener wirken. Fast unschuldig und als lauert nicht diese Dunkelheit unter seiner Oberfläche, die Marco bereits am ersten Tag in Ace erahnt hat. Von der er sofort fasziniert gewesen ist, flüstert eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf, auf die Marco jedoch noch nie gehört hat. Doch eines muss man Ace lassen: Nur er schafft es, einen albernen Zopf wie diesen mit Stolz und Selbstbewusstsein zu tragen.

Das Lachen und Kichern der Jungs dringt bis zu ihnen hinüber, als Ace sich zu den Jungs gesellt und beim Kartenspiel einsteigt. Marco schnappt ein »Ich wollte mal was Neues ausprobieren!« von Ace auf, denn für jemanden, der ein schlechtes Selbstwertgefühl besitzt, ist Ace der mutigste Mann, den Marco kennt.

»Ich meine nur«, führt Thatch ihre Unterhaltung fort, als habe es das Schweigen zwischen ihnen gerade nicht gegeben. »Wenn du zu lange wartest, schnappt ihn dir vielleicht jemand weg. Andererseits hat Ace wohl nur Augen für das Meer. Da habt ihr wohl was gemeinsam.«

Marcos Lippen pressen sich fest aufeinander. »Ich bin der erste Kommandant und Paps rechte Hand. Es ist vollkommen normal und bedeutungslos, wenn ich die Jungs im Auge behalte, denn immerhin bin ich für ihr Wohlbefinden verantwortlich.« Nicht, dass Marco auch nur für einen Moment annimmt, dass Thatch ihm diese billige Ausrede abkauft. Nicht einmal Thatch war dafür naiv genug. Obwohl er selbst keinen großen Erfolg in der Liebe hat, diese aber bei jedem Inselgang sucht, besitzt Thatch ein feinfühliges Radar für die Gefühle anderer. Marco hat angenommen, dass er nicht auffällig ist, aber scheinbar irrt er sich in dieser Annahme. Scheinbar sind seine Blicke doch auffälliger, länger und intensiver als erwartet.

»Du kannst mir nichts vormachen«, bestätigt Thatch und sein Ellenbogen stupst Marco in die Rippen. »Du hast schon ewig keinen mehr so hinterhergesehen. Es ist fast ein wenig armselig und passt so gar nicht zu dem selbstlosen Kommandanten, der du immer vorgibst zu sein.«

Natürlich muss Thatch noch Salz in die Wunde streuen. Was hatte Marco auch anderes erwartet?

Marco verzieht das Gesicht, doch bevor er seinen Unmut kundtun kann, stößt sich Thatch bereits von der Reling ab und schiebt sich vor Marco, so dass ihm der Blick auf Ace verwehrt wird. »Aber ich bin froh, dass du nicht so abgestumpft bist, wie du immer tust. Es ist gut zu wissen, dass du doch noch so etwas wie Gefühle besitzt. Sie stehen dir – und reinzufällig habe ich auch einige Ideen, wie du Aces Herz gewinnen kannst!«

Marco stößt ein Lachen aus, bevor er sich an Thatch vorbeitritt und davon marschiert, um die Unterhaltung zu beenden, bevor sie unangenehme Ausmaße annimmt. »Ich kenne deine erfolgreichen Methoden zur Genüge, yoi.«

Thatch mag es gut meinen, aber er hat keine Ahnung, wovon er da spricht. Ace ist sein Bruder, ein Teil seiner Familie. Er ist zu jung und zu unschuldig, gleichzeitig aber auch zu wild und ein wenig zu frei. Jemand wie Marco kann jemanden wie Ace nicht bändigen, denn seine Ruhe wäre wie ein Paar Handschellen für Ace, das ihn zurückhalten und an Ort und Stelle ketten würde.

Seine Füße führen ihn von ganz allein zu den Jungs hinüber. Wetteinsätze werden hin- und hergeschoben, während Karten gelegt werden. Marco bleibt auf seinen Weg unter Deck nicht stehen, verlangsamt sein Tempo lediglich und zieht Ace das Haarband heraus, bis die schwarzen Haare wieder gewohnt das markante Gesicht umrahmen, das von Sommersprossen besprenkelt ist.

»Hey!«, ruft Ace aus, doch Marco geht schweigend weiter, ein zufriedenes Schmunzeln nicht unterdrückend. Er dreht lediglich den Kopf zur Seite, um die Feuerfaust wenigstens aus den Augenwinkeln betrachten zu können.

Empört springt Ace auf, doch einer der Männer packt ihn an der Schulter und drückt ihn wieder auf die Kiste, die als Sitzgelegenheit dient. »Ace, scheiß auf das Haargummi. Dein Zug«, brummt Angelo und auch die anderen grunzen beipflichtend.

Ace zögert, die Muskeln angespannt, als stünde ein Kampf bevor, gibt dann jedoch nach. Marco wegen eines Haargummis hinterher zu jagen ist es nicht wert, sich dafür den Zorn der Jungs auf sich zu ziehen. Kartenspiele werden nicht unterbrochen, besonders nicht, wenn Wetteinsätze im Spiel sind. Nur seinen Blick kann Marco noch auf seiner Haut fühlen, bleischwer und prickelnd, bis er unter Deck gegangen ist.

Er sieht auf den dunklen Haargummi hinab, den er zwischen den Fingern hin- und herdreht. Mit einem Kopfschütteln schiebt er ihn in die Hosentasche, bevor er sich zu seiner Kajüte begibt. Ace wird ihn sicherlich noch einmal auf ihn ansprechen, aber Marco wird ihm den Gefallen tun und seinen Ruf bewahren, indem er ihn nicht mehr herausrückt.

if you must mourn... [1]

Der Stein ist scharfkantig und die spitze Seite gräbt sich in das Fleisch seiner Handfläche, als Ace fest die Finger um ihn schließt. Der Schmerz tut gut. Er erinnert ihn daran, dass er tatsächlich noch am Leben und dies nicht nur ein Traum ist. Richtig verstehen tut Ace selbst jetzt nicht genau, was passiert ist und wie er hier in der Sonne sitzen und die feinen Tropfen, die von dem Wasserfall neben ihm stammen, auf der Haut spüren kann.

Blut tropft aus seiner Faust und läuft seinem Unterarm hinab. Ace beobachtet den feinen Rinnsal. Obwohl das Blut selbst im einfallenden Tageslicht noch dunkelrot erscheint, ruft es ihm das Feuer ins Gedächtnis. Sein Feuer, das er verloren hat. Plötzlich kann ihm die scharfe Kante eines Steins selbst gegen seinen Willen etwas anhaben.

Feuerfaust haben sie ihn einst genannt, doch das ist eine halbe Ewigkeit her. Er ist nicht mehr die Feuerfaust. Er ist gar nichts mehr. Die ganze Welt hält ihn für tot - und sie dreht sich trotzdem einfach weiter, als habe er nie existiert. Es ist ihm klargewesen, doch es mitzuerleben hinterlässt einen bitteren Geschmack in seinem Mund. Die Wut über diese Ungerechtigkeit vermischt sich mit einem freudlosen Lachen, das es nicht aus seiner Kehle schafft.

