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Sudden Confusion

von

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8. Kapitel

Jui

Nach dem Einkaufen begann unser Training. Ich zeigte Jun die üblichen Posen, die er dann vor dem Spiegel üben musste, bis er selbst zufrieden war. Als er alleine übte, bereitete ich den gekochten Fisch für das Mittagessen zu.

Hin und wieder zeigte Jun seine Unlust, doch ich blieb streng und erlaubte nur kleine Pausen.

Er murrte darüber zwar etwas, doch ich versprach, ihn nach dem Shooting den ganzen restlichen Tag zu verwöhnen. Das half dann etwas und er hörte sich kommentarlos die Informationen an, die ich ihm über unsere Bandkollegen gab.

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker sehr früh.

Jun ignorierte das Ganze gekonnt, weshalb ich mich zuerst anzog und fertig machte, wobei wir nicht viel tun mussten, außer die Zähne zu putzen, alles andere würde am Set geschehen. Dann weckte ich Jun mit einem sanften Kuss, half seinem noch halb im Schlaf befindlichen Geist beim Anziehen und spornte ihn im Bad an, indem ich mich von hinten an ihn kuschelte.

Kaum in meinem Wagen angekommen, schlief er auch schon wieder. Grinsend fuhr ich zum Ort des Shootings.

Erst als mein Wagen schon wieder stand, weckte ich ihn erneut sanft, da ich nicht wollte, dass er schlechte Laune bekam.
 

Jun

Wieder einmal war mir das alles viel zu aufregend und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als wieder zu Hause mit Jui im Bett zu liegen, Küsse auszutauschen und zwischendurch seine Mahlzeiten zu verzehren.

Das war mir wenigstens vertraut, ganz im Gegensatz zu dem großen Verlagsgebäude und den vielen Menschen, die hier herum liefen.

Ich atmete ein und tief aus, ehe ich wagte, das Auto zu verlassen.

Ich versteckte meine zitternden Hände in den Hosentaschen und ging einige vorsichtige Schritte, ehe uns ein großer Schwarzhaariger mit rundem, freundlichem Gesicht und ein kleiner blonder grinsend entgegen kamen. Toya und Shingo nahm ich an.

"Hallo, Jun!! Hallo, Jui!", rief der Schwarzhaarige überschwänglich und ich grinste zurück, obwohl ich mir dabei irgendwie debil vorkam.

"Hallo, Toya und Shingo!", antwortete ich und blickte dann sofort zu Jui, um mich zu vergewissern, ob er stolz auf mich war.
 

Jui

Eigentlich hatte ich gehofft, dass Shingo und Toya oben warten würden, doch nun standen sie bereits an meinem Auto und begrüßten den sonst so morgenmuffligen Jun fröhlich. Der zeigte ebenfalls keine Müdigkeit, worüber ich lächeln musste.

Auch ich begrüßte sie.

"Wart ihr schon oben? Welche Outfits werden wir tragen? Doch hoffentlich nicht wieder das, wo mein ganzer Rücken frei ist...", zog ich mal wieder jede Aufmerksamkeit auf mich.

Shingo und Toya stiegen schnell darauf ein und lachten über meine Einwände, während ich kurz die Chance hatte nach Jun zu sehen und seine Hand zu drücken. Ich war mir nicht sicher, ob das zu viel für ihn war.

"Was ist überhaupt passiert?", fragte Shingo. " Jun sieht doch ziemlich fit aus..."

Ich antwortete für ihn.

"Tja, weißt du noch wie Jun feiern gehen wollte? Offensichtlich war es so gut, dass Jun gleich nichtsahnend gegen die nächste Laterne laufen musste!"

Wie erwartet lachten die anderen und vergessen war, dass ich eigentlich nicht so gut lügen konnte.
 

Jun

Alle lachten und ich sogar am lautesten, trotzdem schaffte ich es nicht, die Nervosität loszuwerden. Selbst, nachdem man Jui die Ausrede anstandslos abgekauft hatte. Nachdem wir uns alle eine Zigarette angesteckt hatten, begann ich, meine beiden Kollegen voller Neugier zu mustern und hoffte, dass eben dies nicht besonders auffiel.

Sie waren beide jünger als wir, das erkannte ich. Und jetzt, wo ich es so betrachtete, schien Jui der Älteste zu sein, obwohl ich nicht einmal wusste, wie alt er war. Was wusste ich überhaupt über meinen Freund?

Sie tauschten Witze aus, die ich nicht verstand. Wahrscheinlich solche, die man untereinander austauschte, wenn man vieles gemeinsam erlebt hatte. Also blieb mir nichts anderes übrig, als zu schweigen und zu grinsen, gelegentlich zu nicken und zu hoffen, dass mich niemand direkt ansprach. Und der Plan schien sogar aufzugehen.

"Schreibst du trotzdem noch an den Songs weiter, die du angefangen hast?", fragte Toya und bevor ich antwortete, blickte ich zu Jui, obwohl ich wusste, dass es mehr als merkwürdig wirkte, wenn er wieder an meiner Stelle antwortete.

"Ja, ich versuche es...", erwiderte ich unsicher und umklammerte plötzlich schon wieder die Finger von Jui, die ich zu fassen bekam.

