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Der Weg aus dem Kampf

Wenn Träume Berge versetzen
von

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Schlechte Nachrichten

Kapitel 48

Schlechte Nachrichten
 

Der Morgen darauf begann mit einer Suche, die eigentlich keine war. Die Kinder wurden in den frühen Morgenstunden vermisst und doch war jedem sofort klar, wo sie zu finden waren. Natürlich wurden sie für ihr unmögliches Verhalten gerügt, aber das störte die kleinen Plagen nur am Rande.

Solange noch nicht alle wach waren, nutzte der Wasserdrache die kinderfreie Zeit, um den See zu erkunden und sich sein Frühstück zu fangen. Auch dieser See war mittlerweile mit Fischen bevölkert worden. Nach beinahe einer Stunde erst kam Tyiasur mit einem

ansehnlichen Exemplar wieder zurück. Und wurde sofort von applaudierenden Kindern empfangen. Amar und Elin hatten ihn im Wasser verschwinden sehen und nun waren sie begeistert zu erleben, wie lange er da unten bleiben konnte, ohne Luft zu holen. Dass der Drache unter Wasser auf andere Art atmete, war ein Punkt, den sie erst noch lernen mussten.
 

Lulanivilay verabschiedete sich beim Frühstück, um auf die Jagd zu gehen. Auch er hatte Hunger und von Pflanzen allein wurde er nicht glücklich. Tyiasur begleitete den Großen, um den Kindern zu entkommen. Sie gingen ihm auf die Nerven.

Während sie aßen, erzählte Addar davon, wie segensreich die Adoption von Fiamma gewesen war, da sie die Hütte den ganzen Winter über auf einer mehr als angenehmen Temperatur gehalten hatte. Ansonsten hielt sie das gesamte Dorf in Atem, denn ihre unvorhersehbare Art verbunden mit der Unerfahrenheit seines Volkes mit Magierbabys war eine nervenaufreibende Kombination. Zusammen mit Seren watschelte sie oft genug bis kurz vor den Rand der Insel oder zum Wasser, nur um Eidechsen, Fenras oder Käfer zu fangen, die ihr gefielen. Seren begleitete sie immer, geriet aber nur halb so oft in Schwierigkeiten.

Mimoun war es, der ansprach, was ihnen Lesley aufgetragen hatte, und holte Erkundigungen über den Krieg ein. Der wirre Alte hatte Recht behalten. Für die Zeit waren die Kämpfe unterbrochen und offenbar schien es auch nicht so, als wolle eine der beiden Seiten bis zum Frühjahr noch einen Angriff starten. Es gab zu viele Verluste. Auf beiden Seiten.

Kurz wurde die Unterhaltung unterbrochen als einige Mädchen anfragten, ob sie Maß nehmen dürften, da man die Drachenreiter ja nicht in diesen Fetzen auf die weitere Reise schicken konnte, dann verschwanden sie wieder kichernd und ließen einen verwirrten Dhaôma zurück. Mit dieser Art von Aufmerksamkeit konnte er immer noch nichts anfangen, wie Leoni belustigt feststellte.

Und während Mimoun mit den anderen auf die Jagd ging, fragte sie Dhaôma, ob sich in ihrer Beziehung irgendwas geändert hatte. Die Antwort, sie würden sich jetzt blind verstehen, brachte sie zum Lachen.

„Das meinte ich doch nicht. Seid ihr jetzt ein Paar? Es wäre den Mädchen gegenüber nicht fair, wenn ihr ihnen Hoffnungen macht, obwohl ihr schon verbunden wärt.“

„So wie du und Asam können wir nicht sein.“, antwortete Dhaôma weich. „Wie sollen wir denn Kinder bekommen?“ Vorsichtig zog er die Beine an und legte den Kopf auf die Knie. Seine Finger kitzelten Seren, die danach grapschte.

„Darum geht es nicht. Es geht doch um Liebe.“

„Ich liebe ihn.“

„Wirklich?“

„Ja.“ Dhaôma lachte ob ihres Unglaubens. „Er ist derjenige, der mir am allerliebsten ist.“

„Aber dennoch scheint es nicht, als ob du verstehst, was ich meine.“, hakte sie nach und fütterte Fiamma das nächste Stückchen zermatschte Birne.

„Dann erkläre es mir.“

Sie hielt inne und sah ihn an. Ihre blauen Augen ruhten irgendwo auf seinem Gesicht. Schon früher hatte sie das getan, um zu überlegen, wie sie es ihm am besten beibringen sollte, deshalb gab Dhaôma ihr Zeit. Schließlich begann sie: „Weißt du, Liebe ist das, was man empfindet, wenn einem beim Anblick eines anderen das Herz höher schlägt. Wenn man eifersüchtig ist, wenn er jemand anderen anlächelt oder berührt.“

„Aber er gehört doch nicht mir!“ Entsetzt starrte der Magier sie an. „Ich könnte ihm daraus nie einen Vorwurf machen, wenn er jemand anderen…“

„Das ist nicht der Punkt.“, unterbrach Leoni ihn milde. „Wenn du es empfindest, musst du ihm daraus keinen Vorwurf machen. Es ist einfach so, dass du dich gegen das Stechen in deiner Brust nicht wehren kannst und es um seinetwillen akzeptierst.“ Dhaôma schwieg. Seine nachdenkliche Miene zeigte nach einiger Zeit deutlich, dass er das Gefühl kannte, also fuhr sie fort. „Wenn man jemanden liebt, kann man es nicht ertragen, dass derjenige von einem entfernt ist. Es ist beinahe schmerzhaft zu wissen, dass es noch einen Tag dauert, bis er wieder zurückkommt.“

„Sollte man sich in diesem Fall nicht freuen, dass er kommt?“

„Sicher. Das kommt noch dazu. Eine emotionale Zerrissenheit, die einen zwischen Trauer und Freude schwanken lässt.“ Freundlich drückte sie ihm die kleine Magierin in die Arme. „Weißt du, man freut sich über kleinste Gesten und gibt kleine Gesten zurück, um das Lächeln desjenigen zu sehen. Sag nicht, das machst du bei jedem. Es fällt jedem auf, dass es bei Mimoun mehr ist als bei anderen. Und sagtest du nicht selbst, dass du ihn inzwischen blind verstehst?“

Verstockt nickte der Braunhaarige und drückte das kleine Mädchen an sich, als hätte er Angst. Er bemerkte nicht einmal, dass sie versuchte, Knoten in seine Haare zu machen.

„Dhaôma, ich will dir nicht einreden, dass du ihn liebst, aber du solltest dir darüber Gedanken machen, damit du es ihm im Falle eines Falles sagen kannst. Denn glaube mir, es gibt nichts Schrecklicheres, als zu sehen, wie dein Geliebter in den Armen einer anderen ist.“

Braune Augen weiteten sich und wieder nickte Dhaôma, dass sie lachen musste.

„So schlimm, der Gedanke?“ Sie ließ ihm Zeit zu antworten, aber als er es nicht tat, fuhr sie fort. „Glaub mir, dass es gar nicht so schlimm ist, jemanden zu lieben. Man wird reich dafür entschädigt, denn es gibt Küsse und andere sehr angenehme Dinge, die man dann miteinander teilen kann.“ Es war nur eine Vermutung ins Blaue gewesen, aber nachdem sie seine Geschichte gehört hatte, schlussfolgerte sie ganz richtig, dass er davon keine Ahnung hatte.

