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Crystal Riders

Reanimation
von

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Wortlos

Amber – Wortlos
 

Ivan Torrent – The Blue Factor
 

Schrilles und lautes Klingeln riss mich aus dem Tiefschlaf und mit nur einer Handbewegung nach hinten auf den Nachttisch, konnte ich das nervtötende Geräusch meines Weckers abschalten. Ich rieb mir die Augen und sofort kamen mir die Bilder aus vergangener Nacht in den Sinn. Oder war es nur ein Traum gewesen? Fakt war, dass Jet vor meiner Tür gestanden und total fertig ausgesehen hatte, so als hätte er geweint. Ihn so zu sehen war schon merkwürdig gewesen, obwohl ich schon Schlimmeres bei ihm erlebt hatte.

Ich setzte mich auf und erkannte ihn sofort. Er stand am Fenster und blickte hinaus auf den Springbrunnen, den man von hier super sehen konnte. Er regte sich nicht. Wie lange er wohl schon da stand?

„Hast du überhaupt geschlafen?“, fragte ich direkt und sah nur, wie sein Kopf sich etwas senkte.

„Nicht viel“, gab er flüsternd zu und drehte sich zu mir. Die Sonnenstrahlen, die direkt in das Fenster schienen, ließen ihn wie einen Schatten aussehen. Sein Gesicht war nicht zu erkennen.

„Was ist passiert?“, entgegnete ich und blickte mit vollem Ernst zu ihm. Jet schaute zur Seite und atmete kurz ein, dann seufzte er.

„Crystal wurde gestern Nacht von Onyx angefallen, bevor ich dazwischen gehen konnte zeigte sich ihre Gabe …“, fing er an und stockte. Auch wenn ich ihn nicht erkannte, wusste ich, dass er seine Augen gerade geschlossen hatte, denn sein Körper baute sich kaum merklich auf. Ich wartete geduldig, bis er von alleine weitersprach, vermutlich war es für ihn nicht gerade leicht, darüber zu reden, was ich verstehen konnte, wenn ich daran dachte, dass dieser Perverse sich über Crystal hergemacht hatte.

„Sie sah seine Erinnerungen und fühlte genau das, was auch Onyx fühlte. Mit ihrer Gabe blickt sie in die Seele des Betroffenen und holt tiefste Erinnerungen an die Oberfläche, und dabei wird sie genau durch dasselbe Chaos getrieben, wie derjenige selbst. Sie sagte, sie hätte die gleiche kranke Lust empfunden, die auch Onyx empfand, als er die Angst der Frauen sah, die er vergewaltigte.“ Mit jedem weiteren Wort, hörte ich die Wut, die in Jet aufstieg und er knirschte mit den Zähnen. Dann trat er aus dem Schein der Sonne und ich sah sein angespanntes Gesicht, seinen verbissenen Kiefer.
 

Valentin Boomes – Marine Lights
 

Erst blinzelte ich und ließ das Gesagte auf mich wirken, dann begriff ich und sprang fluchtartig aus dem Bett.

„Wir müssen zu Crystal!“, rief ich, denn ich konnte mir nur vage vorstellen, was wohl gerade in ihr vorgehen musste und dadurch wurde meine Sorge nur noch größer. Ich zog mich im Gehen um, stolperte ins Badezimmer und putzte mir die Zähne.

„Sie will lieber allein sein“, hörte ich Jet sagen, doch behielt ich mein Tempo bei und spülte meinen Mund aus.

„Sie braucht doch jemanden und am besten bist gerade du“, nuschelte ich, als ich mich wieder abtrocknete.

„Ich denke nicht, dass sie gerade Gesellschaft verträgt und … bitte behalte das alles erst einmal für dich“, meinte er und kam auf mich zu, als ich wieder aus dem Bad kam und dabei meine Haare kämmte. Ich hielt inne, sah seinen hilflosen Blick und nickte schließlich.

„Aber lass uns wenigstens in die Mensa gehen und schauen, ob sie dort ist“, schlug ich vor und Jet seufzte erneut, doch nickte er.

Wir gingen schweigend hinaus und ich überlegte krampfhaft, was ich sagen oder tun konnte, um Jet etwas aufzumuntern, doch beschloss ich, lieber meinen Mund zu halten, denn auf Späße hatte er mit Sicherheit keine Lust.

Wir bogen um die Ecke und gingen den langen Flur entlang und am Ende erkannte ich Onyx, der auf uns zukam, doch war etwas an ihm anders. Er ging etwas gebückt und hatte nicht diesen typischen arroganten Ausdruck im Gesicht wie sonst.

Als wir uns näherten, spürte ich eine Spannung, die fast die Luft zum Knistern brachte und als Onyx einfach an Jet vorbeigehen wollte, packte dieser ihn am Kragen und verpasste ihm mit einer Geschwindigkeit, dass ich Mühe hatte hinterher zu schauen, einen Kinnhaken, der ihn zu Boden sinken ließ. Jet würdigte ihm nicht einen Blick und kam zu mir zurück, ging jedoch einfach weiter, während ich verdattert zwischen den beiden stand und nur das klägliche Stöhnen von Onyx wahrnahm.

Ich hätte es eigentlich kommen sehen müssen, aber ich hätte es Jet auch irgendwie nicht zugetraut. Aber schließlich hatte Onyx seine Freundin angefallen und wenn ich es mir recht überlegte, hätte ich wohl ganz genauso reagiert. Ich hatte jetzt auch nicht übel Lust, beim Gedanken an das, was er Crystal angetan hatte, noch ein Sprichwort loszulassen, doch der Kerl sah aus als hätte er durch die Erinnerungen, die sie offenbar in ihm hervorgerufen hatte, schon genug gelitten. Ihre Gabe musste wirklich mächtig sein…

Mein Körper drehte sich weg und ich folgte Jet wortlos zur Mensa.

Als wir den Saal betraten, suchte ich nach Crystal oder Moon, in dem Getümmel, was morgens um die Zeit immer stattfand, war nicht sonderlich schnell etwas zu erkennen.

„Siehst du sie? Oder Moon?“, fragte ich und gleich darauf nickte er und steuerte auf den üblichen Tisch zu. Mir fiel auf, dass Jet von allen Seiten schief angeschaut wurde, selbst die Perlen hielten sich mit ihren bewundernden Blicken heute zurück. Hatte sich das Ereignis mit Crystal, Onyx und Jet schon so schnell herumgesprochen?

Als wir am Tisch ankamen, saß nur Moon dort. Sie hatte sich bloß eine Schüssel voll Müsli geholt, doch wirklich davon essen tat sie nichts. Ich setzte mich neben ihr hin und Jet gegenüber.

Ich wollte in ihr Gesicht schauen, doch verdeckten ihre langen Haare es von der Seite und ich legte meine Hand auf ihre Schulter.

„Was ist los, Moon?“, fragte ich, aber sie gab keine Antwort. Sie stoppte lediglich die Bewegung mit dem Löffel in der Schüssel und seufzte, dann schüttelte sie den Kopf. Den Löffel ließ sie aus ihrer Hand gleiten und er fiel mit einem leisen Klirren in die Schüssel zurück, dann hob sie ihren Blick zu Jet und ich erkannte, dass sich ihre Augen verdunkelt hatten und Tränen darin gestaut waren.

„Warum muss es so eine Gabe sein?“, fragte sie und mein Blick wanderte ebenfalls zu Jet, welcher mit ausdrucksloser Miene seine Augen zum Fenster wandern ließ.



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