"Hätte mich auch gewundert, wenn du Akaneko auch nur einen Tag..."

Toya unterbrach sich selbst und runzelte die Stirn, während er auf unsere Finger sah. "... in Ruhe gelassen hättest...", ergänzte er dann und räusperte sich.

"Wen?", hakte ich irritiert nach und blickte wieder zu Jui.

War er Akaneko? Er sah manchmal wie ein Kätzchen aus... aber er war ganz sicher nicht rot! Doch das Gesicht des schwarzhaarigen Gitarristen verriet mir, dass ich diese Frage lieber nicht hätte stellen sollen...
 

Jui

Einen ganzen langen Moment dachte ich nach, ehe ich eine gute Ausrede fand.

"Jun? Alles in Ordnung? Ist dir wieder schwindelig?", fragte ich laut und legte einen Arm um seine Schultern um ihn festzuhalten, hoffte dabei, dass er mitspielen würde.

Er nickte nur kurz, überließ die Situation aber hauptsächlich mir.

"Er hat sich eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen, wenn er sich überanstrengt wird ihm schnell schwindelig... Aber dass du deine Gitarre vergisst, oder hast du nicht richtig zugehört?", versuchte ich das zweite Malheur auszubügeln.

Mit mäßigem Erfolg. Als ich ihn, für die anderen nicht sichtbar, in die Seite kniff, nickte er erneut.

"Wir sollten nach oben gehen, Jun sollte sich schonen.", erklärte ich und ging mit Jun am Arm voraus.
 

Jun

Ich hoffte wirklich, dass dies die letzte heikle Situation war, in die ich geriet, aber mein Gefühl sagte mir, dass dem nicht so war. Vermutlich würde ich von einem Fettnäpfchen zum nächsten stolpern, bis ich gar nicht mehr umhin kam, die Wahrheit zu sagen. Oder zumindest die halbe Wahrheit. Die genauen Umstände sollten in jedem Falle unser Geheimnis bleiben.

Ich klammerte mich an Jui und hielt den Kopf gesenkt, um einen Schwindelanfall vorzutäuschen, während wir durch das Foyer traten. Die anderen kannten sich hier offensichtlich bereits aus. Jui hatte mir erklärt, dass wir alle früher in anderen Bands gespielt hatten und Fotoshootings inzwischen zur Routineangelegenheit geworden waren und somit auch das Aufsuchen dieses Verlagsgebäudes.

Dass es tatsächlich eine Routine war, erkannte ich insbesondere in dem Moment, da die anderen sich ihre Kostüme überzogen. Jui hatte sich nicht getäuscht, ihm wurde ein Shirt ausgehändigt, das seinen kompletten Rücken entblößte, während mir unter anderem ein merkwürdiges Teil aus schwarzem und weißem Fell ausgehändigt wurde, das irgendwie keine Löcher für die Arme zu haben schien.

Ich wollte Jui nicht schon wieder um Hilfe bitten und drehte das Teil daher noch etwas länger herum, bevor ich es letztendlich zurück auf den Stuhl legte, ehe es mir noch komplett die Laune verdarb. Vielleicht gehörte es ja auch gar nicht zum Outfit.
 

Jui

Zuerst wurde uns unsere Kleidung ausgehändigt und jeder musste sie anziehen. Dadurch waren zumindest Toya und Shingo eine Weile abgelenkt, doch ich warf immer wieder unsichere Blicke zu Jun.

Die Hose hatte er bereits angezogen, doch mit dem Oberteil tat er sich schwer, legte es im Endeffekt sogar auf den Stuhl. Schnell zog auch ich mein Oberteil an, und eilte zu ihm, auch wenn mein Oberteil noch nicht richtig saß.

Erneut blickte ich mich zu den anderen um, konnte jedoch nicht feststellen, dass sie uns bemerkt hatten, weshalb ich ihm hastig in das Oberteil zwängte und ihn zurecht zuppelte.

"Hilfst du mir?", fragte ich und drehte ihm den Rücken zu, sodass er mein Oberteil richten konnte, gerade im richtigen Moment, denn Toya musterte uns erneut.

Glücklicherweise kam er nicht weit, denn die beiden Stylistinnen betraten den Raum und baten die beiden mit sich zu kommen, sie würden als erstes geschminkt werden.

Besorgt sah ich Jun an.

"Tut mir leid, dass du das wegen mir durchmachen musst", erwiderter ich kleinlaut. Irgendwie hatte ich mir das alles einfacher vorgestellt.
 

Jun

Erst war mir bei Juis Oberteil genauso unklar, was ich tun sollte, wie zuvor bei dieser Fellweste, in die mir mein Freund glücklicherweise geholfen hatte.

Im Endeffekt fühlte ich mich nun wie ein Idiot, dass ich zu nervös gewesen bin, die Ärmel zu finden. Allein schon deshalb, weil Jui sie auf Anhieb hatte...

Und nun zog ich an seinem Shirt herum bis er vernünftig angezogen war, obwohl er mir ausgezogen grundsätzlich besser gefiel.

"Ich hätte bestimmt auch drauf bestanden, oder?"

Wenn ich so an die Erzählungen über unsere Band dachte, bekam ich zumindest den Eindruck, dass ich normalerweise sehr ehrgeizig war.