Seltsamerweise wurde Dhaôma schlagartig rot. „Küssen?“

Erfreut klatschte sie in die Hände. „Gab es da etwa etwas?“

Wie paralysiert nickte der junge Mann. „Nachdem wir das erste Mal hier waren.“

„Na, das ist doch toll! Oder hat es dir nicht gefallen?“

„Es hat nach Blut und Fisch und Erdbeeren geschmeckt. Eigentlich hat es mir nicht gefallen.“ Und dann fügte er kleinlaut hinzu. „Und es war nur ein Scherz, glaube ich.“

Mitleidig klopfte sie ihm auf die Schulter. „Ich denke, dass er wirklich der Eine für dich ist.“

Es provozierte ein Schulterzucken. „Und wenn es so wäre? Wenn er jemanden für sich findet, werde ich ihm nicht im Weg stehen. Es würde mich freuen, wenn er seine kaputte Familie wieder aufbauen könnte. Sie bedeutet ihm so unendlich viel.“

„Kannst nicht einfach du seine Familie sein?“

„Würde ich gerne.“

„Aber?“

„Ich bin nun mal kein Hanebito.“

„Das wäre sicher nicht das Hindernis. Ihr wolltet doch rassebedingte Barrieren einreißen.“ Wieder stimmte er ihr mit einem Nicken zu und sie fuhr fort. „Und ihr habt doch schon eine Tochter. Ein guter Start für eine Familie.“

„Fiamma ist deine Tochter.“

„Sie ist ein Mädchen mit drei Vätern und einer Mutter.“, hatte Leoni dafür die Lösung parat. „Und wenn ihr hier leben wollt, könnt ihr das auch gerne tun. Jeder hier würde sich freuen.“

„Ehrlich?“

„Selbstverständlich. Ehrlich, Dhaôma, mehr Selbstbewusstsein würde dir wirklich gut stehen.“

Er lachte. „Ich gebe mir Mühe.“

„Und jetzt nimmst du diese beiden kleinen Gören und badest sie. Du wirst feststellen, dass es eine angenehme Sache ist, mit Fiamma zu baden.“ Geheimnisvoll zwinkerte sie Dhaôma zu, dann kümmerte sie sich um das Fell, das sie gerade gerbte.

„In Ordnung. Und Leoni?“

„Ja?“

„Danke.“

„Wofür?“

„Dass du meine Freundin bist und immer sagst, was du denkst.“

Lachend ging Dhaôma. Und stellte wenig später fest, dass das Wasser um Fiamma schnell sehr warm wurde, so dass es regelrecht dem von früher zuhause glich. Sie war durch und durch ein lebender Ofen.
 

Die Jagd wurde ein voller Erfolg. Die Drachen hatten die Jagdgesellschaft schnell entdeckt und sich ihnen aus Spaß angeschlossen. Es bereitete ihnen Vergnügen die Beute aufzuscheuchen und den Jägern in die Arme zu treiben. Mimoun hatte sich einen Bogen geliehen, doch er war ein wenig aus der Übung. Nach einigen Fehlschüssen ging er mit Krallen auf sein Opfer los, brach ihm mit einer einfachen Bewegung das Genick. Einen Teil seiner Beute trat er an die fleißigen Helferlein ab. Es war auch nicht viel, da diese bereits gegessen hatten. Es war mehr die Geste, die zählte.

Und sie konnten sich mit den Vorbereitungen unten Zeit lassen, da der riesige Drache mögliche andere Beutejäger auf Abstand hielt. Lulanivilay half anschließend auch beim Transport. Tyiasur hatte sich wieder bei seinem Reiter eingenistet und beobachtete das Treiben von seinem erhöhten Standpunkt aus. Mimoun ließ seine Magie spielen und das war eine erhebliche Erleichterung auf dem Rückweg.

Dhaôma befand sich zu dem Zeitpunkt noch mit den Babys beim Baden. Der junge Geflügelte wollte zu ihnen, nachdem er die erlegten Tiere zur Weiterverarbeitung weitergereicht hatte, doch packte ihn Leoni am Arm und zog ihn zur Seite, weg von seinem Freund.

„Du hast es ihm noch immer nicht gesagt.“ Es war mehr eine Feststellung denn eine Frage und Mimouns Gesichtzüge zeigten eine lustige Mischung aus Unmut und Resignation.

„Warum kannst du es nicht einfach gut sein lassen?“, wollte er niedergeschlagen von ihr wissen. Mimoun wusste, dass sie ihm diesmal keine Chance auf Entkommen gewähren würde. Sanft streichelten ihre Finger seine Wange.

„Weil ihr meine Freunde seid und ich es nicht mag, wenn ihr euch quält.“ Sie nahm ihre zweite Hand zu Hilfe und zwang ihn, sie anzusehen. „Wie geht es dir damit? Bist du immer noch damit zufrieden, wie es jetzt ist?“

„Ja.“, antwortete der junge Geflügelte zu schnell, als dass es überzeugend wirkte.

„Nein.“, war Tyiasurs Erwiderung darauf. Ein scharfer Blick Mimouns war dem Drachen Warnung genug. Dennoch zischte der Geflügelte dem kleinen Kaltblüter ein „Redeverbot.“ entgegen.

Dafür erhielt er von Leoni einen Klaps. „Du bist unmöglich.“, schimpfte sie mit ihm. „Und nachher machst du dir wieder Vorwürfe.“

„Er weiß, dass ich es nicht so meine.“, rechtfertigte sich Mimoun und kraulte liebevoll den kleinen Drachen. Dafür erhielt er von Leoni nur einen scheelen Seitenblick.

„Also?“, lenkte die junge Mutter das Thema wieder auf ihr Eingangsgespräch.

„Ich werde ihn nicht einengen. Dazu ist er mir zu wichtig. Und das würde er sich antun, wenn ich ihn darauf anspreche.“ Leoni sah ihn schweigend an. Zu gerne hätte sie ihm alles gesagt, aber das war ein Hindernis, das sie selbst bewältigen mussten. „Ich habe Angst.“, gab Mimoun nach einigen Minuten des Schweigens kleinlaut zu. „Ich habe Angst davor, alles kaputt zu machen. Wenn etwas schief geht, könnte es nie wieder so werden wie früher. Wir könnten nie wieder einfach nur Freunde sein. Es wäre alles… Ich will nicht, dass…“ Unglücklich brach er ab. Sein Drache rieb seinen Kopf an seiner Wange und die andere erfuhr wieder Streicheleinheiten von Leoni. Sie lächelte ihm sanft zu, aufmunternd und mitfühlend zugleich.

„Es gibt Dinge, die das Risiko wert sind.“, erklärte sie vorsichtig.

Verstehend nickte Mimoun und schüttelte im gleichen Atemzug den Kopf. „Ich kann nicht. Ich bin noch nicht bereit dafür.“

Tief seufzend gab die junge Frau schließlich nach. „Warte nicht zu lange. Wenn es zu spät dafür ist, wirst du es dein Leben lang bereuen.“, gab sie ihm den Rat mit auf den Weg.