Bevor er sich seinem Selbstmitleid vollends hingeben kann, ertönen leise Schritte hinter ihm. Ace schielt aus den Augenwinkeln über seine Schulter, obwohl er ganz genau weiß, um wen es sich handelt.

»Hey...«, erklingt Marcos Stimme.

Ace antwortet nicht, sondern lehnt sich vor und stützt die Unterarme auf den Knien ab, bis ihm die länger gewordenen Haare ins Gesicht fallen und von Marcos Blick abschirmen.

Trotz seiner stummen Ablehnung kommt Marco näher. Sein Schatten krabbelt unter der Vormittagssonne auf ihn zu, bis Marco mit einem Knacken der Knie neben ihm auf die höhergelegene Steinformation sinkt. Er bettet die Arme ebenfalls auf den Oberschenkeln und Ace weiß, was als nächstes kommt, ehe Marco das Wort überhaupt erhebt.

»Ich weiß, dass du frustriert bist«, beginnt er und sein Ton ist ruhig und geduldig, fast so, als redet er mit einem Kind.

Jeder Muskel in Aces Körper spannt sich an, doch die Wut in seinem Bauch fühlt sich wie kühle Glut an, wie ein erloschenes Feuer. Er ist diese Unterhaltungen müde, die sich ständig zu wiederholen scheinen, aber nirgendwohin führen und auch nichts verbessern.

»Ich glaube nicht, dass du das wirklich nachvollziehen kannst«, spuckt Ace ihm entgegen, auch wenn er weiß, dass es unfair von ihm ist. Marco hat alles, was ihm wichtig gewesen ist, verloren, genauso wie er. Paps ist tot und ihre Mannschaft zersplittert, nach dem Teach sie angegriffen hat. Alles, was sie noch haben, ist dieses kleine, versteckte Dorf, das Whitebeard so wichtig gewesen ist. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie hier gefunden werden, da macht sich Ace nichts vor. Umso weniger kann er Marcos Passivität nachvollziehen. Wie er einfach hier herumsitzen und Arzt für diese Leute spielen kann, obwohl er so viel mehr ist. Obwohl sie Piraten sind und auf das Meer gehören.

»Ich hab’ kein Bock mehr, deinen Assistenten zu spielen«, entweicht es Ace, da er noch nie gut darin gewesen ist, sein Temperament unter Kontrolle zu halten. »Wir sollten viel eher einen Weg suchen, um Teach zu schlagen. Irgendwo dort draußen gibt es eine Teufelskraft, die stärker ist. Oder irgendjemand, der ihm das Wasser reichen kann!« Zwar will er sich ungern auf jemand anderen verlassen, anstatt auf seine eigene Stärke, aber um Paps und die Jungs zu rächen nimmt Ace auch das in Kauf.

Seine Hände ballen sich zu Fäusten und der Stein schneidet tiefer in sein Fleisch. Ace beißt die Zähne zusammen und presst die Lider aufeinander. »Oder bin ich der Grund, warum du hier Däumchen drehst, anstatt etwas zu tun? Bin ich ohne meine Teufelsfrucht so nutzlos für dich?«

Die Frage liegt schon so lange auf seiner Zunge und dreht schon seit seines Erwachens ständige Kreise in seinem Kopf. Die vereinzelten Wassertropfen des fallenden Wasserfalls fühlen sich plötzlich wie Eiskristalle auf seinem Gesicht und seinen Armen an. Nur mit Mühe und Not bleibt Ace sitzen und gibt nicht dem Impuls nach, aufzuspringen und irgendetwas zu tun. Das Stillsitzen hat er nie gelernt und nur Marcos unendliche Geduld hält ihn an Ort und Stelle, ebenso, dass er Marco sein Leben schuldet.

»Glaubst du, dass haben wir nicht probiert?«, erkundigt sich Marco, anstatt auf seine Frage zu antworten. »Während du im Koma warst, sind wir unzählige Pläne durchgegangen, aber keiner ist realistisch gewesen. Im Moment haben wir keine Chance gegen Teach.« Härte schleicht sich in Marcos Stimme, bevor er ein Seufzen ausstößt. Er sitzt so dicht neben Ace, dass sich ihre Knie fast berühren. Ace hat vergessen, wie sich das anfühlt.

»Bedeutet das, dass Teach der stärkste Mann der Welt ist und niemals geschlagen werden kann?«, redet Marco weiter, wartet aber nicht auf seine Antwort. »Sicherlich nicht. Es ist nur eine Frage der Zeit.« Es klingt fast so, als weiß Marco mehr als er oder als hätte er eine Vermutung, aber bevor Ace nachfragen kann, berühren warme Finger seinen Arm.

Blinzelnd schlägt er die Augen auf und beobachtet, wie Marco nach seinem Handgelenk greift. Er zieht Aces Arm von seinem Unterschenkel, um ihn stattdessen in seine Richtung auszustrecken. In der Hitze des Tages ist das Blut an seinem Arm bereits halb getrocknet. »Du denkst, dass ich dich für schwach halte?«, fragt Marco und löst Aces Finger, die sich um den Stein verkrampft haben. »Es ist viel eher das Gegenteil«, gestand er. »Ich fühle mich schlecht, dass ich nicht schnell genug gewesen bin und mehr für dich tun konnte. Ansonsten hättest du deine Teufelskräfte noch. Immerhin weiß ich, wie viel sie dir bedeutet haben.«

Marcos Geständnis presst Ace die Luft aus den Lungen, während sie die Röte in seine Wangen schießen lassen. Ist es vor Wut oder vor Scham? Ace vermag es nicht zu sagen. Er will Marco seine Hand entziehen, doch dieser hält sie fest. Stattdessen lecken blaue Flammen Marcos Handrücken entlang und breiten sich aus, bis sie Aces Handfläche berühren. Es fühlt sich an wie Wasser, als das blaue Feuer ihn erreicht und den Schnitt in seiner Hand zuwachsen lässt. Komplett heilen kann Marco nicht, nur seinen Heilungsprozess beschleunigen. Genau das hat er auch für Ace in der Schlacht des Marineforts getan.

Seine freie Hand presst sich bei dem Gedanken an den Krieg gegen seinen Brustkorb, in dem sich das Loch befunden hat. Der Stoff seines zugeknöpften Hemdes fühlt sich kratzig unter seinen Fingerspitzen an.

Seine Augenwinkel brennen bei dem Gedanken an das Geschehene und wie knapp er dem Tod entkommen ist. Wenn Marco und Trafalgar Law nicht gewesen wären, wäre er jetzt nicht hier. Das ist eine Tatsache, die Ace noch nicht verarbeitet hat. Ebenso, dass Paps und viele andere an seiner Stelle ihr Leben gelassen haben.