"Also passt das schon... ansonsten würde ich nächste Woche bestimmt meckern!"

Ich lächelte zaghaft und hoffte, dass Jui auf diese Weise kein schlechtes Gewissen bekam.
 

Jui

Etwas ließ ich Jun noch zuppeln, dann erledigte ich es selbst und half ihm mit seinem Outfit.

"Ja bestimmt", stimmte ich ihm zu. Durchaus überzeugt, er hätte wahrscheinlich noch weniger Gnade mit mir gehabt - so motivierte er mich sonst auch immer.

Rasch hauchte ich einen Kuss auf seine Stirn.

"Und wie findest du dein Outfit? Noch viel wichtiger, wie findest du meins?", passend zu meiner Frage drehte ich ihm meinen Rücken zu und wie erwartet, musste Jun erneut über meine nackte Haut streichen. Ich kicherte leise. So war er früher schon.

Und in der Ablenkung wollte ich ihm auch ein bisschen seine Nervosität nehmen.
 

Jun

Ich fand, dass ich einen echt angenehmen Job hatte.

Genau wie zu Hause, hatte ich auch hier die Möglichkeit, mit Jui allein zu sein und ein paar Zärtlichkeiten auszutauschen.

Das war nicht nur schön, es half mir auch, mit meiner Situation zurecht zu kommen.

Ich besah mich kurz im Spiegel, drehte mich ein wenig, um mein Outfit besser betrachten zu können.

"Nicht schlecht!", antwortete ich dann, nachdem ich mir eine Meinung darüber gebildet hatte. "Wie ein Rockstar!"

Ich grinste mein Spiegelbild an und erkannte dann, dass ich ja auch einer war. Und Jui auch. Ich löste mich von meinem Anblick, sah wieder zu dem Sänger und war froh, dass wir allein waren. Denn gleich darauf stürzte ich mich überschwänglich auf ihn, umarmte ihn von hinten und begann, seinen entblößten Nacken zu küssen.

"Schaffen wir noch eine Runde!?", fragte ich eher im Scherz.
 

Jui

Natürlich genoss ich es, wie Jun sich meinem Nacken widmete, und doch wusste ich, dass wir auch bald dran waren und wir uns noch einmal kurz mit dem Fotografen besprechen würden. Wichtig für das Magazin waren besonders die Einzelaufnahmen von uns beiden.

Seine Frage ließ mich schmunzeln.

"Ich befürchte nicht... da musst du dich leider bis heute Abend gedulden."

Noch einen Moment ließ ich ihn gewähren und genoss, wie sein Atem noch immer meine Haut streifte. Dann erst löste ich mich.

"Deine Posen hast du noch drauf?" Zufrieden nahm ich sein überzeugtes Nicken zur Kenntnis.

"So, wir gehen jetzt zum Fotografen. Ich werde ihn ein paar Dinge fragen, zum Licht, zu den bevorzugten Posen und überhaupt zum Ablauf. Du musste einfach nur zuhören, oder zumindest so tun. Wenn du möchtest, dass etwas erklärt wird, fragst du mich hinterher. Nur das Nicken nicht vergessen, dass machst du oft", erklärte ich den weiteren Ablauf.

Ich würde so stolz auf ihn sein, wenn heute Abend alles ohne Katastrophen über die Bühne gegangen ist.
 

Jun

Nicken, immer nur nicken. Das sollte doch zu machen sein, oder? Zumindest hoffte ich, dass ich es schaffte, ohne ungewollte Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.

Also folgte ich Jui zu dem Fotografen und nahm mir vor, seinen Fragen und den entsprechenden Antworten zuzuhören. Es klappte auch fast. Aber dann fiel mein Blick auf die beiden Bandmitglieder, die gerade geschminkt wurden, und mein gesamtes Interesse widmete sich den beiden und den Stylistinnen, die gerade dabei waren, die Frisuren in Form zu bringen. Unweigerlich fragte ich mich, wie ich nachher wohl aussehen würde...

Erst, als ich meinen Namen hörte, horchte ich wieder auf und blickte stumm zum Fotografen, der mit Jui sprach und erinnerte mich daran, dass ich nicken sollte.

"Ihr seid ja sozusagen die Stars der Band. Daher solltet ihr zusammen posieren. Und den Fans dann auch ein bisschen was bieten. Rückt ruhig ein bisschen näher zusammen, dann sind die Mädels ganz aus dem Häuschen."

Der Fotograf grinste, und ich nickte.

"Meinen Sie so richtig? Mit anfassen und so was?"

Erst nachdem ich die Frage ausgesprochen hatte, erinnerte ich mich, dass ich Fragen ja nur an Jui richten sollte.Huch...
 

Jui

Es war keine schlimme Frage, so viel stand fest und doch brachte sie mich in Erklärungsnot. Denn der Fotograf war sofort begeistert und erklärte Jun wortreich, welche Posen er gerne sehen würde. Doch ich musste das unterbrechen.