Unfähig etwas zu sagen, zog er Leoni in seine Arme, doch schnell schob sie ihn wieder von sich. „Du solltest wirklich dringend ein Bad nehmen.“, gab sie ihm naserümpfend den nächsten freundschaftlichen Tipp und schob ihn auffordernd in Richtung See.
 

Als Mimoun ankam, war Dhaôma gerade dabei, Seren davon abzuhalten, davonzuschwimmen. Die kurzen Stummelflügelchen störten sie noch nicht und ihre Paddelbewegungen trieben sie immer wieder davon. Fiamma hatte er sich auf den Rücken gebunden. Immer wieder quietschte sie, wenn ihre Füße das Wasser berührten. Und sie versuchte auch ständig, sich herauszuwinden. Die anderen Kinder badeten ebenfalls, natürlich auf ihre Art: wie Bleienten in Ufernähe.
 

Ja. So sah er auch noch immer aus, wenn er ohne seine Magie im Wasser war. Belustigt watete er weiter hinein und nahm Fiamma von Dhaômas Rücken, nachdem er sich bei dem Magier bemerkbar gemacht hatte. Die Kleine fest umschlungen, ließ er sich ein wenig tiefer sinken, so dass sie jetzt halb im Wasser war. Auch Mimoun merkte nun, wie schnell das Wasser um ihn herum warm wurde. Und er gab sie wieder an seinen Freund zurück. Warmes Wasser musste nicht sein. Nicht im Sommer, wenn er sowieso schon unter der Hitze des Nachmittags litt. Er hielt sich also lieber an den anderen Winzling. Ihre Hände gepackt, zog er sie ein wenig durch das Wasser.
 

An diesem Abend erfuhren sie, dass in ein paar Tagen Elins Mutter ihre Tochter wieder abholen kam, was eine wundervolle Gelegenheit bot, Mimouns Insel und Familie wieder zu treffen. Die beiden Freunde beschlossen spontan, mit Elin zurückzufliegen. Gerade Mimoun hibbelte von diesem Moment an schlimmer herum als seine Adoptivtochter.

In den nächsten Tagen gewöhnten sich die Geflügelten an Lulanivilay und seine Methode der Jagd, bei der er sich immer einfach auf seine Beute legte. Er half gerne beim Treiben, weil sie ihn dafür lobten. In der Zwischenzeit half Dhaôma den Frauen beim Sammeln von Früchten auf den Ebenen. Da er den Boden der Insel nicht erschöpfen wollte, ließ er einfach unten essbare Bäume reifen oder zog Mais und Linsen in die Höhe, die sie dann hinaufbrachten, um sie zu trocknen.

Addar und Asam erzählten von den Ereignissen des Jahres. Dass sie einen großen Sieg unter vielen Verlusten erlitten hatten, dass ein ganzer Landstrich im Sommer von Feuer verschlungen worden war, dass man sie erfolglos gesucht hatte. In diesem Zusammenhang fragte der Magier nach dem Zirkel der Geteilten Geister. Ob Addar oder jemand anderer schon einmal etwas davon gehört hätten oder ob sie wüssten, was gemeint war, wenn Lesley sagte, dass sie ungeduldig wurden. Natürlich kam er nicht umhin zu erklären, dass Lesley sie irgendwie mit dem Krieg in Zusammenhang brachte und dass sie vielleicht mit dessen Ursache zu tun hätten oder sie zumindest kannten.

Und dann war es endlich so weit, am Mittag kamen Aulee, Haru und Samos. Unter viel Freude landeten sie auf der Mitte des Dorfplatzes. Bezeichnenderweise waren die Drachen gerade mit den anderen auf Jagd, so dass sie umsonst die Augen aufsperrten. Selbstverständlich hatten sie die Gerüchte gehört.
 

Mimoun hatte sich der Jagd diesmal nicht angeschlossen. Seine Fehlversuche mit dem Bogen wurmten ihn und er beschloss für sich, dass er wieder besser werden musste. So war er auch gleich zur Stelle, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Beeindruckt stellte der junge Geflügelte fest, dass Samos ein gutes Stück in die Höhe geschossen war. Viel fehlte nicht mehr, damit er Mimoun eingeholt hatte.

Haru beschränkte sich nicht nur auf das visuelle Suchen. Kaum war er gelandet, rannte er über die Insel. Schnell hatte er Elin gefunden und seine Enttäuschung war groß, als sie ihm erklärte, wo sich die Drachen derzeit befanden. So wandte sich der Junge dem nächsten Freund zu: dem Magier.
 

Dhaôma empfing seinen kleinen Freund mit ausgebreiteten Armen. Wie ein Derwisch flog dieser hinein und ließ sich herumwirbeln und drückte sich glücklich an ihn. „Seit du weg bist, gibt’s viel weniger Himbeeren.“, teilte er ihm mit, aber er klang so glücklich, dass es vielleicht eher als ‚Ich freue mich, dich wieder zu sehen’ zu interpretieren war. Lachend drückte der Magier ihn ein wenig fester.

„Dann hast du dich nicht gut genug gekümmert.“

„Habe ich wohl! Ich habe sogar auf der anderen Insel einen Busch gepflanzt. Aber er wollte nicht schnell wachsen, ist bloß kniehoch geworden.“

„Ich hatte dir aber gesagt, dass Himbeeren zweijährig sind.“

„Ja.“, murrte Haru, doch lange hielt seine Zerknirschtheit nicht an. „Erzähl mir von den Drachen!“ Seine grünen Augen leuchteten vor Aufregung.

„Wie wäre es, wenn du ein wenig Geduld hast, und sie gleich selbst kennen lernst? Lulanivilay wird sich sicher freuen.“

„Ist er wirklich so groß wie die Insel?“

„Beinahe!“, mischte sich Elin ein und flatterte auf Dhaômas Rücken. Zusammen waren die beiden beinahe zu schwer und so hockte sich der Braunhaarige hin. „Wenn er die Flügel aufmacht, werden ganz viele Leute nicht nass, wenn es regnet.“

„In welcher Richtung sind sie jagen?“

„In der.“, zeigte Amar und schon war Dhaôma kinderlos, denn die drei drängten sich am Rand der Insel und sahen hoffnungsvoll hinunter.
 

Lachend hatte Mimoun den kleinen Wirbelwind, namentlich Haru, mit seinen Blicken verfolgt. Nun wandte er sich an Aulee und Samos.

„Es ist schön, euch wieder zu sehen.“, begrüßte er die Frau und den Halbwüchsigen. „Du bist jetzt Elins Mutter? Also haben Laru und du zueinander gefunden. Ich freue mich für euch.“

Der Blick der Frau wurde traurig. Ihr Blick wanderte zu den fröhlichen Kindern.

„Viele… haben uns dieses Jahr verlassen.“, flüsterte sie und nicht nur ihr Blick war nun gen Boden gerichtet. Auch Samos wirkte niedergeschlagen.