»Vielleicht bin ich egoistisch«, fügt Marco hinzu, als das blaue Feuer erlöscht. »Wir haben schon so viel verloren. Ich will dich ungern auch noch verlieren. Nicht, nach dem es so knapp gewesen ist.«

Irgendetwas zieht sich bei diesen Worten in Aces Brust zusammen und er springt auf. »Vielleicht hättest du mich sterben lassen sollen«, zischt Ace, entreißt ihm die Hand und marschiert davon, hinter den Wasserfall und zurück in das Heimatdorf ihres verstorbenen Vaters. »Denn das hier ist kein Leben. Nicht für mich!«

...don't do it alone. [2]

Die Dämmerung bricht immer als erstes über dieses Dorf hinein, bevor die Dunkelheit sich über den Rest der Insel ausbreitet. Ace vermutet, dass es an der Isoliertheit des Ortes liegt. Das Tal ist von hochgelegenen Gebirgen umgeben, welche ihnen das Sonnenlicht rauben. Auch die alten Bäume mit ihren breiten und dichten Kronen tauchen alles in eine verfrühte Finsternis.

Unter einem dieser Bäume findet sich Ace nun wieder. Seine Position bietet eine uneingeschränkte Sicht auf die kleine Hütte, die sie seit ihrer Ankunft bezogen haben. Oder eher die Marco bezogen hat, da Ace sich für die meiste Zeit in einem künstlichen Koma befunden hat, damit sein Körper sich von den Strapazen erholen kann. Vielleicht ist es für Marco zu einem Zuhause geworden, aber nicht für Ace. Er hasst dieses Haus und dieses Dorf und diese Insel, nur Marco hasst er nicht.

Die Tatsache ist ihm wieder schnell genug klargeworden, nach dem er davon gestürmt ist und Marco hat sitzen lassen. Es ist kindisch von ihm gewesen. Dieser Gedanke lässt den Zorn erneut in ihm aufkeimen, nur ist er diesmal mit Scham verknüpft.

Wie kann Marco es nur mit ihm aushalten? Er hätte sich viel eher mit einem der anderen Jungs hier verschanzen sollen. Die wären bessere Gesellschaft gewesen.

Frustriert fährt sich Ace mit einer Hand durch die schwarzen Haare. Da ihm völlig klar ist, dass er nicht ewig hier im Halbdunkeln vor dem Haus stehen kann, zwingt sich Ace einen Schritt vor den anderen zu setzen.

Zwar leben sie ziemlich abgeschottet von den restlichen Behausungen des Dorfes, doch Gerüchte und Neuigkeiten verbreiten sich hier genauso schnell wie früher auf der Moby Dick. Bei jedem Streit mit Marco dauert es nie lange, bis Ace von jemandem danach gefragt oder damit aufgezogen wird. Sämtliche Dorfbewohner stehen stets auf Marcos Seite. Jeder hier hat ihn ins Herz geschlossen, was kein Wunder ist. Es ist verflucht einfach Marco zu mögen. Ace kann davon ein Liedchen singen…

Außerdem gibt es sonst keinen richtigen Arzt im Dorf und hat es schon seit einer langen Zeit nicht mehr. Für die Menschen hier ist er eine wirkliche Bereicherung - und Ace kommt der Gedanke, dass sie deshalb länger als nötig hier bleiben. Darüber kann er nicht einmal wütend sein, obwohl sein Zorn alles ist, was Ace noch hat und seinen einzigen Antrieb darstellt.

Die Tür ist unverschlossen, da sich alle Bewohner hier kennen und eine enge Gemeinde bilden. Nur das Quietschen der Türscharnieren begleitet sein Eintreten in die kleine Hütte, die nur einen Raum und eine angrenzende Toilette hat. Eine Trennwand aus einem dünnen, weißen Stoff schirmt ihre Tatami-Matten ab, die sich in der Ecke befinden.

Aces Blick bleibt an Marco hängen, der am Tisch sitzt und über ein Buch gebeugt ist. Die lokale Bücherei gibt nicht viel her und Ace ist sich sicher, dass Marco schon bald mit sämtlichen Lektüren durch sein wird.

Der Topf, der im Kamin über dem Feuer hängt, brodelt und ein Geruch, der Ace das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, durchzieht die Luft. Ace wandert zu dem Topf hinüber, um einen Blick hinein zu werfen. Im Eintopf kann er Fleisch ausmachen, was selten genug ist. Meist gibt es nur Fisch, da viele Fische den Wasserfall herunterkommen, nach dem sie vom Fluss anschwemmt worden sind.

Marco sieht von seinem Buch auf und eine Müdigkeit ist auf seinem Gesicht eingraviert. Eine, an der er schuldig ist. »Der Eintopf ist gleich fertig.«

»Ich hab‘ keinen Appetit«, platzt es aus Ace heraus und das schmerzvolle Zusammenziehen seines Magens straft ihn Lügen. Nur erscheint es ihm unmöglich sich zu Marco an den Tisch zu setzen und zu essen, als wäre nichts geschehen. Fast so, als wäre Ace glücklich hier oder könnte die Distanz zwischen ihnen länger ertragen.

Ein freudloses Lachen dringt aus Aces Kehle, als Marco ihn stumm beobachtet und ihm alle Zeit der Welt lässt, seine Gedanken zu ordnen und seine Gefühle zu verarbeiten. Dabei ist das unmöglich, denn alles in ihm ist seit seines Erwachens durcheinander gewürfelt. Seine Familie existiert nicht mehr und sein Vater ist für ihn gestorben. Was für ein Recht hat er noch hier zu sein und Eintopf zu essen?

»Ace—«, beginnt Marco.

»Nein«, entweicht es Ace und er presst die Augenlider aufeinander, um Marcos geduldigen, resignierten Blick nicht sehen zu müssen. »Ich hasse das. Das alles hier. Vor allem hasse ich aber, dass es nicht mehr so wie früher sein kann.«

»Das kann es wohl nicht«, erwidert Marco und klappt das Buch zu. Mit langsamer Geste zieht er die Brille von der Nase und legt sie auf dem Buch ab, bevor er sich zurücklehnt. »Das bedeutet aber nicht, dass es nicht anders werden kann. Anders gut.«

Ace schnauft. »Ja, klar…« Diese Unterhaltung ist reine Folter und Worte sind wie die Scherben eines zerbrochenen Spiegels, die sich immer tiefer in sein Fleisch graben. Ace starrt auf die Hand hinab, doch der Schnitt von vorhin ist nur noch eine rosafarbene Linie.

»Du fässt mich nicht mal mehr an, Marco«, schlüpft es über seine Lippen.

Peinliche Stille folgt auf seinem unerwarteten Geständnis und Ace beißt die Zähne aufeinander, bis sein Kiefer schmerzt. Das Feuer im Kamin vertreibt die Kälte ein wenig, die von ihm Besitz ergriffen hat, seit er seine Teufelskräfte durch seine Nahtoderfahrung verloren hat. Sein Herz hat wohl für ein paar Sekunden zu lang gestoppt, nimmt er an.