"Es tut mir leid, aber Sie wissen, dass solche Posen mit unserem Management abgesprochen werden müssen. Sicherlich können wir etwas enger beisammen stehen, mehr können wir aber nicht eigenmächtig entscheiden", nahm ich dem Fotografen den Wind aus den Segeln. Er nickte verstehend und wechselte schnell das Thema, indem er mir erklärte, welches Layout für unsere Seiten angedacht war und wie er dafür den Hintergrund im Nachhinein verändern würde.

Dann wurden wir auch schon in der Maske erwartet, wo wir geschminkt und gestylt wurden, während schon Einzelaufnahmen von Toya und Shingo gemacht wurden. Sie waren noch nicht fertig, als wir schon bereit waren, sodass wir noch einen Moment für uns hatten. "Ist dir noch etwas unklar?", fragte ich fürsorglich.
 

Jun

Ich lehnte im Türrahmen und beobachtete neugierig meine Kollegen, die in ständig wechselnden Posen vor der Kamera standen, mal frech, mal witzig, mal kokett, aber immer höchst professionell, das konnte selbst ich erkennen, obwohl ich von Photoshootings aktuell gar keine Ahnung hatte.

Zwar hatte ich das gestern mit Jui geübt, doch ob es ausreichen würde, um eine annähernd gute Arbeit zu leisten, war eine völlig andere Frage.

Darum zuckte ich auf Juis Frage hin mit den Schultern und begann, wieder an meinem Outfit herum zu ziehen, meinen Hut abermals zu richten und zum gefühlt hundertsten Mal einen Blick in den Spiegel zu werfen. Schon wieder hatte ich das Gefühl, mich selbst nicht wiederzuerkennen und ich wusste nicht, ob mein Gesicht auf Fotos genauso aussehen würde wie es sich anfühlte. Das war mir schon gestern aufgefallen, als wir probehalber ein paar Bilder mit dem Handy gemacht hatten.

"Keine Ahnung, Jui..."

Ich beobachtete wieder meine Kollegen, hoffte, im letzten Moment noch etwas von ihnen lernen zu können und suchte dann, ohne hinzusehen, erneut nach Juis Hand, die mir bisher immer Halt gegeben hatte, wenn ich ihn brauchte.

"Ich hab so ein Gefühl, als wenn ich gleich alles in den Sand setze... Aber ich gebe mein Bestes!", verkündete ich mit mehr Zuversicht als ich tatsächlich empfand und lächelte ihm zu. Wieder stellte ich fest, wie hübsch er aussah. Jetzt sogar noch mehr als sonst schon.

Und da sollte ich mich konzentrieren und nur dicht bei ihm stehen, ohne ihn anzufassen? Nicht, dass ich in diesem Moment in der Lage gewesen wäre, schmutzige Gedanken zu fassen, aber Körperkontakt tat mir einfach ausgesprochen gut, wenn ich nervös war.

Toya und Shingo wurden in den höchsten Tönen vom Fotografen gelobt, verbeugten sich und kamen dann mit zufriedenem Grinsen auf uns zu. Allerdings erlosch Toyas Lächeln in genau dem Moment, da er zu unseren Händen blickte und danach fragend zu Jui sah. Die Geste, die er machte, sollte vermutlich bedeuten, dass wir unsere Hände schnell voneinander lösen sollten.

"Viel Erfolg euch beiden!"
 

Jui

Mit schlagendem Herzen trat ich näher an den Set. Juns Hand musste ich loslassen, als Toya uns wieder einmal genau musterte. Juns Worte hallten in meinen Ohren. Er glaubte, alles in den Sand zu setzen...

Zu gerne hätte ich zumindest Toya und Shingo in Juns momentanen Gesundheitszustand eingeweiht, doch es war mir nicht erlaubt.

Noch wurden die Blitze umgestellt, ehe man uns bat, unsere Positionen einzunehmen. Einige Testfotos wurden gemacht, die Blitze noch einmal geringfügig umgestellt. Dann konnte es losgehen. Mit jedem Klicken der Kamera änderten wir unsere Positionen, manchmal selbstständig, manchmal mit Anweisung. Dann waren Shingo und Toya fertig und konnten sich auf Stühle setzen, die an der Wand standen. Toya beobachtete uns noch immer prüfend.

Jun rutschte gleich ein Stück näher an mich heran und probierte eine extravagante Pose, die wir gestern geübt hatten. Ich stellte mich leicht hinter ihn und versuchte, etwas seriöser zu wirken. Begeistert lichtete uns der Fotograf gleich aus verschiedenen Winkeln ab. Ich freute mich, dass bis jetzt noch nichts schief ging.
 

Toya

Ich überschlug die Beine, während ich beunruhigt zu unseren Kollegen schaute und mir eine Zigarette anzündete.

Juns Verhalten war definitiv alles andere als normal - selbst eine Gehirnerschütterung konnte doch den Charakter nicht dermaßen verändern, oder? So, wie Jun manchmal grinste, sah er aus, als würde er das alles zum ersten Mal machen.

Ich erinnerte mich an meine eigene Gehirnerschütterung, die ich von einem Sturz von der Treppe davon getragen hatte. Zu der Zeit hatte ich auch Freunde getroffen, aber ich hatte nicht im Geringsten das Bedürfnis gehabt, sie an die Hand zu nehmen oder anders anzufassen. Und dass Jui das mitmachte, hielt ich auch für kein allzu gutes Zeichen. Sollte das eine neue Marketingstrategie sein, in die nicht mal Shingo und ich eingeweiht wurden? Ich konnte es mir allenfalls so erklären, denn sie beide waren doch viel zu professionell, um so einen Unsinn aus einer Laune heraus zu machen.