„Aulee.“, begann Mimoun, als sich das Begreifen durchgesetzt hatte. „Es… Ich…“ Weil er sich nicht anders zu helfen wusste, nahm er sie in den Arm. Er hatte nicht vorgehabt, die Wiedersehensfreude mit schlimmen Erinnerungen zu überschatten. „Tut mir Leid.“ Als er sie aus seiner Umarmung entließ, wandte er sich wieder den Kindern zu und er bedachte Elin mit einem mitfühlenden Blick. Nun hatte sie nicht nur ihre leibliche Mutter verloren, sondern auch noch ihren Vater und das schon in so jungen Jahren.

Er sah nicht den unsicheren Blick, den Samos und Aulee hinter seinem Rücken tauschten, sah nicht das Nicken des Jungen, nicht das unglückliche Gesicht der Frau und ihr flehendliches Kopfschütteln.

„Er muss es wissen.“, flüsterte Samos und zog damit Mimouns Aufmerksamkeit wieder auf sich.

„Was?“, fragte dieser neugierig nach, doch seine Miene wurde angesichts ihrer Gesichtsausdrücke unsicher und von böser Vorahnung geprägt.

„Silia hat einen Gefährten gefunden.“, begann Aulee und Mimouns Gesicht hellte sich auf.

„Das ist toll.“, freute er sich. Das war doch kein Grund für diese Trauermienen.

„Sie trägt sein Kind.“ Auch das war keine Hiobsbotschaft, befand Mimoun.

Nach einer unsicheren Pause und einem tiefen Seufzen fuhr Elins Mutter fort: „Er gilt als verschollen.“ Mimouns Freude schmälerte sich aufgrund dieser Nachricht und ihrem Blick konnte er entnehmen, dass das noch nicht alles gewesen sein konnte. „Und Cerel ist vor wenigen Wochen zu Rahol gegangen.“

Es dauerte einen Moment, bis Mimoun begriff, dass sie den Namen seines Vaters genannt hatte. Und noch einen weiteren, bis in seinen Verstand vordrang, was das bedeutete. Ihm wurde schlagartig kalt. Ihm wurde schlecht und er fühlte sich, als würde er den Boden unter den Füßen verlieren. Aulees Griff an seinen Armen half ihm, halbwegs klar zu bleiben. Dennoch ließ er sich auf die Knie sinken.

Wenige Wochen. Er war um ein paar wenige Tage zu spät. Er spürte die Tränen nicht, die begannen seine Wangen herab zu rinnen. Er bemerkte die betroffene Stimmung nicht, die die Versammelten um sie herum ergriff. Asam trat näher und legte ihm eine Hand auf die Schulter, drückte leicht zu, zum Zeichen, dass der Freund nicht allein war.

Allein. Silia. Sie hatte derzeit niemanden, der ihr Trost spendete. Wie mechanisch erhob sich Mimoun und strebte dem Rand der Insel zu, die Flügel bereits leicht gespannt, bereit zum Start.

Unten auf den Ebenen erstarrte ein kleiner blauer Wasserdrache und wandte sich ruckartig der Insel zu. Unsicher irrten die dunklen Augen am Himmel entlang.

„Nicht. Bleib.“, verlangte Asam und schlang seinem Freund von hinten einen Arm um die Brust und hielt mit der anderen Hand einen Arm fest.
 

Dhaôma hatte gerade vorgehabt, die Freunde zu begrüßen, als er sah, wie Mimoun aufstand und zum Rand der Insel lief. Er wirkte seltsam, als wäre er am Schlafwandeln. Asam hielt ihn auf, die Stimmung tat körperlich weh. Mimouns ganzer Körper drückte Schmerzen aus. Was war denn passiert?

Alarmiert rannte er zu den anderen und drängte sich durch die dunkel schweigenden Hanebito. „Mimoun?“ Irgendjemand griff ihn am Arm und schüttelte den Kopf. Was sollte das heißen, er sollte nicht zu ihm gehen? „Mimoun!“, erhob er die Stimme lauter und versuchte sich loszumachen.
 

Da rief jemand seinen Namen. Er hörte es, dunkel, leise, wie aus weiter Ferne. Die Stimme klang besorgt. Das sollte sie nicht. Nicht diese Stimme.

Mimoun wandte sich um. Suchend sah er sich nach dieser Stimme um. Ah. Dhaôma. Er sollte sich doch keine Sorgen machen. Er wollte ihn nicht traurig sehen. Ohne sein bewusstes Zutun erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht, nur durch die noch immer rinnenden Tränen Lügen gestraft.
 

Ein einziger durchdringender Blick ließ denjenigen, der ihn hielt, seine Hand zurückziehen, dann war Dhaôma bei Mimoun. Nur ein einziges Mal hatte er Mimoun weinen sehen und damals hatte er ihn verlassen wollen. Cerel hatte gesagt: ‚Was, wenn er es nicht erträgt?’ oder so ähnlich. Bedeutete das, dass jemand gegangen war, der ihm nahe stand? Wer blieb da schon? Cerel oder Silia. Mitleid, Angst und Sorge schossen wie ein Blitz durch seinen Körper. Was, wenn Mimoun daran zerbrach, dass einem der beiden etwas passiert war? Sanft strich er die Tränen von den Wangen. Freilich kamen welche nach.

„Du sollst nicht lächeln, wenn du Schmerzen hast.“, sagte er, mühsam den Knoten in seinem Hals überwindend, um Worte zu finden. „Was ist passiert?“

Hinter ihm die Leute tauschten unangenehm Blicke, weil sie wussten, wie schmerzhaft die Antwort für Mimoun ausfallen würde, aber vielleicht war es genauso schmerzhaft, wenn sie für ihn antworten würden. Aulee machte Anstalten, es trotzdem zu tun, aber die Worte blieben ihr im Halse stecken. Selten hatte sie angesichts einer so schrecklichen Nachricht eine so sanfte und liebevolle Atmosphäre erlebt. Dhaômas Haltung drückte aus, dass es ihn nicht kümmerte, wer da um ihn herum war oder was dachte oder was er selbst fühlte. Wichtig war nur, dass sein Freund auf ihn konzentriert blieb, dass er ihm nicht verloren ging, dass der Schmerz in diesem Körper Linderung erfuhr.
 

Nach einigen Augenblicken, in denen Mimoun nicht die Anstalten machte, seinen Weg Richtung Heimatinsel fortzusetzen, löste Asam seine Hände und überließ Dhaôma komplett das Feld. Es war besser, wenn er die beiden nun erst einmal allein ließ.

Das Lächeln verschwand derweil aus Mimouns Gesicht. Langsam fing er die Finger seines Magiers ein und führte sie zu seinen Ohren. Er schloss die Augen und entließ alle Luft mit einem zischenden Seufzen. Der Geflügelte versuchte Ruhe zu finden, sich auf sein Inneres zu konzentrieren. Was oder wann war seine letzte Begegnung mit seiner Mutter, wie war sie verlaufen? Was stand in dem letzten Brief an sie? Wann hatte er ihr das letzte Mal gesagt, dass er sie lieb gehabt hatte? Er konnte sich nicht mehr erinnern.

Mimoun öffnete wieder die Augen und entdeckte den Magier. Ah ja. Er hatte ihm eine Frage gestellt. Kurz huschte ein Lächeln über sein Gesicht.