»Ich wusste nicht, ob du willst, dass ich dich anfasse«, gesteht Marco, denn ihm macht es nicht aus über seine Gefühle zu sprechen. Im Gegensatz zu Ace weiß er immer ganz genau, was er fühlt. »Immer wenn du mich ansiehst, sehe ich nur Zorn, nie Sehnsucht.«

»Wenn... ich dich hassen würde, wäre ich schon lange nicht mehr hier«, erwidert Ace und seine Stimme nimmt einen kratzigen Unterton an. Er ist fast ein bisschen stolz auf sich, dass er eine sachliche Unterhaltung führen kann. Bisher haben sie nie über das gesprochen, was sie verbindet, über ihre Beziehung. »Ich war mir nicht sicher, ob... ob du mich noch willst.« Seine Mundwinkel heben sich, als seine Hand in einer inzwischen viel zu gewohnten Gäste gegen seinen Brustkorb presst.

Stuhlbeine schaben über den Holzboden und Ace zuckt bei dem plötzlichen Geräusch zusammen. Er hebt den Blick, doch Marco ist bereits auf den Beinen und umrundet den Tisch. Langsame Schritte bringen ihn näher und er streckt die Hand nach ihm aus. Aces Hand wird von seinem Oberkörper weggezogen, während beide von Marco sicher daran machen, die Knöpfe von seinem violettfarbigen Hemd einen nach dem anderen zu öffnen.

Ace schluckt und der Kloß in seinem Hals drückt ihm die Luftröhre zusammen, bis er das Gefühl hat, ersticken zu müssen. Die Müdigkeit ist aus Marcos Blick gewichen und nun hält er seinen mit einer Intensivität, die Ace in ihre Kajüte auf der Moby Dick zurückversetzt.

»Das wird niemals passieren, das kann ich dir versichern«, sagt Marco, als er den letzten Knopf öffnet. Er schiebt Ace das Hemd von den Schultern, bis es neben dem Feuer auf den Boden fällt. Wahrscheinlich sollten sie vorsichtig damit sein, doch auch jetzt, da das Feuer ihm etwas anhaben kann, hat er keine Angst davor. Stattdessen kann er Marcos Blick regelrecht auf seiner Haut fühlen und ihm ist so heiß, dass sich Schweiß auf seiner Stirn bildet.

Raue Fingerkuppen berühren die Narbe, welche die gesamte Mitte seiner Brust einnimmt, ebenso wie die Mitte seines Rückens, nur die vernarbten Ecken seiner Tätowierung übriglassend. Sein Stolz ist zusammen mit der Tätowierung aus ihm heraus gebrannt worden.

»Du siehst alles, was wir verloren haben, in dieser Narbe«, fährt Marco fort. »Ich sehe alles, was wir noch haben, in ihr. Alles, was uns geblieben ist. Ich weiß, dass du denkst, dass es nicht viel ist und die beste Zeit vorüber ist, aber, Ace... Marinefort war nicht das Ende. Für Paps schon, aber nicht für uns.«

Aces Augenwinkel brennen und er presst seine Hand gegen die Augen, während Marcos Hand in seinen Nacken wandert. Lippen berühren seine Stirn, dann seine Wange, bevor sie zu seinem Mund wandern. »Es ist okay zu trauern und loszulassen, Ace.«

Marco's Den Den Mushi.

Es war vielleicht ein Fehler, das wusste Marco, konnte sich aber trotzdem nicht dazu bringen, die kleine Teleschnecke auf seinem Schreibtisch aus ihrem Schlaf zu reißen. Im Gegensatz zu den regulären Teleschnecken, die sie an Bord der Moby Dick benutzten und die alle in einem Raum nahe der Navigatorenzentrale hausten, war diese eine Nummer kleiner. Aber sie unterschied sich nicht nur von der Größe von ihren Kameraden, sondern auch von ihrem Aussehen.

Marco löste die Arme aus der Verschränkung und lehnte sich weiter auf seinem Stuhl nach vorn, um den kleinen Cowboyhut auf dem Kopf der Schnecke wieder gerade zu rücken, ehe dieser seitlich davon rutschen und auf den Tisch fallen konnte.

Der Hut besaß dieselbe Farbe wie der von Ace – ein helles Orange, das an Aces Teufelskraft und auch an seine Persönlichkeit erinnerte, abgerundet mit den bläulichen Emojis, den roten Perlen und dem schmalen Bändchen mit der Bullenmedaille am unteren Ende. Zudem trug die Teleschnecke auch eine rote Halskette und eine kleine Tätowierung, welche ebenfalls an die von Ace erinnerte.

Die Ähnlichkeit war kein Wunder, denn immerhin war die Teleschnecke ein Geschenk von Ace gewesen. Damals, als Ace sie ihm stolz präsentiert und verkündet hatte, dass er die Accessoires eigenhändig gebastelt hatte, waren die Zeiten noch unbeschwert gewesen. Zu dem Zeitpunkt war Teach noch ein Teil ihrer Mannschaft und Thatch noch am Leben gewesen.

Da hatte es auch noch keinen Grund gegeben, um Unterhaltungen mit Ace über eine Teleschnecke zu führen, da er die meisten Nächte in Marcos Armen im Bett verbracht hatte. Es kam Marco beinahe so vor, als hätte Ace instinktiv gewusst, dass sich die Zeiten irgendwann ändern würden. Selbst nach Monaten konnte er sich noch an Aces Stimme an dem Tag, an dem Ace ihm dieses eigenartige Geschenk gemacht hatte, erinnern. Seine Stimme war leise gewesen, bedeutungsschwer, aber auch voller Humor, als er Marcos gehobene Augenbraue gesehen hatte, bis Ace rau aufgelacht hatte. „Damit du nie einsam bist“, hatte Ace mit erröteten Wangen und breitem Grinsen verkündet. „Wir können dann auch reden, wenn wir nicht beide an Bord sind. Und sie erinnert dich immer an mich.“

Marco wusste, dass er Ace einfach kontaktieren könnte, dass Ace sich sogar darüber freuen würde, aber bisher hatte er es einfach nicht übers Herz gebracht. Das würde bedeuten, dass Marco sich mit Aces überstürztem Aufbruch auseinandersetzen musste und wie gefährlich dieser war. Es würde auch bedeuten, dass sich Marco mit seiner eigenen Hilflosigkeit auseinandersetzen musste.

Die kleine Teleschnecke schreckte aus dem Schlaf. Kugelrunde Augen öffneten sich, ehe sie zu klingeln begann. Für einige Sekunden starrte Marco sie lediglich an, ehe er abnahm und in das kleine Mikrophone sprach: „Hallo?“

„Marco? Hey, Marco!“, erklang Aces Stimme sogleich. Die hohe Tonlage verriet, dass er getrunken hatte, und die wirren Nebengeräusche, dass er sich gerade in irgendeiner Taverne befand. „Ich wollte dich schon viel früher anrufen, aber ich hatte nie Ruhe. Musste erst mal eine Unterkunft für die Nacht suchen. Du würdest nicht glauben, wie teuer ein verdammtes Zimmer hier ist. Die ziehen einem echt das Geld aus der Tasche.“

Während Ace sprach, passte die Teleschnecke sich ihrem Sprecher an. Das Gesicht nahm etwas Legeres an und ein faules Grinsen hing an ihrem Mundwinkel. Als Marco sie anstarrte, bemerkte er zum ersten Mal, dass sie ganz kleine, zarte Sommersprossen hatte. Sie sahen nicht einmal aufgemalt auf. Wo hatte Ace diese Teleschnecke nur her?