"Hab ich was nicht mitgekriegt oder hat man uns wirklich nicht gesagt, warum die sich ständig befummeln?", fragte ich an Shingo gewandt, gerade in dem Moment, da Jun seinen Kopf in den Nacken legte und mit seinen Händen plötzlich nach Juis Gesicht griff und dessen Stirn küsste.

"Was zum-!?", rief ich entsetzt und sprang von meinem Stuhl auf, während dieser Moment von der Kamera festgehalten wurde.
 

Shingo

Interessiert beobachtete ich ebenfalls die beiden. Klar, sie waren beste Freunde, und gingen untereinander sehr viel vertrauter miteinander um, als mit uns beiden, doch Händchen halten gehörte nie dazu.

„Soweit ich weiß gibt es keine neue Marketingstrategie...", meinte ich nur tonlos, während ich sah, wie Jun sich immer enger an Jui schmiegte und der dies offenbar zuließ.

Dann folgte sogar ein Kuss! Toya war aufgesprungen, während ich nur wie versteinert dasaß, einen Moment brauchte, um es zu verstehen. Waren Sie etwa ein Paar? Dies war mein erster Gedanke, sodass ich Toya wieder neben mich zog.

"Wenn du jetzt dazwischen gehst, fällt das noch mehr auf. Wir müssen warten.", reagierte ich schnell und besah, wie Jui versuchte, dass Shooting zu beenden.

"Sie haben doch nun wirklich genügend Fotos!", sagte er laut und klang recht überzeugt von sich. Ließ also keine Wiederrede zu.
 

Jun

"Schade...", bedauerte ich leise, nachdem der Fotograf widerwillig zugestimmt und das Shooting für beendet erklärt hatte.

Auch wenn es anfangs noch merkwürdig war - unter der Anleitung des Fotografen hatte ich mich doch recht schnell in meine Rolle eingefunden und am Ende sogar Spaß daran gehabt, zusammen mit Jui zu posieren. Dass Jui das Shooting aber nach diesem harmlosen Kuss gleich abbrechen würde, hatte ich nicht erwartet.

"Danke für das tolle Shooting!", rief ich dem Fotografen überschwänglich zu und erhielt seinen Dank zur Antwort, ehe ich zufrieden grinsend zu den anderen beiden Bandmitgliedern schritt. Ihre Gesichter wirkten aber irgendwie nicht so glücklich wie meins, wenn ich mich nicht irrte.

"Das hat Spaß gemacht, oder?"

"Hauptsache, die nehmen nicht das letzte Bild fürs Heft", entgegnete der Schwarzhaarige und bedachte mich mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte. "Ich will nicht, dass wir ein schwules Image kriegen... Ach, Jui? Hast du kurz Zeit? Ist was Privates...", sagte er dann und schob sich an mir vorbei, um zu unserem Sänger zu gelangen.
 

Jui

Im Nachhinein konnte ich mich nicht mehr so recht entscheiden, bei welchen Erlebnis mir das Herz länger stehen blieb. War es Juns Kuss auf meine Stirn oder Toya, der mich gerade beiseite zog.

Meine Knie zitterten etwas, was wahrscheinlich an dem öffentlichen Kuss lag.

Wieder führte uns unser Weg in die Geradrobe.

Um etwas Zeit zu schinden und mich wieder zu beruhigen, ignorierte ich Toya kurz und ging zu meiner Tasche, warf einen unnötigen Blick auf mein Handy. Keine neuen Nachrichten.

Ich musste mich beruhigen und vor allem eine gute Ausrede finden.

"Also?", fragte ich mit fester Stimme.
 

Toya

Auf dem Weg vom Set zur Garderobe waren mir hunderte Dinge durch den Kopf gegangen. Hundert Dinge, die ich Jui sagen oder fragen wollte. Ich war wütend und verwirrt zugleich, wollte unseren Sänger zur Rede stellen und dann... dann stand ich plötzlich vor ihm, allein mit ihm und er fragte einfach nur "Also?". So, als ob er gar nicht wüsste, weshalb ich ihn hier hergebeten hatte. Als wäre da am Set einfach nichts Außergewöhnliches passiert.

Ich schluckte, beobachtete meine Fußspitze dabei, wie sie über das Linoleum scharrte und war plötzlich fürchterlich nervös. Jui war immer noch fünf Jahre älter als ich und berühmter und überhaupt wusste ich plötzlich nicht mehr, ob meine Spontanität so gut war. Aber jetzt musste ich da durch.

"Jui, das da eben am Set... was hat es damit auf sich? Und mit eurem Händchenhalten? Ich meine..."

Ich schluckte erneut, zwang mich dann, zu ihm aufzusehen und meine Hände in den Taschen meiner Hose zu vergraben, nur um sie dann wieder herauszuholen und die Arme vor der Brust zu verschränken.