„Meine Mutter ist jetzt glücklich.“, flüsterte er.
 

Auch wenn die Antwort völlig widersinnig schien, Dhaôma wusste sofort, was er meinte. Die Reaktion gepaart mit seiner Kenntnis von Cerel zeigten ihm den Grund für Mimouns Tränen auf. Traurigkeit durchfuhr ihn. Obwohl er seine Differenzen mit dieser Mutter gehabt hatte, war sie es doch gewesen, die ihm gezeigt hatte, was eine echte Mutter ausmachen konnte. Und sie hatte sich lange genug um ihn gekümmert, dass er sie wirklich gern gemocht hatte.

Als die Tränen in seine Augen traten und über seine Wangen flossen, zog er Mimoun in eine Umarmung, fuhr mit den Händen in die schwarzen Haare, wie er es bei Cerel immer beobachtet hatte. Er sagte nichts, denn egal was er geantwortet hätte, alles wäre falsch gewesen. Nie zuvor war er in dieser Situation gewesen, da kannte er sich nicht mit aus.
 

Widerstandslos ließ der junge Geflügelte diese Behandlung über sich ergehen, die Hände im Stoff von Dhaômas Hemd verkrallt.

Nach und nach verließen die Dorfbewohner diesen Ort, gaben den beiden Raum und Zeit zum Trauern. Selbst die Kinder, die mit ihren hellen Stimmen laut und neugierig nach dem Grund für diese Stimmung fragten, wurden diesmal unnachgiebig eingefangen und weggescheucht.

Die Drachen kehrten früher zurück als die Jäger. Tyiasur hatte Lulanivilay gesagt, dass etwas nicht stimmte, dass ihre Freunde traurig waren. Und sie waren ohne weitere Unterbrechung zur Insel zurückgeflogen. Nun wickelte sich der kleine Wasserdrache um die Hälse von Dhaôma und Mimoun. Mit der Zunge leckte er die Tränen seines Reiters fort. Angewidert schüttelte er sich. Salzwasser war eklig, dennoch fuhr er damit fort.
 

Schließlich legte sich Lulanivilay um die beiden jungen Männer und sperrte sie so von den neugierig-mitleidigen Blicken aus. Er konnte sich vorstellen, dass es nicht angenehm war, diese Blicke zu spüren. Und weil ihm Tyiasur telepathisch mitteilte, dass Mimouns Mutter gestorben war, gab er seit langer Zeit zum ersten Mal das dunkle, magendröhnende Geräusch von sich, das bei ihm ein Ausdruck von Trauer war. Bisher kannte er Mitleid nicht, aber wenn es dem Hanebito so schlecht dabei ging, musste es etwas Furchtbares sein.
 

Dieses dumpfe Dröhnen erfüllte jede Faser seines Körpers, passte so wunderbar zu der Stimmung des Geflügelten und vermittelte ihm dennoch ein Gefühl von Geborgenheit. Er war nicht allein. Seine Freunde standen ihm bei. Seine Hand suchte blicklos den schuppigen Leib des großen Drachens, blieb darauf liegen. Sein Kopf drehte sich ein wenig zur Seite und war nun an Tyiasur gelehnt.

„Ich muss gehen.“, flüsterte Mimoun nach einigen Minuten. „Sie braucht mich. Nun sogar mehr als sonst.“ Er löste sich nur wenig von Dhaôma, nur so weit, dass er ihm ins Gesicht sehen konnte. „Sie hat nicht nur Mutter verloren. Ihr Gefährte gilt derzeit als vermisst.“ Unsicher fing er die streichelnden Finger seines Magiers ein und drückte sie auf der Brust zusammen, knetete sie. Er wusste, wie dieser zu Silia stand. „Bitte. Ich…“
 

„Geh ruhig.“ Dhaôma schluckte seine Tränen erfolglos hinunter und versuchte ein schiefes Lächeln. „Ich weiß am allerbesten wie es ist, wenn man alleine ist, und ich will nicht, dass es ihr genauso geht.“ Erneut strich er über Mimouns Wange bis in seine Haare. „Nimm dir bitte aber noch die Zeit, Wasserschlauch und Proviant mitzunehmen. Wer weiß, wie lange du unterwegs bist.“ Er trat einen halben Schritt zurück und lehnte sich an seinen Drachengefährten. „Ich werde hier warten, bis du zurückkommst, einverstanden?“
 

Es war zu viel auf einmal. Alles überschlug sich. Trauer, Dankbarkeit, Zuneigung. All diese Gefühle wirbelten in ihm, wie in einem Kaleidoskop. Nichts greifbar, nichts verständlich.

Mimoun folgte Dhaôma den halben Schritt und flüsterte ihm ein „Danke.“ zu, bevor er ihn küsste. Vorsichtig, unsicher.

Abrupt wandte er sich um. Mit einem sichernden Griff sorgte er dafür, dass Tyiasur auf seiner Schulter blieb. Eiligen Schrittes lief er auf die Hütte des Ältesten zu. Dieser und seine Familie befanden sich davor und empfingen ihn mit mitleidigen Mienen. „Ich muss gehen.“, eröffnete der junge Mann. Zu mehr kam er nicht. Während Asam wortlos in der Hütte verschwand, zog Leoni ihn in seine Arme und streichelte seine tränennassen Wangen. Niemand sagte etwas. Alle bedachten ihn nur mit diesen mitleidigen Blicken.

Als das junge Ratsmitglied zurückkehrte, überreichte er seinem Freund einen kleinen Stapel. „Wasserschlauch, Proviant.“, erklärte er. Eine Frauenstimme fügte von hinter ihm an: „Neue Kleider.“ Mit einer leichten Verbeugung nahm er die Sachen an sich. Unsicher irrte sein Blick umher.

„Zeig uns, wie sie dir stehen, wenn du wieder kommst.“, ersparte ihm das Mädchen unnötige Ausflüchte.

Mit einem erneuten dankbaren Lächeln schwang er sich in die Luft. Kaum hatten seine Füße keinen Kontakt zum Boden, beschleunigte er. Mimoun gab alles, was er aufbieten konnte. Er mied die Dörfer auf seinem Weg nicht bewusst. Immer wieder kam er an welchen vorbei, doch bei keinem machte er Rast. Mimoun sah die schwarzen Schatten, die aufstiegen, um ihn zu begrüßen, und auf Neuigkeiten hofften, nirgends blieb er stehen. Tyiasur spürte, wie wichtig das hier seinem Reiter war und so ließ er ihn gewähren.

Die Nacht verbrachten sie unten inmitten eines kleinen Hains. Mimoun hatte kein Bedürfnis nach Gesellschaft, kein Bedürfnis nach Geschichten und Neuigkeiten. Die Nacht war kurz. Auf dem Rücken liegend, starrte der Geflügelte zum Himmel empor, ohne zu sehen. Seine Gedanken kreisten um vergangene Zeiten. Tyiasur sah Bilder aus Mimouns Kindheit, seiner Jugend, seinem Leben. Schöne Erinnerungen, Streitigkeiten, Differenzen. Freud und Leid.