„Wo bist du gerade, yoi?“, fragte Marco und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, die Sprechmuschel dicht an seinen Mund haltend.

Das Grinsen auf den Lippen der Teleschnecke wurde eine Spur breiter. „Irgendwo in Alabasta. Bin hier, um meinen Bruder zu treffen.“

„Heißt das, dass du nicht mehr hinter Teach her bist?“, erkundigte sich Marco, konnte sich die Antwort darauf aber bereits denken.

Die Teleschnecke schnaufte abwertend mit Aces Stimme. „Niemals. Teach wird seine gerechte Strafe schon noch bekommen, keine Sorge.“

„Ich denke immer noch nicht, dass das eine gute Idee ist, yoi.“ Nicht, dass Ace in dieser Hinsicht auf ihn hören würde. Das hatte er auch nicht, als Marco und die anderen ihn davon hatten abhalten wollen, die Moby Dick zu verlassen und Teach überhaupt erst hinterher zu jagen.

„Vermisst du mich so sehr, Marco?“, spöttelte Ace und der Ausdruck der Teleschnecke nahm etwas Schelmisches an.

Marco rollte mit den Augen, denn Aces Versuch, vom Thema abzulenken, war furchtbar offensichtlich. „Ich glaube, du vermisst mich mindestens genauso sehr. Ansonsten hättest du nicht angerufen“, gab er nach, denn er hatte Ace noch nie etwas abschlagen können und wollte das bisschen kostbare Zeit, die sie miteinander hatten, nicht mit Diskussionen beenden, die dafür sorgen würden, dass sie mit Wut im Bauch ins Bett gingen. Dafür war dieser Anruf zu unerwartet gewesen, zu erwünscht gewesen.

Marco hatte angenommen, dass er nicht mit Ace sprechen konnte, ohne dass die Trauer und der Zorn über Thatchs Tod und Aces Aufbruch in ihm aufkommen würde, aber er hatte die Wirkung von Aces Lachen, das nun hell und lebendig aus dem Mund der Teleschnecke schallte, unterschätzt. Ebenso das Wissen, dass es Ace gut ging.

Nur die Hoffnung, dass Ace doch noch zur Vernunft kommen und auf das Schiff zurückkehren würde, blieben naiv.

Marco schmunzelte und schloss die Augen, als er sich Aces vom Alkohol errötetes Gesicht mit dem breiten Grinsen vorstellte. „Ich habe darüber nachgedacht, dich zu begleiten, yoi. Wenn du ein paar Tage in Alabasta verbringst, könnte ich zu dir stoßen.“ Vielleicht könnte er Ace dann umstimmen oder ihn wenigstens vor Dummheiten bewahren.

Die Teleschnecke schnaufte. „Du wirst auf dem Schiff gebraucht“, sagte Ace. „Jetzt mehr denn je.“

Ace erläuterte nicht, was er mit seinen Worten meinte, aber das brauchte er auch nicht. Immerhin kannte Marco diese Gründe längst. Sie waren es, die ihn bisher von dieser vorschnellen Entscheidung abgehalten hatten. Im Gegensatz zu Ace trug er um einiges mehr Verantwortung als Vize-Kapitän der Whitebeard-Piraten, gerade jetzt, da sich Whitebeards Gesundheit zunehmend verschlechterte und die Moral nach Thatchs Tod gesunken war.

Zu sehr in seinen Gedanken versunken, die nicht zum ersten Mal einen unerwarteten Konflikt zwischen seinem Verstand und seinem Herzen auslösten, bemerkte Marco erst zu spät, dass das Stimmengewirr auf Aces Seite zunahm. Rufe hallten bis zu Marcos Seite hindurch.

„Hey, Marco“, presste Ace hervor. „Ich muss gehen. Jemand gibt eine Runde aus. Ich rufe dich in den nächsten Tagen wieder an.“ Die Worte gingen fast gänzlich in der Kakophonie unter, die aus aufgeregten Stimmen und Rufen und Klirren bestand. Marco musste sich nach vorn lehnen, um Ace zu verstehen.

„Ace—“

„Ich bin schneller wieder da, als dir lieb ist“, unterbrach Ace ihn, ehe der kecke Ausdruck von dem Gesicht der Teleschnecke fiel und passive, verschlafene Züge hinterließ.

Abrupte Stille herrschte in dem Zimmer, in dem bis vor kurzem noch das Leben getobt hatte, wenn Ace mal wieder hineinspaziert war, als ob es seine Kajüte sei, gefolgt von Thatch, der sowieso noch nie das Konzept der Privatsphäre verstanden hatte.

Marco blinzelte, ließ dann jedoch die Sprechmuschel sinken, ehe er sie wieder zurücklegte. Stumm sah er zu, wie die Teleschnecke gähnte, bevor ihr die Augen zufielen und sie wieder einschlief, Marco daran erinnernd, wie spät es doch eigentlich war und dass er nicht die gesamte Nacht noch an seinem Schreibtisch sitzen und über Seekarten brüten konnte.

„Gute Nacht“, murmelte Marco. Er rieb sich die Nasenwurzel und stand auf, wobei er nicht ganz sicher war, ob er Ace oder nicht doch der kleinen Teleschnecke eine angenehme Nacht wünschte.

you. [1]

Aces Lippen sind zu einer schmalen Linie zusammengepresst, während seine Wangen vor Zorn oder Scham gerötet sind. Bei Ace kann man das nie so genau sagen, oder Marco kennt ihn einfach nicht gut genug, um von seinem Gesicht ablesen zu können, wie er fühlt. Doch es ist das Blut, das von der Platzwunde an seiner Stirn stammt und nun seiner Schläfe hinunterläuft, das Marco verrät, was das laute Krachen zu bedeuten hat. Eigentlich hat er es auch so gewusst, denn seit Ace gegen Paps verloren hat und auf der Moby Dick gelandet ist, ist dieser Lärm fast zu etwas Natürlichem geworden.

Marco hält sich meist zurück und beobachtet dieses Geschehen aus der Ferne. Zwar ist er besorgt, das Aces ständige Überraschungsangriffe nicht sonderlich förderlich für Whitebeards Gesundheit sind, aber er sieht auch die kleinen Fältchen um Whitebeards Augen herum, die mehr ausgeprägt sind, wenn Ace sich mal wieder auf ihn stürzt. Ace bringt Schwung an Bord und aus irgendeinem Grund ist ihr Vater von dem jungen Mann fasziniert. In erster Linie und am Anfang ist es das, was Marco an Ace fasziniert, was ihn etwas genauer hinsehen lässt, wenn dieser in der Nähe ist.

Doch die Moby Dick ist groß und hat viele Mitglieder ihrer Mannschaft an Bord, weshalb sich ihre Wege nicht allzu oft kreuzen. Ganz besonders nicht, da Thatch und Teech für ihren Gast verantwortlich sind, während Marco Whitebeards Gesundheit überwacht und dafür sorgt, dass alles reibungslos an Bord von statten geht.