"Ich meine, das passt gar nicht zu euch. Und dann auch noch vor diesen Leuten - soll das witzig sein oder wollt ihr Fans damit anlocken!? Hat euch Asagi das aufgetragen!?"

Das musste es sein, ein Witz oder ein Befehl. Anders konnte ich es mir nicht erklären - trotzdem wollte ich wissen, was los war, wenn meine Bandmitglieder plötzlich mitten beim Fotoshooting solche Dinge taten.
 

Jui

Mein kühles Verhalten schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Meine Abweisung war Schauspiel, eines, was ich mir mit der Zeit angewöhnt hatte. Nicht besonders sozial, doch so musste ich zumindest nicht zugeben, dass ich in die Ecke gedrängt wurde.

"Ich habe euch doch erklärt, dass Jun noch krank ist. Er ist selten krank, daher verunsichert es ihn noch etwas, dass ihm so oft schwindelig wird. Der Fotograf hat Jun vorhin angestachelt so etwas zu tun, er hätte nicht darauf eingehen dürfen. Ich werde dafür sorgen, dass das letzte Foto nicht gedruckt wird. Ich denke damit sollten alle Fragen geklärt sein", erklärte ich kühl und legte mein Handy zurück in die Umhängetasche.

So wollte ich ihm zeigen, dass ich das Gespräch als beendet betrachtete und gehen würde.

"Ich bin nach Jun mit meinem Einzelshooting dran, danach noch das Gruppenfoto", erklärte ich unnötigerweise.
 

Toya

Ach, so war das?

Ich blickte betreten zu Boden, wieder zu meinen Schuhen und fühlte mich dabei wie ein Idiot. Wenn der Fotograf ihn wirklich dazu angestachelt hatte, ergab es einen Sinn... ich kannte Jun nun lange genug, um zu wissen, dass er solche Faxen gerne mal mitmachte. Nur hatte ich das wohl in diesem Moment vergessen, weil Jun so etwas im Normalfall nicht vor der Kamera eines Zeitungsverlags tat.

"Entschuldige...", nuschelte ich betreten. “Ich war nur... irritiert. Weil er dich so oft anfasst."

Kurz nachdem ich den Satz ausgesprochen hatte, merkte ich, wie sinnlos das klang.

Ich WUSSTE doch, dass Jun solche Dinge nicht so eng sah. Und schließlich hatte er das ja nur getan, als keine Kameras in der Nähe waren.

"Wenn das letzte Bild nicht gedruckt wird, ist das okay. Sonst wäre das ja wie Golden Bomber", versuchte ich mich an einem Witz.

Ich lächelte zaghaft und nickte ihm dann zu, um zu signalisieren, dass das Thema für mich geklärt war. Kurz verbeugte ich mich. "Entschuldige noch mal die Störung..."
 

Jui

Innerlich klopfte ich mir wahrscheinlich gerade heftig auf die Schulter. Dass das nochmal gut gegangen ist.

Toya würdigte ich keinen Wortes mehr und verbeugte mich nur kurz, sodass kein Gespräch mehr zustande kommen konnte.

Gleich darauf suchte ich den Fotografen auf und verfuhr ähnlich mit ihm. Erst wollte er nicht einlenken, so ein Foto war auch für seine Karriere förderlich, doch ich drohte ihm mit dem Management, mit dem Chef der Plattenfirma, der ein guter Freund von mir war und schlussendlich löschte er das Bild vom Computer. Damit waren auch Juns Einzelaufnahmen überstanden, die er, soweit ich es sehen konnte, gut gemeistert hatte und meine Bilder standen an.

Wahrscheinlich war der Fotograf etwas wütend auf mich, schon nach 5 Posen beendete er meinen Teil und rief die anderen zum Gruppenshooting.
 

Jun

Noch immer verstand ich die Aufregung um dieses eine Foto nicht. Ich fand, dass es niedlich aussah, doch kaum waren Jui und Toya aus der Garderobe zurückgekommen, war Jui zu dem Fotografen gestürmt und hatte darauf bestanden, dass das Bild gelöscht wurde. Dabei hätte ich es zu gerne mit nach Hause genommen - das wäre sicherlich ein willkommener Anblick in meinem Wohnzimmer als dieses Foto von Riku und mir...

Doch als ich genau das sagen wollte, hatte Toya mich plötzlich auf meine Gesundheit angesprochen und mich davon abgehalten. Und jetzt war das Bild weg...

Enttäuscht darüber hatte ich mich neben meine Kollegen gesetzt und Juis Shooting beobachtet, bis wir alle noch einmal vor die Kamera treten mussten.

"Wow, Jui ist so schnell fertig! Beeindruckend, oder?", fragte ich meine Kollegen, ohne eine Antwort zu erwarten. Trotzdem bekam ich ein halbherziges Nicken von dem Gitarristen und nahm dann meine Position neben Jui ein. Dann flüsterte ich ihm zu: "Warum hast du das gemacht!? Ich wollte es haben!" Schließlich musste ja nicht jeder mitbekommen, dass ich ein wenig enttäuscht von seiner Entscheidung war.
 

Jui

Eigentlich wollte ich das Shooting nur noch schnell hinter mich bringen und so war es mir ganz recht, dass der Fotograf jetzt wenig Muße hatte, unnötig viele Aufnahmen zu erstellen.