Der Drachenreiter setzte seine Reise im ersten Licht des Tages fort. Nur kurz unterbrach er seinen Flug, damit auch Tyiasur die Möglichkeit bekam, sich Essen zu beschaffen. Er selbst nutzte die erzwungene Ruhepause dazu, endlich die neuen Kleider anzuprobieren. Sie waren weich und von guter Machart, kamen jedoch nicht an Jadyas Künste heran. Dann schaute er, was Asam ihm zusammengepackt hatte. Ein weiches Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Beim Öffnen des Pakets kullerte ihm eine kleine rote Frucht entgegen. Sein Freund hatte wohl ein paar Erdbeeren gemopst und vor Mimoun in Sicherheit gebracht, damit auch andere ihre Freude daran haben konnten. Nun hatte er ihm eine zur Aufmunterung mitgegeben.

Seine Heimatinsel erreichte Mimoun, kurz bevor die Sonne das nächste Mal versank. Aber er fühlte sich kraftlos und ausgelaugt. Ihn erfüllte der drängende Wunsch nach Schlaf. Schnell war er von alten Freunden umgeben, die ihn freudig, aber zurückhaltend begrüßten. Sie hatten ihn kommen sehen, in einer Geschwindigkeit, die einem Geflügelten nicht hätte möglich sein dürfen. Und dann war da noch… Mimoun zog seinen Wasserschlauch und entleerte ihn über die blaue seltsame Schlange, die auf seiner Schulter thronte. Nach einem kurzen Blick zu Mimoun erhob sie sich in die Luft und flog zu der tiefer liegenden Insel, auf der sich die beiden Seen befanden. Keiner wagte es nachzufragen, was das für ein Geschöpf wäre und was es damit auf sich hatte.

Als man sein von Trauer gezeichnetes Gesicht sah, wussten sie, dass er es bereits erfahren hatte. Mimouns Blick glitt suchend über die Versammelten. So viele vertraute Gesichter fehlten. So wenige waren noch hier. Als ihn sein Weg zur Hütte seiner Familie führte, machten sie freiwillig Platz. Jadya stand an der Lederplane, hinter der nun Silia hervortrat. Die Freundin hatte ihr wohl Bescheid gegeben.

Unschlüssig blieb er vor seiner Schwester stehen. Sein Blick glitt über die eingefallenen Wangen, die tiefen Augenringe und den schon gut zu sehenden Bauch. Sanft legte er seine Finger darauf, als sie noch immer nicht reagierte. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen und schloss ihn wieder, ohne dass ein Wort seine Lippen verlassen hätte.

Als er ihr wieder ins Gesicht sah, fiel ihm auf, dass ihre kurzen Haare im abendlichen Wind flatterten. Und ihre Augen schimmerten feucht. Sie weinte nicht. Sie hatte mittlerweile all ihre Tränen aufgebraucht. Sanft glitten seine Finger durch ihre Haare und zog sie schließlich an sich. Das Mädchen wehrte sich überhaupt nicht dagegen.

Noch immer hatte keiner der beiden ein Wort gesagt, so dass auch auf dieser Insel diese bedrückende Stimmung aufkam, die urplötzlich von einer hellen Kinderstimme unterbrochen wurde. „Wo ist Dhaôma?“, wollte Ramon wissen.

„Nicht hier.“, erwiderte Mimoun leise.

Seine Schwester legte nun endlich ihre Arme um seinen Körper und drückte leicht zu.

Bevor Ramon weiter fragen konnte, wurde er von seiner Mutter auf den Arm genommen und weggebracht. Es war abends. Es war sowieso Zeit für die Kleinen zu schlafen.

Auch Mimoun führte seine Schwester wieder in die Hütte. Im Eingangsbereich lagen einige zerrissene Felle, der Tisch war nicht mehr vorhanden. Eine der Lederplanen war gewaltsam heruntergerissen und noch nicht repariert worden. Silia ging ohne ein Wort durch eine Plane und ließ sich in dem mit Fellen überfüllten Zimmer zusammensinken. Ebenso leise legte er sich zu ihr und zog sie wieder in seine Arme. Weil sie noch immer nicht mit ihm redete und er sich bis zur Erschöpfung verausgabt hatte, schlief er bald ein.
 

Dhaôma blieb wie erstarrt zurück. Seine Augen brannten noch immer von Tränen, verstärkt durch den Kuss, den er nicht verstand. Er verstand, dass es Dankbarkeit war, dass es ein Versprechen war, zurückzukommen, aber wegen Leonis Worten wusste er einfach nicht, was es wirklich bedeutete. Er fühlte sich schrecklich, weil Mimoun gehen würde, dabei war er noch nicht einmal weg. Ja, er liebte Mimoun, so wie sie es meinte, aber wie war es bei dem anderen?

Aber auch wenn er es kaum ertrug, dass Mimoun in Silias Armen Trost finden würde und nicht in seinen, er blieb. Er sah zu, wie sein schwarzhaariger Freund die Insel verließ und schon nach einigen Minuten nicht mehr zu sehen war. Wieder liefen Tränen seine Wangen hinunter und er ließ sich in die Hocke sinken, lehnte sich gegen Lulanivilay. Er fühlte sich einsam.

„Weine nicht, Freiheit.“, erklang es so leise, dass er es kaum hören konnte. „Er kommt zurück.“ Die Schwanzspitze legte sich um seine Füße, der große Kopf neben ihn.

„Ich weiß.“, war alles, was er antwortete.

Von der anderen Seite kamen Kinderstimmen, die fragten, ob er spielen kommen wollte, doch statt eine Antwort zu geben, schwang sich der Magier auf den Rücken seines Drachen und ließ ihn fliegen. So schnell es ging, so weit wie möglich, aber in eine ganz andere Richtung als Mimoun. Er wollte den Kopf freikriegen, ohne abgelenkt zu werden, ohne sich verstellen zu müssen. Lulanivilay tat ihm den Gefallen gerne.

Sie flogen über eine Stadt der Magier mitten im Wald. Es gab Geschrei und ein paar äußerst schnelle und mutige Kämpfer schossen Eis und Feuer auf sie ab, aber sie trafen nicht. Diese Angriffe waren gegen die der Drachen einfach nicht stark genug. Aber sie ernüchterten ihn und ließen ihn einen zweiten Blick hinunterwerfen.

Die Stadt sah ungepflegt aus. Die Gärten waren verlottert, die Häuser sahen aus, als hätte man sie lange Zeit nicht mehr repariert, selbst die Straßen waren aufgebrochen und die feinen Mosaiken zerstört. Es gab einfach nicht genügend Arbeiter, die die Stadt in Schuss hielten, so wirkte es. Und noch schlimmer war es in den Armenvierteln. Die Häuser waren kaum mehr als Bruchbuden! Niemals hatte er wirklich dorthin gedurft, er kannte das nur aus Erzählungen!

Ein drittes Mal ließ er Lulanivilay über die Stadt fliegen und der Drache fragte, was er sich davon erhoffte. Aber das wusste er nicht. Eigentlich wollte er nur sehen.

Sehr viel später, als er schon auf dem Rückflug war, teilte er Lulanivilay mit, dass er in den nächsten Tagen gerne mehr Städte sehen wollte, ob er ihn dorthin bringen würde. Und er versprach, dass er nicht landen würde, weil er Mimoun nicht hintergehen wollte. Er wollte bloß einen Überblick bekommen über das, was er nur aus einer sehr begrenzten Perspektive kannte.