Es sind jedoch Momente wie diese, die Marcos Neugierde wecken und seine Blicke auf den jungen Mann mit dem trotzigen Gesichtsausdruck lenken, als dieser wütend an ihm vorbei über das Deck stapft.

Auf halben Weg fängt ihn Deuce ab, Aces alter Kamerad, der nun in Marcos Division als Arzt arbeitet, obwohl er immer darauf aufmerksam macht, nur ein Medizinstudent ohne Abschluss zu sein. Allerdings kann man auf der Grandline mit so vielen Anhängern und Verbündeten nie genügend medizinisches Personal haben. Marco hat selbst darauf bestanden, dass Deuce eingearbeitet wird und Deuce entspricht seinen Erwartungen, übertrifft sie sogar. Während Deuces Capitan weiterhin nach Paps Leben trachtet, hat Deuce sich bereits eingelebt, ganz ähnlich wie Aces restliche Crewmitglieder, wenn man den Berichten der anderen Kommandanten glauben kann. Sie alle würden eine gute Ergänzung für die Whitebeard-Piraten darstellen, ganz besonders da sie alle das Herz am richtigen Fleck zu haben scheinen.

Nur Ace ist stur und will nicht wahrhaben, dass er ein Teil von Whitebeards Familie sein kann. Seine Wut und sein Hass, deren Ursprung Marco nicht nachvollziehen kann, machen Ace blind.

Deuce legt Ace eine Hand auf die Schulter, als Ace ihn erreicht und vor ihm zum Stehen kommt. Die freie Hand legt sich an Aces Kinn, damit er Aces Kopf unter Protesten zur Seite neigen und sich die Verletzung näher ansehen kann.

„Es ist nur eine Platzwunde, die viel blutet, aber keinen allzu großen Schaden hinterlassen wird“, meint Deuce. „Trotzdem solltest du eine Weile im Krankenzimmer unter Aufsicht bleiben. Mit Kopfverletzungen ist nicht zu spaßen, Ace.“

Ace rollt die Augen. „Es ist nur ein Kratzer. Viel schlimmer ist—“

Doch Deuce lässt sich nicht beirren und bugsiert Ace mit einer Vertrautheit, die Marco aus irgendeinem Grund überrascht, unter Deck zum Krankenzimmer, damit er sich um die Wunde kümmern kann. Das Letzte, was Marco zu sehen bekommt, ist Deuces Hand, die Aces Rücken berührt, um ihn zu lenken und wie Ace diese Berührung hinnimmt, obwohl er sich sonst immer störrisch gegen jegliche Art der Hilfe oder Zuwendung aller Leute sträubt.

Ein Glucksen ertönt, ehe Thatch sich neben ihm an die Reling lehnt und seinem Blick folgt. „Hast du Ace gesehen?“, erkundigt er sich amüsiert. „Ausnahmsweise ist er nicht ins Wasser gefallen, nachdem er Paps angegriffen hat.“

Marco wendet den Blick von den Treppen ab, die unter Deck führen. „Das wievielte Mal ist es jetzt gewesen?“

„Das dürfte jetzt Nummer dreiundsiebzig gewesen sein“, meint Thatch, nachdem er seine Finger benutzt hat, um nachzurechnen. Anders als Deuce, schreibt Thatch sich all diese Daten und Informationen nicht in sein kleines Büchlein, das er immer bei sich trägt.

„Ich bin gespannt darauf, was Ace macht, wenn er die abgemachten Hundert Versuche verbraucht und Paps immer noch nicht geschlagen hat.“ Ein Grinsen liegt auf Thatchs Lippen, als wüsste er etwas, was Marco und sämtlichen anderen an Bord verborgen bleibt. „Ob er bleiben wird? Oder wird er gehen? Wird seine Mannschaft sich ihm anschließen?“

„Bestimmt, yoi“, erwidert Marco und denkt an Deuces Hand auf Aces Rücken, auf dessen Proteste, die jedoch nur halbherzig geklungen haben. „Sie sind ihm loyal. Ihre Bindung zueinander ist stark.“ Noch während Marco dies sagt, bemerkt er, was das Gefühl ist, das sich jedes Mal in seinem Bauchraum ausbreitet, wenn er Deuce und Ace zusammen aus der Ferne sieht.

Neid wäre ein zu starkes Wort, um es zu beschreiben, aber Marco wundert sich, wie es sich anfühlen würde, würde Ace ein solches Vertrauen für ihn empfinden. Wundert sich, wie es sich anfühlen würde, wenn Ace nach einem Kampf seine Nähe suchen würde, anstatt zu jemand anderen zu gehen.

„Du siehst aus, als sei dir eine Laus über die Leber gelaufen, Marco“, stellt Thatch glucksend fest, ehe er Marco mit der flachen Hand auf den Rücken haut und lachend weiterspaziert. „Du wirst Ace vermissen, wenn er geht, schon klar. Geht mir genauso.“

Marco bleibt zurück und lehnt auch weiterhin an der Reling.

Kann man jemanden vermissen, der noch anwesend ist? Jemanden, den man nicht richtig kennt, weil man ihn nur aus der Ferne zuschaut und nur die Geschichten über denjenigen von anderen erfährt?

Marco kennt die Antworten auf diese Fragen nicht, aber er weiß auch nicht, ob sie sonderlich wichtig oder nützlich sind. Gefühle sind eine merkwürdige Sache und sie kommen und gehen, obwohl Marco nicht den Eindruck hat, dass seine Faszination von Ace in der nächsten Zeit abschwächen wird.

Seinen müden Blick gen Himmel wendend, beobachtet Marco die weiterziehenden Wolken und genießt die frische Seeluft, während Möwen in der Ferne schreien und undeutliches Stimmengewirr seiner Mannschaft an seine Ohren dringt.

us. [2]

Aces Lippen sind feucht vom Sake und zu einem breiten Grinsen verzogen und so verlockend, dass sich Marco gern hinüberlehnen und ihn küssen würde. Gleichermaßen genießt Marco aber auch das Gelächter seiner Kameraden, die um sie herumsitzen und angetrunkene Unterhaltungen führen.

„Und als der Seekönig die Wasseroberfläche durchbrach, war Vista bereits zur Stelle“, erzählt Thatch eine alte Geschichte, als ob ihre Brüder sie nicht schon mindestens eine Handvoll von Malen gehört hatten. Trotzdem hängen sie an Thatchs Lippen, der wild mit den Armen gestikuliert, während Vista seinen Schnurrbart mit zwei Fingern zwirbelt. „Ihr hättet die Augen des Seekönigs sehen sollen, als die Sonne sich auf Vistas Schwertern brach.“ Thatch hustet, als er sich an seinem Sake verschluckt. Auch ihre Brüder brechen in erneutem Gelächter aus, obwohl Marco nicht sagen kann, ob es der Seekönig oder nicht doch eher Thatchs errötetes Gesicht ist, was sie amüsiert.