Die anderen gesellten sich zügig zu mir, die Blitze wurden noch einmal umgestellt. Nur schwer konnte ich mir ein wütendes Knurren verkneifen, als ich Juns Frage hörte. Er hätte das Foto gerne gehabt? Das war doch lächerlich.

"Darüber reden wir zuhause! Konzentrier dich", zischte ich ihm zu, immer noch in diesem Ton, den er nicht verdient hatte. Doch ich konnte nicht anders.

Da wir alle recht eng beieinander standen, konnte ich von hinten unbemerkt eine Hand auf seine Hüfte legen, strich dort kurz sanft entlang. Mehr ging im Moment nicht. Ich war wirklich wütend und wahrscheinlich auch genervt.
 

Jun

Ich ignorierte die Hand an meiner Hüfte und drehte mich zusätzlich ein Stück von Jui weg, um ihm zu zeigen, was ich davon hielt. Anstelle einer passenden Bemerkung, stieß ich zischend Luft aus und blickte in die Kamera, doch so richtig konnte ich mich nicht konzentrieren.

Ich hatte Jui keinen Grund geliefert, mir so zu antworten und fand es unfair, mich so behandeln zu lassen. Irgendwie verletzte mich seine Antwort sogar ein bisschen.

"Jun, schau ein bisschen fröhlicher. Ja, so ist's gut", wies mich der Fotograf an, bis ich genug strahlte.

"Toya, du auch... Ja... Jun!"

Ohne dass es mir selbst aufgefallen wäre, hatte ich den Blick beleidigt auf den Boden gerichtet, doch jetzt hob ich den Kopf wieder, damit wir das Fotoshooting hinter uns bringen konnten. Als die Aufnahmen endlich abgeschlossen waren, trat ich auf den Fotografen zu, bevor er das Set abbaute.

"Entschuldigung? Würden Sie auch noch ein Foto für mich für zu Hause machen?"
 

Jui

Natürlich entging mir nicht, dass Jun abweisend reagierte, doch ich hoffte, dass er sich jetzt wenigstens benehmen würde. Sonst würden wir auffliegen und das wollte vor allem er nicht. Ich hätte es sogar begrüßt, wenn wir zumindest unsere Bandkollegen in seinen Gedächtnisverlust eingeweiht hätten, aber der werte Herr hatte sich geweigert und ich durfte es wieder herrichten.

Das restliche Shooting lief, auch wenn der Gesichtsausdruck von Toya und Jun manchmal nicht ganz passte. Da lobte ich mir Shingo, der blieb die ganze Zeit still und wurde nicht einmal korrigiert.

Doch kurz nach dem Ende unserer Arbeit passierte noch etwas Unglaubliches. Jun fragte nach Privatfotos. Sofort war ich an seine Seite und zog ihn weg.

"Jun, der Fotograf wird nicht für unsere Privatfotos bezahlt!", sagte ich laut und entschuldigte mich beim Fotografen für die Störung. Der verbeugte sich ebenfalls und sah uns doch recht verwundert nach.

"Wenn du Privatfotos möchtest, arrangiere ich gerne ein Privatshooting, da kannst du den ganzen Tag Fotos von dir machen lassen so viele du willst..." Während ich sprach, zog ich ihn weg.

"Du bist so kurz davor aufzufliegen! Sei jetzt still, wir ziehen uns um und verschwinden hier", flüsterte ich ihm so zu, dass keiner außer uns es hören konnte.
 

Jun

So, wie Jui klang, konnte man denken, ich wäre selbstverliebt und konnte gar nicht genug von mir kriegen! Ich ballte die Hände zu Fäusten und riss mich von ihm los, um einfach ein wenig Abstand zwischen uns zu bringen. Wütend funkelte ich ihn an und zeigte auf den Fotografen.

"Ich will aber keine tausend Bilder von mir haben!", sagte ich laut. "Ich will einfach nur EIN einziges Foto von - Ach, vergiss es! Jetzt will ich auch keins mehr machen!"

Ruckartig wandte ich mich von ihm ab und trat an ihm vorbei in die Garderobe. Natürlich gab es mir zu denken, wenn Jui sagte, dass ich kurz davor war, aufzufliegen, aber Jui hatte mir nicht verraten, dass ich nicht mal um ein Foto bitten durfte! Dass er jetzt so streng zu mir war, nervte mich deshalb umso mehr.
 

Jui

Seufzend sah ich ihm hinterher. Ich wusste nicht, was schon wieder falsch war an meinen Worten. Wenn er private Fotos wollte, würde ich einen Fotografen anstellen, der ihm so viele Bilder machte wie er wollte, einer, dem die Weitergabe der Bilder vertraglich untersagt wurde.

Ich wollte nicht, dass wir stritten, doch was auch immer passieren würde, es würde nicht mehr in dieser Geradrobe geschehen.

Ein kurzer Blick zu Jun bestätigte mir, dass auch er sich rasch umzog. Wir wurden recht gleichzeitig fertig, sodass ich mich von den anderen verabschieden konnte.

"Komm Jun, ich bring dich nach Hause", sagte ich neutral und stellte erleichtert fest, dass er mir folgte.
 