An diesem Abend saß er bei Addars Familie und ließ deren Anwesenheit über sich hinweg waschen. Draußen regnete es und Lulanivilay nutzte die Gelegenheit, um sauber zu werden, aber er wollte nicht nass werden. Dankenswerterweise ließen sie ihn in Ruhe und so hatte er in dieser Nacht die zwei Winzlinge bei sich, die erstaunlicherweise still waren und gegen seine nächtliche Präsenz nichts einzuwenden hatten. Leoni und Asam waren darüber sogar sehr dankbar, weil sie die beiden sonst niemals jemand anderem anvertrauen konnten, ohne dass es Terror gab.

Am nächsten Tag ließ sich Dhaôma beschreiben, wie das Leben auf Mimouns Insel gewesen war, nachdem sie abgereist waren, und erfuhr dabei, dass Silia Jayan zum Gefährten gewählt hatte, der von dieser Insel hier kam. Man erzählte ihm, dass Cerel stundenlang jeden Tag unter den Kirschbäumen gestanden und auf sie gewartet hatte, bis sie zu krank geworden war. Man hatte gehofft, Mimoun käme zurück, aber die Hoffnung schwand, als sie zu schwach wurde, um nach draußen zu gehen, weil sie das Essen verweigerte. Man merkte, dass es schneller ging, nachdem Jayan zu ihr und Silia gezogen war. Als ob sie jetzt, da sie ihre beiden Kinder selbstständig wusste, keinen Grund mehr darin sah, weiterzuleben. Aulee erzählte, dass sie an dem Tag, an dem sie gestorben war, regelrecht glücklich gewesen war, weil sie Rahol wieder sehen würde. Eine halbe Woche später war eine Nachricht gekommen, dass Jayan vermisst wurde. Er war von einem der Kämpfe nicht zurückgekommen und man hatte zwar seine Leiche nicht gefunden, aber es war allgemein bekannt, dass ein Vermisster nicht zurückkehrte – Mimoun stellte da die einzige Ausnahme über Jahrhunderte dar. Danach war Silia in sich zusammengebrochen. Auch sie hatte aufgehört zu essen und man machte sich Sorgen um sie und ihr ungeborenes Kind.

Außer diesen beiden waren viele nicht mehr da. Laru war gestorben und auch Lyril, die Gefährtin des Dorfältesten war ins jenseitige Leben getreten. Mailen, Thatos, Rai und Einel waren nicht mehr dort, weil sie in den Krieg gezogen waren und ihre einjährige Ausbildung angetreten hatten. Und Aylen war zurzeit das zweite Sorgenkind des Dorfes, da sie ihrem Geliebten Rai an die Front gefolgt war und dort für Furore sorgte als einzige Kriegerin, die teilweise auch noch die Männer in den Schatten stellte.

Einen Tag darauf flogen Haru, Elin, Samos und Aulee wieder zurück, aber Dhaôma blieb. Er hatte versprochen zu warten. Und auch als Leoni sagte, er würde gebraucht, konnte er ihr nur sagen, dass Silia ihn kaum dulden würde und er deshalb bleiben würde, wo er war. Mimoun würde ihm schon sagen, wann er kommen dürfe.

Die nächsten vier Wochen hatte Dhaôma ein großes Problem: In ihm brannte der Wunsch, zu Mimoun zu fliegen und ihn in den Arm zu nehmen. Er hatte nachts Alpträume, dass Mimoun seiner Mutter und Schwester zu ähnlich wäre und sich zu Tode hungerte oder anderweitig krank wurde. Er machte sich Sorgen und aus diesem Grund stürzte er sich tagsüber in Arbeit oder das Spiel mit den Kindern. Jeder bekam mit, dass etwas nicht stimmte, aber bis auf Leoni sprach es keiner an. Immer wieder flog er mit Lulanivilay davon, um sich die Magierdörfer und -städte der Umgebung anzusehen, was er niemandem erzählte. Oder er ging mit den Mitgliedern des Dorfes auf die Jagd nach Lachsen, die in den letzten warmen Tagen des Herbstes die Flüsse heraufkamen. Nie zuvor hatten die Geflügelten das gewagt, aus Angst, von Magiern überrascht zu werden, aber mit dem Drachen an ihrer Seite konnten sie sich die Zeit nehmen, die dicken Fische in Massen aus dem Wasser zu holen. Über viele Tage hingen die Fische zum Trocknen auf langen Gestellen in der Sonne und dem Wind, bevor sie eingelagert oder an die Nachbardörfer weitergegeben wurden.

Es wurde kühler und Dhaôma stand öfter am Rande der Insel und sah in die Ferne. Er überlegte, wie er den Winter mit Lulanivilay überstehen sollte. Der Drache ertrug die Kälte nicht, wie er selbst bestätigte. Man schlug ihm vor, eine große Hütte zu bauen, in der der Drache wohnen könnte, und Fiamma würde für die nötige Wärme sorgen, aber Dhaôma wusste, dass es für seinen großen Freund das Schlimmste war, wenn er wieder regungslos gefangen sein müsste. Das würde er ihm nicht antun. Also bekam er neue Kleider, warme aus Pelz, die er über seine normalen Lederkleider und unter Jadyas Poncho ziehen konnte, wenn er fror. Auch diese Mädchen hatten versucht, den Schnitt der Magierroben nachzuempfinden und waren damit einigermaßen erfolgreich gewesen. Und Lulanivilay bekam eine Decke, die ihn fast komplett bedeckte. Das Dorf war dankbar, dass die beiden so aktiv dabei halfen, die Vorräte aufzustocken, und wollte ihnen ermöglichen, so lange wie möglich zu bleiben, um zu warten.
 

In den nächsten Tagen verließ Mimoun die Hütte so gut wie gar nicht. So lange er nicht neben Silia hockte und ihren Schmerz teilte, machte er sich daran, die Sachen zu reparieren, die sie in einem Verzweiflungsanfall zerstört hatte. Auch musste er sie zwingen, wieder zu essen. Immer wieder schärfte er ihr ein, dass ihr Baby sie brauchen würde, dass sie sicher nicht wollte, dass es ebenfalls starb.

Die Woche darauf unternahmen sie erste Spaziergänge zu den Bäumen. Jadya schloss sich ihnen sehr schnell dabei an. Sie war ebenfalls ständig um ihre Freundin herum und versuchte, ihr eine Stütze zu sein. Mimoun nutzte die Gelegenheit und hörte sich im Dorf um, fand heraus, wer nun nicht mehr da war, was sich im letzten Jahr hier getan hatte.

Dann war es an ihm zu berichten, was sich auf ihrer Reise zugetragen hatte. Zu diesem Zweck rief er Tyiasur wieder zu sich, der die ganzen Tage geduldig in dem See ausgeharrt hatte. Niemand der Geflügelten hatte sich in der Zeit dorthin getraut. Zu unbekannt war ihnen das Geschöpf. Nicht nur Tyiasur stellte er ihnen vor. Auch von Lulanivilay berichtete der junge Geflügelte, versuchte ihnen schon im Vorhinein die Scheu vor dem großen Geschöpf zu nehmen, das vielleicht einmal zu dieser Insel kommen würde. Silia hockte während seiner Geschichten mit geschlossenen Augen neben ihm, ihre Hand mit seiner verwoben, reglos, ohne ein Wort, beinahe schlafend.