Marco schmunzelt, ehe er den kläglichen Rest seines Krugs austrinkt und sich erhebt. Er verabschiedet sich nicht, doch das leere Getränk sagt ihm, dass es Zeit für ihn wird, sich zurückzuziehen.

Sein Blick streift über seine Kameraden, ehe er sich im sternenklaren Nachthimmel verliert. Die warme Brise streicht über seine Haut und sucht sich den Weg unter sein offenstehendes Hemd, als er an der Reling entlang schlendert.

Bevor er die Treppe, die unter Decke führt, erreicht, schließt sich eine Hand um seinen Unterarm. Sie bringt ihn ruckartig zum Stillstand, ehe sich Ace an ihn vorbeischiebt, schief grinsend, Wangen gerötet, energisch, als er die Führung ergreift und Marco mit sich unter Deck zieht.

„Ich hoffe, du bist nicht zu müde, Marco.“

Aces kratziges Raunen jagt Marco einen kribbelnden Schauer über Rücken, während sich Wärme in seinem Unterleib sammelt.

„Ich habe nie behauptet, dass ich müde sei, yoi.“

Ein raues Lachen entrinnt Aces Kehle, das in dem schmalen Gang unter Deck wiederhallt, der zu den Kajüten führt. „Gut, weil ich Pläne für uns habe.“ Aces Finger schließen sich etwas fester um seinen Arm, ehe seine Hand zu Marcos hinunterrutschen.

Ihre Finger verhaken sich ineinander, wie sie es in den letzten Wochen oft getan haben. Diese Geste erinnert Marco daran, wie weit sie gekommen sind, wie unerwartet und tief ihre Bindung zueinander geworden ist. Es überrascht Marco noch immer in regelmäßigen Abständen, dass sie zueinander gefunden haben, obwohl Ace ihm anfangs, als er gerade auf der Moby Dick gelandet ist, so fern gewesen ist. Ein bisschen so wie alle seine Kameraden, die im Laufe der Zeit den Weg in Marcos Herz gefunden haben. Nur hatte Ace auch den Weg unter seine Haut gefunden, in jeden Winkel seiner Seele.

„Hey, Deuce“, begrüßt Ace seinen alten Freund vergnügt, als dieser ihnen im Gang entgegenkommt.

Dieser blinzelt überrascht, verwirrt, bis sein Blick von Ace zu Marco wandert und irgendwie den Weg hinab zu ihren Händen findet. „Hey…“

Doch Ace bemerkt es nicht, denn Ace ist schon immer blind in seinem Übermut gewesen. Obwohl Ace so aufmerksam ist und so vieles sieht, sieht er selten das, was sich direkt vor seiner Nase befindet.

„Arbeite nicht so lange, Deuce“, meint Marco, als Ace ihn unbeirrt an dem Arzt in die Richtung seiner Kajüte weiterzieht. „Wenn du dich beeilst, kriegst du vielleicht sogar noch etwas Sake ab, ehe er komplett ausgetrunken ist, yoi.“

Deuce lächelt schmal, als er ihnen nachsieht. „Ich gehe besser gleich nachsehen, ob noch welcher da ist.“

Marco erwidert nichts, denn es gibt nichts, was er sagen könnte, was Deuce aufheitern würde. Er kennt das Gefühl, das den anderen Mann in diesem Moment einnehmen muss. Zu gut erinnert er sich noch an all die Momente, die er zwischen Ace und Deuce aus der Ferne miterlebt hat. Marco ist eifersüchtig gewesen, obwohl er Ace damals kaum gekannt hat. Damals hat er es sich nicht eingestehen können, aber heute kann er es.

Als sie Aces Kajüte erreichen und über die Türschwelle treten, übernimmt Marco die Kontrolle. Er dreht Ace herum und presst ihn gegen die Tür, die sich hinter Ace mit einem Krachen schließt. Ace wird die Luft aus den Lungen gepresst und er ächzt, doch da presst sich Marco bereits gegen den warmen, muskulösen Körper.

„Müde siehst du wirklich nicht aus“, presst Ace erheitert hervor.

Marco schnauft. „Wie gesagt, ich habe nie behauptet, dass ich müde sei.“ Im Grunde hat er sich viel eher erhofft, dass Ace ihm folgen würde, wenn er aufsteht – und sein Plan ist aufgegangen, glücklicherweise.

Seine Augen bohren sich in Aces, ehe er seine Lippen gegen Aces presst und ihn innig küsst. Aces Hände klettern Marcos Hüften hinauf, über seinen Oberkörper, bis sich seine Arme um Marcos Hals schließen und ihn näher ziehen.

Auch der letzte Gedanke an Deuce verfliegt, das letzte Stückchen Schuldgefühl. Stattdessen löst Marco den Kuss, um seine Lippen hinunter zu Aces Kinn streifen zu lassen und eine feuchte Spur über seinen Hals zu ziehen und auf seinem Schlüsselbein zu hinterlassen.

Ace schmeckt nach Rauch und seine Haut ist so warm wie Glut, nicht genug um zu verbrennen, aber genug um Marco zum Schwitzen zu bringen.

Aces Hände kommen auf Marcos Schultern zum Ruhen, streicheln sie durch das dünne Material seines Hemds, bevor sie Marco mit etwas mehr Druck zu verstehen geben, was sie von ihm wollen.

Nachgebend sinkt Marco knieend auf den harten Holzboden hinab. Er öffnet den Knopf und Reißverschluss von Aces schwarzer Dreiviertelhose, ehe sie diese langsam nach unten ziehen. Ace ist bereits erregt, erregt wegen ihm.

Marco wagt einen Blick hinauf, stellt Augenkontakt her, da Ace mit derselben Lust, die auch er fühlt, zu ihm hinunterschaut. „Das ist also, was du im Sinn hattest, yoi?“

Ace grinst, wirft den Kopf in den Nacken und lacht kehlig auf. „Ich kann nichts dafür“, sagt er so fröhlich, wie Marco ihn erst seit seiner offiziellen Aufnahme in die Mannschaft erlebt hat. „Du weckst irgendwie diese Seite in mir. Gegen die kann ich mich nicht wehren.“

Nun erlaubt sich Marco ein Lachen, die ihn fast seine enge Hose und diese unbequeme Position vergessen lässt. „Du solltest dich definitiv nicht dagegen wehren“, meint er, da er diese Seite an Ace mag und diese gern zusammen mit ihm weiter erkunden möchte. Marco möchte, dass sie ihm gehört und dass Ace diesen Teil von sich nur mit ihm auslebt.