Jun

"Tschüss, Shingo und Toya!", rief ich unseren Kollegen fröhlich zu und erkannte, dass Shingo noch auf unseren Gitarristen wartete. Am liebsten hätte ich mich dazu gestellt, einfach nur, weil ich mich immer noch über Juis Verhalten ärgerte.

Darum verschränkte ich die Arme vor der Brust, als ich mit ihm den Flur hinab schritt und hielt einen extra großen Abstand zu ihm, damit er merkte, dass ich noch in keiner versöhnlichen Stimmung war.

"Wollen wir nicht lieber was mit den beiden machen, damit ich sie besser kennen lernen kann? Wer weiß, wie lange das noch so bleibt mit meinem Kopf."

Bislang war mein Gedächtnis noch nicht mal ansatzweise zurückgekehrt, von dem kleinen Erinnerungsfetzen von vor zwei Tagen einmal abgesehen.
 

Jui

Es war gut, dass Jun sprach, während ich ihm den Rücken zugedreht hatte, so sah er nicht, wie ich meine Augen verdrehte.

"Ich denke, du solltest für heute nach Hause. Toya fand dein Benehmen komisch, er war verwirrt. Ich weiß nicht, wie ich dich weiter decken soll. Wenn du dich noch einmal mit Ihnen treffen willst, musst du ihnen sagen, was los ist. Schlaf da besser noch eine Nacht drüber und entscheide morgen." Mein Ton war wieder nicht der beste. Dieser Tag hatte mich bestimmt zwei neue graue Haare gekostet. Ich war genervt und erschöpft, wäre gerne einen Moment alleine gewesen, doch nur, wenn ich wusste, dass es Jun gut ging. Und das war momentan offensichtlich nicht der Fall.

"Komm wir fahren jetzt einfach. Du kannst den beiden doch auch schreiben, dann kann ich dir auch besser helfen", schlug ich vor. Dass sein Gedächtnis wieder kommen würde, dessen war ich mir sicher.
 

Jun

Fast schon sehnsüchtig sah ich zu den beiden, nachdem Jui meinen Vorschlag schon wieder schlecht geredet hatte.

"DU bist komisch!", erwiderte ich trotzig, noch immer mit verschränkten Armen und blickte nun wieder geradeaus, während wir unseren Weg aus dem Verlagsgebäude trotz allem fortsetzten.

"Was war denn jetzt so schlimm an diesem bescheuerten Bild!? Das war doch niedlich!"

Wir waren zwar noch nicht zu Hause, aber immerhin waren meine Bandmitglieder auch nicht in der Nähe, daher nahm ich an, dass es in Ordnung war, jetzt über diese Sache zu sprechen.

Außerdem musste ich dann nicht zugeben, dass Jui zumindest in dem Punkt Recht hatte, dass ich den beiden von meinem Missgeschick erzählen musste, wenn ich etwas mit ihnen unternehmen wollte.
 

Jui

"Dann bin ich halt komisch. Könntest du jetzt bitte einsteigen, oder willst du Toya und Shingo doch noch was erzählen?", fragte ich wieder gereizt und stellte zufrieden fest, dass er wütend schnaubend einstieg.

Die Fahrt verlief ruhig, was mir eigentlich ganz gut tat. Ich blendete ihn sogar aus, summte leise zu der Musik im Radio, wie ich es eigentlich immer tat, wenn ich fuhr. Der Jun mit Erinnerungen wusste das auch. Diesem hier war es nur gerade egal.

Ich parkte das Auto und wir gingen in die Wohnung. Noch immer sah er mich nicht an, doch ich hatte mich inzwischen etwas beruhigen können. Was auch immer kommen würde, es brachte nichts deswegen wütend zu reagieren, oder?

"Möchtest du etwas essen?", fragte ich, da ich nicht unbedingt sofort über den heutigen Tag sprechen wollte.
 

Jun

"Ja!", schnaubte ich, schüttelte meine ohnehin halb offenen Boots von den Füßen und ließ sie so zerstreut wie sie waren im Flur liegen. Meine Tasche stellte ich irgendwo mitten auf dem Flur ab und verschwand dann ins Wohnzimmer, ließ mich dort auf die Couch sinken.

Es nervte mich, dass er mir immer noch nicht gesagt hatte, was sein Problem war und ich hatte auch keine Lust mehr, ihn noch einmal danach zu fragen.

Ich hörte das Geschirr in der Küche klappern und wusste, dass ich ihm zumindest meine Hilfe anbieten sollte, aber... Ich konnte das jetzt einfach nicht! Nicht, bevor er sich nicht bei mir entschuldigt hatte!

Ich sprang wieder von der Couch auf, lief unruhig durchs Zimmer, starrte wieder auf diese ganzen Fotos, bis mein Blick an dem umgekippten Bilderrahmen hängen blieb und ich zögerlich näher trat, es in die Hand nahm und das Foto von Riku und mir betrachtete. Das Glas fühlte sich kalt unter meinem Finger an, als ich über sein Gesicht strich und plötzlich fragte ich mich, ob Jui und ich eigentlich oft stritten. Und ob diese Streits der Grund dafür waren, dass wir vor meinem Gedächtnisverlust kein Paar waren oder ob es an Riku



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