Wieder wurde Mimoun mit der Frage konfrontiert, warum Dhaôma nicht mit ihm gekommen war. Nur knapp konnte sich der Angesprochene davon abhalten, in dem Moment über Silias Arm zu streicheln, aber jedem fiel es auf. Jeder wusste noch von der Abneigung der beiden. Und jeder verstand es. Nur die Kinder nicht, die ihren Magier gern wieder gesehen hätten. Er hatte es ihnen schließlich versprochen. Und das vor Jahren.

Silias Zustand änderte sich mit der Zeit. Sie aß wieder selbständig und ihre blassen Wangen gewannen wieder an Farbe. Das Mädchen hockte auch nicht mehr dumpf in einer Ecke, sondern verließ die Hütte eigenständig und mittlerweile regelmäßig. Häufig streichelten ihre Hände über ihren Bauch, wenn sie gedankenverloren am Rand der Insel stand. Nur reden wollte sie noch immer nicht.

Als er keine Gefahr mehr für seine Schwester sah, setzte sich Mimoun für wenige Tage allein ab. Er wollte Abschied nehmen. Etwas, was ihm bisher nicht vergönnt gewesen war. Er nutzte seine Windmagie, um schneller als gewöhnlich zu der kleinen, nur aus löchrigem Fels bestehenden, hoch oben schwebenden Insel zu gelangen. Er wusste noch, in welchem Spalt sein Vater ruhte. Mit Mühe quetschte er sich durch den Spalt, durch den keiner der riesigen Raubvögel passen konnte. Der poröse Fels ließ überall Licht herein. Im Halbdunkel erahnte er die Nische, in der sich die Knochen Rahols befanden. Der Geruch nach Tod war übermächtig und trotzdem trat er näher heran. In der Nische saß der zusammengesunkene Leib einer Frau. In ihren auf ihrem Schoß gefalteten Händen befanden sich weiße Knochen, zwei Puppen und ein geflochtener Zopf. Zögerlich nahm Mimoun die Puppen in die Hand. Er wusste, dass sich in vielen der Nischen solche Puppen befanden. Sie standen für die, die den Weg nach Hause nicht gefunden hatten. Der Zopf Silias war eine Art Abschiedsgeschenk, ihre Art ihre Trauer zu zeigen.

Mimoun blieb nicht lange in dem Spalt. Den Rest der zwei Tage, die er dort verbrachte, hockte er oben auf der Insel und starrte blicklos in die Welt, die Puppe, die ihn symbolisierte, fest in der Hand haltend. Bevor er zurückkehrte, legte er diese wieder an ihren Platz. Auch wenn er nicht tot war, so hatte er doch das Gefühl, auf die Art bei seiner Familie sein zu können.

Tyiasur schimpfte mit ihm. Die Zeit, die sein Reiter nicht da gewesen war, hatte ihn niemand vor den Blagen bewahrt. Da auch Elin und Haru mittlerweile wieder auf der Insel waren, hatte er fünf Zwerge, die ständig seine Aufmerksamkeit wollten. Sie hatten es so weit getrieben, dass er sich aufgeplustert hatte, aber das fanden sie eher lustig denn erschreckend.

Mit den Tagen kam auch der Winter immer näher. Die Tage wurden kürzer und die Hitze des Sommers ließ langsam nach. Und Mimoun wusste, dass es langsam Zeit wurde. Seine Unsicherheit war offensichtlich, als er sich eines Abends neben Silia hockte. Ihr Blick wurde eine Spur trauriger, noch bevor er etwas sagen konnte. Und beinahe traute er sich nicht, dass Gespräch auf das Thema Abschied zu lenken.

„Sie wird dich nicht aufhalten.“, sprach Tyiasur in den Köpfen beider, um als Vermittler zu helfen. Ihre Hand wanderte zu dem Geschuppten und kraulte sein Kinn, wie sie es bei ihrem Bruder schon gesehen hatte.

„Schon gut.“, erklang leise und rau ihre Stimme. Ihr Blick war auf den Drachen gerichtet, während sie ihre Worte an Mimoun richtete. „Ich weiß nun, was es heißt zu lieben. Auch wenn ich mit deiner Wahl noch immer nicht einverstanden bin.“

Mimoun streckte sich aus und bettete seinen Kopf auf ihrem Schoß. Kraulend fuhr sie auch ihm durch die schwarzen Haare. „Ich werde da sein.“, versprach er ihr nach einigen Augenblicken Schweigens und streichelte ihren Bauch. „Und ich weiß, was ich verlange, aber… ich hätte dann gerne Dhaôma hier. Nur für den Notfall. Ich möchte nicht…“ Sie legte ihm einen Finger auf den Mund und brachte ihn so zum Schweigen. Ihr Lächeln wirkte traurig.

„Es ist dein Wunsch, nicht wahr?“

An dem Abend sprachen die beiden kein weiteres Wort miteinander. Dennoch reiste Mimoun nicht gleich am nächsten Tag ab, sondern wartete noch zwei weitere Tage ab, damit sich das Dorf an den Gedanken gewöhnen konnte.

Bevor er abreiste, bat er Jadya noch um einen Gefallen. Zögerlich holte er die zwei Klingen hervor, den letzten Rest von der Rüstung seines Vaters. Sie erkannte sie sofort. Sie hatte die Rüstung lange genug an ihm gesehen. Er wollte sie wieder ihrer Bestimmung zuführen, etwas zurückbekommen, von dem, was er verloren hatte. Kopfschüttelnd tadelte sie ihn, dass er nicht schon früher damit zu ihr gekommen war. So hatte sie keine Zeit, es bis zu seiner Abreise fertig zu bekommen.

„So habe ich einen Grund mehr, wieder hierher zurück zu kommen.“, lächelte er reuig. Mimoun hatte nicht gewusst, wie er seine Bitte hätte vortragen sollen und sie bis zum Schluss hinausgezögert.

Für den Rückweg plante er ein wenig mehr Zeit ein, damit er nicht erschöpft zusammenbrach, wenn er bei Dhaôma angelangte. Sein Magier wäre sonst sicher böse mit ihm. Vor allem weil der Geflügelte immer darauf bedacht war, diesen zu schonen.

Am dritten Abend sah er die Insel dann schließlich vor sich auftauchen. Auch jetzt hatte er alle Dörfer umflogen, um Zeit zu sparen.
 

Wherever you go

Whatever you do

I will be right here waiting for you

Whatever it takes

Or how my heart breaks

I will be right here waiting for you
 

[right here waiting – Richard Marx]



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KuroMikan
2014-12-07T20:23:49+00:00 07.12.2014 21:23
hallö :)

aww~ sie haben sich geküsst :) endlich ^^
total traurig ... *schnief*
oh gott ich hab den totalen klos im hals/bauch (whatever)
ich bin total gespannt was jetzt passiert!!!!!!!!!

lg Mikan


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