Er zieht Aces Hose auch den restlichen Weg zu seinen Stiefeln hinunter, ehe er sich der gelbschwarz gestreiften Boxershorts widmet und Aces Finger sich vorfreudig in seine Schultern krallen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Teil 2 folgt bald. Komplett anzeigen
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Kommentare zu dieser Fanfic (35)
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Von:  Hisoka_Hebi
2021-08-09T14:33:39+00:00 09.08.2021 16:33
Ace Gedanken sind echt süß, aber auch nachvollziehbar, dass man Marco sein alter nicht ansieht und dass sie 23 Jahre trennt vergisst man auch schnell. Die Zweisamkeit der beiden gefiel mir wieder ausgesprochen gut :)
Von:  Hisoka_Hebi
2021-08-09T06:21:33+00:00 09.08.2021 08:21
Schon wieder Gänsehaut und ein sich zusammen ziehendet trauriger Klang des Herzens. Diese Szene war so voller angedeuteter Trauer und Verzweiflung, dass man sie förmlich selber spüren kann.
Die Szenerie zwischen beiden, verzweifelt und aus falschen Gründen, macht einen nachdenklich, aber gleichzeitig lässt es auch das Herz kurz aufflattern. Diese Nostalgie ist sehr gut herüber gekommen, genauso sie Zwickmühle der Situation.
Von:  Hisoka_Hebi
2021-08-09T06:14:08+00:00 09.08.2021 08:14
Gänsehaut :D *sich über die Arme reib*
Diese Szene wieder kurz und prägnant und voll unerfüllter Sehnsucht, die einen Lust auf mehr macht. Zum Schluss hatte ich eben wieder ein Schmunzeln auf dem Gesicht :)
Von:  Hisoka_Hebi
2021-08-09T06:04:35+00:00 09.08.2021 08:04
Huhu, die Szene ist kurz und prägnant und doch liegt so viel mehr zwischen den Worten und Gesten, dass ich dieses Kapitel immer wieder lesen und genießen kann. Es ist schön, den Aufbau ihrer Freundschaft zu begleiten und gleichermaßen das Gefühl zu haben, sich mitten in einer Geschichte zu fühlen, statt in einem OS. :)
Von:  Hisoka_Hebi
2021-08-09T04:48:58+00:00 09.08.2021 06:48
Hallo,

Dies ist dein erstes Werk was ich von dir komplett durchgesuchtet habe und ich werde auch im späteren Verlauf noch Mal auf alle Kapitel einzeln eingehen, weil ich sie ehrlich gesagt schon beim dritten Mal durchlesen bin. Dein Schreibstil gefällt mir und zieht mich in den Bann. Ich kann gar nicht genug davon bekommen. Von Marco x Ace und Thatch.

Ich bin erst seit kurzen ein Marco Fan, muss ich gestehen. Früher war ich nur ein Fan von Ace. Hab mich seit dem Tod aber nur noch halbherzig mit One Piece beschäftigt. Dann hab ich ein Amv von Marco gesehen und war gleich hin und weg. So hin und weg dass ich nach FFs geschaut habe und über deine gestolpert bin. Obwohl ich bis dato noch nie einen BL gelesen habe. Weder als Manga, noch Anime noch FF, war ich etwas skeptisch. Aber ich hatte einen Ansporn, ich habe vor Jahren selber Mal eine FF geschrieben über acexoc und Marco kam auch drin vor. Seit dem Amv hatte ich Lust zu schreiben, und hab mir alle Videos, Wiki etc angeschaut was bisher über Marco bekannt ist und über Thatch. Ich hatte richtig Lust meine eigene FF zu lesen, um festzustellen das meine Darstellung von ihm von 2008 überhaupt nicht ihm entspricht.
Obwohl kein BL Fan habe ich dann deine OS Sammlung gelesen und bin beeindruckt über die Art und Weise wie du Marco und Ace darstellst und es hat mich geflasht. Nun lese ich bereits das dritte Mal. Ich hab aufhin deiner Vorbildes ein noch größeres Interesse an Marco gefasst und hab meine Geschichte nicht nur für Marco verändert sondern bin sogar bei einer kompletten Generalüberholung.

Deine Dialoge, die Beschreibung von Handlung und die bildliche Darstellung haben mich in den Bann gezogen. Deshalb bekommst du auch noch Mal gezielt Kommentare und ich kann nur hoffen, dass du noch mehr über die beiden schreibst. Nach dieser Geschichte habe ich mir noch weitere deiner FFs rausgesucht.
Natürlich habe ich mir auch von anderen OS angeschaut, bin aber immer wieder zu deinen zurück gekommen. Dein Erzählstil bringt Marco am besten rüber. Mach weiter so. ❤️❤️❤️


Von:  Keksi-Senpai
2018-07-12T00:44:44+00:00 12.07.2018 02:44
Huhu!
Also an Ace Stelle wäre ich auch Stolz auf mich, das ich sachlich bleiben könnte! Sowas ist nicht grad angenehm, vor allem wenn einem so ein Gefühl vermittelt wird.
Ah, du hast die beiden so süß beschrieben! ♥
Es ist traurig und doch tröstend zugleich.
Bin gespannt was du noch so zauberst! Ich freu mich jetzt schon drauf!

*Kekse da lass*

~Keksi~
Von:  Keksi-Senpai
2018-07-01T22:40:00+00:00 02.07.2018 00:40
Hallöchen!
Das ist so unfassbar traurig! So traurig wie die Tatsache an sich, ... aber es ist so traurig! Oh man, wie soll man denn da noch fröhlich bleiben können ._. Ich bin gespannt was Ace jetzt tut und wie sich Marco verhält. Was ist mit Sabo? Aaah so viele Fragen! Menno!

*Kekse da lass*

~Keksi~
Von:  Wisteria
2018-02-10T21:06:58+00:00 10.02.2018 22:06
Moin,
schöne Kapitel, tolle Idee. Einige machen mich echt traurig und andere sind
wiederum schön und süß.
Toll geschrieben, hat spaß gemacht sie zu lesen.
LG
Von:  TacticalSin
2018-01-19T06:57:17+00:00 19.01.2018 07:57
Was soll ich sagen? Ich bin geplättet...
Die Gefühlswelten hast du unglaublich gut aufgefangen und ich muss zugeben bei jedem Kapitel musste ich es mir verkneifen gleich los zu heulen >.<
Ich finde du zeigst sehr schön das auf was mir persönlich im Manga/Anime gefehlt hat. Ace und Marco können so tiefgreifende Charaktere sein, die ich finde einfach viel zu wenig thematisiert wurden. Wobei ich sagen muss ich hätte die beiden nun nicht als Couple gesehen :D
Und an sich hab ich schon etwas die Angst das du das schreiben wirst was Marco fühlt nachdem Ace fortgegangen ist, oder was Ace fühlt während er in der Zelle ist D:

Von: abgemeldet
2017-11-12T21:56:51+00:00 12.11.2017 22:56
Das hast du doch jetzt nur geschrieben, weil ich meinte, dass Ace Marco bei WS&T vernachlässigt, hm? XD
Well... either way... ich freu mich, weil es Ace/Marco content ist und dann auch noch prä-Marco/Ace content, bei dem Marco noch nicht den Mut hatte, es Ace zu sagen und der wiederum nichts ahnt. Damn... die beiden sind mein forever Otp und ich brauche viel mehr Lesestoff zu denen. Danke, dass du das geschrieben hast. Ich liebe das Gespräch zwischen Marco und Thatch und den ünerschütterlichen Optimismus von Letzterem, was Beziehungsangelegenheiten angeht. Das ist einfach so in character und ich liebe ihn dafür. Die Drei ey... Hach. <3


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